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Full text of "Dr. Martin Luther's sämmtliche Werke"

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5* 


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Dr, Martin Luthers 


ar irchenpoſtil le. 





Herausgegeben 
von 


Joh. Georg Plochmann, 


Doetor dee Philoſophie und‘ zweitem Pfarrer bei bee 
| Hauptkirche zu Neufladt ‚Erlangen, 





"IL Predigten über die Evangelien, 


Sechſter und letzter Band, 


u enthaltend die Predigten uber .die Eoahgelien an ben 


Feſt⸗ und Apofteltagen, 


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Erlangen, 
Werlag von Carl Heyden 


1828 


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Am Sape gobannis, des Heiligen Apoſtels und 
Evangeliſten. 

„Evang, Joh. 2, 19— 24. 0 1 


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Am Tage der unſchuůldigen Kindlein. 
Evang. Matth. 2, 13-18 0.0000. 


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Am Lag der Beſchneidung des Kiableins Jeſu. 

| Goang. Luc,2, 2, 2 nikon. ud 
An x Sup der Erſcheinung des Hein, oder wie 

‚man fagt, an der heiligen..drei ‚Könige: ‚Rage. 

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Ei anderer Sermon am Tage der Erbin tes 

„ Deren Chriſti. .. 

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in fein’ Amt getreten, König ijnd Friefter vo 
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Am Tage der Opferung Chriftt in dem Tempel. 
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Dr, Martin Luther’ 


Kirchenpoſtille. 





Herausgegeben 
von 


305 Georg Plochmann, 
Doctor ber. Phlioſophie und‘ zweiten Pfarrer bei ber 


Hauptliche zu Neuftadt + Erlangen, 
"IL Predigten über die Evangelien. 
Sechſter und lekter Band, 


enthaltend die Predigten über die Evangelien an den 
Feſt⸗ und Apofteltagen, 








Erlangen, 
” Verlag von Earl Heyden 
18278 


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Dr, Marti n guthers u 
fammtlide Werte 


| Süunfzehnter Band, 
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Erſte Abtheilung. 


Homilerifheund katechetiſche Schriften. 


Fünfzehnter Band. 


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- Erlangen, — 
Berlag von Carl Heyder. 8b F 
1 828, 





wohin fich die Wiindergeichen jiepen; bein, Her, Keyfel 
Yan auch Wunderzeichen tbun. e 
Die audere Berufung geſchiebt durch Menſchen, 
‚uud daſſelbige doch auch von Gött, nämlich, durch. Mittel. 
Und das.ift eine Berufung der Liebe, als wenn man 
“einen aus dem Haufen erwählet zu einem- Bilser oder 
Prediger, zu dem man ſich verſiehet, er habe Das Wort 
Gottes, und. könne ed andern auch durch ſeine Lehre 
und Predigt mittheilen. Da ſehe man. ja fleißig drauf, 
daß allda nicht auch ein Schalldauge, ſey, daͤß man, 
irgend felbft, eindringe zu predigen/ eß ſey ums Bauchs 
wiſſen oder Ehre halben; denn es iſt gefährlich, es wird 
‚auch nimmermehr wohl hinaus gehen. Biſt. du. gelehrt; 

und verſteheſt Gottes Wort wohl, meineſt auch, du 
wolleſt's andern rechtſchaffen und nützlich vortragen; harre, 
‚will es Gott haben, er wird Dich wohl finden.Lieber, 
laß dir Die Kunſt nicht den Bauch zerreiſſen, Gott hat 
deiner nicht. vergeſſen; ſollſt du ſein Wort predigen, 
‚er wird. Dich zu ſeiner Zeit wohl fprdern. Setze ihm 
‚Kein Ziel, Zeit oder Stelle; dehn. wo du nicht hin willſt, 
da wird er dich hintreiben, und wo du gerne‘ ſeyn woll⸗ 
teft, da ſollſt du nicht, hinkommen. 


Dieweil aber niht ein wenig, daran gelegen iſt, 
‚wie man zu dieſem hohen Amte komme, und jet ihren 
‚viel find, die ſich des Apoftelamts rühmen, oder je fid 
würdig dazu adten, muß. ich ein wenig weiter dayor 
‚fegen, zu Troſt etliher Gewiſſen, die. durch den Teufe 
‚befrogen werden: wenn fie ein. wenig, von, dem Evan: 
gelte konnen ſagen, meinen fie, fie müſſen bald auftreten 
und andern ſolches auch predigen. — 
Saanct Paulus ruhmet ſich in der Epiſtel an die 
Galater 1, 1. „daß er ein Apoſtel fey, nicht von Men: 
hen, auch nicht durch einen Menfchen, fondern durd 
Jeſum Chriſt, und Gytt den Vater ermählet;* meldet 
er fonderli wider. Die falihen Apofteln faget, die fid 
‚ber keines dürfen rühmen....Diefe Worte.St. Pauli woller 
Wie befehen, die werden und zu diefer Sache wohl dienen, 
umd erftlid anzeigen, waß dieß Wort, Apoſtel, heiße. 

u. Motel iſt eben fo. viel geſaget alb ein Geiandter 

Darum, baß er von eineng andern gejandt wird. Tiel 


Snpateryiäni des f ünf N ehnten 
Bandes. 


Dr. Martin Luther's Nirchenpoſtille. = 


Predigten über die Evangelien an den Feſt⸗ und 5 
| ‚ Apoiteltagen. — .. 
Am Tage Andres, des heiligen Apoſtels. Weite 
Soang, Matt. 4, 18-22. 2:0. 1 
Am Tage Barbara. - | nn 
Evang. Matt. 25, 1— 13. .... . 86 
Am Tage Nicolai, des heiligen Biſchfss. - - 
&vang &ur, 12, 35 — 40. „eo se 0 . 30 — 
Am Tage der Empfängnif Mariä, der Mutter Gottes. 
: @vang. Luc. 11, 27.23 000. 42 , 
Am Tage Thoma, des heiligen Apoſtels. nn 
Evang. Joh. 20, 24 — 209. ... 8 
Die Epiſtel oder Prophezeihung Jeſaia, fa m man in 
der Chriſtmeſſe lieſet, 
Jeſ. am 9. Kap. I-7. one + 6 
In der Chriſtmeſſe. U 
Evang. Sue. 114. Tone . 118, 
Evangelium’ in der Fruh⸗ Chriſtmeſſe. 
Evang. Luc. 2, 15 — 20 . oe er 8 02 0 4 124 
Im dritten Weihnachtsfeiertag. In der hohen Ehriſt⸗ 
meſſe. . 
Evang. Sch. 1,114. - «een 1 
Im Loge Stephani, des heiligen Maͤrtyrers. 
auass — 23, 34-30. BEE en \ 3 


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1 Snpartvergeißnig 


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— Am Tage gohannis, des Heiligen Apoſtels und 
Evangeliſten. 


Evang. Joh. 21, a2 Pr 


„! or. ! 
Am Tage der unſchuldigen Kindlein. Zu 
Evang. Matth. 2, 13—18 . 000.1 


Am Tage der Beſchneidung des Kindleind Jeſu. 
Goang. Luc. 2,2. 2 0 *9 


"Am Tage der Erfiheinung des Herrn, oder wie 
man jagt, an der heiligen drei Könige Tage. 
—Evang. Matt, 1A. u ce. 1 
Ei anderer Sermon am Tage ber Erfcheinung'des 
‚ Deren Chriſti. 
Evang. Matth. 2, 4 1-12, nen 
Ein Sermon von. der Taufe Chriftt, in welcher er 


in fein Amt getreten, König und Priefter vom 
Vater ˖geweihet iſt; 


geprediget am Tage der —R Seren 
Speifti, 


a Tage St. Bauli Belehrung. u 
Evang . Matth. 19, 272 30. .o. .oe y 
Am Tage der Opferung Chriſti in dem Tempel. 
Evang. Luc. 2, 2 — 32, ‚v0 « .2 
Ein anderer Sermon am Tage der. Opferung 
ECbhriſti im Tempel. 
Cvang · ein. 2, 2 322... 
—E Tage Matthia, des heiligen Apoſtels. 
Evang. Matth. 11, 25—30 0. . 2 
Am Tage der Verfüundigung Mariä. 
- ®oang. Euc, 1, 26 — 38 oo. . 2 
‚ Im Tage Philippi und Jacobi, der.- heiligen Apoftel. 
Funng. Zoh. 1€ 1-1 er EZ 


. a re. 


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mit feiurue "arößern Schäden verderbet, deim init, Mens 
- fen Wort und weltlichen: Satungen. „Gott iR! alles 
> wahrhaftig ; ber alle Menſchen Tnd "Lügner, Mi: 
3, 4. Und eben dazmı Hat Chriſtas. fein. :Evangelirui 
De andere heilige Schrift uns: gelaffeny- auf daß damit, 
") und nicht mit menſchlichen Satzungen, feine Ormeinde 
x; gebauet würde. Welches, wie es. :biäher ‚- mehr denn 
| bei dreihundert Jaͤhren,“ ſo erbäruili verachtet, ja gang 
und gar verfehret iſt, yeiget-der "Stand der dreiitkicgeit 
Pemeimde heutiges Tages genugfam "an. | 
Aus Diefen Worten Et. Pauli, da er gu dem Bu 
latern 1,1. fagt, „er fey ein Apfel, nicht von Minus 
1. ſcen noch burq Menſchen, ſondern durch Jeſum Ehrift 
und Gott den Vater erwählet, zeiget Hieronmmus wierers 
lei Art der Apoſteln. Zum erſten, ſind etliche Apoſtel, 
die nicht von Menſchen, noch darch einen Menſchen, 
; | fondern durch Jeſum Chriſtum und Gott den Vater ’ers 
| wählet find, als etwan die Propheten und alle Apoſtel. 
| Zum andern, find wohl etlihe von’ Ostt erwählet, aber 
durch Menſchen; ald, die Singer der Apoftel, und alle, 
fo big and Ende - der Welt änftatt der Apoftel rechts 
fhaffen in das Predigtamt treten, als Biſchbfe: und 
riefler..-- Und dieſe fünnen ohne die erften. 'nüht feon, 
von melden fie ihren Anfang haben. Zum dritten, find 
etliche , die von Veenſchen und nicht von Gott ſind er⸗ 
wählet; als, wenn! man’ einen ‚irgend Gunft und Freund» 
ſchaft halhen dazu nimmt: wie wir jest ihr vicl ſehen, 
die alleine aus Gunſt des gemeinen Volkd zum prieſter⸗ 
lihen "Amt angenommen werden. Das find Pierongmi 
Worte “gewefen. Hat fi "das Unglück zu Hiervnywmi 
Zeiten angefangen, ja, etlichermaſſen begunt Sräftig zu 
werden, fo: ift’s- fein Wunder; ob es gleid jet trium⸗ 
phire, berrfhe, vegiere, und Weberhand habe. Denn 
diefer Art müflen alle bie. ſeyn, fo ſich ſeibſt dargeben 
zu Bifhöfen und Prieftern, ehe fie dazu gerufen wer⸗ 
‘den, welche nur Bauchknechte find und ehrgrigige Leute. 
Darum feben wir aud) wohl, was die ‚Sriftticge Gemeinde 
fir up und Dramen, von ihnen haben ,. 
um vierten, iſt eine Art der Appfteln, weh Wocher won 
Gott nocpwnn Benfgen, and, nick vur Denken; Tondein 


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wo Inpaltsverzeihuig. 

Am Tage der Erhebung des areujes Chriſti. 

Evang. Joh. 12,. 31 — 56; oo . 2 
Am Tage Michaelis. | 
WW Frans · Matig. 18,1 10. 20 0 

an. Tage aller Heiligen. - 

i | Gvang. Matth. 5, 1212. Ur ur 4 .. 

“ Am Tage Katharinä. no. nt 

“ Goang. Matth. 25, 113. PR ur Fr zu 

Yon — der Kirchweihung. u | 

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Preisen über die Evangelien‘ an“ den. Si 
und Apeftehtägen . euer 


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Am Sage Andtea des Heiligen an, 
Evang. Matth. ui 18 22. j 


an begebet heute das de des heiligen: pofiil 
&t. Indreä. -. Der Legende, die von ihmi.gefihrieben. ift,; 
wollen wir ſchweigen, ſintemal, daß fie ſtinket mad) Fleiſch 
und Bit. Es ift uns genug, daß win wiſſen, DaB er 
ein Apoſtel ſey, zu dem hohen Amt berufen: - Denn 
Apoſtel heißen Boten, Die Gott. bat durch ſich 8* er⸗ 
wihlet, daß fie ſollten das Edangelium 'prebigen,; und 
tinen Grund legen, welcher ohn' Mittel, und damach 
durch ihr Sterben und Blutvergießen das Evangelium 
ätigt; and Dad find Die höchſten Titeb;- Die man ih⸗ 
ven kann geben; da laſſe man's bei. bleiben. Weiter) 
man fie ehren fol, habet ihrYam:iuft gehört; nams 
ich, daß man bie. lieben. Beiligen :laffe bleiben, bo. Me 
‚ und pflege derer „bie hier nis: und leben; 

haben: gnugſam zu fchüen mit wiid:, Daß wir recht 
fhren, wie Chriſten len; darum laß: man fie bleiben, 
ie fie Gott geſchicket hats wie können's nicht willen 
begreifen, wie fie dont leben, Jene Weit tft viel 
derö, Dein dieſe: dieſe bier .miffet fih mit. Tagen und 
den, jene Welt ift micht alfo; daß St. Petrus 2; 
ft: 8, 8. wohl auß dem Palm 90, 4; gejagt bat:“ 
„Eines aber ſey euch unverhalten, ihr Lieben, dap: ein 
g vor dem Herta tft wie tanfend Jahre, und taufend 
wie ein Tag“ Darum kalte man ſolche unnad⸗ 


—— der Siccunpofihe Surptre 077 “ 


—* Berk; —8 





















1 


Belummernif liegen, und treibe das, da und was « 
liegt, namlih, daß wir göttlid Ichen durch den Sk 
‘ben, und riftlih durch die Liebe; das find die zr 
"Stüde, barinne unſer Leben — jpl... Wenn 
fterben, wird Ins Soft wo erdrdnen und —X 
die er und will haben. 

Wir wollen die Pi vie des Evangelii ein wer 
handeln. Da nim der Herr Chriſtus nah dem To 
Johannis ded Täufers, ud Berehl- feines himmliſch 
Daterdr DaB. Evangelium. vom. Reich Gottes gredig 
ſollteerſtlich vurch das jüdiſche Land, diemweil’'er”e 
Menſch war, ſterblich; wie mir, und auf einmal nik 
an viel Orten feyn fonnte, erwählete er ihm etliche — 
hülfen, "Die er auch ausſenden wollte, das Reich Go 
zu predigen im jübifchen: Lande. Und. ſonderlich erımi 
lefe er biezu vor nehmlich ibrer zwölfe, unterwelch 
uch Andreas. einer war; wie bier Matthaäͤus ſchreib 
Und das war die andere Berufung. . Johannes al 
beſchreibet bie erfte Berufung , und fagt, daß - Andre 
ein Junger Johannes ded Taufers fey gewejen, und 
er ‚feinen Meifter habe hören. von Chriſto zeugen, d 
er das Lamm Gotted, md der ‚echte: Meifin® wäi 
ift er bem Herrin nechgefelget, und einen ganzen J 
bei ihm blieben: und wie er darnach hingehet, und ru 
auch Petrum, feinen Bruder; uud ſprach: er hatte M 

San funden w. Sob. 1, Al. . Das war der Anfa 
sb die erite Berufung, : nionlich: zu hören: das Eu 
gelium won dem Deren Chriſfo. Denn, follten fie andy 
prebigen, mußten fle es zuvor hören und lernen. Di 
nad, da fie nun andern predigen follten, berufet 
der Derr fonderlih, und thut ihnen Befehl, wie u 
we He ſich halten follen. . . 

‚Run i fl dem Herrn an. diefer Berufung nicht 

—* darum iſt er auch nicht hinein geplun 
—* einen Jeglichen! ohn Unterſcheid zu einem ſolchen 
erwähkt. Er wird .fonder Zweifel ſolches obn Ru 

Willen feines bänmlifhen Vaters nicht. geh 
baben; wie dad Lucas 6, 12. 13. klärlich angel 
da er fpriht: Der... Heer. ſey gu einer Zeit auf“ 
ner Berg gangen, allda zu beten, und habe eineger 


‘. nr y "x 









Zum beitten, hat, Chnftut 1 tie; arme 
Beute zu deu * bien, dag biefelbigen 
deito leichtex, ihm, „Fön * m. Denn fein ‚Reis 
der hätte ihm Tekal Pi olgep, und, „(ein „Güter Iafr 
fen" Abe Wi Kun iR eite_ große Hindernig, 

Khrifto nadhzufolgen ‚wi ehe ne. 14, 19. fagte, der 
jur Hochzeis, Fommen fallt; „Ich. babe fünf Jod Och⸗ 
ei, gefauft Bi: ‚ach. gehe, jegt ‚bin, „je zu bejefen, id 

e. — enichulbige ‚mih,“ Bi au ein ſchön Exem- 
he A von dem reihen 













—* 
in » 139 ARE * Air du vollkom⸗ 
— Ko ge — was du bafl, und gieb's 
den Armen, a eineu Schatz im Himmel haben, 
und Tomme, un folge wit nad;, da der Jüngling dad 
Bort hörete Cprigt,der Cpangeliſt), gieng er betrübt 


von..ihm,. beun „er hatte. ‚viel Guter,“ Da ſprach der 
Her zu, open Sängern: Wahrlich, ih fage euch, ein 
Reicher wi — {n Hibmel fommen. Und weis 
ia * * J HA &8 if leichter, daß ein Kameel durch 
Ya del Jr alter ‚denn. dag ein Reicher ind Reid) Gor⸗ 
omnug,“* Ge ahrlich und ſchwerlich iſt's, groß Out 


— denn es dem mei 
Br Be nint jplte dran bangen, noch ſich 
einer am Gut. fo fann er 


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Pohin Ih Die. Wunderzeichen ji : 
Yann aud) —— thin.“ U" “ 
Die ‚andere Berufung geſchlebt Durch Menſchen 
nd daſſelbige doch auch won Goͤtt, nämlich durch Mitte 
Und das.ift eine Berufung der Liebe, als wenn me 
"einen aus dem Haufen erwählet zu einem Biſchof odı 
Prediger, zu dem man fich verſiehet, er habe das Wo 
Gotted, und koͤnne es andern aud buch feine. Leh 
And Predigt mittheilen. Da fehe man ja fleißig drau 
daß allda nicht auch ein Schallsaugẽ fen, daß mar fl 
irgend felbft, eindringe zu predigen,.e& fey ums Baud 
iwiffen. oder Ehre ‚halben; denn eb iſt gefährlich, es wiı 
auch nimmermehr wohl hinaus gehen. Biſt du .gelehr 
und verſteheſt Gottes Wort wohl, jmeineft aud, 1 
nolfeh’3 andern rechtſchaffen und nuͤtzlich vortragen; harr 
wi es Gott haben, er wird dich wohl finden. Liebe 
laß dir die Kunſt nicht den Band jerreiffen, Gott 5 
deiner nicht vergeffen; folft du fein Wort predige 
et ‚wird, dich zu feiner Zeit wohl fordern. Setze ib 
Jeln Ziel, Zeit oder Stelle; denn wo du nicht.bin will| 
Da .wird er dich Hintreiben, und wo du gerne ſeyn wo! 
teſt, da ſollſt du nicht hinkommen. 
Dieweil aber nicht ein wenig, daran gelegen iſ 
wie mon zu dieſem hohen Amte komme, und jeht ihr 
viel ſind, die ſich deg Apoftelamtd rühmen,. oder je fi 
würdig dazu sihten? muß, ‚ein wenig weiter dayı 
jun, zu Troſt ei icher wiſſen, die durch den Teuf 
betrogen ‚werden: wenn ſie ein wenig, von dem Eva; 
gelin Fönnen.fagen, meinen fle, fie müflen bald auftreti 
und ‚andern ſolches auch predigen. s : 
Sanct Paulus. rühmgt fih in der Epiftel an d 
Galater 1, 1. „daß er ein Apoftel fey, nicht von Meı 
When, auch nicht, Dur einen Menfhen, fondern dur 
Sefum 'Ehrift, und Gott den Vater erwählet;* welch⸗ 
8 ſonderlich wider die falfhen Apofteln faget, die fi 
„ber feine dürfen rühmen. „ Diefe Worte St. Pauli wol 
wnir befehen, die werden und zu diefer Sache wohl dienei 
und erſtlich anzeigeg, was dieß Wort, Upoftel, heiße. 
.. poftel iſt eben fo. viel gefaget als ein Gefandte 
Barum, baß er von einen andern gefandf wird. Dief 














ee: — 
‘ 

ame iſt ein heſchoͤnig Name, ‚ugd..d 
ıd ebeliß;"bagu führet er eine: große Deinuth, In dem, 
Bi der, fo dieſen Namen hat; "bon ' andern ges 
ndt wird. Er zeiget Auch an Dieuftbarfeit und Ger 
vefamz "auf dag nicht irgend einer wlelleiht ſich des 
'amend ruhe, und falfche Befing drauf fege, eld 
äre es ein Name großer Münrdisteit, und eines hohen 
itels; fendeen er; joll vielmehr gegögen und geriffen 
erden durch dieſen dieiiftbaren Namen auf den, der 
a gefandt bat, von welchem man das Anſehen und ‘bie 
dürdigfeit des Geſondten und Diener achten fol, auf 
ih man den Dienef und Boten deſto ehriicher arinehi+z 
id handle: nicht, wiegt unfern, Zeiten, da bie" 

en, Apoftel, Biſchof, und andere, wicht Aem— 
ienft, fonbetit‘ N icafteı 
’ginhen.” 
em. wi 


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Br armen Leuten an * Nſhet 

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he, ir. .! 

—* — — Prey dat er . zu be⸗ 
ET N tert groß Theil der Melt; iteni Duty . 
Eli ifältm ," Sonam, und andere Leute mehr, die 
nen Anfehens find 'gewefen, hat “et reffliche 
<Haten alisgerichtet, Närrifh it der Cute Math und : 
Arippläge‘; ‚Die da jegt ſagen Wenn das Gottes Rath : 
und Wille "wäre, fü würde er ein Contilium laſſen zu· 

En- vobetr wurde dieſe Lehre "den Biſchofen 
ind "Pedtaren der Kirchei/ gaben ¶aber die Matten fehen 
nicht a8 Gottes Ruf ind Wille iſt. Die das Evan⸗ 
geliun ” jege” treiben, ſind es nicht, die es Ahunz fie 
find nur eine Larve und Mummelei, durch “ welche 
Bott ſein Wert und Willen ausrichtet: Ihr fepd's nihe 
richt KR die die Fiſche fahen, ih siehe das Peg 
fett. “Das kann aber niemand erkennen, wie Gott 
duzch Schwache wirfet, denn der dä glaubet. 

e fie über has“ Netz flicken,gehet darauf; 
iſchafcnen Prediger den falſchen Lehrern das 
il’ nat der "Schrift ftepfen; und. fie 
Yerin, Ge Yälfayen or nd Lehrer thun nichts Anders, . 
denn "daß fle das da6 ift, das’ Erärigefiunt, die 

beiten M Bf mit fol —* ‚Lehre zerteißen / und immer 
en Fi dem andern uns dem Nege Heben: Da 

fllen Fa bie‘ redjfen Apoſtel en,” und re dem Evan⸗ 
jetih"” Ad kechtem Verſtand der ' Schrift ' wehren, wie 

&t, Yaldıs füm Tium' 1, 9; fager: „Ein Sirhof fon 

Mae se Ber gewiſſen Wort ·der Lebre? aufldag er 

le Ri — di “ die e ſame ihre, und 

% en berſptegh 
























linden. * 


— r ⸗ 


Bo ift num, dab Ne ‚Gyumme ynb.der Inhalt dies 
vangelii, —* der heimliden Deutung. Chris 
srbert undlzn" ſih, dären wir fi Sütigteit fpüren 
ie darnaqh⸗ wo wir feine Guůtigteit grfennen, 
—* Aus Ph mittheden und difrutlich predi⸗ 
Par nicht He, denn wir werden, daz rt 
wir ‚andere, au faben he) berzu brid 
* sit das Wort Ste nd da, f 
welches; da — das mus Bi Kath: 
‚oe werfen, daß ei iſch 
fahen. Hnfere, J 
find,..die Süer, welche, ‚anitaft 
Bort Gottes, das heilige ea e 
Men jen ſich wor der % 










ak 
Er i 


* die wit 


denn das ift ai re — i 
FM auch mit Gefahr” feinss gchens, . — J 
ft drauf ſtehet, frei aufs Aaffer oder - — 
darf. Es wird aud Mer Sifner feiner "BR 
Fide fahen, er verlaſſe denn fein eigen Rep, 
b, wergefie , ſeines Lohns und Nupes , ind fel } 
deren 33 nad. Das müßte wahrlich eig 
Fifher jegn, wenn ein unfhädlid Ungewitter — e 
18 Waſſer, und er wollte die Fiſche, fo er nıl ges 
ı hätte, Furcht halben wiederum geben laſſen; fire 
<& die Katuy und Art des Evangelii ift, Aüfrubr 
Zwietracht Widerwartigkeit und" Verfoigung mit 
bein jen, wie Chriſtus felbit fagt Im Matthäo“ 10, 
„Sr folt nicht, währen, Daß ich kömmen eh, 
a“ fenden auf Ert eben; ich bin nicht fommen, 
: zu.fenben , fpndern daB Schwert, Denn’ ih 
mmen den Menfchen. gu. erregen, wider feinen Was 
ad die Tochter wider ihre Mutter, und die. Schhur 
ihre Schwieger, und des Meüſchen Feinde merdeh 
ügene Hausgenoſſen fegn.“ Und det miürfen Jich 
vebiger, Ki alle Chriſten gewißlid verfchen. Da 
f Dießmal genug von diejem: Evangelig, wollen es 
laſſen —— und. Gott. um Rn Gnade und 
erzigfeit anrufen. ! 












won Tiretirfeikgt Hexkeckmens. als/ die falfchen Prophetenn und 
Seife Apoftel,welhe: EA; Paulus an viel Derteru-wüh 
sub Yfortberlidy. in dex Epiſtel an die Galater,i;" Belle 
felfche Meoftek.iuienketin die Schriie- Lbebelthäten ssunds die 
ich: —— kõunen⸗ in. Dia; rechtſchaffenen Apoſtel ECEhri⸗ 
Ri wit; im. Zphanne.10,SBu beißt, fic.:dex..Dert, ‚Diebe 
und Die von ihnen-.falbft lemmen.Alſe 
ouch Gon im; Zerevie 23. 21: Ich, babe die 
nicht geſandt, inpeh: Hiefen fies redetq nicht 
mit ihnen, noch babe: fie gepoediget oder ge 
39 dioſena; Stud. ſall.mn. Ih ſonderlich üten. Denn 
baiıit wolltaChriſtan nicht, daß die Teufel von ihn 
dd ee; fallen .:abufe gleich. die Wahrhelt ſagten 
aufbau ter Dear Schein „Der Wahrheit die: Lüge 
Dob Todes wait seingieugen gutemal· der, for ande ſid 
felbßwuhet a. nichts .audetä rohen kann, Denn, ‚Fügen 
wie Chriſtus im Jobanna agk- Und, derbhalben, au 
Nagj⸗dir Anoſdel nicht eds ihnen ſelbſt redeten, gab ihne! 
ed: ofeinen »eifturdavan.ıer alfo ſpricht: „Uhr; fe! 
ed: nicht, Die dei reden; ſandern enerd VPaters Geift..ı 
t&,;:dei, durch euch, wedet t Matth. 10, 29. Und i 
: Quca QAAS. ſagt ein. Ich will euch Mund and. Mei 
heit; geben s- welchen nich ſolen widerſprechen ‚Bogen 
uch ‚wißgeßeen: ‚alle. care: Biderwartigen.⸗ * 
nn chunwß ıbier ſagen non ‚einer. naͤrriſchen Ringe nie 
" ke. Renſchem amd ſonderlich der Moönche und Pfaffe 
Die: doch:ſehr eine: heftige Anfechtung davon haben ; den 
fe flagen:: alfa wie ſiee den Zentnor des Horrn Haber 
und darum werden fe. and: Iwang und. Noth, des epg 
gelifdyenc ot gringen igu ptedigen., md „ende 
‚Reufe zu ‚ Bud: Dechbaiken „wo: fie: -Michk.prebige: 
haben firsieih, * nach: Gewiſſan darüher Aund · gla 
kbend d daße des Sen ihrad Herrn wergraben, und. al 
ſchuldig ſthaemiger Verdammniß. Das xichtet alles d 
- -Tenfebngmg auf daſßz er; ſien unbeſtändig mache in Ihre 
Veraf⸗arrin· ſie ſind berufguee: QQ lieber Bruder, Ch: 
ſtus märhtshich. frei, mit / Gar Wort von, dieſer Fra 
und Bekümmerniß, ſiche nur eben daſſelbige. Evangeſir 
nan⸗man Aka: eben ri os ſagk: Gleichwit ein Penſe 
hep bes Band iyogı wafte feinen Knechaen mmd-shet kon 


— 9—. 


feine Büter ein,“ Matth.. 25, 14, fiebe, er zufte.feinen 
Anedyten: wer hat dich gerufen? Fieber, harre,. bis. dich 
Gott fordere, biß indeg ſicher aud gutes -Mirths.. Zu, 
wenn du weiſer und Püger. wäreft denn ‚Salomon und, 
Daniel, doch folteft da davor fliegen, wie vor der Hölle, 
daß du auch nur · ein Wort rebeft,..bu würbeft deng Day 
„ gefordert und Berufen. „Bird, Gott deiner — 
eird —— N rufet ‚er dich ‚nicht. Fieber ,. 2 
! die deine Run 2u.] ai jet. Du ‚bei 
febr närrifch auf ben 8 —— den a 
! wollteft; „glaube mir, niemand, hie nk) Prepigen Ruß 
| füeffen, Denn der ohne,jeinen. id Igierdg. ‚gie 
| wedigen und zu. lehren. wird geford dert ER gedrungen, 
Denn wir haben nur Einen, „Meilter,, unfer Pi a 
! Ehriftuß „ber Ichger,, plleine , ‚und. bringet Frucht Dur 
4 Knechte, :die «er „Layır, berufen ‚hakz.mer eb uns 
5 berufen. leheet, der Ichzet micht. ‚ohne Schaden, 1% 
\ —* und.der Zu am 4, daß, Cheii, acht, bet 


dm 
& Bor folhen. fa ein ‚und Apotete wars 
= net und Chriſtus treulich da.er. ſagt ebet euch -vor 
dvor ben faiſchen Propheten, Die zu, euch Fommen in Schaf 
v feidern, inmwendig-aber find fie reipende Wölfe,“ Matth. 

7, 15.. Deßgleichen warnet,. guch Paulus. die Mötier: 
© „Sc ermahne euch / lieben Brüder daß ihr — auf 
= bie, Die da Zertrennung und ‚Xergerniß anrichten, ‚neben 
2 der Lehre, die ihr gelermet, habt, und. weicht von den ⸗ 
:; felben,* Röm. 16, .17.. Und die, Biſchöfe zu Enhefo 

ermahnet er auch fleißig, „fie ſollen der Heerde wabr⸗ 
nehmen, e8 werden gewiß „jaljihg  Gehrer. und.reifebe 
Bölfe. uiter fie, toınmen,“ Apoitelg. ‚20, 29.." Dfägleis 
Ps dub ch. Petius, der fagt:., „Öleichnie‘. allzeit 

And. falfche. Drypheken geweſen, "elle. wird. es jet t „such 
nicht fehlen,“ 2, .8 2, 1. Denn das if gemiß, 
man mag — ih hulich erjsben, daß neben’ der 
rechtſchaffenen· Lehre. allezeit falſe Lebre mit, unterge · 
menget wird; „ben. Teufel üft; zu Uſig, fd thut ihm mehr, 
daß ihm fein. Reich, Durch... „zechtfharfene Lehre fol zers 
föret und--angefochten werben, welches er alle 
tngen und faliher Sabre gehälf, doch unter, tiners Cd 
































a 














Na“ 


— 


\ ’ 
— 18 — 


auf daß er ‚und nicht ſicher und ſchnarchend finde, ı 
bier diefen thörichten. Jungfrauen gefihieht.: © + 

“ Wenn. nun dieß Reich .geprediget wird, fo rich 
’€8 folde, Dinge an: Etliche nehmen’3 mit Herzen ı 
und laffen’8 ihnen ein Ernũ feyn, glauben dem Bo 
and fahren auch heraus, thun gute Werke, Jet 
ihre Lampen leuchten. vor der Welt; denn fie 
Lampen und Del, das, Hauben“ und Biel en 
jerüftet: die werden die Klugen, Jungfran 
ebeufet.. Darnach N we nehmen das Ev 
ſhlaͤferig⸗ loſſen es ihnen ? 
Ernſt fegn, thun wohl biel Werke, „aber, 28 fehlet. ihr 
am Glauben, ‘meinen, „fie, wollen es mit den Wer 
außrichten, ſind Ncher, up denken, es babe feine Ro 
Gott laſſe ih ik, Wetten beyaplen;, Die werben ı 
durch die horchten ngfryoꝛ n angegeigt. In I 
Schrift heißen die thötiht, Die Daunicht dem Pgrt, Got 
gehorchen, bie ihrem Kopf näcfelgen,, läffen ihnen ni 
fügen, ſondern ihr Kopf ‚ber beſte 5, aber denfelbic 
wu zuletzt, wie es bier dieſen thörlpten gungfra 


ce jet Gefchlecht ſind in diefem Reich- nömli 
wo dad Evangelium und Gottes Wort geprediget int 
da iſt auch die · Uebung "bes Wlairbend; etliche. folgı 
etliche folgen nicht. Und merke hier fonderlich, daß di 
Parabel nicht rede von ben Verfolgern bes ronge 
denn die ſind ſchon gerichtet, und aus dieſem Reid | 
reits verftoßen; fondera rebet.von denen, die in Dief 
Reihe find. Er heißt auch die thörichten, Jungfraue 
denn fe haben den Namen, daß fie Epriften find, u 
gehören in dieß Reid); fie predigen audy dad Evangeliu 
Sun gute Werte, fa, fie ſcheinen hübſcher von Werk: 
"dein eben die andern. Was fehlet ihnen denn? € 
treiben's nicht mit Ernſt, ſuchen das Ihre und hi 
Gottes Ehre allein, es iſt Feine Furcht bei. ihnen; d 
Freude nehmen ſie fi ‘wohl an, ſie wollen alle z 
Hochzeit, und find ihr viel, haben allefammt Lampe 
fie find aber mit Del nidyt verforget. Wenn aber n 
der Bräntigam, det Herr Thriſtus, am jüngften Ta 
Tommen wird, da werben ihrer wenig mit ihm zur Ho 














u 4 — 


zeit: hinein gehen: Es war ' gar viel Volle auf Erden, 

da die Sändfluth kam; noch giengen ihrer mit Roah iin 
die Arche: mim acht Seelen, 2. Bet. 2, 5.- Alſo wird 
es hier auch zugehen, viel werden den Schein haben, 

als wären fie Chriſten, aber wenig werden: mit dem 
Bräutigam zur Hochzeit. eingehen. * 

. Da werden denn: Die thoörichten Jungfrauen, die 
Verkheiligen, die Heuchler, die iauf ihre Werke ver⸗ 
trauet haben, zu den: Mugen Jungfrauen/ das iſt, zu 
den rechtſchaffenen Chriſten, die Allein auf die Barm⸗ 
herzigkeit und Güte Gottes trauen; alſo ſagen 

„Gebet und- auch von eurem Del, denn unfere ernpen 

verloſchen/* in —32 

Ja freilich verloöſchen die Lampen, wo ailht Det 
iſt Werke thunsnicht,das iſt gewiß? Du- fanrdt“die- 
mit Werfen keinen Troft ſchaffen: Gottes Guude und 
Barmberzigfeit- iſt's, da mußt Du Troſt und Hülfe ſuchen. 
Wem ſie der beweiſet, der hat'ß; 3. darum ſagen die Rligen 
zu den Thörkchtemt ': J 
„Richt alſo, auf daß nicht uns‘ und: eat gebreche. u , 

Das tft ein Donnerfdjlag: wider die, ſo ſich auf 
‚| Berdienft der: Deillgen -und-andere.Beute, verlaffen; fine 
| temal ihr keiner ˖ ſelbſt gnug ht, "'gefämeige denn, daß 
;| er was übrig habe, underm: miitzutheiben. Derohalhen, 
wenn ſte num kommen werden und anklopfen, und / wollte 
‚| auch gerne-aur Hochzeit hinein geben, werden fte; wie 
die hörühteh Zungfraͤuen hören. müſſen: Ich! kenne 
euer nicht, ſie ſind herein, die herein ſollen Das wird 
;| denn ein erſchrecklich Urtheil ſeyn, Da werden fte vr 
!| allen Heiligen, ja von allen Kreaturen verlaſſen; denn, 
'| wen er micht kennet, den Fenneh-tilenande. - Darum: 
vl laßt und a: fleigig act. Haben’ auf Die Parabel,’ Dem 
Kl es iſt und geſaget, und! laßt uns das- Evangelium einen 
| Ernft ſeyn, laßte uns nicht ſchlafen oder allzuficrer'ftcheny! 
| denn ehe: wir's gewahr werden, ſo⸗ wied der —— 
A| der Herr Chriſtus, kommen? Ber Dart bereit ‘ut, der 
u gehet mit in Die nk eit. "Dub mehrer: mich der- Bert, 
u da er dieſe Gleichnißn —** deutet ſich ſelbſt/ weg 
#| ers gefaget habe, unb fprichtt“--: 

) „Darım wachet; Denn Ihr — weder den EI PR ZN 


Br Stunde ,, in weicher ‚des seem. Gab. lop 


„men, wird.“ Ber int nd 
. Bier er and. and. an einem uber Opte —— 
Rah. ‚eig, in ſteter Bereitſchaft (gen. ;follen.:.zu djefenn 
Tage „2a, engl füget: „Laßt ſayn eure Len⸗ 
den, und brennen eurg- Richter 3: ndn.fayb :aleich den 
Menfhen, die. da mayter anf ihren, Deryuy wenn er 
aufbreggen: wird „non uber; Naczgit.,: anf: Dafi,.wern er 
‚ Ipmpp: und anflonfet.„. te ihm bald -aufkhun® "Buc. 122: 
7 36. And. baid hernach fagt er v. 40.: „Darum ſeyd 
ihr auch bereit, . Fenn dos Menfhen Gohn wird:tommen: 
Hender. Stunde „da ihr: nicht - meigeiut tn. ER iſt noch 
in dieſem Evangelio, welches uns wer: aroſtlich 
—* Ml:n Dauer. ‚richt: «= 
Dia der. Bräutigam verieg⸗ wurden. de —* WR; 
rig; cund entſchliefen. — 
BAY — erdas iſt, beide, hie ‚Kluge, und Die 
SH Es ſchlafen die Klugen auch, DE rechten 
. Chrif ai andigen zu Zeiten auch: Gott, Fann in feinem 
eh Sümder weht leiden, mh. man ıhie Gpnde: nur. 
Rlenget, mon man ‚allein, anfthut. „wong me auklopfet; . 
Bm fein;.Neich iſt yichtä :anderk, denn tin Reich, Yarsc- 
—— an. nur immerdar Gänhe.pergibt. Sünde wird 
mohl,hleiben bein: Ghriften.. <.meil»leifd : und; Blut; 
Railfki:aber Das;äk,ber..Troft, daß min: wiſſen, ſie ſcha⸗ 
u und; nicht nt) gen wir Gott biſten ur wergieht. 
ja uns, wie Et. Iohanned „4. Epiſt. 2, 1. 2. ſa⸗ 
Seh, „Meine „Hintleigs; fbhes-fhreihe; ich cu. auf, 
daß ihr nichk. fündiggkz und. ph: jemoud Mündiget, ı fo. 
hahem wir-einen Jurſoeecher hei, Gott, Jeſum hriſt, der 
anrecht:ift, und denſelbige iſt Die Verſahrunghfür unſere 
BSBunde.nicht alleinnabern ſr die unſere ſondern andy: 
für;.:dex:. ganzen" Welt. nd im „Mater: Unſor bitte. 
— ORT: Bergen. als mie 
— woforn. Schuldigern⸗⸗ Matth b 12, Ölauben . 
FJo :aefchiehtı:ed une gewiß; Buni.a F 
ee ib as, Ban Ueterfän eifäe ben rechte 
Fenpagpens Chrifken rk ; zrfihen: —*52 Ghriften:, 
die frommen willen, wie: allein, Big, Gnad um) -Barınz 
Spagigtcit.. Ookted die Süpte : — die falihen. 


[al 





eu⸗ 


ausgehen, und. die Bboſen von den une 





fir it „eine Kraft Gottes allen denen, die daran glau⸗ 
“ Röm. 1, 16. Merket ja den Spruch Pauli. wohl 
uu den Korinthern, bag Gott die Unweiſen annimmt, 
af daß er die Weiſen biefer Welt zu Echanden woher 


4 = 
ld * ee ee 


et? Du gi Fde 
AR ; ie das‘ Be ei 







E dei See: 
Ken 
Kai 


Eu — Sehr iſt der —ã un 
An läge ‚Die da jept fagen: Wenn dad Gottes Rat 
ind Mille" wäre, E würde er ein Contilium Tafjet gi 
famımeın. Fordern, WÜch Ynürde diefe Lehre "den Bifchöfe 
and "pedtagkh Der DAR Men aber die Narren fehe 
nicht, has Gottes Nat id e iſt. Die das Eva 
geliun jegk treiben, find ‘cn mit, die es Fun; f 
find nur eine Karse und Mummelei, durd” meld 
Berf ind Willen ausrichtet. or fegd’s nid 
* die die Fiſche fahen/ ich siehe da8 Ne 
as kann aber niemand erfenuen‘; wie & 
wachheit wirfet ; denn der da glaubet: . 
"über das Kl fücten , (5 daran 


















Dein, Die yalf —* oh 
Yen? nt 3 das ar 
u * mit 









ändert aucs dem —— en. z 
Au ul Die Yedjfen Apoſtel ſeyn, "und Mitt dem Eva— 
euib ind "rechten Velftand "der ' Schrift : weiten, w 

" fü Tifunt‘ 1, 9; ſaget; Biſchof ft 
dehr gewiſſen Wert di "Lehre! guf daß 
määtig fe fu ermaßnen, "bie sei ſaine ’Lähre, ur 
au, rate ste ‚ge : — 







Gerechten,“ 1. Tim. 1, 15. auf daß die: Ehre ganz 
Gott dem Herrn zugeleget werde, darum, daß er aus 
#| Gnaden und lauter Barmberzigfeit ‘Die Sünde vergiebet. 
hr Goldhe Vertilgung der Sünden, darinnen Chriftus als 
n 





ein König des Reichs Gottes regieret, wirket er auf 
jweierlei Weiſe. Erſtlich alfo, daß er die Suünde ver 
giebet, nachläffet und bededfet, dermaffen, daß fie Gptt 
I ‚met anfehen, achten oder rächen will, ob fie gleich im 
Menſchen ift, wie der Palm 32, 1,2. faget: „Wohl 
dem, dem die Uebertretung vergeben find, deß Sünde 
bededet iſt. Wohl dem Menfchen, dem der Herr die 
Miſſethat nicht zurechnet, in deß Geift fein Falſch iſt.“ 
Und time Jeſaia 43 , 25. fpriht Gott: „Sch, ich tilge 
deine Mebertretung um  meinetwillen, und gedenfe 
deiner Sünde nicht.“ Jum andern alfo, daß er. die 
Sünde reiniget durch mancherlei Kreuzigung und Leiden. 
Denn es find zweierlei Ding, Sünde vergeben, und 
Sünte wegnehmen oder ausfegen. Wenn ein Menſch 
glaubet und getaufet wird, fo find ihm alle Sünden 
vergeben ; aber darnach muß durch vielfältig Kreuz und. 
Sterbung , fo lang er lebt, die Sünde außgefest werden. 
Die Sünde bleibt in uns, fo lange der fterblihe Leib 
währet; aber fie wird um Ehrifti willen nicht gerechnet 
im Zorn Gottes, fie wird aber mit väterlicher Zuͤchti⸗ 
gung abgefeget und gereiniget. In folder Ausfegung 
und Reinigung haben die frommen Chriften, fo fid 
im Kreuz rühmen und freuen, allen Troſt, Friede 
und Freude, wie St. Paulus ſpricht zu den Römern 
5, 1—5: „Run wir denn find redhtfertig worden 
durh den Glauben, fo haben wir Friede mit Gott, 
durch unfern Herrn Jeſum Chrift, durch welchen wir 
auch einen Zugang haben im Glauben zu Diefer Gnade, 
Darinne wir ftehen, und rühmen und der Hoffnung der 
zufünftigen SHerrlichfeit, die Gott geben fol. Nicht 
allein aber das, fondern wir rühmen uns auch der Trüb⸗ 
falen, dieweil wir wiffen , dag Trübfal Geduld bringet, 
Geduld aber bringet Erfahrung, Erfahrung aber brin- 
get Hoffnung, Hoffnung aber läffet nicht ir Schanden 
werden. Das alle8 darum, daß die Liebe Gottes ift 
ausgegoffen in unfer Herz, durd den heiligen St, 





wrz.. Gong. Matth. 25,1-,13. 
Die Legend vom Gt. Barbaren wollen wir fahren 
Taffen; denn kaum eine lauſihere iſt in dem ya der 
‚gendenbugh , "ala eben’ ditfe; es "if alles erſtünten Sam 
erlogen Wit dem Bicten, der fte verrathen hat, vap'er . 
du, einei Stein je worden, uhb mit ben Schafen, def ı 
SE Hub tar Heufchredten vermandelt es ift mehr poetifh 
Any einer dobel Ahnlih,“ denn hriftlich. . "Bir wollen das 
Evangelium fürzlich dandeht/ “fo viel Gott Unabe- giebt, 
ihr. deito ehe wieder an eurẽ Arbeit kommet. ' 
 wilfet, daß wir diefer und anderer dergleidjet, Heb 
Bigen deſte nit um iftentwillen feiern; denn ihnen und 
amd, ift wenig mit der · Feiet geholfen‘: ſondern um ded 
Epangelii willeh,.daß dieß durch flete fleißige Predigten 
uch möchte befannt” werden, darum auch am meiften, 
beibe, „Sonntag und’andere Feiertage, find andgefept zu 
Sn diefem Evangelio wird von und gefordert, daß 
wir ſiets follen wachen, und auf. ben Herrn warten, 
dieweil wit nicht wifen, wenn dieſer Tag des Herrn 
Tommen' wird: er wird daher fihleihen, ehe wir und um⸗ 
eben , plöglic; wird er uns überfallen und berüden, 
wie "ein Vogler die Mögel mit einem Strick oder Reh 
berüdet. Dazu vermahnen uins auch gar fleißig die lie⸗ 
ven Apoſtel. St. Paulus, da ee viel zu den Theſſa⸗ 
sichern, geſchtieben hat, von dem jüngften Tage, wie 
es zugehen werde, fpricht er bald barauf: „Mon dem 
"Zeiten aber und Stunden, lieben Brüder, ift nicht nde 
Dig zu fhreiben, denk ihr felbft wifet gewiß, daß der 
Sag des Herrn wird kommen, wie ein Dieb im der Radht, 
Dena ‚wenn fie werden fügen: Es ift Friede, ed hat 
Feine ' Gefahr, fo "wird fie dad Verderben ſchnell übers 
füllen, gleihwie det Schmerz eined ſchwangern Weibes, 
and werden nicht entfliehen,“ 1. The: 5, 1. 2. 3. 
Alfo fügt auch Gt. Peter: „Der Herr verzeucht nicht 
‚bie Verheißung/ als etliche den Verzug achten, ſondern 
er iſt langmütbig auf euch, und will nicht, daß jemand 
derloren werde, fendern daß ſich jedermann zur Buße 





— 25 — 


sttes werben zweierlei Menſchen ſunden, die deſſelbigen 
ichs der Gnaden Gottes und Epangelii mißbrauchen: Et⸗ 
ye werben faul und nachläßig, ſprechen: Ei, fo mir 
:» Sünde lauter umfonft, aus Gnaden vergeben wear 
n, und in der Taufe außgetilget find, fo darf ich nicht# 
zu thun. Die andern aber vermeinen berwicderum, 
wollen mit ihren Werfen die Sünde büßen , vers 
fen ..fich alfo auf ihr Verdienſt, werden hoffärtig und 
la, verachten andere, die nicht fo thun. Die erften 
ßzbrauchen der Vergebung, die andern der Yegung oder 
ainigung der Sünden: beide wollten fie der Herrliche 
t und Majeftät Gottes nicht unterthan feyn. Die ers 
n verachten feine Gnade; die andern widerfechten’s als 
gnugſam, find alfo Säue und Hunde. Solches alles 
bet man jetzund beim Evangelio, Dadurch Chriftus im 
eich Gottes regieret, welches etliche zu Hleifchlicher Frei⸗ 
it mißbrauchen; etliche aber wiederum vermeinen, 
fey nicht genug zur Geligfeit, fondern ihre Werfe 
iffen auc etwas thun, und damit verleugnen und vers 
yten fie Gotted Gnade. Davon magft du mehr fehen 
der Epiftel zu den Römern, da er diefe zwo Arten 
x Menfchen handelt. 
Zum fünften, fold Reich Gottes oder Vergebung 
r Sünden bat fein Ziel .noh Maaß; wie den ber 
ext des Evangelii ſchön anzeiget, da Petrus den Herrn 
sgete: „Herr, wie oft muß ich denn meinem Bruder 
rgeben, ift ed genug fiebenmal? Jeſus ſprach zu ihm: 
h füge Dir, mit fiebenmal , jondern ſiebenzigmal fies 
nmal,* Matth, 18, 21. 22. das ift, fo oft es fi 
giebt; und hierauf folget die Gleichniß, die der Herr 
felbit fagte, Darinnen Chriftus und auf-das höchſte 
mabnet, bei Gottes Ungnade, unfpem Rächften feine 
:hle zu vergeben ohne alle Wegerung, dieweil und Gott 
tzählig, unendlich viel Schuld und Sünde vergiebet. 
nfere Schuld , die wir Gott ſchuldig find, tft. zehn tau⸗ 
nd Pfund, das ift, ohne Zahl und Maaße, fo groß, 
ißjF wir.mit allem unferm Vermögen, mit allen Kräfs 
n und Werfen fie nicht. vermögen bezahlen; denn wir 
ne Sunde, auch die geringfte, nicht vermögen: auszu⸗ 
gen. Sp und nun Bott aus Önaden in itiaem Ka 


8 — 


v 

auf daß er und nicht fiher und fehnarchend finde, wie 
bier dieſen thörichten Jungfeauen geſchieht. + 
„Wenn nun dieß -Meid geprediget wird, fo-richtet 
28 ſolche Dinge An: Etliche nehmen’s‘ mit Herzen an 
and laffen’8 ihnen ein Exnf. feyn, glauben dem Wort, 
and fahren auch heraus, und thun gute Werke, ofen 
Üre Lampen. leudjten. vor ber Welt den fie ſind mit 
Lampen und Del, das, ift, init, ‚Glauben "und Liebe, wohl : 
geiler: die werben und ‚Duck die Klugen, Jungfrauen 

edeutet. Darnach ſind etliche, bie —— Evan 
gelium auch An, aber fchläferig, laſen es ifnen Tele 
Ernſt fegn, thun wohl viel Werte, aber. ed fehiet ühnex 
am Glauben, meinen, .fte wollen es mit den Werten 
ausrichten, find. ſicher, upb-Denken, es habe feine Moth, 
Gott lage fich , wik, AMefen. ;heyahfen;, Die. werben und 
Dusch die ‚thörichien . Jünafgäuen, angezeigte, In der > 
Schrift heißen die Tpdricht, Die da.nicht dem Wort Gottes 
geborchen, bie ihrem Kopf nächfolgen, läffen- ihnen nicht 
fagen, fondern ihr Kopf ber beſte ; „aber denjelbigeit 
gehet’8 zulegt,, wie es bier dieſen thoͤrichten Sungfraneit 


sebet. mn : . 

\ Diefe wet Geſchlecht find in diefem Reich, naͤmliqh 
wo dad, Evangelium und Gottes Wort geprediget wird, 
da itt and bie Hebung "des Wlairbend; etliche. folgen, 
etliche folgen nicht. Und merke hier fonderlih, daß dieſe 
Parabel nicht rede von ben Verfolgen bes Evangelüz 
Denn ‚Die: find ſchon gerichtet, und aus biefem Reich bes : 
reits verftoßen; fondera redet von denen, die in Diefens 
Reiche ſind. Er beißt auch bie thörichten, Jungfraueng ; 
denn fe haben den Namen, daß fle Chriſten find, un 
gehören tn dieß Reich; fie predigen auch Das Evangelium> 7 
un gute Werke, ja, fie fheinen hübfher von Werken⸗ 
"dern eben die anberi Was fehlet ihnen denn? Sie 
treiben's nicht mit Ernſt, fuhen das Ihre und hi S 
Gottes ‚Ehre allein, es ift feine Furcht bei. ihnen; den 1 
Freude nehmen -fie fidh ‘wohl an, fie wollen. alle zu i 
Hochzeit, und find ihr viel, haben allefammt Lampeus 
ste find aber mit Del nicht verforget. Wenn aber nun 
ber Bräntigem, der Herr Thriſtus, am jüngften Tage 
Tommen wird, da werben ihrer wenig mit ihm zur Hoch⸗ 


— — 








U — 


Knecht, der fi feines Mitgefellen nicht erbarmen wollte, 

machte ſich unwuͤrdig der Barmherzigkeit Gottes, ent⸗ 
te ſich ſelbſt des Himmelreichs, welches in Verge⸗ 
g der Sünden, wie oben bemeldet, ſtehet. 

Allhier haben Müglih diſputiret die hochgelahrten 
Schultheologen, ob und wie die vergebene Sunde wies 
derfomme , fo der Menſch wieder fündiget, und wiſſen 

nicht , was fie reden. Bleib du ſchlecht einfältig 

| den Worten des Evangelii, Daß Dir deine Sünden 
fo oft vergeben werden, als oft Du deinen Bruder ver« 
giebſt; demfelben ſollſt du als oft verzeihen, als oft er 
wider dich fündiget. Hierum, in Diefer jeßt bemeldten 
Gleichniß, Ehriftud und alle ermahnet, daß wir verge⸗ 
ben und verzeihen follen allen denen, die uns beleidigen. 
As wollte er fagen: Gleichwie in menſchlichen Dändeln, 
dem, der einem Gnade erzeiget hat, wiederum Gnade 
beweifet wird von andern; aljo jpridt Chriſtus: im 
Himmelreich, Darinnen eigentlid nichts gehandelt wird 
denn Vergebung der Sünden, das ift, in der gemeinen 
Ehriftenheit, will ih dermaßen auch thun gegen dem, 
der einem andern feine Sünde verzeihet; und alfo her⸗ 
wiederum , welcher einem andern nicht Gnade bemeifet, 
dem will ich auch nicht Gnade erzeigen. Ich bin gegen 
euch allen als ein Herr und König; ihr aber unter eins 
ander feyd gleich als Mitknechte und Mitgefellen. Dies 
weil ich nun, euer Herr, euch williglich verzeihe, follet 
ihre einander deſto geneigter feyn zu verzeihen, Eben 
dermaßen bat er im Mater Unfer uns heißen bitten: 
„Dergieb und unfere Schuld;* welches er nicht gethan 
hatte, fo er nicht verhieße, und wollte gnädiglich verges 
ben. Aber nichts defto weniger hat er folhe Zufagung 
angeheftet an ein Zeichen, da er fpriht: „Sp ihr dem 
Menfchen ihre Fehler vergeben werdet, wird euch euer 
himmlifher Water auch vergeben, Matth. 6, 14. Das 
erfte ift ein Wahrzeichen, das andere eine Werheißung. 

Sierbei merfe, wie Chriftus die Genugthuung der 
Sünden is unfere eigene Gewiſſen ftellet, auf daß nie⸗ 
mand ſich entfchuldigen Ffonne. Item, wie und zur 
Buß und Genugthuung unſrer Sünde aufgelegt tft, 
daß wir unter einander vergeben die Bünde um Teule, 


Ddie Stunde, in weiber ‚des stehen, Saba, Toni 


„men wird.“ Ber zur mtchlist 7° 
TOR Wier er nnd. and. on "einem. ander, She —— 
daßß wir, im a Bereitſchaft en: Allen: zu ‚bieten 
Jageha ‚ernalip ſaget: „Laßt umgürtet ſoyn euteLen⸗ 
den, und brennen eurn Richter z:- uDr fayb gleich den 
Menfhen., Die ‚da „marken ı auf ihrer Herru⸗ wenn er 
aufbregten. wird .poguudeg.; H >. auf doſi⸗ Wenn tx 
kemmß · und anklonfet,Ke ihm ba aufkhuny®: Bc, -YRpı 
235.,96. «Und. bald hernach fagt er v. 40 v Dorum ſeyd 
ihr auch bereit, „denn des Menfhen Gohn mwird:tommen: 

Werder. Stunde „..da Ihr; nicht meigetsith, EA. iſt noch 

| in dieſem Evangelio, welches uns ‚Febr. tröſtlich 
Am fol Da, er. ſpricht: 3 

a jun: der. Bräutigam verios⸗ wurden. de ste: (Sl 

„Klgacand: entihliefen.® x. A 

HA —— er I iſt beide, die ‚Klusen, und dir 
Es $hlafen: pie,. Khrgen auch die rechten” 

. Eike n undigen zu Zeiten auch: Goti,Faym in. ſainem 
Reid Sünder wehl leiden, mh. mer ıhle under: am, 
wann ‚WR Man ‚allein, ‚anfthukn. wens pt asitopfet; . 
an kein; Reich iſt ichts anderk, dann rin Neid... Yarıt 
jene Ton nur immerar Gände nergiebt. „Glinde wird: 

ha leiben beide Eprälten., :.meil>-Bleifck : und; Blut⸗ 
Railfti.aher das iſr der. Troſt, daß min: oiffen, Re ſcha⸗ 
Da ung, nich, MR, mern wir Spttrbitteng. No pergieit: 
Yun, wie äh Johannes 1. Eypiſt. RI. 2. ſa⸗ 
* Meine Kindleig/ ſokhes ſchreihe ich euch. auf. 
daſt ihr — fündigatz. undph jemaud fündiges, ſo 

Lehom wir einen Furſynecher hei, Ontt, Zefum,shrift, der 

gerecht: ift, und. denſelbigse iſt Die: Nenahunngnfür asnfere- 
Sunde.nicht. allxin aber hr Die. unſere Aſondenn andy 
füy; der: ganzen Weit. “po. ing Vater Unſor ˖ bitten ˖ | 
wir gli: Hoerr, pengirhnn: anfee, Schutd, als wir. 
vorgehen: mwſern Ghwldigerust Mabkherb, di Glauben; 
miy s o 1aefhiehtired une gemiß.;. . Eutin?‘ j 

DR. iſt ‚uun Der Unckrſcheid peiſchr⸗ den cöchten 
—— Sheiften : ‚un zweiſchen Den eakfehen Ehriftenz , 
die frommen wien, wie. allkie, die, Gnad. und Bars; 
Sagigtcit., Gottes Die: Sins : vn. dio falſchen 


. -ı-= 


hriſten aber 'wermemen" mit WerkenGottes Jorn zu 
illen und der Sünde los zu wrden. 
TE een Reich Gottes. 
Dieweil aber. des Works, Himmelreich, Gottes 
ech, Ehriftt Reich, oft im Reuen Teftament gedacht 
td, auch einem Chriften große Macht daran liegt, 
Ihe ju wiflen, was es ſey, nämlich, wie es nichts 
nders ſey, Denn das Wort, das. da predigt Vergebung 
r Sünde, und das ft daS heilige Evangelium. Denn 
diefem Reich iſt eitel Gnade und Güte, eitel Vers 
bung und Nachlaffen det Simde, eitelKiebe und Freunds . 
heit; darum, fo wollen wir ein wenig ferner Davon 
gen, wie es mit dieſem Reich und mit der. Vergebung 
r Sünde‘ zugehe, “ on Zu 
. Gottes Reid), dadurch er regieret über alle Gläubigen, 
id Diefelbigen als ein getreuer König beſchirmet, ftrafet, 
ſoldet, leitet, weiſet ꝛc. fie auch herwiederum auf 
n gänzlih vertrauen, ſeine väterliche Zucht und 
trafe williglich annehmen, und iihm allenthalben ˖ in 
ehorſam folgen, iſt nicht weltlich oder zeitlich, ſondern 
iſtlich; ſteher auch nicht im Eſſen oder Trinfen, noch 
nem äußerlihen Ding, fondern nur in Rechtfertigung, 
efriedigung und Tröftung des menfchlihen Herzens und 
r Gewiſſen: derohalben iſt es nichtö anders, Denn Ver⸗ 
bung und Wegnehmung der‘ Sünden, durch welche 
eGewiſſen beflecket, betrübet und verunruhiget werden. 
enn zugleich als ein weltlich, zeitlich Reich darinnen 
het, daß die Leute mit Ruhe leben, und friedlich ſich 
t einander nähren mögen; alſo giebt Gottes Reich 
he Ding geiſtlich, und zerbricht der Sünden Reid, 
d iſt nichts anders, denn eine DVertilgung und Ver⸗ 
bung der Sünden. Gott regieret in den Herzen, in 
m, daß er Friede, Ruhe, Troſt darinne machet, Durch 
n Wert ;’ gleichwie die Sünde dad Widerfpiel macht, 
mlich, Unruhe, Angft und Noth. " Im: dem erzeigek 
ott feine Herrlichkeit und Gnade in dieſem Leben, Daß 
den Menfchen die Sünde hinnimmt und vergicht, 
ches iſt ein Neich der Gnaden. Wenn aber Die 
inde mit ihrem Hofgefinde, dem Teufel, Tode und 
len „ den Menſchen gar- nicht: mehr wird anichten, 


_ 


— — [1 


alädannı wirb ken. sin- Rei der. Glorien und der voll⸗ 
fommenen Seligieit 
Hieraus erfolget zum erſten: Gaites Reich wird durh 
fein Geſetz vollbracht oder regieret, much, nicht: Durch 
Gottes, vielmeniger. durch Menſchen Geſetz, ſondern 
allein durchs Evangelium und den Glauben zu Gott, 
durch welchen Die Herzen gereistiget,, getröſtet und befriediget 
werden, Ang, 15, 9, fo der heilige Geiſt ihnen eingeußt 
Liebe und Erkenntniß Gottes, und macht den Menſchen 
Ein Ding und Einen Geiſt mit Gott, alſo, daß er eben 
deß gelinnet wird, „Das will und begehret, das ſuchet 
und liebet, Das Sptt: will; und gehet bier nicht anderd 
3, denn wie zweene Freunde, die mit einander ver- 
einiget find, nnd einer will, was der ander will. Hiers 
aus kommt's, daß ein Menfe in dieſen Reich Gottes 
vollkommen, barmierzig, mitleidig und. freundlich gegen 
feinem Nachſten iſt, dieweil er aus Eingebung des heili⸗ 
gen Geiſtes weiß, daß Gott gegen ihn und gegen jeder⸗ 
mann dermaſſen auch thut, und ſeine Güte mildiglich 
ausgeußt. Solche Art Gottes kann niemand Durchs 
Gefetz erkennen, ſondern allein durch den Geiſt und 
Wort des Evangelii. Dexrohalben auch niemand Ruhe, 
Troſt und Friede des Herzens erlanget, oder zum Reich 
Gottes kommt, durch irgenderlei Geſetz, und die viel 
Geſetz machen, ziehen. die Menſchen von Gottes Reich 
. zu der Sünden Reid, darinnen eitel Unrybe, Angft, 
Betrübniß, Widerwartigkeit und alles, Unglüd der Ges 
wiffen ift, gleich, als im Neid und Erkenntniß Gottes 
eitel Friede, Freude und Troſt iſt der Herzen. E 
| Zum andern, in diefem Reich Gottes regievet unſer 
| lieber Herr Chriſtus, gleich, als ein Spittelmeifter in 
einem Gpital, unter den kranken, qrmen, ſiechen 
Menſchen. Denn, hieher zu dieſem Neid) gehöret mies 
wand, denn eitel Sünder und elende —— denen 


2 


Elenden, Berlefenen "werden ee und ne 
durch's Evangelium, Matth. 9, 13. „Denn Chriftus 
ift kemmen, nur die, Sünder zu fordern, und nicht die 


. — 28 Zum 


rechten,“ 1. Tim. 1, 15." auf daß die Ehre ganz 
tt dem Herrn zugeleget werde, darum, Daß er aus 
aden und Iauter Barmberzigfeit die Bünde vergiebet. 
(he Vertilgung der Sünder, darinnen Chriftus als 
König des Reichs Gottes regieret, wirfet er auf 
ierlei Weiſe. Erſtlich alfo, daß er die Simde ver⸗ 
vet, nachläffet und bedecket, dermaſſen, daß fie Gott 
t anfehben, achten oder räden will, ob fie gleich im 
nfhen ift, wie der Palm 32, 1,2. faget: „Wohl 
, bem die Uebertretung vergeben find, deß Sünde 
edet iſt. Wohl dem Menfhen, dem der Herr die 
ſſethat nicht zurechnet, in deß Geift fein Falſch iſt.“ 
» tm Jeſaia 43, 25, ſpricht Gott: „Ich, ich tilge 
e Uebertretung um meinetwillen, und gedenke 
er Sünde nicht.“ Zum ändern alſo, daß er. die 
nde reiniget durch mandherlei Kreuzigung und Leiden. 
ın es find zweierlei Ding, Sünde vergeben, und 
nde wegnehmen oder auöfegen. Wenn ein Menfch 
bet und getanfet wird, fo find ihm alle Sünden 
jeben; aber darnach muß durch vielfältig Kreuz und. 
rbung, fo lang er lebt, die Sünde auögefest werden. 
Sünde bleibt in und, fo lange ber fterblihe Leib 
vet; aber fie wird um Ehrifti willen nicht gerechnet 
Zorn Gottes, fie wird aber mit väterlicher Züchti⸗ 
g abgefeget und gereiniget. In folder Ausfegung 
Reinigung haben die frommen Chriſten, ſo ſich 
Kreuz rühmen und freuen, allen Troſt, Friede 
Freude, wie St. Paulus ſpricht zu den Römern 
1 — 5: „Run wir denn find rechtfertig worden 
h den Glauben, fo haben wir Friede mit Ott, 
h unfern Herrn Jeſum Chrift, durd melden wir 
einen Zugang haben im Glauben zu Diefer Gnade, 
nne wir ftehen, und rühmen und der Hoffnung der 
nftigen Herrlichkeit, die Gott geben fol. Nicht 
n aber daß, fondern wir rühmen und aud der Trüb⸗ 
1, Dieweil wir wiſſen, daß Trübfal Geduld bringet, 
uld aber bringet Erfahrung, Erfahrung aber brins 
Hoffnung, Hoffnung aber läffet nicht pn Schanden 
den. Das alles darum, daß die Liebe Gottes iſt 
gegoffen in unfer Herz, durch den heiligen Sit, 


- 27 


‚welcher und ‘gegeben tft.“ ulſo haſt du hier zwei Sit: 
Sm erften werden wir in dieſem Reich Gottes gerechty 
fertiget : zum andern, berrlic gemacht, und das durchꝰß 
Kreuz und. Leiden, ohne welche wir zur Herrlichkeit nim, 
mermehr kommen. Denn im erſten werden fie gerecht⸗ 
fertiget; im andern werden fie gloriſiciret. 

- Zum dritten, ed werden die frommen Chrjften nicht 
erfannt bei der Reinigung oder Ausfegung der Güny - 
den, fo durch mancherlei Kreuz und Züchtigung gefchieht; 
Denn hierinne find ſte untereinander ganz ungleid) , uub 
einer leidet dieſes, der andere jenes; einer wird fo ger 
güchtiget, der andere fonft; alfo, daß auch die Apoſtel 
sicht gleich geliebet und gelitten haben; fondern„.bei. der 
Vergebung der Sünden, oder Gerechtfertigung des Glauf 
bens, in welcher Gott feinen Zorn von ihnen wendet, 
. and fie zu Gnaden aufnimmt, und für feine lieben Kin— 
der hält,,und feine Sünde ihnen zur Verdammniß rech⸗ 
net; hierinnen find fie alle gleich, eben wie fie .alle.uns 
ter Einem Himmel leben. Derohalben gar gröblid irren 
und anlaufen, die, fo die Chriftenmenfhen nad ihren 
Sitten, Werfen und Außerlihem Wefen richten; wie Die 
Gleiöner thaten und Chriſtum verdammten, darum, Daß 
er, ihre Bräuche nicht hielt, fondern mit Iofen, fündigen 
Menſchen umgieng, Matth. 11, 19. Als jener dort 
im Luca 7, 39. bei ſich ſagte: „Wenn dieſer ein Pros . 
phet wäre, jo wüßte er, wer und wel ein Weib dag 
iſt, die ihn anrühret, denn fie ift eine Sünderin.“ 

Dieſer obangezeigten Stücke nehmet ein Exempel 
Ein Arzt, der ſich unterſtehet, einen Kranken zu heilen, 
der verbeißet ihm zum erften mit Gottes Hülfe Gefunds 
heit, dadur 8 er ihm eine tröſtliche Zuverſicht macet; 
daruach fa er an zu purgiren, evacuiren, conforti⸗ 
ren, und dergleichen zu treiben, ſo zur Geſundheit hel⸗ 
fen. Alſo, wenn Gott die "Sünde vergeben, und den _ 
Menfhen zu Gnaden angenommen bat, legt er ihm allers 
lei Kreuz auf, und reiniget oder vernenet ihn von Tage- 
zu Tage in der Erkenntniß und Liebe Gottes, bis er 
‚gar veine und neue werde; das gefchieht denn, wenn 
Def ſterbliche Leib untergehet. 
Zum vierten, bei dieſen zweien Stücken des Reichs 


/ 


hottes werden zweierlei Menſchen finden," die deſſelbigen 
teih8 der Gnaden Gottes und Epangelüi mißbrauchen :; Et⸗ 
de werden faul und nadhläßig, ſprechen: Ei, fo mir 
ie Sünde lanter umfonft, aus Önaden vergeben wer 
en, und in der Taufe ausgetilget find, fo darf ich nichts 
au thun. Die andern nber vermeinen herwiederum, 
e wollen mit .ibren Werfen die Sünde. büßen, vers 
fen ._fih alfo auf ihr Verdienſt, werden hoffartig und 
la, verachten andere, die nicht fo thun. Die erften 
ißbrauchen der Vergebung, die andern der Fegung oder 
teinigung der Sünden: beide wollten fie der Herrlich— 
it und Majeftät Gottes nicht unterthan feyn. Die ers 
m verachten feine Gnade; die andern widerfechten's als 
agnugſam, find alfo Säue und Hunde. Solches alles 
het man jeßund beim Evangelio, Dadurch Chriftus im 
eich Gottes regieret, welches etliche zu fleiſchlicher Freis 
et mißbrauchen; etliche aber wiederum vermeinen, 
8 fey nicht genug zur Geligfeit, fondern ihre Werfe 
wflen auch etwas thun, und damit verleugnen und vers 
ten fte Gottes Gnade. Davon magft dis mehr fehen 
n der Epiftel zu den Römern, Da er diefe zwo Arten 
er Menfchen. handelt. 

Zum fünften, ſolch Reich) Gottes oder Vergebung 
er Sünden bat fein Ziel noch Maaß; wie denn ber 
sert des Evangelii ſchön anzeiget, da Petrus den Herrn 
ragete: „Herr, wie oft muß ich denn meinem Bruder 
ergeben, ift ed genug fiebenmal? Jeſus fprad) zu ihm: 
zch fage Dir, nicht fiebenmal , fondern febenzigmal fies 
enmal,“ Matth, 18, 21. 22. das tft, fo oft es fi 
egiebt; und hierauf folget die Gleichniß, die der Herr 
ajelbit fagte, darinnen Chriftus und auf das höchſte 
rmahnet, bei Gottes Ungnade, unſerm Naͤchſten feine 
jehle zu vergeben ohne alle Wegerung, dieweil und‘ Soft 
nzählig, unendlich viel. Schuld und Sünde vergiebet. 
Injere Schuld „ die wir Gott fhuldig find, tft zchn tau⸗ 
end Pfund, das tft, ohne Zahl und Maaße, fo groß, 
aß wir.mit allem unſerm Vermögen, mit allen Sräfz 
en und Werfen fie nicht vermögen bezahlen; denn wir 
fine Sünde, auch die geringfte, nicht vermögen: auszu⸗ 
Igen. Sp und nun Gott aus Gnaden, in feinem Rah 


fo viel vergiebet, iſt's billig, daß wir unferm Naͤchſten 
! un ein wenig vergeben. Ä 
WVron ſolchem Reid, Gottes der Vergebung der Sünden 
M die Schrift voll, und faget, daß ſich Ehrifti Reich 
und Herrfchaft erftrede von Ende zu Ende. Alfo faget 
David Pf. 72, 8: „Er wird herrſchen von Einem Meet 
bis and andere, und von dem Wafler an, bie zur Wei 
Ende.“ Und bald hernach fpriht er B. 11: „Alle Geb 
den werden ihm dienen.“ Beſiehe denſelbigen ganzem 
Pſalm von dem Reich Chriſti. Das verfündiget au 
der Engel Gabriel der Jungfrauen Mariä, da er von 
Chriſto alfo fagte: „Gott der Herr wird ihm den Stuhl 
feined Vaters Davids geben, und er witd ein Köıly 
ſeyn uber das Haus Zafob emwiglich, und feines Königs 
reichs wird fein Ende ſeyn,“ Luc. 1, 32. 33. Solche 
und dergleihen Sprüche zeigen an, daß die Vergebung 
der Sünden, darinne Ehrifti und Gottes Reich ftehet, 
fein Maaß oder Ziel habe, * 
Zum ſechſten, hieraus erfolget, wie gar unchriſtlich 
die handeln, fo der Sünden Vergebung mit Quintlein 
nder Eothen auswägen, ald nämlich, Die ihren Ablaß mit 
benennten Jahren, Carenen, mit Vergebung des drite 
ten, vierten, oder halben Theil der Sünden meſſen; 
denn bierinnen fie das Reich Gottes ſchmäler und enger 
einziehen, auch feine Barmberzigfeit ſchänden; fo doch 
fein Ende fey feines Reichs, auch Feine Zahl feiner Barm⸗ 
herzigkeit, fondern ein jeder, der den Namen des Herrn 
“anruft, wird felig. Röm. 10, 13. ald oft er's thut: 
„Wenn auch der Sünder erfeufzet, fo will Gott feiner 
Sünde nicht mehr gedenken,“ wie im Propheten Ezechief 
18, 21. ſtehet. 
Zunm ſiebenten, gleihwie das Mei) Gottes der 
Vergebung der Sünden fein Maag noh Ziel hat; ale 
bat e8 fein Ende, fondern ed währet für und für, ſtetß 
sohn Unterlaß. Wiewohl die Unterfaßen dieſes Reichb 
nicht ſtets, feſt und treulic darunter bleiben ; fondern 
vftmals abfallen: denn alfo blieb Gottes Gunft und 
Gnade ſtets über St. Petro, ob er wohl den Herr 
verleugnete und abfiele. Darauf weifet, davon wir jetzt 
gefagt haben ; auch die Parabel im. Evangelio; denn ber 


— 38 — 
len ſollſt; deun du mußt hoffen auf das du icht 


Man lieſet von St. Antonio, daß er bei vieler 
ärtgrer Tod gewefen ft, und hat fie auf dieſe Weiſe 
teöftet, wenn fte im Tode haben jagen und finfen woi⸗ 
2 Die Yugen zu, es wird bald beffer werden. So 

nun Hoffnung zwei Dinge: zum erften’fehen, 
B vor Augen iſt, die Sünde und Tod, unferd Ges 
hend halben, und das mit Geduld leiden, denn es 
it wehe! zum andern, dad hoffen, dad wir nicht fer 
1, Vergebung der Sünde und das zufünftige ewige 
ben; datum foriht der Palm 4: „Du Here haft mic 
Hoffnung befeftiget.* . 

Alfo habt ihr nun won den erften zwei Stüden, 
m Glauben und von der Hoffnung, was & find, 
d was fle wirken: Friede und Ruhe und Stile im 
wiſſen folget dem Glauben an Chriſtum, der und mit 






8, Unglüst, und madet 
müß, und indem 


. — 283 — 


alfo; Daß wir barmherzig unbegůtig gegen unſern FZg 
ſten ſeyn, !fo, wir wollen, daß und der Vater ai 
griädig und verſohnet fey. Wir follen e8 auch: gewtßff 
dafür halten, fo wir die Sünde und Fehler der anders! 
wie groß und ſchwer auch - Die find, nach Billigkeit zuff 
Beſten deuten und kehren werden, fo werden vr 
einen‘ girtigen Vater gegen uns im Himmel haben: 
halben iſt es unchriſtlich und gotteslaͤſterlich, wenn —X 
ſpricht: Ich kann und will dein nicht verzeihen, dab: T. 
wider mich gefühdiget bat, ich will rächen ꝛc. 

ſolche verblendete: Menfchen "ertennen- nicht; DaB fte:Gott 
feine "Ehre ſtehlen, dem allein die Rache iugehöret, "un 
ihnen felbft zumeſſen, und alſo ihre eigene Gecle, welcht 
fie von Gott haben, und ihm auch wiederum fchuldig 
feyn zu überantworten, dem Teufel zueignen/ dazu fü 
vielleicht ein gering zeitlih Ding verurſachet. Solch 
Leute ſollen zu Herzen nehmen dieſe Worte im Evan— 
gelis Matth. 18, 32 — 35: „Du Schalk, alle dieſe 

Schuld habe ich dir erlaſſen, dieweil du mich bateſt 
follteft dir denn nicht auch dich erbarmen über deinen 
Mitknecht, wie ich) mich über dich erbarmet habe? Und 
fein Herr ward, zornig, und überantwortete ihn: Dei 
Peinigern, bis daß er bezahlete alles, mas er ihm ſchul⸗ 
Dig war. Alfo wird euch mein himmlifher Vater and 
thun, fo ihr nicht vergebet von Herzen, ein jeglüden 
femem Bruder feine Fehle.“ 

Es iſt nicht genug, daß dur mit Geberbeni, Zeichen, 
Munde oder Zunge Dich freundlich gegen’ ihm ſtelleſt 
amd vergebeft; fondern von Herzen, fonft wird dir Gott 
nicht vergeben, du wirft auch vom Reid) der Gnaden 
Gottes: verftoßen werden. Hierum, wenn wir empfins 
den die Barmherzigkeit Gottes gegen und, follen wir 
auch den andern Mitbrüdern‘, fo uns beleidiget haben, 
gerne verzeihen. Darum vergiebt und der barmberzige 


‚: Water. unfere Sünde, auf Daß wir unfern Brüdern 


aud) vergeben follen, und Barmherzigkeit erzeigen; gleich 
wie er gegen und barmberzig ift, und vergiebt Sünde— 
Tod, Schuld und Sein. Wenn wir foldhes. thun, fh 
find wir im Reid; Gottes. Dem Gottes Güte Icht 
in unſern Derzen, und macht uns aud)- gůtig ; Chriſtus 


— 37 — 


Von der Liebe. 

Das drüte Stück, fo zu einem chriſtlichen Leben 
gehöret, iſt die Liebe, welche bald aus dem Glauben 
and Hoffnung herfleußt, ja, fo nahe Daran hanget, daß 
fie audy nimmermehr von dem Glauben kann bleiben, wo 
anders der Glaube rechtſchaffen it; und fo wenig das 
Feuer ohne Hige und Rauch ift, fo wenig ift der Glaub 
ohne Liebe. Denn wenn ich durch den Glauben erfeune, 
sie lieb mich Gott hat, daß er mir zu gut und zu mei: 
sen Heil feinen einigen Sohn hat vom Himmel herun⸗ 
ter geſandt, ihn laſſen Menſch werden, und um meiner 
Sünde willen fterben laffen,, auf daß mir, der ich hätte 
müflen ewig verdammt ſeyn, geholfen würde, und mir 
alle mit dieſem feinem Sohne gefchenfet habe, fo, Daß 
ich mich Deffelbigen, und alles, was fein ift, ruͤhmen darf, 
und drauf pochen und trogen wider Sünde, Tod, Teufel, 
Hille und alles Unglüd; fo ift e8 nicht möglich, ich 
muß ihn wiederum lieb haben und ihm hold ſeyn, feine 
Gebot halten, und alles, was er nur haben will, mit 
Luft und Liebe thun. Da muß der Menſch ein freund: 
lich, füßes Herg gegen Gott gewinnen; weldes Herz bei 
fih, alleine nicht: fann bleiben, ed muß heraus fliegen, 
und ſich frei auch wiederum in aller Dankbarkeit und 
Liebe erzeigen. | 

Diemeil aber Gott unfere Werke nicht bedarf, er 
und auch nicht geboten bat, ihm etwas zu thun, denn 
allein ihn loben und danfen, fo führet derfelbige Menſch 
gu, und giebt fih ganz und gar dem Nächſten, dient 
demfelbigen, hilft und rettet ihm frei umſonſt, wie er 
weiß , daß ihm folhe Gnade umfonft aus lauter Barm⸗ 
berzigfeit ift wiederfahren, ohn alles Verdienft; ja, da 
er in Sünden ftedete, Gottes Feind mar, und auf Gott 
mie gedachte. Der fann es denn nicht laflen, wenn er 
feinen Nächſten fichet irren oder in Sünden fteden, er 
weifet ihn auf den rechten Weg, er führet ihn dabin, 
da er Troft und Hilfe gefunden hat, prediget ihm Das 
Evangelium, und macht, daß er auch der Sünden los 
werde: darnach, fiehet er ihn nadet, fo Fleidet er ihn; 
bungrig, fo fpeifet er ibn; durſtig, fo tränfet ex ihu, 
und fo fortan; und Summa Summarum, wie er welt, 


..Das babe ich: auf: dießmal wollen von dem Himmels 
reich, non Dem Mei. Gottes, nder von: Dem. Reih 
Chriſti (welches Ein Ding iſt,) fagen, nämlich, daß ed 
nichts anders iſt, denn ein Reich, darinnen nichts. 
denn : Vergebung der. Sünde, welches Reich und durqh 
das Evangelium wird verfündiget und angeboten, Sch 
gebe, daß wis alfo annehmen, 0 





‘ ‚A 


Am Zage cola, des gen Biſchofs. 
Evang Sur. 12. 35 — 40. 


Die Legend: des hentigen Feſtes des helligen 8 
ſchofe Nicolai wollen wir laſſen anſtehen; denn ſie viel 
kindiſche Dinge und zu Zeiten auch Lügen mit einmiſchet 
wollen bei dem Evangelio was nöthigers ſagen, daraut 
wir unſer Leben mögen beſſern, und im angefangenen 
. Ölauben zunehmen und fortfahren. 

In diefem Evangelio werden wir abermals vermah 
net, Daß wir nicht ficher feyn follen oder ‚jolafen, fen ſon 
dern wachen auf den Herrn, und alles 
ſchaft fteben, dieweil wir nicht wiſſen welche · Stundi 
er kommen wird. Und ſetzt uns ein Gleichniß, von ei 
nem getreuen Knechte, der auf feinen Herrn mit ganzem 
Fleiß wartet, geräft und: geſchickt zum Laufen, gegürtel 
und aufgeſchürzt, daß er je bald fertig fey, wenn ihm 
ber Herr rufe: Will uns alfe mit diefen Worten aud 
reisen, daß wir nicht follen faul feyn und nadläßig, Gu 
te8 zu kthun Tag und Nacht unfern Mächten, die unfer 
Silk und Raths bedürfen. 

Nun wird und dier in dieſem Evangelio auch fein 
angezeigt, wie faft in allen Evangelien ‚ worinne ein 
chriſtlich Leben ftehe, nämlih, im Glauben, Hoffnung 
und Liebe; dieweil e8 aber die Hauptſtücke find, und der 
Grund unſrer Geligfeit, fo wollen wir ein wenig Das 
von fügen, fo viel Gott geben wird. Denn es fehrnoth 
iſt zu willen, und ihr auch wenig find, die ſolches recht 
verſtehen. 


— .'39; — “ 


euch unter einander liebet; denn wer den andern liebet, der 
hat dad Geſet erfüllet. Denn das da gefaget it: Du ſollſt 
nicht ehebrechen ; du ſollſt nicht Födten ; du ſollſt nicht fteblen ; 
du ſollſt nicht falſch Gezeugniß geben ; Dich foll nicht8 gelüften, 
und fo ein ander Gebot mehr if, das wird in dieſem 
Wort verfaffet: Du follft deinen Wäcften lieben ald dic 
ſelbſt. Die Liebe thut dem Nächften nichts böfes. Go 
{ft num die Liebe des Geſetzes Erfüllung“. Darum dhat 
der Herr Chriſtus feinen Jüngern und und allen nicht® 
ſo hoch und theuer befohlen, als eben, daß fie follten 
unter einander Liebe haben. Denn dieß ift das einige 
Zeihen, dabei man die Chriften erfennet, daß fle eins 
ander lieben , und einer dem andern Wohlthat ergeige, 
wie er fpricht im Sohanue 13, 34. 35: „Ein nes Gebot 
gebe ich euch, daß ihr euch unter einander liebet, wie 
ih euch geliebet habe. Dabei wird jedermann ers 
fennen, Daß ihr meine Zünger ſeyd, fo ihr Liebe unter 
einander habt.“ 

Daß. {ft aber die Negel der Liebe, darauf ſie fer. 
ben fol, daß, mas ich von, einem andern haben will, 
dad fol ih andern auch thun. Wie ih gerne ſehe, 
wenn id) troſtlos bin, daß man mid) tröfte;. fo fol ich 
einem andern auch thun. Bin ich bungerig, fo wollte 
ih, man fpeifete mich; bin ih durſtig, fo wollte ich, 
man fränfete mid ; und fp-fortan mit allen Gebrechen. 
Alſo fol ich andern auch, thun. TDerohalben, da der 
Derr im Matthäo 7, 12. feinen Jüngern und dem Volt 
durch eine.lange Predigt ein chriftlih Leben befhrieben 
hatte, befchleußt er endlidy mit diefem Spruh: „Alle, 
daß ihr wollet, dad euch Die Menfchen thun folen, das 
thut ihnen auch, das iſt das Gefeg und bie Propheten.“ 
Alfo fprah er, das iſt Summa Summarum eined ganzen 
hriftlihen Lebens, wenn bu weißt, wie. du durch 
Ehriftum einen gnädigen, gütigen Gott haſt, der Dir 
deine Sünde will vergeben , und berfelbigen nimmermehr 
gedenfen, und bift nun ein Kind der ewigen Geligfeit, 
ein Herr über Himmel und Erden mit Ebrifto ; fo haft 
du nicht mehr zu thun, denn daß du zufahreft und 
dieneft deinem Rächſten, hilfeft ihm, ratheft ibm, und 
thuſt, wad du thun kannſt. Aber darinne will ih dix 


— 32 — 


ihn und gemacht zur Weisbeit, zur Gerehhtigkeit, zur 
Heiligung, und zur Erlöfung. Denn alſo ſaget St. Pan 
IB zu Römern -105:9. 10. 14: „So Die-met'beinehd 
Munde Belenneft Zeflmt; daß er der Herr ſey, undglum 
bet in: Belnem Herzen , daß ihn Gott von ben-XZod 
auferwocket hat; ſo wirft du ſelig· Denn:fo man vonf 
Derien: glaubet, fo wird man rechtfertig, und fo, man 
st dert Munde bekennet, fo wird wian felig:": Diam' DIR 
Schrift ſpricht: Wer -aman ihn glanbet, wird nicht. zwi 
Schanden woerden.“ -Und’zusor, imi.vierten Kapitel W. 3.) 
führer St Paulus Abrahams ˖ Erempel ein ;: daß. derſel⸗ 
bige ullein Darum ſey gerechtſertiget, Daß er .bem Woers 
Göfte® geglaubt Habe A vote die Schrift -fagetä:’ Abrab 
bar“ hat Gott geglaͤubet; und das ift ihm zur 
tigkelt gerechnet ;* ME wollte: ſe ſagen · Abraham⸗· kahl 
Geott? wahrhaftig in feier Worten und HBuſagung getalu 
ten, dabon iſt er ein frommer, —— — 
vor Gott dehalten worden. Eu EHEN) . 
Und dieſer Gtmiberalleine mächt alle Menfien: fe 
der Unglaube aber verdammet z wie: Chriftus-felbf ſage 
im Johanne 3, 17..18t.: 4Gott bad: «feinen: & 
nicht gefandt. in die Welt⸗ daß er die :MBelkär'richte 
ſondern daß die: Welt durch ihn ſeltg werde. Wer 
ihn glaubet 5“ Der wird nicht gerichtet; weh aber = 


4.) 







glauberz'der iſt ſchon gerichtet: denn er glaubet aicht 
an: Demi Namen des: eingebornen Sohnes Gettes 
Und Johannes der Täufer zeuget auch B. 35-36. "alfe 


„Der Vater hat den Sehr lieb, und hat? ihm alles = 


feine Hand: gegeben. Wer am den Sohn glaubet, > 
hat das ewige Leben; wer dem Sohn nicht: glaubet, -Dusde 
wird das Leben: nicht -fehen, ſondern der Zorn "Ootteby 
bleibet über ihm.“ Das ift denn nun daB. ewige. Leben,k 
wie Ehriftus zu Gott feinem Vater: bald vor feinem: Leibe, 
ſagte, „das ift Das ewige Leben, Daf.fie dich, daß dur 
alleim: wahrer Gott bift, und des du . gefaudt baftay 
Jeſum Chrift, erkennen,“ Joh. 17, 3. a  ' 
Aus dieſen Sprüchen ift nun heil und klar, dafs 
wir fromm' und gerecht werden vor Gott, alleine burd-; 
den. Ölauben; denn Gottes Augen, fpridt Jeremias 5 
3. ſehen nur auf den Glauben. Darum thun die Heuch⸗q 


| — 41 — 


8 umgekehret, find mit den Werfen hinauf gefahren, 
and damit wollen vor Gott handeln; mit dem ‚Glauben 
aber find fle herunter bei den Menfhen blieben. Gott 
fey Lob, daß wir ed nun willen. , J 
Von dem heiligen Kreuz, | 
Aber es iſt noch eined verbanden, das auch zu 
° dem chriftlihen Leben gehöret, nänlic Das heilige Kreuz, 
welches dem Fleiſch und Blut gar wehe thut, und aud) 
mandyen abſchrecket. Uud e8 Darf fih ein Ehrift nicht 
darnach umfehen oder fehnen; er hebe nur an und ſey 
ein Chriſt. Dean alsbald, wenn du ein Chrift wirit, 
fo ladeſt Dy auf und wider Dich den Teufel, die Welt 
und dein eigen Fleiſch; das find greulicher Tyrannen 
drei, Damit mußt du Dich fchlagen, weil Fleifh und 
Blut da ift, das ift, weil du lebeft hier auf diefer Erden. 
Denn der Teufel kann es nicht leiden, Daß Du aus 
feinem Reich weicheſt; derohalben, fo gebraudt er aller 
Lift, Damit er dich von Chriſti Reich abreige; er erwede; 
wider did, die Welt, dein eigen Fleiſch und waß er nur 
fann und weiß darwider aufzubringen, da fparet er 
feiner Mübe, 

Und Das gehet alfo zu: Wenn du Gottes Gnade 
fm Herzen erfenneft,, fo ift es unmöglich, daß du ſolches 
bei dir alleine behalteſt, du mußt heraußer fahren, und 
foldyed vor der Welt bekennen: dem Bekenntniß folget 
dad Kreuz; bean wider das Bekenntniß leget ſich erft 
die Welt, die Klügſten amd Heiligften in der Welt, 

dieweil ich durch Das Bekenntniß, wie es Gottes Güte 
and Gnade alles alleine thue, ihre Weisheit und Heiligs 
keit zunichte mache, und zu Boden floße; Dad fünnen 
fie denn nicht leiden, Darum wüthen und toben fie dawider, 
würgen und richten frei dahin, und wie fie nur können, 

"verfolgen fie, die ſolch Befenntnig göttliher Gnade führen. 
Derohalben fagt David Pfalm 116, 10: „Ich glaube, 
darum rede ich; ich bin aber fehr gedemüthiget;“ ale 
wollte er fprechen: Dieweil ich Gottes Güte und Gnade 
in mir erfenne, Tann ich ed nicht laſſen, ich nıuß daven 
reden; aber übe 
porden. 
| 


Deß baben wir erfilih ein Erempel an —XX 


er ſolchem Reden bin ich ſehr geſchlagen 


— 34. — 


bringet, Geduld aber . Being Erfahrung, Erfahtung ı 
bringet Hoffnung, Hoffnung aber läßt nicht zu (dar 
werden“. Das alles darum, „daß bie Liebe Gotte 
auögegoffen is unfer Derz, duch den heiligen G 
welcher und gegeben ift.« 

ESo ict nun Hoffnung nichts anders ‚- denn ac 
laſſen uud warten auf das Ding, das man micht fie 
denn das man flehet, darf man nicht hoffen, inte 
Paulus fagt Röm.,8r 24. Und Hoffnung fann ı 
Blauben,, niht- feye: denn , ‚alfo beſchreibet die Ei 

- pn Sehrien, Al, i, der Slauben: Glaube iſt eine ge 
er » dab zu: hören iſt · und richtet ſich 

DB mit. fiheinet.: Daß man es alſo th 
laube., Jehet auf..dod. Work, tb ’glahbt sbemfelbi 
daß e8, wahr ſey; Hoffnung aber. lehet auf Das; we 
& Mprt -und>bis.gufest.; verbeißet; auf’ Yafk! 
wartet. ſie, Ind iſt gewiß 68. werde alpbıgefihehem .! 
Alba Sup; mag ja;  Beißhe wahruehmen:.ber Werle Woi 
. * ‚gig „nicht. peit unfret; WBernkmft. Dateiıi fallen, 
Fan al: wir· Ne dar uk: fehen -Demm’alle:Öc 
1 heben.dn: ee ee die · Verunft·n 
Ft — aels wolity· nichts waraus · werden, 
 Alante: und Zufagmig nidfte: amd: erlo 
ER muß mas:iwrhl pt bapapfgebei; 1 
* HE Shut: ala Dngengeiähi" he" 
und Blut nicht faſſen mag, auf dap weite Bern 
1. Shanbens mahnt und agewũlne 2 fokire. !Beilägen, 
REN ——— eek E Tre 
FR, N? Ancermmennwnbigu fehen. - Denm⸗ oma: 
[Rs von der Vergebung, die: Cnben: gib. mpiätaie 
Ind vote empfunden hihtärtienn Suude ubiienigen © 
—* glauben, wit ‚nicht 3 Daß ıedıgefthehez wie unz DaB-c 
e Worts;äufageks Darin gehet’h: geyabeintesim 
menjhliihe, Exrfahrnng, «und. fiehet . in‘ Tauter: · Hoffn 
‚EB; mpgrde einmal; beffewiaerden; derohelben iſt Hoffki 
. Badıman meht ſiehet. Die Suͤnde faget:: Dibift 
‚Simder, darum mußt Du: fterben, Das fiehet man. 
Hoffmng ſoricht : Vertraue und ‚hoffe, "denn ‚Gott 
„bir zugeſaget, es ſolle beſſer werden und ein Ende 
wen;, und je weniger du ‚Air fie alte, ki 





— 43 — 


fehen, daß fle nm des Bekenntniſſes willen des Evan⸗ 
ii viel werden leiden müſſen, verfolget, verjaget, 
d endlich auch getöbtet werden. Das ſaget auch Et. 
ulus 2. Tim. 3, 12. dürr heraus: „Alle, die gott 
ig leben wollen in Chriſto Jeſu, müſſen Verfolgung 
ven.“ Wer fih nun dieſer Hoffarbe des heiligen Kreu⸗ 
I nicht ſchämet, der gehöret in das Reich Ehrifti, der 
ed auch bis and Ende feliglicdy verharren; wer fid 
er der fhamen will, und mehr auf der Welt Freunds 
aft, Gunft und Forderung, denn auf Gottes Wohl⸗ 
rallen ſehen, der bleibt nicht ftehen, wenn auch bie 
ergeringfte Anfechtung und Verfolgung daher gebet. 

Bon diefen Stüden habe ich anderswo mehr ges 
rieben, und weitläuftiger gehandelt, wer da will, der 
ig es leſen. Wollen ed jet dabei Iaffen bleiben, 
d Gott um feine Gnade antufen, dag wir folches 
gen faſſen, im Glauben und Liche zunehmen, und 
8 vor dem heiligen Kreuz nicht ſcheuen. 


n 





m Tage der Empfängnig Marid der Mut: 
ter Gottes. 


"Evang. Luc. 11, 27. 28, 


Man begehet heute das Felt der Jungfrauen Mariä, 
ie fie ohne Erbfünde empfangen fey; weldes Feſt 
ge Unluſt, Jänk und Hader gemaht bat unter dem 
Rbnchen ‚ ohn allen Ruß und Frommen, fintemal nicht 
n Buchſtab davon ftehet Im Evangelio, oder fonft in 
er Schrift. Daran wir auch ſehen follen, wie und 
er Teufel bat geblendet und verführet, Daß wir das 
m meiften getrieben haben, Das und nicht befohlen ift, 
oc nöthig zu wilfen; was und aber befohlen it, das 
ıffen wir anfteben. Alſo ift es ftetd gangen, und 
ebet noch immerdar, und wird fo gehen, weil Die 
Belt ſtehet; darum wolle fih niemand daran ärgern, 
enn die Welt bleiber Welt, man mache es wie man 
ple, Run bat man am dieſem Tage viel won er 


— 56 — 


Gott gelobet, daß ich des Unglüds los bin! hier wohnet 
Öntt, deß hätte ich mic nicht werfehen, daß e8 alfo 
gut hätte werden follen. Ueber zween, über drei, übet 
acht Tage, über ein Jahr, über eine Stunde foı 
ein ander Kreuz yon der Sünde, Schaden der Ehre, de 
Guts/ des Leibes, oder wovon ſolch Trübfal kann kommen 
da hebt es ſich aufs neue, da gehet das Wetter wiede 
dahet ; und dieweil Gott vormals alſo gnãdigl ich geholfen Hat, 
und weiß, wie es der beſte Gottes Mille fen. def ı 
mit der Vaterruthe ftäupet, daß wir Urfache vaben 
ihm zu rufen und gu laufen, teöftet fi der Mienfch.felbfl, 
und rühmet ſich der Trübfal, und fpriht: Der mir zus 
vor ſo oft geholfen hat, der wird jegund abermals hels 
fen. Daffelbige Sehnen im Herzen drinne, dadurch dad 
Herze fpriht: Ach wäre ich los! ach fäme Gott! af 
wäre mir geholfen! ift die Hoffnung, und die läßt mies 
mand zu Schanben werben, es muß Gott einem, folchei 
Menfhen helfen. „Denn die Liebe Gottes, die. er zu 
und trägt, iſt außgegoffen in unfer Herz, durch ‘den hei 
ligen Geift, welcher und gegeben ift,“ das ift, der he 
lige Geift wirfet das Sehnen, und erwecket das Her, 
und erlanget bie Hülfe, wie ©t. Paulus ſagt zun Mk 
mern 5, 5, F ni . 
Auf diefe Weiſe verbirget Gott unter den Tod das 
Leben, unter die Hölle den Himmel, unter die The 
heit, die Weisheit, unter die Sünde die Onade, 
mußte Abraham fagen, daß 8 Gottes MWohlgefallen fen, 
daß er ihm heißet feinen einigen Sohn ern, 1. he 
fi 





22. alfo_fagt David auch, da er eifahre 
gut e8 Gott mit ihm meinete, da er vdi ut. Sohr 
Abſalon weichen mußte, 2. Samuelis 15. u es. ihn 
feliglich gerechnet würde, da er fprad: „Es if, mix guk, 
daß du mid) gedemuthiget haft,“ Palm 119, 71. , Abe 
diefe Weisheit, Gütigkeit, Süpigfeit und. Volfommen 
heit ‚des "Willens Gottes wird nicht erfannt durch Mes 
nunft vder Weisheit der Menſchen denn dieſelbige fleucht 
davor: ſondern allein aus dem Glauben; der die "Ber 
nunft tödtet.. Das ſey von der Hoffnung. Fdolget wir 
von ber Eiche, ie 





— 37 — 

Von der Liebe. 

Das drüte Stück, fo zu einem chriſtlichen Leben 
böret, iſt die Liebe, welche bald aus dem Glauben 
d Hoffnung herfleußt, ja, fo nahe daran hanget, daß 
auch nimmermehr von dem Glauben kann bleiben, wo 
ders der Glaube rechtſchaffen ift; und fo wenig das 
ner ohne Hitze ımd Rauch ift, fo wenig ift der Glaub 
ne Licbe. Denn wenn ich durch den Glauben erfenne, 
e lich mich Gott hat, daß er mir zu gut und zu mei- 
m Heil feinen einigen Sohn bat vom Himmel herun⸗ 
geſandt, ihn laffen Menſch werden, und um meiner 
unde willen fterben: laffen, auf Daß mir, der ich hätte 
fien ewig verdammt ſeyn, geholfen würde, und mir 
ed mit .diefem feinem Sohne gefchenfet habe, fo, Daß 
mic) Deffelbigen, und alles, was fein ift, ruhmen darf, 
d Drauf pochen und trogen wider Sünde, Tod, Teufel, 
le und alles Unglück; ſo iſt e8 nicht möglich, ich 
ı6 ihn wiederum lieb haben und ihm hold ſeyn, feine 
ebot halten, und alle8, was er nur haben will, mit 
ft und Liebe thun. Da muß derſ Menſch ein freund⸗ 
», füßed Herg gegen Gott gewinnen; welches Herz bei 
7, alleine nicht: fann bleiben, e8 muß heraus fließen, 
d fich frei auch wiederum in aller Dankbarkeit und 
‚be erzeigen. | 

Dieweil aber Gott unfere Werke nicht bedarf, er 
8 auch nicht geboten bat, ihm etwas zu thun, denn 
ein ihn loben und danken, fo führet derfelbige Menſch 
‚ und giebt fih ganz und gar dem Nädhften,, dient 
mfelbigen, hilft und vettet ihm frei umſonſt, wie er 
6, daß ihm ſolche Gnade. umfonft aus lauter Barın- 
rzigkeit ift wiederfahren, ohn alles Verdienft; ja, da 
in Sünden ſteckete, Gotted Feind war, und auf Gott 
e gedachte. Der fann ed denn nicht laffen, wenn er 
nen Nächſten fichet irren oder in Sünden fleden, er 
eifet ihn auf den rechten Weg, er führet ihn dabin, 
ver Troft und Hilfe gefunden bat, prediget ihm Das 
vangelium, und macht, Daß er au der Sünden los 
erde: darnach, fiehet er ihn nadet, fo kleidet er ihn; 
angrig, fo fpeifet er ihn; Durftig, fo tränket er ihn, 
nd fo fortan; und Summa Summarum, wie ec want, 


Daß man ihm thun follte, alfo thut er feinem Mädhfien 
auch, was er nur weiß, damit er ihn Dienen kann, dab 
thut “er willig und gerne, ja, ebe er es von ihm Tore 
dert oder begebret; und ftehet nichts hierinne an, benz 
daß es Gott alfo wohlgefalle. Denn Chriſtus fagt ſelbſt, 
den Nächften lieben, fey ein Gebot, welches dem größe 
ten Gebot glei ift, nämlich die Liebe Gottes. Matth. 
22, 38. 39, denn was ich meinem Nächften thue, Das 
thue ich Gott und feinem Chriſto felbft, wie er fügen 
wird am jüngften Gericht: „Was ihr gethan habt ed 
nem, aus dieſen meinen geringften Brüdern, das habt 
ihr mir gethan,“ Matth. 25, 40. J 
Darum darf ihm feiner gedenken noch in Sinn neh⸗ 
men, daß er einen rechtfchaffenen Glauben habe und 
Gott liebe, wenn er ſich gegen feinem Nächſten auch nicht 
mit Liebe erzeiget, wie Johannes faget in feiner 1. Epi⸗ 
ftel 4, 19. 20, 21: „Laſſet und Gott lieben, denn 
er hat und erft geliebet. _ So jemand fpriht: Ich liche 
Gott, und haſſet feinen Bruder, der ift ein Lügner, 
Denn wer feinen Bruder nicht liebet, den er ſiehet, 
wie kann er Gott lieben, den er nicht ſiehet? Und dab 
Gebot haben wir von ihm, daß, wer Gott lieber, dog 
er auch feinen Bruder liebe.“ Und zuvor c. 13,16 — 18, 
faget ers „Daran haben wir erkannt die Liebe , daß 
er fein Leben für uns gelaffen hat; und wir follen auf 
das Leben für die Brüder laffen.  Wehn:aber jemand 
Diefer Welt Güter bat, und fiehet ſeinen Wruber bars 
ben, und ſchleußt ſein Herz vor ihm zu⸗, tote bleibt. die 
Liebe Gottes bei ihm? Meine‘ Kinder, laßt uns nicht 
lieben ‚mit: Morten, nod mit‘ der Zunge, fondern mit 
der That und mit der Wahrheit." Ja,ler faget bald 
uvor v. 14, 15: „Wer den Bruder nicht lieber, ber 
leibet im Tode; wer feinen Bruder hafjet, der tft’ ein 
Todtſchlaͤger.“ | 
Daß alfo die Chriften, die nun durch den Glauben 
fromm und. gerecht find, auf nichtd anders Achtung folen 
geben, denn auf die Liebe des Nächten, fo, daß Gt. 
Paulus faget, „die Liebe fey die Erfüllung der Gebote 
Gottes“, ald da er zu den Römern 13, 8 — 10. alſo 
fpricht: „Seyd niemand nichts ſchuldig, denn Daß ih 


x 


39: — 


euch unter einander liebet; denn wer den andern liebet, der 
hat das Geſeh erfüllet. Denn das da geſaget iſt: Du ſollſt 
nicht ehebrechen; Du ſollſt nicht töͤdten; du ſollſt nicht ſtehlen; 
du ſollſt nicht falſch Gezeugniß geben ;.djch fol nichts geluften, 
und ſo ein ander Gebot mehr iſt, das wird in dieſem 
Wort verfaſſet: Du ſollſt deinen Nächſten lieben als dich 
ſelbſt. Die Liebe thut dem Nãchſten nichts böſes. So 
M num die Liebe des Geſetzes Erfüllung“. Darum dat 
der Herr Chriftus feinen Jüngern und und allen nichts 
ſo hoch und theuer befohlen, als eben, daß fie follten 
outer. einander Liebe haben. Denn dieß ift das einige. 
Jeihen, dabei man die Chriſten erfennet, daß. fie eine 
ander lieben, und einer dem andern Wohlihat ergeige, 
wie er ſpricht im Johanne 13, 34..35: „Ein neu Gebot 
gebe ih euch, daß ihr euch unter einander liebet, wie 
ich euch geliebet habe. Dabei wird jedermann ers 
lennen, Daß ihr meine Zünger ſeyd, fo ihr Liebe unter 
einander habt.“ 

Das iſt aber die Regel der Liebe, darauf ſie fer 
ben ſoll, Daß, mas ich von, einem andern. haben will, 
dad fol ich andern auch thun. Wie ih gerne febe, 
wenn id) troſtlos bin. dag man mich tröfte;. fo fol ich 
einem andern auch thun. Bin ich bungerig, fo wollte 
ih, man fpeifete mich; bin ich durſtig, fo wollte ich, 
man tränfete mic ; und ſo fortan mit. allen Gebrechen. 
Alſo fol ich andern auch, thun. Derohalben, da der 
Dere im Matthäo 1, 12. feinen Jüngern und dem Bolt 
durch eine. lange Predigt ein chriftlich Leben befhrieben 
hatte, befchleußt er endlich mit dieſem Spruh: „Alle, 
das ihr wollet, das euch Die Menschen thun follen, das 
thut ihnen auch, das tft das Gefeg und die Propheten.“ 
Alſo ſprach er, das. ft Summa Summarum eined ganzen 
hriftlihen Lebens, wenn du weißt, wie. du durch) 
Ehriftum einen gnädigen , gütigen Gott haſt, der Dir 
deine Sünde will vergeben , und berfelbigen nimmermehr 
gedenfen, und bift nun ein Kind der ewigen Geligfeit, 
ein Herr über Himmel und Erden mit Chriſto; fo haft 
du nichts mehr zu thun, denn daß du zufahreft und 
bieneft deinem Rächſten, bilfeft ihm, ratheſt ihm, und 
thuſt, was Du thun kannſt. Aber darinne will ich dir 


Sn 


— 0 — 


eine Regel geben ‚ daß du nicht darfeſt umber saffek 
und Did) ‚lange beisagen, was du thım follit; höre: 


Was du will von andern überhaben fenn, das über 
bebe einen andern auch; und mas du willſt, daß mal. 


dir thue, Das ſollſt du andern auch thun. | 
Und das thut die vechtfhaffene Liebe, fo aus dem 
Glauben herfleußt, gewißlich; fe ſiehet nicht auf Ad, 


fondern nur auf andere, und meinet es alles aus Herzen, 


wie St. Paulus ihre Natur und Eigenſchaft fein de 
fehreibet, da er 1. Korinth. 13, 4— 8, aljo faget: 


„Die Liebe ift langmüthig und freundlich, die Liebe eifert 


sicht , die Liebe ſchalket nicht, fie blähet fih nit, WW; 
ſtellet ſich nicht höhniſch, fie ſuchet nicht Daß ihre, fr 


läſſet ſich nicht erbittern , fie gedenfet nicht arges, ſe 


freuet ſich nicht über der Ungerechtigfeit , fe freuet #4 
aber mit der Wahrheit, fie verträgt alles, fie glaubet 


‚alles, ſie boffet alles, fie duldet alles, die Liebe ver 


fället nimmermehr.“ Darum faget er zun Nöm. 12, 
10: „Seyd mit brüderliher Liebe unter einander freund⸗ 
lich.“ Da wird nicht gefordert eine ſchlechte Liebe, fondern 


‚die von Herzen gehet, alfo, daß und unfer Derz Sem 


niß gebe ,. andere Leute Schaden thue uns fo wehe, 
wäre er unfer eigen, und ihr Fromme und fo wohl thue 
wäre er unſer ſelbſt: eben wie die Eltern gegeı 
ihre Kinder: gefinnet ſeyn, große Freude haben von ihren 
Glück, fehr beflagen ihr Unglüd. 
, Und bier lernen wir, wie weit wir noch von dei 
Geſetze find, das da fpriht: „Liebe deinen Nächfte 
als dic, felbft,“ nämlich, daß wir alfo fehr in fe folle 
geliebt feyn , daß wir sang ihr eigen ſeyn, mit Lei 
Seele, Gut und Ehre. Es ift ein groß Ding, lieben 
noch viel größer, brüderlid lieben; auf Das alfergröf 
iſt, lieben, wis ein Vater ein Kind; und biefe Liel 


heißt eine emflge Liebe, die von ganzem Herzen dah 


‚gebet. 

Das find Die vornehmften drei Stück, fo e 
chriſtlich Leben in fich hat, Glaube, Hoffnung und Lieb 
die erften zwei fehen auf Gott, und gehören hinau 
das dritte ſiehet auſ den Nächſten, und gehöret be 
unter. Aber anſere IPapiſten und Werfheiligen hab 


— A — 


umgekehret, ſind mit den Werken hinauf gefahren, 
‚ damit wollen vor Gott handeln; mit dem Glauben 
r find fie herunter bei den Menfchen blieben. Ent 
Lob, daß wir ed nun wiſſen. 

Bon bem heiligen Kreuz. 

Aber es ift noch eines verhanden, das such zu 
ı chriftlihen Leben gehöret, nämlich das. heilige Kreuz, 
ed dem Fleifh und Blut gar wehe thut, und aud) 
nen abſchrecket. Und e8 darf fih ein Ehrift nicht 
nad umſehen oder fehnen; er hebe nur au und ſey 

Ehrift, Dean alöbald, wenn dy ein Chrift wirkt, 

ladeft Dy auf und wider di den Teufel, Die Welt 
d dein eigen Fleiſch; das find greulicher Tyrannen 
i, damit mußt Du Dich fchlagen, weil Fleiſch und 
ut da iſt, das iſt, weil du lebeſt hier auf dieſer Erden. 

mn der Teufel kann es nicht leiden, Daß du aus 
nem Reich weicheit; derohalben, fo gebraudt er aller 
EL, Domit er dich von Chriſti Reich abreiße; er erwecke: 
der dich die Welt, dein eigen Fleiſch und was er nur 
in und weiß darwider aufzubringen, da ſparet er 
ner Mühe, 

Und Das gehet alſo zu: Wenn du Gottes Gnade 
‚Herzen erfenneft,, fo iſt es unmöglich, daß du ſolches 
i dir alleine beholteſt, du mußt heraußer fahren, und 
ches vor der Welt bekennen: dem Bekenntniß folget 
s Kreuz; dean wider bad Bekenntniß leget ſich erſt 
e Welt, die Klügſten und Heiligften in ber Belt, 
weil ich durch Dad Belenntnig, wie es Gottes Güte 
id Gnade alles alleine thue, ihre Weisheit und Heiligs 
it zunichte mache, und zu Boden ſtoße; das können 
denn nicht leiden, darum wüthen und toben fie dawider, 
urgen und richten frei dahin, und wie fie nur können, 
folgen fie, die fold) Befenntnig göttliher Gnade führen. 
jerohalben fagt David Palm 116, 10: „Ich glaube, 
wum rede ich; ich bin aber ſehr gedemüthiget;“ als 
ollte er fprechen: Dieweil ich Gottes Güte und Gnade 
ı mir erfenne, kann ic es nicht laffen, ich nıuß davon 
den ; aber über folhem Neden bin ich ſehr geſchlagen 
orden. 

Deß haben wir erſtlich ein Erempel on votre 


7 42 — 
Hern Chriko, der mußte über dieſem Bekenntniß he 
halten. Iteni, vor ihm haben alle fromme Patriarch 
und —*22— ſich darüber muͤſſen leiden. Darnach 
ben- wir das an ben heil. Apoſteln und Märtyrer 
die alle haben um biefed Bekenntniſſes willen fterh 
müffen. Und folches hat Chriftus feinen Jüngern m 
uns Chriften alled zuvor eh wie ed und wir 
geben, ' und tröftet ung; auf Daß wir nicht verzagete 
wenn ed dazu würde fommen. . Denn alfo. faget er i 
Mattbän 10, 16. — 18: „Sehet, ih fende euch w 
Schafe mitten unter bie Wölfe; darım feyd Flug w 
die ‚Schlangen, und ohne Falſch, wie die Taube 
Hitet euch aber vor den Menfhen. Denn fle werd 
euch uͤberantworten vor ihre Rathhäuſer, und werd 
euch geigeln in ihren Schulen, und man wird euch ui 
Fürften und Könige führen um meinetwillen.‘‘ U 
bald hernad) faget er v. 22: „Ihr müffet gehaffet werd: 
vo jedermann, um meines Namens willen.“ Und üb 
ein Kleines fpriht er v. 24 — 26: „Der Jünger ift nic 
über den Meifter, noch der Knecht über den Herrn; ı 
ift dem: Jünger genug, daß er fey wie fein Meifte 
und der Knecht wie fein Herr. Haben fie den Hausvat 
Beelzebub geheißen, wie vielmehr werden fie feine Hau 
genoffen alfo heißen ? Darum. fürdtet euch nicht v 
‚ ihnen.“ Solches wieberholet der Herr im letzten Aben 
eſſen: da er nun von feinen Juͤngern ſcheiden fol 
ſprach er gu ihnen: . „So euch Die Welt haſſet, 
wiſſet, daß ſie mich vor euch gehaſſet hat. Waͤtet i 
von der Welt, fo hätte die Welt das Ihre lieb; di 
weil ihr aber niht von der Welt feyd, fondern ih ba 
euh von ber Welt erwählet,, Darum haſſet eu 
Melt. Gedenfet an mein Wort, Das ich euch geſag 
habe: Der Knecht iſt nicht größer denn fein Hei 
“ Haben fe‘ mic) verfolget,, fie werden euch auch verfı 
gen; haben fie mein Wort gehalten, fo werden 
euerd auch halten, Joh. 15,18— 20.“ Und mit v 
"andern Worten mehr, hin und wieder in den Evangelifte 
bat Chriſtus ſolches feinen Jüngern zuvor verfündige 
DaB es ihnen alfo über diefer Sache würde gehen. 
Darum mögen fi wohl alle Chröften dep gewißl 


— 43 — 


erfehen, daß ſie um des Bekenntniſſes willen des Evans 
elii viel werden leiden müſſen, verfolget, verjaget, 
mb endlich duch getöbtet werden. Das ſaget auch Gt. 
Paulus 2. Tim. 3, 12. Dürr berans: „Alle, die gott 
elig leben wollen in Chriſto Jeſu, müffen Verfolgung 
eiden.* Ber fih num diefer Hoffarbe bes heiligen Kreu⸗ 
jes nicht ſchämet, der gehöret in das Reich Ehrifti, der 
wird auch bis and Ende ſeliglich verharren; wer ſich 
aber der fhämen will, und mehr auf der Welt Freunds 
haft, Gunft und Forderung, denn auf Gottes Wohl⸗ 
gefallen fehen , der bleibt nicht fteben, wenn aud bie 
allergeringfte Anfechtung und Verfolgung daher gebet. 

Bon dieſen Stüden babe ich anderdwo mehr ges 
ſchrieben, und weitläuftiger gehandelt, wer da will, der 
mag es leſen. Wollen es jet dabei laſſen bleiben, 
md Gott um feine Gnade antufen, daß wir folches 
mögen faſſen, im Glauben und Liebe zunehmen, und 
und por dem heiligen Kreuz nicht fhenen. 


Pr 





Am Tage der Empfaͤngniß Marid der Mut: 
| ter Gottes. 


"Evang. Luc. 11, 27. 28, 


Man begehet heute das Feſt der Zungfrauen Mariä, 
wie fle ohne Erbfünde empfangen fen; welches Feſt 
viel Unluſt, Jank und Hader gemacht hat unter den 
Mönchen, ohm allen Nutz und Frommen, fintemal nicht 
ein Buchſtab davon ſtehet Im Evangelio, oder fonft in 
bee Schrift. Daran wir auch feben follen, wie uns 
der Teufel hat geblendet und verführet, daß wir Das 
am meiften getrieben haben, das und nicht befohlen iſt, 
noch nöthig zu wiffen; was und aber befohlen it, Das 
laffen wir anſtehen. Alſo ift es ſtets gangen, und 
gehet noch immerdar, und wird ſo gehen, weil die 
Welt ſtehet; darum wolle ſich niemand daran aͤrgern, 
denn die Welt bleibet Welt, man mache es wie man 
wolle. Run bat man am dieſem Tage viel non ter 


U 


— — 44 —, — 
Erbſunde geſagt, wollte Öott, fe hätten es techt troffen 
derohalben muͤſſen wir auch ein wenig Davon reden, * 
wollen wir vor das Evangelium ein wenig anſehen. 


J 


In dieſem Evangelio iſt kürzlich begriffen alles, ma& 


uns zu unſerer GSeligfeit dienet, nämlih Gottes Wert 
bpren und darfelbige bewahren. Denn die Siele des 
Menfhen kann durch nichts anders erhalten werden, 
denn durch das Wort Gottes, , Das ift ihre Speiſe und 
Weide; und fo fehr als fie fih dep gebrauchet, Daran 
hanget und glaubet, foferne üt ihr gerathen und ges 
helfen. Drum fagt St. Paulus Röm. 1, 16: „Das 
Evangelium oder Wort Gottes ift eine Rraft Gottes, 
allen denen, die daran glauben.“ Derohalben Tons 
Gott die Menſchen nicht fehrer ſtrafen noch plagen, denn 
wenn er ihnen dieß Futter entzeucht. Wir haben's leider! 
wohl erfahren, da wir unter dem VPapſtthum waren, 
was es ſey, Gottes Wort mangeln; wie giengen wir da, 
wie die verlornen Schafe, einer da hinaus, der andere 
Dort hinaus, und war Sammer und Noth. Und deros 
halben, dieweil es fo ein nöthig Ding ift um das Wort 
Gottes, fo zeucht es bier auch der Herr höher, denn 
feine eigene Ehre, und aud feiner Mutter Ehre. 
Hierbei wir lernen follen, daß menſchlicher Affect 
und dad Geſuch der Natur ganz und gar hier von Chriftg 
verdammt und verworfen wird, und nicht gut ſey, was 
unſre Vernunft gut dünket, und was vor ber Welt 
ein groß Anfehen bat, ja, dad gleih das Allerheiligfte 
fheinet. Was bätte Doc dieg Weib vor der Welt Fils 
licher Fönnen thun, denn daß fie daher tritt vor allem 
Bolt, und Iobet die Mutter, die einen foldhen Sohn 


. ver Welt gegeben bat, darauf aller Menfhen Augen, 


eben, dem alle Welt nachläuft, den jedermann gerne 
bat, der jedermann hilft und Wohlthat erzeiget * Noch 
fallt hier Chriftus zu, und ftößet ihr Loben gar days 
nieder. Daß gute Weib redet aus einem fleifchlichen, 


weibiſchen Affect ; wie man denn auch noch wohl ſolche 


naärriſche, ebiſqhe Rede höret, als wenn man ſpricht: 
Selig iſt die Mutter, die einen Pfaffen trägt. Und 
wie man noch manche Mutter findet, wenn ſie irgend 
eisen gelehrten, frommen Prediger horet, auf Den alle 


— 48 — 


Belt gaffet, fo ſpricht ſie: Ei wollte Gott, daß mein 
Sohn auch ein ſolcher Mann werden möchte. Das find 
leiihlihe Gedanfen , die verwirft Der Herr bier ‚gang, 
und zeiget und an, was da nöthiger üt deun dieß, nain⸗ 
ih, Gottes Wort hören, und. daſſelbige bewahren, 
Denn alfo fagt er hier zu dem Weihe, das ihn ‘vor dem 
Volt alfo lobete, und ſprach: „Eelig ‚it. der... Leib, 
der Dich getrigen bat, und die Brüfle, die du gefp« 
gen haft.“ ed 
„Sa felig find, die das Wort Gottes - hören und 
behalten.“* a 
Als wollte der Herr fügen: Sch mag nicht fleiſchlich 

dob haben; es ift auch meine Mutter Waher vicht felig: 
dein Lob iſt unrecht; denn dis verftcheft.noch „nicht Die 
Dinge, die Gottes find, du ſucheſt Nutz und. Euft des 
Fleiſches, gefälleft dir felbft wohl mit. ſolchen weibifhen, 
Ihädlichen Gedanken, damit erlangeft du. deiner. Seelen 
Heil und Seligfeit niht. Darum, fp, wende Herz von 
ſolchen unnützen, vergeblihen, eiteln Gedaufen, und 
lerne, daß die ewiglich felig find,...dte da fleißig Gottes 
Wort hören, und schließen es in {hr Herz, und ſetzen 
al ihren Troſt und Mertrauen drein; ‚denn es Fanıı 
niht betrugen. Das find die, Die ihr Hays auf den Fels 
bauen, welches die Ungeſtümmigkeit des. Waſſers uud 
Windes nicht Fnnen ‚überwältigen.;. Darum-glaubs;hu an 
den Sohn Gottes, fo wirſt dis Selig, werdencc. 
- 29 feben wir, daß ‚Öpifed.. Wort alfezeit_twider 
menſchliche, fleiſchliche Affecten-und Gadanken ſtrobet, ie 
kann damit nimmerwehr überein kommen. Desgleichen 
haben wir auch. im Matthäo 12, 46 — 50. eine: Hiſto⸗ 
fie, „da der Herr. eine lange: Predigt. zu ſeinen Züngeng 
und zu dem Volk that, ſtunden feine. Mutter und feine 
Brüder draußen, die wollten mit ihm reden. Da fagte 
einer zu dem Herrn: Siehe deine Mutter und. deine 
Brüder fliehen draußen, und wollen mit dir reden. Der 
Herr ſprach zu demfelbigen, der es ihm anfagete:: Wer: 
ft meine Mutter und wer find meine Brüder?. Rex: 
dete die Hand aus über feine Jünger und ſprach: Siehe 
da, das ift meine Mutter uind meine Brüder. Denn, 
wer da thut den Willen meines. Waters im Hama, 


=4- 


ihein Bender, Schweſter und Mutter.“ ji 
Ser. ud Märkicher, da er fpriht: „Ge. 
daB. ‚Wort Gottes hüren und bewahren.“ 
m dem Evangelio gnig, wollen un [) 
son der Exbfimde fagemn 
Bon der Erbfünde, 
¶Ecxſtlich if gu merfen, was bie Erbfünde feg, ud 
dag wir verfteges Fönnen, wie die Jungfrau Maria vı 
berfelbigen fey gefreiet. Crbfünde, wie alle. Doctor 
Einträchtiglich ſchreiben, iſt nichts anders, denn eine 
Darbung der Erbgerechtigleit · mit welcher Erbfünde mir it 


BE 
®: 
ars 








en that:.vom *. — dhne Du: Tu = 
Bein? Aqtung vuf etwas anders, derohalben er’8 Fhätez 
gleichwie wir jeht natürlich mögen ſehen, hören, ——* 
teinfen; "geben , fühlen, reden, und alfo leicht wäre e& 
und tafelbft gewefen alle Tugend zu halten, wir leicht 
und jegt anfommt, fehen, hören, reden und dergleichen, 
ard es wären und ale gute Werke luſtig und leiht zu 


> 


ch = 


sehe wir fee ne", 
en 
eſchwerniß nicht thun en — wie Mam dazu 
ar, alfo wären wir ‘alle; "pm Their‘ ge) 


2; efen: Und beropefben, he Arte En. 
eine Erbgerechtigkeit / daß fle obn ft und 
an —* erſten Vater, Burda Geburt, und wird, 
geboren: gleichwie einer das Geficht ind —— 
wii⸗ — Denn Br "Sehen Ba dam 
EN 273 gewefen; a 
ud angeboren. Daß In fotdhe, — ah = 
fen erſten Eltern, Adam und E 8 heweſen feP, 
eiget Vihſes fin 1. Buch 2, 25. “dürd, diefe 
‚oe a nadet, der weh Ar» feihe — 
m di nicht · mie denn "wären geweſen 
fe: Menfe hr ohren. geboren" worden, ' 


er,” 
hen Bi ätten: 
* Me In —— — 
ml t alle zeit 
a en, a ee da — oh N en % 
Baum H, zeſtindigt hatt i,“ 
d vdieſe — Geht "gefallent' Fir "yertbrdeit. 


Dar begunnten ſich Kir Apıren böfe ih 
se — 














ei —5 — 

w FR am 
F Fr web: ah) allen 
Iren Rihbeit "angeboren. „se, Beife oil ei aust 
Atiger '-Bälter- geblert aus ——— tigen "Mutter 
w F dige Söhne und Töchter, !e "er? dleſhes wie dir 
Ehtern find; alfo werden wir 'afle-in und mit Günden 
geboren” aud-ımfern ſundihen Eltern. Daher Lommtd, 
daß afle’Iebendige Menſchen zum Böſen geneiget gind, 
wie in Moſe ſtehet: „Da der ‘Herr fahe, daß der Men⸗ 
[hen Bosheit groß war auf Erden, und alles Dichten 
und Trachten des Herzens nur böfe wär immerbat, do 





— - 


Bi Kesping zum, Böjen , 


|... 


geuete ed ihn, daß er bie Menfäen gemadk | Satte uf 
Erden, und befümmerte ihn in feinem 
6,5. 6. Und ‚nad, der. Sündfluth —* er dem: 
36 Be binfort. mit mehr die Erde verfluchen um 
Vienfhen willen, denn das Dichten. des menfdls : 
hen ar böfe von der Jugend auf“, 1. Reſ· 


8,24 
Daher aus dicſer erfien, angebornen Sunde bar 
fo, ‚viel u — vr BR beladen ift, ‚lb: 
bruch iel und un; e andere Bafler,.: 
beg Fer er ‚wobl_fihier darum elle "Originale Pe E 
zum beißen, daß ein Urfprung und Anfang iſt — 
anderer Sünden; ,benu alle Sünden fommen her ud 


‚der. „Asien Fupeigung unferd Hergend, wie Epriftud.fer 


get im Matt. ‚15, 19; „Aus: dem Deren: Tonnen 
are danken, War, Chebruc,.. Duteget, — 
ib, Cfterungt. . Dad, an ‚einen, ‚dern Ort 
ie u 51 Ki, ww 
und" über,‘ att! „a. 
* Bio an Bi wid. our, Bof d 
Wſunde nl te 8 it, benn die 
Ki {m ‚welhe alle —2 — — 
die.de ‚geboren ‚it jur. Dofarf, Zoran. Reid) 
enfhbeit, und andern Laſtern rein hen —2R 
Adam ud Co, ‚u. gewefen, Ueberfestungs; 
"Au hristen, Run ahes..he ö — 67 nnd 
dep ae nor ſoll HR Ag WA mufey Fi zei supn die⸗ 
fer: Sönke. obalhen ‚has Gott Gebote gegeben, das 
Bud et * Zunde, merhrut, and wiß,, daß wir den 
dexum., mm, ub.gereht-feyn, wie Adam war“ 
net. defen Kiemgl wir aber ſolches nicht thau 
—XX 7 * eir feinen eingebernen Sohn, 
fürumns ie. den Tod „gegeben, auf daß.er und durch 
gan "Wlat von diefer Erbfünde und von allen Sünden 
fe:won der, Gebfünde verhieße ervettete und frei mar 
Gere, Darum lehret und. riſtus, daß wir an ihr 
‚glauben folen, und ihn um Önade anrufen, durch weis 
de ‚diefe Sünde wird gereiniget. Welches nichts an⸗ 
ders iſt, denn das Evgngelium prebigen, wie er 
feinen Züngern, ſprach: „Gebet bin in alle’ Sch 








ediget das @oangelium allen Creaturen: Ber da 
laubet und getauft wird, der wird felig werden ; wer 
ber nicht glaubet, der wird verdammt werden,“ Marc. 
6,16. Denn, wenn wir getauft find und glauben, 
» empfangen wir Gnade, weldhe wider die böfe Zunei⸗ 
ung in und ftreitef, und die Erbfünde austreibet und 
ertilget; da erheben fih denn in uns gute und ehrliche 
jegierden, zur Demuth, Keuſchheit, Sanftmüthigfeit 
ad zu glien Tugenden, und alsdann geſchehen gute 
derke auch mit einem luſtigen Herzen. Das richtet al⸗ 
5 die Gnade ‚as, die wir in der Taufe durch den 


Hauben in Ehriftum empfangen haben; denn es ift uns 


glich, dab folhe Gnade in uns folte müßig ſeyn, 
ie muß gute Werfe thun. Das faget der Herr Ehriftus 
ae fein durch ein hübſches Gleichniß zu feinen Jüngern 
ah. den Abendmahl, da er alfo ſprach: „Ich bin ein 
rhter Weinſtock, und mein Vater ein Weingartner, 
inen jeglichen Reben an mir, der nicht Frucht bringet, 
pird er abfchneiden, und einen jeglichen, der da Frucht 
kinget, wird er reinigen, daß er mehr Frucht bringe. 
Ye ſeyd jeßt rein um des Worts willen, daß ich zu 
ah geredet habe: bleibet in mie und ich in euch. 
Heichwie der Rebe. kann feine Frucht bringen von ihm 
über, ex bleibe denn am Weinſtock; alſo auch ihr nicht, 
be bleibet denn in mir. Ich bin der MWeinftod; ihr 
ud die Neben: wer in mir bleibet, und ich in ihm, 
ee bringet viel Früchte; denn ohne mich fünnet ihr 
ſichts thun. MWer- nicht in mir bleibet, der wird weg⸗ 
eworfen wie ein Rebe, und verdorret, und man fans 
wit fie, und wirft fie ind Feuer und verbrennet fie. 
50 ihr in mir bleibet, und meine Worte in euch bleiben, 
uerdet ihr bitten, was ihr wollt, und ed wird euch 
biederfahren. Darinnen wird mein Vater geehret , Daß 
ir viel Frucht bringet, und werdet meine Jünger.“ 
Job, 15, 1 — 8. 

Dap wir. aber deß nicht vergeffen follten, hat's 
Bott alfo geordnet und, gefhidt, daß wir den Glauben 
eben, und das Mater Unfer beten, auf daß wir 
nd täglich übeten im Glauben und ‚Gebet, und rufen 
Üezeit ar feine Gnade wiber die Erbſunde. Dean \p 
Buyer Werke, 15, Bb. 4 


. in * vobl ſchier darum ſolite 


v— „Aus: dem Herzen, — 
get st zn N — 









— 4 — x 


geuete es ihn, daß er die Denföen gemacht. hatte 
Erden, uud befümmerte ihn in ſeinem Hergen,t« 1. 
6, 5.6. Und nad, ber Suͤndfluth fprac ‚der, Der 
SER. will, binfort. nicht mehr die Erde ‚werfluchen, 
er Menicen — denn das Dichten, des men 
den, per, böfe „von der Jugend suf 


Rebaräik Bier erften, augebornen "Sinde ieße 
fo, ‚viel, Sunden, damit der Menſch beladen, dit, 
beb; Diebftahl und —3 e Fehl 
riginal, 
gatum. beißen, daß ein Urfprung und Aenfong, i% 
r Sünden;,benu alle 
— — unſers Iu. Her 















‚arge banken, —— 
suguiß, — —— einem Ben 
Weß ol 
Bi iu Bus D Haken u euber, 
nt a A 
—— * * Heben die * Bospeit ef 





fc Jbeit., ıd andern tern mehr; denn a 

—* Eva ‚auch, —55 der a ee 
By heittey , Bun aber ‚daf'd, Gott alfe ‚geordnet, 
dap- niemand A Er fey,benn deig on Dies 
jr — tt Gebote gegeben, das 
— pr nt nd will, daß wir wies 
bus. kr ht feyn,, wie Adam war" 
not dern ie) wir. aber —5 — nicht thun 
— ve) En er Chriftum, 3, Keinen eingebsrnen. Sohn, 
‚ auf daß er und durch 
5 —2 und von allen Sünden, 
fe:won ber. he bei errettete und frei mas 
Were, Dazum lehret und briſtus, daß wir an ihn 
‚glauben jollen, und ihn um Gnade anrufen, durch wels 
he .diefe Sünde wird gereiniget. Welches nichts ans 
ders it, denn das Evgngelium prebigen, wie er zu 

feinen Zungen, ſprach: „Gehet hin in alle‘ Welt, 


eig Bijen, alle Menj 
E ! dierhe Arte boren . 4 ee Hofrat, en 








Ediget das Evangelium allen Erenturen: Wer da 
aubet und getauft wird, der wird felig werden; wer 
er nicht glaubet, der wird verdammt werden,“ Marc. 
3,16. Denn, wenn wir getauft find und glauben, 
empfangen wir Gnade, welche wider die Döfe Zunei⸗ 
ng in und flreitef, und die Erbfünde austreibet und 
rtilget ; da erheben ſich denn in und gute und ehrliche 
egierden, zur Demuth, SKeufchheit, Sanftmüthigkeit 
id zu allem Tugenden, und alsdann geſchehen gute _ 
jerte auch mit einem Iuftigen Herzen. Das richtet als 
6 die Gnade an, die wir in der Taufe durch den 
lauben in Ehriftum empfangen haben; denn es ift un⸗ 
oͤglich, dab felhe Gnade in uns follte müßig feyn, 
: muß gute Werke thun. Das füget der Herr Chriftus 
w fein durch ein hübſches Gleichniß zu feinen Jüngern 
ıh dem Abendmahl, da er alfo fprah: „Ich bin ein 
ter Weinſtock, und mein Vater ein Weingartner, 
wen jeglichen Reben an mir, der nicht Frucht bringet, 
ird er abfchneiden, und einen jeglichen, der da Frucht 
inget, wird er reinigen, daß er mehr Frucht bringe. 
br ſeyd jegt rein um des Worts willen, daB ich zu 
ich geredet habe: bleibet in mir und ich in eud. 
leichwie der Debe- kann feine Frucht bringen von ihm 
Iber, er bleibe denn am Weinſtock; alfo auch ihr nicht, 
r bleibet denn in mir. Sch bin der Weinftod; ihr 
» die Neben: wer in mir bleibet, und ich in ihm, 
* bringet viel Früchte; denn ohne mich könnet ihr 
hts thun. Wer nicht in mir bleibet, der wird weg⸗ 
worfen wie ein Rebe, und verdorret, und man fans 
eilt fie, und wirft fie ind Feuer und verbrennet fie. 
jo ihr in mir bleibet, und meine Worte in euch bleiben, 
erdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch 
iederfahren. Dorinnen wird mein Vater geehret, daß 
r viel Frucht bringet, und werdet meine Zünger.“* 
od 15, 1 — 8. 

Daß wir. aher, deß nicht vergeffen follten, hat's 
zott alfo geordnet und. geſchickt, daß wir den Glauben 
vehen, und dad Dater Unfer beten, auf baß wir 
18 täglich übeten im Glauben und Gebet, und rufen 
Iegeit an feine Gnade wider die Erbſunde. Dean po 
Burper’s Werke, 13, Bd. 4 


lange als wir bier leben, ſeyn wir nicht vhne Sünde 
es bleiben noch allegeit böfeLüfte und Begierden in nn 
die und zu Günden reizen, wider welche wir fireitel 
und fechten müffen, wit St. Petrus in feiner 1. Ept 
fiel 2, 11.12. faget: „Lieben Brüder, ih ermabi 
euch ald die Fremdlinge und Pilgrim, enthaltet euch vo 
den fleifchlichen Lüften, welche wider die Seele ftreiten 
Und führet einen guten Wandel unter den Heiden, E 
daß die, fo von euch afterreden, als von Uebelthätert 
eure guten Werke ſehen, und Gott: preifen;' wenn's vd 
an den Tag Fommen wird.“ Dershalben, ſo müſſen wi 
ung ſtets üben, und 'müffen allezeit beten, ‘und wide 
die Sünde fechten, weil wir bier leben; bis wir ſterben 
denn da wird allererit das Zange Fleiſch getöbtet, ' 
Zum vierten. Dieweil die Erbflinde in Der Tauf 
mweggenommen wird, warum fageft dn denn, Daß f 
noch da bleibe, und man müſſe mit’ ihr 'Tmmerbar fir 
ten? . Darauf antwortet Auguftinus alſo: Es wird M 
 Erbfünde zwar in der Taufe vergeben, nicht, daß fl 
micht mehr da fey, fondern daß fieSott 'nichltwill mel 
zurechnen; gleihwie der Samariter dort im Lueca 10 
34. 35. da er dem Verwundeten Del- und Wein in di 
Wunden goß, machet er ihn nicht: ſo bald geſunt 
fondern führet ihn in Die Herberge, und: ließ den Wirt 
erft feiner pflegen, bis er wieder fänte.‘ - Alfo werde 
wohl durch Die Taufe alle Sünden ‚wegyenommen, | 
doch, daß fie Gott nicht zurehnetz” aber Datirt: ſin 
fie micht hinweg, fondern man muß ff immer zuheiler 
wie. man Denn angefangen - at ſie zu. heilen: : "en 
wir aber nun fterben, da werden: fe: alle vollkömmli 
geheilet ſeyn. Derohalben, fo oft dir fuͤhleſt, daß du 5 
reizet wirft zur Ungeduld, Hoffart, Unkeuſchheit, ur 
u andern Sünden, fo oft ſollſt Da wiſſen, daß dur fir 
ER tödtlihe Pfeile der Ebfünde, welche" der Teufel ' 
Adams Fleifh, Daher deines geboren ift, geſchoſſen ha 
und ſollſt alſobald getenfeit, daß du "Diefen Pfeilen w 
derſteheſt, und ..bitteft den Herrn: Jeſuͤm, daß die 
Sünde nicht überhand nehme ‚und dich überwind 
ſondern daß, fle durch feine Gnade überwunden wert 
Alſo jagt. Paulus zu den Galdtern 5, 16. 1' 


— 61 — 


‚Voll nahet ſich zu mir mit feinem Munde, und ehret 
mid mit feinen Lippen ; aber ihr Herz if ferne von‘ 
mir. Aber vergeblich dienen fie mir, dieweil fie lehren 
ſolche Lehre, die nichts denn Menſchen Gebot find.“ 
Matth. 15. 8. . 

Daraus magft dus nun fhließen, daß alle Heiligen, 
fie find geweſen fo heilig als fie immermehr wollen, ba⸗ 
ben fie doch die Seligfeit nicht durch ihre Heiligkeit, 
Verdienſt und Werf erlanget. Es iſt auch Waria, die 
Mutter Gottes, ihrer Jungfrauſchaft halben, und darum, 
daß .fie eine Mutter Gottes gewejen tft, nicht fromm, 
felig, noch gerecht worden; fondern alle find. fie felig 
worden durch den Herrn Chriſtum, ald durch frembe 
Werke. Denn merket das eben, daß unſre Seligkeit 
nicht in unſern, fondern in fremden. Werfen. ſtehe, näms 
ih Chriſti Jeſu, unſers Heilandes, welche wir allein 
durch den Glauben an ihn erlangen. 

Das will auch die Hiſtorie hier in dieſem Evange⸗ 
lio, da der Herr den Züngern, und. ſonderlich dem lie⸗ 
ben Thoma, feine Hände und Füße mweifete: damit er’ 
zu verfteben gab, daß es die Hände und Füße thun 
mußten, und fonft feine, das ift, feine Werke gehöreten 
zur GSeligfeit und nit andere: denn durch Dande und 
Füße werben in der heiligen Schrift verftanden Werke 
und Wandel. 

Diefe Hände und Füße zeiget und ‚Shriftus noch 
immerdar, und ſpricht: Siehe Menſch, ich bin alleine 
der, deß Werke und Wandel vor Gott etwas gilt; mit 
deinen Werken wirft du es nicht ausrichten, Deine Fröm⸗ 
migfeit dienet bieher nichts, fie gehöret anderswo hin; 
„Biſt du fromm, fo geneuft du es unter den Leuten, 
haft. Lob und Preis davon hier auf Erden,“ wie Sanct 
Paulus faget Rom. 4, 2 vor Öott aber gilt dieſe Fröm⸗ 
migfeit nicht, du mußt eine andere Froͤmmigkeit haben, 
Das bin ich; die fiehet Gott: mein Vater an: denn ih 
babe dich erlöfet von Sünden, Tod, Teufel, Hölle und 
von allem Unglück: deinethalben ſtecketeſt du wohl noch' 
drinnen, ja du würdeft nimmermehr. heraus kommen; 
ich habe den Zorn Gottes hinweg genommen, und aus 
einem dornigen Richter einen guädigen ‚ barinhernann. 


— 42 — 


ehe ſolche Luſt und Begierde „nicht Kuuder empfal 
noch gebären. N 
Daher jagt auh David im 51. Pſ. 7: „Ste 
sch bin in. Untugend gemacht, und meine Mutter | 
mich in Sünden empfangen.“ Und das iſt das, meld 
St. Auguſtinus jagt: Die Erbjünde bringe .itcht. - 
Stamm oder die Geburt, fondern die Lufts ald wel 
er fagen: Wenn die Eltern ohne Luft und Begie 
fönnten empfahen und gebären, ſo würde, fein Kind 
Erbfünden geberen. Aber Gott der Herr duldet fol 
Luft und: Begierde in den Eltern, um der Ehe wil 
des menfgliden Geſchlechts, fonderlid aber md « 
oornehmften um der Taufe und Blaubend - mil 
an Chriſto. Denn folhe Luft kann in Diefem Let 
nicht ganz und gar. hinweg: genommen. werden; = 
muß Das menſchliche Geſchlocht gezeuget und alſo 
mehret werden. Und derohalben prediget mas viel von | 
Jungfrauſchaft im neuen Teftament, Inbet und erhebet 
fehr hoch, fo daß, wenn Liner nicht wollte, Dürfte er fi 
her Luſt wicht, fondern löfchete von Stund aud. die Ei 

fünde; aber. man fiehet e6 wohl, was es iſt. 
.. Zum fehlten. Das iſt nun auch die Urſach, warı 
Chriſtus hat wollen von einer JZungfräuen geboren werde 
Durch den heiligen Geift, ohne Mann; nämlich. daru 
Daß er nicht auch mit der: Erbſunde befleckt würde, wel 
natürlich der menſchlichen Geburt von Mann und Wi 
folget; wie wir gehöret haben. Daher ſegt man allei 
von dieſem Sohn Mariä, wie Eliſabeth. zu Maria ſprat 
„Gebenedeiet iſt die Frucht deines Leibes,“ Luc. 
42. Denn die Frucht aller anderer Weiber iſt vermaledeie 
denn fie iſt in Sünden empfangen, wie geſagt tft; vi 
welchen: Vermaledeiung ſio nicht entlediget wird, bei 
wenn.: ſis ſich hält .gu.ıdiefer; gebenedaiten Fruchtd 
Jungfrauen Maria, zu Dem Herrn Ehriſto; welches dei 
geſchieht durch Bie- Tauft / und · den Glauben am beufi 
bigen, Chriſtum. Denn dar wird fie wiedergeboren .: 
eine audere Frucht, und. wiri eine geiſtliche Frucht de 
aubı Darum ſprach Chriſtus zu Nicodemo: „Es fi 
denn 4. Daß. jemand von meuem gebobren werde, kann 
bas Reichs Gottes nicht hrn,“ Joh. 3, 3. Wie abı 
te» 






dire Wiedergeburt foll zugehen, und wie fie geiſtlich ge⸗ 
fhehen fol, fagte er ihm V. 5. ferner und ſprach: 
„Es ſey denn, daß jemand geboören werde aus dem Waſſer 
gm Geiſt, der kann nicht In dad Neich Gottes kemmen.“ 
Und um detr Urfady Allen auch ſagt man, wie 
Dr Engel Gabriel zu Maria IPprach, ' „gebenebeiet biſt 
ba unter den Weibern,“ Quc. 1;:28. Denn fein Weib 

fo heilig, tft auch Peine: gewefen, wird auch feine 
dmmen, die da die Frucht ihres Keibes gebencheiet ger 
äre; ſintemal feine ohne Luft und Sünde empfäbet. 
)er Spruch Davids bleibt wohl wahr: „Siehe, ih bir 
ı Unrtügend gemacht, und meine Mutter bat mich in 
zünden empfarigen 5* den Titel müffen führen ale Men⸗ 
henfinber,, ‘den einigen Ehriftum ausgeſchloſſen. All- 
ier wird auch Der freie Wille darnieder geftoßen ; denn nie= 
and kann durch den freien Willen jolcher Luft wider⸗ 
en, fintemal fie den’ Menſchen durchfreffen bat von 
ꝛr Scheitel bis auf die — 
Zum ſiebenten. Diemeil-"aber- die Jungfrau Mas 
a andy son Vater und Mutter natürlich geboren ift, 
aben ihrer viele wollen fagen, daß fie auch. in Erbs 
inde empfangen fen; body diefelbigen alle - halten das 
nträchtiglih, dab fle im Veutterleibe geheiliget fen, und 
aß ihre Eltern ohne Luſt und’ Begierde empfangen ha⸗ 
em, ber etliche. haben des Mittels rühmen wollen, 
nd gefagt, daß dei‘ Menſchen Empfängniß' fey zweier 
1: eins, welches aus Iintürlicher Vermiſchung des Mans‘ 
ed und, Weibes herfomme; das ‘andere Empfängniß ges 
hehe denn, wenn der Leib in Mutterleibe iſt zugerich- 
t, und wenn bie Seele son Gott, dem Schöpfer, ein⸗ 
egoffen "werde. Von dem erſten Empfängniß ſagen 
te bier nicht; es liegt auch nicht wiel daran, obgleich 
ie Jungfrau Marie nach genieiter Welfe aller’ Men⸗ 
ben empfangen fey; fo, daß auf dieſe Weiſe alleine 
hriſtus ausgenommen fen welcher auch ‘alleine ſonder⸗ 
h auf dieſe Weiſe empfangen iſt, ohne Zuthun eines 
Nanned. Denn es mußte ſo feyn, daß Chriſtus em: 
fangen würde, Gott und Menſch, vollkommen in allen 
Wedmaffen; und detohalben war es vonnöthen, daß all⸗ 
a das allergeiſtlichſte und heiligſte Empfängniß wäre. 
rn ; 


— 4 — 
Aber in dee Jungfrauen Marien Empfängnißz, we 
Leib mit der Zeit, nad; audrer Kindlein Gewohn 
gemacht iſt bis zur Cingiegung der ‚Seele, tft nicht 
nöthen gewefen, daß ein ſolch Empföngnig wäre; 
fe bot fönnen ae werden. vor bex Frl 
‚Bott in dei ‚andern Emp| 
„ft und nicht in dee © 
angegeigt; Darum am nichts gewiſſes zu gla 
mag, geptebiget werben. , Gedaufen aber find zol 
mag denfen jedermann, was er will; aber dad, ds 
. einen Artifel des. Glaubens. daraus made. 

“7 Aber das andere Empfängniß, männlich, die & 
tung der. Seele, glaubt: man mildiglid; und ſeliglich 
es ohne Erbfünde ſey augegangen; fo. daß im.Eing 
der Seele fe auch gugleig mit von ber Erbfind 
gereiniget, worden, und mit, Gottes Gaben — 
empfaben eine heilige Secle, ihr von Gott 

und alfo den erften Augenblil, da fe aufn ' 
war: fie vhn alle Sünde. ‚Denn ehe fie eh u 
man. wohl ſagen·, daßz weber Sunde noch nicht € 

da ſey geweſen, ee a allein der Geehen,uub ı 
lebendigen. Wenſchen zu 

Alf halt die ae Maris gleich des9 
zwiſchen Chriſto und andern Menſchen. Denn Chr 
da er: empfangen warbamd: lebete, it er geich den 
Augenblid volles Gnade geweſen. Die len Meı 
find ohne Gnade... beide,, in, Der, ‚erftein, And, ‚gi 
Empfönguiß. ‚Aber ‚die Jungfrau, Mariz,, wien 
dem. erũen Empfänguiß ac, ohne Önade Warz 
— I Empfängnif,,war,fie voller, — 
Das unbilig; den, fig. guch ein Mittel ‚ge 
vollen aloe Gehurt, denn fie ih „Pop, \ 

und Mate. fie: aber-hof, agboren; ‚nhue Mater r 
if eine Mtipe,umsehen, ‚nm Theil eines, Istblihen, 
zum Theil eines: geiitlichen. ‚Sohnes... Deun. ‚Cbrifh 

beide, von ibrem dieiſch uud, ‚won, pen heil, Geh en 
gen. Chriſtus aber. if ein Water vieler EA 
leiblichen Ba Vater und ohne leibliche Mutter. Wi 
"Bon Ye hier an Bu um Schluß findet n nur ta der 
gabe vom Jahre 15% 

















— 5 


% Jungfrau. Moria recht iſt ein Mittel zwiſchen leib⸗ 
Üder. und geiftfiher Geburt, ein Ende der leiblichen, 
mb ein Anfang der. geiftlihen: alfo hält fie auch recht 
6. Mittel giuifhen "dem Empfängnig. Denn wie die 
adern — empfangen werden in Suͤnden, beide, 
Über Seele und am Leibe, Chriftud aber ohne Sünde, 
De, an an Leib und Seele; alfo it Maria, die Jungfrau, 
Ipfangen worden nach dem Leibe wohl. ohne Gnade, 
er am der. Secle ngller Gnade, 

Das wollen yun diefe Wort ‚.da der Engel Gabriel 
ibr ſagetʒ Gebenedeiet biſt du unter den Weibern.“ 
am man koönnte zu ihr nicht ſprechen, gebenebeiet biſt 
„wenn ſie je unter der Verwaledeiung gelegen wäre; es 
r auch seht, und. billig, daß dieſe Perſon ohne Sünde ents 
ten pürde,.von. welcher Chrijus nehinen ſollte das Fleiſch/ 
dan berminbeu | ſollte alle Sünden. Denn das heißt eigeni⸗ 

if göttlicher Gnade begabet ift, das 

1 Dapon haben andere viel 

od ſchöne Urfachen qugezeiget, melde 

lang wär; zu erzählen. , Das ſey auf dießmal 
aug: wollen Gott ur, Gnade nt. En 

" * — J 
Am Tade Thhmd., des heiligen. Aboſiels. 
J varig. Seh. 20; ‚24 u- 29. 


Pan ‚Ct. Ahemg weiß. ich ige ‚grnifkih,, denn 
ih hier dieß Enangatiinh--vonähm, fhreibet; das andere⸗ 
8 man-fpuft vonn ühmfaget:and: dem Legendenbuch⸗ 
alles: arſtunken und erlogens. and ob es gleich zum 
yeil wahr wäre, fo ift, Doch, nichts: hrauf: gu--bauen es 
tue beſſer darum wollen wir’ laſſen 
ſtehen⸗ vnd etwas von. -Dirfem Evangelio fagen, das 
s nutzlichar and nöthiger ſeyn wivd, denn alle Legenden. 

Das. uprdesfte Theil der Hiftorie dieſes Evangelii 
gefhehen am Dfiertage zu Abend, da die zween von 
naus · wieder. kamen, und verfündigte Den „andern 
ingern, wie der Herr auferftanden wäre. . Das hinter⸗ 

Teil iſt am achten. Tage hernach gefchehen.. Dar⸗ 
a lieſet ma auch dieß Cvangelium am achten Tage nad 

















— 56 — 


Oſtern j daſelbſt habt ihr gnugſam gehöret DIE 
des Evangelti ; wollte Gott! ihr hattet's — 
es ein faft troͤſtlich Evangelium iſt, zeiget‘ 
Früchte des Glaubens, nämlich Friede und nur. 
aud St. Paulus zum Rbm. 5, 1, faget: „So wir" 
find rechtfertig worden ‚durch en Olmubeh? ai haben wi 
Jriede mit Gott, dur unfern Herrn "Zefintn "Eprift, 
Set aber wollen wir ein wenig fagen, 'wag. dag fen; 
der Herr den Jüngern feine Hände und Füße weile? 
dadurch uns iſt angezeiget, was uns Chriſtus ale. fr 4 
wozu er uns dienet und was wir von ihm fol le 
warten. 

Es iſt in aller Menfhen Herzen” gleich als vor 
Natur eingepflanzet, daß wir gerne wollten fromm 
und denkt ein jeglicher, wie er moͤchte zur Geligfett'f 
men; daher auch inancher bieß, der andere "jenee st di 
hat, und gemeinet, er wolle ihm Bantit eincn 

©ott erlangen, und den Himmel erwerben, “'Aber' eb 
bat nie feiner den rechten’ Weg ‚getröffen, internal fie 
alle darauf geftanden find, fe wollten's- mit Thun und 
Werfen ausrichten: Es habew' auch die hochgeleheten 
Doctores und heiligen Väter. viel. geſchrieben und gelehret, 
wie. man zur Srömmigfeit kommen follte, balge- Sich. dar⸗ 
über ſehr bemirbt; aber "wie'man flehet,' und auch 
leider mit unferm mertlichen Schaden ‚erfahren, haben 
ſie wenig ausgerichtet. Darum ift es mohl vonnöthen, 
baß man einen rechten Grund davon wife, mie wir dad. 
möchten waht haften Frommigfeit kommen, weil es 
Daran viel iſt gelehen z. denn wer hier fehlet, der hat bei 
vechten Hayptftick6 deb cheitlichen We oelerlet. Du 
son müfen wir ein wenig ſagen. “ 

Die rehte Bear —E die wor om 
gilt, ftehet in fremden Werken, und nicht: in eignen Were 
Ten. De nehmet ein Erempel: Einer: bauet : Riccheny 
der andre wallet gu St. Jakob, gen Aachen, gen 'Rors, 
gum heiligen Grabe; der dritte faftetbetet , trägt eine” 
Kappe, gehet. barfuß; oder thut fonk irgend ein Berk; 
wa dad mag ſeyn; das find eigene Werke, Gott hat 
fie. nicht. geboten, fondern die Menſchen und Heuchler, 
Die erkpeiligen heben fie ſelbſt erdacht, und gemeinet, 















S 


waͤren koͤſtliche gute Werfe, undhãtten vor Gott ein 
ß Anſehen, wußten nichts anderd , denn. fie wollten 
d ſollten dadurch ihrer Sünden los werben, und eihen 
adigen Gott erlangen. Aber ſolche ſelbſt erleſene Werte. 
d ganz nichts,“ und müſſen zu Grunde gehen, dieweil 
‚ehne Glauben geſchehen, und fin’ Sünde, wie Et. 
mlus ſaget: „Was nicht aus dem Glauben gehet, daß 
Sünde.“ Romer14, 23. Denn ſolche unſere 
erke find beſchmitzt und unrein vor Gottes Augen, ja, 
hat einen Grenel davor und einen Ekel. 
“ Darum , wollen wir vor Gott Handeln, fo müſſen 
r nidjt mit unfern Werten hinauf Tnmuren,,: fondern 
t fremden. ° Was find nun die fremden. Werke, Die 
e Gott” gelten ? Das find die Werfe unſers Herrn 
fu Chriſti, welchen Gott der Vater vom, Himmel ge 
idt hat, für unfte Sünde gnug zu thun durch fein 
terben und Leiden.‘ Diefe Gnugthuung tft alſo. zügai⸗ 
n: Wir woren in großer Gefahr, hatten über un® 
were Tyrannen, die und‘ Tag und Nacht ohn Unter⸗ 
laß ängftigten: Das Gefe, jo Gott auf den Menſchen 
ug, trieb und, forderte viel vom und; und wit 
anten's nicht thin: derohalben verdammte es ne: 
ie Sünde Ing und auf dem Halſe, welche das Geſetz 
ch immerdar je größerund‘ größer machte. Der" Tod 
ollte uns freffen, als der der Sünden Sold if; Der 
eufel wollte und in die Hölle reißen, ald ber und um 
e Sande follte ſtrafen; da mar Sammer und’ Noth, 
68 Jammers erbarmte fih Bott, und ſchickte feinen - 
nigen Sohn, auß lanter Gnade ynd Güte, ohne unfer. 
erdienft, daß der uns follte von folden — 
yrannen erretten; und das thaͤt er —2 
e Weiſe. a —... u Fe — 
Dem Geſetze that er auch genug, gr’ hat bad’ Gefeg 
füllet ganz und gar ; denn er hat Gott Heliebet von ganzein 
ergen,von ganzer Seele, von ganzen Kräften, gone 
Jemüthe,und den Nächſten als ſich felbft. Denn „Dgrinne ftehet 
18 ganze Geſetz und die Propheten,“ wie Chriſtus felbft faget 
Natth. 22, 37.40. Alles, was nun Chriſtus gethan 
at, das ift in dieſen gmweien Stücken Daher gangen. 
r liebete Gott in dem, daß erfkinem Willen gehuchte, 


ı 
wurde Menſch, und richtete das auß in allen. Bcher 
" Jam, wa er follte ausrichten, und was ihm wen 
nem bimmliſchen Water befohlen war, wie. Gt. 
zun Pl. 2, 8. faget: „Er war dem Mater geberiu 
bie gum Tobe, ja hj8 zum ‚Tode am Kreuze. Darnadb 
bete er. feinen- Rüphften;.denn. elle feine Merle, de ı 
bier auf. Erden that, giengen babia, daß er den Me 
fhen damit Dienete: ja fo fehe liebete er den Rädftn 
daß er. auch ‚fein Leben ließ. Wie er auch zu eis 
Süngern ſaget Johan. 15, 13: „Niemand dat. größe 
Liebe denn die, dag er fein Leben läffet für feine Freunde 
Sa, St. Paulus macht's größer und ſpricht; dür ſei 
Teinde, da er alſo zu den Römern 5, 8. faget; „Ds 
um. preifet, Goit feine: Liebe. gegen und, daß Cirit 
für uns geitorben if, da wir mod Sünder waren.“ 
Dieweil nun Chriftus alfo daB Geſetz erfüllet & 
fo hat es ihn nidt konut verflagen; fo hat die Gin 
auch nichts, bei ihm konnt ſchaffen. Sie legetg Ach su 
an. ibn; „abex,er war ihr: zu. mädptig, er vexfhlang f 
in ihm mußfe,fte verlöfcen, wie ein Fünklein . gem 
im, ganzen Meere; denn das war eitel Gerechtigke 
Des Ind Sam, au) und wollte ihn frefen; er frag ä 
sl; en fonne ihn aber nicht verdauen, mußte ihn m 
der. 0 +ja, dieſet Biſſen kam, dem Tode zu gi 
Sem Schaden, und — Goelanmacık 
Kein hen Tod fraß.: ‚denn er Iegte.fich.ugm,denn. 
weldeny, gr kein Recht hatte, dieweil feine Suͤnden vi 
er feine Sunde iſt, da hat der T 








handen „pe ER. 
zits F affen,. wie ‚St. Paulus faget 1. Cor. ‚1 


26,5 ale Finde if des Tpdes Gtadel“. oder pi 
hgeh.er 5, fouft; wärg,er- Ayunpf und Fünuse mid 
ausrichten. Der Teufel verſuchte feine Macht auch 
Hmsı abey er. mgbke fich leiden; denn .er griff den o 
du Dem er kein Hecht hatte, er wurbe in, diefem Kan 
uͤberwunden, und richtete wenig aus; wie Chriſtutz fagı 
8, fommt der. Fürfk, diefer, Welt, und bat nichtd 
mir,“ Jod. 14, 30. Stem, die Hölle fperrete ihr 
Raden auf, und molte den Ehriftum verſchlingen; at 
fie ward von ihm nerfhlungen; daß alfo in diefem Kamy 
By Schanden worden And, Gefege, Sunde, Tod/ Ten 


— 


fübret bat, 
St. Ppau⸗ 





fen Herrn Chriſtum glauben. Denn alles, waß er bat, 
das iſt unfer. . Er. felbft auch {ft unfer, wie St. Paulus 
faget zum Römern 8, 32: „Gott hat und feinen Sohn 
gefihenfet, wie follte er und nicht alles mit ihm ſchenken ?« 
So dag ic, mid, alles ded Siege möge berühmen , den 
er gethan bat, am Gefeg, Sünde, Tod, Teufel, Hölle, 
und mag mir zufhreiben alle feine Werte, old wären fie 
mein eigen, und als hätte ich fie ſelbſt gethan, wenn 
ih nur an den Epriftum glaube; fonft hülfen mic, feine 
Werke gar nichts, wenn fie mir nicht gefhenfet wären, 
Das find die fremben Werke, die uns Fromm‘ und je 
machen vor Gottz unfere Berfe merden’s nicht thun⸗ 
And zu ſchwach im Harniſch, mis, allen uufern eäften, 
auch der ‚geringften Sünde zu —— eg 
denn, dem Tode, dem Te und der Hölle ante: Ans 
gen zu gehen, und mit ihnen zu  Yünpfeh. ' ’ 
Darum⸗ wenn das Geſetz fommt und werffaget vich 
daft du es nicht haft gehalten ſp weiſt es Kin zu Chriſto 
und ſorih Dokt it der. Mann, 'dere® gethan bat, ar 
dem hänge id, ber hat's für mich erfüllet, und mir ſei⸗ 











ne Aus — eg file ſchweigen. 

Mei, Ar fe dort⸗ 

ei "ein er und. fori hans 
Ku h At du he —58 Ye 

"ihm , und “ Bi 





feeifen /{6 fprid Lieber Tod, 
hi | dort, ei beiß, ig ı a Ya 
hät Bir einmal dein Beipen Yaner"genüg” gemnacet; "ä 
jüftet dich etwas), ſo teiß Dich nöch male an ihn: Dü 
meineteft, du —— Theil an ihm haben, da er 
jeilsen gen Moͤrdern hing, “und eines läfterlihen Tos 
ftarb, der auch vor Gott und vor der’ Welt ver 
damımt war; aber was half es dich k du thäteft"da einen 
Viß, der dir nicht ‚wohl gerieth. Dem Manne gehöre 
ih an: Ich bin fein, it mei, und wo er bleibet. 





** 





- 0 — 


ra biebe 73 ul; du Haß ihm nichtö konnen anhaben, 
wirft mid auch weht jufrieben laſſen, Kommt der Teu. 
fel und will. and Theil an dir baben, und die Holt | 


wil bie, verfhlüngen, weife ſie Hin gu Eprifto, da wich 
du fie wohl ſtillen. FE 
Alſo fehet ihr, was wir an Ehrifte haben, namlich 
den Mann, ter und von Gott geſchenket iſt, der de 
Joflte die Sünde. ausldſchen, den Tod zerfnirihen, die - 
Pölle zerbrechen, und den Teufel gefangen nehmen, and ! 
das ‚alles und zu gute, Denn wenn er es nicht gethän 
Batfe,. und ‚folhe® und geſchenket, hätten wir ewig 
müßen unser der Dermaledeiung des Geſetzes, uiter 
Scnde, unter dem Tod, unter dem Teufel, und 
autßr, der Hölle Reden. Daven hat uns Gott, dur 
wi ‚Ehriftum, egrettet; darum ſpricht St. Paulus zu 






hen Corintberu in. jsiner 1. Epiftel 15, 54 — 57. aub 
ent Dpopbeten Hofes 13, 14: „Der Top ift verſchlin⸗ 

gen in, dem eh Tod wo iſt bein Stachel? Hölle wo 
Mdch, ‚Sieg? der Stachel des Todes iſt die Gin: 
de, die —— der” Sünde iſt daß” Gefeß. Gott 
bsp (ep, Daut, Der, und ‚Den Sieg gegrden hat, durch 
unfera Deren Selm Chriſtum!“ ae 
pieraus ‚fehept wir nun wohl, wäß ed für Bere 

- denn, die und follen fromm und gerecht machen vor Gott, 
namlich, fremde, Wepfe,. und, nicht unfes eigene ‚felbft ers 
wählete Werte. Sayıi ale biemit darnieder des garige 
Dapfktbuum, „mit. allen feinen. auch koͤſtlichſten, ‚Heiktaften 
Benfen, ‚weldes, gar. habin.gerichtet iſt, daß die armen, 
elenden, nerbiendeten, Leute mieinen „den Oimmel mit its 
Verdienft, und eigenen Werken zu erlangen) daher 
Orden erwachfen find, daß man fie ſchi 


















a 
a allen Fun, „und bi ner en en 4 
wollen heiliger ſeyn, b jarte,. große, J 
Werte dat. getrieben, : er foldhe iste Arbeit, übt 


und Aengftigung, ‚Veten, Faſten, Caſteiung des Leibes, 
und was des Dinges meht, ift gar nerloren und" werk 
geblich, hat nicht fo viel vermocht, daß es die allerge⸗ 
Fingſte tägliche Sunde hätte fünnen wegnehmen, haben 
iefeg, Spruch Jeſaia 29, 13. den der Herr Im Mate 
ao wieberhelet, nicht zu Herzen geführet; "„Dieh 


— 61 — 
zolk nahet ſich zu mir mit feinem Munde, und ehret 


ich mit ſeinen Lippen; aber ihr Herz iſt ferne von 


ir. Aber vergeblich dienen ſie mir, dieweil ſie lehren 
lche Lehre, die nichts denn Menſchen Gebot ſind.“ 
atth. 15. 8. | | 

Daraus magft du nun fchließen, daß alle Heiligen, 
: find geweſen fo heilig ald fie immermehr wollen, ba⸗ 
en fie doch die Seligkeit nicht durch ihre Heiligfeit, 
'erdienft und Werk erlanget. - Es ift auch Maria, die 
tutter Gottes, ihrer Jungfrauſchaft halben, und darum, 
iß fie eine Mutter Gottes gewejen ift, nicht fromm, 
lig, noch gerecht worden; fondern alle. find. fie felig 
prden durch den Herrn Chriſtum, als durch fremde 


jerfe. Denn merket das eben, Daß. unfre Seligfeit 


ht. in unfern, fondern in fremden, Werfen-ftehe, nam: 
h Chrifti Jeſu, unſers Heilandes, welhe wif allein 
irch den Glauben an ihn erlangen. » : 00. 


Das will auch die Hiſtorie bier in dieſem Evanges; ' 


», da der Herr den Züngern, und fonderlid dem lie 
n Thoma, ſeine Hände und Fuße weifete: Damit er‘ 
ı verfteben gab, daß .ed die Hände und Fuͤße thun 
üßten, und fonft feine, das iſt, feine Werke gehöreten 
r Geligfeit und nicht andere: denn durch Hande und 
uße werben in ber heiligen Schrift verftanden Werke 
d Wandel. | " 
Diefe Hände und Füße zeiget uns Chriftus noch 
merdar, und fpriht: Siehe Menſch, ich bin alleine 
r, dep Werfe und. Wandel vor Gott etwas gilt; mit 
inen Werken wirft du ed nicht ausrichten, deine Fröm⸗ 
igfeit dienet hieher nichts, fle gehöret anderswo hin 
Bit du fromm, fo geneuft du es unter ben Leuten, 
ft. Lob und Preis davon bier auf Erden,” wie Sanct 
aulus faget Röm. 4, 2. vor Gott aber gilt dieſe Fröm⸗ 
igkeit nicht, du mußt eine andere Frömmigkeit haben. 
as bin ich; Die ſiehet Gott: mein Vater an! denñ ich 
be dich erlöfet von Sünden, Tod, Teufel, Höle und 
m allem Unglüd: deinethalben ftedfeteft du wohl noch 
nen, ja du wuͤrdeſt nimmermehr. heraus kouimen; 
) habe den Zorn Gottes hinweg genommen, und aus 


nem zornigen Richter einen gnädigen., orinberniann,. 


t 


9. 


ůtigen Vater gemacht." Dad glaube, fo Hat ed mit dir 
eine Noth, dis bift ſchon felig,; Fromm und gerecht 2 
Komme ja nicht mit deiner Frömmigkeit vor Gott; will ı 
du vor ihm handeln, fo kreuch in mich, zeuch mich an) 
fo wirft Du erlangen vom Vater, was du nur habe 
welt und begehreſt. Wie er im Johanne 16, 23. fas 
get zu feinen Süngern: .Wahrlich, wahrlich „ ich. ſag 
eur Sp ihr den Vater etwas bitten werdet in med 
nem Namen, , fo wird er's euch geben.“ ji 
Darum, gleichermeife wie wir die Sünde anfüngs 
lich und urfprünglic von Adam, ald von: einer fremden 
Sünde, befommen haben; denn weder ich noch dir haben + 
"den Apfel geffen: alfo müffen wir auch Durch eine fremde 
Gerechtigkeit wiederum gerecht und fromm gemachet wers | 
Ben; das iſt nun Chriſtus Jeſus, durch welchen, Gerech⸗ 
tigkeit und Werke wir alle ſind ſelig worden, wie ihr 
gnugſam habt gehöret. Das hat St. Paulus faſt reihe | 
li einen Spruch gefaſſet, da er 1. Kor. 1, 30. 31. 
9 ſaget: „Chriſtus Jeſus iſt und gemacht von Sch 
gur Weißhelt, und zur Gerechtigfeit, und zur Heiligung, . 
und zur Erlöfung, auf daß (wie geſchrieben ftehet,) wer 
fih rühmet, ber vühme ſich des Here.“ Und zum 
Römern 4, 25. fprict er; „Jeſus Chriſtus it um uns " 
frer "Sünde willen dahin gegeben, und um’ unfrer Ges ' 
rechtigkeit willen auferwecket.“ 
In dieſen zweien Sprüchen habt ihr, gleich als in 
ein‘ Bündlein zufemmen gefaffet‘, alles, mas mir von 
Ehrifto follen gewarten. Das gefchteht aber alles durch 
Ken Glauben. Denn wer den Glauben nicht hat; dem . 
iſt ſolch Ding unmöglich zu begreifen; ja, es iſt der Ver⸗ 
nunft eine Thorbeit, und Die Welt hält's für eine Narer 
beit, wie St. Paulus faget 1. Kor, 1,23: CEbtiſtu⸗ 
iſt den Juden ein Aergerniß, den Griechen eine Thor⸗ 
heit,“ das iſt, wenn man Chriſtum prediget, daß der 
unſere Gerechtigkeit IE,’ daß wir durch den ſolken fellg 
werben und Kinder des ewigen Lebens, ohne unfere Werft 
und Frömmigfeit, fo ärgern ſich Die frommen, heiliger 
Leute dran, wie die Juden waren; den Klugen aber und 
Weiſen diefer Welt, ift ed eine Thorheit und ein mars | 
tiſch Ding, Daß ſolches cin gekreuzigter, getöbteter Menſch | 






nm 6 


hin, und dad Neich Ifrael gar —— welches 
w viel ein ſchwerer und größer Unglück und Finſter⸗ 


£& Zeit Pekah, des Königes Ifrael, herauf kam und 


ihm ein, und führete weg Gilead und Galiläa, faſt 
is dritte Theil des Landes Iſraei zu beiden Seiten des 
ordans; und im 17: Kapitel 5. 6. wie der König von 
ſſhrien / Salinaniäffer ; Drei. Jahr Samariä belagert, 
ıd das ganze Ifrgel wegführete.* Dieß waren zwo 
inſterniſſe⸗ däs iſt, zwei Unglück, denn auf Hebraͤiſch 
ißt Licht Glück, und Finſterniß Unglück, darum, daß 
ine Gottes Gnade noch Güte uber fie ſcheinet, ſondern 
tel Wetter und Wirbel des göttlichen Zorns über fie 
afterf: Und Sefaia heißt die noch eine leichte, da Ga⸗ 
da und Gilead weggeführet ward; denn es war nur 
a Stüd ded Landes, und waͤhrete hicht lange im Bande, 
ver bie andere war fihwerer,; ba der König von Affyrien 
si Jahr im Lande lag, und ſtreitet, zuletzt auch das 
inze Land, wegführre. 1. 
Diefe zwei Unglück und Finſterniß find Vorbilde 
weſen des letzten Ungluͤcks, da die Juden beides vers 
en haben, und find geiftlih und leiblich zerſtöret und 
eggeführet,, iiämlih, daß fie son Gott und Gohted Wort 


arch den Teufel ſind weggefühent z auf ihre Tagen, und ' 


\ 


- — 6 — 


ſchier geglaubet haben, er:habe für ein Merkeg 
was .cr nur gewollt. hat. 

Davon ſind amın unfere Gewiſſen erteitet un | 
gemacht; aber giemand danfet'Öptt einmal darum. Peg 
fehen. wir's, ſo haben wir ein größer Unglüd auf ? 
Halfe, denn dieg it geweſen; aber es gefchäbe und fog 
recht, wir verdienen’d redlich mit unferer Undankba 
Vorhin bat. man. fo - viel. Fönnen geben Möschen‘;s 
Pfaffen, daß fie fehler Herren der Welt von dem U | ẽ 
ben. worden: ſind; jetzt kann man kaum ſechs oder fie 
arme Menſchen in einer Stadt erhalten, ja man Tag 
jetzt nicht einen Prediger oder Pfarrer ernähren, , 
man vorhin fchter ein Schock Pfaffen bat ernäͤhret. d 
ſehen wir fein, was wir gewoeſen find, jetzt bit 
heraus; hätte man und mit Zwang und T * 
Dazu gedrungen, hätten wir es auch laſſen ‚anfteben, ı | 
jest. :Darum. darfeft du fol verkehrtes Sefen 
dem Evangelio Schuld geben, wie jetzt unſere Mide * 
ſacher unverfhamt thun. Es heißt Dich nicht, * Ri 
- deinen Nächſten folteft neben dir laſſen Noth leid \ 
ja; das ganze Evangelium gehet eben dahin, dep ei Ei: 
dich auf Deinen Nächten weife, Daß dus dem Woblth 
erzeigeft, ihm helfeſt und ratheſt, wie bir Gott gerad 
und geholfen hat. 

Und das thut gewißlich ein rechtſchaffener Gi⸗ 
der da fähret heraus und thut andern, "wie ihm A * 
gethan hat, nnd wie er wollte, daß man ihm thun „ik, 
te, wenn er in Armuth, Angft und Noth ftedete, Um, 
ferer guten Werke darf Gott nicht, an unferm Bet 
und Faſten, Kirchen bauen und Meſſen ſtiften, bat er 
‚feinen Gefallen, „unferd Opfers begehret er nicht,“ % 
er fpriht im Jeſaia 1, 11. „er baffe fie, und habe w 
nen Greuel davor.“ Er bat daran genng, daß wir. m; 
für einen Gott halten, auf ibn. trauen, und ihm banfız.. F 
Wie er im 50. Palm V. 8 — 15 fügt: „Hoöre mein.“ 
Volk, lab mic reden Iſrael, laß mich unter Dir zeugen: 
Ich Gott, bin dein Gott. Deines Opfers: halben ref, : 
ih Dich nicht; find doch deine Brandopfer ſonſt 0 #5 
wor mie. Sch will nicht von Deinem Haufe Farre ach) 
Men, noch Bode aus deinen Ställen. Denn —2 

















3 ‘ * 
LER ee, 


‚mon ba, gemeint, ei: seg:; wieh: Fodlichteit/ Ver⸗ 
und guter „Tugend u ei bat niemand gemeint; 
re hochſte Weiſsheit eiecl Lborheit, ihre edelſte Tu⸗ 
itel Bosbeit waͤre. ;= = cn. 
zolche Unwiſſenheit un, Blisdheit heißt hier Je⸗ 
as Finſtexnif und finftere Land, darinne das Voll 
bo md.;msinet Damit das jdifche Voll. Da, hebt 
un der Hader und Yergerniß an dieſem Lichte. 
wiewohl dieß Licht ig über das ganze Voll auf⸗ 
ı und. geprediget; fo. haben es Doc, dad mehrere 
wicht. wollen annehmen; denn fle wollten mit nich⸗ 
ind und: -finfter ſeyn, ſondern hielten ihr. Thun für 
nie: wir auch in. ber, Epiftel an ber heiligen drei 
I Zage:-febenu de ſa⸗ des gleichen redet som 
ind Finftermiß. - 
(ber fiebe, womit: die Lente ſolches verdienet ha⸗ 
aß: fie. ſolch Licht ſeben, hier wird Fein Werk, kein 
Wille Be ſondern ‚vielmehr gin gefangener 
denn wer kann etwas. thun im Finfterniß? We⸗r 
was er thun fo, der nichts weiß?-: Spricht nidzt 
8 im ZJohanne 12, 35: Mer. im Finſtern ger 
er weiß nicht, wo er viugebet. “So if es nun 
Smade,, daß ein Liht:in ber Finfterniß aufgehet, 
her das Wolf: —— Und aſt auch: Jeſaia⸗ 
fo zu verſtehrn,? da er ſpricht; : „Dab.. Bolt, daB 
ıftern.. wandelt, ſiehet ein groß: Riht,* als ‚unters 
‚es; zwoeierlei Volky eines, das iur: Finſtern dab. 
‚ Das im Licht wandelt; mie die Juden ſich und 
reiben; unterſcheidem, ale geben fe im Kicht, und 
Aden im Finſtern. osbern ale iſt er zu ver⸗ 
mi daß er damit alles /Wolls Zammez anzeige; als 
er Fegen: Des Bold Haß in großer Finſterniß 
nnd. des. Lichte ‚bo bedapf⸗ opbarmethiſich ·Gott/ 
AB ihrem rin: groß Lit leuchton, nicht durch -ihr 
oft Dazıı..bemegt, ſondern durch feine Varmher⸗ 
Lommt er zuvor, eheſie darum ‚bitken, ober ſu⸗ 
wre os denn St. Lucah Ir. IB: 79..3a0r fein. one 
Zacharias Durchbie herzliche: Barm⸗ 
teitı, "Dürdpsmekhe 6 -heiungt. hab-Der Ainfgong 
eu ARE, De Elend ehren WW: —8 


-0- 


von. Ehrifto gefagt. it. Dod.iR vis: garen Rubb 
und Purd) vor Dem. Meic Des gebornen — 
wie er ſoll regieren, und was and feine es 
gen werde, naͤmlich, daß ſich am ihm * und ar 

* 







* 
N} A 


würde: dad Volt Iſrael, weil er - ein folder: 
prediget wird, daß er Die Gerechtigkeit des Geſetzes 
wirft, ‚und die Heiden ohn Geſetz, durch den lanbel 
annimmt ; welches die Juden fo verbreußt, verblendet ua 
verſtocket, bis auf. den. heutigen. Tag. daß fie fhlel 
nicht herzu wollen. Davon.fagt Das ganze Kopitel, w 
auch Stmeon fagt.:im Luca 2, 45. „Siehe dieſer 
geſetzt zum Fall und: Anferftehen‘ vieler in Sfrad, u 
zum‘ Zeichen, Dem widerſprochen wirb:* Und er‘ fr 
Jeſaia, fpriht 8, 14. daß „der Hetr. werde ein : Fi 
ded. Aergerniffes:, und ein Stein des Anſtoßens fey 
beiden Haͤufern Iſrael,“ welchen Spruch Petrud u 
Paulus führen in. ihren Schriften. von dem. 
Daß alſo die. Summa dieſer Epiſtel ſey: Die 8 
den werden ſich ärgern und verſtocken über dem guad 
reichen „Wort von dem Reich Chrifti,. daß e& fo h 
gepreifet wird, und ihre" Werke und Geſetz fogae mid 
gelten follen vor Gott, weiches fie nicht leiven mög 
Denn. das muß folgen; wo Gottes Gnade gepreiſet wi 
daß da die Werkheiligen zͤrnen und toben. 

Dieſe Meinung and. Fumma geben die Worte, 
hart. vorher gehen/ da er von Dem’ Finſtertiiß fagt, I 
‚die, Inden würde uͤberfallen rwie es nicht eine mal 
liche Finſterniß, noch ein leiblich Dunkel, ſondern 
geiſtliche Finſterniß ſeyn ſolle, die ſich erheben darül 
daß die andern Leute und die Heiden ein groß Licht 
hen; und ſpricht: Denn es wird nicht ein ſolch Du 
ſeyn en daß ſie annſte wie gut, erſton Bee 
ed noch lei Augieng int. Bande Gebulen und, im 
Kaphthali? oder üg es hernach ſchwerer een, 
Wege des Meers dieſſeit des Jordaͤliz, in Galiläa 
Heiden; ſondern ein folheds „Daß das Volk, fo in! 
fterniß wandelt, ein großes Licht ſiehet, und daß eBi 
die fd im Finſtern wohnen helle ſcheinet, Hart 
Mae nicht groß ‚„masheit, weil dir der Helen 
na % UNE .e 


. na PFRPERER 


ht — | 


ift: fo viel gefagt, es wird dieß Volk eine 
afterniß und -Unglüd übergehen, denn die war; 
onig von Aſſyrien, Teglatpellefer, zum erften 
Sebulon und Naphthali einnahm, welches noch 
nd geringe Unglück zu vedhnen war gegen dem, 
nöffer hernaͤch DAB ganze Land am Meer eins 
5 dad Reich Iſraͤel gar wegthhret welches 
ein ſchwerer und größer Unglück und Finſter⸗ 


über die Unglück alle beide wird, allererft daß 


lud und Finſterniß kommen zu Ehrifti Zeiten, 
zolk ſich ärgern iind perſtocken wird über. dem, 
zroßes Richt und heller Schein wird aufgehen 
dadurch auch viel Heiden befehrt werden, und 
Alten wird Geſetz und Moſes, und alles Wer 
diihen VPolks, ſondern alleine Gnade ind Barm⸗ 
in Chriſto geprediget wirbdb 
du mußt bier die Schrift wohl wihgen, bie 
ipitel des andern Buchs yon den Königen ®; 


; „wie der König Tegiatpellefer von Aſſyrien; 


Pekah, des Königes Ifrael, herauf fam und 
; und führete weg Gilead und Galiläa, fat 
Theil ded Landes Ifrael zu beiden Seiten des 
und im 17; Kapitel 5. 6. wie der König bon 
Salmanaͤſſer, drei Jahr Samariä belaͤgert, 
ganze Iſrael wegfuͤhrete.“ Dieß waren joe 
€; daͤs iſt, zwei Unglück, denn auf Hebraͤiſch 
Glück, und Finſterniß Unglück, darum, daß 
tes Gnade noch Güte über ſie ſcheinet, fordern 
ter und Wirbel des göttlichen Zorns über fie 
Und Jeſaia heißt die noch eine leihte, daͤ Ga⸗ 
Gilead weggeführet ward; Denn es war nur 
des Landes; und wähtete hicht lange im Lande; 
ındere war fchwerer, ba der König von Affyrien 
im Lande lag; und ſtreitet, zuletzt auch das 
d, wegführete. m 

+ zwei Unglück und Finſterniß find Vorbilde 
es letzten Unglücks, da die Juden beides vers 
en, und find geiftlih und leiblich zerſtöret und 
et, iiämlich, daß ſie von Gott und Gottes Wort 


Teufel find weggefühtit; auf ihre Lügen, und 


| Ds 


\ 


darnady "Auch bon den Rönerm' leiblich teſtceuet Ta el 
Lelt. -' Von biefer- Ferfibrung redet! Jeſala ur niit OL 
den. Nun wir willen: zur'-Epiftek und unſten! Wert 
Ehriſtum lernen fennen, und das Kindlein helfen wiege 


golset. der Tert mit der Auslegung id 
Bart zu Wort. -; c:. 


Das Volk, dad im Finſtern wandelt, ſiehet ein — 
Licht; üͤber die, fo im finſtern kLande wohnen , ſche 
“net es belle." -- u 

Wie ich gefagt habe, Jeſaia redet von deiſtich⸗ 
Fiuſtecnß, welches iſt das groͤßeſte Unglück und Ungnab 
und vom geiſtlichen Licht, welches iſt das größeſte Gla 
und Gnade. Denn was kann Grenlichers ſeyn, denn Blin 
heit des Herzens und Unwiſſenheit in zoͤttlichen 

Was kann Lieblichers und Edlers ſeyn, denn ein ie 

tet Herg -und Erkenntniß Gottes? Dort, bann ni 
denn eitel Boͤſes feyn, baß much Guteb: nicht gut 
ob'8 fihon da wäre; - Hier kanm nichts denn Gutes: ſey 
daß auch Böſes nicht böfe iſt, 08’8 ſchon da wäre. : Di 
was kann dem ſchaden, der Gott felber kennet und hat 
Was fan dem frommen, der Gottes: beraubet: iſt, a 
den Zeufel bat? So ⸗iſt mun dieß große Licht und be 
ler Schein das heilige Evangelium oder das Wort , 
Gnaden Gottes, daB ift en. geiſtlich Licht, daB geige 
was Gott- ift, was er und!thut und giebt, was er wi 
von und haben. Item, lehret was Sünde, Tod, Te 
fel, Welt und alle Ding ſeyn was ſie uns ſchaben od 
frommen zur Geligfeit.. - 

Meineſt Dis nicht, daß dad ein unausſprechlich Gi 
(ey, dabei wir auch in das Herz Gottes, und Die Tie 
der Gottheit feben? tem, daß. wir auch die Geda 
Ion des Teufels ſehen; item, was die Sünde fey, un 
wie man ihr ſoll los werden; was der Tod- fen, un 
wie man fol daraus kommen; was Menſch und We 
ſey, und wie man ſich davor hůten ſolle? doch zuvt 
niemand gewußt bat, was Gott ſey, ob auch Teuf 
feyn, was Sünde und Tod fey; gefchweige, daß ma 
folte wiffen, wie man davon follte los werden, Al 
dat auch niemand gewußt, was Menſch -und Welt feı 


— 6 — 


umn.. man haß. gemejnt a rſen nviel. Rodlichteit, Ver⸗ 
und guter „Tugend in ihr; hat niemand gemeint / 
ihre hochſte Weisheit eitel A wrbeit ihre edelſte Tu⸗ 
nd eitel Bosheit waͤre4 
Golche - Unwiſſenhzeit an Blindheit. heißt bier. Ser 
as das Vinſternitß und finſtere Lamb, darinne Das Bolf 
hnet, ımd.;erinet Damit das zmbifche Voll. Da hebt 
b nun der Hader und Yergerniß an diefem Lichte. 
cum, wiewohl dieß Licht: ig über das ganze Volt auf⸗ 
ngen und geprediget; fo. haben es doch, Dad mehrere 
heil nicht wollen annehmen; denn fle wollten mit nich⸗ 
n-blinh und ſinſter ſeyn, ſondern hielten ihr Tpım-für 
cht wie. wir auch in. dev, Epiftel an der heiligen drei 
inige- Zage-febenu de ia? beögleichen: redet vom 
cht und Finfterwiß. - 

Aber fiehe, womit- die Beute ſolches verdienet ha⸗ 
n, daß fie. ſolch Licht ſeben, hier wird fein Merk, kein 
dee... Wille amgegeigt-; fondern ‚vielmehr ein gefangener 
zilleo denn wer kann etwas thun:im Finftermig? Wer 
cf, was er thun ſoll, der nichts werß®.: Spricht nidyf 
hriſtus im Johanne 12, 35: näher. im Finſtern ge⸗ 
$, der weiß nicht, wo er hingehet.““ Go iſt ed nun 
tel Gnade, daß ein Ligt-in- der Finfterniß aufgehet, 
id ũber · das Wolf Helle» ſcheint· Und iſt auch · Jeſaiss 
ht ſo zu verftehen,.:daser ſpricht; Das. Volk, das 
Finſtern. wandelt‘, ſiehet ein groß: Richt, als unters 
eide es zweierlei: Waifs, eines, das im Finſtern das 
dere, das im Licht wandelt; mie die Juden ſich und 
e Heiden: unterſcheiden, ‚ald; geben: ſie ‚um Licht, und 
e Heiden im Finſtern. Sosdern als iſt er zu vers 
‚hen „. daß..er damit alles ⸗Volls Januner anzeige; als 
üte er ſagen: Des Vollo dasß in :guoßer. Finſterniß 
st, and. deä.-ihta ‚hoc ‚bedarf, aybarmet; fich «Gott, 
id laͤßt ihnen dein gyoß Licht leuchton, ‚nicht. durch ihr 
ierdienft dazu bewegt, ſondern durch feine Barmher⸗ 
gkeit Lommt ex .guwbr,: ehe Rie darum bitten ober für 
en, wie e6 denn St, Lucaq Ir. 7:79. gar fein ande 
gt, da. Zahariad,ifpchht,in „Dreh, die herzliche: Barw⸗ 
rgigkeite, "Dipreipsvankhe uptd -hefunkgt  bab. Der. Ainfgaus 
as her. .DöhE, ꝙ —2 ‚ae irn Eine vx x 


Re | 


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un Söatten ien, wur: xichte · vuſara gio Freue, 2 
—— Apr gi 
am Seine no. Be 








viekmegr: h 

73 m “iR 

Damit mageft dw der 3 cent. wel] 
on du der Deiden fo 74 7 m; 
. Ee’hat mu "daß F das — nr 






ſolches — und — (Ehre) ee din 
wo Art: Eine, die dog Licht und Lehre nicht anime 
i auch ſagt "4 Das sr fehchtel 
Finfterniß begriffen es wid, 
Hm, das ar! deoben geſaget haben, "Buß 
eher Theil der Indentän- dem Gicht gedrgerk: 7 
ftöien Nhat, nie abermal Jehannes Wi IL ſpricht 
Y fein "Eigenkyum,<iaber die Beinen -nafane 
Krone: 












Dasgeigt kun; Da made 2 
der Freuden werdg , wählt 





! Pats ehe 3 

fell ektäige: ’an einem andern Ort; m 

ngeh des Friedens werben dittorich wi 
das: tft, die Apoſtel, die den Prien 
und. das digen} werden ſehr weisen 1 

hs. 2 Di ——— «Beide / gem 








| — 


Ri; danitbı, “dag de alle glaubten/weil ihn: ich 
J —— vor allen Voͤlkern auf Erden ıwecbeiken, 
) don Shrifte ſelbſt breibt if ‘oo: Fe 
"Her der erſte Perſtand tft drbefte und reimet 
beſſer zum. Tert-, mehhier: ſpricht, de des: Freuden 
am wenig‘ ſey, Daß ’fo viel Seide befehret,, find. 
riyerdonß niemand, Dapı-wieh Heiden zum Glauben 
en,uſo ſehr, -afd. die —— Juden; Den. Die 
tel frerueten "ich DER hoch. Es if-abee pöflich ger 
daß ber Freuden ſey wenig ‚gewwefen, und micht viel 
ſolchet evongeliſchar· Irvvt unter ben: Heiden ge 
+ haben‘, und gilt ſo wiekwß.verdreuft aus der⸗ 
m viel und machet fie: unluſtig, daß fo viel peiben 
bmen. ‘Den gekreuzigten⸗ Chriftam ?und TU ein klei 
Häuflein der Inden „denen es mohlgefüllt;, die * 
Ab unfing drüber.Gleich als wenn man jebt 
unfeer Met alſo ſagte: Gottmachet, Ddaß viel 
e dem Evangelisb zufallen; aber es iſt dem Papſt⸗ 
elne ſchlechoͤ Freude, das tft, wenig ſind, die ſichs 
un im: Papſtthum, aber. faſt viel und der größte‘ Theil/ 
rd verdreußt, toll und thöricht drüber worden. : '. 
Und dieſer Tert will eben, das Moſe iw. ‚femeln 
ES vaer. ſaget:; YA wilk: le zorntg machen 
Wert‘, OB: nicht mein, Bolt IR, und über einem 
ftändigen Volk will ich fie eifern machen, wie es 
Paulus "zur ' Nömern 10%, 19. aus dem 5. ©. 
J 32, > 2F, "einführety Das iſt, ich yill Die Heiden 
weh, öwseleie chf" mein Wolf find; dazu umverſtän⸗ 
als die Meſis Geſotz nicht haben noch ſo viel von 
t wiſſen⸗/wie die Juden, die ed täglich;hören. - Wenn 
I ‚dern ‚fegbn‘ wird :: Siehe, die’ Heiden find "Gottes 
k dasꝰ wird fie toll und unſinnig machen; denu ſie 
en alleine· Gottes Volt ſeyn,, und halten mich doch 
t für ihren Gött,ifondern haben andere Götter. Weil 
denn mid :serlaffen / ſo will ich andere annehmen ; 
len fie" dort,‘ fo” budſe & bier. Das heißt: Du 
hft ‘eine geringe md, ſclechte Freude, daß du der 
den fo viel macheſt F 
Damit iſt nun' die Het: und Glück des Evangelit 
ezeiget, wie es ihm in ber, Welt gehe, daR mon wohl 


— 172 — 


—— — dem Evoangeljo vos: Bin ap 
‚aufihreiben , daB ſchlechte Freude 

es viel Leute annehmen. Pfai, ifprachen. de, mie M 
dene werden durch die Ketzeve verfirkeehi: eh-oifl cM 
Welt ſolche Lehre hören; fagen, ‚pleichwie..die IM 
‚Den. ſaveden „im. Sohannes „Saflen vie itet::alfo gehn 
ſo wird Die ‚ganze Welt .anihn glauben,i: Bob 11,1 
Und an einem. andern. Ort: „Sehet, die ganze: 
lauſt ihn umch,". ob. 19,119: lſo: ſpreen fe hf 
Yauch 2: Mären wir nicht y.--fo.. würde. alle · Meit Die kb 
&herifche Keherei annehnen 7. darum: loßk: uns ⸗ xxhea 
breiiuen, morden, ‚jagen, verfeigen, daß. min daß Eu 
gelium Dämpfens Deu es wacht uns Abfall deu Beil 
Abgang eb Gut „. Untergang: der. Ehre und Gewel 
D ja, wehret ˖flugs, ihr lieben Gefellen, ihr: fahret ve 
an; wenn ihr wicht Tb.;wehrset, möcse. euer Pracht um 
Weſen zu. bunge.bleiken. .:Uhrf Dog ihn: je. deſtor eh 
antergebet / fo helft-Hazn.-Fechtet seiten. Satt-und eg 
fchen „ auf daß wiederum: Gott uns: Menfchen Auch fein 
‚werden, :und ‚ihr ;elfo ‚ zuletzt vertilget werdet, wie A 
Juden, und wie «dem Werfolaren: des Bere geſch 
ben iſt, Amen. none EV LT 73 Bau, 
:Aber vor dir freue, uray fie, mie. ‚mon ſich freuet 

. der. Ernte . wie man "fehplich iſt, om man Deu 

austheilet.“ 

War dir, aſpricht en, v8 in im, Dei. and ‚Gl 
ben, da Chriſti Reich innen Rebet, und da — 
ſchet. Hier iſt auch das sfleine Hauke: dab Hoi kueued 
wie hast: droben .gefngetzät,: Derous man a fang 
daß es wahr ſey⸗ daß dee Terxt,/ IDu wochet Der: Frey 
den: wenig), fey: ſo —— du mecheſff fie unluſt 
und zornig, daß ſis feine Freude, ſondern eitek Betrü 
niß davon haben „ud: ſey hen auf dieſe Wirte gerecht 
Es iſt wahrlich eine ſchlechte Freude da; Das ift; größe 
Unluſt und-Widerwillen,,, Denn ed-folget Bier und ſprich 

darauf: Aber vor dir %* Freude; als foflte er ſagen 
dort ‚ift- ſchlechte Freude, “das: Mo: keine Freude; abei 
bie® vor Dir iſt große Freude. Es iſt auch darum ge: 
ſaget (vor dir), daß niemand wäahnen oder warten folk 
‚ auf. weitliche und zeitliche Freude im Reich Chriſtiz ei 


Ei 
ı 


em. men hat gemeint,  eB: fey.;wich:-Radlichfeit,, Ver⸗ 
aft und guterTugend inihr; hat niemand gemeint, 

J ihre hoͤchſte Weisheit eitel Apprbeit, ihre edelſte Tu⸗ 
ID Se — nen 

Golche Unwiſſenheit und, Blindheit. beißt hier Je⸗ 
u das Finſtexniß und finſtere Land, darinne Das Voll 
hnet, umd meinet demjt das jñdiſche Volk. Da hebt 
» nun der Hader und Aergerniß an dieſem Lichte. 
sum, wiewohll dieß Licht. if uber Das ganze Voll auf⸗ 
ngen und. gepzediget; fo haben es doch, dad mehrere 
hell aicht wollen annehmen; denn fle wollten mit nich⸗ 
n-blinb und: finfter ſeyn, fondern bielten ihe- Thum für 
cht; wie :wir auch in der. Epiftel an der heiligen drei 
znige Tage eben⸗ da Sſaia⸗ desgleichen redet vom 
ht und Finſterniß. 

Aber fiebe, womit die Beute ſolches verdienet ba- 
n, daß ſie fol Licht ſehen, hier wird kein Merk, kein 
eier . Wille angegeigt; fondern ‚vielmehr ein gefangener 
zilled denn wer kann etwas thun im Finſterniß? Wer 
eiß, was er thun ſoll, der nichts weiß? Spricht nicht 
hriſtus im Johanne 12, 35:.Wer im Finſtern -ges 
4, der weiß nicht, wo er yingehet. “So ıft es nun 
tel Gnade, daß ein Licht in der Finſterniß aufgehet, 
nd über · das. Volf helle ſcheinzt· Und iſt auch · Jeſaias 
icht fo zu verſtehen, da er ſpricht: „Das Polt, das 
8 Finſtern wandelt, ſiehet ein groß Richt," alß unters 
heine. es zweierlei. Balls. eines, das im Finſtern; dab 
ndere, das im Licht wandeltz mie bie Juden ſich und 
ie . Heiden: unterſcheidon, ale geben fle im Licht, und 
ie Heiden ‚ine Finſtern. Gondern alfo iſt er gu ver: 
eben „. Daß..er damit alles WVolls Jammer anzeige; als 
Ate er ſogen: Des. Vollo daß in großer Finſterniß 
ve and. des. Licht hoch ‚bedarf, eybarmet; / ſich «Gott, 

d laßt ihnemirin.-gnoß Licht leuchton, nicht Durch ihr 
jerbieuft Dagı. bewegt, ſondern durch feine Barmber⸗ 
gleit bommt er zuvor, ‚ehe :-Fip- darum bitten, ober ſu⸗ 
un‘, mie es denn St, Lucaq Ir. 78:79. zur fein ande 
Ht, da: Zahariad,ifpcihtir „Durh,tie herzliche: Barm⸗ 

erzigkeit,, "Dirdnsmekhe :.uptö-hriuhet hab der Aufgaug 
us. her. Höbtz, ꝙ PB le HdR Dei ira kenn od, Se 


— u— 


ee ——— ober ſie abe 
gefcheu und ., n72q4 vor Eur C 
704 BE aber „ das It, Pie opel ind: alte © 
babe badıiEvangelium: entpfaugen⸗ td in di 
benmen daß wire einſummlen alle Fruͤchte des 
lii dasriſde den heiligen Geift -mit- alle: ſeinen 
datan wi: vo reich Andi woorden, daß wir haber 
ur — der Suͤnde vi, dazu Erloͤſ 
„Herrſchaft und Gewalt ü eufel u 
Fr und kürzlich, Gutes die. ie und U 
auf va allerreichlichſte 7ẽ daß es wohl St: Pa 
ansſprechliche Güter und aͤberſchwengliche Reichthũ 
net ie. Ehriſtd, Eph. 2,R Kol: 1,07. be 
rechte, reihe Herbft, der Boden und Faß erfi 
X Bone —— — Ind. stath i 


Zevanis Au en oe ie er 
4% 22 Sie: Yaben' nicht ihnen felbft; 
Durgethair/ waß fie von Chriſto uns — 
Und air hier vecht dat Sprädineuttl E 
der Ahbereteintet," wir Ehriſtus ſelbſt ſpticht din 
45 INN38: „Ihr ſeyd im jener Arbeit · kntlien 
‚le das WER Freak: le Ak in⸗ das AND 
Das: fie’ nicht“ webiheri Bakten;"sfondeiie wieng 
ſtehet im 105, pfatautæ⸗ CR habe: der g 
Mysit eingehomıtien "Un Mefe ſagt ini 5.8 
Gott wird dir Staͤdir geben; die du nicht geban 
Das⸗ iſt nam die: rechte, große Freuide, ſolche g 
ter erkennen und haben; und Gott darüber N 
ben, predigen und ſingen. Aber wiewohk fold 
eder ganzen Welt wird vorgekrägen, weil cd di 
erkennen und annehmen, fb' intr-quch "wenig, 
freuen, leider! denn die Güter find zu gro 


ch. 

Die ander Gleichniß iſt von dem Sieg 
Streit, wehn man die Beute austheilet und 
wird. Ge viel der Streit gefährlicher ft und fan 
fo lieblicher und froͤhlicher der Sieg und. Die Aut 


S 


Mi eins feähliche Heimfahrt; in: Janchten⸗ Mäfied, 
Bien mb Sagen, von der Gefahr und Urbeit des 


va freuden voll. Vielmehr gehet's fo zu den-geiftlichen 
dez vor Gotte das: die Suͤude Tod und Teufel‘ aber⸗ 
M von der Ausbeute; denn bald hernach wird er. vom 
Dige ſagen, mei wiß derſelbige feyt denn ge. ik. nicht 
ba) ie Ihn Hätten: ovobert; „fordern: die Kraft 
die Frucht des Sieges tft und gegeben, das ft, die 
Iileute;: welche iſt das heilige Evangelium, das Wort 
ebd, das bringet umns dee Frucht: des Sieges Chriſti, 
bewebung und Erlöfntig. von Sünden ; wie ger 
2: Te u nt, E40 
vDas machet rechte, FHöpliche-"fichere , freubige Her⸗ 
ei: Gott, und unerſchrocken wider den Teufel mud 
Be feine Macht: und Bosheit. Denn zuvor, ehe Chri⸗ 
a Im,. und die Propheden jr Felde lagen mit Gottes 
Beh, war noch kein Gieg: da: ſie ſtunden wohl du und 
iehen drauf, bis daß der rechte Feldhauptmann kaͤma, 
ind fh mit der Sünden, Tod und Teufel für und ein⸗ 
gte, md gewinne und behielte das Feld; fonft an dem 
aieng es zu, wie es dem Volk Iſrael gieng, 
fie zu Felde lagen wider Die Philiſter; aber wenn 

Ka Riefen Goliath fahen ,.fs‘.foben und furchten ſich alle, 
ns det sechte: Kämpfer . David fam, und behielge dei 
Dig. Sam. 17,24. Chen ſo Beftehen auch wir, wenn 
MR ohne Chriſto jollen wider. Die Bünde und Tod fechten. 
"Merz num unfer David ‘ben Tod mit den Sünden 
atiüerwunden⸗ davor mir und immer ‚fürchten und 
mußten, find wie nun fröhlich und fiher, fingen 

md ſind gütes Muths, theilen die. Beute mit Freuden 
wi, das iſt, wir verkündigen das Evangelium, loben 
danken: Bott, tröften und ſtärken und unter einan⸗ 
er und ſagen? Sey froͤhlich, dir Tann niemand - mehr. 
den thun, Die: Sünde iſt weg und vergeben, Der 
I iſt sbetiuunden,, und ailer Jorn und Ungnade aufs 
haben, hier iſt eitel "Gnade und; Friede, der Teufel iſt 
Mit, ſein Reich liegt: darnioder, mis St. Yaulud tank 


0... 


bir ı | 35, 555, 57: Kot er PR dein‘ Stachel Bi 
wo iſt dein Gieg? Aber Gott ſey gedanket, Der mb: 
Sieg gegeben bat durch Ich Ehriftum „- usfern Herr 
Mit ſolchen Worten, (ſpricht er), tröfteh: eh unter 
onder. Nun, Jeſaias wird: ſelbſt weitee eden nor} 
Satreit und Sieg, dadurch dasEvangelium gie — 
unter. uns getheilet wird. —8 eig ‚teude.ji ber 
Örenz. * Men 
„Denit:deB Joch ihrer Luft ‚ud di Rutheneuf. i 
Schulter „und. den Stedlen.:ihres- Treibers haft 
zerbrochen / wie gu der Zeit Midian® ©... 5: 
Dieſen Dit ,: halte ich wohl, kann — 5 
auslegen, Dein: St: Perstwb ; ‚yanı . Koriutbern ,; wie 
jet angszeiget Yaben ‚- da ‚seprigt :; „Tod, wo iR 
Stachel? Hölle, wo tft dein Gieg? Aber die Tadeeß 
ib des. Todes. Erachel,. und ind Geſetz if. der: 
Araft. Dasetzählet-au: Gt. Yaulıe dreieriei / Died 
ſtus überwunden „..uwit un ‚davon erlöfet-hat:, ala‘ 
Sünde, Geſetz; gleichwie auch Jeſatas dreiexlei orgil 
die Bott. überwunten hat; auf: Ba: er und eöhlich: 
fiher vor ihm machte. - Rus wollen wir! ſehen; wie 
:Sefotad: mit St. Paulo veimen will; dena er.fann 
feinem ändern veden, denk. da St. Paul von. re 
fintemal Gottes Volk feinen andern Friede. auch, Frı 
haben: lamn ; ohn wo dieſe drei Stud übermunden 
Tod, Sünde, Geſetz. Undimenn Diefe drei Stud. 
:ben, ſo hilft's und nichts, ob es möglich wäre.s Doß 
Gott alle Dinge: gäbe z: unde) gleich in’ Himmel fe 
Wer fann.. fröhlich unnd „gufriehen ſeyn, derden: 3 
Sünde: und: Gefetz über ſoh und wider: fih. hat und 
det? .. Es muß ie Leben, gin Gewiſſen und Freiheit 
ſeyn, wo Freude feyn ſoll. Nuu aber Jeſaiau ſpu 
dafß man ſich vor Gott freut durch der dreier Stũcke Ue 
windung und. Erlöfung , zwingt dead Hhaubeis Werſ 
gewaltiglich genug, daß er eben mit St. Pauloſtim 
welcher die Chriſten auch mit ſoylchem Siege ıtrhitet. 
:tröften: heißt, wider den Ad): Sünde und Geſetze 
Run, das erhe tft „daB: Joch ihrer :Bafkı*:; „ 
rer“. .Cfpricht, er) das iſt, derer, fa fi) vor 
ifüenen, ı Mie in ber Fruten ‚und ‚Außbeute ;, ‚bie. 


‚Ureuke ia Gotäuuatee dem Rreng Feyin;"ile 
foriht: „In der Welt‘ werber ihr 
er in⸗mir Friede,ꝰ. Joh. 16, 33. Ba Ders 
froͤblich bei den Chriſten, ob fie wohl: Mdib) 
Ehre sußerlich. leidan muffen im Ehriftimillen; 
r geoße Haufe, dem es eine ſchlechte Freube 
der Teufel, wird, wohl fo viel aurichten, Daß 
en außerlich fih: an Gut und Ehrs xicht müfe 
Alſo hat's Zeſaias beides troffen, wie die 
ie ‚siehe. zugleich in Leit und, Eu, in Wehr 
ne,in Unfriede uud Frikde, weil fie vor Geet 
t im Geiſt, und: doch Deu Ungläubigen und dem 
s Breucl mb, ben. de nicht leiden Finnen... 


ztet ud ein Geige. von der Freude in der 
enn im- Herbſt iſt die groͤßte Frende im Jahr, 
einſchneidet und einfuͤhret allerlei Frůchte und 
5 Landes, Wein, Kon, Del, Feigen. MbR 
eichen ohne, Zahl. fonderlich ‚wenn es mahl.ges 
5. ba. heißt: es der reiche Horbft.. Dem: * 
Band. den Leuten, die es ‚gebaut heben, unb 
, Zinſe und Früchte, für die Mihe-Reb Habt 
* da ſinget jodermann uud iſt fröhlich, her 
ammien. Darm: beißt auch ‚bie ‚Schrift hen 
es Hahres Cuba oder, Auhgang,.. wie Me ſpricht 
23,.16: „Wena..p im. ‚Mydgang des, Jahres 
Früchte haſt ringefammlet,“ Denn bald. nach 
ergehet wieder ay die Arbeit mit Pflügen mb 
g/ daß wieder wachſen ſoll zur andern Ernte. 
ie Zeit des Evangelii auch eine geiſtliche Erute, 
hriſtus ſelbſt deutet im Johanne 4, 35:3 „Ges 
wie iſt das Land fo weiß zur Ernte.“ Die 
1, fo. zuvor geweien find, haben dad Land ges 
ver doch nit Die, Ernte erlebet; das iſt, fie 
8 Geſetz geprediget ,. von. CEhriſto verkündiget, 
ngelio geweiſſaget, viel Mühe mit dem Volk 
schrift gehabt, auf -Ehrifti Zufunft: gu bereiten; 
Zeit, da es geſchehen follte, haben fie nicht 
‚Wie Chriſtus abermal faget Luc. 10, 24: 
nige - und Propheten hatten. gerne geichen.: IB 





fie Muri. gerecht find ia Eprifio 5 und, Feine. laden! 
ob er wphl:eine furge Zeit ſie aufbalt. 
Denn das heißt. meiſterlich den Top. — 
überwunden : nicht, daß man fie mit Gewalt 
Augenhlick wegthue ind nimmer fühle ; 3 föndern, 8 
ihnen zuerſt das Recht und Macht ninimt, und ver! 
Kur Uetpel und Recht, daß fie follen zunichte w 
Ai an indeß nod toben sind fih fühlen laffeı 
fie . zerbrechen werben ,,. da liegt nicht Macht an 
Urtheil ift doch über: fle_gangen,, daß fie deß fein 
noch Macht haben ,. follen aber. und müfjen bad au 
und ihr Ende ‚haben; gleichwie man. einem ma 
Jeinde thut: ‚wenn .er. ‚ gefangen ift, thut man ihr 
fo bald ab, fondern läßt ihn leben, biß er wor ( 
verdammt, und alsdann durchs Urtheil getodtet 
Kun. ſein Leben, das er lebt im Gefängniß, ift.« 
Leben, aber ein arm Leben „dad weder Recht noch 
bat, zu ſchaden, zu herrichen, zu Drüden feine Wiben 
fondern ift verwahret zum Tode, und lebt nur 
mehr, Daß er herrſchen ſolle, fondern daß er ver 
und äbgethan ſoll werden. 
7. Aiſo gehet es dem Tode und der Sünden 
Epriftuß hat ſie gewennen und gefangen, daß fle nid 
refchen oder. Regen fönnen über uns, wie zuvor alö 
falni 19, ſpricht: „Du bift in die Höhe ‚gefahren 
‚gefangen die, fo un gefangen hatten,“ unl 
tögfih das Recht und Urtbeil geben und fle verd: 
durch's Evangelium, als die Fein Recht noch Macht. üb 
haben, ſondern aufboͤren und ihr Ende ſollen. bald n 
wie er ſpricht & un Römern-8, 3. „daß Chriſtus 5 
Sünde durd) Sünde verdammt.“ Dasjenige und: 
daß ſie fih noch regen und fühlen laſſen, if. nichts 
fie find verdammt, und haben das Recht und die 
ſchaft verloren und können nicht ſchaden; und ik 
mehr da, denn Daß ſie ſollen bald ihr Ende en 
und aufhören - 
Was ſchadet's mir nun, ob ich den To, oder 
fühle eine Feine Zeit, als herrfcheten. fie, fo ic) 
daß fie nicht herrſchen, fondern verdammt find, ı 
Regen und Bühlen nichts anders iſt, Denn ein 2 


— 1. 


eins.feäplihe Heimfahet, ein Jauchzen Mäpikerl, 
r amd Sagen, von dee Gefahr und Urbeit bes 
8, unde vom Glück und Hell des Sieges, da iR 
und Spruchwort von ben’ Feinden, und iſt daB 
freuben voll. Vielmehr gehet's fo zu im geiftlic;en 
vor Gott, da: bie Sünde; od und Teufel über 
© if. Aber ZJeſaias ſchweiget des Sieges, und für 
n der Ausbeute; denn bald hernach wird er vom 
fazen, und weiß dorſelbige fey! denn er iſt nicht 
"Daß: wahr: Ihr hätten ovebert;; . fordern "bie Kraft 
e Frucht des Siege tft und gegeben, das tft, die 
sbe;: welche iſt das heilige Ebangelium, daß. Wort 
ons, das bringet und die Frucht: des Sieges Ehriftt, 
Vawebung und Ertoſang von Suͤnden; wie ger 

Gr: om NEE 29 
das machet rechte, fröhliche. "fichert , freubige: His 
: Bott, und unerſchrocken wider ben Teufel aid 
ine Macht und Bosheit. Denn zuvor, che Ehri- 
m, und die-Mropheten zu Felde lagen mit Gottes 
‚war noch fein Sieg da: fie flunden wohl da und 
drauf, bis daß der rechte Feldhauptmann kaͤme 
ch mit der Sünden, Tod und Teufel fir md ein⸗ 
und gewinne und bebielte das Feld; fonft an dem 
mans gieng ed. zu, wie e8 dem Volk Sirael:gieng, 
zu Felde lagen wider die Philifter; aber: wert fle 
sefen Goliath ſahen, ſo flohen und furchten ſich alle, 
€ rechte Kämpfer David kam, und behielſe bei 
1.Sam. 17,24. Eben fo beſtehen auch wir, wenn 
me.Chrifto ſollen wider die Sünde und Tod fechten. 


ber. nun unſer David den Tod mit den Sünden 
derwunden⸗ davor wir und immier fürchten und 
ı mußten, find wir nun fröhlich und ſiher, fingen 
ind gütes Muths, theilen die. Beute mit :Freuden 
das iſt, wir verfündigen das Evangelium, loben 
mnlen: Gott, tröften. und ftärfen und. unter einan⸗ 
und ſagen? Sey fröhlich, dir Tann niemand mehr. 
vun. thun, die Sünde iſt weg und vergeben, ber 
iſt übetwunden, und aller Forn und Unguste aufs 
w, bier iſt eitel Gnabe und; Friede, der Te ik 
fein Meich liegt darnieder, wis St. Yaulut Vak 


10 — 


be. win gerecht find in.-Ehrifto 3 und, feine Sbudes 
wb.0x wohl;eine Furge Zei, fe.äufbälg. >: ns = 
Dem daß heißt. meifterlich dei Zop. ind. 
überwunden x sicht» Daß man fie, mit Gewalt 8 
Augenblik wegthue und nimmer fühle ; ſondern/ del 
ibnen zuerſt dad Recht ud Macht niuimt / und verd 
wit Urihel und Det de daß fie follen zunichte m 
:fle, an indeß ned) toben und ſih fühlen laffen 
fe gexbrader werben, da liegt nicht Macht an; 
Teen iſ dych über- fle.gangen, daß fie def fein 
noch Macht haben ; follen aber. und müffen bald au 
and ihr Ende haben; gleichwie man. einem ini 
deinde thut: ‚wenn .er gefangen iſt, thut man ihn 
fo bald ab, fondern Kit ihn leben, biß er nor ( 
———— ud alsdann durchs Urtheil getödtet 
Nun · ſein Leben, das er lebt im Gefängniß,, üft.aı 
eben, aber ein arm Leben, das weber Redyt noch 
hat, zu. fhaden, zu berrſchen⸗ zu brüden ſeie Wider 
fendern ift verwahret zum Tode, und lebt mm 
mehr ; daß er herrſchen ſolle, ſondern deß er ver 
ung, aͤbgethan fol werben. 
Aſo gehet es dem Tode und der Sünden 
Shrifus bat ſie gewonnen und gefangen,,daß fie nid 
srsichen oder Regen fünnen über und, wie juuar aldt 
19: fprigt: „Du bift in die Höhe gefahren 
„gefangen die, fo und gefangen hatten,“ un 
das Recht und Urtheil geben und fle verd⸗ 
a Evangelium, al die fein Rest noch Macht üb 
‚ haben, fondern aufhören und ihr Ende follen. bald nı 
wie gr fpricht zun Römern-8, 3, „daß Chriſtus b 
Sünde dur Sünde verdammt.“ Dasjenige-umd.ı 
daß fie ſich noch vegen und fühlen laſſen, if. nichts 
fe find verdammt, und haben dad Recht und die 
{Soft verloren und können nicht ſchaden; und Ük 
mehr da, denn daß fie ſollen bald ihr Ende em 
und aufhören; 
Was fhader’s mie nun, eb ih den Zeh. ober 
fühle eine Heine Zeit, als herrſcheten fe, fo ich 
deß fie nicht bereichen; fondern verdammt find ;.i 
Regen und Bühlen nichts auberd iſt, denn ein 3 


. 


Foangelium srfennen--und annehmen, Die haben: :(prer 
freuden die erfte Urſachen, daß Chriſtus bat das Joch 
jrer Laſt zerbrochen, welches Joch iſt der Tob. D, 
m groß, | 8 Joch und untraͤgliche Laſt, da ſich je⸗ 
ermann A fürchtet und "Meucht,, ımd doch nicht ent 
lieben fan, fondern muß: herhalten und Item Ich 
ede aber von dem Tode, den man fühlet, als der iſt, 
a ſich das Gewiſſen für: enfetzet, und Gottes Zorn 
nid Gericht darinnen fühlet, um feiner Sünde willen. 
Das iſt nichts anders, denn der Tod, pn noch herrſchet 
ınd bei Kräften ift außer Chriſti Reich; wie ihn fühlete 
dam und Eva im Paradies, 1. Moſ. 3, 8. und Das 
si», ba er von Matban. gefiraft ward’ um:-den Ehr⸗ 
wich, 2. Sam; 12,7. feggs: Da iſt nichts denn eitel 
fviged Sterben. - Die Rırhlofen aber werben füldes 
Todes--nicht gewahr, bis am Ende; denn fie’ gehen: das 
Hin und fühlen keine Sünde: - weil fie die nicht fühlen, 
o fühlen ſie den Tod auth nicht. Darum fpriht St. 
Yanlıs , Die :Süunde- fey des Todes Stachel, bas:ift; 
der Tod hätte Feine Macht noch Recht, feine Schneide, 
feine Spige, und fünnte nicht durchdringen, wenn Un⸗ 
held, und feine Sünde da. wäte; wen wollte er töd⸗ 
ten, wo acht Urfache und Schuld da wäre ?: Ein gut 
Bewiffen kann fi auch nicht vor ihm fürchten, er 
mich von Feiner Stachel, Kraft oder Mecht des Zodet; 
aber wo-Sünde da iff; da dringet er durch, und iſt mächs 
Hg: denm-da8 fündige - Gewiſſen muß ihm Raum geben 
md Ja dazu ſagen, es habe es verdienet. Darum fürch⸗ 
tet ſich das fündige Gewiſſen fo greulich vor dem Tod: 
denn es fühlet des Todes Stachel‘, das iſt, die Sünden 
in ſich, und kann ihm nicht wehren. Ä 

Das andere ft, „Die Rutheauf ihrer Schulter „“ das 
iſt, die Sünde, die den Tod mächtig und ſcharf machet, 
wie geſagt Hk: donn der Tod- kann nicht überwunden ſeyn, 
wo die Sünde nicht überwunden wird, und tft nicht möge 
lich, daß Tod ohne Sünde, oder Sünde ohne Tod feyn 
follte. Darum auch der Tod über Chriſtum nicht bleiben 
fonnte, ob er wohl eine Zeit idn hielt um unfertwilenn 
denn su Ebriſto war Feine Sünde, die ex auf dic, — 
fo aud Taun er uicht bleiben üben den Chriſten, 


So geht s Denn, das Galemen Spruͤchw. 11,18: 
Der Gerechte iſt 108 worden, und ber Gotthoſe 
ſeiñe Statt gehaͤnget.“ oo 
. Wlfo redet. auch Jeſaias von.den Sünden und 

sicht ſchlecher Weiſe, fündern, wie fie geherrfchet 
und daß diefelbige Herrfchaft, das if, ihre Macht, 

und Kraft ’zerbrochen fey: denn er fpricht ‚nicht fü 
thre Saft, Sondern, das Zoch ihrer Laſt. Mit dem 
zeigt er ann wie wie find, ben Tode unterworfen 

fen, feine Laſt zu tkagen, und er über uns gehe: 
bat; gleichwie ein Bauer über fein Thier, das er i 
Zoch kuüpfet und Laft.aufladet, als ein Derr des 

ned, das im Joch gefangen und. gebunden. tft. . 

die Laſt, fo. einer freiwillig von ſich ſelbſt au 
nimmt, heißt nicht ein: Joch der Laſt, fondern f 
eine Laſt. Aber Zoch der Laft, oder Laſt im Jod 
greift mit ſich ein unterworfen Weſen, darinne eim 
zwungen wird die Laſt zu tragen. Alſo haben wi 
müſſen den Tod, die ſchwere Laſt, tragen, gezwu 
old. die dem Tod und. feiner Gewalt und Recht 
worfen find durch die Sünde, und er über uns berr 
aber die Herrſchaft hat und Chriſtus zerbrochen, und 
folder Gewalt erlöfet, obwohl der Tod noch eine Je 
und ‚liegt, doch ohn alles Recht, bis er aufhöre.: 

Alſo lautet auch das, da er nicht ſchlecht fy 
die Ruthe, fondern die Ruthe auf ihrer Schulter 
follte er fagen: Die Simbe.ift: nicht eine ſchlechte R 
die man williglich trägt oder auf die Achſel legt; ſor 
man treibt damit, und ſchlaäͤgt uns auf die Schulter. 
Eaft gu tragen, alſo, daß dieſe Ruthe eine Herr 
iſt, und wir untertban. Denn, wie gefaget iſt, w 
Sünde nit über uns herrſchete, ſo koͤnnte der Ted 
nicht über "und herrſchen. Run aber.die Sünde. 
und berrfchet, und wir. ihr unterworfen und gefaı 
fiab, wir der Laſt des Todes wohl feind, und wi 
ber. gerne ohn feyn; aber die Sünde ift hinter uns, 
die Ruthe, und treibt und swinget und die Laft zu 
gen, bad iſt, die Sünde treibet uns, daß wir ftei 
und dem Tod unterworfen ſeyn müſſen. 
... . Das dritte, iſt „ber Stecken bes Treiberd;" 


=»: ättern or. rihrem Balgea, da: fte ſollen abgethau 
werden. Gleich wiederum, was hülf's die, fo die Sünde 
md Tod eine Furze Zeit nicht fühlen, als ſey der Tod 
ME Gewalt weggeihan; ſo doc beide, Sind mb Tod, 
Recht :und. Macht über gie behält, und bald über fe 
kungen und ewiglich herrſchen wird. - .'. 

Das tf’6, daß beide, Jeſaias und St. Vanlus ſol⸗ 
ber Wort brauchen, die da anzeigen, mie Bünde und 
Kod Das Recht und Macht verloren haben, und bald ihr 
Ende haben follen, ob fie wohl noch eine Meine Zeit Ach 
gen, :alB herrſcheten fie. Denn St. Paulus ſpricht 
richt: Tod’, wo bift du? : Hölle, wo bift dis? fonders 
fs! „ob, wo. ift bein: Stachel? Hölle, wo ift bein 
Sieg?“ Als ſollte er fagen: Lieber Tod und Holle, ihr 
wi ‚wohl nad) eine Feine Zeit da, doch nicht lange; aber 

das Recht, Macht, Sieg, Stachel und alle Kraft habt 
ihr verloren: zornig ſeyd ihr; aber, lieber, beißt mich 
nicht, verſenget uns die Rüben nicht: ich fühle euch wohl; 
aber ich fürchte mich nicht vor euch; denn ihr könnet nicht 
mehr, und muͤſſet dazu auch bald an den Galgen und 
zunichte werden; 

Gleichwie die Juden. Chrifium am Kreug wotteten, 
als Hätte er alle Macht und Kraft verloren, müßte dazu 
bald ſterben; alſo bat ſich's umgelehret, daß wir der 
Sünden und dem Tode troßen, fpotten, höhnen und läs 
fern, als die wir es gewiß find, daß fie nichts mehr 
fönuen, ſondern müffen herhalten. Derohalben ift der 
Tod und: Sünde bei den Ehriften fo. verdammt, und hans 
geu am Kreuje, daß ihe. übriges Weſen ihnen zu. nichts 
dienet, benn daß fie.müffen hören, wie fie verfpottet und 
serläftert werden! „od, wo 'iſt bein Stachel? Hölle, 
wo iſt dein Sieg ?“ So mächtig, als ihr geweſen ſeyd, 
fo ohnmächtig ſeyd ihr nun; pfui und vach ihr großen 
Rieſen, Tod und Sünde, wie greulich habt ihr in des 
Welt geherrſchet, und jedermanu getrotzet und gepochet: 
Hui aun/ ſteige nun vont- Kreuzel ſeyd ihr Rieſen und 
große Herren, wohlan, fo beweiſet's doch mit einem Fin⸗ 
ger; de daaget "ihr an dem Kreuze Ehrifti, und wat 
bald dran ferden„anb:er, den. ihr dran hienget, IN \nb 
Bauvır worden, mie aB.allen, die wie antun augen. 


id.geit’6 denn, das Ealomen Sprchw. 41,1 B:!ffei 
Der Gerechte ift los worden, und der Gottloſe if 
ſeile Statt gehaͤnget.“ tn 
Alſo redet. auch Jeſaias von. den Sunden und 
ukht fäjlediter Weiſe fündern, wie fie geherefchet .pe 
und daß diefelbige Herrſchaft, das ift, ihre Macht, 2 
und Kraft ’serbrochen fey: denn er fpricht ‚nicht fühle 
ihre Saft, fondern, das Bo ihrer Left. : Wit dem‘ 
zeigt er ati. wie wie find, dem Tode unterworfen a 
fen, ſeine Laſt zu tagen, und er über und gehert 
bat; gleichwie ein Bauer über fein Thier, das er in 
Soc taupfet und Laft.aufladet, als ein Herr bes 3 
nes, Das im Joch gefangen und. gebunden. tft. ..T 
die Loſt, fo einer freiwillig von ſich ſelbſt auf 
nimmt, beißt nicht ein: Zoch der Laſt, fondern fd 
eine Laſt. Aber Zoch der Laſt, oder Laſt im Joch, 
greift mit fich. ein unterworfen Weſen, darinne eines 
zwungen wird die Laſt zu tragen. Alſo haben. wir. 
müſſen den Tod, die ſchwere Laſt, tragen, gezwun 
ala die dem Tod und feiner Gewalt und Recht us 
worfen find Durch die Sünde, und er über uns herrſt 
aber die Herrſchaft hat und Chriſtus zerbrocdhen, und 
folcher Gewalt erlöfet, obwohl der Tod noch eine Zeit 
und liegt, doch ohn alles Recht, bis er aufhöre. 
Alſo lautet auch das, da er nicht ſchlecht fer 
die Ruthe, fondern die Ruthe auf ihrer Schulter; 
follte.er fagen: Die Simbe.ift nicht eine ſchlechte Ru 
die man williglich trägt der auf die Achfel legt ; font 
man treibt: Damit, und fihlägt und auf die Schulter, 
Eaft gu tragen, alfo, daß dieſe Ruthe eine Herrfd 
tft, und wir untertban. Denn, wie, gefaget tft, wo 
Sande nicht über uns herrſchete, fo koͤnnte der Ted « 
nicht über "und herrſchen. Run aber die Sünde. 
und berrfshet, und wir. ihre unterworfen und gefang 
ſind wir der Laſt des Todes. wohl feind,. und wol 
ber gerne ohn feyn; aber die Sünde ift hinter und ; 
die Ruthe, und treibt und gwinget und die Laft zu 1 
gen, daB iſt, die Sünde. treibet uns, daß wir fterb 
und dem Tod unterworfen feyn-müffen. 
Ma dritte, iſt „der :Gteden des Treiberd;" 1 


— 8 — 


t da6 Geſetze, rote Paulus fagt zu den Römern 3, 20. 
"d 7, 7: „Dad Geſetze iſt der Sünden Kraft.“ Ich 
de aber vom Geſetz geiftlich verftanden, wenn es bie 
Sünde ' offenbaret. Denn alſo fagt er, durchs Ges 
9 kommt Erfenntnig der Sünden, und nicht fleifchlich, 
enn es Heuchler maht dur die Werfe, mie zuvor 
ebet im andern Kapitel. Denn welche das Geſetz nicht 
eiſtlich vernehmen, bie fühlen auch nicht die Ruthe auf 
* Schulter, das ift, die Sünde. Die Ruthe ift wohl 
1, aber fie drückt ihre Schulter nicht: das ift, Sünde 
ıben fie, aber fie fühlen und achten ihr nicht; gleich« 
je die Laſt, das ift, der Tod, iſt auch da, aber das 
och der Laft haben fie nicht; denn fie fühlen nicht, wie 
ber Tod unter ſich bat, und über fie regieret. Alfo 
er auch, der Steden ift wohl da; 'aber fie hören die 
stimme des Treiberd nicht; daß alfo auch zweierlei fey, 
de Stecken und der Treiber ; gleichwie die Ruthe, und 
f der Schulter liegen, zweierlei tft, und das Joch 
ad die Laſt. Denn wir haben allzumal den Tod, die 
Sünde, dad Geſetz; aber wir fühlen nicht alle den Sta⸗ 
el und den Sieg, dab tft, die Kraft und Herrſchaft 
es Todes, der Sünden, des Geſetzes über uns, bis 
3 Stünblein komme. 2 
So {ft nun der Steden das Geſetz, der Treiber 

t feine Gewalt und Herrſchaft; denn mo fein Gefet 
ht wäre, fo wäre auch feine Sünde. Nun aber das 
jeſetz da iſt, wollten wir wohl gerne der Sünden los 
ya; aber. wir fünnen nicht: denn dad Geſetz iſt da, 
nd treibet, faget, überzeuget und überwindet uns, daß 
de Sünder find, und zwinget uns alfo mit Gewalt 
unter die Sünde, Da tft die Stimme des Treibers, das 
die Herrſchaft und Gewalt des Gefeped über ung, 


3” 


t 

e und der Sünden Knechte macht: denn darum heißt’s 
es Geſetzes Kraft, ein Treiber oder Aufſetzer, Exac- 
dr, daß es immer von und fordert Gehorfam, läßt 
uh dem Gewiffen vor folhem ordern und Treiben 
ine Ruhe. Run wir denn folhem Fordern nicht mögen 
ung thun noch Gehorſam leiſten, fo treibt er und ſo 
old unter die Sunbe, und urtheilet und für Anchte 
Euate Die Bünde aber giebt uns denn alokin 
BEWEBEE, 18, 6, @ 


dem Tode. Da Hegen wir denn als gefangene M 
unter Tod, Sünde und Geſetze, das iſt, znter 
Joch der Laſt, unter der Ruthen auf der Säule 
ter dem Stecken ded Treibers. - 

Da fehen wir, daß Jeſaias feine Rede ‚gend 
hat von einem Efeltreiber , oder fonft einem gran 
Tyrannen; denn da iſt Laſt, Rırthe und‘ Treiber 
das arme Thier. Nun, der Laſt wären wir gern 
aber wir find im Joch gefangen, das ift, des 
Kraft und Herrfchaft halt ung, daß wir müſſen 
Laft fragen, und ihm unterthan fenn. Alſo, da 
then wären wir auch gerne lo8; aber fie liegt und m 
| Halfe, das ift, des Sunden Macht und Herrſchaͤft, d 
ufit Gewalt unter ſich hat. Des Stecken märeı 
auch gerne los; aber der Treiber ift hinter und, 
die Stimme und Kraft des Gefeges. — 

Alſo Haben wir nun, was Jeſaias mit dieſen 
Stücken meinet, und daß wir fie nicht zerbrechen 

en, ſondern müffen ihnen unterthan ſeyn, und fl 
* über uns herrſchen; herrſchen fie aber, ſonn 
wir thun, was ſie wollen. Daraus denn ſplget 
wir fein Gutes zu thun vermögen, ſondern eitel”2 
und doch fein freier Wille da fey. Chriftus- aber 
der alleine dieſe Stücke überwindet durch Fed “feldf 
und alle, und die fröhliche Beute audtheilet, da 
ledig und los, loben und ſingen in allen Kreide: 

Sicherheit; von dem ſpricht er: „Du haft Jerbro 
Wie zerbricht er ſie? Alſo, dag ſie müſſen Aufl 
wie St. Paulus von dem Tode ſpricht? „Der 
Feind, der Tod, wird zerbrochen "werden," 1. 
15, 26. Alſo iſt die Sünde auch zerbrochen. 
wie tft Dad Geſetz zerbrohen?! Sünde und Tod 
gefagt ift, haben ihre Kraft und Recht verloren, 
fie und nicht mehr unter ſich haben, "und" müſſen 
gar aufhören. Aber das Geſetz ift alfo zerbrochen 
es nicht mehr treibet, und werden frei-von- feinem 
. bern und Treiben," damit, daß wit hm gnug thum 
Ehriftum unſern Herrn, und leben nun, und 
aus dem Geiſt alles freiwillig, bag dgs Det, nn 
treiben und 1b bannen wollte. lb et : dürfe 


LAY Tan 


5 — 


teineß Geſetzes mehr, und weil, fein Zreißen und ob 
dern ab ift, fo ift auch alle feine Macht, Recht und 
Urſache ab, und leben als die fein Geſetz baden; gleich 
wie ein gefunder Menſch lebet, ifet und trinfet ohne 
Geſetz und Treiben, daß er feined Geſetzes dazu darf. 
Davon -mägft du weiter in der Poſtillen und Anderik 
Büchlein lefen. | z 
3Wie zur Zeit Midian.“ Bu 
Bier Muß man wiſſen die ſchöne, treffliche Gefchicht 
im Buch von den Richtern gefchrieben, wie die Midia⸗ 
niter, Amaleliter und Morgenländer das Land Sfrael 
werwürfteten , und die Kinder Iſrael vor ihnen flohen; 
und wie Gideon aus Gottes Befehl ſie ſchlug, bhne 
Schwert, durch Poſaunen und Lampen, daß fie fi felbft 
trwürgeten und flohen, Richt. 6, 7. Denn in der Gefchicht 
it vorgebildet der Sieg, den Chriſtus an den dreien 
Feinden behalten hat, und wie noch mit ihm täglich alle 
feine Ehriften den Steg behalten, Auch ohne Schwert: 
Denn darım bat Jeſaias jo eben wöllen diefe Geſchicht 
zum Erempel einführen, daß er anzeige, mit waſerlei 
Kraft Chriſtus habe biefe drei Stück oder Feinde zer⸗ 
brochen imd überwunden. Es wäre aber die Geſchicht 
zu lang alle. zu erzählen und deuten; wer fle wiſſen will, 
mag fie leſen. Das. ift die Summa davon, daß Gideon 
ſolchen Sieg in großer Schwachheit und Unfräften ers 
bbert: denn ed waren ibm feind feine eigene Bürger und 
Brüder, die er hatte erzürnet, daß er den Altar Baal 
jerbrady, fo fie doch die Vornehmſten follten mit ihm 
gewefen feyn. Darnach, der andern fielen von ihm, zum 
erſten, zwei und zwanzig taufend Mann, darnach Zehen 
tauſend, und blieben nur. dreihundert Mann bet ihm; 
mit denen follte er der Syeinde Heer gewinnen, welder 
war bet Hundert und fünf und dreifigtaufend Mann ges 
ruͤſtet zu Felde. Es hätte fein Herz wohl mögen zu 
taufendmalen verzweifeln und ftodhart verzagen. Was 
war folches verlaffene Häuflein gegen ſolche Gewalt? 
Nichts. Wie viel werden fein gefpottet haben, mie die 
Bürger zu Sucoth und Pnuel thäten, Richt. 8, 15 — 
17., ald wäre er ein unfinniger Narr, der ſolch unmög⸗ 
lich Ding vornehme, und te mit IH in ie Si 







fahr gebe. Da bat fein Herz müffen fagen mit Gau 
Paulo: „Wenn ih unfräftig bin, fo bin ih am kräaͤſ⸗ 
tigften; denn Kraft wird in Unfraft vollkommen,“ 2 
Korinth. 12, 10. Solcher Glaube flug die Midian⸗ 
ter ohne Schwert. hey! 
Alſo iſt Chriſtus auch ſchwach und zu Spott wer 
den in feinem Leiden, daß unmöglich und unglaubig au 
zuſehen war, daß er follte damit etwas ausrichten; aber’. 
nichts Ddeftoweniger, behielt er in folder Unfraft den 
Sieg wider Tod, Sünde, Geſetz, Hölle, Teufel und 
alles Unglüd, ohne alle menfchlihe Kraft und Waffen; 
gleichwie Gideon in feiner Unfraft den dreien Bölfers' 
pblag. Und gleihwie Gideon der erfte und das Haupt 
wor, die Midianiter zu fehlagen, und die dreihundert 
Mann ihm nad; alfo tft Chriſtus auch der Erftling, der 
Sünde und Tod überwunden: hat, und die andern 
thun's ihm täglich nach, und mit ibm. Be 
Daß aber die Midlaniter ſich mit ihrem eignet 
Schwert müffen tödten, bedeutet, daß def Tod, der 
Ehriftum wollte erwürgen, eben mit demfelben Wuͤrger 
ſich felbit erwürget bat. Denn Chriftud iſt auferſtau 
den, und bat den Tod in feinem Tod. 
Alſo die Sünden auch, die auf ihm lagen, wollten ihs 
zum Tode verdammen, und des Todes Stachel :feyus }: 
aber feine Unfhuld war zu groß, und verdammte De | 
Sünde durh Sünde, wie St. Paulus zun Römers 
8, 3. faget, daß die Sünde ſich fo an ihm verſündiget 
bat, daß fie muß fterben und todt feyn. Das Geſeh 
‚ trieb ihn auch, und machte ihn zum Sünder, weil @ 
drunter war, und mußte nad; dem Geſetze verflucht feyn, 
wie alle Erhängete, ald St. Paulus fagt gu den Gar 
Iatern 3, 13. Aber weil es fein Recht zu ihm battle 
und er nichts fhuldig war, gefhahe ihm Unrecht, mb 
treibt er nun wieder dad Gefeh, daß ed Sünde md 
Unrecht bat, und muß auch ſterben. Was die anders 
Stüde diefer Gefchiht bedeuten, da würde wohl ee 
fonderlih Buch aus, fo reich, vol und fein tft ſie; aber 
wir laffen ed bier bleiben bei dem vornehmften Stud 
der Deutung, Die , Ehriftum .angebet, anf Sefeis 
Meinung.  : . re 


Denn aller Krieg, der mit Ungeſtuͤmm zugehet, und 
blutig Kleid, wird verbrannt , durch Feuer verzeh⸗ 
ret werden,“ 

Wie CEhriſtus feinen Steg ohne Schwert und leib- 
he Kraft Hat behalten, Hat er. jetzt geſagt aus dem 
'sempel Gideond. Hier weiffaget er nun, daß foldhes 
erde die neue Weiſe feyn zu friegen im Königreich 
'hrifti, Darinnen wird fein leibliher Krieg ſeyn, noch 
iner fie den andern Friegen, noch einer dem andern 
eiftehen; fondern ein jeglicher muß alleine für ſich felbft 
uch den Glauben und Geift, wie Chriftus, den Tod, 
Sünde: und Geſetz überwinden, und darf ſich furzum 
wf niemand verlaffen, ohne auf Chriftum alleine muß 
t ſtehen; denn er kann nicht wiffen, wer gläubig oder 
mgläubig ſey. Darum iſt's ein Wunderftreiten in ber 
Ihriftenheit,, Daß ein einzelner Menfch ſoll ftehen wider 
le Teufel, wider die ganze Welt, wider Tod, Sünde 
mb Geſetz, und dennody den Sieg behalten. 

Da will nun bier Jeſaias fagen, e8 werde binfürs 
er unter den Chriften folher Krieg nicht mehr feyn, der 
tt Rumor und Waffen zugehe, daß es Blut und blu⸗ 
Ige Kleider macht; fondern Ehrifti eintger Steg wird das 
eld behalten in alle den Seinen, und wird ber Streit 
> zugeben, dag man leide, unterliege und unfräftig 
9, daß ift, ein - geiftliher Krieg fol es ſeyn. Daß 
Ifo' die Worte eben- wollen, das Jeſaias am andern 
Yet alfo ſagt, c. 2,4. und c. 11: „Ste werden nicht mehr 
iner wider. den andern da8 Schwert aufheben, noch 
ürder kriegen lersien; fondern werden ihre Schwerte 
ı Sicheln, und ihre Spieße” in Pflugſchar wandeln ;“ 
enn Chriſti Reich fol ein Reich des Friedens feyn, wie 
olgen wird. 2“ 

Daß er nun fagt, „alle Kriege mit Ungeſtuͤmm und 
lutig Kleid wird verbrannt , durch Feuer verzehrt wer⸗ 
en, ſiehet er auf zweierlei Kriege. Einer gehet zu 
nit Stechen und Brechen, mit Hauen und Schreien, 
nit Poffen und Platzen, und mit Blutvergteßen auf beis 
sen Selten, Das ift ein letbliher Krieg. Der andere 
schet zu, mit Stillpälten, Leiden und jih gar nicht ver 
von, auch nicht den Mund aufthun, wie en Shoök 


—F 


— 6 — 







auf der Fleiſchbank, Jeſaia 53, 7. Denn mit. beim; 
Wort, Krieg mit Ungeftumm, .malet cr: ab and Melle: 
glei eine Feldſchlacht vor die Augen, da ſich's alled rest 
get and weget: da gebet die Trommel, hier. Die Zr: 
meten; da ruft man, bier das Roß; hier Hippt'®, du 
klapptis; bier blickt's Schwert, da. glänzt Spieß... uf" 
gebt wüft in einander; Da fleußt Blut über Kleider, sul. 
üit ein greulich Anfeben; wer was Stilles und Friedlichey? 
fehen will, der.darf feinem. Kriege zufehen, : Aber ſel4 
ches ungeflümme Laͤrmen und Krieg foll man in der Chrig 
ftesideit nicht mehr haben; das Feuer des heiligen 
ftes fol ſolches afled verzehren und rein auffreſſen, auf 
daß eitel Friede unter ihnen fey. Iſt aber Unfriede, 
daß fie den nicht anrichten, fondern von andern leiden, 
ftile and geduldig, und alfo ihrem Haupte Chriſto node, 
folgen, der auch alfo geftritten bat geiſtlich, daß en 
aͤußerlich ſtille und friedſam war. geduldiglich erlithn 
alles, was man ihm that, und gewann doch, damit gie 
les, und behielt den Sieg über Tod, Teufel, Hölle und alles; 
= Und man muß fih folder Rede nicht. wundern, De 
er feeiht, Feuer fol verbrennen und verzehren: feldem 
leiblichen Streit: denn: mit ſolchen Worten will ‚er’8 «ol 
gentlich befchreiben , wie‘. und durch wa#.. der aͤuberhht 
Krieg unter. den Ehriften ſoll aufhören. Und er folg 
tr dem gleich dem Pſalmiſten, der auch. alfa jagt nom 
diefen Sachen: „Herzu und ſchauet, was für Menden 
der Herr auf Erden thut, er zerbricht, Bogen, ya 
zerfhlägt Waffen, und, nerbrennet Schilde..mit Ferry‘ 
"Palm 46, 10. Das Feuer, ift ein ſtark Element. vie 
man ſpricht: Es machet alles zu Aſchen, und g0: ch 


verbrennet, das fommt nicht wieder, daß vgeher:: Na⸗ 


fer, Luft noch feine Creatur fo thut; und ‚mern; 
auch etwad will rein aud.,. vein ab, rein. duvch ‚nracen, 
fo nimnat ‚man Feuer dazug daß Gott auch ſelbſt die 
ganze. Welt, Himmel und Erde, am jüngflen- Tage milk 
mit Feuer fegen und reinigen, 2. Petri 3, 12: Alſo fol 
des - heiligen Geiſtes Feuer dwelches ift die diriklige : 
Liebe.) allen Streit und Urfächen des Streits gan 
rcig ab und weg thun, daß nichts davon übrig bleibe, 


. yad ewiglic nicht wiederfomme, 


⸗ 


md, mar ker — — 


nd — —— jener wi rin! * 
diget 








* u halten, das en in 
) raucht ; nä daß er die Oerzen eind 
abe nicht mit Geboten‘ und Gewoit / allenei'der. 
eher, und. bie: Waffen inieberlegt, ſondern 
—— und das Haderherg. Wenn aber 
* 16. iR der Fouff und den Waffen ſchon 
aͤchtig. Denn warum und woruber follten 
gen und hadern, wenn ſie alſo geſlanct 
vw allzumal (alles leider wollen, Gut, "Eee, 
ben’ gecne fahren laſſenk Das —* * N 
Ar nimmermeht zu Brlegen; denn 
Men die imeltliche Ob —— Ya 
» Leib zu fhügen, und Friede zu haudhaben; 
ber —5 man sic" aach aber ¶ nicht unter 
Chriftweb: ac wicht geſttktten 


ige: niät; . 
See —— — 
2 





— —*— au vd ta den . 

‚r König. diefeß Fomorticher "Muß Ss 

ine Lied genpmmen, dad man 

inget: Gin Kindelein fo 16 “u Bere ger 

ute ı. Ein wunderliher nt, der folde 

inge fol ausrichten, davon droden gefagt iſt, 
Tod, Sünde, Gefeg überwinden, eine 


\- 


— 88 —. 


Schwert regieren, und. bie Welt voll Mreuben 
Denn Jefaias fagt bier Härlich,. daß ale ai 
und baber fomme, daß und ein ind gebor 
ber Sohn und gegeben ft; als follte er fagen 
dad Kind und den Sohn kommt ſolches allet 
der’ Mittler, der ea: fol. ausrichten, Denn 
Text iſt das Wörtlein, Uns, wohl zu merken, 
die Macht anliegt. Alle Kinder, die gebo 
den, die werden ihnen ſelbſt oder ihren Eltern 
allein dieß einige Kind fuͤhret den Namen, daf 
geboren fen; Und, Uns, Und heißt’. Uafer 
Das Kind, und zus gut- geboren. Denn für 

hätte er gar nicht gedurft,, daß er geboren wi 
rohalben alles, was er iſt, hat und thut, vor 
vder nach der Menſchheit das beißt und iſt u 
iſt uns damit gedienet, das unſer Heil und 
ſeyn fol. Das Wort. Uns fordert nun feſten 
Denn ob er tauſend und aber tanſendmal gebprx 
und wäre doch uns nicht geboren und unſer ei 
den, ſo wäre und damit nichts geholfen. W 
und, daß fo viel taufeud. Menſchen geboren fi 
täglich geboren werden von der. Welt Anfang? 


Mun ſiehe :auf die, Worte, was hiefer | 
eine Perſon feg, und wie meifterlic Jeſaias fei 
fest und wieget. Erſtlich iſt's ein geboren K 
it, ein natuͤrlicher Menſch; denn Jeled -auf : 
beißt Infans, ein jung geboren Kind, wie 
Weibe geboren wird. Damit ift beweifet, Daß 
recht natürliher Menſch tft, von einem Weibe 
Fleiſch, Blut, Bein, Marl, Haut und Hans: he 
gebe, ftebe, und thue mie. ein andrer Menſch, 
phne Sünde geboren fey, vor allen andern 
gleichwie dieſer Text zwinget, daß er ein rechte 
licher Menſch geboren ſey; alſo zwinget der vor 
daß er ohne alle Sünde geboren ſey, da Jeſai 
daß er Laſt, Ruthe, Treiber, das iſt, Sum 
Gefe zerbroden habe. Denn ed reimet fih r 
er follte in Sünden geboren ſeyn, der die © 
bricht und unterwirft; fonft hätte vielmehr d 


— 89 — 
und unterworfen, wis allen adbern Men⸗ 
die geboren‘ 35 
wir gun, daß dieß Kind ein mathrliher, 

ldiger, heiliger Menſch fey, und daffelbige alles 
re er (ft, bat, thut und vermag. Denn, 
heilig ‚und unfhuldig iſt, fol unſer ſeyn, weil: 
geboren if; darum iſt feine Heiligkeit und Uns 

als hätten wir fie ſelbſt, und wir fhmüden 
"uns drein vor Gott, ald in unfern Shmud, 
‚uns —* *ã iſt, ſo wir anders ya daß. wahr 


Arft 
ul 


gr 


vargie 
jr 


R em andern. Pi re der Sohn, der uma gegeben. 
t er nicht: Der Sohn ift und geborens fons 
3 daß find ja feine liebliche Worte. : Sohn 
er nn bamit er. beweiſet, daß dieſer König nicht 
Menfeh;: fondern auch rechter, natürlicher Ott 
Es muß ja ein, andrer Sohn ſeyn, denn alle;s 
be find, weil: en.fpiche, „Dinge Hipa Sof, we. 
iſt: Wenn gleich ‚alle; Söhne unfer- eigen: wurden, 
es auß doc nicht, ‚weil, feinen, .ft,. ‚ver nicht von 
Sod, Geſed gerbrohen wird, GEoll er nun 
‚Binde Geſch zerbrechen, muß. er wehrlid. gott⸗ 
„Rraf, bei ih haben, ‚fonderlic, weil &5’8- nicht. für 
ſerdern für uns thun ſol, und ufß ‚gegeben iſt; 
m Leuten von Sünden, Bi ‚und Seh zu 
* Cie; — re bet hole in 
u au ®. ei ai 
en, ab muß Goct gieich fennz: aber folk Gottheit 
ticht geboren ;;,, Penn er hat fle nicht um -umferts 
u ‚überfommer,- yon -Cwigfeit hat er he für ſuch 
Gans er gegeben iſt fle.und 4..Raß; fie. 
az Iſ aber ‚biefelbige uunfes , Her it 
wre icht unſer ſey wie St. —** gun Rimern 
Pin „Wie folte er. und nicht alles wit gegeben 
ſo er den ‚Sohn -für und gegeben hat?“ 
Da haben wir nun die Perfon dieſes Königes, daß 
t fe rechter, wahrer Gott und Menfch, dazu. non einer 
I geboren ; denn alles, was von Mann und 
boren wird, das HR finbfich, wie Ichopmebd, d. 


Bear, 2 
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a5: 
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ſaget: Gat vom Fleiſch geberen kſt, Du 
Und abermat Ich. 1, 13: „Die nit von den u 
noch von dem Willen des Fleiſches, ned; por Dem: Wi 
len eined Mannes, :fondern von Gett geboren find.“ 
te drnun · Suͤnde und Tod zerbrechen⸗ fo Nußte er u 
aus. Fleiſch noch Blut gebürchwätden, "und ‚Telkte:de 
rechter, hatürlicer. Menſch voln: Weibe gcbeteh-Teyny'W 
hier Jeſaias ſaget; Ein Kind iſt ’und'gebören; " :* 
Hier müßte das Wittel” gefunden und getroft 
werden, daß er zugleich vom Weibe und dochmicht ũ 
Fleiſch geboren: würde. Das gieng alſo gi, daß er ol 
feiner Mutter mußte nicht aus Kraft un eingeplantß 
Natur des Fleiſches, fordert Kihernatürlich,:auit ſonde 
licher Kraft‘ des heiligen Geiles geboren werden; U 
iſt, feine Mutter mußten Zungftau und bhke Me 
Zuthun, ſchwanger werdeir; wie wir im Bleiben deke 
nen: Der em pfangen iſt vom heiligen Geiſt, —* 
aut Marta deren frauen: Alſo lvnnte es ſeyn, d 
Mertid) "Bde" Binde, und: ** über Bünde uk 
F die! Side ik Fe nie ee, ſich babe: wäh 
som orſten en A eh Menfäjheit: - "Derek fe W 
es auch HAN, dag Goktes Söhn gebsren Kkdey: 
es nicht" "ICON Tormte;, daß Gotte · Sbhne Tier «6 
Sinde-märep fünf waͤre Gott ſetcſt ek Santter aed 
den, und: hatte eines Eubſers —— genzeenw 
wer wollte denn uns gehöenh 2 asian m 


ee —— — iſt ** 4 m enñ 


re ; ——— Hirte 
Grae) vet das Fre enter Schullett, yo 
von te Marie — . Und: oden 
nicht Mugßam · geiget. & ſogeffllt mir Doch ſolche 
niicht Abel⸗unim der Einfattigen · willen z derin & 
janetcone ud fehlet nicht "gar, Zum erſten⸗iſt 
bar gnilg Zap: man den Weltlichen· Rnigemihe⸗ * 
reich anders malet, nice’ auf." ne Schuitern “Sonder 
die Krone aufßs Gaupt; den Apfel in die linke Hin 
den Sckpter Ar: bie rechte Hand: "Mas ſolches bebeite 
Lagen wir jet Fahren; 53° 
Cdriſti Königreich ind ſeine Chriſten, wie ev: ® 
trus ſager: :, 38 Ted BR: koͤnigliche Priefterthräie 


du — 


— 14 Betr. a, 9. Ztem, im alter ſtehet 
84 ‚will die Die Heiden zum Erbe geben“, A 

| er ‚und: der. Eprühe find viel mehr. Sild 
greich malet ihm Jeſaias auf Die Schulter; Bar 
keum, daß er und sind unfere Sünde auf fi geladen, 
w am Stamm des Kreuzes getragen bat, und noch 
tzlich trägt, in allen unferm Gebredhen, wie St. Pers 
mi in der 1. Epiftel 2, 24 faget: „Er trug unfere 
Sünde an ſeinem Leibe auf dem Holze.“ Und Johan⸗ 
BE des Täufer fpricht: „Sehet das ift Gottes Lamm, - 
elches der Welt Sünde trägt, Joh. 1, 29. und im 
wen 10, 34. trägt der Samariter den halb todten 
Benfhen auf feinem Thier. Stem,' er ift der Hirte, 
ESdas verlome Schaf auf feiner: Schulter wiederum 
Km bringet, Luc. 15, 5. :Bas- iſt das Kreuz, fo mem 

im Kindlein Chriſto auf Die Schulter malet. E 

Hieraus merkeſt du nun, welch ˖ ein füßeß, troͤſtlich 
zort das iſt,nda Jeſagias ſpricht: n. Seine Herrſchaͤft 
egt auf ſeiner Schulter.” Er ſeriche nicht Seine Herrſchaft 
gt zu Jernſalem, in Syria, Mia, India, "oder irgend 
Neinem Orte int der Welt; -fondert aufſeiner Schul⸗ 
u. Wo er iſt, - da iſt fie audj, aller Dinge frei, am 
ine Gtätte, Zeit noch Perfon gebunden, ohn alleine 
2 ihn ſelbſt. Dazu, fo trägt er ffemit allen ihren 
— wie ein Vater ſeine Kinder, wie ein Hirte 

Zänmulen : und’ wirft ſie nicht weg um der Bünde 
en. ſondern heilet fie und hilft ihnen. Denn fein 
deich iſt. eim Gnadenreich, ein Hülfreich, ein Troſtreich 
5 alle arme Glnder;' Und iſt je wunderlich geredt, 

er ‚fein Nnigreich auf ſeiner Schulter frägt, und 
* doch in aller Welt ſeyn: ‚Denn er ſoͤll an allen Or⸗ 
en durchs ‚Evangelium - vegieren, und doch allenthalben 
aſſelbige tragen auf feiner Schulter. Weltlihe Fuͤrſten 
aſſen fich wohl Heben und tragen, führen und leiten vor 
brem ‚Königreich‘; "aber biefer König hebt, trägt, legt, 
übret, ‚leitet die: Seinen.- 

Das gebet nicht anders zu, denn alfo: Am 
dreuze trug er uns alle auf einmal; aber nun trägt 
vr und durchs Evangelium, das tft, es wird ges 
vediget, wie er uns Dazumal getragen kat, und er. 









/ — 
Saͤnde, fo wir ersten, 1 thun, oder thun werben, 
bung erworben hat. O, weld ein feiner Titel kſt 
mei „ein tröftlider Gprud von Ebrifr, daß er 
Reich auf feiner Schulter trägt. ‚Auf dieſe Weiſe F 
auch Moſe in ‚feinem Liede im fünften Buch 32, 1 
daß Gott habe das Volk Iſrael auf der Schultern ge‘ 
tragen, daß ft, gleichwie mit jungen Kindern tft er. mit 
ihnen. ‚umgangen, fie genähret, ihre Weiſe geduldet * 
geholfen ꝛc. wie uns denn Chriſtus auch thut. 

Zum andern, heißt's darum. Fine derr ſhaft auf dee 
ner Schulter, anzuzeigen, daß es fen ein. Reich im Glau⸗ 
ben. . Denn wir feben ihn von hinten zu vom Rüden; in 
nicht vorne zu vom Angefihtz wie er auch faget zu Die) a 
fe, 2 Mof.. 33, 23: „Mein Angefiht kannſt du nicht 
feben ; aber pon hinten zu follit du mich ſehen, menn-i 
ich weggeben, werde. Alfo fpriht auch St. Paulus 1: % 
Korint h. 13, 12; „Bir fehen jetzt durch ein dunlel 
Wort, aber alsdann -von Angeſicht zu Angeſicht.“ U; 
trägt er un im Glauben, daß wir ihn sicht. fehem, und x 
boch gleichwohl feine Kraft fühlen, damit:- er,uns trägt, ı 
erläfet, Hilft und bewahret. Folget, wie er beißen folz ' 

„Und en er „beißt Pele, Jogetz, EL, Gibbor Abiged, Em h 


Seht Namen giebt er diefem Könige, welche uf { 
Hebrätfcy heißen, wie da ftehet, Pele, Jogeb,; EL, Bi : 
bor, Abigad, Sarſalom; auf: Deutfch alfo: Fe | 
Rath, Kraft, Held, Immer Vater, Friedefürſt. Ä 
mußt dis nicht gedenken, daß man ihn nach feiner. re 
alfo nennen oder ‚rufen fole ,. wie. man ſonſt jemand dei 
feinem Namen ruft; denn, ed würde ein lang Geſchwaͤte 
werden, wo man alezeit folite die feh® Namen dabeg 
äblen, fo oft mag: ihn rufen würde; fondern es ſund 
damen, die man von ihm predigen, . preifen: und rüßs 
men wird, feiner Thaten, Werfe und Amt: halben. 
Denn im Hebrätfhen mag dieſer Tert auch alſo lauten? 
Und fein Name fol geprediget werden; deun Heiten/ 
Rufen, Predigen, iſt ein Wort im Hebräiſchen, gleiche 
‚ wie man David nennet, fanft, demüthig, ſtreitbar, weiß 
30. das ift, man. preifet mit folhen Namen feine Tue 
gend und Wert oder Eigenfhaft, damit man. ihn vor 


\ 


_ u 


fonderlich erfeune und abfondere, welche Namen 
atſch wir beißen, die Zunamen, die man zum 
Ramen thut. Als, es find viel, Die Peter heiſ⸗ 
7 wenn man fpricht, Peter, der Apoſtel Chriſti, 
iſtum mit feinem Tode geehret hat, fo giebt man 
en ZJundmen von feiner Tugend, Amt oder Eis 
t. Stem, es find viel, die Dane beißen; wenn 
er fpricht, Dans Schreiber , da nennet man ihn 
igenen Amts halben alſo. Run, in der hebraͤi⸗ 
prache heißen bie Zunamen eben ſowohl Ramem, 
en gleichen auch die Preifenamen, denn alfo heißt 
st, gnädig, der Armen Richter, Nothhelfer, der 
Vater, und fo fortan. 

Bele, Wunderbar. - | 
er erſte Name zeigt, was biefer Känig fir Weiſe 
n Reid zu regieren ,. und fpridht, er macht es 
ih und ſeltſam, daß alle Vernunft, Natur und 
: übertrifft, und nicht zu begreifen ift. Wie ſo 
ieret und, wie er felbft vom Vater regieret 
Das gieng, wie der 118. Palm 22, 23. 
„der Stein, den die Bauleute verworfen, iſt 
fftein worden: das geſchah vom Deren, und iſt 
ar vor unfern Augen. War e8 nicht ein wun⸗ 
Ding, da er wollte ind ewige Leben geben, gieng 
en Tod; und da er zum Mater in feine Ehre 
fam er in alle Schande, auch and Kreuz unter 
der auf's allerfhändlichite gehanget; da er follte 
fd und unterthbänig machen die ganze Welt, da 
, fein eigen Volk von ihm, alfo, daß fte ihn nicht 
erleugneten, fondern auch verrietben, verfauften, 
en, kreuzigten und läfterten. Heißt nun das nicht 
winderlih Ding: der Stein fo hoch und tief 
en, follte ein Edftein werden?! Summa, es iſt 
ven noch nie närriſcher, unmögliher, verzweifels 
ig gehöret noch gefehen, denn daß ein fterbens 
enſch follte nicht allein. lebendig, fondern auch 
id Austheiler des Lebens, und aller TodtenAufs- 
ſeyn; daß der Tod folte unter den kommen, 
tödtet, und wieder von ihm ewiglich getödtet 

Stem, dag er ſollte ein König der Thren votre 


/ 
— 0 


ben, Ben fein- eigen‘ Dell verlieh, Werl 
wordet, läftert und fhändet, und fo “forte-da 
andern Stücken, dig eitel —æã—n under Wü 
aber wir find es .gewohnet täglich : gu Hören ; dari 
wundern wir und deß nicht mehr; denn wir ‚bedenfel 
nicht , glauben’S auch nicht mit Ernſt, fonft wäcden · 
und deß ohn Unterlaß wundern. . ie: 

. Eben alfo thut er mit den Seinen; des RL 
feinem Königreih auch. "Ein weltlicher König regie 
alſo, dag er fein Volk an ſich und zu ſich halte, % 
Fremde nder ‚Feinde. vom ſich thue. * Diefer ch 
,;um,. fein” eigen Boll, die Juden,. läßt’er f 
ren, und nimmt die Heiden, feine Feinde, an, gerkel 
und zerftöret dad Judenthum zu Grunde, und ix 
die Heidenſchaft zu feinem Reich, fo weit‘ die Welt 
Wie. fein follte man den Kürften preifen, ber fen % 
liege, und nähme feine Feinde ins Land, gäbe dent 
vor, er wollte föftlich regieren ® unfinnig, toll ımb t 
richt würde man ibn haften; wie es denn auch wi 
wo man weltlih Regiment auf die Weife vornäh 
Alfo, welhen er will fromm machen, den machet :er 
einem verzweifelten Sünder; welden er will Aug ı 
hen, ‚den machet er zum Narren; welden er ı 
ftart machen, den machet er ſchwach; welchen er ı 
lebendig machen, den ftedt er dem Tode in Rad 
welchen er will gen Himmel führen, den fenft er 
Abgrund der Höllen und fo fortan; welchen er zu: 
ren, zur Seligkeit, zur Herrfchaft, hoch und groß bı 
gen -will, den machet er zu allen —— verdam 
zum Knecht, niedrig und klein. heißt und g 
hier der. Spruch: Die Erſten die — und:die $ 
ten die Erften, Matth..19, 30. "Wer groß. will ft 
der ſey Flein; wer vorne geben will, der gebe. Ya 
2 :Da8 iſt nun der wunderfome und feltfeme. Kö— 
det dann am nächften iſt, went er am ferneften. 
- und dann am ferneften, wenn er am mächften iſt. 4 
Nun uns ſolches nicht. wunderlich dünkt, Das. macht, 
erfahren's nicht, umd find auch drinnen unverſucht, 
dern hören: und blaͤuen täglih die Worte davon, 
wir ber. fott und überbrüffig werden, und Tommen-t 


we pr That; bie aber drinnen find, und gelbet wer, 
den, die fehen und fühlen, welch ein wunderlich Weſen 
eb fen, und wie billig er Wunderbar heiße. Und iſt dieß 
We Summe: Er iſſ wunderbar, darum, daß fein We⸗ 
ſer, Reich: und ‚Regiment ftebet im Leiden und Tödten 
hen aller: Adam, und läßt nichts gut feyn, alles, was 
hetſebbige thut, weiß und kann. 
nn Soget, Rath. 
a = Der andere Name zeiget: wie er in ſolchem Reis 
‚A ben), Ddten md Kreuze, und beiſtehe, daß wir darun⸗ 
we'niht verzweifeln. oder verderben. Und iſt auch im 
J baikelbigen: Beiſtehen wunderbar; denn er ſtehet uns 
wiht:fö bet, wie bie Welt. und der alte Adam beiftes 
bt, wie.ee ſpricht Joh. 14, 27. und 16, 33: ;Den 
dem: Ing ich euch, meinen - Frieden gebe ich euch, 
niht wid die. Welt giebt; denn in der Welt werdet ihr 
Öetringe paben, aber in mir werdet ihr Friede haben.“ 
4 De Wet ftchet alfo bei; daß ſie das Leiden und Ges 
Jdringe eucht, oder wehret fih mit Gewalt, daß fie 
es lug werde5 denn fie ‚übet leiblihe Macht dämider, 
1 8% läber8 mit Unmillen, wo ſie muß. Aber Chriftus 
lt bie Beinen drunter bleiben, und ſtehet ihnen bei 
ine leiblihe Macht, fondern. mit dem Wort, wie er 
Ptiht im Sefota 50,.4: „Der Bere hat mir eine Fluge 
! gegeben, daß ich mit dem Wort ftärken kann 
ben, ſo muͤde iſt.“ Solh Wort, damit wir im Leiden 
Wſtet werden, ift ein guter Rath; und wer das kann, 
iſt ein zuter Rath 2 darum: heißt Chriſtus billig Rath. 
rieth er den Apoſteln in Joh. 16, 33: „Seyd ges 
en ih habe die-Welt überwunden ;" item 14,1.28: 
Kahn Derj erſchrede nicht; und fürchte ſich nicht. Ihr 
Sebbret, daß ich euch geſagt habe, ich gehe bin und 
hr € wieder zu euch; hättet ihr mich lieb, fo würdet 
ch) freuen, daß. ich gefaget habe, ich gehe zum: 
ken denn: ber Water ift größer, denn ich 20.” Und’ 
nder Tge’ganze Abendpredigt und Balete, was find es 





5, 0 © , denn eitel Rathe und Troſtworte im Leiden®: 
N Torigt auch der Herr Ehriftus fammt den Seinen it . 
w Dfalm:or 7: „Der Derr hat mir. gerathen AO E 

Gar ;2, 6: Der Herr. gebe. mir Verkand wit 


4 


/ — 96 — 
das iſt, es laͤßt mich wohl ohn letbliche Kraft Ama 1 
den; aber. er verläßt mich nicht mit Rath unb Mekka 
wie ich daringen halten fol. © - 5 Ta 

So gehet's in Chriſti Reich, daß wir allein du 
das Wort Gottes regieret werden, welches bier See 
preifet.. mit dee Tugend, daß es guten Rath. und Ti 
geben kann: das vermag fein andrer König: noch Pr 
Denn, wo fie leiblich überwunden, oder ihr Land ı 
derbet ift,, fo ift der Rath und Troſt ans: dem 
Rath und Troft ift, wenn bie Taſche vo iR, und 
walt oben liegt, und die Ehre ganz bleibt. Uber 
heißt's denn am beften rathen und tröften, wenn a 
verborben und verzweifelt if. Darum gehöre Gle 
dazu; denn es ift ein Rath des Glaubens, weil 
kommt, wenns nichts mehr da iſt, und alleine auf | 
Unfichtbare zu hoffen iſt. Wer koͤnnte fonft beſtel 
wenn der Herr, nad feinem erften Ramen, fo wunl 
lich mit uns führe, dag wir nichtd Hätten, Daran 
und hielten? Es muß ja. zum wenigften ein Bert 
feyn, das und rathe und troͤſte. Summa: Er h 
darum Math, daß er mit dem Evangelio de. 
Welt tröftet die Seinen, fo verlaffen und tw all 

| El, Kraft. | 

Das Wort El, im Hebräifhen, wird Gott ꝓp 
eignet, und Gott wird auch vielmal El genennt; dat 
man denn will fchließen wider die Juden, dag 6 
ſtus Gott fey, und führen Diefen Spruch Jeſaiä. 
wehren fich denn die Juden, und haben ihre Ausflu 
wie fie fünnen. ber kurz zu fagen, weil bas 4 
EI nicht allein Gott wird zugeeignet in der. Schrift, ı 
nicht von Art die Gottheit bedeutet, fo fan men. ı 
daraus erzwingen, baß ed bier Gott heißen folle: 
müſſe: gleich al& wenn Gott gut und gerecht gemei 
wird, kann man daraus nicht nehmen, daß folhe We 
gut und gerecht, wo es in der Schrift ftehet, „€ 
müffe heißen; weil beide Wörter Gott und viel anl 
werden zugeleget. 

Nun aber redet hier Jeſaias von ſolchen Raı 
- Vie wicht die Perſon, ſondern das Amt Chriſti und 


a 07 — 


Eures Reichs anzeigen, und wir wohl gewiffere Sprüche 
aben muͤſſen, wie wir denn auch haben, Ehrifti Gotts 
PER zu beweiſen; fo will ich bei der matürlichen Deus 
Ing deö Wortes bleiben, was e8 von Art heiße. Es 
Mt uber von Art nichts, denn Kraft oder Vermögen, 
* wie haben im fünften Buch Moſis 28,32. da Mo⸗ 

von der Juden Unglück fpriht: Und es wird fein 
in deinen Händen’ ſeyn, da wir leſen: „EB wird 
Kraft in deinen. Händen ſeyn,“ dich ſolches Uns. 
zu erwehren oder zu erretten. Alſo haben wir auch 
deutſchen Banden‘ den Namen, daß etliche heißen 
aft oder Kraftmann, welches dem Hebräifchen. nachge⸗ 
oder abgeborget it. So fey num Kraft oder Kraft⸗ 
biefeß Königes dritter Name.” Daß ich aber nicht 
‚ fondern Jogetz fage, wie ed tm Hebraͤiſchen lau⸗ 
R, thue ich darum, Daß wir den Buchftaben Ain nicht 
* ohn den Buchſtaber G wohl geben; wie St. 








8 auch thut in dem Wort Bnehargem, da es 
h im Hebräifchen lautet Bne Har Em. on 
» Kraft zeiget nun an, wie der Rath kräftig ſey; 


Re Deutfihen fegen auch beides beieinander, und, 


: Rath und Hülfe: denn, wo ein Rath allein da, 
E, fo find es Worte, ift aber fein Nahdiud da, und 
Wed zuletzt nichts daraus. Aber Chriftus, über das, - 
er und mit dem Wort des Evangelii rathet und troͤ⸗ 
Br, giebt er auch Kraft dazu, daß wir es glauben und 
ran bleiben und beharren', zuletzt auch hindurch dringen, 
Ws Sieg erlangen und das Feld behalten. Denn das. 
R nicht die Meinung Ehrifti, wenn er und wunderlid - 
‚und ind Leiden und Kreuz Dringet, Daß wir folls 
immer darinnen bleiben, und allein. am Rath und Wort 
ug haben, und fullte damit aus feyn; nein, nicht alſo. 
Rath und dad Wort fol da ſeyn, ſo larige das Leiden 
‚und ung erhalten, daß wir nicht finfen vor Schwach⸗ 
s aber e8 ſoll auch nun zuletzt ein Ende haben, und. 
unfere Geduld. überwunden werden. und ablaffen. 
Deß nimm ein Erempel an St. Paulo. Wie oft 
kr wohl im Rachen des Loͤwen geweſen, da ift, in 








i Trübfal? Aber womit rathet und tröftet er h?- 
Rt dem Rath und Wort Gotces aber ex: Tom 
Aber Werke, 15. BD, 7 


— F =_ 





bei, ud A ein” BR, ap and — 
aui en Matth. 16, 18, 
eld. 
te Feier folgen ' die Namen, nad) einan 
hangen au einander, Allerdiuge gleich, ı wie, cd im. 
Chriſti auch gepet. Denn das erſte iſt tödten dend 
Adam; mit allerlet Leiden und Kreuz; aber da geh 
Teoft'und Rath zu durchis Mort. So if ed ı 
guug Rath und Troft, es muß auch Kraft da feyn, 
wir hindurch komnien. Das 'iſt die Hälfte der Ras 
Und wie ſehen, daß ſie alle drei uns gelten, und 
am unſertwillen, und gu Dienſte und Rug, , zeit 
feiner Perfon willen, ſo heißet. 

Run mit den, dielen Natnen ‚werden wir zegk 
verneuet / erhälten und vertheidigg, und er, ber’&t 
hat in ben dreien Aemtern mit den Seinen. zu .fhe 
Aber wie er nun auch die Feinde angreift, und mil 
nen Yandelt, zeigt der vierte Name an.. Denn da 
din rechter Derr, der‘ ü fein Sand. und Leute 
forget, rüftet_ und zurichtet; darnach denn die F 
angreift und fein Königreich größer machet. Dab ı 
aber auch wunderlich zu; denn e8. muß alle ‚mund 
ſeyn, was am dieſem Könige iſt, wie ..der erfte 9 
lautet; wunderlich tödtet er, wunderlih vathet md 
fe er, wunderlih hilft er gewinnen und flegen, 
IR den und unkraft. u fleeitet und rar er 















Hr 


X ——* Die Leute wunberlich unter ſich; denn er iſt 
Held und Kriegsmann, fa ein Rieſe, ohne Schwert 
Rd Harniſch, wie St. Paulus ſpricht, 2. Kor. 10,46: 
Die Waffen unſerer Ritterſchaft ſind nicht fleiſchlich, 
bern nrlch ichtig vor Gott zu verftören die Befeſtigun 
Küuit wir verftören die Anfchläge und alle Höhe, bie 
erhebt wider die Erkenntniß Gottes, und nehmen 
Klangen alle" Vernunft unter dem Gehorſam Cpriftt, 
Rh find‘ bereit zu rächen allen Ungehorfam.* Alſo fagt 
uch der 110. Pſalm v. 2: „Du ſollſt herrfchen mitten uns. 
er deinen Feinden.“ Und im 45. Pfalm v. 6: „Deine 
bee find ſcharf, Völker werden ſich unter di thun, 
"unter den Feinden des Königes.“ 
"> Goldes alles thut er mit dem heiligen Evangelig, 
vos ift fein Schwert, feine Pfeile und feine Waffen, 
mit er zerſchmeißet und zerfchmettert alle Klugheit, 
Weisheit, Vernunft, Kraft und Heiligkeit, Iſt ed num 
Aht wunderlich Ding? Nichts denn das Wort führen, 
md damit ohn allen Schwertſchlag, ja mit viel Leiden 
ind Kreuzes, die Welt ‚gewinnen; und nicht allein ges 
Binnen, fonderu auch ſich wehren und fegen wider alle 
Reberei und Irrthum, und zuletzt Darnieder fhlagen und 
den Sieg behalten? Das kann auch Fein König auf Er⸗ 
den thun; denn ſein Wort iſt zu geringe, er muß eß 
mit Macht und Gewalt thun. Hier gebet num die 
Bleichniß, Die er fagt im Maͤtthäo 12, 29. „wie ein 
Starker fein Haus mit Frieden befigt, bis ein Gtärfe- 
ver über ihn fommt, und überwindet ihn, und nimmt 
Ihm alles, was er bat, und theilet die Beute aus:“ 
das iſt der ficghaftige, ftarfe Held, davon hier Jeſaias 
fagt, daß er Gibbor heißen fell; und ift fürwahr ei 
recht Meifterftad ſolch Streiten und Gewinnen, Er 
greift zum erften das Herz an mit dem Wort, denn 
er läpt predigen, daß alle Werke, Witz und Vers 
nunft, nichts denn eitel Sünde fey vor Gott: Damit 
fällt dahin alle Heiligkeit, Weishelt, Gewalt, Reich— 
thum, und was die Welt hat. Deun da ift Vermeffene 
beit weg, und der Menfh muß an ihm felber verzagen, 
und fich ergeben, und befennen, es fey alſo. Wo aber 
dad Herz verzagt und gewonnen tft, was wit wier Tann 
, j 7 * 


ä 


1 
d 
‚man ſich da mehren ober, UN; Mylchea 


nicht verzagen⸗ die find noch nicht gewonnen, int -D 
Micht der ‚Held nodjuäiner. dirch's Wort, "E ex fe: 
soinne, ober dem Gericht. Gotted heimſtelle. 
Alfo thäten die lieben Apoftel, fie ſchlug ‚SA: 
um ſich mit dem Wort Gottes, wo der Teufel mit 
nem Reich am dickeſten und flärfeften war, yad u 
!und nahmen ihrer viel von. ihm, zertrenneten und 
ftöreten Ihm ‚fein Reich in allen Landen; wie: wir We 
in ihren Gefchichten, wie Sanct Paulus..mit, dem Ie 
fel fämpfete und ritterlich, fochte, und gel 
wann: derum et auch fold; Predigen pfleget ven 
nen Kampf, Streit, Fechten und Nitterfpie 
mir jest auch, und alle Chriften bis an. jüngften ‘ 
hun, dag wir dem Teufel viel Leute a nal und 4 
feinem Rachen reißen: Denn wit daran nicht genug! 
ben, dag und geholfen iſt, und die Kraft haben ; fonde 
wir dienen auch dem Gibbor, dem Held Chriſto, M 
er durch und viel gewinne, und fein Neid; groß werk 
Darum iſt ein Eprift auch alſo gerüſtet, daß q 
täglich zu Felde lieget, und mit den Feinden kämpfft 
und Gott auch Darum Deus Zebaoth heißt bei iM 
Propheten, das ift, Gott der Heerſchaaren. Denn. 
iſt ein rechter Kriegsfürfte, ſintemal fein Wort m 
müßig fein kann, es greift den Teufel und, die 
friſch an. Das fann der Teufel nicht leiden, w : 
N, 














ſich getroft, richtet Rotten und Ketzerei an, und 
Fürften und Herren dawider; da hebet ſich es ven 
gehet ed, pliß, plag, wer da liegt, der liegt. Wo abet 
das Gottes Wort nicht iſt, da hört der Krieg nicht ach 
und figet der Teufel wieder in feinem Reich mit Friede 
fiebenmal ärger, denn vorhin, wie der Herr. im Moiti 
12, 45. fagt. 
Abtgad, Immer Vater. oo. 
Der fünfte und fehlte Name zeiget faſt an im 
Lohn und das Gut, fo haben werden, die im 
Ehrifti find. Ich hätte ed gerne verdeutſchet, Ewige 
Vater, und wäre auch fein gewefen; aber es lautet nm 
im Brauch alfo, Daß Gott der Vater, und nicht Chri 
ſtus, Dadurch verftanden wird: und derfelbige Gott Vate 


win” 1: — 


hier Wäoe heite Z dah er für feine Perſon und‘ 
ſens halben erbig”ift;' und 'ewiglich lebet.EAber 
ig foll darum ewigen. Vater: heißen, daßner 
ur uns ewig iſt, wie ‘ich geſagt habes' dagı 
‚Nomen allzumal um unfertwillen ,- und feines” 
en, nicht feiner: Perſon halben, ihm zugefchries 
m. Darum follte Chrifius'alfo ewiger Mater 
ſeinem Reid / daß”er: fih immer und ewiglich 
vaͤterlich haͤlt und beweifet, und und Andei 
und nähret; Darum wüßte ich's nicht beſſer zu 
n, denn daß ch: ſagt, Immer Vater, als der 
ewiglich ſich gegen ung vätorlich halte. Wies, 
vonnoͤthen iſtz ſoll et Aich Immer und ewiglich 
vaͤterlich halton; fo Muß:er auch vor ſich: ſelbſut 
ben. Denn ein leibliher Vater, wiewohl er 
‚aterlicdh gegen feine Kinder halt, fo kann er's 
lange thun, er muß doch fterbent, Ind. fette‘ 
ter ſich laſſen, und "andern, befehlen ; darum 
ht immer Vater feyn noch: heißen: er mag 
Augenblid Vater heißen, denn er nichts mehr 
Augenblicks der Zeit feines Lebens gewiß ift.: 
diefer König ftirbt nimmermehr, und läßt 
Kinder nicht Hinter fh, fündern behält‘ ‘fie 
se fih, und müſſen anch ewiglic) mit ihm le⸗ 
B er nun Mater beißt, 'zeiget an, wie’ er -Die. 
ht alleine zeuget, Fender. nähret, kleidet, 
htiget, verforget und. bereitet ihnen ein Erbe. 
fie fündigen, ftraft er fie vaͤterlich, wirft fie 
weg; wie ein leiblidher Water fein Kind zeucht 
forget ,-liebet und halt, und nicht wegwirft, 
i, grindigt oder fonft ſchwach iſt. Alſo thut 
elmehr mit den Seinen; und das ewiglich: 
ngen im Glauben, und dort in Der Offen⸗ 
Ind Summa, dieſer Name will dad, Davon, 
8 fagt zu den Römern: 5,3. 4. 5: „Nr 
8 der Trübfah, weil wir miffen, daß Trüb⸗ 
bringet, Geduld ‚aber bringet Erfahrung, Er: 
ser bringet Hoffnung; Hoffnung aber läßt 
chanden werden.“ Denn,’ wie‘ die Chriſten 
rigen Nomen mwohlgehbet. Ind wit Leiten) 


u. 


- — 103- m. 


mit Troſt, mit Sieg und Streeit wien Au Ci 
gewinnen fie aus dem allen ‚eine gawiiſa Mefiums 
Gott, daß fie Kinder feyn, und nimmer: verlaffen fi 
werden. Solche Hoffnung tft nun DaB Merk mıd-är 
dieſes Namens, daß. fie durch fo viel Uebungen eig: f 
lich Herz gu Gott gewinnen, und Gott wind. ;fhwen 
inderlc jäbe und lieblich Daß - feine- —— 

eitel Ruhm und Troſt in Gott da bleihet. 
ſolches durch Ehriftum ausgerichtet wann 
beißt er billig Immer Vater. 7 many Are Fl ER 

Bon foldhem väterlichen: Regiment er iReih Ch 
finget auch der Pſalm 48, 15. und fpeipt.alfor: „Pd 
Gott ift unfer Gott immer und ewiglich er Führet : 
wie die Jugend, “ Bas iſt, wie:man, Die Jugend 
zeucht in_den Häufern, da die Eltern: ihre, Rinder. | 
aufziehen, da gebet es »äterlih und ‚mitserkik zu; 
das währet immer und ewiglich, daß..er- 5353 
Vater und ewiglich Mutter, und wir eroiglih St 
ewiglich Töchter, und nidt ‚mit uns umgehe, 
Moſis Bolf, weiches ala ein- fnehtifh Volk, per! 
kindlicher Liebe, fondern. in knechtiſcher Furcht, mit Died 
Schlägen, Strafen und Würgen gehalten: wird under 
Tprannen, dem Geſetz, als, unter dem Henter und € 
meiſter, die auch nichts thäten aus freiwilligem Geiſt 
gutem Herzen, ſondern alles aus Noth und Zwang, 
ihr Herr wohl moͤchte heißen, Immer Denker aber IJr 
Stodmeifters denn da: ik weder vaͤterlich ade fir 
Regtment oder Wefen, fondern eitel benferifch und. 
kiſch Regiment, da der Henker Vater tft ;. wie man fa 
Wer Vater und Mutter nic hören. wilh. der. ** 
Henker hoͤren. 
Und ſonderlich iſt dieſer Name tröftlih;in, der 

ten Noth, wenn wir fellen ſterhen + Daß · mir nicht 

agen, fondern willen,. wohin wir. fahrer: denn die 

ege iſt wohl beſtellt, und fahren aus dieſem Lebt 
bie ‚Hände des DBeaterdı je. dem Mater in den. Cd 
Denn wir dürfen nicht ſorgen, daß wir. dem. 9 
oder dem Teufel tn ſeinen Strick fallen ; Chriſtus i 
als eis ewiger Vater, und wartet auf uns, daß er 
empfahe. Wer will ſich nun. fürchten nor. feinem | 
















ned, ' Age pe Wir une auber 
fr, dit) ce Ken we — darum iſt der "Reim: 
Spenge der Ehriſten ich wahr, da man ſpricht: 


ga lebe, Hund deiß nt, wie fan 


cd) ſterbe, und weig 
— * — md” tbe 


aht, meh? wich 
Solches follen fagen’ 
“bei: — ſolges alles wahr iſt. 









ninriner a im Cie des —* 
"Sarjalom, Friedefür 
Ri vie’ Welt Friede giebt; fonft!:mären: Die: 
erſten ta da er Murderdar, Maty' und Kraft‘ 
beigt: ſe fon dr Gott im Gewiſſen, 'welder Friede 
Autifanit," nd’ ſy viel ſtrter TR (BHlel Das Ternch Fre 
Pe md mehr HM. Denn der Friede kommt daher, daß 
"eins ie Finder fühleit; und den ewigen Vatet fens 
zen; damit · wir her und gewiß find feiner’ Gunaben, 
md einen Zugang haben ala zu unſetm lieben 
Bater!” Uin wie fein folgen! DIE ſechs Namen noch ein⸗ 
ander: Zuerft, "wie und Ehrftils\tin’ Leiden retiere/ für- 
ans · jelbit" und gegen uns felbft/ Jeigen die drei’ erften 
Ramen; barnach wie er und regieke gegen andere it‘ 
Gtärke · zu reiten, geiget der · vierte Nantes; ade die 
qween legten. geigen, wie ‚er und gegen ſich jelbft regiere. 
Im erſten Stãd if eitel Mühe/ im andern eitel Arbeit; 
aber im dritten iſt eitel Ruhe/ Ftiebt und Fteude: denn 
wer: leibet, der hat Mühe; wer ficht, der hat Arbeit; 
übe, der hat Friede. Das iſt der vedte 
Sarfe und Fricdereih, der und nicht wit yilsen 











Gut” öber Frieden, ſondern mit dem’ geikligen und ee 
„gen Frieben, auch mitten im Unfriedenreid) mahet. Dim 


une a vn Bi 
u er nd 
* Und beift nicht fledt. üriebereid, ‚mie 
fondeen Friedefürſt, Garfalım, daf..der Brite in 
Gewalt ftebet, als eines Kürften und Herrn, der 
Friedens in feinem Reich fo mächtig iſt, dei 
bigen ‚giebt allen den Seinen, alfo, baf 
brechen noch nehmen fannz fondern Hält das 
fte, ſicherſte Geleit, wider. Teufel, Tod, Gin 
hölifhe Pforten, daß uns. hie. Bünde, vor, 
ſchrecken, fein Gericht und Zorn ‚und nicht treffen, 
Teufel und Tod nicht. greifen Tann: .da8 deih 
tee Friebehere, oder. Griedefürft. &Melthde Fürften 
ten auch Geleit und Friede; aber es fehlet hen o 
denn fie Fönnen nicht an allen Enden. ſchn, nd, 
Stunden oder Augenblich wehren, Darum 
vielleicht. Friedereich heißen z aber Friedefin 
„nicht ſeyn, auch in dem ‚äußerlichen Regi Br, 8 
Leuten, ich will ſchweigen im geiſtlichen Regiment vor 
Ostt;.-benn- fle ſind ;ded. Friedens nicht -fg, Heer un 
maͤchtig ⸗ er wird guweilen: gebrochen, +und,, —— 
wenn gieich das Regiment am allerftrenaften. ik Aber, 
unfer Dest iſt an allen Enden; und machst, alle“ Augen 
bligt, ‚yub kann ben Frieden. mähtiglic) erhalten, ‚wie, 3 
121, Pfaln ». 4. fpriht; „Siebe er ſchlaſt or au 
merk ‚nit, „der Iſrael behuͤtet.“ Und, Summa, .ı 
Königreich ‚a eitel Friede denn Gott Ben al 
Gutes und Sein. Leid je Be ſie | unter, einander u) 
feiner ‚dem andern Leid, ſpdern alles Gutes So Lu 
non; die Feinde. nicht saaben, „thun; „Denn, ‚die, Ehriften 
leiden’ gerne: fo gar’ rund um,. und ducd), und, burd) 
Bi Sritus, der Briebefürft,, diefen Frieden mache 
Da haben wir hie ſeche Namen unſers Koͤniges 
die fein Königreich abmalen, wie es ein wunderlic Kb 
nigreich fep, und gar nichts. weltlih und. Achtbar.,. füns 
dern geiftlih und unſichtbar ſeyn muß. Aus dem dann 
weiter folget, daß diefe Ramen zufammen thun und .bes 
weiſen, daß diefer König muß rechter Gott und Menſch 
ſeyn, dazu auch von Todten auferftchen; mie denn auch 


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— . 408. — ai 


: Schrift, die von Chriſti Reid; reden, mit ein⸗ 
‚daß er Gott und Menfch fep, Serben, und, 
ben folle. Denn weil er ift ein Kind geboren, 
ein recht natürlicher Menſch ſeyn in dieſem leib⸗ 
Zeben, wie alle andere Menfchen, zeitlih und 
h wandeln, effen, trinfen, reden, thun, leiden, 
x. : Denn ed muß wahr ſeyn, das er ſpricht: 
{nd iſt und geboren.“ Was aber geboren wird, 
ſterblich, und muß fterben. _ Wiederum, weil ex, 
wunderlih regieren und ganz eim geiftlih „ un⸗ 
Königreich haben, daß er's auf der Schulter, 
und in Sterben, Nöthen und allen, Stufen, 
Vernunft und dem leifh wider ſind, halten, 
jren, fo kann er nicht im zeitlichen, leiblichen 


o ſolches nicht, alled überwunden ift. Weil denn 
itel’ göttliche Werke und Thaten find, Die -dies 
ige in diefen Sprüden und Namen zugeeignet 
fo zwinget- der Glaube, der folhe Weiſſagung 
ür wahrhaftig halt, daß ‚diefer "König fen mwahr- 
nd der rechte ‚natürliche Gott: und muß doch 
iger Menſch feyn, weil der Spruch da ftehet, 
ht: Ein Kind ift und geboren: das iſt nun Sea 
iſtus, unfer Herr, Gottes Sohn von. Ratur, 


a m Son: adj’ be vn ö 
die eh iiber; denn’ bie Schrift 
res Wolget weiter du ber * 

hah ſemne Her: Ego werde and d 
—— „ai Bet Sail Daolb un feh 


deuten Zee IR" Bie N 
Verf, Pre gehen 
N fatim ſoll er denn‘; alſo heit 
' Ba Haben? Anttöörtekter ind: fpriht! D 
Berefeft‘ groß: werde: Spricht: fi 
"er hoch TB, fire Sich ſelbſt in. 
eh — Feined Ramtend zu, day 
der "hard ohne Namen ;' ohne Predigen‘, 
Aber Uns hit er nicht ohne folde 


































iſt, daß es ftehet i inme im Zune! men, 
fihtemal‘ daB‘ Esäitgeliumt‘ "me 
fondern läuft ir, . Eiitenm Lauf, Yun! 
Welt, bi te Tag“to 

{ vᷣber ———— au 
“ inimer in Zunehmen ‘ftehe F_ffe ; 
" gutege Ab, und werben A daß —2 Be) 
three eh” Namen Ka 

chi Spber Groß erde, 


Weh ie Merlinft; denn ed‘ legen "fe 
Alte“ Königeiche, und. die ‚garge "Melt 

am finger, daß ſichs Anfegei tagt 
ei ser N und vermindert Reich ſeyn / we 
fertige Geneft nidits anders ift, denn fterbei 
don, jedetmantir, daß bie Vernunft muh fageı 
ſtehe im Abne hmen und Untergehen; es fint 
äufegt wohl. Jeruſalem war eine mächtige 
keate ſich ſammt dem ganzen Judenthum wid 






— Mr — 


Une str, greenn Sruſt und Gewalte· da wareteder Byaiz 
ten wenig, und der Juden viel, daß wohl ihr Meich ein 
axtend Neich hätte mine: heißcn; aber wie 'gleng’s ? 
fer dreißig · Jahr Ing fein ‚Stein auf dem andern zur 
eruſalen und: war Das Judentum richte, Die Yuden: 
uden zerſtreut in alle Welt: da blieben? die Chriſtem 
Malfeine,- ſondern mehreten ſich unter. allen Heiden. 
Moe das. größte Reich, und legte ſich: auch⸗wider! 
3 arme ‚Heine Reich Chriſti; «ber. es ipährete nicht 
2 darnech, da lag Rom mit ihrem Reich im bee: Aſcheck 
R die Ehriften wurden aurögebreitet- in:alle Welt. : Das! 
Wit, fein Reich fol wunderlich gemehret werden, Bırkıyı 
ie wunderlichen Werke. der ſechs Namen: ::daram.nmuß. 
4. alles. im Glauben : verfienden ::und erharret! weiden; 
leihwie es alles im Geiſt geredet uud: geweilläget :ift..: 
nn TER Boogie 
Alſo ſoll much. „des Ftiedens. fein. Ender.werden,‘ 
sl: das Reich ſtehet; es ſtehet uber:ewigtich, siegen 
gt iſt. Solchen Friede hat quch nie Fein Rönigtreich 
habt. So iſt's auch nihk:.:ein.itecblicer: Friede, ſon⸗ 
rn ein geiſtlicher, wie wir gehöret haben; und ob gleich. 
8 Zunehmen oder. Mehren.. des. Reichs aufhören . wird 
H.jingften Tage, wenn der Ausermählten "Zahl. erfills 
et; ſo fol doch der Friede nicht aufhören, fonberit 
iglich währen ohn Ende, dus ift, es ſoll Titel.ewige 
ende und Wonne in dieſem Reich ſeyn, welche bier 
fähet im Glauben, und währet bis dorthin. Denn 
8 diefenr Wort ſchleußt ſichis mit Gewalt ,. daßı der 
igſte Tag und Auferſtehunguder Todten kommen; muß. 
ie ſehen ja, daß alle heiligen Propheten geftirben ſind, 
faia ſelbſt auch, dazu die Ehriften fterben alleſammt; 
d iſt doch von ihnen allen gefagt, Daß dieß Kind fey 
ven geboren, der Sohn fey ihnen gegeben, er’ folk ihr 
nig. ſeyn, und fie follen- in- feinem: Reich ſeyn, und 
iede haben ohn Ende ewiglich. Nun iſt er .nicht der 
dten Künig, ‚fondern der .Lebendigen; ſo mögen Die 
ten auch nicht brachen des ewigen: Friedens; fo fol⸗⸗ 
t e8, daß fle allzumal müſſen leben,: das tft, von. dem - 
de anferftehen, und ‚heben ihm ſchon bereit, wie Chris 
4 im Matthäo 22, 32. ſagt: „Gott iſt wicht ze 


— 


, — dB — 
—— baden’ der beben 8* 
m an ſo Digen mer 


Meih fügen, Ge wenn man fe. a 

fo fließen ſie, daß nicht allein Chriſtus 
muß, ‚und dazu Menſch und Gott feyn:; "fonbeme 
andı alle Menſchen auferftehen muͤſſen: denn weilerben 
lich "fol König ſern er bes Todes und ber; SR 








und * wieder De auf 3 er rip 
Ewigfeit: denn ein Todter faun: nicht König ſeyn. er 
len aber die Heiligen .in feinem Reich ohne Ende Feiedra 
hahen, fo mirffen: fie auch von Todten auferſtehen weihf 
Chriſtus der Todten König nicht feyn fann, und fie dog! 
le, ſterben. Die Verdammten müffen darum au auf] 
erſtehen, „auf daß .fte ihren Lohn empfahen, unde der! 
als ſeine ‘Feinde unter feine Füße gethan werden; anfıd 
ne er alſo ſey Richter und. dert uͤber —8 et 

‚Eben piches beftätiget au der Text, ber da ride 
Es- fole diefer Friede ohne Ende ſeyn auf Dem, Ehren. | 
Davids, und auf feinem Königreiche. Nun weiß: et 
ja ‚wohl;,; daß Davids: Stuhl. und Königreidh.: iſt iht 
unter den Engeln, ſondern auf Erden über bie Wiens; 
ſchen geweſen, nämlich über das Volk Iſrael, und ums: 
liegende Heiden; ſo müͤſſen dieſes Königes: Leute: af 
zu deſſelbigen Davids Scuhl „gehören. Aber. Dauib-. 
nicht ewiglich König. zeweſen, noch ewiges Koönigreich 
haben. mögen; darum zwinget dieſer Tert, daß eben. 
Daffelbige Königreich, welches David bat leiblich und zeit⸗ 
lich gehabt, folle unter diefem Könige geiſtlich und ewig! 
währen und bleiben. Run find fie ja e 
fterben. noch, die gu ‚Davids. Königreich gehören; fa 
müffen fie gewißlich wieder von: den Todten auferftehen, 
auf daß ſie biefem Könige ewiglich leben, und feinen 
ewigen. Frieden befißen ‚unter ihm. 

Siche, fo heimlich und fo: gewaltiglich beweiſet die, 
Schrift, daß alle Menfchen, mäffen. von den Todten auf⸗ 


P> 


safiehen, und Chriſtus zuvor, als der. König für und 
‘äber alle, daß wybl Gb Paulus oricht 2. Timoth. 2, 
8. nee fol geböufen, Daß —5* — fer geſtorben und 
auferſtanden nach der Schriftz“. als ſollte er ſagen: Es 
+ & ſo unglaubig und wunderlich Ding, daß, wo may 
‚Ru nicht an die Schrift halt, fo Tann es die Vernunft 
nicht Dulden, und würde auch fein’ Menſch nicht glauben, 
Aber hier möchte num jemand fügen: Wo bleiben 
‚ bean wir Heiden, die nicht zu Davids Königreich. ges 
. böret haben? Sollen wir auch nicht. in Ghrifti, Reich 
- Iotamen, und allein die Juden felig werden? Antwort; 
ZJeſaias hält mit feiner Weiffagung die Gewohnheit aller 
' andern Schrift, und verheißt den Juden alleine Chris 
. und fein Reich. Denn Chriſtus ift alleine den 
; Juden, ald Abrahams Samen, verheißen; aber er ift 
; nicht alleine den Juden worden, wie St. Paulus fpricht 
zum Römern 15, 8: „Sch fage, daß ‚Ehriftus fey 
‚ der Befchneidung Diener gewefen, um die Verheißun 
und Gottes Wahrheit zu beftätigen; aber daß die, Hei 
a den Gott preifen um die Barmherzigkeit.“ Der Ver⸗ 
heißung nun nach iſt Ehriftus alleine der Juden, aber 
des Genießens nad) ift er der ganzen Welt. Es mußte 
ja ein fonderlih Volk feyn unter allen Völfern, dem er 
verheißen wide, weil er nicht fonnte von allen Völkern 
und Samen geboren werden; aber er mußte nicht allein 
demfelbigen Volk zu theil werden, fondern aller Welt. 
Darum find nun andere Sprüche, die da anzeigen, wie 
Chriftus auch den Heiden zu theil werden folle; wiewohl 
er ihnen nicht verheißen tft, davon hier Jeſaias nicht res 
det fondern droben gefagt hat, da er fpriht: „Du mas 
beit der Freuden wenig, weil du des Volks fo viel 
macheft.* . Aber bier handelt er von dem verheißenen 
Könige, ja er verheißt den König dem Volk Iſrael, ale 
dem Stuhl und. Königreiche Davids. un 
aDaß er's zurichte und ftärfe mit Gericht und Gerech⸗ 
figfeit, von nun an bis in Ewigkeit.“ 
Diefer König foll nicht fterben, und, Erben hinter 
ſich laſſen, wie David; fondern fell felbft immer und 
ewiglih ein einiger König bleiben, und aud) das König: 
reich ewiglich halten. Darinnen abermal bezeuget wird de 


— — - - 


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— NND = 


Wirferftehiriig der Todten muß ein ewigen Leben. (@ 
aber ſolches thun, nicht tft Waffen und Roß/ wi 
liche Könige thun, ſondern mit Gericht und Ge 
keit, und fell von hun’aubeben, wenn er einſit 
fol ewiglih währen. Was Gericht und Gere 
beiße, iſt fonft oft geſaget als im Pfalter und 
Dertern mehr. “ 
:Und iſt kurz die Summa: Chriſtus fol fei 
auf's erſte ordnen, zurichten, und fertigen, daß e 
und gehe in gukem Recht, daß die Leute darinnen 
und alles Unrecht meiden ımd los ſeyn; das be 
Gericht, welches verdammt und ſtrafet alles 1 
Zum andern, daß er es halte, ftärfe, erquide, 
matt ift, daß die Leite, die drinne, fromm und 
heilig und unfträflich ſeyn, das ift die Gered 
Dieß alle muß er’ freilich thun mit feinem heiligen 
der neue Menſchen macht. Denn weil alle W 
Sünder und eitel falſche Rügner find, taugen fleg 
in fein Reich, in welchem citel Gerechte, From: 
Heiligen feyn ſollen. Und das meinet er aud 
ſpricht, er, der König, folle fhaffen, daß ſei 
eitel Recht und Frömmigkeit habe, und die Leute 
und heilig ſeyn, auf Daß nicht fie felbft, du 
Werke, fromm und gereht in feinem Reich werd 
dern cr felbft durch fein Werk und Geift fie 
und flärfe. Das geſchieht, wenn fle an ihn 'c 
und laffen ihn wirfen mit feinem Wort und: Ge 
„Solches wird thun Der Eifer des Herren Zeba 

Warum nicht alfo: folches wird thun Die 
und Barmherzigkeit Gottes? Iſt es doch eitel 
and nicht Eifer? Antwort: Es iſt darum alſ 
det, daß Gott ſiehet die falſchen Lehrer und 
Propheten, die ſich unterwinden, das Volk mit ( 
und Werken fromm zu machen; dadurch denn der 
und Gottes Verheißung, mit dem ganzen Chrif 
nichte werden. Das verdreußt denn Gott alfo, 
gleich aus einem Eifer fein Wort und Chriſti Re 
Foinmen laſſen, damit der Glaube und feine Ver 
anvalten, und dad Volk nicht fehändlich verführet 


1 


An ber Chriſtnachtwmeſſe. 
Evangelinm Que. 2, 1 — 14. 
Diefe Biltsiie babet Ihr vor oft geböret / und nige 
fe heute und alle Jahr hören: welches den faulen, (hläf- 
jen Ehriften, die da fatt md voll find, ein Efef if, 
fie, Immerdar Ein Ding’ hören follen; aber denen, ia 
welhen der rechte —— Glaube iſt, iſt ed allezelt 
iene; denn der heilige Geift kann von einer Sache oft 
und aljo, daß es die Seinen allezeit neu dünfe, 
kun €8 wäre wohl viel von diefer Hiftorie zu predigen, 
denn 8 if ein reicher Test, wenn mir Zeit, hätten, 
"und könuten es auch treffen; doc wollen wir fo viel 
babei fageri,. was Gott wird geben. un 
Idyr babt jegt hören lefen, wie daß der Engel dieſe 
game „Diftorie felber auöleget, und deutet ſie dahin, daß 
3 um unfertwillen geprediget ift, und daß ift dic Frucht 
der garigen Hiftorie, dag wir wiſſen, was wir für Ruß 
; Moon haben. Denn alfo fagt der Engel felbft zu deu 
‚Nsten: „Fuͤrchtet euch nicht, fehet, ich verfimbdige euch 
große Freude, bie allem Volk wicderfahren wird, denn 
‚uch iſt heute der Heiland geboren, welcher it Chriſtus 
der Herr, In der Stadt David.“ Da höret ihr, daß 
vir und ſeiner Geburt follen annehmen, dieweil er fpricht : 
Euch iſt der Heiland geboren. Denn der Herr Chriftus, 
iſt nicht endlich fommen um feinetwillen, fondern ‚und zu 
kelfen. Darum müffen wir fleißig darauf ſehen, daß, 
ie dem, Engel glauben, fo haben wir es gar. IH 
& es wor auch gefagt Daß dad Evangelium nichts anders. 
fredige, dein’ den Glauben; das prediget hier auch der. 
Engel, und müffen alle Prediger aljo predigen, oder find. 
nicht. redhte Prediger ; der Engel hie iſt ein, Nnfang und, 
Vordild geigfen aller Prediger. Nun ift alhier zu. far, 
en von ziveieglei Geburt, von unfrer und von Chriſti 
rt. (Ehe wir aber davon reden, müſſen wir zus. 
vor Die Hiftorie handeln, daß ihr fie zu Herzen nehmt, 
und. Die Freude falet, die der. Engel hier verfünbiget, 
Vom eriten jagt der, Evangelift alfo : .. 2. 
„EB Ba 3 gu der Zeit, daß ein Gebet wen 
dem Saijer,Sugujto außgieng, daß ale Welt mE 














— did — — 


wuͤrde. Und dieſe Schatzang war die allererſte 
geſchahe zur Zeit, da Cyrenins Landpfleger int 
.war, und gieng jedermann, daß er ſich ſchaͤtzen 
"ha jeglicher in feine Gtabt.“ 
36 wiffet, wohl, daß die Juden hatten eine 
€ som Patriarchen Jacob, daß von dem ‘Ge 
Sud niät ‚füllte gebrechen ein Fuͤrſt, Meiſter ode 
rer im jüdischen Volk, bis fo lange, daß da für 
Meſſias, "der ihnen verfproden war. Denn alfo 
Die Wotte' Mär, die Jacob zu Juda fagte im 1.8. 
49, 10: „Es wird das Scepter von Juda nid 
wendet werben, noch ein Meiſter von feinen Füße 
daß ber Held komme.“ Nun ftund es alfo zu der 
daß die Römer das jüdifche Land hatten eingennı 
und hinein gefeget eitien Lardpfleger, den der Eı 
Kit bier nennet Cyrenius. Die Juden hatten vo 
lange Zeit Priefter zu Königen gehabt, da bie 1 
bier das Meich eingenommen hatten, alfo, Daß da 
giment von Judä Stamm lange zuvor unterged: 
und fein Fürft oder Lehrer dem Volk vorftund au 
Geſchlecht oder Geblut Juda. Daß nun Chriftus 
Meſſias ſollte kommen, war dieß ein groß Zeichen 
hatte nun lange Zeit geſtanden, fo, daß die Pi 
zeihung in vollem Schwange gieng, Meffiad mußte 
men; dad wußten die Juden wohl. - 
Darum fpricht er bier, daß zu der Zeit, ba 
ſtus geboren ift, habe der Kaifer Auguſtus einen 
pfleger ins jüdiſche Land gefeßet, unter Dem die | 
fih ſollten laſſen fhägen. Als follte er fagen: ( 
eben geboren, da er follte geboren werden, ed m 
alle Schatung ‚geben, fo unter dem römifchen Kaife 
ren, zu bezeugen, : daß fie ihm unterthan wären. 
wußten Die Juden, verftunden aber die Propheze 
nicht. Iacab hatte alfo gefagt: „Es wird der &ı 
son Juda nicht entwendet werden, noch ein Meiſte 
ſeinen Füßen, bis dag der Held komme,“ das if 
fol. nicht aufhören ein Fürft und Lehrer zu feyn ti 
da, bis daß Ehriftud fomme. Mit biefen Worte 
Yerob gnug angezeiget, daß es follte aufhören, 
Eprifus fommen würde. Dos fe eb abet \n werkui 


4‘ 


— 115 — 
ein ſolcher Held kommen, der mit dem Schwert 
iſt ein falſcher Verſtand, und der Text giebt 
icht; denn er ſagt alſo: Wenn Chriſtus Fon: 
ſo ſoll daſſelbige zeitliche Regiment des jüdi- 


ges aufhören. Alſo zeiget bier Luras eben Die 
da es geſchehen mußte. Weiter folget im 


‚te ſich auch auf. ojeph von. Galtläg, aus. der 
ſtazareth in das. juͤdiſche Land, zur Stadt Das 
: da heißt Bethlehem, Darum, daß er von dem 
und Gefchlehte David war, auf daß er fidh 
liege mit Maria, feinem vertrauten Weibe, 
19 fhwanger.* 
m, Baiferfichen Gebot war Joſeph und Marie 
fom., erzeigeten ſich, wie. andere fromme, ges 
eute,. gogen bin. gen Bethlchem, die, die Haupt- 
im Geſchlecht Juda, und liefen fid) ſchätzen. 
eweil fie ſchwanger wear, und der Geburt nahe, 
‚für ſolche Reife ‚wohl können entſchuldigen; 
jut es nicht, wollen nicht Aergerniß geben ben 
Auch mußte. ed alſo ‚gefchehen, Daß fie gen 
fämen, um der. Propbegeihung willen des 
Michi, die da ſaget: „Chriſtus ſoll zu Beth⸗ 
Juda geboren werden; Wiha 5, 1. Sehet,‘ 
te, Diefe Schabung dienen, welches der Kaifer 
noch. fein Landpfleger nicht wußten. Alfo 
beutiged Tages ‚Bott. mit ‚feinen Werfen, dazu 
n,und böſe Ceyte ‚auch dienen müſſen auf 
und. arme.elende Leute, die wir ſo tief im 
d. Blut verſenket find, unſers Glaubens ge⸗ 
3 darauf ſonderlich dieſer Evangeliſt Lucas 
dem, daß er alſo die. deit und Stätte immer 
‚ötorien anzeiget, ‚daß. wir ‚bed. Chriftt nicht 
2 Wie nun diefe Geht jſt zugangen, ſagt 
ft. ferner und ſpricht? 
vegab ſich, indem. fe. bafelbit waren,.. dam bie 
aß fie. gebären follte 4. uud fie gebar.: ihrem 
Sohn z.und wigelte ihn in. Windeln, und legte. 
eine Krippen; Denn. fis.. ‚hatten onk feiuen 
„Dee Herberge.“ FE nn 
rt 15. BD, 8 > 


Da follen wir und nicht bekümmern, noch 
daran ärgern, daß wir ſehen, wie arm-und elend 
Herr kommt. Er giebt der Welt einen großen- € 
mit diefem Eingang, und madıt jle ganz und! gar 
Narrin. Sehet, war das nicht ein groß Ding, 
die Jungfrau, die man fir eine junge Braut biekte, 
nur dieß Jahr war zum Manne fommen, nicht folit 
Nazareth in ihrem Haufe gebären, mußte erft ohne 
Gepränge (denn fie waren arm, . Jofeph und Mai 
einen Zug thun mit ſchwangerm Leibe, faſt drei-T 
reifen. Und da fie nun bin iſt kommen, Hat ſie 
fo viel Raum gehabt, daß fie. hatte fünnen in der | 
berge in einer Stuben oder Kammer gebärem Ci 
in der Herberge voll gewefen, noch hat man jedẽrn 
im Haufe Fönnen legen, ohne dieß Paar Bells 
müffen in Stall weifen. Da war niemand, ‚dert 
fhwangern Weibe feine Stube oder Kammer hätte ı 
geräumet; fie mußte in den Stall, und allda-deu Sch 
aller Ereaturen gebären,- dem. hier niemand wollte 
hen. Da giebt. Gott wohl zu verftehen, was man 
der Welt fol halten, giebt. ihr allda einen ſolchen € 
daß man willen fol, wer fie fey ‚ und was. wir 7 
ihr follen verfehen, nämlich, daß fie blind tft um 
verftändig, fiehet nicht die Werke Gottes; und ob 
gleich ſiehet, kann fie ſich doch! nicht drein ſchickün 

Hieraus ſollen wie lernen, daB: es und al 
bewegen foll, ob wir gleih Arm,-elend, und v 
Melt verlaffen find. Denn bier haben wir einen 
Troſt: Dat Ehriftus, der -Schöpfer aller Ding 
feine liebſte Mutter, in folden Elend. müſſen 
warum follte e8 uns nicht auch. wiederfahren; ode 
wollten wir armen, elenden Creaturen ſolches r 
gerne leiden, wenn er und Unglück und. Elend 
Aber das tft eine Plage, dag wir folh Ere 
den Augen fehen, und ned) viel weiter aus: de 
Wir Pönnten wohl leiden, wo’ wir glaubten, 
einen ftarfen Troft, dieweil wir feben, daß 
Chriftus ſolche Noth, Armuth und @lend ge 
Darum iſt das das erſte, daß ihr fehet, "w 
in bie Welt iſt kommen, fo wilt großer Ic 


„ı 


A _ 
— 15 — 


Jen großen Stadt, Ba auch nicht einer wäre gewefen, 
ihm bier bätte einige Freundſchaft oder Wohlthat 
get. Alſo gieng es zu auf Erden mit diefer &er 
t, über welcher ſich doch das ganze hintmlifche Herr 
ıete, wie bernadh folgt: = 0.00 m 
ıd es waren Hirten in derfelbigen Gegend Auf dem 
Felde bei den Hürden, die hüteteh des Nachts ihrer 
heerde. Und fiehe, der Engel: des Herrn trat. zu 
men, und bie Klarheit Bes Herrn leuchtete um fie, 
md fie furchten fih. ehr. |<: | Ä 
Da döret ihr, was Gotkim Himmel anrichtet uber 
er Geburt, welhe die Welt verachtet, ja nicht. ken⸗ 
noch fiehet. Diefe Freude ſo im Himmel iſt,“ die 
ſo groß, daß ſie im Himmel nicht bleiben Farin, ng 
ſbrechen und der Welt verkündiget und: mitgetheilet 
tden! beim dba verfündigen die Engel den Hirten große 
eude, ' Welches aber eins ch: genßer Troſt iſt, den 
& die Welt! verachtet und Verwieft; aber die Engel 
Ren #8 in großen Ehren: ja,- wenn es ihnen wäre 
Imbt geweſen, ſie würden ſolcheß Werk viel herrlicher 
x loſtlichet gehalten haben. Es ſullte aber nicht ſeyn: 
Kan Gott mußte ein: Exempel geben mit dieſem ſeinem 
ohne, daß mar doch das Mriligenider Welt verachtere, 
nd dermaleins inne würde, aß: die Welt'fey - 
Die menfhlihe Vetnunft! iifo Elug, Virft' die: Mar 
FR inmer eiiper; ſtehet nur, wals' hoch iſt, will ulcht 
"en, was haritieber leget. Dawider iſt nun ein Kraft, 
bi Engel und das ganze himmliſche Heer fi deß 
Nınehmen, den die Welt veraltet; daß wir lernen, 
ei ml die Welt ſchon weraditel, dag tbtr."bemtiäd 
Seit, EA) Stnfer aniitehtnen md anf uuns ſehen. "Das 
Mb up‘ dit; ſchlagen die Wirgen nicht vahin ; Tone 
F— ar 1 . ERS. AGE ; v 
\ — uf! groß; koftlich ⸗cqhoch Ding‘, wie bie. Welt, 


ICH mod) seien Miäht, wenn und, fo eit--Unalif“ zur 
7 daß ’tE Gottes‘ Wille Tey. Glaube es : filcwahr, 
1 nie Woktes ZB, Vbatte er dieſen feinen 
ne OMteif Sorn nt: in Die * er laſſen legen/ hatte 
Mech Tori, Elend mb veracht Iafeh deboten Torcuen. 


⸗ 


— 116 — — 


Acht hatte Bott. fein Vater und daB, ganze, him 
Heer: auf ihn. Deß--wir und aucdh.trößen follen. 
gereig glauben, je mehr wir vor der Welt verad) 
je Höher. wir vor ‚Gptt: werben angefehen. 

Es find ihrer viel, die allhier alſo gebenfe: 
Folche Andacht. haben: Ei wenn ich da wäre ge 
wie wollte ich fo fleißig dem Kinde gedienet haben 
‚wollte. ihm die Windeln gewaſchen haben..: D_ ms 
ſo felig ‚ala; die ‚Hirten. gewefen, daß. ich den, 

hatte mögen fehen in der Krippen allda, ljegem Ja 
wollteft du es thun, fo.'du weißt „Daß, Chains 7 
grrße iſt; du hätteff. es gleich fa wenig, gehkapg.gut 
‚gen JZeit, ald die Bürger zu Bethlehem; kindiſch— 
irren, Gedanken find es, Warum thuſt du⸗es 
ht - Da. haft du Chriſtum in.-deingm., Bäche 
eo du dienen und Gutes thun; — 
achten thuſt, der. de Roth Heitet,,. 
Nechet „daß Bf Bm Herrxu Ehrif —* 
wie op am jüngſten Tage ſeredi wird Day | 
wöhlteg:: Was „ihr gethan habt einem. muter: 
weipen geringſten Brüdern, dag habt, ihe wir: ‚get 
Math. 259 Dasuım,sa Wi: eh: —— 
le, ſoiche kindifche Andacht zu „haben... 
laßt ung, ‚pie: Augen einmal aufthun, „Daf,. Koi p 
—253 FErempel Imfpuft hören; „ed igh. ſonft 
tree bee: ung; fommen,.. Was waren .gber.die | 
Die der; Eugel gu .den Hirten aebranhe: der 
sgdift. faget- alſo: . 
‚sAlrl der: Engel. ſprach zu ihnen: Fürchtet ud 
Wenſebet/ jch verfünpige. euch große Areube, ; bie 
2, Bolf.- ‚seirderfahgenmitd, denn —— A, — 
lan geboren, meekher: iſt Ch 
.Stadt Dovi And das habt. u. ichen * 
. Binden. def ind in Wieden a und Y 
hehe. iegen,“ in nas: 
a2 Asa dieſen Worten" dei Eugelh, Man, d 
diagt Geburt, des. Herrij Chriſtj vecht pillek zu; 
Aves „nen laſfſt Pl ug feya. Andsithr ei 
„backe, „ir: greßer! Shah, ‚wenn, er under der; 
Be ſouſt irgene varbergen. N Er vitmnu 


> 


— 17 — 


un er aber eröffnet nud gangbaftig worden ift, fo, 
j man Damit handelt, da ift er nütz und köſtlich. 
mum denke darnach, Daß du diefer Geburt gebrauchen 
weft;  fonft wird fle dir gar fein Nutz noch Troft 
k Denn, daß du die ſchlechte Hiftorie weißeſt, wie 
jngangen ift in der Geburt, und dag er elend und 
u geboren ift worden, bilft dir gleich fo viel,. als 
un du fonft eine Hiftorie vom König in Frankreich, 
* fonft irgend von einem großen Könige höreft, davon 
weder Nut noch Troft empfaheft. 

Wie müffen wir aber diefer Geburt recht und nuͤtz⸗ 
„gebraugen Die ich gefagt habe, dag wir es dafür 

‚ daß er und geboren if, daß feine Geburt mein 
5 * ihr auch in der Prophezeihung Zefais habt ges 
et, und daß alfo feine und meine Geburt zufammen 
wacht werben. Unfere Geburt it eine ſolche Seht, 
nichts anders iſt denn Sünde, wie David faget 
im 51, 7: „Sieh, ih bin in Untugend gemacht, 
d meine Mutter bat mih im Sünden empfängen.“' 
B —8 er ſagen: Da iſt nichts denn Sünde, beibe, 

dem Empfängniß und in der Geburt, was ich von 
ütterleibe mitbringe, das iſt alles verdammt Ding, 
böret dem Tode, dem Teufel und der Hölle zu. Dies ' 
U nun umfere Geburt, Haut und Haar böfe an und 
⸗vas kann Gutes daraus werden? Das iſt unſer 
tel, den wir haben von Adam her, deß mögen wir 
8 rühmen, fo port lauter nichts, nämlich, daß ein jeglich 
nd fo geboren wird, in völliger Gewalt iſt der 
inde, des Todes, des Teufels, der Hölle, und der. 
igen Verdammniß; es iſt eine elende, jämmerliche 
burt, ohne was ſonſten hernach folget für Jammet 
)Noth auf der Welt. 

Dieſer Geburt zu helfen, hat Gott geſchicket ein 
were Geburt, die da rein und unbefleckt feyn mußte/ 
te ſie die unreine, fündlihe Geburt rein- machen. 
8 iſt nun diefe Geburt des Herrn Chriſti, feines‘ 
zeßornen Sohnes!’ "und darum hat er ihn auch nt 
Ben aus einem fündlichen Fleiſch und Blut laſſen ges 
en werden; ſondern er follte von einer’ Jungfrauen 
ine geboren werden. Er bat nicht allda gelohen do 


/ 


dem Fleiſch etwas Unreines oder Sünde; jondern alle 
hinweg gethan, hat ed wolf gemacht des heiligen Geifted, 
und nichts da gelaffen, denn alleine, wad Sammer um 
Noth vom. Fleiih und Blut berfommt, Hunger, Dur, 
Unglüd und den Ted, ausgenommen die Sünde, wie auf 
die Epiftel zun Hebraͤern 4, 15. faget, „daß er verfudt 
ſey allenthalben, nah der Gleihniß ohne Sünde.“ 

Dos ift das große Ding, das uns unfer He 
Gott getban bat; davon wird niemand -Frucht bringen 
daß es ihm helfe, denn ‚wer es glaubet. Niemand abe 
wird es leichilih glauben, denn wer da gefühlet hat 
was jeine Geburt fer. Wer jein Elend nicht fühlet 
dem fhmedet diefe Geburt Chrifti niht; wer es abe 
fühlet, da muß es alſo geben, daß wir auch Cwie be 
Prophet Dayıd,) jchreien und ſegen: „Siehe, ich bin tı 
Untugend gemacht, und meine Mutter bat mid i 
Sünden empfangen ;*. denn wir fühlen Die Sünde um 
unfere böfe Geburt. Wenn der Tod kommt, daß mai 
dag Herzeleid fühlet,. da möchte man’d wohl ſchmecken 
und darnach Dürsten, umd froh. werden, daß mir dieſ 
felige, unbefleckte Gebu t haben möchten: jetzt aber, mei 
wir die Sünde nicht fühlen, Dazu auch die Bitterfeit de 
Todes nicht ſchmeden, lafien wir's Salt ind Heyz gehen 
Ja, wir bören’d wohl; .es fommt aber. fürwahr nid) 
mit einem Ernſt ind Herz hinein: denn wenn er glaubte, 
dag ihm dieje Geburt zu gut gefchehen wäre, wurde a 
fh weder vor ter Sünde. noch. vor dem Tode fürchten 
Darum habe ich gefaget, daß ein Chriſſenmenſch alſe 
glanben fol, und keinen Zweifel hakın,. Chrifti Gebprt 
fey ſowohl jein,. als fie des Herrn Chrifti felber tft; 
und wie er von einer Jungfcauen rein Blut und Fleiſch 
hat, alſo fey er auch rein; und biefe Jungfrau fey feint 
Mutter geiftlih, wie fie des Herrn Chrifti Mutter 
leiblich iſt geweſen; dep, muß ſich das Herz. fröhlich er: 
wägen, und gewiß feyn, font würde eg nicht wohl um 
uns ſtehen. un 

Das will der Engel mit biefgn Worten, ‚ba et 
ſprach: „Er iſt euch geboren ;“ das tft fo viel gefaget: 
Alles, was er ift und hat, das ift euer, und er Ü 
eier Heiland: nicht glleine, daß ihr ihn anjehet; fonder 


. — 1109 — 
'ann euch ven Sünd, Tod, Teufel, und von allem 
läd erretten: ja, fo groß als er iſt, ift er euch 
wen, und tft euer, mit allem, Das er bat. Wenn 
nun mein tft, und feine Geburt in meine verwandelt 
‚ fo ift mein Fleifh und Blut auch feiner Mutter; 
mit allem, was er bat, ift er mein, Daß ich darf 
Mutter fagen; Siehe, das Kind, das du haft geboren, 
mein, fein Fleiſch und Blut ift mein Fleiſch und 
tt; darum fo bift Du auch meine Matter, mußt. mich 
auch für dein Mind halten. Denn was Chriftus 
ſich bringet, das muß mein feyn, wie er mein iſt. 
un nun feine Geburt mein ift, von einer Jungfrauen 
ohne Sünde, voll des heiligen Geiftes; fo muß 
ne Geburt auch feyn von einer Jungfrauen, ohne 
ade. Da ift nun Eva, die erfte Mutter, nimmer 
Mutter: denn diefelbe Geburt muß gar fterben 
vergehen (daß nicht mehr Sünde da if); Da muß 
wider die Mutter, von welcher ich bin in Sünden: 
wer, dieſe Mutter Mariam ſetzen. | u 
Alſo bringet der Engel mit ſich große Freude, denn 
ift nicht möglih, daß allda das Herz nicht froh 
de, wenn es Diefen Heiland zu eigen friegt. Wenn 
um Treffen fommt, daß wir unfern Sammer und 
h fühlen, da ift fein Troft noch Hülfe, da kann fi 
ı Herz nicht erheben über die Laft, die es drücket, 
ern muß zufcheitern geben, Wenn ich aber allda 
hre, und nicht zmweifele, dag Chrifti Geburt mein 
und meine ‚Sünden hinweg find, muß ich froh 
den, und einen Troft empfangen, damit all Unglüd 
gehet. Das ift der Troſt, und fein andrer, der 
gut Gewiſſen macht, das fich weder vor Tod nod) 
ie fürchtet: denn es verläßt fich allemege auf das 
rt Gottes, das und Chriftum fihenfet. Darum iſt's 
elend und jämmerlich Ding, wenn man will ein fol) 
Gewiſſen und fröhlich Herz in andern Dingen fuchen, 
ı bier. Du wirft feine Freude nod Friede des Gr: 
ens weder im Himmel noch auf Erden finden, denn 
nefer Geburt, deß fey gewiß und ſicher. Darum 
alle andere fahren, und halte dich alleine hieher. 
ft du keck and muthig ſeyn wider Sunde, Tod, 


— 120 — 


Teufel, Hölle und wider alles Unglüd; bier iſt der” 
Herr und Heiland. Wi 

Das verftehet ihr ja wohl, denn ihr habt's nun P- 
oſt geböret; allein, daß ihr fehet, wie an allen Enden | 
der Schrift nur ein Ding gelehret wird, daß ihr: wohl 
gegründet, und gewiß werdet. Das its, Das ich. ge 
faget babe, daß man muß diefer Geburt vecht wien zu 
gebrauchen: die nun etwas anders ſuchen, und der Ge⸗ 
burt nicht aljo brauchen, mit denen it es verloren, wie 
ihr jetzt habt gehöret. Das habt ihr auch fein in dieſen 
Geſange ausgedrückt; es habe ihn gemachet, wer da 
wolle, fo hat er's wohl getroffen, nämlich, dag Chriſtus, 
das Kindlein, allein unfer Troft fey; welches große, . 
treffliche Worte find, und der man billig mit: ganzem . 
Eruft jollte wahrnehmen. Denn alfo habt ihr gefungen: 
Ein Kindelein fo loöͤbelich ift uns geboren heute, um - 
einer Zungfrau fäuberlih, zu Troft und armen Leuten. 
War uns: das Kindlein nicht geboren, ſo wären’ wir 
allzumal verloren. Da höret ihr, Daß es ſaget, es thue 
e8 fein andrer Troſt, denn Chriftus allein «und das it 
wahr)... E38 muß freilich ‚der heilige Geift den, der 
bien Geſang gemachet bat, alſo zu firgen gelehret 
habe en. 

So nun das wahr-ift, ſo muß ed alles verloren 
ſeyn, Mönche, Nonnen, Pfaffen,. und was von Diefem 
Kinde läuft, nnd: wollen andrer Weife brauchen, . und 
- andere Werfe than, und meinen damit gen Himmel zu 
fommen.:: Denn diefelbigen fagen, fte Dürfen des Kindes 
nicht; ſonſt müßten fie_befennen, daß ihr Ding nichts 
wäre.» Darum iſt's nichts Denn Verführung, damit man 
die Herzen von Ehrifte reihe, und führet fie zum Teu⸗ 
fel. Derohalbenift’8 -ein recht ſchön Lied, und iſt auch 
eine Dankſagung dabei, da es faget: Das Heil iſt unfer 
aller ; ei du fünen. Jeſu Chrift, daß du Menſch geboren 
bit, behüt ‚uud vor.der Hölle; und: Darum wollte ich 
gerne, daß ihr's recht verftündet. Es ſinget's jedermann 
in aller Welt, und iſt niemand, der es glaubet. Darum 
fahren ſie auch zu und ſtreiten dawider, ſonderlich die, 
die am meiſten davon wiſſen, ſchreien und plarren,, daß 
ich fürchte, daß Chriſtus nimmer. feine größere Läfterung. 





— 121 — 


leide, denm ald Heute und an den größten’ Feſten, dag 
nicht Wunder wäre, daß Gott, wenn man ihn fo läftert, 
die ganze Welt ließe verfchlungen werden, wenn nicht 
der jüngſte Tag nahe vorhanden veäre. 0 

Derohalben, fo ſehet darauf, daß ihr diefen koſtli⸗ 
hen Geſang auch mit dem Herzen fo faget, und glau⸗ 
bet's, wie ihr ed mit dem Munde finget. Iſt's alſo, 
dab es alles verloren. ift, wo das Sind nicht it, was 
darf es viel Weſens, was fähreft du denn zır, und 
willſt andere Werke thun, Damit du dir einen Stuhl 
im Himmel baueſt? Wie die allermeiſt thun, die fo 
- viel Roſenkränze beten, preiſen und loben die Mutter 
Gottes "mit dem’ Munde ohne Aufhören; aber mit dem 
Hergen läftern fte mehr denn alle andere, nicht allein 
Marlam, fondern auch Chriſtum felbft, ihren Herren und 
Heiland. Darum faſſet ed alſo, daß ihr für gewiß 
fönnt uethellen,, was etwas anders anfabet, denn das 
ſich dieß Kindes annehme, Das iſt alles verdammlid) ; 
ed hätten fonft Die Engel gelogen. Solches muß man 
allein laffen ‚gelten, und feinen folhen Zufaß leiden: 
Es fey nicht gnug, daß man glaube, man müffe mehr 
dazu thun. Denn weil der Engel fast, daß es dieß 
Kind thut, und doß er der Heiland iſt, wo nicht, fo 
fey es verloren; wie fann denn folgen, daß du etwas 
mußt thun, wenn es vorhin gethan tft. Was unter: 
ſteheſt du Dich zu thun, daß du es ermwerbeft? . Das 
Kind laßt ſich nicht mit Werken faſſen oder erwerben, 
»b du ſchon alle Werfe thuſt. Haft: du noch das Kind 
nicht, fo find Deine Werk auch unrein, daß fie nit 
einen folden Schatz verdienen fonnen, fie find fo heilig, 
old fie immermehr sollen; fondern ed will mit Dem 
Herzen. gefaffet werden, fo, daß du glaubeft und fageft 
zum Engel: Ich glaube, daß ed wahr fey, wie du 
fageft, und ich halte das Kind gewißlich für einen Hei⸗ 
land, der mir geboren if. Und das Stüd, davon wir 
jest gefagt haben, gehet auf den’ Glauben, 

Wiederum ' haben wir auch bier’ das andere Stück, 
fo zum chriftlichen Reben gehöret, nämlich die Liebe, daß 
Man nicht die Werke verwerfe. Willſt Du Werke thun, 
fo thue fie micht Darum, Daß Du vonlleit Damiz drmad 


— 22. — 
bei Gott erwerben ; ſondern folge auch dem Exempel 
nach. Wie dir Chriſtus gethan hat, fo thue deinem 
Nächſten auch. Wenn du Dad Erempel Chrifti nur au 
ſieheſt, Fannft du nichts fpüren, denn eitel Liebe. - Daß 


er ſich herab läffet, und wird in folher Armuth gebe - 


ren, dad ift lauter Liebe, die er zu und bat, Die dringet 
ihn, daß er mein Knecht wird, wie Paulus ſaget zu 
den Philippern, Cap. 2, 6. 7. „der da wohl hätte in 
göttliher Ehre können bleiben ;“ aber das bat .er dir gu 
gute gethan, bat angefehen bein Elend und Sammer, 
hat ſich erbanmet, daß du ein folder ejender Menſch 
bift, gar verdammt und vol, Sünde. Unrein iſt deine 


Geburt, eitel Derzeleid und Jammer, du hatteft nicht 


verdienet, denn den Zprn Gottes und ewige Verdamm⸗ 
niß; und ob du taufend Zahr ein Carthäufer wäref, 


fönnteft du dir von folhem Unglüf und Verdammmß . 


nicht helfen: aber. der Ehriftus hilft dir, er iſt reich 
und flarf genug dazu, weil er es thun kann, fo tbut 


er’d, und bat den Willen dazu, daß er's gerne thut. 


Alfo dringet ihn Die Liebe dazu, Daß er's alled am did 
‚ feget, und für Dich darftredet, was er hat und vermag. 


Well nun Chriftus ſolche große Liebe Dir erzeiget, ' 


und thut dir alles, was er nur thun kann, fo thue du | 


auch alfo gegen andere, Wilft du Werke thun, tbue 
fie dem Nächſten, der auch im Sammer und Roth ftedet, 
Du darfeft nichts darum thun, daß es Chriſtus bedarf, 
dag du ihn wolleft reich machen; denn er bat ed auch 
nicht darum gethan, Daß es fein Water bedurft hätte, 
Daß er von ihm etwas Darum wollte verdienet haben; 
fondern thät ed darum, daß der Mater Daran möchte 
ein Wohlgefallen haben, in dem, daß er fi fo gar 
dahin in den Willen feines Vaters giebt und uns jo 
lieb bat. Desgleichen müſſen wir auch. thun- mit unfern 
Perlen gegen dem Nächſten, welches wie nur Darum 
follen thun, Daß wir dem Vater alſo banfen, daß er 
und gnädigen Willen hat erzeiget, in dem, daß er mir 
feinen lieben Sohn gegeben bat, ihn für mich fepen 
lafien alles, was er gehabt bat. Denn, wenn: idy das 
recht glaube, fo fahre ich heraus und fpreche: Hat mir 
Gott ſolche Wohlthat und Ouade erzeiget in feinem 


— 1223 — 


allerliebſten ohne, und ihn alles laſſen an ‚pa feben ; 
fo will ich auch wiederum thun, auch alles darfepen, 
was ich habe, daß ich meinem Nächften diene und liebe, 
Alſo ſehe ich nun hinfort nit gen Himmel empor, fons 
dern gebe bin, wo mein Naͤchſter liegt in Unglück, Ars 
muth, Krankheit, Sünde oder Irthum, und helfe ihm, 
womit ih nur immermebre kann, und denfe: Chriftus 
bet mir von Sünden und allem Unglüd geholfen: wie 
ih nun wollfe, daß man mir that, wenn id ſelbſt 
drinne ſteckte; alfo will’ ic, meinem Nächſten auch thun. 
Darım, ift dein Nächſter ein Sünder, und du ſieheſt's, 
du aber biſt nicht in Sünden, und haft die heilige Ge⸗ 
burt, gebe bin, predige ihm, hilf ihm auch heraußer. 
Und ſolches alles ſollſt Du thun lauter umfonft, wie 
Epriftus dir gethan bat, ohne alle Werfe und DVerdienft, 
lauter aus Gnaden, Liebe und Barmherzigkeit, 

Alfo thue Werfe, willft du gute, rechtſchaffene, 
hriftlihe Werfe thun, Gott‘ bedarf ihrer nicht; doch 
will er, daß du ſie ihm. thueſt zum Dienft, weil es 
ihm alfo wohlgefället, und er e8 alfo will haben. Das 
beißt vechtfchaffene gute Werke getban: das thun jene 
Heuchler nicht, die mit ihrer Keujchheit, Armuth, Ges 
borfam, wollen den Himmel verdienen. em helfen 
ſolche Werfet Ich bedarf ihrer jelber nicht, dienen 
meinem NRächften auch nicht: darum iſt's eitel Betrügerei, 
dag man Werfen einen Namen giebt, als follten fie den 
Himmel verdienen, und ift nichts, bilft doch fonft auch 
niemand nicht. Das nehmet zu Herzen, und thut aud) 

darnach. 

Alſo habt ihr im ganzen Evangelio durch und durch‘ 
gehandelt diefe zwei Stüde, Glauben und Liebe. Wers 
det ihr ſolches faffen, fo wird euch die heilige Geburt 
Ehrifti auch zu Hülfe, Nub und Troſt tommen, und 
werdet der Mutter Kind auch feyn, geiftlih, wie Chris 
ſtus Jeſus ihre Kind ift leiblich. (Von diefer Geburt 
wollen wir auf eine andere Zeit mehr jagen.) 

Was fonft in diefem Evangelip mehr tft, wie bei 
bemfelbigen Engel, die Menge der himmliſchen Heer⸗ 
fhaaren geweien find, und wie Der Engel Geſang; 
„Preis fey Gott in ber Höhe, und ride af Crürı, 


— 124 — 


und dem Menſchen ein Wohlgefallen,“ ſoll verſtanden 
werden, ‚babe ich in. der Poſtillen gnugſam ausgeleget; 
wollen es jet dabei laffen bleiben, und Gott um Gnade 
anrufen, daß er und feined Sohnes Geburt wolle zu. 
Kup und Troft kommen laffen. Die andern zwei 
Evangelia , fo man pfleget zu lefen in der Früh = Chriſt⸗ 
meffe ‚und. in der hoben Chriſtmeſſe, findet man auch in 
der, Poſtillen. Dod wollen wir den Tert aus den 
Evangeliſten, Tanimt den Summen hernach fegen; um 
berer willen, ‘Die fie gerne auch bier in diefem Büchlein 
ätten.)' ET, 


t. 





Evangelium in der Früh: Chriſtmeſſe. 
| Luc. 2, 15 — 20. 


Eine furze Wiederholung der. Predigt. am 

Ehrifitage, dDarinne der Kup der Geburt 

Chrifti, und waß fonft nodh bei dem. Evan 
gelio zu fagen, angezeiget wird. - 


Dir wollen jebund aud noch ein wenig fagen und 
‚wiederholen, was wir heute geprediget haben, nämlich, 
wie ed zugehe, dag das Kind Chriftus in und geboren 
werde. Denn alfo babet ihr gehöret, daß daffelbige 
Kind muß unfer feyn, fo und anders diefe Geburt Frucht 
bringen foll, und daß wir uns fein annehmen müffen: 
Barum fol ein jeglicher denfen, es ſey ihm geboren. 
Denn Chriſtus ift nicht kommen, daß er es bedürfte; 
fondern daß ‚wir es bedurften. Er hat ſich. herinieber 
gelaffen in diefen Sad; in unfer Fleifh und Blüt, allein 
darum, auf daß er auöfchüttete Den unmäßlichen Schatz 
feiner Güter, und und von Sünde, Tod; Teufel, "Hölle 
und von allem Unglüdf errettete. Wer nun alfo fich 
des Kinded annimmt, der muß fröhlih werden; denn 
ed iſt nicht möglih, daß nicht Freide folge, fo das 
Herz mit jolden großen Gütern gefüllet und überfchüttet 
wird. Daven habet ihr nun genug gehöret,“ - 
Nun müdte einer fragen, wie. man willen kann, 


dag wir. und des Kindetz im Herzen durch einen rechten 
Glauben annehmen, ‚und gewiß werben, daß und diefe 
Geburt nüßlich. if: Darum wollen wir ein wenig fagen 
von dem, Zeihen, welches gewißlich da, it und folget im 
äuferfichen Werfen, aus dem Herzen, da das Kind 
S innen in. Dieß Zeigen iſt nichts anders, denn fo wir 
Menfhen uns auch uͤnter einander felber annehmen, ſo 
wir anziehen und Hleiden ung in unferd Nächften Fleiſch, 
und thun im, wie und Gott in dieſem Chriſto thuf. 
Und das iſt auch eine geiſt ide "Beburt, und ein geiftlic, 
Denfhwerben; denn auf Nie] Meife werden wir unter 
tinander felber ‚geboren. pi 
Die Schrift nenntt den —— unſer Fleiſch. 
Denn” alſo jagt Yeraiad' 58, 7: „Cieheft du einen, 
Latenden⸗ p- ‚Heide ibm, "vperfdiihähe, dein eigeit 
dic) nich SH, Ei ai unfer. Sleifep, was, 
fü andepen, il haben, Daß niemand 
ken andern” verocht⸗ j8 geringer ex iſt, je hehe ich 
nid, {einer fol ‚au nehme, ni erg, deun als wäre 
8 mein "eigen —73— und. 1% mich eigt i 
Denn Cbriftuß hat unjer Angezögen‘- er 
sel Sünde, if, und alen Zchamiet- ud Unglüct gefühs 
let, dat ſich „nich anders gehalten ' vor Gott feinem 
Later, denn als das ‘er fetoit die. Sünde vollbracht, 
die wir alle gethan baßka ; "und. als’ bätte er’ dieg alles 
verbienet‘,, . Daß. air baben derdinet / wie ©t.’ Paulus 
Rat. zu Yo lippern c» 271—8. da er von der 
Erniebrigung. Chriſti, und wie wir unter einander, dem 
Erempel Cprifti nad, auch und Vernteder Taffen follen, 
alſo ſprich: um 
„I nun unter euch‘. irgend’ eine Ermahrung in 
Chrifto, iſt irgend ein Troſt oa Kiehe, iſt irgend“ eine 
herzliche Liebe und Barmber — fo erfüllet meine 
Freude, daß ihr Eined Muthed und Sinnes ſeyb, gleiche 
Riche habet, nichts thut durch Jank oder eitele Ehre; 
ſondern duch „dig Demuth, achtet euch unter einander 
felbt einer ded andern’ Oberfier: Und ein jeglidjer fehe 
nicht auf das Geihe, ſondern auf das des andern iſt.“ 
Und faget ferner: „Ein jeglicher fen geſinnet, wie Jeſus 
Epriftuß auh wär, melden, ob er wohl in goͤttlicher 































= mM — 






ächften alfo helfen, 
* ir — Sile feine 
SIE er. dcm, ib. id) bin 'veich, ſ 
Eh zu Dülfe kommen. Zft er’ cht 

Mm; fo {hr meine Bern 
er, ip Sande,’ ih ii Chr}. 
fo fol meine. Ehre feine ‚Schande 4 DR fen, ud 
fortan. Was ih, wollte, Das.man hit toake, wenn'th 
© nd de, ST, wen 

au un. N IE 


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—— 
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Ü he h 





















— 117° — 


tebet nicht, was vas heiße, Gottes Sohn iſt Menſch 
worden. 

Es will ſich ein jeglicher allin hängen an die Ges 
waltigen und reichen Leute, die ihm helfen, und von 
welchen er Rüb- hat; verfchmähet die armen, elenden 
und betrübten Menfhen: fiehbet nur was hoch, groß, 
zeih und: gewaltig ift vor der Welt; aber denen gebet 
das Kind. aus, denen bringet dieſe Geburt des neuen 
Kindleins feinen Nutz noch Frucht. Man kann nicht Die 
Süßigkeit dieſer Geburt ſchmecken, wir laſſen denn aller 
Menſchen Hülfe und Nutz fahren: wir müſſen! allein von 
dieſem Kinde Hülfe, Troſt und Seligkeit enpfahen und 
warten, fonft wird nichts draus. Denn alſo ſinget ihr, 
und habts heute gehöret: Wär und das Kindlein nicht 
geborn, ſo wärn wir allzumal verlorn ac. -- Das. Mind 
muß und füllen, ſonſt werden. wit wohl leer bleiben; 
darnach müſſen wir mit unferm Fullen, damit uns dae 
Kind erfüllet hat, unſerm Nächſten auch mittheilen. Eher 
wie fih nun dieſes Kind hat: aller: Dinge geäußert, und 
allein unſer Werk und Sünde: angenommen, und unfere 
Geberde angezogen, nicht anders denn:iwip ein Knecht, 
bat ſich (wie aus St: Pauli. Worten geſaget if ‚J. -in 
eined Knechtes Form gebildet, und gar heranter. geſchle⸗ 
gen, und iſt gehorſam gemejen. Bis in. den Tod: lfd 
ſollen wir und aller Güter; die wir ‚haben, äuffern, und 
unſers Nächten Schwachheit und. aunehmen, und. einer 
ded andern Bürde tragen, wie St. Paulus füget "an 
einem andern Ort, (Balat..6,,.23 und alfe Gottes 
Gefeg erfüllen: Er fager nichts Ein jeglicher fuche bei - 
dem. andern feinen Nutz, ſondern ein jeglicher ade auf 
fh Die Bürde und Gebreihen. feines Nächſten. 

Alſo erkennet man, wie CEhriſtus unſer ſey, ‚ind 

wie er mit und ein Kuchen. ſey worben durch den. Glau⸗ 
ben, damit er une Menſchen auch in einander flechte, 
for. daß wir:alle-Ein Fleiſch und Ein Leib werben; ivie 

Ein Fleiſch und Ein Leib. mit und iſt; weiches bie 
eiblige Ehe anzeiget, davon Gott ſarach: „Es werten 
wei ſeyn Ein Fleiſch,“ 1: Moſ. 224: Matth: 19, 8. 
Darum ſaget St: Paulus zu den Ephefern'c, 5, 204 82. 
hon Diefer :geiftlichen Ehe. unter atdern alfe: „Wie find 


\ 


ſo werden wir mit Chriſto auch vereiniget durch eine 3 


haben, wie er ſelbſt faget im. Luca 21, 44. 16. 17 16. 


Glieder ſeines Leibes, von ſeinem Blech. und voꝛ 
‚feinem Gebeine: Um deß willen wird ein Menſch ver. 
laffen Water: und Mutter, und feinem Weibe aubangen, H 
nd werden zwei Ein Fleiſch feyn., Das Geheimniß # 4: 
ß; ich ſage aber von Chriſto und der G 
arum, wenn wir alle Ein Leib: werden und Ein ** 


geiſtliche Ehe, das tft, wir werden alle ſeine Brante 
und er wird uns an dem .jüngften Tage ſeben zu ritee 
mit ihm diesganze Welt. 

= Es hat wohl ein Anſehen, weil uote, auf. ‚Ehen 
find, als wollte er ſich unſer nicht annehmen j--denn Et 
läffet und von ‚der. ganzen Welt verfolget werben uud" 
Zwang: leiden: aber. er bat ein Aufjeben-.anf ums, und 
ſchutzet und, und verthmibiget und vor allen Feinden, : 
wie ihr in ber Prophezeihung Jeſaiaͤ habt gehoͤret, fo, 
daß und niemand kein Leid -thun kann, er. wolle eB dem 





da, er. Spricht zu feinen Jüngern, wie fie um feines. Ra 
mens willen viel werden leiden muflen, und. .wie fe 
niche follen ſorgen, wenn fie antworten. :follen, er wil 
"ihnen folhen Mund und. Weisheit geben, der micht folet , 
widerſprechen mögen alle Widerwärtigen ; und: enbiih 
beſchleußt er und ſpricht, daß nicht Ein Haar von ihrem. - 
Haupte ſoll umkommen. LU TEE BEE 
. Darum fo iſt nun. das. das geiden Babe: wir: ‚ges 
wiß erkennen follen ‚ob, die. Geburt des Herrn Chriſti 
tn und fräftig fey, wenn wir und unferd Müchften Roth - 
annehmen: Und daB iſt auch das Zeihenwudns er am 
jüngften Gericht fordern und anfehen..wittds. mennt.et 
fprehen : &5 zu denen... die: folche® nicht gethau Yabent 
50h bir: hungrig. geweſrn, und ihr beht.: mid) micht ges 
fpeijet „.i bin durſtig .gemafen.‚-umd ihr babt: mich nicht 
getrontet,“ und fo fortan. Wenn fa aberifich groß 
entſchuldigen wollen; and dageä, z, ſier haben. an“ nicht 
geſehen hungrig nach: dunſtig, jo wird er ihnen .alfer-ants 
worten: Wahrlich;;:ich: fage::eudy,, was ihr nicht gethau 
habt: einem.unter' Diefen Geringſten, das habt ihr auch 
xir nitht gethan.*. Masth. 25, 35.40: - au... rl 
Das iſt gnug.gefagk, wie .man nz 


| 
| 
' 


— 139 — 


ok, daß fe und zu Nutze fontne., und wie wir deß 
offen gewiß werden, an und‘ felber, daß fle in und 


räftig fev. Und das lehret auch dad Evangelium fein; 


x der Engel zu den Hirten fprah, wie ihr's heute 
bt hören auslegen: „Fürchtet euch nicht, ich verfüns 
ige euch große Freude, die allem Volle wiederfahren. 
ird; denn euch .ift Heute der Heiland geboren, welcher 
t Chriftus der Herr.“ Dieß ift die Zuſagung, bie 
er Engel den Hirten gegeben dat, die und allen zuges 
öret, wie die Worte lauten,. „daß dieſe Freude folle; 
lem Volke wiederfahrem,“- und: der fi alle Welt folk 
nnebmen. Reben diefer: Iufagung hat der Engel hier 
en Hirten auch “ein Zeichen. gegeben, bei dem fie‘ gewiß 
sußten, Daß dieß das rechte. Kind wäre, davon er fagte, 
tmlich, daß fie „würden finden das Kind in Windeln 
ewikelt, und in einer Krippen liegen.“ Was nun das 
deichen bedeutet der- heimlichen Dentung nad) , wollen 
dir ein wenig feben.,  - 
Heimlide: Deutung. 


Maria tft eine Figur ber Ehriftenheit, das üb. aller E 


Ühriften ; die faſſet und widelt das neugeborne Kind in 
in leiblih Wort des Evangelii und der Zufagung: Denn 
uch dieß Zeichen wird verftanden bie Predigt. des 
kvangelii. Wie nun biefelben Tüchlein oder Windeln 
ering find; alfo iſt auch das Wort gering‘, und nicht 
Öftlich "angefeben von der weltlihen Weisheit. - Die 
jeihen, die man von dem Kinde giebt, find alle gering 
nd nicht viel werth, fommen her von Yleifh und Blut, 
nd wird doch darunter fo großer Schatz gegeben, daß 
8 nicht möglich iſt zu fagen. Die Predigt des Evangelis 
knicht geſchmückt, gehet ganz einfältig daher, iſt nicht 
abi ‚vor den Menfhen. Sa, an das’ Zeichen ftoßen 
ch alle Könige und Fürften, alle Doctores, Pharifüer 
nd Heuchler, die frömmeften und allerheiligften Leute, 
die Simeon- gu Maria fagt Luc. 2, 34. „Daß das 
indlein follte feyn zum Fall und Aufftehen vieler in 
frael, und zum Zeichen, dem widerfprochen follte wer: 
m“ Die großen Pfaffen und Hochgelehrten zu Jern⸗ 
lem kommen nicht dahin, Da das Kind liegt, lafen es 
tgen, achten ed: für nichts; aber Die armen Hirten 
atber Böerke, 15. Bd, 9 


D) 


— 150 — | , 


auf dem Felde, die da :one.:der Welt feinen Namtu 
oder Preis noch Anfehen haben, die ſehen e8, und werben 
froh und danfen Gott, daß fle ed mögen ſehen. 

Die Krippe bedeutet die Derter und Stätte, Di 
die Ehriften zuſammen kommen, daß fie das Wort Gottel 
von. Ehrifto hören: Denn man prediget Chriftum nirgend; 
denn in der Verſammlung der Chriften,, nicht. bei den 
Juden oder Heiden und Ungläubigen. 

Die Ihiere, das Oechslein und dad Eſelein find 
wir; wie follen hören, und bie Speife eſſen: dad ifl 
unfer Zeihen, dabei finden wir Chriſtum allen. Ci 
ift: fein gewiffer Zeichen, Chriftum zu finden, denn en 
dem Ort, da man das Evangelium prediget: denn rechte 
Chriſten wandeln allein in dem Glauben und Wort dei 
Evangelü, man kann ſie nicht Außerlich kennen oder 
fehen ; wie .‚Daffelbige “auch Moſes bat angezeiget,da er 
. die Archen oder die Lade hinter dad Tuch ſetzte, daß 
man nichts ſehen möchte, denn die zwo Stangen, bi 
hervor reichten. 2.Mof. 26, 33. Man kann die Chri⸗ 
ſten nirgend bei erkennen, denn allein bei dem Evan 
gelio, wiewohl Die Welt das Evangelium auch ick 
kennen will oder kann; dad ſey Gott“ geklagt 

"Auslegung des Engliſchen Geſangs: 
. Gloria in Excelsis Dap, etc: 
Preis ſey Gott in der Höhe, und Friede Auf ee) 
‘and den Menſchen ein- Wohlgefallen. 

Dieweil diefer Geſang faft gemein : -ift, und ihret 
nicht viel ſind, die-ihn recht verſtehen, und doch vie 
gutes Dinges . drinne iſt, wollen wir benfelbigen ei 
menig weiter handeln, und faſt die Auslegung, wie fi 
in der Poſtill ift, wiederholen und hernach feßen. 

‚Dreierlei ordnen die Engel in dieſem Gefang, De 
Preis oder Ehre, den: Frieden, das Wohlgefallen ode 

guten Willen. Den Preis geben fte Gott; den Friede 
der Erden ; das Wohlgefallen den Menfchen. Das erfl 
tft die Ehre oder der Preis Gottes; da fol! man. am 
anheben, auf daß Gott in allen Dingen der Ruhm um 
die Ehre gegeben werde, ald dem, der alle Dinge thul 
giebt und bat, daß niemand iv ent —X een 


J 


— 153 — 


der ſich einiges Dinges annehme: denn Die Ehre ge⸗ 
ühret niemand denn Gott alleine, läßt fih nicht mit 
mand tbeilen oder gemein mahen. Die Ehre bat 
dam durch den böfen Get geftohlen, und ihm felbit 
ıgeeignet, daß alle Menfhen drob in Ungnaden find 
it ibm, und iſt auch noch in allen Menfhen fo tief 
ngewürgelt , Daß. fein Tafter fo tief in ihm iſt, als die 
hrſucht. Niemand will nichts ſeyn oder mögen, jeder 
ann gefällt ihm jelbit wohl; daher denn aller Sammer; 
nfried und Krieg anf Erden fommt. 

Die Ehre bat nun Chriſtus Gott, Teinem Bater, 
wieder bradit; Damit, Daß er ung gelehret, wie alle 
afer Ding nichts fey, denn eitel Zorn. und Ungnade 
w, Gott, daß wir und in Teinem Wege rühmen ,. nod) 
ns felbft drinnen wohlgefallen mögen, fondern fürdten 
nd ſchaͤmen müflen, als in der größeften Gefahr und 
Schande, daß alfo ımfere Ehre und felbft Wohlgefallen 
ı Boden geſtoßen, find ganz nidjtd werde, und wir 
ob werden, daß wir ihe fo lob werden, daß wir in 
hriſto mögen erfunden und behalten werden. -- - 

Daß aber die Engel fingen: Preis fen Gott in 
er Höhe, iſt auf Hebräifch geredt. Denn Gott wird 
mannt, als der alleine in der Höhe wohne; daher 
ft er auch der Allerhöchfte, und was hoch iſt, das 
t Gottes. Bu 

. Das andere tft der Friede auf Erden. Denn zu⸗ 
ih, wie da muß Unfriede feyn, wo Gottes Ehre 
icht ft, wie Salomon faget Sprühmw. 13, 19: „Unter 
en Stolzen tft immerdar Hader ;* alſo auch wiederum; 
o Gottes Ehre ift, da muß Friede ſeyn. Warum 
Üten fie hadern, wenn fie willen, daß michts ihr eigen 
:? fondern alles, was fie find, ‚haben und vermögen, 
Gottes; den laffen fie damit walten, und begnügen 
h daran, Daß ſie einen gnädigen Gott haben, Wer 
ı weiß, Daß_alle fein Ding nichts. Hr vor Gott, der 
htet fein auch nicht faft, gedenket auf ein anders, daß 
rx Gott etwas ſey, Das iſt Chriſtus. nn 

Daraus folget das: Wo wahre 'Chriften find, da 
ag Fein Streit, Hader noch Unfriede unter ſeyn, wie 
Haind verfändiget und fpridt c. 11, 9: „Or wuten 

9 * 


— 132 — 


nicht einer den andern töbten noch beſchädigen 
nem heiligen Berge“ (das ift-in der Chriftenhei 
die Urſach: „denn es ift die Erde voll Erfenn 
tes,“ das iſt, dieweil fie Gott erkennen, daß 
ft, und unfer Ding nichts, fo koͤnnen fie wı 
haben’ unter einander; wie auch derfelbe Jefi 
an einem andern Orb c. 2, 4: „Sie we 
Schwerter in Pilugfehaaren wandeln, und ih 
in Sicheln, fle werden binfort nicht gegen ein: 
Schwert aufheben noch zum Streit ſich üben.“ 

Darum beißt unfer Here Chriftus ein $ 
Friedens, oder ein Friedefuͤrſt; und tft beder 
den König Salomön, welcher auf deutſch heil 
reich, daß es und Friede macht, inwendig gı 
in unferm Gewiſſen, durch den Glauben auf fid 
und auswendig gegen ben Menſchen, in leiblid 
def durch die Liebe,. dag alfo durch ihn al 
Friede ſey auf Erben. Ä 

Dad dritte ift der gute Wille, oder dat 
" fallen der Menfchen. Hier beißt nicht der gi 
der da gute Werke wirket: fondern das Wi 
und friedlihe Herz, dad ihm läßt alles gefal 
ihm wiederfähret, es fey gut oder böfe, füße c 
Denn die Engel wiſſen wohl, daß der riet 
fie fingen, ſich nicht weiter ſtreckt, Denn unte 
in Ehriftum wahrhaftig glauben; diefelbigen 
wißlich unter einander Friede. Aber die Wel 
Teufel haben Feine Ruhe, laffen ihnen . au 
Friedon, verfolgen fie bis in den Tod, wie € 
ZJohanne 16,133. faget: „In mir habt ihr 5 
der Welt aber werdet ihr Angft und Gedräng 

Darum war ed den Engeln nicht gnug 
den Frieden auf Erden, fondern auch dad W 
der Menſchen, das tft, daß fie es ihnen « 
wohlgefalien, loben und danken Bott, duͤnk 
und gut ſeyn, wie Gott mit ihnen fähret ı 
läßt, murmeln sicht, ſtehen fein gelaffen um! 
‚Gottes Willen; ja, weil fie willen, daß | 
.. bat and ſchafft, den fie doch durch Chriftum 

Glauben zum guädigen Vater überfommen, 


u‘ ' 


In 
| — 153: — 
d fregen ſie ‚fich; wenn fie verfolget werden, wie Et. 
{ Panlup ſagt zun Römern 5, 3: „Wir rühmen und der. 
ttibſalen und Verfolgung.“ Es daucht fie alles das 
Me feyn, was -ihnen begegnet, aus Ueberfluß des 
en Gewiſſens, das fte in Chriſto haben. | 
Siehe, einen folden guten Willen, Wohlgefallen, 
Münen in allen Dingen, fie find gut oder böfe,. 
Rinen die Engel bier in ihrem Gefange. Denn wo 
der gute Wille nicht iſt, da bleibet nicht lange Friebe, 
@ leget auch alle Dinge auf das ärgfte aus, machet 
Uezeit das Uebel groß, und aus einem Unfall zweene., 
‚ wie ed Gott. mit ihnen macht, fo gefället. es 
huen nicht; und wollen es anderd haben; fo geſchieht 
tun, das der Pi, 18, 26. 27. faget: „Herr Gott, 
it dem, der alles für auderwählet hält, machft du es 
x auderwählet,“ (das ift, der folhen Wohlgefallen 
% in allen Dingen, den läffeft Du ‚wiederum dir und 
en. gefallen,) aber mit den Verfehrten verkehreft du 
d au, Daß, wie ihm du und all dein Thun und, 
haffen nichts gefället, alſo gefället er dir und alle 
s Deinen wieder nicht.. 7... 4 
Von dem guten Willen oder Wohlgefellen fagt St. 
ulus 1. Kor. 10, 33: „Thut Fleiß, Daß ihr jeder 
nn gefallet, wie ich jedermann-gefalle.“ Wie geſchieht 
32° Wenn du dir alle Dinge. läffeft gut ſeyn und, 
allen, fo gefälleft dir wiederum jedermann. Es tl. 
e kurze Regel: Wilft du niemand gefallen, fo laß 
niemands gefallen. Willſt du jedermann gefallen, 
laß dir jedermann gefallen; fo ferne doch, Daß Du 
ttes Wort nicht drüber läffeft; denn da höret alles 
fallen und Mißgefallen auf. Was aber ohne Radj- 
ung Gotte® Worte mag nachgelaffen werden, Das 
e, auf daß du gefällig feyeft. jedermann, und laß 
's gut dünfen vor Gott; fo haft du diefen guten 
len und Wohlgefallen, da die Engel von fingen. 
Aus diefem Gefang mögen wir aud fernen, ‚mad 
Engel für Ereaturen find. Laß. fahren, was die 
ürlichen Meifter davon träumen; ‚bier find ſie alſo 
emalet, daß fie nicht beffer fünnen abgemalet werden, . 
: auch ihr Derz und Gedanken bier erfennet werden. 


. 
® 
10 u > 


— 164 — oc 








Zum. erften, in dem, daß Re mit greuden Sott 
Ehre zuſingen, geigen fie an, wie voll. Licht umd 
fie find, erfennen, wie alle Dinge Gottes allein Ak" 
geben ihnen ſelbſt nichts, mit großer Brunft tragen 
die Ehre: und Preis alleine dem zu, def ſie iſt. 
wie du wollteſt denfen von einem demuͤthigen, rei 
Gehorſam, Gott lobenden und froͤhlichen Bergen E- 
Gott, fo denfe von den Engeln; und das iſt das 
damit ſie gegen Gott wandeln. I 
Das andere iſt, die Liebe gegen uns, g 
wir droben gelehret find zu thun. Hier ſleheſt du, we 
günftig und wie große Freunde fie un&"find, daß ſe 
nichts wenigers und gönnen, denn ihnen“ ſelbſt; freuen 
ſich auch unſers Heils fo faſt als ihre. eigenen: daß ſe 
fürwahr in dieſem Geſang und eine tröſtliche Reizung 
geben, und des beſten zu ihnen zu verſehen, als gu bir 
beſten Freunden. Siehe, das iſt recht, die Engel, * 
nach ihrem Wefen, damit Die natürlichen Meiſter oh 
. alle Frucht umgehen. fonderm nad ihrem inwendigſter 
Herzen ,- Muth und- Sinn -verftanden, daß id, wit 
weiß, was fie find,. fondern maß. ihre -höchite Begiere 
uimd ſtetiges Werk iſt, da ſiehet mar "ihnen: ins Den. 
Das ſey gnug von dieſem engliſchen Geſang, und ver 
der Frucht der Geburt ˖ des Kindleins Zefir ar 
Gott gebe feine Grade, daß wir's alfo faffen 
unſer eben auch darnach beffern, r Amen; — 


73 





u zritten Weihnahhthfeiertäg. — 
Ba Br haben Ehriftmelles: G re IR 
Evaug. Johannig 15 1 * ar! . 


dieß 5 Evangelium, wiewohl es eine ungewöhnlide 
Predigt ift für den gemeinen. Mann, und. füei.fchmer 
gehalterr wird, weil man darinne viel anhere feltfewe 
Worte höret, denn fonft; doch, weil es. die Zeit ſo 
vorträgt, gebübret ed. und auch zu lernen, und Det 
Sprache und Worte gewühnen, KJohannes uhr 


— 135 — 


Denn daß ſie uns finſter find gewefen,; machet, daß wir ſie 
hicht: getrieben. Haben, und dafür mit auderm Narren⸗ 
wert umgangen find; aud ‚haben ihnen unfere Lehrer 
Flbft ſchwer Ding daraus gemachet, darum, daß fie es 
mit Vernunft wollten ausgründen, und find darüber 
w Narren worden; denn es iſt fein Wort fo gering 
ı der Schrift, das. man mit Vernunft begreifen fünnte: 
* Sp ift nun die Sımma, das allbier gegründet ıft 
der Dauptartifel von den zwo Naturen Chriſti, und 
Imeierlei Geburt: einmal, ewig von Gott dem Vater, 
welche. mit. ſich bringet alle Natur, Wefen und Herr: 
ichfeit, fo det Water felbit hat; zum andern, zeitlid) 
son der. Jungfrauen, Damit er auch mit ſich gebracht 
jat alles, was Fleiſch und Blut war. Gold 'trefflid 
Ding wird. hier -gefaffet in das arme Wort, mit- allem 
maußfprehlihen Schatz, daß" Wunder ift, daß eines 
Menfhen Mund alfo fol von: fblhen Sachen koͤnnen 
ceden. Bon: dem einen Stüd aber haben wir biöher 
znug gehöret, nämlich, wie das Kindlein in der Krippen 
gelegen ift, im böchften Armutb und Elend, alfo, daß 
es fih unter: alle Menfhen, ja auch unvernänftig Vieh 
herunter. wirft, und aller Nothdurft bedarf. Was aber 
darunter verborgen lieget, zeiget und biefed Evangelium 
auf's allerreichlichfte: Denn. fo Fein. als ed zuvor gepre⸗ 
Diget. iſt, ſo body wird ed hier außgefchrien. Dort, if 
es ohne alle Made und: Hülfe, das allerlei leiden 
muß; bier wird es fo. hoch geſetzet, Daß. ibm: alles 
Ding muß Zu Fuße fallen. - Alfo Itreibet es Johannes 
duch, und durch beides, Daß es Feiner fo eben und 
fo gewaltig, befthrieben bat; wie‘ Chriſtus Gott und 
Menſch feyz; darum. er auch: eirk- Ausbund- vor allen 
Evangeliſten - tft. .. — — 
Nun fol ein Menſch nicht allein. dieſen Artifel 
wien und. befennen, fondern - auch wiffen zu gründen 
und anzuziehen aus ‘der Schrift: denn. wir müffen ges 
rüſtet feyn, das Kind gu fuchen und finden in ber 
Krippen, dad ift, in der Schrift, daß wir an dem 
Worte bangen- und baltenz ſonſt find ed fliegende Ger 
danken, von Hörenfagen, welches nicht beftändig bleibet. 
Denn die Vernunft faffes es nicht; Darum ik es dalte: 


— 730 — 


Babin geriffen, wenn "fe mit ihrem Klugheit Darauf füR. 
let, und der: Teufel Motten faen : will; wie denn den 
Arianern geſchah, 'die»da fagten, Chriſtus wäre nice * 
ganz und wahrhaftig :Gott;: und. wieberum ftumdeg 
andere anf, Die lehreten, er wäre nicht ‚ein wahres 
Menſch, fondern nur ein.Bild und Spügniß, als vor 
den Augen ſcheinet, und durch der Mutter Leib gan⸗ 
gen; wie der Sonnen Glanz durch dad, Glas, fo die | 
Farbe mit ſich nimmt, ift aber night Glaub; . - i 
. Da haben fle difputiret und gefchloffen, es fen nur. 
Ein Gott, darum fünute Chriftus nicht Gott gleich dem 
Vater feyn, haben fih unterftanden, Gott zu malen 
und eine Farbe anzuftreihen, mie fie wollten. Denn 
fie befenneten, er wäre Gott und Menſch; aber alleine 
alfo, daß. er Gottes Namen und Gleichniß führete, und 
ter erſte: Sohn Gottes heiße, von ihm gefchaffen vor 
Anfang der Welt, und die höchſte Creatur unter allen; 
darnach zeitlich Menſch worden, Das war. des Ari 
Ketzerei, die fo weit einbrah und um ſich fraß, daß 
fhier die "ganze Welt daran bienge, und faum Drei ober 
"vier Bifhöfe Stehen blieben, welche auch Darüber vers 
trieben. wurden. Ich habe auch Sorge, ed werde wies 
der aufgeben ; denn der Teufel reget ſich bereit ſtark, 
‚and wenn Gott zornig wird, fo find wie bald- gefallen, 
daß darnach richt zu wehren iſt. Deß haben. wir ut 
aber Dagegen zu tröften,; daß ſolcher Ircthum endlich 
muß zu handen werden, und bie Wahrheit wider die 
Rügen. beftehen; denn der Glaube ift doc bliehes, daft 
Ehriftud ‚einiger und wahrer Gott fey mit dem ˖ Vater/ 
und rechter natürlicher, Menſch von den Sungfrauen; 
Darum ſehe ein jeglicher dieſen Tert wohl an, daß man 
gerüſtet ſey, ob foldhe Rotten wieder aufſtünden: denu 
ohne Die Schrift iſt der Glaube bald hingeriſſen; wie 
wir bereit allzuviel gefehen haben, und. täglich ſehen 
an unſern Rottengeiftern. : Alfo hebt nun Johanneß anı 
„Sn Anfang war dad Wort, und das Wort. war bei 
ott.“ J 2. 
Da nennet er das Kind, fo in der Mutter Schoos 
lieget, ein Wort, das da im Anfang der Creatur ſey 
te; Gott gewejen, alſo, Daß dieß Kindlein. ſo groß fen, 


— 


—E 


— 137 — 


ß Himmel und Erden, mit allem, was drinnen iſt, 
d nur genennet mag werden, durch nichtd denn durch 
d Kiud gemachet ift, und nicht allein Dadurd) gemachet,“ 
ndern auch ohne Unterlaß dadurch erhalten‘ wird, - ja, 
$ auch eben die Mutter, die ihn trägt, ‚fängt umd 
indet, des Kindes Geſchöpfe tft, und Fein Blutötropfen 
wihr jſt, den er nicht fihaffe und erhalte. Welches 
id die Wunder und Geheimniß unferd Glaubens, fo 
e Vernunft für nichts achtet, und als lagter Thorheit 
lacht. Und eben dafjelbige ewige Wort, ſcheußet Johan⸗ 
8, iſt Fleiſch worden, und: duch ſich felbft gefchaffen, 
id in Die Welt gebradt. Das ift das Hauptſtück und 
e Summa diefed Evangeli. | 
Erſtlich aber müffen wir fehen, warum ihn Johan⸗ 
8 ein. Wort heißet, welches je ein geringer Name 
ch der bohen ewigen Majeftät, in unfern Ohren ift. 
te Schrift nennet Chriftum nad) der Gottheit, einmal 
ottes Sohn, einmal Gottes Wort, item, Gottes 
ld und Gleichniß, alfo, daß wir: durch Das Evange⸗ 
m nicht allein von der Engel Natur, was fie find, 
d wie fie leben, wiffen; fondern auch bat fi) Gott 
bſt ausgeſchüttet und fo gar offenbaret, doch im 
lauben, daß wir willen, wie es zugehe in- der höch⸗ 
n Majeftät und allerheimlichitem Weſen, welches gar 
el höher ift, denn daß er feine Werke :offenbaret. 
arum haben wir ein groß. mächtig Licht und über: 
mwenglich:. reich Erkenntniß; Gott gebe, daß wir es 
kennen. und Dafür dankbar feyn. J 
Als nämlich.,, zum erſten läſſet ſich Chriſtus heißen 
n Ebenbild oder Contrefaubild Des Vaters, das ihm 
lerdings gleich iſt, wie Paulus zun Coloſſern 1, 15. 
gt, „Er. fep ein lebendig Ebenbild des unſichtbaren 
ottes ;“ ‚item zu den Hebraern 1, 3. ein „Ebenbild 
ꝛs göttlihen Weſens,“ das ift, ein Bild, Das da 
iott. if, und daſſelbe Weſen bat, viel eigentliher, denn 
h ein Biegel auf dad Wahs drücket, daß nicht ein 
ärlein fehlet. Alfo, daß die Propheten- und Evanges 
ten mit folhem Gleihniß auddrüden wollen Das gött⸗ 
he Wegen, fo er bat in aller Maße nach und mit 
m Dater. Es ift wohl ungleid, wenn won ein Ins 


P rn rn 


— — 138 — 
trefaitbild machet, oder. ein Siegel abdrückt; denn da 
folget das Siegel nicht mit, ſondern bleibet nur ein 
Gleichniß: aber in diefem Bilde, dad Gottes ift,, folget 
alles, mod er if. Wenn ed nun fünnte feyn, def 
fih das Siegel felbft drüdete, und. das Wachs, zum; 
Siegel, und Ein Ding. aus beiden würde, fo wäre-e& 
ein vpllkommen Gleichniß. Alſo aud, wenn man einch 
Menſchen könnte abmalen, daß dad Bild Fleiſch weis 
Blut. hätte, Ind jenes doch auch in feinem Weſen bliebe. 

Solchesswill nun die. Schrift anzeigen, daß. dieſer 

Sohn dem. Vater ganz gleich. fey in ber Gottheit, All⸗ 
mädtigfeit, Weisheit, Kraft und. allem Weſen, nicek 
ausgefchloffen, und allerdings derfelbige Gott:z’ und nik 
gemalet, noch gemacht pder geſchaffen, fünbern von 
Ewigkeit geboren, daß er. eben die Natur. mit fich bringt, 
und das göttliche: Wefen felbft. in diefem. Bilde mit fol 
get. „Sp weit. lehret und. die Schrift davon reden; da 

bleibe es auch bei, beſſer fünnen wir ‘ed: ‚nicht: faſſen. 
Darum fließen wir: Wie der Vater Gott tft, auf ald 
Weife; ‚fo ift der. Sohn auch Gott, und doch nur Ex 
Gott. Das könnte nicht ſeyn, wo er ein gemacht‘ Bi 
wäre: weil er gber ohn Anterlaß geboren: wird, bleibet 
er in demfelben einigen, Befen, Pe 

Alſo iſt auch zu; faflen, Daß ihm. die: Epiftel zu der 
Hebräern, I, 3. vennet „einen Glanz feiner Herrliqh 
keit,“ und „das Ebenbild feined Weſens.“ Die Some 
läͤßt von fih einen Glanz; der iſt etwas anders bem 
Die Sonne: wenn aber der Glanz ’alfa von der! Gonke 
gienge, daß er ihr Wefen mitbrächte, und ſowehl bie 
Sonne ‚wäre als jene, fo wäre es ein vollkommen Gleiqh⸗ 
niß; noch iſt der Glanz ein Zeichen,“ in. dem, daß er 
wicht weiter, höher noch niedriger gehet denn die Som 
ve, ſondern ſchnurgleich, ohne daß die Sonne inihten 
Weſen bleibet, und giebt es, dem Glanze nicht ;':aber bier 
gehet der: Sohn wie ein Glanz von dem Vater, und M 
auch diefelbige Sonne. "Siehe, das find. zwei Gleichniß 
damit uns vorgebildet ift, nach unferm groben Verftand, 
wie ed imi göttlichen Weſen zugeht. = 

Hier nimmt nun St. Johannes das dritte Gleich⸗ 

wis, und nennet ihn ein „Wort; welches viel. ‚Kopf 


4 


— 139 — ' 


ee iſt, denn alle andere, ohne Daß jene groß find, und 
ffer eingehen... Mein Wort, das ic; rede, tft nichts 
ıderd, denn ein Siegel und Bild meines Herzens, Daß 
er: mich höret: reden, der: ſiehet, was ih im. Herzen 
be, wie Chriſtus faget im Matthäo 12, 34: „Weß 
8 Herz. voll iſt, deß gehet: der Mund über; denn e& 
nn ſich niemand. endlich erhalten, daß er nit rede 
n dem, das fein, Herz dichte. Darum menn man 
ies Menfhen Worte böret, fü ſpricht manı Ich, ſehe 
hl was diefer im Sinne bat; item: Ich höre am 
fange: wohl, was du für ein Vogel bift; daher auch 
riſtus ſaget Matth. 12, 372 „Aus deinen Worten 
eft du Recht. geſprochen, und aus deinen Werten wirſt 
gerdammt werden.“ Alſo ift e& ein Wahrzeichen, 
z nicht: treugt und gewiß tft, wo. einer font nicht den⸗ 
zu lügen. Ja, wenn man glei einem. Lügner zu? 
cef, und Achtung Darauf giebt, verfehnappt er fi doch 
legt, und bricht heraus. Nun ift ed ein groß Ding . 
ı ded Meufhen. Geiſt; noch kann ich ihn fehen durch, 
8. Wort, welches das Herze von, fich giebt, und, ſich 
malet. in eines andern Herzen. 

Solches fehen wir auch ar dem bimmlifchen. Gei— 
vn; bie Eugel fingen Cold heute gehöret,) alfo: „Eh“ 
und Preis fey Gott in der Höhe, und Friede auf- 
rden, und den Menſchen ein Wohlgefallen.“ Luc. 2,14, 
08 iſt das rechte Bild der Engel. Denn durch das, 
ort. koͤnnen wir ihnen. im das. Herze ſehen, Daß es 
che Creaturen find, die leuchten und brennen. mit. eitel, 
lchen Gebaufen und Begierden, daß. Gott. gepreifet: 
erde, Friede auf Erden ſey, und alle Menſchen einen. 
ten Muth und. Herz haben, Sn: tief kann ich ſchö— 
en und. gründen aus Dem: Wort, daß ich. nicht. allein. 
denſchen, fondern auch Engel und Gott. felbit; erkenne, 

So hat nun. Gott der Vater ein Wort bei fid, 
ſpricht er bei ſich ſelbſt, daſſelbige iſt ſo gar eins mit 
m, daß nichts in Gott iſt, das nicht auch in das Wort 
lle, alſo, daß wenn wir das anfehen werden, ſo wer⸗ 
a wir Das vollkommene Weſen des Vaters ſehen. Aber 
dem leiblihen Wort fehlet es auch noch an ber Gleich⸗ 
6: Mein Wort bleibet. bei mir, das Hera Inlart. aut 


— 


S 


— 1 — - 


heraus, ſondern iſt nur ein Zeichen, ben Gedunken üb |; 
lich. Wenn aber jemand alfo reden könnte, daß ſich mil 
dem Worte dad Herz heraus gäbe, und eitel Herz dar⸗ 
aus würde, fo hätte es beides Sin Weſen. Alſo ptediget fi; 
die Schrift von göttlier Ratur und Weſen, wie, ed iw 
Himmel zugehet bei Gott felbft, da fih der Vater durd’& 1 
Wort abmalet, alfo, daß eben biefelbige, einige Natur und: & 
Weſen von ihm gebet, welches wir auch ſehen weide⸗ 
in jenem Leben. 
Warum hat aber St. Johannes eben ſolcher Gleich 
niß des Worts gebrauchet, und nicht einer andern, 
als des Glanzes der Sonne oder Ebenbildes ? Zum er⸗ 
ſten darum, Daß er uns zurück weiſete in Die Schrift 1: 
des alten Teftaments, Darauf er ſich auch gründet (wie 
wir bören werden), diefelbige zu eröffnen und nerklären. 
Zum andern, daß er damit einwidelte und angeigete die | 
Herrlichkeit und die Kraft der mündlichen Predigt des | 
Evangelii. Denn wie geringe es iſt in unfern ‚Mugen 
um das Wort, ſo man prediget, doch wenn wir dazı 
zu bereden wären, daß wir dad Wort ließen höher fepn 
und mehr gelten, denn alle andere Ereaturen, fo wären 
wir recht dran; aber die Vernunft kann fi) nicht dahin 
‘ erſchwingen; denn ſie ſiehet nur darnach, daß jedermann 
dad Wort im. Maul hat, und in eine Stimme gefafiet 
ift, die bald vergehet. Die aber den heiligen Geiſt im 
Herzen haben, die ſehen's und wiſſen's, DaB mo bad 
mündliche Wort gehöret wird, und ind Herz fälfet, fols 
get damit eine foldhe Gewalt, die Tod, ‚Sünde, Hölle: 
und alles Unglück erfäuft und vertilget. Darum: ruhe‘ 
met ſich Gott, er fey felbt in unferm Munde, wen 
wir reden, wie er zu Moſe fagte 2. Moſß &, 12: „Ze 
wii in Deinem Munde feyn.“ Item im Pſalm St, a1. 
ſpricht er: „Thue deinen Mund weit auf, ich will, 
füllen.“ 





Nun iſt es eine wunderliche Rede und —* 
daß Gott mit dem Wort in des Menſchen Mund ſey, 
daraus man nichts höret, denn eine arme vergängliche 
Stimme; noch muß er’. darinne ſeyn, fol er: in und 
Sünde, Tod und Hölle würgen. nnd verfilgen. Denn 
filched zu thun, da gehöret je-eine große Staͤrke zu, ja 


\ . m 161 Arsen 

goͤttliche Kraft, welche nicht anders kann zu uns 
in, denn in und Durch das Wort. Darum bat es 
St. Paulus fo hoch gepreifet, als er es nennet, 
Gottes, die da ſelig machet alle, die daran glaue 
Röm. 1, 16. alfo, daß wir mit dem Munde könn⸗ 

n folh Wort reden, dadurch die Seelen aus des 
i Reich geriffen werden, und in das ewige Leben 


Mer folhe Kraft und Tugend Tann es nirgend 

e beweiſen, denn im Kampf mit dem Tode und 

n Nöthen, da muß ewige Gerechtigkeit, Wahrheit 

eben, alle Sünde und Tod mit Füßen treten; 

8 aber ergriffen werden und in ber Geele haften, 

ıB es zuvor durchs Wort mündlich geprediget und 

en Obren gefaffet binein fommen. Siehe nun, wie 

‚Ding es ift, vom Glauben und Evangelio zu pres 

Denn wel Menſchenherz kann ermeſſen, was 

ewige Leben iſt mit allen feinen Gütern? noch wird 

"8 nicht anders heimgebracht, denn durch den Glau⸗ 

in Gottes Wort. 

Darum follen wir die äußerliche mündliche Predigt 

len Ehren halten, und uns hüten vor den leichtfer- 

fliegenden Geiftern, die ed in Wind ſchlagen und 

uchts halten; als unfere Rotten, die ihre eigene 

e erfunden haben, mit ihren Gedanfen gegen Gott 

ındeln, unterfteben fih ohne Brüden und Gteig 

Himmel zu der Majeftät zu Mlettern, und heimliche 

ime und Offenbarung zu hören, fo lange bis fte 

Hald darüber ſtürzen; wie e8 denen gehen foll, die 

zott verfuchen, und feine Weisheit meiftern wollen. 
hat. nun Johannes folder Weife gebraucht, daß er 
n Deren Chriftum nach feiner .göttlihen Majeſtät 
Bort heißet, ald nad) dem Höchften, das er ift und 

; und giebt ihm fo hohen Preis und Titel, daß Durch 
Ibige alle Dinge gemacht find, darum ihn alle Engel 
Himmel, Teufel, Welt, Hölle und alle Ereaturen 
en anbeten und Herrn heißen. Und wie Die Welt 
s Wort gefchaffen iſt; alſo tft fie auch durch's Wort 
et, (wie Johannes endlich befchliegen will), doch alje, 
bad Wort in der Erlöfung iſt Fleiſch oder Men 


u — 142 — 


worden. Und ſolchet Chabe ich geſagt), hat der Evang 
genommen aus Moſe. 

Denn ſo faͤhet er des alten Teſtaments Buůcher 

„Am Anfang ſchuf Gott Himmel und Erden, und die € 
war mwüfte und leer. Und Bott ſprach: „Es werde Li 
md es werd Licht;““ und fo fortan, durch alle fi 
Tage wiederholet er mit Fleiß folhe Wort: „Gott fire 

.. und ed gefchah alfo.* Damit zeiget er gewaltiglich 
daß da geweſen fey ein Wort vor allen Creaturen. D 
Gott fpricht ehe, denn noch Fein Ding iftz ja eben du 
das Sprechen müſſen die Creaturen werden. Weil a 
alle Dinge dur Gotted Sprechen und Wort gem 
werben, fo fan es nicht wine Creätur feynz denn 
reimiet ſich nicht, dab durch's Wort follte alles werd 
und das Wort follte felbit geſchaffen ſeyn. Iſt es di 
nicht gemacht, fo muß es Gott feyn; fintemal außer! 
Creaturen nichts ift, denn Gott. 

Weiter, kann das Wort nicht ſeyn der. Vater, 
es ſpricht, darum mß es eine andere Perſon ſeyn: bi 
es ſpricht niemand ſich ſelbſt. Und wiederum kann m 
mehr, denn ein währhaftiger natürlicher Gott fe 
Beil e8 nun beides wahr ift, fo muß das Wort » 
Vater alfo ausgehen, daß ed mit fi bringe dieſelb 

Natur und ganze Gottheit, die der Water hat, al 
Daß zwo Perfonen und doch Ein Gott ſey. Dasfe 
Johannes mit den Worten, als er fpritht: 

„Das Wort war bei Gott, und Gott war das Bor 

Denn, daß er erftlih geſaget hat: „Im Anfo 
wor das Wort,“ iſt fo viel geredt, als ewig außer 7 
und Greaturen. Weil nun nichts war dem. Gott, 
mußte ed ja in bei Gott ſeyn; weil aber nur ein ini⸗ 
Gott iſt, fo mußte es nicht ein andrer feyw; ‘Doch ni 
ein einzelner Gott, ſondern der Perfon halben unterſch 

‘“ den. Alſo gehen nım die Zwei in einander, Daß > 
ein natürlicher wahrhaftiger Gott, und doch nicht © 

. einfältige Perfon iſt. 

Alfo hat Mofes am bödjiten angefangen, und 

fo body als der Evangeliſt Johonnes, od Ichier ‚gem 
figer und klaͤrlicher; alſo, DaB vor qulent en ae 

Mudiren, und aus Dem neuen Tetament Tab. wi 


1. 


n jetzt fieheit du, wie alle diefe Worte Johannis 
ks aus Mofe fließen , und fi fein felbft geben, alfo, 
wenn wir Mofen follten auslegen, koͤnnte ed nier 
d anders noch beffer geben, denn eben mit ſolchen 
ten. Alfo kann der Geift dem Mofe in fein belles 
efichte fehen, und den Dedel hinwegnehmen.. Denn 
zuvor niemand wahrgenommen hätte,‘ mad Moſes 
et , oder warum 'er eben folhe Worte und Reden 
hret und fo oft getrieben hatte, fo ed doch unnütze 
vergeblicd, fdyeinet; das thut bier Johannes auf, daß 
uf's helleſte glänzet und leuchtet. Nun befchleußt 
annes, daß man nicht dente, er ſtrafe ſich felbft, 
bolet wieder, daß er anfänglich gefaget bat. 
affelbe war im Anfang bei Gott.“ | Ä 
Als follte er fagen: Sch fage es noch einmal, daß 
ı nicht eine Perfon aus den zweien mache, fondern 
tehe Einen Gott und zwo Perforen. Die Emigteit 
r Fanın man nicht ‚beffer begreifen, denn alſo, daß es 
vefen fey vor Anfang und Zeit, ehe man Stunde oder 
3 zählete. Aber folches kann die Vernunft nicht meſ⸗ 
nody mit Gedanken erlangen; fie will immer Zeit 
dem Anfang meſſen, .fo doc, feine Zeit ſeyn kann, 
er dem Anfang und Aufhören. Was ih nun außer 
t hebe, das hebe ih in Ewigkeit, alſo, daß „Zeit 
) Emigfeit wider einander find, und nichts dazwiſchen. 
Alfo gründet diefer Tert fammt Mofe den Artitel 
ets Glaubens, Daß Chriftus wahrhaftiger Gott fen; 
body dat Johannes das Evangelium angefangen, um 
Ketzer willen ; denn der Puff hat der Chrüftenhett den 
sten Stoß gethan vor dem Papft, ald die allerge- 
rteiten beiligften Biſchöfe, fo der Schub und Kern 
- Ehriftenheit ſeyn follten, fielen der Keßerei nad); 
nahm das beite Kleinod hinweg, gegen welchen un: 
e Bifchöfe nicht werth wären ihnen die Schub zu reis 
n, und ‚blieben gar wenig). die erhalten wurden und » 
arreten; dennoch gab Gott Gnade, daß Das Volf 
peit-biiebe, und der Glaube nicht gar verlofh, war 
moch nicht fo greulich, als zu unfern Zeiten, Da wart 
Siſchof zu finden war, der ſich wider "einen Jexchon 
segerei datte Könner legen. E 


Sa fol man nun geräft ſeyn, bie Vernunft mid 
Keberei nieder zu floßen, fo vor dem Anfang etwaß 
wollen meffen und zählen. Was zeitlich ift, laͤſſet ſch 
wehl zählen von Stund zu Stund; was du aber säblen 
kannſt, Das iſt nit ewig: denn ˖ "hier kannſt du feines 
Ppunkt noch Mittel finden. Darum ift es nichts, def 
die Arianer geſagt haben, der Sohn fey ja geweſen ver 
dem Anfang, doch nicht ewig, fondern nad) der. Ewig⸗ 
keit; und auch gemacht oder geſchaffen, doch vor der 
Greaturen, Himmel und Erden. So thut bie Vernunft 
aus ihrem eigenen Gedicht, will je ein. Mittel ſfinden, 
da feines iſt. Und zwar dieſe einige Ketzerei follte ul 
genug gemwißiget haben, daß Vernunft nichts tauge is 
Gottes Sachen. Alfo fchlägt fie das auch zurück, ſo 
Johannes weiter hinzu feßet: - . 

„Ale Dinge And durch daſſelbe gemacht, und ohn daß 
ſelbe iſt nichts gemacht, was gemacht iſt.“ 
Weil da unwiderſprechlich geſaget wird, daß allt, 
was je gemacht iſt, durch das Wort gemacht fe; ſo 
muß es ja nicht gemacht ſeyn. Was wäre es ſonſt g⸗ 
redt, daß er fo eben und deutlich daran hängt: „Ob 
. daffelbe ift nichts gemacht, was gemacht iſt *“ Debr 
. gleichen haben wir nun auch andere helle Sprüche, die 
auch zu diefem Artikel dienen, als St. Paulus an. die 
Eoloffer 1, 15 16: „Welcher ift das Ebenbild ded mer : 

fihtburen Gottes, der Erftgeborne vor allen Creaturen. 
Denn durch ihn ift es alles gefchaffen, das im Dimmed 
und auf Erden ift, das Sichtbare und Unfihtbire EB 
ft alled durch ihn und zu ihm gefchaffen,. und er iſt ver 
allen, und es beſtehet alles in ihm ꝛc.“ 

Alſo ſollten wir uns gewdhnen und lernen die Schr 
faffen,, Damit die Artifel des ‚Glaubens zu gründen und 
beweiſen; fonft; wiffen wir nicht: mehr denn son. Hoͤren⸗ 
fagen: dazır follte man auch die Jugend unterweiſen m) 
üben ‚: daß fie Sprüche aus der Schrift zuſammen fon 
ten foflen von Diefem und andern Artifeln,, dag ein jeg⸗ 
licher. wüßte zu..antworten, wenn man fragt, worauf bet 

rund: unfer8 Glaubens ftünde; \o. Toante min ie kur⸗ 
ger Da gelehute Chriſten machen: vie mon natifien 
Da Die jungen Mägdlein, ala ©r. Aaatıe. vod · Dicve⸗ 


J 







— 145 — —— 


ie Schrift konnten führen ud jedermann dad Man 
opfern. Solche Locös communes, oder gemeine 
Yauptftüde des Glaubens, follte man den Kindern vor⸗ 
egen und wohl einbläuen, daß, wenn fie e8 fo gefaffet 
yatten ,„ darnach die Schrift felbft lefen fünnten, und 
ene weiter ftärfen und ſpicken, auf daß fie des Glas 
bend und der Schrift gewaltig würden; fo mücte es 
wohl ſtehen um die Chriftenheit, daß man die reine Lehre 
nicht fo bald verfälfhen ließe, und den Motten und 
Kegern wehren könnte. Was hilft ed, dag wir die | 
Schrift fo reichlich haben und hören, und nichts davon 
lernen noch nüße machen; wie eine Magd, die mitten 
in den Blumen fäße, und feine wollte abbreden, einen 
Kranz zu machen. 

Alſo haben wir nun den Text, wie das Kind, das 
die Mutter. fäuget und ihm einen Brei giebt, dad arme 
Bleifh und Blut, fo hohe Majeftät if. Das Fleiſch 
und. Blut - alleine und blos wäre uns Fein nutz; aber 
das iſt der Schaf, daß die Kind Gotted Sohn ift, 
da ſtehet unſer Troſt und Heil: darum iſt es alles 
köſtlich und voll Gottes, wo dieß Kind if. Wenn ih 
das ergreife, Daß dieß Kind Gottes Sohn ſey, Darum 
fommen, daß er ſich mit Leib und Leben, ja mit der 
Gottpeil dazu, fese für meine Sünde, Tod und Teu- 
fel, fo ift mir geholfen, darauf kann ich mich tröften, 
troßen und fprehen: Da ftehet mein Heiland und mein 
Gott für mich, laß fehen, wer mir thun will. | 

Siehe, folhes Wiffen und: Olauben machet uns 
dad Kind nuß, und bringet und den unausfprechlichen 
Schatz heim, von Gott gefchenfet; fonft, wenn man 
gleich weiß, daß Chriſtus Gott tft, und diefer Mutter, 
der Jungfrauen Sohn, hülfe und auch noch nichts, er 
muß gar unfer eigen werden, ‘Daß wir das Kind im 
Schoos und Armen tragen, ſowohl ald die Mutter, 
durch den Glauben. Damm ift er auch Menſch wor 
den, daß er uns alſo an ſich zichen wollte, ja, fih - 
‚und in den Schoos legen. Alſo muß man beited zu 
Feige fallen Da er ber Mutter und au Goxed 

opn jep, und nad der hohen Majeſtät in Dob- Arms 
Meiſch befchloffeh, ung geachen N v 
kuctherv Qerte. 15. S.. 10 


— 146 — 


Darım fiehet man, daß die lieben Apoftel, Pau 

lus, Sohannes, Petrus und Chriſtus felbft fchier m 

- feinem Wort wähnen von der Mutter, der Jungfrauen 
denn es lieget nicht die größte Macht daran, daß fi 

Jungfrau iſt; fondern da lieget’8 alles an, darum and 

alles andere gefchehen if, daß wir wiffen, wie Dei 
- Kind um unfertwillen da iſt, vor uns. tritt und ftebel, 
unfer Herr und Gott ift, der und erhalten und ſchühen 
will. Das follte man vor allen Dingen ausſchreien 
und treiben; fonft, wo man die Mutter alleine preifet 
und das fihmeiget, richtet man nur Abgötterei an. Sie 
ift nicht um ihrentwillen da, fondern um meinetwillen, 
daß. fie mir diene und mir. das Kind gebe; fie ift je 
aller Ehren werth, aber laffe dad noch Kupfer ſeyn 
gegen diefem Golde. Se 
Darum redet auch: St. Paulus zun Galatern alſo: 
„Da die Zeit erfillet ward, fandte Gott feinen Sohn 
von einem Weibe geboren ıc.* ALS follte er fpreken: 
" Sft das nicht wunderlih, daß Gottes Sohn fih ſo 
tief herab läffet, und fenfet in ein armes Weib, alſo/ 
daß ſie den natürlichen Gottes Sohn trägt. Siehe, 
das iſt dieß Stück, uns zu Troſt und Heil geſetzet, 
daß dieß Kind allein um unfertwillen herab vom Hr 
mel, von Gott dem Vater fommt. Glaubeſt du es, 
je Darfeft du Dich nichts ſchrecken noch befümmern laflen, 
iſt fiher, und frei von allem Schaden und Unglüd, 
troß Sünde, Tod, Hölle, und Teufel, daß fie de. 

Kind hinweg reißen; das Fleifch, Das er angezogen bat, 

ſteckt ihm wohl im Rachen, aber er reißt es wieder 

heraus, und macht's ihm jo hart, daß er daran erwur⸗ 
gen muß. Spricht nun Johannes weiter: 

In ihm war dad Leben, und das Leben war ein Licht 
der Menſchen, und das Licht feheinete in die Finſter⸗ 
niß, und die Finfternig haben's nicht begriffen.“ 

Das ift furz fo viel gefaget: Es ift gar fein. ko 
ben, außer dem Wort; e8 Iebet nichts, es komme dem 
aus ihm, ja, es fey denn in ihm. Mit Dem : einigen 

Wort ift fhom niedergeihlagen ler Menihen Ihm 
und DBermögen , was rühmelt du nun den Ticien Die 
und eigen Berdienfts thue, wad Du tonut, ler Heli 


md Engel Wert, fo iſt's doch alles todt: denn hier 
ſtehet es dürr und Mar. Was nicht in ibm ift, das 
ift eitel Tod. Das Leben ftehet nicht darin, daß du 
Jungfrauſchaft bälteft, viel beteft und ftrenge Orden 
führeft; fondern In Ihm fagt er, und fonft nirgend: 
denn er redet, beide, vom zeitlichen trdifchen, und 
himmliſchen ewigen Leben ; als follte er fagen: Was 
nur lebet nnd webet in diefem oder jenem Leben, ift 
alles in ihm, wie auch Moſes im 1. 3. cI, 24. 26. 
anzeiget, da er faget: „Und Gott frrah: EB errege | 
ſich das Waſſer mit webenden und lebendigen Thieren, 
und die Erde bringe hervor lebendige Thiere ıc. Und 
ed geſchah alſo. Stem: Und Gott ſprach: Laßt und 
Menfhen machen, ein Bild, das uns gleich fey ıc.* 

Da fieheft du, daß alles, was nur Dad Weſen 
bat, in dem Wort tft und beftehet; darum ift es auch 
mit und, wenn wir uns gelaffen find und Chriftum 
nicht in und haben, eitel Tod: der Glaube aber, der 
Ehriftum reine faffet, und weiß, daß er wahrhbaftiger 
Gott in dem Fleifch ift, der hat das Leben. Denn 
darum hat er das Fleiſch angezogen, daß er und das 
Reben offenbarete und bräͤchte. Daram, wenn bu gleich 
Mofid Gefeb haft und darinne geheft, haft du das Les’ 
ben noch nit: denn was dad Wort nicht ift, da ift 
fein Leben. Iſt nun das Wort das Leben, fo muß 
ih je Das und fein anders haben, will ich anders les 
ben: das Wort aber traue ihm niemand zus ergreifen, 
wie vor gefagt, denn durch den Glauben. Wenn wir’s 
sun glaubten, würden wir und feines andern Dinges 
annehmen, weder dieß Leben noch Tod, weder Sünde 
noch Frömmigkeit. Was willft du dich unterfteben, res 
gieren und meiftern durch Vernunft und eigen Vermö- 
gen? Hier böreft du den erften Ruhm, daß wir todt 
und nichtes find. Es iſt nicht in und, fondern allein 
in das Wort gefaffet, daß wir Durch und tn ihm müflen 
dad Leben erlangen und behalten. 

Zum andern fagt er: „Das Leben war ein Licht 
ver Menfhen.“ Wo das Leben ift, da it ovh len 
as Lit und fonft nirgend. Denn zwar ale Das 
pten von biefem Licht, aber bier ſagt ve dnentühr 

x 10 * 


, ‚ —— 148 — 
„ein Licht der Menſchen:“ denn keine PH 
das Wort kann faſſen. Co ift abermal beſchloſſen, n 
mand fiehet nichts, feine Vernunft verftehet nichts, ı 
das Wort nicht leuchtet, welches ift das lebendige id 
das da fcheinet in alle Ort der Welt, innen und. aufe 
zeitlich und_ewig. "Die Vernunft bat wohl ein Lid 
, davon die Sophiften jagen; aber mern Das das red 
Richt wire dürfte —* Licht nicht in die Wi 
kommen tif. Vernunftlicht lehret dich wohl febe 
zählen und rechnen, Daß ein Ding größer und me 
den ein anders tft; aber gegen dieſem, das Chrift 
ft, der unfer Herz und Gewiſſen erleuchtet, iſt alle 
was in und ift, Blindheit und Finſterniß; vergreif 
on Dad Wort nicht, fo bleibeft du ewiglich todt u 
blind. | 
Zum dritten feet er hinzu: „Und. das Licht ſch 
net in die Finfterniß,* das ift, in die blinde Vernunf 
‚aber feine Finfternig kann e8 begreifen. Daß dieß Küı 
. Gottes Sohn, das Leben und Licht ſey, würde nie 
mermehr fein Auge erfchen, fein Sinn noch Berta 
erfennen; darum muß es offenbar werden vom Himm 
herab, welches durchs Evangelium gefchehen ift. Ab 
wiewohl es überall fcheinet und offenbaret tft, bleib 
ed dennoch unbefannt bei unfrer Vernunft. Giehe, I 
liegt abermal beide, Vernunft. und freier Wille, m 
aller Gewalt zu Boden gefchlagen; denn hier mennet | 
ed ja Dürr und frei herdus eine Finfternig, und fold 
Finfterniß, die daB Licht nicht begreifen kann. € 
wird je niemand dürfen fagen, daß menfchliche Vernun 
des Kichtes nicht bedürfe: Denn da ftehet Johaännes ſti 
und fchleußet, das Licht feheinet in Die Finfterniß; wi 
iſt das anders, denn fo viel: wo dad Licht möcht ſche 
net, da ift eitel Kinfterniß® Darüber, mo e& au 
fheinet, begreift e8 die Finfterniß nicht, fondern bleib 
Finſterniß. Was machen und rühmen wir Denn. 
dem, das Menfchen erfunden, befhlöffen und aufgerk 
. tet haben zu Gottesdienſt, oder mad werfen wir a 
unfere erdachten Werke, Drden und Stände, doxch weld 
wir vermeinen Gnade und ewig Leben zu vewein 
Wie können wir das Licht ſehen, m-iien, u 


.. — 149 — 


‚tun ſollen, fo wir nichts denn eitel Finſterniß ſeynk 
Oder wie koͤnnen wir nach dem Lichte greifen und Gu⸗ 
188 thun, fo wir es nicht ſehen noch wiſſen?. Wie 
könnte Johannes klaror und gewaltiger reden, denn er 

hier im Anfang thut, das wir doch bisher ſo dunkel 
und vergeblich geattet haben? 

Das iſt nun alles bisher insgemein von Chriſto 
geſaget, und ihm zugeſchrieben, als ſein Titel und Ei— 
genſchaft; als wollte St. Johannes ſagen: Ich will 
ſchreiben von einem Jeſu Chriſto, der da wahrhaftiger, 
natürlicher Gott iſt, und das einige Leben und Licht, 
dazu natürlicher, wahrhaftiger Menſch. Mit der Vor: 
rede fegt er und zum Widerfpiel, und: giebt und den 
Ruhm, daß wir alle todt und Finſterniß find, was wir 
mit Vernunft, Willen und Werken wornchmen; da bleis 
bet’8 bei, Daß niemand zum Leben und Licht kommt, er 
babe denn tiefen ChHriftum Durch Den Glauben, nicht aus 
und, fondern durch Gottes Gnade und Gabe. 


„Es war ein Menfh von Gott gefandt, der hieß For 
hannes, derfelbige Fam zum Zeugniß, daß er von 
vom Eichte zeugete, auf dag fie alle durch ihn glau⸗ 
eten.* 


Da gehet nun das rechte Evangelium an, wie auch 
bie andern Evangeliften angefangen haben. Denn bie 
auf Johannem haben das Geſetz und die Propheten ges 
währet, faget Chriftus Matth. 11, 13. Da aber das 
rechte Licht felbft fellte fommen, mußte diefer Bote vorn 
hergeben, und das neue Teftament und üffentlihe Pre: 
digt, des Evangelii anfahen. Dep Amt follte nun feyn, 
dag er 'zeugete allein von dem Lichte: denn Gott wollte 
de Welt felig machen durch das Licht und Leben, das 
er felbft ift; weil ed aber fo verborgen und in fremder 
Geftalt daher fam, daß unmöglih war zu erfennen in 
folhem armen, verachten Wejen und Geberden, mußte 
jemand ſeyn, der von ihm predigte und auf ihn zeigtre: 
der mußte aber von Gott geſandt ſeyn; fonft hätte er's 
auch nicht Fünnen thun: Denn er wäre ſelbſt nidt io. 
Aug gewefen,. daß er's erdacht. hätte; ja, ex yalke dh 
ſelbſt nicht geglaubet, wo ihn nicht Get laut 





— , 144 — L ‘ 


N 


Sn. fol man’ nun gerüft ſeyn, die Vernuunft mid 
Keberei nieder zu ſtoßen, fo vor dem Anfang etwmal 
wollen meſſen und zählen. Was zeitlich iſt, läſſet ſch 
wohl zählen von Stund zu Stund; was du aber zählen 
kannſt, Das iſt nicht ewig: Denn: bier kannſt du Feinde 

Punkt noch Mittel finden. Darum ift ed nichts, def 
bie Arianer gefagt haben, der Sohn fey ja gemefen'et j 
dem Anfang, doc nicht ewig, fondern nach der. Emigs 
feit; und aud gemacht oder geſchaffen, doch vor der 
Creaturen, Himmel und Erden. So thut die Vernunft 
aus ihrem eigenen Gediht, will je ein. Mittel finden, 
da Feines iſt. Und zwar Diefe einige Ketzerei follte und: 
genug gemißiget haben, daß Vernunft nichts tage ie 
Gottes Sachen. Alſo fchlägt fie das auch zurück, ſo 
Johannes weiter hinzu ſetzet: 

„Alle Dinge And durch daſſelbe gemacht, und ohn def 
felbe iſt nichts gemacht, was gemadt ft. . 

Weil da unwiderſprechlich gefaget wird, daß afleh, 
was je gemacht tft, durch das Wort gemacht feg; foji 
muß es ja micht gemacht feyn. Was wäre es fonft 96: 
redt, daß er fo eben und deutlich daran hängt: „Ohm 

. daffelbe iſt nichts gemacht, was gemacht iſt ?“ Debs 
. gleihen haben wir nun auch andere heile Sprüde, De | 
auch zu diefem Artikel dienen, ald St. Paulus an: dk 
Eoloffer 1, 15 16: „Welcher ift das Ebenbild des wm 
fihtbaren Gottes, der Erftgeborne vor allen Ereaturen. 
Denn durch ihn ift es alles gefchaffen,, das im Himmel 
und auf Erden-ift, das Sichtbare und Unſichtbare. Es 
iſt alles durch ihn und zu ihm gefchaffen, und er iſt vor 
allen, und es beftebet alled in ihm ꝛc.“ Ze 

Alfo follten’ wir und gewöhnen und lernen.die Schrif 
faffen , Damit die. Artifel des Glaubens zu gründen! und 
beweiſen; fonft; wiffen wir nicht. mehr denn von Hörens 
fagen: dazu folkte man auch die Sugend..umterweifen um 
üben ‚: daß fie Sprüche aus der Schrift zufammen fon 
ten faflen won dieſem und andern Artifeln,. dag. ein jeg⸗ 
licher wüßte: zu. antworten, wenn man fragt, worauf der 

Grund: unferd Glaubens ftunde; ſo Tonne man ie kurs 

ges Hoit ‚gelehste Ehriften mahen: vie man werigäen 
Da die jungen Wiägdlein, als St. Agatıe. und. Hager 


, 







— 145 — —— 


e Schrift konnten führen ud jedermann dad Maut 
opfen. Solche Locos communes, nder gemeine 
auptſtücke des Glaubens, follte man den Kindern vor⸗ 
gen und wohl einbläuen,, daß, wenn fie es fo gefaffet 
ätten , darnach die Schrift felbft lefen Fönnten, und 
ne weiter ftärfen und fpiden, auf daß fie des Ola 
end und der Schrift gewaltig würden; fo möchte es 
oohl ftehen um die Ehriftenheit, daß man die reine Lehre 
sicht fo bald verfälfhen ließe, und den Notten und 
Regern wehren könnte. Was hilft ed, dag wir die | 
Schrift fo reichlidy haben und hören, und nichts daven 
ernen noch nüße machen; wie eine Magd, die mitten 
in den Blumen fäße, und feine wollte abbrechen, einen 
Rranz Zu machen. 

Alſo haben wir nun den Tert, wie dad Kind, das 
die Mutter: fäuget und ihm einen Brei giebt, Dad arme 
Fleifh und Blut, fo hohe Majeftät if. Das Fleiſch 
und. Blut - alleine und blos wäre uns fein nutz; aber 
das fit der Schag, daß dieß Kind Gottes Sohn tft, 
da ſtehet unfer Troft und Heil: darum iſt es alles 
föftlih und voll Gottes , wo dieß Kind if. Wenn ich 
dad ergreife, daß dieß Kind Gottes Sohn fey, Darum 
fommen, daß er ſich mit Leib und Leben, ja mit der 
Gottkat dazu, fee für meine Sünde, Tod und Teus 
fel, fo ift mir geholfen, darauf kann ich mich tröften, 
troßen und fpredhen: Da ftehet mein Heiland und mein 
Gott für mich, laß fehen, wer mir thun will. 

Siehe, folhes Wiffen und- Glauben machet uns 
dad Kind nuß, und bringet und den unausſprechlichen 
Shag heim, von Gott geſchenket; fonft, wenn man 
gleich weiß, Daß Chriftus Gott ift, und Diefer Mutter, 
der Zungfrauen Sohn, hülfe und auch noch nichts, er 
muß gar unfer eigen werden, ‘daß wir das Kind im 
Schoos und Armen tragen, ſowohl als die Mutter, 
dur den Glauben. Damen iſt er auch Menfc wor 
den, daß er uns alfb an fich ziehen wollte, ja, fih - 
und in den Schoos legen. Alſo muß man beited ji 
Page — 25 er der Mutter und ah Goxed 

opn jey, und nad der hohen Moajeftät in Dob- Ems 
fleiſch befhloffeh, ung gegeben N = 
kacher Werte. 15. Bd, 10 


/ 


— 146 _ 5 . 


Darum ſiehet man, daß die lieben Apoftel, Pau⸗ 
las, Johannes, Petrus und Chriſtus felbft ſchier mit 
feinem Wort wähnen von der Mutter, der Jungfrauen: 
denn ed lieget nicht die großte Macht daran, Daß ft 
Jungfrau iſt; fondern da lieget’3 alles an, darum and | 
alles andere gefchehen ifk, daß wir wiffen, wie dab 

- Kind um unfertwillen da tft, vor und tritt und ftehe, - 
unfer Herr und Gott ift, der und erhalten und ſchützen ? 
will, Das follte man vor allen Dingen ausfchreies ; 

und treiben; fonft, wo man die Mutter alleine preiſct 
und das fchweiget, richtet man nur Abgötterei an. ©%. : 
iſt nicht um ihrentwillen da, fondern um meinetwillen, 
daß fie mir diene und mir das Kind gebe; fie iſt je 
aller Ehren werth, aber laffe dad noch Kupfer fegt : 
gegen diefem Golde. WVW 
Darum redet auch St. Paulus zun Galatern alſe: 

„Da die Zeit erfüllet ward, ſandte Gott feinen Sohn 

von einem Weibe geboren ꝛc.“ Als follte er ſprecen: 

Iſt das nit wunderlih, Daß Gottes Sohn ſich P 
tief herab läſſet, und fenfet in ein armed Weib, alſo, 

Daß fie den natürlichen Gottes Sohn fragt. Siehe ' 

Das ift dieß Stück, und zu Troſt und Heil geſetzet, 

dag dieß Kind allein um unfertwillen herab vom Him _ 
mel, von Gott dem Vater Ffommt. Glaubeft du &, 
je darfeft du dich nichts ſchrecken noch befümmern laffen, 
iſt fiher und frei von allem Schaden und Unglüd, 
troß Sünde, Tod, Hölle, und Teufel, daß fie dab 

Kind hinweg reißen; das Fleiſch, das er angezogen bat, 

fRekt ibm wohl im Rachen, aber er reift es wieder 
beraus, und macht's ihm fo hart, daß er daran erwür⸗ 
gen muß. Spricht nun Sohannes weiter; 

„In ihm war das Leben, und das Leben war ein &idht 
der Menſchen, und das Licht fcheinete in die Finſter⸗ 
niß, und die Finſterniß haben’8 nicht begriffen.“ 

Das ift kurz fo viel gefaget: Es ift gar fein Le 
ben, außer dem Wort; es lebet nichts, es komme denn 
aus ihm, ja, ed fey denn in ihm. Mit dem. einigen 

WVort iſt ſchon niedergeichlagen aller Menihien Thun 

und Vermögen, was ruhmelt Du nun den Kreien Willen 
und eigen Berdienft; thue, wad du tauntt, Mer Hedi 


⸗ 


md Engel Werk, fo iſt's doch alles kodt: denn hier 
tehet ed Dürr und Mor. Was nicht in ihm ift, das 
teitel Tod, Das Leben ftehet nicht darin, daß du 
ungfraufchaft haͤlteſt, viel beteft und ftrenge Orden 
ihreſt; ſondern In Ihm fagt er, und fonft nirgend: 
nn er redet, beide, vom zeitlichen irdiſchen, und 
mmlifchen ewigen Leben; als follte er fagen: Was 
m lebet nnd webet in diefem oder jenem Leben, tft 
(ed in ihm, wie auch Mofes im 1. 3. cXI, 24. 26. 
tzeiget, da er faget: „Und Gott ſprach: EB errege | 
h das Waſſer mit webenden und lebendigen Thieren, 
id die Erde bringe hervor lebendige Thiere ıc. Und 
geſchah alfo. tem: Und Gott fprah: Laßt und 
tenfhen machen, ein Bild, das uns gleich ſey ır.* 
Da fieheft du, daß alles, was nur das Weſen 
t, in dem Wort ift und beftehet; darum tft e8 auch 
it und, ‚wenn wir uns :gelaffen find und Chriftum 
ht in und haben, eitel Tod: der Glaube aber, der 
hriſtum veine faffet, und weiß, daß er wahrhaftiger 
iott in dem Fleiſch ift, der hat das Leben. Denn 
wum bat er das Fleiſch angezogen, daß er und daB 
ben offenbarete und brächte. Daram, wenn Du gleich 
loſis Geſetz haft und darinne geheft, haft Du das Les’ 
m noch nicht: Denn was Das Wort nicht iſt, Da tft 
in Leben, Iſt nun das Wort dad Leben, fo muß 
‚je das und fein anders Haben, will ic anders les 
n: dad Wort aber traue ihm niemand zu ergreifen, 
ie vor gejagt, denn durch den Glauben. Wenn wir’s 
m glaubten, würden wir und feines andern Dinges 
mehmen, weder dieß Leben noch Tod, weder Sünde 
xch Frömmigkeit. Was willft du dic unterfteben, res 
ren und meiftern duch Vernunft und eigen Vermö⸗ 
net Heer böreft du den erften Ruhm, daß wir todt 
id nichtes find, Es iſt nicht in und, fondern allein 
das Wort gefaffet, daß wir Durch und in ihm müffen 
8 Leben erlangen und behalten. | 
Zum andern fagt er: „Das Leben wat ein Uht 
r Menfhen.“ Wo das Leben if, da ik ovh em 
 Eiht und fonft nirgend. Denn zwar alle Dias 
bien von biefem Licht, aber bier ſagt er nei, 
/ 10 * 


worden. Und folches Chabe ich gefagt), hat der Evang | 


N 


- und e8 gefchah alfo.“ ‚Damit zeiget er gemwaltiglich aug 


es ſpricht, darum maß ed eine andere Perſon ſeyn: Denk 


Natur und ganze Gottheit, die der Vater hat, alſ 


‘ den. Alfo gehen num die zwei in einander, Daß uf 


. einfältige Perfon ift, ee 


— 132 — 







genommen aus Moſe. 
Denn fo fähet er des alten Teſtaments Bůcher PN 
„Am Anfang ſchuf Gott Himmel und Erden, und bie Erie, Ä 
war wüfte und leer. Und Gott ſprach: „Es werde Liheh 
md es ward Tihtz“* und fo fortan, Durch alle ſechJ 
Tage wiederholet er mit Fleiß jolche Wort: „Gott eh , 


- 


Daß da gewefen fey ein Wort vor allen Creaturem De 
Gott fpricht ehe, denn noch Fein Ding iftz ja eben dur 
Das Sprechen 'müflen die Creaturen werden. Weil abe 
alle Dinge durch Gottes Spreden und Wort gemadk} 
werden, fo kann es nicht eine Creatur feynz denn dA, 
reimet fih nicht, dab durch's Wort follte alles werden J 
und daB Wort follte felbft geſchaffen ſeyn. Iſt es dem Ir 
nicht gemadt, fo muß es Gott feyn; fintemal anper Dead, 
Creaturen nichts ift, denn Gott. 
Weiter, kann Das Wort nicht feyn: der. Vater, wi | 


es fpricht niemand ſich felbft. Und wiederum Tann m]. 
‘mehr, denn ein währbaftiger natürlider Gott few 
Weil es nun beides wahr ift, fo muß Daß Work. zo 
Vater alſo ausgehen- daß es mit fi bringe viefelbig- 


daß zwo her ſonen und doch Ein Gott ſey. Dean. J 
Johannes mit den Worten, als er ſpricht: 1 
„Das Wort war bei Gott, und. Gott war das Wort! 

Denn, daß er erftlich Yefaget hat: Im Anfan 
war das Wort,“ iſt fo viel geredt, als ewig außer Zei 
und Creaturen. Weil nun nichts war denn. Gott, ſ 
mußte es ja in bei Gott feyn; weil aber nur eineintget 
Gott iſt, fo mußte es nicht ein andrer fen; Doch wit 
ein einzelmer Gott, jondern der Perſon halben unterfhle 










ein natürlicher wahrbaftiger Gott, und doch nicht u 


Alfo hat Mofes am höchiten Angefangen, nd. MR 
fo hoch als der Evangeliſt Johannes, und ſchier gewab 
tiger und klaͤrlicher; alſo, Daß wir zuletzt müſſen 

Rubin, und aus dem neuen Teſeraexx Das. alte le 








. — 149 — 

Kun follen, fo wir nichts denn eitel Flufternig feyn® 
Oder wie koͤnnen wir nach dem Lichte greifen und Gu⸗ 
ed thun, fo wir es nicht fehen noch wiſſen?. Wie 
Önnte Johannes Flarer und gewaltiger reden,. benn .er 


ier im Anfang thut, das mir doch biäher p dunkel 
nd vergeblich geattet haben? 


Das iſt nun alles bisher indgemein von ˖ Chriſto 
eſaget, und ihm zugeſchrieben, als ſein Titel und Ei— 
enſchaft; als wollte St. Johannes ſagen: Ich will 
hreiben von einem Jeſu Chriſto, der da wahrhaftiger, 
stürliher Gott ift, und das einige Leben und Licht, 
u natürlicher, wahrhaftiger Menſch. Mit der Bor: 
de feht er und zum MWiderfpiel, und giebt und den 
uhm, Daß wir alle todt und Finfterniß ſind, was wir 
it Vernunft, Willen und Werfen vornehmen; da blei⸗ 
28 bei, Daß niemand zum Leben und Licht kommt, er 
ıbe denn diefen Chriftum durch den Glauben, nicht aus 
18, fondern dur” Sotted Gnade und Gabe, 


ks war em Menfh von Gott gefandt, der bie Jo⸗ 
hannes, derfelbige Fam zum Zeugniß, daß er von 
kein. Lichte zeugete, auf daß ſie alle durch ihn glau⸗ 
eten.“ 


Da gehet nun das rechte Evangelium an, wie auch 
: andern Evangeliſten angefangen haben. Denn bis 
f Johannem haben das Gefep und die Propheten ges 
ihret, ſaget Chriftus Matth. 11, 13. Da aber das 
hte Licht felbft follte fommen, mußte diefer Bote vorn 
‚gehen, und dad neue Teftament und öffentliche Pre⸗ 
t, des Evangelii anfahen. Deß Amt ſollte nun ſeyn, 
z er zeugete allein von dem Lichte: denn Gott wollte 
Welt ſelig machen durch das Licht und Leben, das 
ſelbſt iſt; weil es aber ſo verborgen und in fremder 
ſtalt daher kam, daß unmöglich war zu erkennen in 
chem armen, verachten Weſen und Geberden, mußte 
and ſeyn, der von ihm predigte und. auf ihn zeigete: 
"mußte aber von Gott geſandt ſeyn; fonft hätte er’ 
h nicht können thun: denn er wäre (lt mat Do. 
, gewefen,. daß er's erdacht. hätte; ja, ex harte «6 

T nicht seglaubet, wo ihn yicht Gert — 













— 1 — 


So fol man’ nun geräft ſeyn, bie Vermuft il: 
Keberei nieder zu ftoßen, fo vor dem Anfang eiwalk 
wollen meſſen und zählen. Was zeitlich iſt, Täffet 
wehl zählen von Stund zu Stund; was bir aber zät 
kannſt, das ift nicht ewig: denn ˖ hier kannſt du keiug 
Punkt noch Mittel finden. Darum tft es nichts, 
die Arianer geſagt haben, der Sohn ſey ja geweſen ii 
dem Anfang, doc nicht ewig, ſondern nach der. Ewi 
feit; und aud gemacht oder gefchaffen ,. dach vor Di 
Creaturen, Himmel und Erden. So thut die Vernu 
aus ihrem eigenen Gedicht, will je ein. Mittel inte 
Da feines ift. Und zwar dieſe einige Keberei follte mh 
genug gemigiget haben, daß Vernunft nichts tauge ik 
Gotted Sachen. Alfo fchlägt fie das auch zurũck, Mi 
Johannes weiter hinzu fehet: . . 
„Ale Dinge And durch daffelbe gemacht, und ohn Du 

felbe ift nichts gemaht, was gemadt ff. . 

Weil da unwiderſprechlich gefaget wird, daß aleh 
was je gemacht tft, Durch das Wort gemadt ſey; Pi: 
muß es ja micht gemacht feyn. Was wäre es ſonſt 
vedt, Daß er fo eben und deutlich Daran hängt: „Obi 
daſſelbe ift nichts gemaht, was tgemacht iſt ?“ Dei 

gleichen haben wir nun auch andere helle Sprüche, De = 
auch zu dieſem Artifel dienen, ald St. Paulus an:bR. 
Coloſſer 1, 15 16: „Welcher iſt das Ebenbild des wer. 
fihtbaren ‘Gottes, der Erftgeborne vor allen Creaturen. 
Denn durch ihn ift es alles gefchaffen, das im Dinnd ii 
und auf Erden ift, das Sichtbare und Unfichtbäre. € 
iſt alles Durch ihn und zu ihm gefchaffen, und er iſt ger 
allen, und es beftebet alled in ihmꝛrc.“““ 

Alfo follten wir und gewöhnen und lernen die 4 
faſſen, damit die Artikel des Glaubens zu gründen und 
bemeifen ; fonft. wiffen wir nicht. miehr denn / von. Häreit . 
fügen: dazır follte man auch die- Jugend. unterweiſen ul 
üben , daß file Sprüche aus der Schrift zuſammen füwb 
‚ten foffen von diefem und andern Artifeln,. ag; ein jeg⸗ 
licher wüßte‘ zu..antworten, wenn man fragt; worguf her 
rund: unfers Glaubens ftunde; fo. fünnte man in Tmt 
zer Zeit gelehrte Chriften machen: wie man vorzeiten 
Da die jungen Mägdlein, ala ©t, Agatha. und. Dagued, 

\ 


us 


— 145 — —2 


e Schrift konnten führen und jedermann das Maul 
opfen. Solche Locos communes, oder gemeine 
auptſtücke des Glaubens, ſollte man den Kindern vor⸗ 
gen und wohl einbläuen, daß, wenn fie es fo gefaffet 
ätten , darnach die Schrift felbft lefen könnten, und 
ne weiter ftärfen und ſpicken, auf daß fie des Ola 
end und der Schrift gewaltig würden; fo mücte es 
dohl ftehen um die Ehriftenheit, daß man die reine Lehre 
richt fo bald verfälfchen ließe, und den Notten und 
tegern wehren könnte. Was hilft ed, daß mir die 
Schrift fo reichlich haben und hören, und nichts daven 
ernen noch nüße machen; wie eine Magd, die mitten 
n den Blumen fäße, und feine wollte abbrechen, einen 
Rranz zu machen. 

Alſo haben wir nun den Text, wie das Kind, Das 
die Mütter: fäuget und ihm einen Brei giebt, das arme 
Fleiſch und Blut, fo hohe Majeftät if. Das Fleiſch 
und. Blut alleine und blos wäre uns fein nub; aber 
das tft der Schaß, daß dieß Kind Gottes Sohn ift, 
da ſtehet unfer Troſt und Heil: darum iſt es alles 
koͤſtlich und voll Gottes , wo dieß Kind if. Wenn th 
Daß ergreife, daß dieß Kind Gottes Sohn fey, darum 
fommen, daß er ſich mit Leib und Leben, ja mit der 
Gotta dazu, fee für meine Sünde, Tod und Teus 
fel, fo ift mir geholfen, darauf kann ich mich tröften, 
troßen und fprehen: Da ftehet mein Heiland und mein 
Gott für mich, laß fehen, wer mir thun will. 

Siehe, folhes Willen und: Glauben machet uns 
das Kind nuß, und bringet und den unausfpredlichen 
Schatz beim, von Gott gefhenfet; fonft, wenn man 
gleich weiß, daß Chriftus Gott iſt, und diefer Mutter, 
der Sungfrauen Sohn, hülfe und auch noch nichts, er 
muß gar unfer eigen werden, "Daß wir dad Kind im 
Schoos und Armen tragen, ſowohl als die Mutter, 
durch den Glauben. Daun ift er auch Menſch wor⸗ 
den, daß er uns alſo an fich zichen wollte, ja, fih - 
und in den Schoos legen. Alſo muß man beides zu⸗ 
fammen faffen, DaB er ter Mutter und aud Gottes: 
Sohn fey, und nah der hohen Majeftät’in dos gun 
Fleiſch befhloffen, uns gegeben. 
Eutpers Werte. 15. Bd. 10 





— 146 — 


Darım fiehet man, daß die lieben Apoftel, 9 
lus, Johannes, Petrus und Chriftus felbft fchier 
feinem Wort wähnen von der Mutter, der Zungfra 
denn ed lieget nicht die größte Macht Daran, Daß 
Jungfrau iſt; fondern da lieget’8 alles an, Darum ı 
alles andere geſchehen ifk, daß wir wiffen, wie 
Kind um unfertwillen da ift, vor und tritt und fte 
unfer Herr und Gott ift, der uns erhalten und ſchü 
will. Das follte man vor allen Dingen ausfhr: 

und treiben; fonft, wo man die Mutter alleine prı 
und das fchweiget, richtet man nur Abgötterei an. ' 
ift nicht um ihrentwillen da, fondern um meinetwil 
daß fie mir Diene und mir. dad Kind gebe; fie ift 

aller Ehren werth, aber laffe das noch Kupfer f 

gegen diefem Golde. 

Darum redet auch: St. Paulus zun Oalatern a 
„Da die Zeit erfillet ward, fandte Gott feinen © 
von einem Weibe geboren ıc.* Als follte er ſprec 
Iſt das nicht wunderlih, daß Gottes Sohn fi 
tief herab läffet, und fenfet in ein armed Weib, a 
daß fie den natürlihen Gottes Sohn fragt. Gi 
Das iſt dieß Stück, und zu Troſt und Heil gefet 
daß dieß Kind allein um unfertwillen herab vom H 
mel, von Gott dem Vater fommt. Glaubeft Du 
je darfeſt du Dich nichts ſchrecken noch befümmern laſſ 

iſt fiher, und frei von allem Schaden und Ungli 
troß Sunde, Tod, Hölle, und Teufel, daß fie | 

Kind hinweg reißen; das Fleifch, Das er angezogen h 

ſteckt ihm wohl im Rachen, aber er reißt ed wie 

beraus, und macht's ihm fo hart, daß er daran erw 
gen muß. Spricht nun Johannes weiter: 

„In ihm war das Leben, und das Leben war ein & 
der Menfchen, und das Ficht fcheinete in die Finſi 
niß, und die Finfternig haben's nicht begriffen.“ 

Das ift kurz fo viel gefaget: Es ift gar Fein 
ben, außer dem Wort; e8 lebet nichts, es fomme di 
aus ihm, ja, es fey denn in ihm. Mit dem. eim 
Wort ift ſchon niedergefchlagen aller Menfchen Zı 
und Vermögen, was rühmeſt du nun den freien Wi 
und eigen Berdienfts thue, was du tount, aller Heili 


* 


a dit — | 
Engel Werk, fo iN’9 doc alles tobt: denn hier 
: ed dürr und klar. Was nicht in ihm iſt, das 
tel Tod. Das Leben ftehet nicht darin, daß du 
fraufchaft hälteſt, viel beteft und ftrenge Orden 
ft; fondern In Vhm fagt er, und fonft nirgend: 
er redet, beide, vom zeitlihen firdifchen, und 
liſchen ewigen Leben; als follte er jagen: Was 
lebet nnd webet in diefem oder jenem Leben, tft 
in ihm, wie auch Mofed im 1. 3. ET, 24. 26. 
get, da er ſaget: „Und Gott fprah: Es errege 
‚a8 Waſſer mit mwebenden und lebendigen Thieren, 
die Erde bringe hervor lebendige Thiere ıc. Und 
eſchah alſo. Item: Und Gott fprah: Laßt und 
fhen maden, ein Bild, das uns gleich fen ır.* 
Da fieheft du, Daß alles, was nur dad Weſen 
in dem Wort tft und beftehet; darum tft ed auch 
und, wenn wir und ‚gelaffen find und Chriftum 
in und haben, eitel Tod: der Glaube aber, der 
tum reine foffet, und weiß, daß er wahrhaftiger 
in dent Fleifch tft, der hat das Leben. Denn 
n bat er das Fleiſch angezogen, dag er und das 
ı offenbarete und brachte. Daram, wenn du gleich 
8 Gefeg haft und darinne geheft, haſt du Das Lex’ 
noch sicht: denn was das Wort nicht iſt, da iſt 
Leben. Iſt nun dad Wort das Leben, fo muß 
: das und fein anders haben, will ich anders les 
dad Wort aber traue ihm niemand zu ergreifen, 
vor gejagt, denn durch den Glauben. Wenn wir’s 
glaubten, würden wie und feines andern Dinges 
men, weder dieß Leben noch Tod, weder Sünde 
Frömmigkeit. Was willft du Dich unterfteben, re» 
n und meiftern duch Vernunft und eigen Wermöd- 
Hier höreſt du den erften Ruhm, daß wir todt 
nichted ſind. Es iſt nicht in und, fondern allein 
8 Wort gefaffet, daß wir Durch und in ihm müſſen 
Leben erlangen und behalten. 
Zum andern fagt er: „Das Leben war ein Licht 
Menfchen.“ pn das Leben ift, da tft auch allein 
Licht und fonft irgend. Denn zwar alle Dinge 
ten von dieſem eicht, aber bier. \agk er Angeihr 
’ OÖ 


8 


Au  . i - 


—— — 18 — 


„ein Licht der Menſchen:“ denn feine andere Creat 
das Wort kann faſſen. So iſt abermal beſchloſſen, mi 
mand ſiehet nichts, feine Vernunft verſtehet nichts, v 
dad Wort nicht leuchtet, welches iſt das lebendige Lich 
das da fheinet in alle Drt der Welt, innen und. außen 
zeitlich und.ewig. "Die Vernunft bat wohl ein Pict 
davon die! Sophiſten jagen; aber mern Das des redt 
Licht —* durfte dieſes Licht nicht in die We 
fommen est. Vernunftlicht lehret dich wohl fehen 
zählen und rechnen, daß ein Ding größer und me 
denn ein anders ift; aber gegen diefem, das Chriſtu 
ift, der unfer Herz und Gewiſſen erleuchtet, ift alles 
was in und ift, Blindheit und Finſterniß; ergreife! 
bu das Wort nicht, fo Lleibeft du ewiglich todt nf 
ind. | 
Zum dritten fehet er hinzu: „Und. das Licht ſchei 

net in die Finſterniß,“ das iſt, in die blinde Vernunft 
‚aber feine Finfterniß fann e8 begreifen. Daß dieß Anl 
Gottes Sohn, das Leben und Licht ſey, würde nm 
mermehr fein Auge erfehen, fein Einn noch Verſtan' 
erfennen; darum muß es offenbar werden vom Himme 
herab, welches durchs Evangelium gefchehen ift. Abe 
wiewohl es überall fcheinet und offenbaret iſt, bleibe 
ed dennoch. unbefannt bei unfrer Vernunft. Giehe, di 
liegt abermal beide, Vernunft. und freier Wille, mi 
aller Gewalt z Boden gefchlagen; denn hier mennet € 
e8 ja dürr und frei herdus eine Finſterniß, und feld 
Finſterniß, die das Licht nicht begreifen kann. € 
wird je niemand dürfen fagen, daß menfchliche Vermunf 
des Lichtes nicht bedürfe: denn da ftehet Johannes flei 
und ſchleußet, das Licht fcheinet in die Finfterniß; nie 
ift dad anders, denn fo viel: wo dad Licht nicht ſche— 
net, da ift eitel Finſterniß? Darüber, wo eb au 
ſcheinet, begreift e8 die Finfterniß nicht, fondern bleibe 
Finſterniß. Was machen und rühmen wir Denn x 
dem, das Menfchen erfunden, befchlöffen und aufgerid 
tet haben zu Gottesdienſt, oder was werfen wir a 
unfere erdachten Werke, Orden und Stände, durch weld 
wir vermeinen Gnade und ewig Leben zu erwerben 
2Bie fönnen wir das Licht ſehen, und’wiien, was wi 


\ 
k 
‘ 


— | — 19 — 


wan ſollen ſo wir nichts denn eitel Fiuſterniß teyn® 
Der wie fönnen mir nach dem Lichte greifen und Gu⸗ 


tes thun, fo wir es nicht fehen noch wiffen?. Wie 


Fönnte Sohannes Flarer und gewaltiger reden, denn er 


‚bier im Anfang thut, Dad wir doch bisher p dunkel 


und vergeblich geattet haben ? 

Das ift nun alles bisher indgemein von Chriſto 
geſaget, und ihm zugejchrieben, als fein Titel und Ei: 
genfhaft; ald wollte St. Zohanned Sagen: Sch will 
{reiben von einem Sefu Chrifto, der da wahrhaftiger, 


‚ natürlicher Gott ift, und das einige Reben und Licht, 


Dazu naturliher, wahrhaftiger Menſch. Mit der Bor: 
xede feßt er und zum MWiderfpiel, und giebt und den 
Ruhm, daß wir alle todt und Finfterniß find, was wir 
mit Vernunft, Willen und Werfen vornchmen; da blei⸗ 
bet's bei, daß niemand zum Leben und Licht kommt, er 
habe denn dieſen Chriſtum durch den Glauben, nicht aus 
und, ſondern durch‘ Gottes Gnade und Gabe. 


„Es war em Menfh von Gott geſandt, der hieß Jo⸗ 
hannes, derſelbige kam zum Zeugniß, daß er von 
Beten. Lichte zeugete, uf dag fie alle durch ihn glau⸗ 
eten.“ 


Da gehet nun das rechte Evangelium an, wie auch 
die andern Evangeliſten angefangen haben. Denn bis 
auf Johannem haben das Geſetz und die Propheten ge⸗ 
währet, ſaget Chriſtus Matth. 11, 13. Da aber das 
rechte Licht ſelbſt ſollte kommen, mußte dieſer Bote vorn 
hergehen, und das neue Teſtament und üffentlihe Pre⸗ 
digt, des Evangelii anfahen. Deß Amt ſollte nun ſeyn, 
daß er zeugete allein von dem Lichte: denn Gott wollte 
die Welt ſelig machen durch das Licht und Leben, das 
er ſelbſt iſt; weil es aber ſo verborgen und in fremder 
Geſtalt daher kam, daß unmöglich war zu erkennen in 
ſolchem armen, verachten Weſen und Geberden, mußte 
jemand ſeyn, der von ihm predigte und auf ihn zeigete: 
der mußte aber von Gott geſandt ſeyn; ſonſt hätte er's 


auch nicht können thun: denn er wäre ſelbſt nicht ſo 


klug geweſen, daß er's erdacht hätte; ja, er hätte es 


ſelbſt nicht geglaubet/ wo ihn nicht Gott erleuchtet 


R 


4 in 499 —⸗ 


Hättes ſo hätte anch niemand geglaubet, wo es Ge 
nicht durch die mündliche Predigt offenbaret Hätte. 

Was tft num fein’ Zeugniß geweſen? Nichtd-anden 
Denn daß alle unfer Wefen, Thun und Vermögen, Tı 
und Finfterniß fey, wie Föftlih, weife und. heilig ı 
gleißen mag; in Ehrifto aber allein das Leben und Lid 
fey: und Dad darum, daß wir yon und abtreten un 
on ihn glauben. Denn er darum- fommen tft, in unf 
armed Wefen getreten, und von fi verfündigen lafeı 
daß er fih und zu eigen gebe. Das fol nun, (fa 
th,) Johannis Amt feyn, Daß er von fih auf Chriſtu 
weife, und nichts anderd denn von dem Licht wife | 
predigen, ‚oder ift nicht Johannes; darum ſpricht er: 
„Er war nicht das Licht, fondern daß er zeugete vr 

dem Licht. * 

Wiewohl Fein Größerer unter allen von Weibe 
geboren auf fommen .ift, denn Sohanned, noch fol ı 
nicht ein Licht noch Meifter ſeyn, hat ſich auch felb 
niht wollen Dafür gehalten haben, noch die Ehre a 
nehmen, auch da fie ihm angeboten ward, beide, vr 
Pharifaern und feinen Jüngern. Alſo find auch al 
andere Prediger nicht Meifter, fondern nur Zeugen di 
einigen Lichte. Darum fol man auch niemand, folge 
darum, daß. er fo faget oder lehret, wie unfere tol 
Biſchöfe und Prediger thun, fo ihre Geeld wollen zu 
Pfande ſetzen, daß vecht fey, was fie vorgeben; ſol 
dern alfo folft dis fagen: Das hat Gott geredt; bi 
du deß nicht gewiß, daß Gotted Wort und Befehl ü 
fo laſſe nur frifch davon; prediget dir jemand“ ander 
. denn von dem Licht, fo ift er nimmer Gottes. Zeuge. 
„Das war ein wahrhaftiges Licht, welches alle Menſch 

erleuchtet, durch feine Zukunft in dieſe Welt.“ 

Was nun folget ift Mar und leicht aus dem yo 
gen: denn er verfläret nur weiter, was er ſchaffet ul 
mit ſich bringet, durch's Evangelinm, und wie Im 
fi) dagegen fchidet. Er erleuchtet, (ſpricht er) a 
Menfhen, das tft, was erleuchtet foll werden, mı 
- allein "und ohne Mittel durch ihn erleuchtet werde 
Johannes thut wohl die Predigt, und weile dich 


— 457 — 


⸗ \ 

; fe ihm nicht mochten widerſtehen, beitclleten fie 
) richteten zu etlihe Männer, Die da fpradhen, daß 

ein Goftesläfterer wäre, er hätte geredet wider 
tt und den Tempel, und bemegeten das Vol. Da 
ren die Nelteften zu, riffen ihn vor den Rath, und 
ichten falfhe Zeugen auf, Die da fagten: Er bat 
aget, daß Jeſus würde den Tempel zeritören ıc. Da 
gten ihn die oberften Priefter: Ob ihm alfo wäre, 
e diefe wider ihn geugeten ® ; 

Da hebet Stephanus an eine lange Nede, und 
ft Durch Die ganze Schrift, durch alle Patriarchen, 
xraham, Iſaak, Jacob, und fagte, wie der feiner 
ferm Herrn Gott einen Tempel gebauet habe. Und 
er and Ende kommt, faget er alfo: „David wollte 
ferm Gott eine Kirche bauen; aber er that’8 nicht, 
alomon thät's;“ und fähret alfo weiter nnd fchleußt 
8 aller feiner Nede, dag Gott nicht wohne in Häus 
n mit Menfchenhänden gebauet, und fpridht: „Aber 
r Allerhöchſte wohnet nicht in Tempeln, die mit Hans 
n gemacht find, ald er fpricht durch den Propheten: 
jef.- 66, 1. 2.) Der Himmel ift mein Stuhl, und 
e Erde der Schemel meiner Füße, was wollt ihr mir 
nn für ein Hans bauen? fpriht der Herr, oder 
des ift die Stätte meiner Ruhe? Hat nicht meine 
and dad alles gemacht?“ Mit diefen Worten bes 
leußt er feine Predigt und Rede; darnach fehret er 
ne Worte zu ihnen, und bebet an und liejet ihnen 
sen guten Text und fpricht: 

„Ihr Halsftarrigen und Unbehauenen an Herzen 
d Ohren, ihr widerftrebet allezeit dem heiligen Geift, 
e eure Väter, alfo auh ihr. Welchen Propheten 
ben eure Väter nicht verfolget, und fie getödtet? die 
zuvor verfündigten die Zufunft des Gerechten, wel: 
8. ihre nun Derräther und Mörder worden feyd ? 
r habt, dad Geſetz empfangen dur der Engel Ge- 
äfte, und habt's nicht gehalten.“ Das heißt, meine 
‚ einen Text geleſen. Was thun fie aber dar? 
affet er auch NRug bei ihnen mit folder reuntüühen 
edigt, oder mit fo harten Worten? Nein, \pndern 
rbiktert fie noch ſebrer, und machet ie gan, um 


N 


% 


ſolches durch den Glauben gefchieht, fo ſchleußet fid 


- anfer Thun feyn, Sünde zu büßen und’ gnug thun, 


2. Petr, 1, 4. Denn wiewohl wir es nicht natitiif: 


daß er Gottes Kind möchte werden‘. Er muß aud 


/ 


angeſehen, wahrgenommen nod bedacht hat, was‘ eh 














find. ald Chriſtus, fo find wir doch derfelben Ehren 
theilhaftig. Wie kommen wir aber dazu? Durch dem; 
Glauben, (fügt er,) an feinen Namen. Da find ab: 
unfere Weife und Wege aufgehoben, alle Werfe md. 
Verdienſt ausgeſchloſſen; denn fo lange wir nicht Gotteb 
Kinder find, fo fteden wir ganz ind Teufeld Neid, in 
Tode und Finfterniß, wie oben gefagt. Was ſollte mum- 
Des Teufeld Kind und Höllenbrand thun oder Herdienen, 


grundloſer Güte und Gnade anbieten und darreichen;“ 
fo muß von und nur geglaubet und empfangen werden. 
Alſo ift es alles in Den Glauben gefaffet, was wir has 
ken an geiftlihen Gütern, daß ung Gott der Sünde 
und Teufel aus dem Rachen reißet, und aus Kindern 
des Zornes feine liche Kinder machet. Wenn wir nem 
Gottes Kinder find, fo haben wir feine Sünde, Höle 
noch Tod nicht, und find alles Unglücks los; weil aber F 


gewaltig, Daß, wo der Glaube nicht ift, Fein Gottes 
Kind ift, fontern bleibet eitel Sünde, Ungnade um. 
Tod, ob du gleich aller Heiligen Verdienft hätteſt, umd 
dich mit Werfen zu Tode marterft. Darum kann's niqt 


. Tod überwinden und der Hölle zu entlaufen. 

Siehe, da haft du ten rechten Kern des Evangeil 
und alles unſers Troſts, belle und Mar, als tem 
Sonne am Mittage; noch find wir bisher fo gar find‘ 
blind gewefen, daß niemand folhe Worte und Sprüdt 


Doch wäre. Wie fünnte man deutlicher und herrlicher 
vom Glauben reden, denn daß er und zu Gottes Kin 
dern machet, vom Tod und Teufel erlediget?. Rob 
verfläret er fich felbft weiter, Daß man ſehe, wie 
allein dem Glauben die Ehre giebt, alle Werke an 
geichloffen, daß nicht jemand fage, er nehme die Werke 
auch Dazu; wie unfere Lügenprediger ein Gemenge machen. 
„Welche nicht von dem Geblüt, noch von dem Willen 
des Fleiſches, neh vor dem Willen eines Manncs, 
fondern yon Bott geboren ſind.“ 


N} — 153 — 
Das Heißt ja auf einen Haufen hinweg gefhlagen, 
„was Menfchen find und vermögen, alfo, Daß. 
ganze Geburt sicht tauge, das tft, was wir von 
hen bringen, was nur auf die Welt geboren- 
), 68 fey geboren, wie‘ und von wem es wolle; 
Fleiſch und Blut, fo iſt's verloren. Run ift ja 
Fleiſch und Blut Vernunft, Willen, Weisheit, 
erlihe Frömmigkeit und alles Vermögen in uns: 
8, was wir dur unfern Witz erdenfen und aufs 
fen, durch. unfere Kräfte, freien Willen und gute 
nung thun und ausrichten, gilt vor Gott nichts. 

Und zum erften, Cfagt er,) find es nicht Gottes 
der, fo von dem Geblüt geboren find; wie bie 
den, die Abrahams Kinder. waren, und fich alleine 

verbeißenen Samens rühmeten, dadurd alle Welt 
te gefegnet werden: weldes ja ein hoher Pretd und 
ser Vortheil war, daß auch. Et. Paulus foldhen 
hm beftätiget, ald er fpriht Röm. 9, 4. 5: „Wels 
e iſt die Kindfchaft, und die Herrlichkeit, und die 
ſtament, und das Geſetz, und der Gottesdienft, und 

Verheißung, welcher auch find die Väter, aus wels 
n Chriſtus herkommt nah dem Kleifh.* ‚Weil nun 
hed alles nichts gilt noch fchaffet, das Doch von 
tt gegeben und beftätiget iſt, was follte denn unfer 
ihmen und Trogen gelten auf Concilia, heilige Väter, 
ige Gewohnheit und dergleichen Narrenwerfe ? 

Zum andern: Was aud dem Fleiſch geboren ift, 
an auch nicht Gottes Kinder machen. Das trifft num 
» Geburt felbft an, wie das vorige den Stamm und 
ikunft. Denn Fleiſch heißt die Menſchen, - wie fle 
m Fleiſch und Blut oder Mann und Weib geboren 
erden. Und will fagen: Wenn du gleich felbit etwas 
g" thun willſt, und mit allen deinen Kräften angreis 

an dem höchſten, ald nämlich Gottes Gefeh zu 
ten, und dic) ohn Unterlaß darinnen übeft, fo brin⸗ 
ft du e8 dennoch nirgend hin; denn dis bleibeft doch 
leifh, wie du Fleiſch geboren biſt. Gottes Kind 
mnft du Dich nicht machen, ob du gleich Dad Licht 
ft, und weißt, was du thun ſollſt, und den Willen 
zu. Alje ift auch verworfen die Heiligteis ver Ger 


— 154 — 
aus Gottes Gebot, welche Feine Vernunft tadeln fa 
alſo, daß alles rein ausgefhält und abgehauen ift,-w 
nicht Glaube iſt. 

Zum dritten: Auch „nicht aus dem Willen eink 
Mannes,“ das ft, (nach der gemeinen. Weiſe heb 
ſcher Sprach), eines jeglichen, wer oder wie er ſeht 
mag, und tft fo viel geredet: Wenn gleich jemand m 
ſich felbft etwaß erwählet und vornimmt über das » 
rige zu thun und beſſer zu machen, es fey eine eigen 
fonderliche Weile, oder Heiligen Exempel angenommen; 
Das thut es auch wicht: kurzum, da gilt Fein heili 
Leben, fein Werk, feine Wahl, fein Gefep, fa 
Würde noch Ehre vor andern, es muß ganz eine nei 
Geburt feyn. Was du thuft aus deinem Willen, eig 
ner Andaht und guter Meinung, was dus nad de 
Geſetz thuft, dazu, was Dir angeboren tft, gilt allc P 
nichts, da bleibet nichts, denn aus Gott geberen wer 
den, fonft ift alles andere verloren. Wie Fünnte um + 
ein gewaltigerer Spruch in der Schrift ftehen wirt 
den freien Willen und alle unfere Lehre und Weſen, I- 
bisher getrieben. 

„Und das Wort war Fleiſch, und wohnete unter und, 
und wir fahen feine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit ald 
des eingebornen Sohnes vom Vater, voller Gnader 
und Wahrheit.“ - 

Da beichleußt er’ nun alles, wie ed alles uw‘; 
unſertwillen zu thun iſt. Weil wir Gottes Kinder ſoll⸗ 
ten werden durch den Glauben an das Wort, hat ſich 
das Wort müſſen uns offenbaren, und Fleiſch, das iſt, 
ein natürlicher Menſch werden, und hat unter uns ge⸗ 
wohnet, das iſt, mit uns umgangen, alle menſchliche 
Nothdurft und Gebrechlichkeit angenommen, ja ſich ges 
äußert der göttlichen Majeſtät, wie Paulus ſagt Phil. 
2, 7. 8. Aber doch haben wir in, dem Fleiſch geſehen, 
daß an Feinem mehr geſchehen ift fo große Herrlichfeit, 
ald des Vaters ſelbſt. Denn fo hat er ed mit Worten 
und Werfen beweifet, dazu auch üffentlih durch den 
heiligen Geift und des Vaterd Stimme und: Zeugniß 
über ihn erfhollen. Welches aud über alle Wunder if, 
Die er gethan hatz darım ed auch St. Petrus „anzeigt 













oo: 
—153 — 

herrlich rͤhmet, 2. Petr. 1, 16. 17. 18: „Wir 

Anſchauer geweſen, (fpriht er,) feiner Majeftät, 
er empfieng von Gott, dem Vater, Ehre und Preis, 
h eine Stimme, die zu ihm geſchah, von der großs 
chtigen Herrlichfeit, dermaffen: Das tft mein lieber 
In, am welchem ich Wohlgefallen babe. Und biefe 
imme haben wir gehöret vom Himmel gebraht, Da 
: mit ihm waren auf dem heiligen Berge.“ Durd) 
je Herrlichkeit und Ehre, dur die Welt erfhollen, 
dad Wort fund worden, daß es fey voller Gnaden 
’ Wahrheit, das ift, alled, was an ihm tft, ange: 
m und vechtfchaffen fey, wie alle, das an uns tft, 
Ungnaden und Zorn Gotted, dazu eitel Falſch und 
igerei ift, alfo, daß er und allein.müffe rechtfchaffen 
ı grundgut, angenehm und auch liebe Kinder machen, 

gefagt, durch den Glauben. 

Alſo fieheft du in diefem Evangelio , wie gewaltig 
belle St. Zohanged die Haupiſtücke der. rechten 
ftlichen‘ Lehre gefeget hat, und die höchſten Artifel 
Glaubens gegründet: erftlih, wie Chriſtus natür⸗ 
er und wahrbaftiger Gott mit dem Mater fey, Dazu 
) rechter natürlicher Menſch; darnach auch, was wir 
‚ und vermögen, da er eitel Donnerfchläge redet 
er alle unfere Menfchenlehre vom freien Willen, 
trauen der Werfe, und alle erdichtete geiftliche- 
ände. Zum dritten, was wir von Chrifto ;haben, 
» was uns der Glaube bringet, durch welchen wir 
3, was in Chrifto ift, genießen. 


m Tage Stephani, des heiligen Märtyrers. 
Evang. Matth. 23, 34— 39. 

Dieß Evangelium habt ihr in der Poſtill nah der 
nge-auögeleget, werdet es felbft wohl leſen. Wir 
len die Hiftorie des heutigen Feſtes ein wenig hans 
n, wie es dem lieben, heiligen Stephano ergangen tft 
t den verſtockten Juden über ber Predigt des Evauglü. 


N, 


non 


— 16 — 


‚ Die Oiſtorie beſchreibet St. Lucas. ganz narlic ni 
siclen Werten in den Geſchichten der Apoftel c. 6 m 

‚Shut ed aber darum am allermeiften, daß in Diefer 
Shore verfaffet ift alles, was wir geprediget haben, 
damit ihr einmal fehet ein Erempel der Lehre, die ik 
vft habet geböret. Es ift alfo ergangen, wollen es 
. Kürzlich überlaufen. ' 
= Da das Evangelium ftarf war, und ‚viel Juͤnger 
waren zu Jeruſalem, war fo ein Regiment unter den 
Jüngern, daß fie alle Güter zufammen trugen, indge- 
mein, ed waren Weder oder Häufer, das verfauften ſie, 
und trugen Dad Geld vor die Füße der, Apoftel. € 
erhub fih aber zu der Zeit ein Murmeln unter den 
Griechen wider die Hebräer, Darum, daß. ihre Wittwen 
überfehen wurden in Der täglichen Handreihung; da 
hatten die Apnftel unter ihnen einen Rathſchlag, und 
riefen die Sünger alle zufammen, und fagten: „Es 
taugt nicht, daß wir dad Wort Gotted unterlaffen, 
und zi Tifche dienen; darum ihr lieben Brüder, befebet 
unter euch fieben Männer, die da berühmt find, daß 
ſie voll heiliges Geiſtes und Weisheit ſind, welche wir 
beftellen mögen zu dieſer Nothdurft: wir aber wollen 
anhalten am Gebet und am Amt des Wortes Gottes.“ 
Da ſchoſſen ſie aus ſieben Männer, unter denen war 
Stephanus auch einer, die man noch jeßt heißet Dies 
conos; das war ein ſolch Amt, daß fie follten zeitliche 
Güter unter fih haben, und diefelbigen ver Gemeinde 
austheilen. 

Alfo gieng ed dazumal im Schwange. Die Apoſtel 
warteten des Predigens; die fielen Männer waren 
Amtleute, tbeileten die Guter aus. Stephanus nun, 
wenn er audgieng auf den Markt unter dad Volk, wie 
. fein Amt forderte, dieweil er war voll Geiftes, Glau⸗ 
bens und Stärke, that er Wunder und große Zeichen 
unter dem Wolfe; dad verdroß die Phariſäer und obers 
ften Priefter ſehr, darum legten fi wider Stephanm 
die gelehrten Juden von der Schule, die da hieße der 
gibertiner, und der Cyrener, und der Aleranderer, und 
derer, die von Cilicis und Afta waren, die befragten 


fc und bifputisten mit Stephano. Da fie aber merkten, 


Ba 





— 15T 


⸗ \ 

daß ſie ihm nicht mochten’ widerftehen, beftelleten fie 
md vichteten zu etlihe Männer, die da fpraden, daß 
er ein Goftesläfteree wäre, er hätte geredet wider 
Gott und den Tempel, und bewegeten dad Volf. Da 
führen die Aelteften zu, riffen ihn vor den Rath, und 
brachten falfhe Zeugen auf, die da fagten: Er bat 
gefaget, daß Jeſus würde den Tempel zerftören ꝛc. Da 
fragten ihn die oberften Priefter: Ob ihm alfo wäre, 
wie Diefe wider ihn zeugeten? / 

Da hebet Etephanus an eine lange Nede, und 
läuft duch Die ganze Schrift, durch alfe Patriarchen, 
Abraham, Iſaak, Jacob, und fügte, wie der feiner 
unferm Herren Gott einen Tempel gebauet babe. Und 
Da er and Ende kommt, faget er alfo: „David wallfe 
unferm Gott eine Kirche bauen; aber er thät's nicht, 
Salomon thät's;“ und fähret alfo weiter nnd fchleußt 
aus aller feiner Rede, daß Gott nit wohne in Häus 
fern mit Menfhenhänden gebauet, und fpridt: „Aber 
ber Allerhöchfte wohnet nicht in Tempeln, die mit Hän⸗ 
den gemacht find, als er fpricht Durch den Propheten: 
(Jeſ. 66, 1. 2.) Der Himmel ift mein Stuhl, und 
die Erde der Schentel meiner Füße, was mollt ihr mir 
denn für ein Haus bauen? fpriht der Herr, oder 
welhes ift die Stätte meiner Ruhe? Hat nicht meine 
Hand das alles gemacht?“ Mit vdiefen Worten bes 
fchleußt er feine Predigt und Rede; darnach fehret er 
feine Worte zu ihnen, und hebet an und liefet ihnen 
einen guten Text und fpridht: 

„Ihr Halsftarrigen und Unbehauenen an Herzen 
und Ohren, ihr widerftrebet allezeit dem heiligen Geift, 
wie eure Väter, alfo auch ihr. Welchen Propheten 
haben eure Väter nicht verfolget, und fie getüdter? die 
da zuvor verfundigten die Zufunft des Gerechten, wel⸗ 
hed ihr nun Derräther und Mörder worden ſeyd? 
Ihr habt. das Geſetz empfangen durd der Engel Ge- 
fhäfte, und habt's nicht gehalten.“ Das heißt, meine 
ih, einen Text gelefer. Was thun fie aber dazu? 
fhoffet er auch Nutz bet ihnen mit folder freundlichen 
Predigt, oder mit fo harten Worten? Nein, fondern 
er erbittert fie noch fehrer, und machet ſie aan, vd 


\ 


— 


‘ .. 


gar verſtockt, koll und thöricht, wie Lucas weiter fg 
„Da fie ſolches höreten, fpriht er, zerſchneidete 
ihnen ihr Herz, und Firreten mit Zähnen über ihn 
Aber was that der liebe Stephanus, da fie alfo-m 
ſtockt blieben? Lucas fagt: „Da fie aber alfo wuͤthet 
und grimmeten, fahe Stephanus auf gen Himmel, Di 
weil er voll heiliged Geiftes war, und fahe die He 
lichfeit Gottes, und Jeſum ftehen zu der Rechten Bot 
und fprach: Gebet, ich fehe die Himmel offen, und, de 
Menfhen Sohn zu der Rechten Gottes ftehen.“ 

Diefe Worte fonnten fie nicht leiden, die durd 
dDrungen ihnen ihr Herz; darum, da fie foldhe Wor 
böreten, wurden fie noch viel grimmiger über 
fehrieen laut, und hielten ihre Ohren zu, und ſtürmet 
einmüthig zu ihm, ein; ftießen ihn zur Stadt hin 
und fteinigten ihn, Wie ftellet fih Stephanus hierz 
In folder feiner Marter bat er feinen Geift in 
Hände feined Herrn Ehrifti befohlen, und feiner. Fer 
Grimm und verftoctes Herz nicht angefehen, fond 
hat fir fie gebeten und geſprochen; „Herr, rüde ih 
dieſe Sünde niht auf, denn fie willen nicht, was 
thun. „Und da er ſolch Gebet“ fnieend für_feine Yet: 
„that“ fpricht Lucas, entfchlief er.“ „Das ift Die Hifte 
von. St. Stephan; wer fie Flärer haben will, der I 
fte in den Geſchichten der Apoſtel. 

In dtefer Hiftorte fehet ihr erftlih, wie eine dir 
lihe Gemeinde fol geftalt feyn; Dazu fehet ihr ein re 
Bild eines geiftlihen Regiments, welches die Apo 
bier führen. - Ste verfehen die Seelen, gehen mit P 
digen und mit Beten um; verfchaffen doc auch, I 
der Leib verforget werde, werfen etlihe Männer a 
die da die Güter austheilen, wie ihr gehöret hal 
Alfo verforget das hriftlihe Regiment die Leute, bei 
an Leib und Seele, daß feiner feinen Mangel bat, ı 
Lucas ſaget, und alle reithlich gefpeifet werden, ı 
wohl verforget, beide, an Leib und Seele. Das ift 
recht fein Bild und Erempel, und wäre wohl gut, I 
man 68 noch alfo anflenge, wenn Leute darnach wär 
daß eine Stadt, ald dieſe hier, getheilet würde in v 
oder fünf Stüde, und man gäbe jeglihem Theile ei 


ediger und etlihe Diacon, die "daffelbige Theil mit 
edigten verforgeten, umd die Güter austheileten, bes 
ten franfe Leute, und fähen darauf, Daß niemand 
angel litte. Wir haben aber sicht die Perfonen dazu, 
eum traue ich es nicht anzufahen, fo lange, bis unfer 
wer Gott Chriſten machet. 

Jetzt hat man, wie ihr wiflet, -im Papſtthum 
piltler und Evangelier aus den Diacon gemacht, und 
enn man jeßt einen Biſchof machet, fo machet man 
mniht darum, daß er predigen fol; denn er hat es 
thin vom Priefteramt, wie fonft ein jeglicher ſchlechter 
wefter; fondern nur darum, daß man ihn auf ſchöne 
fngite fege und fprehe: Gnaͤdigſter Junker! Alſo 
Mmählet man auch feinen Diacon zu dem Amt, welches 
eda zur Zeit der Apoftel führten; fondern daß er 
de bei dem Alter, und löhret irgend eine Epiſtel 
er Evangelium Daher: damit ed denn Außgerichtet, 
d iſt alfo alles in einen Mißbrauch gerathen Was 
N N redigen und Beten geböret, dad hat man Mieffe 
annt; was da gehöret hat die Feute zu verforgen, 

bat man genannt Epiftler und Evangelier. Es 
nn davon noch wohl ein Stud oder Bild tie Gpit: 
eiſter, Nonnenpröbfte, und der Armen Vormünder. 
‚ Darum, wenn mar will einen gemeinen Kaften 
chten, ſo muß man mwiffen, was Das fir Aemter 

die der Gemeinde follen vorftchen. Biſchof heißt. 
Mmtmanıı Gottes, der fol die göttlihen und geift- 
x Güter austheilen, dad Evangelium predigen, und 
Weute mit dem Worte Gottes verforgen; der muß 
ter haben, das find Diacon, die follen der Ges 
De alfo dienen, daß fie ein Regifter über die armen 
S haben, fie mit aller Wothdurft von der Gemeinde 
verſorgen, die Kranfen befuchen, und den Gütern 
halben wohl vorftchen. Das ift das erfte Stud, 

ihr in dieſer Hiftorie fehet. F 

Zum andern, fo bat fi) hier ein Hader erhabe 
Ken den Juden und zwifchen Stephano über diefem 
SF: St. Stephan hat den riftlihen Glauben ges 
"get: nämlich , Daß wir einen gnädigen Gott allein 
© den Glauben an feinen Sohn Sefum, den de 


— 


\ 


— 160 — 


getoͤdtet datten, ohne unſer Werk und Verdienſt 
langen müſſen, und.daß Gott nicht anſehe die P 
fondern. wer den Namen des Herren wird anrıfeı 
wäre Jude nder Heide, der follte felig werden, 

10,12. 13. wie daffelbige St. Stephani Worte aı 
fen und mitbringen. Solche Predigt fonnten die‘ 
nicht leiden; darum gaben ſie ibm Schuld, er 
geredet und geprediget wider den heiligen Tempel 
wider dad Geſetz Moſis. Das verleget ihnen St. 
phan alfo: Sch. weiß wohl, daß Salomon hat 

Tempel gebauet; David wollte ihn auch gebauet fh 
ſo hatten auch die alten Vater den Tabernadel; 
Gott wohnet nicht in Tempeln. Dad war eine 

rei. Die andere, daß er. predigte, man fünnt 


Werfen nicht felig werden; und über das, Diem 


das Geſetz nie gehalten hätten, wie er ihnen unt 
Augen fagte, ſprach er zu ihnen: Wollten fie. < 


- felig werden, fo müßten fie eine andere Weife an 


nämlich fie müßten Chriftum haben, welchen Ch 
fie ermordet und gefreuziget hatten. Das war 
eine feltfame , ja eine fchändliche und närrifhe P 
Darum fuhren fle zu und jagten: Diefer Täftert 9) 
dieweil er wider das Geſetz redet, und. faget von 
der Dad Geſetz Ändern folle; das muß gemwißlich $ 
feyn; da ziemet und nicht zu fehmeigen; es teiffl 
und unfer Gefeb an, da iſt's Zeit zu wehren. 
Die zwo Kegereien find von Anfang der W 
holten, und werden gefcholten werden bis ane 


der Welt; ald man auch jest ſiehet. Wie fo 


ibm ober thun? fol man's laffen Keberet bleiben 
foll man dawider fehten! Man muß ihm thur 


„bier St. Stephanus thut: denn da fie fold 


Predigt alfo fholten, war er gerüftet, Fonnte 
das Maul ftopfen, wußte Grund und Urſache o 
gen, daß fie ed verftehen mußten, nimmt‘ vor fi 
eigene Schrift, wie ihr gehöret habt, dieſen 
des Propheten Jeſaia c. 66, 1: „Der Himmel i 
‚Stuhl, die Erde ein Schemel meiner. Füße.“ 

piefer Spruch ift fo ſtark und Mar, daß fie i 
nichts Fonnten aufbringen, da liegt danieder « 


— 1607 — 
miſſen ſchließhen, es wären fromme Leute, und 
das Geſetz recht; ja es waren eines Theils ſol⸗ 
ute in der äußerlichen Frömmigkeit, wenn man 
le Klöfter ausgienge, auch unter den Carthäuſern 
man kaum einen finden, der ſich folder Frömmigs 
r der Welt dürfte rühmen. Aber bier höret ihr, 
tephanus faget, es feyen Buben in der Haut, fie: 
dad Geſetz nicht gehalten: denn der heilige Geiſt 
iefer denn wir; er richtet nach dem Herzen, nicht 
n Werfen. J 
as iſt es, dad ich auch oft geſaget habe, daß wir 
mit Freuden ſchließen: Wer. nicht den Glauben 
e {ft verdammt, Nun ift es gemiß wahr, wer 
fed hält, der wird ſelig. Darum ſchleußt bier 
nus ſtark, Daß fie,ed nicht halten. Als wollte 
hen: Ob ihr ſchon redliche Leute feyd, fo ſeyd 
) die verzweifelften Buben im Herzen, Dazu Moör⸗ 
» Verräther. Die Juden hielten ed gaͤnzlich das 
id mußten nicht anders, fie hätten das Gefeß 
halten z darum hätten fie das nicht zugegeben, 
e öffentlich .gefaget hattes She Mörder, ihr Ehe⸗ 
ihr Diebe; denn da würden fie zugefahren feyn, 
aget haben? Ei, haben wir dod feinen mit. der. 
rwürget, wir haben niemand fein Weib noch ind 
ht, wir haben niemand nichts geftohlen. Deros- 
fünnten "fie den Schein vorwenden, daß fle froms 
te wären, und er dürfte nur ſagen, fle hätten 
fe nicht gehalten, ja hieße fle noch wohl dazu 
ver und Mörder des unfchuldigen Bluts; darum 
te er ſterben. Alſo gehet’& noch heutiges Tages: 
ar, wie wir fehen, daß die Papiften hun: wenn 
get, daß ihr Ding nichts und verdammlich ſey, 
tem fie, wir ‚verbieten ‚gute Werfe, und verfol⸗ 
um ‚die Gerechten, und meigen, fie thun Gott 
Yenft daran. , 
a lernet ihr num, daß ohne Glauben Fein Geſetz 
ebalten, dag ihr frei und Kart koͤnnt fchliegen: 
den Glauben nicht hat, dap er teinen Buhltas 
Gefeg erfüllet habe. Das habt zum Grumie, 
aus ſpricht· „Wer nicht glaubet, ver 5 ver⸗ 


— 162 — 


fennee, und Tag und Nacht damit umgehen, ſich da 
über befümmern und gerbredhen, von dem Bettler di 
lernen? Sa, ſie ſprechen wohl dazu: Willſt du und 
lehren? du ſollteſt unſer Schuͤler ſeyn. Aus mit dem 
Ketzer, (immer weg,) er iſt ein Gotteslaͤſterer, er rede 
wider Gott und die heilige chriſtliche Kirche, die es fi 
lange alſo gehalten hat; das ſtehet und nicht zu leiden; 
hinweg mit dem Buben; Feuer ber und verbrannt, for 
wird nichts Gutes aus ihm. Da müffen denn bie from 
men Leute herhalten, und gehet ihnen, wie es bier mi 
dem heiligen Stephano ift zugangen. Darum, wie ge 
faget, fo unterftehe ftch feiner einen Ketzer zu befehren 
oder ſo zu überwinden, daß er zufrieden wäre; fonden 
man thue ihm, wie St. Paulus zum Tito 3, 10. 11 
faget: „Einen abtrünnigen Menfchen meide, wenn er ein 
mal und abermal vermahnet ift, und wife, daß et 
folher verfehret iſt, und fündiget, als der fich felb 
verurtheilet bat.“ 


Allyier laßt und nun lernen und ein Erempt 
faffen, daß wir al unfere Lehre auch darnach zu richte 
wiſſen und können. Auf's erfte, daß man unferm Herr 
Gott nicht diene mit Kirchenbauen. Denn alfo füge 
er zu feinem Voll, welches er äußerlich regierte, zu de 
Juden, wie im andern Buch Moſis 29, 45. 46. ftehet 
„Ich will unter den Kindern Iſrael wohnen, und ih 
Gott ſeyn, dag fie wiffen follen, ich fey der Herr fi 
Gott, der fie aus Egyptenland führet, Daß ich umk 
ihnen wohnete, ic) der Herr, ihre Gott;“ das iſt 
viel gefaget; Sch will in euch wohnen, und in em 
wirken, ihre follt meine Wohnung feyn, Darinnen ü 
wirken und, fchaffen will. Aber dem Tabernafel un 
der Hütten gab er diefen Namen, und hieß ſie ei 
Hütte ded Zeugniffes, da Gott inne zeugen und m 
dem Volfe reden wollte, und wollte ihr nicht den Name 
geben, daß fie feine Wohnung wäre; wiewohl es ei 
Zeichen follte feyn, daß Gott da wollte wohnen, ur 
ſich an dem Orte finden laffen: daß fie alfo da Tun 
wie ein Wahrzeichen, dabei fie ſehen follten, Go 
wäre bei ihnen, und daran ein Augerlihes Zeugn 


ME. . 


— 1103 . — 


keten’, gr} Gerne Voft oh; wie wie Chriften die 
aufe boben. on 

Und gleichwie ein Fürfte nicht tn feinem Schilde 
obhnetz fondern an dem Schilde flehet man, wo der 
ürft regiere und wohne; alfo war auch der Tempel 
zalomons allein ein Zeihen und Zeugniß, daß fi 
zott da wollte finden laſſen von feinem Volk. Denn 
zott Hatte vorbin durch Mofen gefaget, fein Name 
iltte allda wohnen, das iſt, dag man allda follte opfern 
nd ihn anrufen: nicht, daß er da wohnen müßte, und 
yen an diefe Stadt allein gebunden feyn; denn alfo 
' Inte er zum judifhen Volf durch Moſen2. B. M. 20, 24: 

n welhem Ort ich meines Namens Gedächtnif made, 

a will ih zu Dir fommen, und Did) fegnen,“ das iſt 
» »iel geſaget: Ich will nicht, daß ihr mir Häuſer 
auet,. id) bedarf ihr nicht; doch, daß ihr ein gewiß 
jeichen babet, wo mein Volk ift, will ich einen Ort 
rwählen, von- dem man foll fpredhen, Daß es unfer 
derr Gott babe Eermählet, darinne man Gott preifet 
md ehret, ihm die Noth vortragen Fönne, wie Salome 
elbft zu Gott fpriht, da er ihm ein Haus bauete, 
l. Kön. 8 27 — 30: 

„Meineft du auch, dag Gott auf Erden mohne$ 
Siehe, der Himmel und aller. Himmel Himmel mögen 
ich nicht verforgen; wie wollte e8 "denn dieß Haus 
hun, Das ich gebauet habe? Wende dich aber zum Ges. 
yet deines Knechtes, und zu feinem Flehen, Herr nein 
Yott, auf daß du böreft das Lob und Gebet, das dein 
Rnecht heute vor dir thut, daß deine Augen offen ftehen 
ıber Das Haus Tag und Nacht, über die Stätte, das 
son. du gefaget haft: Mein Name fol da feyn. De 
solltet Hören das Gebet, dad dein Knecht an diefer 
Stätte thut, und wollteſt erhören das Flehen deines 
ſtuechts und deines Volks Sfrael, das fie bier thun 
verden an Diefer Stätte deiner Wohnung, im Himmel; . 
md wenn Du es böreit, gnaͤdig ſeyn.“ 

Aus biefem kann nun ein jeglicher ſchleßen, daß 
nan Gott nicht dienet mit Kirchenbauen, und daß alle 
Mühe, po. man darauf wendet, verloren fey, wenn 
nan damit will Gott gefallen, und daduch einen ande 

11 * 


- 10 — 


rechte chriſtliche Liebe. Wenn du die zwei auch haft, 
‚wird dich, der heilige Geift darnach wohl beißen fchelten 
oder freundlich feyn, nachdem ed Dis Feit und. Sache er⸗ 
fordert. Es fann ein folh Herz,wie bier. St. Kite 
phan thut, nicht leiden, daß Chriftus alfo geläftert sh 
untergedrückt ſoll werden. Das heißt nun ein. göttlicer 
Eifer, wie ed die Schrift nennet, ald im Pſalm 69, 
10: „Der Eifer um dein Haus hat mich gefreffei.“ F 
Denn eben die Liebe zwinget bier St. Stephan 
daß er. ihm fo wehe thut, und erzürnet ſich darüber, 
denn er nor großer Liebe nicht leiden kann ſolche Unehen 
und Laäfterung, die Gott hier wiederfähret. Darum. fiehek 
er nicht, wie geringe er ift, oder wie große Herren ®' 
find, fchilt fie frei aufs äͤrgſte. Wenn du nun auch 
einen folden Geift haft, magft du wohl fröhlich. fcheltenz 
haft bu aber den Geift nicht, und willft Daß Werh 
auch hinnach thun, fo. ‚wirft du fehlen, und wird bie 
eben gefchehen, wie den Juden, Die auf Werke ſielen 
daß Salomon den Tempel hatte gebauet, und. ein gut 
Perf getban, und fagten: Warum follten wir Den Tem⸗ 
pel laſſen verwerfen? Darum. bat Stephanugs nicht wider 
St. Petrum gefündiget,; denn er hat nicht um ſeinet⸗ 
willen geſcholten, fondern bat dem Herrn wollen ver 
fechten. Wie wir auch thun follen, wenn ein Biſchef 
nder Pfarrer, oder fonft unfer Näaͤchſter, er’feg wie en 
wolle, eine. volle Saue ift, zwo, drei, oder vier Huren 
bat, und mit ander groben Laftern beladen iſt, da 
fprih3- Dad, will ich gerne zudecken, und will's nicht 
ſagen. Wenn er aber will das Maul aufthun ,-pres 
digen mud feben etwas wider Chriftum, dad will nicht 
zugededt, ſondern aufgedeckt. feyn, da folft du nicht 
ſchweigen, ſondern dawider reden, und ſolche Verführung 
aufdecken und ſagen? Nein, da ſchweig ich nicht, du 
mußt allda zu Schanden werden; denn du willſt die 
Seelen verderben, und Chriſtum unterdrücken, da gilt 
nicht Schweigens. „Verflucht ſey der Menſch, der da 
ſchweiget,“ wie Jeremias 48, 10. ſpricht; da muß man 
mit ber Schärfe drein hauen, darum, dag es gehet 
ae Derderbung der Seelen. IL 
| I Hab audy das Wort, ich fen heilig vl hen 


acche Km anni SEE 


— LE ⸗ 


A . 
8 dig mir ſollteſt Kirchen bauen und Altar ftiften? 
Sehe, habe ich doch den Tempel verworfen , den ih - 
habe ba bauen laſſen und geheigen ; welches mir ſonderlich 
zo follte gefallen haben, dieweil e8 mein Befehl war. 
bat denn Gott foldhes ihr Werf verworfen? 
iht darum, daß er wollte die Kirche einreißen; fons 
bern, daß fie wollten auf Werke fallen, und eine Zus 
erfiht auf ſolche Werfe feten: wie denn die Heuchler 
#* Ben Juden alle thäten, meineten, wenn fie Das 
efeß äußerlich hielten, fo wären fte vor Gott fromme 
ute.: Aber ed fehlete weit den armen Leuten; mie 
jetzt unfern Werkpeiligen und Heuchlern auch fehler. 
3 war auch geboten, fie follten nicht ehebrehen: Nun 
wen viel ehrbare Männer, die ihren ehelihen Gtand 
ht hielten; dennod waren fie vor Gott nicht fromm. 
ie gieng das zu? Sat es doch Gott geboten? Mies 
‚Hl es Gott geboten hatte, wurde es aber nicht alſo 

halten, wie er es hatte geboten. 

Darum ftieß alſo Gott die Werke um, dieweil ſie 
ꝛeineten, fie wollten Gott einen Gefallen daran thun, 
d mit Kirchenbauen ihm dienen und wohlthun, als 
äre er ein Bettler; das konnte er nicht leiden. Dero⸗ 
ben fieß er den Tempel aud auf Stüde gerreiffen ; 
B wollte er fagen: Ich will nicht haben, daß ihr mir 
Ut eine Wohnung machen, daß ihr mir damit wollt 
ohlthun, und daß ihr mir follt ein Haus bauen; fon» 
en ihr müßt und follt von mir nehmen, nud Den 
egen von mir empfahen. Die nun Die Juden gethan 
ben,, alfo thun wir auch mit unfern Werfen and Kir⸗ 
snbauen. Aber fie haben. einen VBortheil, den wir 
cht haben: nämlich, daß es ihnen geboten war von 
ott; wir aber fahren daher, und kaſſen uns dünfen, 
ott folle in unſern Werfen einen Wohlgefallen haben; 
er er läffet ed mohl. 

Da verftehet ihr nun Cmeine ich), warum fich der. 
der erhaben hat zwifchen- Steyhano und den Juden, 
te ſahen niht, warum Gott hätte geheißen, daß mar 
n Tempel bauen follte, meineten, fie wollten Gott 
en Dienft daran thun, und ein gut Werk üben mit 
em Kirchen» oder Zempelbauen. Dr ber Str om 


N 


— 160 — 
phan: Nein, wollt ihr einen Tempel bauen, ſo 
darauf, daß Ihr den Glauben babetz wa ihr den 
habet, fo bauer ihn bin, wie ihr ſonſt einen Tanz 
wollt machen. Darum. fpradh er zu ihnen: Ihr ı 
ffrebet allezeit dem heiligen Geifte, wie ed der w 
fo ift. ed euch nicht recht gemadt. Er will, di 
folt einen Glauben haben; fo fahret ihr zu, und 

"Bott mit Werfen bezahlen. Wenn man euch 
fteaft, fo könnet ihr es nicht leiden; fo perfol 
die heiligen Propheten, und feyd Mörder und Ber 
Ihr habt Gottes Sohn: felbft ermordet, wie ihr | 
aus. der Hiftorie habt gehöre. 

Alfe habet ihr ein Stud, daß niemand. Gott 
mit Kirchenbauen, ob ed den Juden ſchon ift o 
gewefen. Darum, wollt ihr ein gut Werk thu 
thut fein anders, denn Das aus dem Ölauben be 

Denn bier fiehet man ein Erempel por Augen d 
wir bisher gelchret und gehöret haben, , nämlic 
Werfe nicht ie bauen, noch damit nor Gott zu bi 
ob es auch gleich folde Werfe wären, die Gott g 
hätte: denn Gott fiehet nicht Daß. Berk. an., | 
den Glauben; was daraus gejchieht, das tft, ihm 
nehm und wohlgefällig; wa8 aber aus dem € 
nicht hergehet, das iſt Sünde, und. bei Gott vern 
wie St. Paulus faget zu den Römern 14, 23. es 
wie fhön, wie heilig. wie güttlidr es immermehr 

Das ſey von dem erften Stud gefaget, n 
wie Gott nicht wohne in Tempeln von Menjchen 
gebauet, und wie man ihm auch nicht mit Kirche 
gefalle oder diene. Nun folget das andere. Stü 
St. Stephan fpriht: „Ihr habet das Geſetz emp 
durch der Engel -Gefhäfte, und habet es nicht geb 

Damit giebt er zu verftchen, daß niemand dad 
kann mit Werfen erfüllen, fondern e8 muß der ( 
thun. Ihr koͤnntet denken, daß Gt. Stephan 
maͤchtigen Verſtand gehabt habe, weil er ſolch 
darf über fie fällen, daß fie das Geſetz nicht ge 
fo fie doch darauf ftunden, als hielten fle auch d 
singften Titel im Geſetz, und wenn man es hätt 


der Welt und Vernunft ſollen richten, ſo hatte 


_ 167 — 


Arien. fihließen, es wären fromme Leute, und 


m 

ten das Gefeß recht; ja es waren eines Theils ſol⸗ 
Kaute in der äußerlihen Frömmigfeit, wenn man 
t alle Klöfter ausgienge, auch unter den Carthäufern 


I man faum einen finden, der ſich folder Frömmigs. 


t vor der Melt dürfte rühmen. Aber bier höret ihr, 
Stephanus faget, es feyen Buben in der Haut, ſie ˖ 
dad Geſetz nicht gehalten: denn der heilige Geiſt 
tiefer denn wir; er richtet nach dem Herzen, nicht 
Werken. u — 

Das iſt es, das ich auch oft geſaget habe, daß wir. 
Ögen mit Freuden fohließen: Wer. nicht den Glauben 
der iſt verdammt. Nun ift es gewiß wahr, wer 
“8 Geſetz hält, der wird ſelig. Darum fihleußt hier. 


ephanus ſtark, Daß. fie,e nicht. halten. Als wollte 


?fprehen: Ob ihr ſchon redliche Leute ſeyd, fo feyd 
t doch die verzweifelſten Buben im Herzen, dazu Moͤr⸗ 
r und Verräther. Die Juden hielten es gänzlid das 
r, und wußten nicht anders, fie hätten das Geſetz 
ht gehalten; darum hätten fie das nicht zugegeben, 
nn er öffentlich ‚gefaget hattes Ihr Mörder, ihr Ehe⸗ 
her, ihr Diebe; denn da würden ſie zugefahren feyn, - 
D gefaget haben: Ei, haben wir doch feinen mit. der 
md erwürget, wir haben niemand fein Weib noch Sind 
chwächt, wir haben niemand nichts geftohlen. Deros- 
ben fünnten fie den Schein vorwenden, daß fle froms 
Leute wären, und er durfte nur fagen; fle hatten 


v 


3 Geſetz nicht gehalten, ja hieße fle noch wohl dazu ' 


rather und. Mörder des unfchuldigen Bluts; Darum: 
müßte er fterben. Alſo gebet’& noch heutiged Tages. 
merdar, wie wir fehen, Daß die Papiſten thun: wenn 
n faget, daß ihre Ding nichts und verdammlich fey, 
fchreien fie, .wir ‚verbieten gute Werfe, und verfol⸗ 
ı Darum ‚die Gerechten, und meigen, fie thun Gott 
en Dienft daran. . | ' 

Da lernet ihr nun, dag ohne Glauben Fein Geſetz 
:d gehalten, daß ihr frei und ſtark könnt fhließen: 
Iher den Glauben nicht hat, daß er feinen Buchſta⸗ 
s am Gefeg erfüllet babe. Das habt zum Grunde, 
Chriſtus ſpricht: „Der nicht glaubet, ver WE were 


⸗ 


— 124 — 
gnugſam predigen: es waͤre gut, daß man es tägl 
Fagte, und taͤglich damit umgienge; denn es lieget vie 
daran, und ſtoßen ſich viel an dieſem Stück. 
Wie es nun mit dem Manne iſt; alſo iſt es and 
mit dem Weibe. Ihr Amt iſt, daß fie des Mannei 
Gehülfin fey, 1. Mof. 2, 18. Kinder erziche und hab 
halte; dazu iſt fie gerufen und von Gott gefchaffen. 
Penn fie nun wollte zufahren, und in einen -andern 
+ &tand fallen, nämlich Sungfraufhaft halten, und an 
Ihrem Beruf treten, fo fage ich, wenn das Weib koͤnnte 
fo rein werden, und viel reiner denn alle Engel ;in 
. Himmel, würde ſie doch nichts helfen; denn dieß allel 
wäre nicht _beffer8 denn ihre Werke. Im dem, daß fi 
die Kinder ſäuget, und derfelbigen wartet, thut fie befi 
fer, denn ein ander Weib, das ihres Werfes nicht warı 
tet; und nb fie gleih die allergrößten Werke thäte 
hut ſie das nicht; ſo wird Gott zu ihr fagen: Ds 
haft nichtd gethan, was ich dir habe befohlen. Es wü 
re denn, daß er eine fonderlich von diefem Werfe, Hin 
der zu zeugen, heraus heben wollte; das’ wird er bi 
wohl fagen, auch wirft du es zu guter Maße wohl füh 
fen: fonft, durch die gemeine Banf bin, ift’3 befchloffen 
daß du follft Kinder zeugen, und des Mannes Gehulf 
feyn; das laß dir wohlgefallen. Darum fehet dranf 
ein jeglicher bleibe in feinem Stande, und verwerfe ben 
felbigen nicht; es find eitel güldene Werfe, wenn ſi 
aus dem Glauben geben. Das ift hier das erfte, bat 
uns im Diefem Evangelio Chriftus lehret. 

. Das andere Stud, daß dieß Wort fonderlih au 
Betrum- gedeutet, ift-und zum Erempel. Ihm ward be 
foblen, daß er follte dem Herrn nachfolgen. WBohtt 
follte er ihm folgen? Wo der Herr hingehet. Chriſtu 
hat's ihm hart zuvor verfündiget, da er zu Ihm’ fagte 
„Petre, haft du mich lieb? da fprach er dreimal:.-Sa 
Herr, du weißt, daß ich Dich lieb habe. Da fagte Epri 
ſtus zu ihm: Weide meine Laͤmmer, hüte meine Schafe.‘ 
Und weiter ſprach er zu ihm: „Wahrlich, wahrlich, td 
fage dir, ba dis jünger wareſt, güreteteit Du vie (elbft 

und wanbelteft, wo du bin wonltetz wenn du ch 
alt wirſt, wirſt du deine Hände austreten, und in am 


= 10 — \ 


Ah iger und über, damit’ man Gott feine Ehre nimmt, 
* WW Unzählige Seelen verderbet: ja, ih wollte wohl 
ba: a mehr ſagen, daß Ddiefelbigen Kirchen ärger find 
Mai denn alfe gemeine Srauenhäufer; denn da vergiftet und 
er. Mandet man auf einmal tauſend oder mehr Seelen, und 
OR folder Prediger iſt tauſendmal ärger denn ein Frauen⸗ 
m Mh, der ſo viel zarter Seelen ſchändet mit ſolchen 
uch finen Predigten. Davon haben wir oft mehr gefaget; 
&E Gott gebe daß wir folhes nur erfennen. ı 
Ti © Weiter giebt hier St. Stephan auch eine Lehre 
Shriſtlicher Liebe, und möchte hier einer wohl eine Frage 
5 dufwerfen: Ob auch St. Stephan recht habe gethan, 
= daß er die Juden fo feindlid anfähret, und fo übel 
»ſchilt? Ihr habt gehöret in der erflen Epiſtel Petri 
> 3,9. 15. „daß die Chriften nicht fehelten und ſcharren 
ſollen, fondern mit aller Sanftmüthigfeit ihres Glaubens 
Grund anzeigen, und fi verantworten;* beißt denn 
das nicht geſcholten, wenn einer den Feinden einem 
folhen Zert lieſet, wie hier St. Stephen den Juden 
thut? Er war ein geringer Mann; fie waren große 

. Herren. Nun ift verboten auch im Geſetz (2.9. Mof. 
23, 25.7, man foll den großen Herren nicht Fluchen, 
und der Papſt faget auch, man fol fie nicht antaften. 
Worum? Sie werden zornig, und möchte ein Aufruhr 
daraus werden. Wie thut denn bier &t. Stephan alſo, 
der vergiffet, daß fie große Herren find, ſchilt ſie Moͤr⸗ 

der, Berräther und Böfewichter? u 

Es ift bald hierauf geantwortet. Ich habe vor geſaget: 
Wenn man Leute hätte, fo wäre gut zu predigen, und 
leichtlich eine hriftlihe Ordnung zu mahen. Wenn Du 
einen fokhen Geift haft, wie St. Stephan, fo- fchilteft 
du wohl; haft du aber den Geiſt nicht, ſo ˖ſchilteſt du 
nimmer wohl. Darum, wie ich oft geſaget habe, 
der Heiligen Werke ſcheinen zu Zeiten, als ſeyen ſie böſe; 
wiederum, der Heuchler Werke laſſen ſich für beſſer denn 
der rechten Heiligen Werke anjchen. Darum verbeut 
St. Petrus, daß man nicht ſchelten fol, wie Fleiſch 
und Blut fhilt und flucht; er verbeut aber nit, daft 
man fchelte, wie der heilige Geift fchilt und thut. Gt. 
Stephan bat einen großen Glauben gehabt „ um. dor 


— 10 — 


rechte chriſtliche Liebe. Wer du Die zwei auch ha, |; 
wird dich der heilige Geiſt darnach wohl heißen ſchelten 
oder freundlich feyn, nachdem ed Die Zeit und. Sache em 
fordert. Es fan ein folh Herz, wie bier St, Stu |: 
phan thut, nicht leiden, daß Chriftus alfo geläftert um F: 
untergedrüct foll werden. Das beißt nun ein. göttlice - 
Eifer, wie e8 die Schrift nennet, ald im Pſalm 69, 
10: „Der Eifer um dein Haus bat mich gefreffeu.“. ; 
Denn eben die Liebe zwinget hier St. Stephan, 
daß er ihm fo wehe thut, und erzurnet fi Darüber, 
Denn er vor großer Liebe nicht leiden kann ſolche Unehrz 
und Läfterung, die Gott bier wiederfähret. Darum ſtehet 
er nicht, wie geringe er ift, oder wie große Herren ſe 
find, ſchilt fie frei aufs ärgſte. Wenn du nun and 
einen ſolchen Geift haft, magit du wohl frühlich ſchelten; 
haft bu aber den Geift nicht, und willft das Merk 
auch hinnach thun, fo wirft du fehlen, und wirh die 
eben gefchehen, wie den Juden, die auf Werke fiel; | 
daß Salomon den Tempel hatte gebauet, und ein gub 
Werk gethan, und fagten: Warum follten -wir Den Tem⸗ 
pel Iaffen verwerfen? Darum. hat Gtephanud nicht wider 
St. Petrum gefündiget,; denn er hat nicht um feinete | 
willen gefcholten, fondern bat der Herrn wollen ver _ 
fehten. Wie wir auch thun follen, wenn ein Biſchef 
nder Pfarrer, oder fonft unfer Nächſter, er’feyg wien - 
wolle, eine. wolle Saue iſt, zwo, Drei, oder vier Huren - 
bat, und mit ander groben Laſtern beladen tft, da 
ſpricht Daß, will ic gerne zudeden, und will's nicht 
ſagen. Wenn er aber will das Maul aufthun „pres 
Digen nud feßen etwas wider Chriftum, das will nicht 
zugededt, fondern aufgedeckt. feyn, da folft du nicht 
ſchweigen, fonderit Damider reden, und ſolche Verführing 
„aufdeden und fagens Nein, Da fehweig ich nicht, du 
mußt allda zu Schanden werden; denn dir willſt die 
Seelen verderben, und Ehriftum unterdruden, da gilt 
nicht -Schweigend. „Verflucht fey der Menſch, der de 
ſchweiget,“ wie Jeremias 48, 10. fpriht; da muß man 
mit der Schärfe drein Bauen, darum, daß es ‚geek 
zur Verderbung der Seelen. Fa 
IH hab auch das Work; ich ſey heitig und beifig 





⸗ 7, 131 — 


rühme mich micht, Daß ich den Geiſt habe, den St. 
ephan hatte; ih weiß aber wohl, Daß ich ſie nicht 
ihres Lebens willen antafte, aber der Lehre kann 
nicht . ſchweigen: und jemehr fle es und verbieten, 
mehr” wir wollen beißen, und das Maul immer je 
iter aufthun. In dem Falle muß man nicht anfehen, 
e groß oder ‘Hein fey; es gehet unfern Herrn an, 
18 gebet mir dran zu, daß ich den Papft fchelte? 
der er noch ich werden befier daven. Es gehet aber 
riſtum an, dem er nah feiner Ehre, Ruhm und 
eis ftehet, dieweil er folde Lehren prediget und Ichret, 
hie dahin dienen, daß Chriftuß untergehe. Denn, 
yet Chriſtus, fo fällt der Papſt; fällt der Papſt, 
ftehet Chriſtus. on 0. 
Alſo ſollt ihr daranf antworten, wenn. man faget, 
*, Stephan babe gejholten, daß er's gethan habe aus 
ger Liebe. Und das kann man wohl dabei merfen, 
ß er's herjlic gut mit ihnen gemeinet habe, Dens 
man ihn: hinriffe und fteinigte ihn, bat er nicht 
eend für fih; aber da er für feine Mörder und Seins 
bitten wollte, fnieete er niede , und, ſchrie laut und 
ach: „Herr, yüde ihnen biefe Sünde nicht auf, denn 
wiffen nicht, was fie thun,“ wie ihr gehöret. habt. 
3 ſieheſt du, dag er für ſich felbft nicht fo fleißig 
tet, ald für diefe feine Yeinde. Daraus man fpüren 
d merfen kann, dag er.fie nicht darım ftrafet, Daß 
ſich damit wollte rähen; fondern daß er Gottes 
jre ſuchte: es ift eine überfchwengliche Liebe da ges 
fen, daß er auch fein Leben hat für fie wollen ſetzen. 
arum giebt der Tert klar, daß fein Schelten muß ein föfts 
h gut Werk gewefen feyn, dazu ih der heilige Geiſt 
trieben bat. Und fein Gebet ift fo groß vor Gott ges 
fen, daß. ich meine, wie Auguftinus fagt, er habe 
xch fol, Gebet Paulum auch herzu gebracht. 
Zum lebten, ift bier aud ein feiner Troſt, daß 
t. Stephan die Himmel flehet offen ftchen, und daß 
entfchlafen iſt. Dabei wie merfen follen, daß unfer 
err Gott bei und ftebei, ſo wir glauben; und daß 
e Tod nicht ein Tod ift denen, die da glauben. Alſo 
bet ihr hier in dieſer Hiflorie dad ganze Enauaglinm 


— 172 — 


abgemalet, "Glauben, Liebe, Kreuz, Tod und Leben, 
Davon waͤre noch wohl eine ganze Predigt gu thun; 


die Zeit leidet es aber nicht, auch babe ich vor gg 
davon geprediget und gefchrieben. Darum wollen wir 


ed jetzt dabei laſſen bleiben, und Gott um Gnade ans 
zufen, daß wir ſolches alfo mögen faffen, und dermaleind 
e unfer Leben darnach anftellen, Amen. 


Am Tage goßannis ı des heiligen abenen 
und Evangeliſten. 
Evang. Joh. 21. 19 — 24. 


Dieß Evangelium iſt leicht, und ihr verſtehet eh 
sun, Gott Lob! wohl, denn ihr habet diefe Tage über 
gnugſam gehöret, was dad Evangelium inne halt, 
Dod wollen wir von biefem Evangelio au ein wenig 

- fagen, auf\daß wir ſehen mögen ein Exempel der vorigen 
Lehre, und ſpüren, wie es überall übereinftimme. 


Auf das erfte, tft uns: bier in ‚biefem Evangelio 


eine merkliche Lehre gegeben, die wir wohl ſollen zu 
Herzen nehmen, da Chriſtus ſpricht zu Petro: Folge 
Du mir; und nicht will, daß er ſoll fehen,, wo’ :Sohannek 
bleibe, darum, daß er ihn. behalte auf der’ rechten 

ſtarken ‚Bahn, und daß er ihm nachgebe. Ihr! habt 
nun das ofte gehöret, daß ein jeglicher dep Standes 


ſoll warten, darinnen er iſt. Es iſt eine treue Predigt; 


aber : emand will es faſſen. Denn da bat die Welt 
Immer. wider geprediget, haben viel geſagt von der 
Sungfraufhaft Maris, und Erempel vyn dem Heiligen, 


| 


u ——— — nn nn. - 


und viel Gottesdienftd aufgerichtet, und geprediget, daß | 


ed gute Werfe und füftlih Ding fey; und ſonderlich 
dad Stück bat man fo hoch im die Leute getrieben, als 
wäre ed das Föftlichfte Verf, wenn eine Jungfrauſchaft 
halte, welches ſie ſo hoch haben aufgemutzet, daß ſchier 
keine Predigt iſt geweſen, man hat davon geſagt, und 
fe viel Exempel der Heiligen herzu gezogen, daß man. 
fie ſchier nicht alle kann nennen. 

Alſo haben fie mit andern Werten acc. umgangen; 


es dat ein jeglicher ihm ein Werf eines Heiligen vor« 
genommen, fü, Daß man Chriſtum aus den Augen ge: 
feget bat, und ift Menſchen nachgangen, und für. nichts 
gehalten, daß er hier zu Petro faget: Folge du mir. 
Darum ift das nicht der geringfte Schade gemeien, daß 
man bat alfo der Heiligen Exempel vorgelegt, Mai 
ſollte ‚nicht alfo in Die Leute predigen, daß fie den Heia 
ligen nachfolgeten, und in derfelben Fußſtapfen treten; 
denn fie haben gewandelt in mandyerlei ungleidyen dußers 
lihen Wandel und Werfen. Auch follte man nicht jes 
dermann zur Sungfraufchaft reizen; dazu fol man nicht 
nachfolgen, wenn man es ſchon wohl oder beffer thun 
Ennte. Wie denn? Alſo thue, wie Chriſtus ſaget. 
Er ſpricht zu Petro: „Petre, folge du Mir,“ als ſpraͤ⸗ 
che er: Siehe du auf mich, was ich dir ſage. Da hat 
Chriſtus eigentlich eine Straße gemacht, darinne er blei⸗ 
ben ſoll, daß er das thue, was ihm von Gott befohlen 
it, und feines Berufes warte. | 
Alfo fol ein jeglicher auch thun. Ein ebelih Mann 
der nicht aus feiner Wahl, fondern von Gott dazu ges 
fhaffen ift, daß er ein Mann fey, wenn der guführe 
und fagte: Ei, ed tft nicht ein feiner Stand, er ift 
mübfelig, voll Jammers und Noth, fperret: alfo die 
Yugen anf, umd ſiehet auf der Jungfrauen “ stand, und 
meinet: Ei, dad tft ein beiliger Stand,. da ift 
feine Mühe noch Angft, du willft denfelbigen Stand 
annehmen; fo würde er fo bald darauf fallen, und fols 
hen Stand annehmen, der Meinung, «ls hätte er's 
wohl getroffen. Dazu hilft denn Faft wohl, wenn man 
das Leben und Werfe der Heiligen alfo "prediget. Da 
folte er fein Weib und Kind ernähren, fie lehren, und 
in einem cheiftlichen, züchtigen Leben aufstehen ; fo folget 
gr jenen nah. Da ift es Zeit, Daß man fage: Da 
Narr, weißt du nicht, was Dir Gott befohlen Hat? dem⸗ 
felbigen folge nach, und richte e8 mit Fleiß aus. Das 
son habet ihr num oft gehöret, und ich habe ed auch 
aun vft geprediget; febet euch aber vor, daß ihr deß 
nicht überdrüffig werdet, noch einen Edel darüber gewin⸗ 
net, wie die Juden am Himmelbrod, 4. Moſ. 11, 6, 
Es ift wohl immerdar einerlei; man Tan eh ober ihr 


— 124 — 


-fagte, und taͤglich damit umgienge; denn es lieget nid F 


daran, und ſtoßen ſich viel an dieſem Stück. 
Wie es nun mit dem Manne iſt; alſo iſt es anh 
mit dem Weibe. Ihr Amt iſt, daß fie des Mannes 


Gehuͤlfin fey, 1. Mof. 2,18. Kinder erziehe und has % 
- Kalte; dazu iſt fie gerufen und von Gott geſchaffen. } 


Penn fie nun wollte zufahren, und in einen -andern 
Stand fallen, nämlich Jungfrauſchaft halten, und ml 


ihrem Beruf treten, fo fage ich, wenn das Weib koͤnnte 


fo rein werden, und viel reiner denn alle Engel ;im 
. Himmel, würde fie doch nichts ‚helfen; denn dieß alles 
wäre nicht8 beijer8 denn ihre Werfe. In dem, daß fir 
die Kinder fäuget, und derfelbigen wartet, thut fie beſ⸗ 
fer, denn ein ander Weib, das ihres Werkes nicht ware 
tet; und ob fie gleich die allergrößten Werfe thäte. 
Thut fie dad nicht; ſo wird Gott zu ihr fagen: Da 
haft nichtd gethan, was ich dir habe befohlen. Es wi 
re denn, daß er eine fonderlih von diefem Werke, Kin 
der zu zeugen, heraus heben wollte; daB’ wird er bir 
wohl fagen, auch wirft du es zu guter Maße wohl fuͤh⸗ 





fen: fonft, durch die gemeine Bank hin, iſt's befchloffen, " 


Daß du follft Kinder zeugen, ‚und des Manned- Gehülfe 
ſeyn; das laß dir wohlgefallen. Darum fehet dranf, 


ein jeglicher bleibe in feinem Stande, und verwerfe den . 


felbigen nicht; es find eitel güldene Werfe, wenn fie 
aus dem Slauben gehen. Das ift hier dad erfte, bad 
uns in Diefem Evangelio Chriſtus lehrt. — 


. Das andere Stück, daß dieß Wort fonderlih auf 


Petrum gedeutet, iſt uns zum Exempel. Ihm ward bes 
foblen, daß er follte dem Heren nachfolgen. Wobhia 
follte er ihm folgen? Wo der Herr bingehet: Chriſtus 
hat's ihm hart zuvor verfündiget, da er zu ihm ſagte: 
„Petre, haft Du mich lieb? da ſprach er dreimalt Ja, 
Serr, du weißt, Daß ich dich lieb habe. Da ſagte Ehrb 
ſtus zu ihm: Weide meine Cämmer, bite meine Schafe.“ 
Und weiter fprah er zu ihm: „Wahrlich, wahrlich, ich 


füge dir, da du jünger wareſt, gürteteft du Dich ſelbſtt, 


und wanbelteft, wo bu bin mwollteft; wenn du aber 
alt wirſt, wirſt du deine Hände aus ſeeden, und ein audret 


* Im 


| 


— 115 — 
wird dich gürtenz and führen, mo du nicht hin will. 
Das fagete er aber Cfpricht der Evangelift), zu deuten, 
nit welchem Tode er Gott preifen mürde,“ Joh. 2L, 
15 — 19. Auf diefe Worte folget nun bald, daß er 
zu ihm ſpricht: „Folge mir nach.“ Da drüdet der Herr 
auch das Stück aus, warum er fterben joll: den Chris 
us felbft hat müffen fterben; darum müffen wir ihm 
alle nachfolgen, müffen alle daran gehen, alle dieſen Weg 
treten, in ben Tod; aber wir folgen ihm nicht alle, 


nach. 

Das iſt aber das Nachfolgen, daß wir mit dem 
Herrn Chriſto gleich geſinnet ſeyn, daß wir alſo hin⸗ 
durch gehen und ſterben, wie er den Tod hat auf ſich 
genommen. Wenn Gott kommt und ſpricht: Du mußt 
ſterben, fo ſollſt du bereit ſeyn, ohne alle Widerrede, 
und ſagen: Ja, Herr, hier bin ich, mache es mit mir, 
wie du willſt. Aber das wird hart zugehen, da wird 
dich denn ein andrer führen, da du nicht gerne hinge⸗ 
heſt. Darum bat. er hier ausgedrücket, daß wir alfe 
daran müffen ; es ſey denn jemand fonderlic ausgenom⸗ 
men, wie Chriſtus hier von Johanne fagt zn Petro, 
da er fragte: Herr, was foll aber dieſer? Da ſprach der 
Herr: So ich will, dag er bleibe, bis ich fomme, was 
gehet es dich an? wiewohl er nicht öffentlich faget, daß 
er. nicht fterben fol. Sauer wird es und in die Nafe 
gehen; aber das foll dafür helfen und und tröften, daß 
ſich Chriftus felbit hat davor entfeget: wie er ed am 
Delberge wohl beweifet,. da er blutigen Schweiß dar» 
über ſchwitzte, und herzlic) mit ganzem Ernfte bate, wenn 
es möglich wäre, Gott der Vater wollte fol Leiden 
und Sterben von ihm nehmen, Luc. 22, 42. Cd kam 
pPetro auch fauer anz aber er hat es Petro gefchenfet ; 
wie er ed auch und fchenfen will aus Onaden, ob es 
und gleih hart ankommt. Wir follten wohl nicht fo 
ſchwach ſeyn; aber folhe Schwachbeit halt und Chriftus 
zu gut, Denn er weiß, wie es und gehet, er hat es auch 
verſucht; darum kann er wohl durch die Finger feben, 
ob wir und gleich nicht gerne dahin führen laſſen, und 
wehe thut und fauer wird. Doch, daß wir bie Hänte 
auftreten und gehorfam ſeyn, wie er t aehorkum pe 


| n ⸗ U 


= 116 — 


weſen ſeinem Himmlifhen Mater; aber: Das kann ale 
mand thun, er habe denn ein Stud vom Glauben. 


Das fey gnug von diefem Stück gefagt: wir mob 
Im aud etwas von der heimlihen Deutung fagen; dem } 
St. Johames bat eine fonderlihe Luft vor andern. k 


Evangeliften, dab er gerne mit geiftlihen heimlichen 
Deutungen umgehet. | 

7 Heimlihe Deutung. | 
Auguſtinus hat's alſo ausgeleget, daß die zween 
Jünger bedeuten zwei Leben, ein wirklich und beſchau⸗ 
Mich Leben. Da haben viel Leute viel von gefchrieben, 
und ift ein groß Geſchwürm von Büchern. Die Geiſt⸗ 
Then, fonderlic die in den Klöftern fteden, betühmen 
fih, daß fie ein beſchaulich Leben führen, wiffen weil 
fo viel von einem befhaulichen Leben, als die Gar vom 


Pſalter. Darum laß das gehen, unfer Derr Gott hat 


Dir nicht befohlen, Daß du follteft figen und über did 


traten in den Himmel hinauf; wie fie fi laffen bunt 


fen, daß daſſelbige ein beſchaulich Leben fen; fondern, 
daß man nach dem audmwendigen Leben im Glauben, Lie: 
be und im Kreuz lebe. Darum wollen wir’8 anders 
Deuten, daß das befhauliche Leben gehöre zum Ola 
ben: das wirkliche zu der Liebe, dag ein jeglich Menſch 
davon gelehret werde, nicht, Daß man es in einen’ Wins 
fel ziehe. Gott gehet nicht fo mit feiner Lehre um, 





BE EEG Ne | 


Daß fie fo enge gejpannet fey, daß. fie ih nur auf ein 


Theil Leute laffe ziehen und nicht auf alle. Denn, wenn 
es nicht follte jedermann betreffen, fo weiß er wohl ets 
liche auszuziehen; ald wenn er fagt von der Jungfrau 
haft. Darum, wenn man nicht alfo prediget von Dem 
efhaulihen und wirflihen Leben, fo foll man's nicht 
annehmen. Denn, wie ein jegliher Menſch fhuldig ift, 


daß er glaube; alfo it er auch ſchuldig dad befham 
lihe Leben zu haben; und mie ein jeglicher ſchuldig iſt 


zu lieben, alſo ift er auch ſchuldig, das wirkliche Leben 


zu führen. Ä 
Was nun das befchaufiche Leben fey, zeiget Jos 


hannes an; das andere, was wirklich ift, fiehet man in 


Metro, Der Glaube ift ein ſolch Ding, dag er allen 
falben reptfertig machet. Das ift das rechte beſchauliche 


⸗ 


| 


— 163 — 


ird faſt angezogen im alten und neuen Teſtament, und 
etrieben von den Propheten und Apoſteln, auf daß wir 
iffen, was es ſey, und wöhin es gelange. 

Auf das erſte muß man hier der Vernunft die Au⸗ 
en ausſtechen, daß wir nicht, einen Schimpf machen, 
a Gott groß Eruft daraus mahet. Wahr iſt e8, wenn 
an dad Werk recht anftebet, und. vergiffet Gottes das 
eben, fo ift es läderlih; aber wir Chriften „ dieweil 
ir befennen, daß Gott alle Dinge gefchaffen hat, müſ⸗ 
n wir aud) bekennen, daß er alle Glieder geſchaffen 
at, auch das geringſte und ſchamhaftigſte. Daß wir 
ber einen Grund haben von der Beſchneidung zu re⸗ 
en, ſo wollen wir das Geſetz, das Gott Abraham gab, 
x Beſchneidung halben, anſehen; denn alſo lauten die 
zorte, wie Moſes ſchreibet in erſten Buch 17, 10 — 14: 

„So halt nun meinen Bund, du und dein Saame 
ich dir. Das iſt aber mein Bund, den ihr halten ſollt, 
ziſchen mir und dir und deinem Saamen nach Dir, bei ihren 
achkommen, alles mas maännlich iſt unter euch, ſoll beſchnitten 
erden. Ihr ſollt aber die Vorhaut an eurem Fleiſch be⸗ 
neiden: daſſelbe ſoll ein Zeichen ſeyn des Bundes zwi⸗ 
en mir und euch: ein jeglich Knäblein, wenn es acht 
age alt iſt, fo ſollt ihr es beſchneiden bei euren Nach⸗ 
mmen. Deſſelbigen gleichen auch alles, was Geſinds 
heim geboren oder erkauft ift> oder ſonſt fremd, und 
ht eures Saamens tft. Alfo fol mein Bund an eu> 
m Sleifch feyn zum ewigen Bunde. Und wo ein Rnäb- 
n nicht wird befchnitten an der Vorhaut feines Ylet= 
ed, deß Geele foll ausgerottet werden aus feisen 
le, darum, Daß es meinen Bund unterlaffen dat.“ 

Allda habet ihr, daß der Tert alleim gehe auf die 
ablein- Wenn bier die Vernunft das Gebot anfichet, 
het fie ein Gelächter und närriſch Ding daraus, und 
ümmert ſich, warum Gott nidt babe geheißen das 
ad am einem. anderır Glied beſchneiden, fondern eben 

dem Ort und Glied, def fi alle Welt fchämet 
in, da muß die Vernunft Die Augen zuthun und far 
ı: Es fen alfo fein Wille geweſen; und Sort Vier 
re. tbun, und ftille dazu fchrweigen,„ Gott Ühger um 
er halten, denn fie es verſtehen Tome ‚ um run 


— 1728 SE 


chen im Abend? Der Morgen iſt jenes Leben nad 
Auferftehung; darum ift das Leben vor dem jurme 
Tage am Ende ter Welt, fint der Jeit, da dad E 
arlium ift audgangen. Daher fagt &t. Paulus 1 
ri:ıth. 10, 11. daß wir die find, auf welche das 
dec Welt fommen ift. In dem Abend find die GT- 
gen, die regieret Chriftus durch den Glauben im He 

Item, er liegt nicht auf dem Schoos, nit im — 
nicht auf dem Halfe, fondern auf der Bruft EEE 
das ift wohl das befte Stu vom Glauben. S 
die rechtfchaffene Art des Glaubens, wie er geftolmml 
und wie er fühle. Denn, dag Johannes Chriſtc— 
der Bruft liegt, das ift freilich eine große Zuven⸗ 
daß er fi wohl zu ihm verfehen und bei ihm ver 
babe, daß er nicht fürchte, er würde ihn auf den 
fhlagen. Alfo, wer einen rechten Blauben hat — 
vermiſſet und verläßt fih auf allen Schag, den Ci 
hat, daß er durch den Glauben alled Gutes gem 
das er bat, daß er fi wohl mit ihm vermöge — 
könne ihn nicht erzürnen. 

Darauf flinget auch die Epiftel, fo man heute 
da der weiſe Mann alfo fagt: „Wer anhält ame 
Gerechtigfeit, der wird fie ergreifen, und fie wi 
begegnen als eine ehrlihe Mutter,“ Sirach 15, 
„Die Gerechtigfeit ift der Glaube* wer daran h = 
der wird eine felige Zuverſicht zu Gott gewinnene 
ein sind gegen einer ehrlicen Mutter. Was ei” 
lich Weib ift, die hat ihr Kind fehr lieb; da fucher 7 
das Kind Feine grörere-Liebe, dem gegen der VPm 
alfo halt fich’8 zwiſchen Gott und der „Seelen 
Und fagt weiter in der Epiftel: Wie ein Weib vc»— 
Zungfranfchaft‘ an, wird ſie ihn dufmehmen, das * 
wie eine junge Braut, die vor Bein ehelih Weib € 
weſen. Das ift eine große Liebe und ein großer GL « 
Feine Liebe ift größer, denn die Brautließe: wie 
fiehet,, daß fie ehe Vater und Mutter verläßt, eH 
den Bräutigam verliege. Und ift eine folhe 1 
fagt er, die vor feinen Mann hat gehabt: wie die 
Herz bat zum Bräutigam, wie fie gegeneinander * 
Gefallen haben, und eitel Riebe da ii, ein calh 


— 185 — 


alda vorhanden ſey groß Reichthum und Geſundheit, 
und ſprechen: Dieweil er mir dieß hat auferleget, ſp 
will ich's gerne haben, und weil es ihm wohlgefält, fo 
gefällt mir's auch wohl; ich weiß doch wohl, Daß etwas 
anders dahinten tft, denn ich vor Augen fehe. Dergleihen 
wußten die Juden bier auch thun. Nun, felig ift der Mann, 
„ter es verſtehet; das ift die Urfache aller Werfe Got- 
fd indgemein, und ſonderlich deß hier, daß Gott hatte 
»geboten,, daß man alle Juden mußte befchneiden. 
Zum andern, ift dieß Gebot auch darum gegeben 
Eblich, dag Gott dieß Volk, die Juden, von allen ans 
dern ausgefondert und audgezogen hat, ale dasjenige, 
son dem er wollte Menſch werten, hat er hoch geprei⸗ 
ft und begnadet wie auch St. Paulus faget zun Roͤ⸗ 
nern 3, 2. und darum mußten fie auch von allem 
volt durch ein ſonderlich Zeichen abgeſondert werde; 
"nie wir Chriſten auch ein ſolch Zeichen haben, die Taufe. 
Gleichwie wir ſehen in weltlichen Dingen, daß ein jegs 
her Fürſt fein Wappen und Schild hat, dabei man 
ihn und fein Volk erkenne, und im Kriege ein jeglicher 
Herr oder. Feldhauptmann fein Panier und Lofung bat, 
dabei man fie kennet; alſo hatten auch die Juden ihr Zei— 
hen, daß man fte Dabei fennete, daß ed Gottes Volk wäre. 
Wiewohl fie Das Zeichen fonderlih Darum hatten, wie 
| der Tert lautet, daß fie gewiß wären, fle gehöre: 
ten zu Gottes Wolf. Ueber das, fo mußten fie auch 
eine Figur und Bild tragen des zukünftigen chriftlichen 
Volks. Denn um des Zeichens willen wurden ſte übel 
gefihmähet won den Heiden, war ihnen lächerlich, ver: 
fpstteten und verachteten fie; wie denn die Welt nichts 
anders thun kann, fie muß Gottes Werk und Gebot 
verachten. 

Was thät aber unſer Herr. Gott. dazu, da fein 
Volt um’ folhes Werks willen verfpsttet ward? Er 
hib fie nichts deſtoweniger empor, ja er febte fie den 
Heiden zu Trog mitten unter alle Heiden, und beſchir⸗ 
mete fie auch, und ſchützete fie vor allen Heiden, daß, 
wie hoch fie die Heiden verachteten und ihnen feind was 
ten, mußten fie dennody mit Schanden und aufs Mauk . 
Eſchlagen, abziehen, daß alfo die Zuten oben lagen, nt 


- 


— 180 — 8J 
Zilgen, und vwas noth zur Seligkeit iſt, das weiß er 
alles. Das iſt allein die Erkenntniß, darinnen ich er⸗ 
kenne Gottes Willen, und was ihm wohlgefällt; tar: 
nach kann ich fagen, das tft recht oder nicht recht. Dai 
iſt's, daß Johannes Chrifto auf der Bruft lieget: alle 
Merftand Weröheit fleußt aus Chrifte, alfo, daß er all 
Weisheit auch überfommt. Das beißt ein recht beſchau 
lich Leben: es find nicht fliegende Gedanken, fonder 
ein gewiß Erkenntniß. ' 

Was it aler Das, daß er gefraget hat, wer ba 
wäre, der Chriftum follte verrathen® Das bedeutet Dad 
daß die falſche Lehre und falfche Werke niemand erfennet, 
denn Der Glaube; und dennoch nicht ehe, Denn wen 
er eben darnach forfchet und Achtung darauf bat. Dem 
Ehriftus bat verfündiget, daß falfhe Lehre fo fehr ei 
‚reißen -und fo groß feyn wird, „daß auch die Ausermähl: 
ten, wo ed möglih wäre, follen in Irrthum verführel 
werden,“ Matth. 24, 24. wie ed den viel heiligen Bi 
teen gegangen ift: Man muß fi) bier eben wohl vor 
fehen, daß man anpoche, und darnach frage, denn fon 
wird man falfche Lehre nicht wohl noch leichtlich erfennen, 
Derum baben die Apoftel fleißig verniahnet, dag man 
auf dieß Stück wohl jehen follte; denn falſche Lehre hei 
bet nicht außen, fo bald als die rechte Lehre angehet. 

Der Jünger nun, der fo fleißig darnach fraget, 
dem wird es fund gethan; die andern fonnen nicht wer 
dammen noch richten das falihe Weſen: denn. es fchei 
net zu fehr, ja, es gehet unter dem Namen der red; 
ten Lehre herein. Das iſt's auch, dag Chriſtus Judi 
einen Biſſen Brod -giebt, den er eintunkt in. die Schuͤſel 
das iſt, diefelbigen Verrätber haben auch Gottes Wert 
denn fie effen eben dad Brod, welches die andern een 
Es iſt aber eingetunft, ift verfälicher, und eine Farb 
angeftrichen, die Gott. nicht gemacht bat. Es. iſt woh 
ein lauter und reiner Biſſen; fie freſſen's aber eingetunft 
nehmen ihm den rechten Gefihmad , und geben ihm ei 
nen andern; ald wenn fie fagen, Chriſtus jpricht Matt 
16, 18: „Du bift Petrus, und auf dem Jelg wi 

- sch meine Kirche oder Gemeinde bauen ;“ Deren 
ser Dapfi, und auf den Papit hat Chriſtus feine Kird 


— ' — 


gebauet. Atom, went fle fpregen: „Geborfam iſt beifee 
‚denn Opfer,“ 1. Sam. 15, 22. Gehorſam heißt, dem 
dot, Prior, oder Guardian gehorſam jeyn; und ans 
dere Sprüche mehr, Die fie auf ihren Tand und Mens 
ſchenfund deuten. 

Alſo hat Chriſtus mit dem Zeichen angezeiget den 
Ölauben ; wer die falſchen Lehrer find, und wie fie nie— 
mand fpüret denn die das glauben. Darum beißt en 
auch Judas. Es ift ein herrliher Name, und ber 
befte Name unter allen Jüngern, ift fo viel als ein 
Befenner, der Gott befennet, Gott lobet und danket. 
Das find die falſchen, gleißenden Heiligen, und falfche 
Lehrer , fonderlich die Chriftum verrathen, gehen tägs 
lich mit Gottes Dienft und Wort um, find rechte Zum. 
das, haben den- fhönften Schein, Den fchönften Namen, 
man darf ſie nichts anders nennen, denn geiſtliche Leute, 
und die mit Gottes Ding umgeben, baben ſich auch 
alſo derohalben von den andern ausgefchloifen, daß fie ja 
dafür geachtet werden, als feyen fie Gottes rechtes und | 
auserleſenes Volk. 

Es iſt aber auch dabei geſchrieben, daß der Ju⸗ 
das Iſcharioth heiße, das iſt, Lohnjudas. Denn es find 
folche Gefellen, die nicht rechtſchaffenen Glauben führen, 
fondern auf Werfe. bauen, und wollen damit Ontt den 
Himmel, abftürmen , haben alle die Art, daß fie Bauch⸗ 
Diener find und Lohnfnechte, wie Et. Paulus fagt Phi - 
lipp. 3, 19. Denn alle ihr Gottesdienft tft dahin ges 
richtet und geftiftet, Daß fie den Bauch füllen; wenn 
das aus iſt und nicht mehr haben, fo dienen fie nimmer. 
Der Glaube aber thut nieht alfo, fpriht: Ich will nicht 
Geld noch Lohn Darum haben, will’8 unfonft thun. Alſo 
haben die falſchen Lehrer und Werfpeiligen einen feinen 
Kamen; Doch mit einem feinen rechten Zuſatz. 

— Hieraus: iſt nun klar, daß wir alle geirret haben, " 
daß wir auf die Werke fo vertrauet und gepocht har 
ben; denn wer wollte in ein Klofter feyn gegangen, wenn 
er gewußt hätte, daß ed Narrenwerf wäre? Das wiſ—⸗ 
en wir uun (Gott habe Lob!) wohl ducd, dem. Glau⸗ 
ven, daß es eitel Betrügerei und falſch Ding tft ge⸗ 
vefen, Denn wenn der Glaube ktommt, fo wit® Ver 


a m. 


— 4822 — 


Berrather offenbar. Das heißt nun recht ein befcha 
lich Leben, und ‚gebührt allen Gläubigen du, nicht alle 
ben Geiftlihen in den Klöſtern. 

Darmnach (welches das andere Theil iſt), fo mı 
auch ein wirklich Leben da ſeyn, das tft, Die Liebe; 
Aa Werke au, die follen wir aud) alle haben. D 

tft bie Petrus eine Figur. Das verſtehet ihr leichtli— 
habt auch nun ſo viel davon gehöret, daß es ſchier mi 
mehr euch nüthig iſt zu. ſagen. Das iſt nichts ander 
denn dem Nächſten dienen, wie der Glaube ſerkenn 
daß ihm Gott gedienet hat. Wer nun feinen Naächſt 
fiebet Mangel leiden, woran e8 ift, der febe, daß 
ihm diene und helfe; das iſt denn ein wirklich Lebe 
Siehe, ſolche geiſtliche pder heimliche Deutungen bat J 
hannes gemeiniglich in feinem Evangelio. Das ſey vı 

dieſem Evangelio geſagt; wollen den Herrn um:fei 
Gnade anrufen, daß wir einmal auch mit der Th 
dazu thun, wie wir es täglich hören predigen, Amen 


— em 


Am Tage der unſchuldigen Kindlein, 
Evang. Matth. 2, 13 — 18, 


: Die Auslegung diefed Evangelii wollen wir lafe 
anſtehen, dieweil man aud fait überall dieſen Tag rid 
feiret. es iſt genug, daß ihr die Hiſtorie wiſſet, w 


i 


Am zuge ber Veſchueiduns des Rindteins Sf 
Evang. Luca 2, 21. 


Dieß Evangelium fordert, Daß wir. predigen ul 
boren müſſen von der Beſchneidong; deun daß R 


183 — 


sird faft angezogen im alten und neuen Teſtament, und 
etrieben von den Propheten und Apoſteln, auf daß wir 
oiſſen, was es ſey, und wöhin es gelangg. 

Auf das erſte muß man hier der Vernunft die Au⸗ 
en ausſtechen, daß wir nicht einen Schimpf machen, 
a Gott groß Eruſt daraus machet. Wahr iſt es, wenn 
an das Werk recht anſiehet, und. vergiſſet Gottes das 
ben, fo ift es lächerlich; aber wir Chriſten, diemeil 
ir befennen, dag Gott alle Dinge gefhaffen hat, müf- 
n wir auch bekennen, daß er alle Glieder geſchaffen 
it, auch das geringſte und ſchamhaftigſte. Daß wir 
ver einen Grund haben von der Beſchneidung zu res 
'n, fo wollen wir dad Gefes, dad Gott Abraham gab, 
r Befchneidung halben, anfehen; denn alfo lauten die 
Iorte, wie Moſes fchreibet im erften Buch 17, 10 — 14: 

„So halt nun meinen Bund, Du und dein Gaame 
ch dir. Das ift aber mein Bund, den ihr halten follt, 
iſchen mir.und dir und Deinem Saamen nach dir, beiihren 
achkommen, alles mas männlich ift unter euch, ſoll befchnitten 
rden. Ihr follt aber die Vorhaut an eurem Fleifch bes 
neiden: daſſelbe fol ein Zeichen feyn des Bundes zwi— 
en mir und euch: ein jeglid Knablein, wenn es act 
ige alt ift, fo follt ihr es befchneiden bei euren Nas 
nmen. Deffelbigen gleichen auch alles, was Geſinds 
heim geboren oder erfauft tft; oder fonft fremd, und 
ht eures Saamens tft. Alfo foll mein Bund an eu⸗ 
m Fleifch feyn zum ewigen Bunde. Und wo ein Bnäb- 


n nicht wird befchnitten an der Vorhaut feine® Hleis 
ed, deß Geele foll audgerottet werden aus feinem 


Je, darum, daß ed meinen Bund unterlaffen dat.“ 
Alda habet ihr, daß der Tert allem gehe auf die 
ablein. Wenn bier die Vernunft das Gebot anfichet, 
het fie ein Gelächter und närriſch Ding daraus, und 
'ümmert ſich, warum Gott nicht babe geheißen tag 
ad am einem. andern Glied befchneiden  fondern eben 
dem Ort und Glied, deß fi alle Welt fchämer? 
in, da muß die Vernunft die Augen zuthun und far 
1: Es fey alfo fein Wille gewefen; und Gott die 
re thun, und ftille dazu ſchweigen, Gott klüger und 
fer halten, denm fie es verſtehen Gimme, uch wre 


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— 1244 — 






len, es fen unſers Herrn Gottes Werk, damit; er ph: 
‚ander will, denn die Welt und Vernunft au Ci’ 
den und zur Rärrin machen. 1. Korinth. 1, 27. Denk 
I Art ft, daß er weife made, was narriſch iſt, md 
hren bringe, was ſchändlich iſt, und wie ein Schöpfer 
—* foll’ und muß, Daß er aus nicht etwas große, 
mache; mit folhen Werken hat er Luſt umzugehen. Alf. - 
jebet ihr auch, wie er in der ganzen Schrift' umgehet, 
und fo wunderlich und feltfam feine Werfe angreift,daf 
ſich menfhlihe Vernunft nicht fann drein richten. Daß... 
ihut er alled Darum, wie gefüget, Daß er die Werfen i 
närriſch made, die Großen umſtoße, die Niedrigen und 
Armen erbebe, und was nichts iſt, etwas mache. 

Alſo bat er auch den Juden ein Werk vorgeleget, 
darinnen fich natürliche Vernunft ftoße, und fage: Ei, 
ſoll Gott, der die höchſte Weisheit iſt, cin fold näs 
riſch Ding thun? . Aber e8 gefchieht eben. darum , daß 
Gott mit folhen feinen Werfen und Geboten den "alten 
Menſchen tödte, und den neuen lebendig mache. Das - 
rum, wenn du bier fichsft, daß er ein feld ſchändlich 
Werk vorlegetz fo mußt tu die Vernunft ihre Klugheit 
laßen bet Seite thun, und gedenken, es fey ein köſtlich 
Ding, und alfo. fügen: Ob mich's wohl närriſch und. 
ſchändlich dünkt, will ich dennoch meinem Herrn Die 
Ehre und Preis geben, daß er weiſer iſt denn ich, und 
weiß. mas er thun ſoll, er darf meines Raths zu fer 
nen Werken gar nicht. Alſo muß er mir dag Kröpflein 
würgen und die Vernunft fanden, und. fie zur Närrin 
machen. Da fallt denn ihr Gutdünfen hinweg, und 
feunt in einen andern Sinn und Gedanfen, Daß. fir 
ſage: Das dunfet mich gut und recht, dieweil ed Gntk 
gut dünket, ob ich es gleich nimmermehr verftehk. . 

Alſo thut auch Gott mit allen andern Werfen, 
mern er einem zuſchickt Armuth oder Krankheit, oder fonft- 
ein Unglück, das thut er allein darum, daß bie Ver⸗ 
nunft die Augen zuthun foll, und richt anjehen wie eb. 
fiheinet, wiemohl es wehe thut, daß fie. dad Unglück 
sor Augen ſiehet, und fol fih dennoch nicht darnach 
richten, fondern fol allein Achtung haben auf das, das 
Ba. nicht ſcheinget, Gott, vertrauen, und glauben, 177 


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— — 


- 185 — 


borhanden ſey groß Reichthum und Gefundheit, 
ſprechen: Dieweil er mir dieß hat auferleget, fb 
ih’8 gerne haben, und weil es ihm wohlgefaͤllt, fo 
t mir's auch wohl; ich weiß Doch wohl, daß etwas 
8 dahinten ift, — * ich vor Augen ſehe. Dergleichen 
en die Juden bier auch thun. Nun, ſelig iſt der Mann, 
s verſtehet; dad iſt die Urſache aller Werke Got⸗ 
isgemein, und ſonderlich deß bier, daß Gott hatte 
1, daß man alle Juden mußte beſchneiden. 
Zum andern, iſt dieß Gebot auch darum gegeben 
„daß Gott dieß Volk, die Juden, von allen ans 
ausgefondert und audgezogen bat, ale dasjenige, 
em er wollte Menſch werden, hat er hoch geprei⸗ 
d begnadet, wie auch St. Paulus ſaget zun Rö⸗ 
3, 2. und darum mußten fie auch von allem 
durch) ein ſonderlich Zeichen abgeſondert werden; 
‚ir Chriſten auch ein fol Zeichen haben, die Taufe, . 
wie wir ſehen in weltlihen Dingen, daß ein jegs 
Fürſt fein Wappen und Schild hat, dabet man 
id ſein Volk erkenne, und im Kriege ein jeglicher 
oder Feldhauptmann ſein Panier und Loſung dat, 
man fie kennet; alſo hatten auch die Juden ihr Zei— 
daß man fie dabei kennete, daß es Gottes Bolf märe. 
ohl fie das Zeichen fonderlih Darum hatten, wie 
3er Tert kautet, daß fie gewiß wären, fle gehüres 
u Gottes Volf. Meber das, fo mußten fie auch 
Figur und Bild tragen des zukünftigen chriſtlichen 
Denn um des Zeichens willen wurden fle übel 
abet von den Heiden, war ihnen lächerlich, ver— 
ten und verachteten fie; wie denn. die Welt nichts, 
8 thun Tann, fie rauf Gottes Werk und Gebpt 
ten. 
Was that aber unfer Herr. Gott: dazu, da fein 
um ſolches Werks willen verfpsttet ward? Er 
ie nichts deſtoweniger empor, ja er ſetzte ‚fie. den 
n zu Trotz mitten unter alle Heiden, und befchir« 
fie auch, und ſchützete fie vor allen Heiden, daß, 
och fie die Heiden verachteten und ihnen feind wa⸗ 
mußten fie dennoch mit Schawden. und aufd Mouk. 
1 atyieben, daß alſo die Juden oben \agen, amt, 







ter Heiden wiederum fpotteten. Alſo thut unjer der " 
Gott neh in allen feinen Werfen, wenn man. fe 9 
ring hält und verachtet. Denn alle feine Werke ea Y' 
alfo, daß fi die Vernunft dran ärgert; und er titd-4 
auch eben: Darum, daß fie fih dran ärgern folle, 
tag sie zuletzt dermaleins auch wiederum aufftche, ud 
Bofted Werk anfahe zu erkennen, und ihn darinne wi 
zu preiſen. . 
Gleihermweife wie nun die Juden des Werks hal 
ben bei den Heiden veracht’ waren; alfo muflen auh 
alle Ehriften um des Evangelii willen, welches eine när-, 
riihe, lächerlihe Predigt ft vor der Welt, verſpottet, 
verhöhnet und verachtet werden. Denn das ift und 
Ehriften von Gott aufgelegt, daß wir müſſen Schande 
tragen: und kann nicht fehlen, wenn man Das Evange⸗ 
lium recht prediget, daß man und nicht follte verachten, 
fhmahen und verlahen. Daß ift denn das heilige Kreuz 
welches faft fhmählic, ift vor der Welt. Es war js 
eine große Thorheit, daß die Chriften glaubten an den, 
der am Kreuz gefterben war, und hielten ihn für einen 
Gott und ‚Heiland. Aber Das ift unfer Wahrzeichen und 
Loſung, das müſſen wir tragen, da wird nichts anders 
aus; wie auch St. Paulus 2, Timoth. 3, 12, faget: 
„Ale die gottjelig leben wollen in Chrifto Jeſu, müffen 
Verfolgung leiden.“ Aber je fehrer wir veracdhtet, ver 
fpottet und verfolget werden, je höher er und. hebet; er 
kann's nicht: laffen, ev muß und merklich ehren und ſchützen. 
Darum feget er uns. auch zu Trog mitten unter bie 
Teufel, und: faget: Trotz! thut ihnen was, ich will 
meine Kirhe auf einen Fels bauen, daß fie nidyt übers 
wältigen ſollen alle höllifhe Pforten, Matth. 16, 18. 
fie legen fi Dawider „ wie fie wollen, es kann weder 
Zeufel noch Tod, noch Welt diefem Volke angewinnen. 
Wie es num dort leiblich zugangen ift mit den. Juden, 
daß fie find, verfolget und: verjaget. worden; alfo gehet's 
jetzt auch zu mit den Chriften. 
j Das find leiblihe Urfachen, warum Gott bat wols 
len dem Juden ein fold ſchmählich Zeihen geben, und 
daß fie die Schonde der Beichneidung haben müffen tras 
au, Es wäre wohl nicht ſchandlich am Menſchen, wenn 


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— 187 — 


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nn. ht die Sünden da wären: denn da Adam und Eva 
755 SCH in der Unſchuld waren, oh fie gleich nacket waren, 


fhiämeten ſie fid) Doch nicht, wie Moſes faget im 1. Bud 
25, Run wollen wir auch fehben, was Gott mit Dies 
fem Werk hat wollen geiftlich anzeigen. Wahr ift’s, 
Gottes Werk und Gebot find der Natur und Vernunft 
narriſch; et greift es auch narrifch genug an; aber wenn 
fir jtille halten und harten, fo werden wir bald feben, 
wie fie auf's allerflügfte gefcheben, und nimmermehr 
hätten beffer können erdacht werden, denn fie Gott ers 
denfet; das wollen wir hier lernen. 

Zun erften, Gott der Allmäctigeohat die Befchneis 
dung geleget auf Abraham und fein Gefchledhte, allein 
an dem Drt, da es fhmählih und fhäntlidh if. Wa⸗ 
rum bat er nicht ein ander Theil oter Glied am Leibe 


«dazu laffen nehmen, ald Hand, Füße oder Zunge, mit 


welchen wir feben, daß man auch greulich ſündigt, ſon⸗ 
dern nimmt eben das Glied der Geburt dazu? Damit 
ift lange Zeit zuvor angezeiget, Daß niemand mit WWerz 
fen zu Gott fommen und felig werden möge, fondern 
allein Durch den Glauben. Das treibet die Schrift in 
allen Erempeln und Kehren Durch und durch. Unfere 
Sünde in und ift nit ein Werf oder That, fondern tft 
die Natur und ganzes Weſen; darım nimmt Gott das 
Glied, das zu der Geburt gehört, und dadurch die 
menſchliche Natur gepflanzet wird; als wollte er ſprechen: 
Deine Geburt, und deine Natur, und dein ganzes 
Weſen ift Sünde und unrein; das bezeuge idy mit die- 
fem Werf der Beſchneidung. Es ift nicht ein Werk, 
dad Hände und Füße thun. Es ift wohl ein Werk 
gewefen, da Adam und Eva den Apfel aßen; aber dar⸗ 
nah, nad dem Falle, iſt's nimmer ein Werf gewefen: 
„denn da fahen fie, daß fie nackend waren, und ſchä— 
meten fi,“ wie der Tert im 1. Buch Moſis c. 3, 1c. 
faget; und allda hat fi die Vergift angehoben, und 
{ft gangen durch den ganzen Menfchen, durd Leib und 
Seele. Es iſt niht mit Werfen ausgericht'; fondern die 
Natur ift durch und durch verderbet, Daß feine gute 
Luft mehr da ift, weder in Leib noch Seel. Das meine 
ih, daß die Beſchneidung mußte geikehen an Ver Aw 


— ı 185 — 


burt und an dem Drt, da bie: bie. Euft, derfommt, def 
du sicht denkeſt mit Werfen etwas Gutes zu thum, 
Denn wenn du ſchon die Hände nicht dazu thuft, bil 
Du dennod der böfen Luſt nicht fedig,. Gleich, als weng 
ein böfer Menſch im Kerfer ſitzt, da ihm, Hände und 
Füße gebunden find, wird er wohl gezwungen, daß et 
Tein böfes Werk nicht thue; aber Darum wird er nicht 
frömmer. So auch wir, wir werden darum nicht fromm, 
ob wir ſchon nicht böfe Werke mit der Hand thun, wir 
müſſen gar eine andere Haut anziehen, wollen wi 
fronm werden. 

Zum andern: Warıım hat er dieß Gebot eben dem 
Manne aufgelegt, ift doch das Weib aud) vergift’, und 
ſtecket eben fo viel in böfer Luft als der Mann? Ant: 
wort: Da ift fo bald’ mit eingebunden Die zukünftige 
Verheißung, daß Chriſtus geboren ſollte werden. Denn 
damit will er anzeigen, daß, wenn es ſo ſeyn könnte, 
daß das Weib von ihr ſelbſt könnte empfahen, wäre ed 
wohl ohne Sünde; darum hat der heil. Geiſt das qusgezo— 
gen, daß ein Kind "möchte geboren werden ohne Günde, da 
gllein ein Weib empfienge, nicht von dem Manne. Und 

"wenn ed ncd) fünnte gefchehen, daß ein Weib ohn männs 
lihen Saamen gebären möchte, fo wäre diefelbige Ges 
burt auch rein. Darum tft dieß hierinne angegeben, dafl 
Chriſtus follte ohne Sünde vom Weibe, ohne männlichen 
Eaamen, empfangen und geboren werden. Daß hat 
er 1. Mof. 17, 10. Har audgedrüdet mit dem Wort: 

„Alles, was männlid iſt, das ſoll beſchnitten werden.“ 
Alſo bat er der Beſchneidung eben. mit eingewickelt den 
Heiland, der der fündigen Natur helfen ſollte; ob num 
wohl alles vergift' und voll Sünde ift in unfrer Natur, 
ip bat doch der heilige Geift. in diefen Worten wollen 
anzeigen, dag, da noch ein Kind von der Mutter als 
kin, ohne Sünde follte geboren werden, das sicht der 
Befchneidung bedürfte, obwohl nicht könnte ein : Vater: 
feyn, und Das. Kind vom Vater gezeuget werden ohne 
Sünde. Da fieheft du, obwohl dieß Zeichen ſchändlich 
ver der Welt ft, Doch ift darinne verborgen fo große, 
göttliche Weisheit, welche nie feine Vernunft hat mögen. 
fären; 5 daß Gott alſe yat wollen der sten, hören: 


4105 — 
hen, Damm: teder Tone, da Te Cheihe) Bir 


Bruͤntigam, vereiniger werden ’ . | 
Nun iſt nrh wind. Yier, warum Chriftub beſchnitten 
; WM, ſo er doch unſchuldig, und der Beſchneidung nicht 
bedirft Hat? Das Haben -wir vor vft geprediget; ch 
x darinne ‚auch eine Lehre, beide, ded Glanbens und der 
; Lebe, Zum eriten; daB Chriſtus die Beſchneidung dare 
& um bat'am ſich Zenommen,“ daß et und davon errette, 
£ mb daß aafer:: Glaube: daran ſteirk würde. Er MS 
= nicht ſchuldig geweſt; fordern um meinetwillen hat er ſich 
d keranter gegeben, und hat ed mir Zu gut gethär.: ‚vote‘ 
s auch den’ Tod auf ſich genommen ſo er da nicht 
des Todes ſchuſdig iſt ¶ geweſen, hat es aber um unferts 
wen: gethan, daß er uns vom' Tode erlöſere. Darum 
fand. wir nun nicht Fchuldig, beſchnirten iu werden. Duir⸗ 
nach iſt dierinns ur Erempel Der Webe, dag er ſich giebt 
in daßs Werk, deßg er nicht bedarf und Ferch Nuten’ 
davon Hattez:damie er und Kin Crempel’giebt, daß tote 
auch alſo Thum“ und unſerm Nächſten dienen: ſollen, ob 
wie es gleich miche durfen.Das befehl ich euch dem⸗ 


ſalbigen beſſer nachzudenken. Das ſey kürzlich bei dieſem 
Evangtlio geſagt. wollen den Herrn um Gnade antufen. 





13. * 


wer wie gerechtfertiget werden due den Blanbeı 
‚Iberfommen wir allerexit den. Namen. Zuvor haber 
"Beinen Giauben nah Namen. gehabt; Oott Temıet 
worhin nicht, wüßte nichts von and: alsbald aber, ı 
wir geiſtlich befchzitten werden; und den: Glauben 
ben, fo gehet der Reme:.ans-Tommas- alſo⸗ von 
Namen, den. wir von Adam hatten, daß, wir M 
Kinder hießen, in einen. neuen Namen, DaB mir: | 
ted Rinder heißen, wie wie aud jener Geburt tu 
daß wie nimmer die erſte Weburt wow. Adam Dr 
 Daranf.r gehet denn. des Propheien Spruche Inv. 
tum est nomen tuam: super —— wir 
sah deinem Namen genennet, Jer. } . "Und 
iſt der Chriſten Ruhm, dag wie Bötter und Chr 
heißen, dazu heilig, geteiht,, rein, wahrhaftig und 
gleichen mehr, wie er heißt. So haben wir alle die 
men, die.er bat, umd Die man ihm geben. fonn, 
was man Gnted von ihm mag jagen. . Diejer Zeil 
veden gebraucher auch Sefaind, Da er aljo foriht K 
1! „Auf. den: Tag werden jieben Weiber :einen 9 
ergreifen und fagen: Wir wollen ung ſelbſt ernähren 
lein, daß wir nad dir heißen;“ wie ihr wiſſet, daß 
das Weib nennet nach dem. Mann. 5. 


Gleicherweiſe wie nun dad Weib in gemeinen 
tern figet ‚mit dem Manne, alſo, daß .was.de& % 
nes tft, fen auch des Weibes, und wiederum, was 
Meibes iſt, fey auch des Mannes; alfo. find. auch 
Glaͤubigen theilhaftig aller Güter Gntted,:ımd h 
alles, was er hat: darım müſſen wir nach ihm ge 
set werden. ‘Den Namen gibt und dad neue Bi 
wenn wir nes geboren werden. Vorhin find wir 
Güter aller beraubt gewejen, haben auch unfern Re 
von unjerm Vater Adam ber, der beißt: alfo: On 
homo mendax, .alle. Menſchen find Lügner, P 
116, 11. den Ramen. fennet Gott nicht.  Darımm, 
Daß eine andere Braut iſt; fomuß fie auch einen an 
Kamen baben. Daher bat Spott niit che warfen 

Rinde den Namen zugeben, denn in ver Beinen 
wie. wir_dean unſern Kindern auh wi due.“ 


— 105 — 


gebtn ‚benz mder: Tauft, da Vie Chtiſto, ale rem 
VDrumigac; peseiniget werden: : N on 
2 Rust app dninh; wind hier/ warum CEhriſtus beſchratleg 
M, fo er doch unſchuldig, amd Der Beſchneidung nicht 
bedurft Hat?! Das Haben wir "wor vft gepredigetz · ch 
. % borinme auch eine: @ehve, beide, des Glmiben® und der 
: Wiebe, Zum eriten; daß Cheiſtus Die Beſchneidung dar⸗ 
nnm hatten: ſich Yenomiken ‚dag: er uns davon ertette, 
> mb daß: najer: Glaube: daraıt ſteirk würde. Er: Ms 
; Wh ſchuldig gemertz Tonderw-ank-iheinefinillen dat er fd) 
x Ierantet gegeben, \ind bat es mir zu gut geiban ‚vie 
| ®-and den TED auf · ſich ¶ genommen }’To ei: doch nicht 
des Todes: ſchufdig :tit- geivefen, hat es aber um unfert⸗ 
wvillen gethan, dapier une vom’ Tode erlöfete, - Darun 
? nd. wiee nun nicht Gpulois, beſchnirten zu werden. Vur⸗ 
mch iſt er ain Erempel ver Vebe däß er ſich giebt 
in dad. Werr,weß er nicht bedarf und Temen Nuten 
davon -Yattey: damit er uns Ki Creimpel’giebt, Dap''inte ' 
auch alfe Thum“ wid unſerim · Nochſten dienen: follen „oh 
wir es gleich niche“ dürfen.“ "Das befeßl ich euch ‚ dem 
plbigen beſſer nachzudenken. Das ſed kürzlich bei dieſen 
fEvangelio geſagt, wollen den Deren um Gnade antufen. 
. . :. Fa En 3 11 Bu) » Bel ze Be nt. 





: Im Tage der :Srfcheinung' des. Herrn, oder 
wie man ſagt, Ai der heiligen drei 
7:7 2 . Koͤnige Tage, Er 
\ u a 2. guy. Matth. 2; L— 4A2. 0: nee! 
Mast ein Teich Evangelium‘, wäre wohl bHikg, 
daß man's ur Fleiß handelte, ich weiß nicht, wo ich’6 
angreifen fol: "Wictthäns beſchüeibet dieſe Hiſtorie nur 
darnm, daß er“ anzeigen: will, wiedie Geburt Chriſti 
wvicht? ſey helmnlich Jeweſenn, auf daß die SYaden-Feine Ent⸗ 
ſhhuldiaug vrorzuwenden hätten: Verehalben führet er 
auch etliche Syrche ein, aus de ProphettäGefäia und Wilde, 
! intel ae fie: ja: will gewtß machen," Meſſias ſey geboren? 
fe :durfen "auf Feinen- aͤndern arten: Des vev Aed 
gen nicht:alleine. ihre "Schrift," ſondern ik, Irene Leute 
DW do Tamenj: und fuhtih Her Ronig · det Spden. IWW 
13 * 


4 


\ er 192 — 


und für Suͤnde getban haben, dad nicht acht Tage di 
it? Warum legt ihm denn Gott die Beſchneidung auf! 

arym, daß die Natur böfe it, und das Kind bring 
mit fih die Erbfünde, welhe und natürlich ift angebe 
ren. Derohalben, fo ift’8 nicht um's Werk zu thun 
denn das Kind hat nie fein boͤſes Werk koͤnnen thun 
Tondern um die böfe, vergiftete. Natur; denn Das Min 
tft alfo geboren mit der Bosheit und Sünde, _ 
Nun iſt bier eine Frage: Warum hat denn die Beſchnei 
dung aufgehöret, und warum bat fie Gott nicht laſſe 
bleiben, auch jegt bei. den Chriffen? Antwort: , Da 
ftehet in unferd Herren Gottes Willen, und dep Wille 
fol und genug feyn, daß wir und nicht weiter daruı 
dürfen befümmern. Doc wollen wir’ weiter anfeher 
Das ift die Weiſe unferd Herrn Gottes,daß er alleze 
zu dem Wort äußerliche Zeichen giebt, die alle auf Chr 
ſtum gerichtet find. ‚Und. foldhes thut er um” unfertmwi 
len, Darum, dag wir fo tief im Fleiſch und Blut fteder 
daß wir ben fihlechten, bloßen Worten Gottes nicht glaı 
ben fünnen; derohalben ‚giebt er Zeichen, Dabei ma 
gewiß ſeyn folle, es fey wahr, wie er und duch fei 
Wort verheißt und zufaget: Solche Gnade und Gi 
hat er von Anfang der Welt dem menſchlichen Geſchled 
erzeuget. Was hat Adam und die Erzväter zu fein 
Zeit für Zeichen. gehabt? Sie. hatten. nicht die Tan 
wie wir, noch die Befchneidung wie Abraham; das ha 
ten fie aber zum Zeichen, wenn ſie opferten, fam ds 
euer vom Himmel und verbrannte das Opfer, dab 
fie geiviß wußten, Gott. wäre ihnen gnädig: ", Nebt 
biefem Zeichen hatten fie eine Zufagung, nämlich, t 
Gott zur Schlangen (welche fie hat in die. Erbfuni 
geführt), alfo ſprach: „Ich will Feindfhaft feen zw 
fhen Dir und dem ,‚Weibe, und zwifchen Deinem Saamı 
und ihrem Saamen; derfelbe fol Dir den Kopf zertrete 
und du wirft ihn in die Ferſen beißen,“ 1. Mof. 3, 1. 
Das war ihr Evangelium, und war eben fo viel, a 
Tägte er zu Eva: Ich will dir ein Kind geben und « 
hen natürlichen Saamen, der foll ein Heiland feyn, fi 
dem Teufel den Kopf zertreten. Solches Evangeliu 
und Troſt haben fie mit Freuden gehöret und geglaube 


— 497 


bei 'altdere Dinge auf) wolleh thun, das ice in der 
atur iſt; daraus find Schwarzkünſtler und Zauberer 
orden, welche jenen nad) au wollten. weife und Hug 
on, und fehleten, find wie die Affen, was fie feben, 
18 wollen fie auch thun. “ 
Diefelbigen Magi haben nun einen Stern geſehen 
R Morgenlande,, 'wie der Evangeliſt faget ; derfelbige 
tern hat ſie beweget, daß ſie ſich "aufriacheten und ihm 
ihzogen denn er zeigete an, dag ein König im jñdi⸗ 
ven Tande geboren wäre. Allhier haben etliche gefragt, 
fe daB ſey zugangen, was ben Weiſen geſaget habe, 
B der Stern anzeige, daß da ein neuer König gehos 
n wäre? Hier will ich nicht viel Wunders machen. 
108 iſt wahr“ daß die Hrabifhen ſind von dem "es 
Hechte Abrahams kommen: denn fo lejen wir, daß Abra⸗ 
im zeugete von Ketura etliche Söhne, die ließ er zie⸗ 
n in Die Morgenländer. Welches mich zwinget, daß 
glaublich iſt, daß die Hrabifhen geweſen flid von dem 
tamme Abrahams; denn bafjelbige ganze Land tft vom, 
fmael und feinen Vrudern kommen. So iſt nun gewiß, 
H Abraham feine‘ Kinder alle hat gelehret, mas er 
efonnt; (1. Moſ. 25, 6.) wie ihm verſprochen wär 
1 Eaame. von: Gott, (1. Moſ. 22, 18.) hat er ſie 
gelehret vom "Glauben, nie fie gute Werke thun 
üten, daß fie einen rechten Gottesdienſt führeten, 
id in einem rechtſchaffenen Leben mandelten. Das iſt 
ir genug: denn "alfo fagt Gott felber zu Abraham 
Bie fann ich) Abraham werbergen, was ich thue? fin⸗ 
mal er ein groß und machtiges Volk fol werden, und 
e!Mölfer auf Erden in ihm. gefegnet werden offen: 
ern ich weiß, er wird befehlen feinen Kindern und 
nem Haufe nad ihm, dag fle des Herrn Wege bald 
1, und thun, was, recht und redlich ıft, auf daß der 
ar auf” Abrabem- kommen laffe, was cr ihm verheigen 
t,“ 4. Moſ. 18, 17. 18.19: Dieweil es deun Gott 
t ’gefagt, hat es Abraham freilich auch gethan; und 
wird nicht allein Iſaak, fordern auch Die anderw Brüs 
e unterweiſet haben, daß fie es freilich gelerhet und den 
rftand gefaſſet hahen, ob fie wohl nicht alle den lau; Ä 
ı geialjet Baben; wie auch jetzund geſchieht. 7‘ 


Dr 4 


wenn wir gerechtfertiget werben durch den Wlauben, | 
.Aberfommen wir allererſt dem. Namen. Zuvor haben w 
"Seinen Glauben nah Namen gehabt; Gott Termet un 
vorhin nicht, wüßte: nichts von und: alsbalp ‚aber, wei 
wir geiftlih. befchitten werden; und den Glanben fi 
ben, fo gehet ber Name: an, kommen alſo- von de 
Namen, den. wir von Adam Hatten, daß/ wir Adan 
Kinder hießen, in einen: neuen Namen, DaB wir: Go 
te® Sinder heißen, wie wir auß jener ;Bebunt.tweik 
daß wie nimmer die erſte Weburt: von Mam Habe 
Daranf.r gehet denn des Propheten Bprude- Imv 
tum est nomen tuum:super zros, das ff; wie 
nach deinem Ramen genenret, Ser. 14,9. Uwd 
iſt der Ehriften. Muhm, daß wie Götter und. Thrimm 
heißen, dazu heilig, getecht, rein, wahrteftig uud. W 
gleichen mehr, wie er heißt. So haben wir alle. die Ri 
men, die.er bat, und Die man ihm geben. kaun, ın 
was man Gutes von ihm. mag jagen. Diejer Weiſe 
veden gebrauher auch Zefaiad, da er aljo ſpricht 4 
1! „Huf. den. Tag werden fieben Weiber :einen Man 
ergreifen nid fügen: Wir wollen uns felbit ernähren, a 
fein, daß wir nad) Dir. heißen 5“ wie ige * det ma 
das Weib nennet nach dem Daun. m ; 


Gleicherweiſe wie nun daB Weib i in gemeinen © 
tern fißet ‚mit dem Manne, alfo, daß was des ar 
ned ift, ſey auch des Weibes, und wiederum, was de 
Meibes iſt, fey much des Mannes ;. alfo: find, auch all 
Gläubigen theilhaftig aller Güter Opttes,:ımd babe 
alled, was er bat! darum müffen wie. nach ihm gene 
net werden. Den Namen gibt und das neue Weſen 
wenn wir ne geboren werden. Vorhin find. wir de 
Güter affer +beraubt geweſen, haben auch unſern Mami 
von unjerm Vater Adam ber, der heißt.alio: Omnt 
homo mendax, alle. Menfchen find. — Pfer 
116, 11. den Ramen kennet Gott nicht. Daran, wi 
das eine andere Braut ift; ſo muß fie auch ‚einen ander 
Kamen haben. Daher hat Gott nicht ehe wollen de 
Kinde den Namen zugeben, denn in der Beſchneidung 

wis. wir dean unſern Kindern. au wir se. Rai 


ws 405 — 


geben, druu⸗ tm. Der Safe, da Ne Chriſto ai Thre 
Orkatigm, vereiniget werben : 
"Pant Apdnörh; Sirb- Hier; warn Ehriſtub beſhuitlen 

R, fo er doch uniſchuldig, und Der Beſchneidung nicht 
bedurft Hat? : Dos daben wir vor vft geprediget; ei 
iR darinne Su) eine Lehre, beine, des Glmibens und ber 
Lebe. : Zum eriten; daß Cheiſtusdie Beſchneidung dar⸗ 
um hat An ſich Jrnomutu,: daß er uns dabon erretfe,; 
mb daßz anaſere. Glaube: daran ſtirk würde. Er: ra 
nicht ſchuldig geweſt; ſondern ·um ne inetwillen dat er ſich 
krantet ‚gegeben, ind hat es mir gu ‚gut geihan ‚wie 

wach‘ den‘ Tod auf ſich · genommen/ſo er: da nicht 
des Todes ſchufdig ft. geweſen, hat es aber um unfert⸗ 
llen gethan, daß er ans vom’ Tode erloͤſere. Darin: 
ad. wir:hun nicht Fauboi, befgnitten: gu werden. VDur⸗ 
mu iſt Neriis din Crempel ver Vebe däß er ſich gtebt 
in dad: Werr, weß er nicht bedarf und kemen Nutgen 
davon -Yattez:damie er uns vii Creinpel’ giebt, Dag''wie 
nich alfo- Thum“ und iunſerin Naͤchſten dienen: joflen „ob ‚\ vb⸗ 
sie es gleich nicht“dürfen.“ "Das befehl ich euch, dem⸗ 
elbigen beſſer nachzudenken. Das Ted. Tüezlich.bei. dileſem 
koaugeli⸗ ʒeſagt ‚welen‘ den Hermı um n Gnade aatufen. 





Km Tage ber: Sefcheinung- deB Herrn, ı oder 
wie man ſagt, au der Heiligen’ brei 
cun Ronjge Tagße 

— — Matth. 2, LA. nme 

Ts: ir ein reich Evangelium‘, wäre wohl wviih⸗ 

bag man's weht Fleiß handelte ich weiß nicht. wo ich’6 

angreifen foller Moaithäus — * — dieſe Hiſtorie nur 
baram, daß er’: anzeigeh: will, wie die Geburt Chriſtt 

ey: helinlich gewweſenn, auf daß die Juden -Feine Ente 
una vorzuwenden hatten. Verohalben führet er 
auch etiiche Spruͤche ein, aub —— und Wide, 
daemit er ‚fe: Fa will gensäg machen, Meſſias fey. gebnrei? 

Be :dürfen auf keinen Anderh- warten. Deß find‘ FJeu⸗ 

gen nicht alleine ihre Schrift, ſondern auuch Tremde Meute 

Die -Do ν fudgenh „Der Rinig det Sam —X 


wenn wie gerechtfertiget werben durch den Blauben, | 
‚Aberfommen wir allerexft den. Namen. Zuvor haben m 
keinen Glauben nah Namen. gehabt; Gott Termet ur 
worhin nicht, wüßte: nichts von uns: alſbald aber, wer 
wir geiſtlich befchwitten werden; und den: Glauben & 
ben, fo gehet der Name an, Tommen alſo⸗ von de 
Kamen, den. wir von Adam: hatten, daß, wir" Adam 
Kinder hießen, in einen. neuen Namen, DaB mir. Ge 
tes Sinder heißen, wie wie aus jenemrWebunt. trete 
daß wie nimmer die’ erſte Geburt von dam Babe 
Daranf.: gehet denn. des Propheien Bprude: Inv 

tum est nomen luam: guper zr0s, da iſt / wie 

nach deinem Namen genenncet, Jer. 14, 9. Uad d 
iſt der Chriſten Ruhm, daß "wir Götter und Ehrifl 
heißen, dazu heilig, zekecht, rein, wahrhaftig und de 
gleichen mehr, wie er heißt. So haben wir alle die N 
men, die.er hat, und Die. man ihm geben. fan, ur 
was man Gutes von ihm mag jagen. . Diejer Weiſe 
veden gebrauher auch Iefaiad, Da er aljo ſpricht K.“ 
11: „Auf. den: Tag werden fieben Weiber :einen ::Mus 
ergreifen und fügen: Wir wollen uns jelbit ernähren,.a 
lein, daß wir nad) Dir. heißen ;““ wie ihr wiſſet, Daß mu 
Das Weib nennet nach dem. Mann... 2. 233 2. 


Bleihermweife wie nun dad Weib in gemeinen Bi 
tern figet ‚mit dem Manne, aljo, daß was des Maı 
nes iſt, ſey auch des Weibes, und wiederum, was de 
Meibes iſt, fey nuch des Mannes; alſo find auch al 
Gläubigen theilhaftig aller Güter Gpttes,:ımd habe 
alle, was er hat! darum müſſen wir. nach ihm 'gener 
net werden. Den Namen gibt und. das neue Weſer 
wenn wir ne geboren werden. Vorhin find. wir d 
Güter aller beraubt gemwejen, haben auch unfers Ram 
von unſerm Vater Adam-ber, der heißt. alſo: Omni 
homo mendax, alle Menfhen ſind Lügner, Sch 
116, 11. den Namen. tennet Gott nicht. Darm; wi 
das eine andere Braut ift; fomuß fie auch einen ander 
Romen haben. Daher bat Gott nicht che wollen da 
Rinde den Namen zugeben, denn in ber Beichneidumg 

wis. wir.denn unſern Rindern au wülr de. Rauis 


— 405 — 
geben, deun⸗ ändere: Teufe da we-Chtio; Bis ren | 


Bräutigam; sweißiget werdenn 2 
VNur iſt rioch Sind: hier / warum Ehriftud beſchnitleg 
iſt, fo er doch unſchuldig, und Der Beſchneidung nicht 
bedirft Hat? "Des: Haben »wir!wor vft geprediget)- CH 
iſ dariane auch eine Lehre, beide, des Glaubens iind ber 
Vebe. Zum erſten, daß Chelſtus die Beſchneidung dar⸗ 
won hat an ſich Gennmitten,'Vap: et: ins dadon erretfe,: 
anß Daß: aafer:. Glaube: Daran ſttiirk würde, We: 3 
wicht ſchuldig· gemeftz jomdern-um-iheinefioitlei dat er ſich 
derantet gegeben, ind hat es mir zu gut gethand tie 
Rauch‘ den Tod auf ſich ¶ genommen/ ſo er DER vnicht 
des Todes ſchutdig iſt geweſen, hat es aber um -unferts‘ 
nillen gethan, daßer une vom Tode.erlöfeke, : Darin: 
ſiad wir: num nicht chuldih, befgnikten Ai werden. VDur⸗ 
u iſt Niere er Erempel ver KRebe däß er ſich Rebt 
in dab Bert ;: de er nicht bedarf und kemen "Rue 
davon -Yattez: damit er uns Fi: Creinpel’ giebt, daßwit 
dh alfo Thum“ ud iuhferin- Nächſten "dienen: ſollen, vh 
dir es gleich nicht dürfene. "Das befehl ich euch,“ dem⸗ 
stbigen beſſer nachzudenken. Das ſed kürzlich bei dieſem 
kvangelio geſagt, wollen den Herrn 'um Gnade antafen. 
FE ER) ES OB Fa EEE 13) Bu2} ı BE . En a ns Zu 





Am Tage dar :Srfcheinung des. Herrn, odee 
wie man ſagt, Ar der Heiligen’drei 


eg Math. LAN ne 


yon nicht: alleine ihre Schrift," Tondern auch Tremde Beute 
ve da Tameaazi ud‘ fuel Den Rinig det Soden Die 
1 | 


hea Rem uden: guiginer geringen —E 
fie, fein eigen Volk, dieſes ihres Königes Gobert perfd 
und. fremde deute ſellen darnach fragen, und befſer un 
Geburt wiſſen, denn fie. Run ©8 gehet alfe; und 
giberk... ‚Bir wollen ‚das Evangelium. kürzlich über! 
: Die“ Meifen;, die man nun beißt Die: dwei. K 
| de) geweſen aus demLande, bad da beißt, reich, Ara’ 
ei Land, dad- da seih-ift: ppn. Golde, und haf auch 
Velbronch und köſtlichen Myrrhen, Keget: gegen ˖ dem 
n von Rrußalem.. Diefe, Weiſen aber. ſind nicht: A 
— ‚Leute geweſen, vielleicht Prieſter 
wohl, zuzxe + felbigen, ‚Zeit..Könige und Priefter .eim 
war... Dgr; Evangeliſt nennet. ſie Magos, ‚die ma 
heißen: Naturkündiger. Denn Magia, iſt eigentli 
Surf, wenn jemand ‚orig, Die ‚Art: ‚uud Ratur der, 
turen. „als, daß, wir ein -Epempel, geben; weni 
weiß,daß ber Ralf die Natur ‚bat, wenn man-! 
drauf: geußt, daß, er amfähet zu brennch, -und- wie 
om, —— gelöſchet wirdi⸗ welches ſonſt dad: Fon 
Ziem/ daß der Hirſch die Natur hat⸗d 
die —5— aus dem Loche zeucht mit feinem % 
ſig tantet nud. friſet. Desglejchen, auch⸗ Daß, eiyn 
lein, wenn es vor der Schlangen Loch mit dem Sc 
wedelt, die Schlange heraus locket, und wenn ſi 
greucht fd. [&läger. dad: Mieſeltin say art 
langen. in. den: Hols, ſo hab es, ‚Die Bift nüht, 
und erwürgek ie. 

Run, die, fo hediliche Küng fönnten, die find S 
davon fommt’st ad daß.ſie⸗Bft manderliche 
toner ꝓijsaer. Raturnannoxe denen „.die ad: würhtem 
Wa,dah, man ‚Danfet ed ‚gebe. mit, Dr Harmarzeı 
Ä seufelifchen Kunſt zu. :Gofhe deute ollten ſapne di 
heißt, Philosophpg,.die falten ‚pie: Rafur- der. Erei 
würen ;,abey...jegt wien die, Baursı mehr ‚Arm, 
unfere —— ‚Meifter., In, Mergenlänpern, 
Str srpß..gewefen,. "haben ſch viel drauf: gegebs 
guch eft hernhrt .in-der.-Heil. Schrift; Salamon m 
bie agıhere.. haben, fie, wahl. gebonnt,, -wirh..aug,: 
SoriK Hit zunasapgena wenn ſie Gleichtitz führı 

apsuglihen Aigen. —B RR gefahren 


,‘ 


er 


— — 497 = 


haben 'atidere Dinge‘ auch wolleh tin, das ee in, deg 
Natur iſt; daraus find Schwaͤrzkünſtler und Zauberer 
worden, welche jenen nach au wollten. weife und Hug 
ſeyn, und fehleten, find wie bie Affen, was fie feben, 
bas wollen‘ fie auch thun. 
Diefelbigen Magi haben nun einen Stern geſehen 
orgenlande, wie der Evangeliſt ſaget; derſelbige 
Stern hat fie beweget, daß fle ſich 'qufinacheten und ihm 
kachzogen: denn er zeigete an, daß ein König im jüdi⸗ 
n ande geboren wäre. Allhier haben etliche gefragt, 
e dad fey zugangen, was den Weiſen gefaget babe; 
u der Stern anzeige, daß da ein neuer König gcho» 
in. wäre? Hier will ‚ich nicht viel Wunders machen. 
)atg iſt wahr“ dag die Arabiſchen ſind von dem “es 
hlechte Abrahams kommen: denn fo leſen wir, daß Abra⸗ 
im zeugete vol Ketura etliche "Söhne, De ließ er zie⸗ 
n.in Die Morgenländer. Welches mich zwinget, daß 
glaublich iſt, dag die Arabiſchen geweſen ſind von deni 
ſttamme Abrahams; denn daſſelbige ganze Land iſt von 
ſmael und ſeinen Vrudern kommen. So iſt nun gewiß, 
* Abraham ſeine Kinder alle hat gelehret, was er 
ekonnt; (1. Moſ. 25, 6) wie ihm verſprochen wär 
n Saame von! Gott, Ct,. Moſ. 22, 18.) hat er ſie 
gelehret vom Glauben, wie fie gute Werke thun 
üten, daß fie einer rechten Gottesdienft führeten, 
nd in einem rechtſchaffenen Leben wandelten. Das iſt 
ar genug: denn 'alſo ſagt Gott ſelber zu Abraham: 
Wie kann ich Abraham verbergen, was ich thue? fine. 
»mal er cin. groß und mächtiged Volk fo werde, und 
dei Volker auf Erden in ihm. gefegnet werden: ſollen 
Yertn’'tch weiß ‚er wird befehlen frinen Kindern und 
inem Haufe nah ihm, daß fle des Herrin Wege bald 
n, and thun, was, recht und redlich if, auf daß der 
err auf. Abraham kommen laffe, was cr ihm verheißen 
at,“ 1. Moſ. 18, 17. 18.19: Diemeil es deun Gott 
xt geſagt bat es Abraham freilich auch getban) und 
wird nicht allein Iſaak, ſondern auch die andern Brüs 
er unterweiſet haben, daß ſie es freilich gelernet und den 
terftand gefaſſet baden , ob fie wohl nicht alle den Saw 
m gejallet haben; "wie auch jetzund geihieht, " " 


Er 


Aemsguden gmginer geringen Cham aefkgnhanhdr: 
4 fein Beh sa, diefes ihyed Koͤniges hoheet zenfhlaker; Her 
"und füngehe Yeute-fojlen.daxnacı fragen, uuh.beffex:wm feine 
wiſſen, denn fe. Run +8 gehet, alfez and. vie 
. wor ir woßlen das Epangelium. füyzlich überka: 

4,: Die‘ Meifen;, die man nun pe — 
üdd geweſen aus demlande, Das da beikt, veich. Arabiar ik- 
ein; Layp,. bad da spich-ift vpn. Golde, und ha auch allein 
ch und föftliherMpsrhen, Ärger: gegon dem item ' 
Diefe, Weiſen aber: find. nirht:l 

gewefen , ‚oiellgicht Srieften z: min 
igen, „Zeit.:Rönige sund Priefter..eim Dip 
Y; Bari nennet jig- Ma; ‚oa ‚bie-mag me, 


















Ysen. aus, , Bi . 

deig doe der Ey die Katur ‚bat, wenn, —— — 
> Brauf geußt. daß. er amyfäget zu brenueh, -upd;piederumi 
‚apirdiz. gwelches fonft, Dadifoner ey. 

PR} daß der Hirſch ‚die Natur Kakardap et 

Me -Sphfansen aus Dem ode geuct mit feinem | 
Pohget und. Frigei. Desglaichen auch, Babeign 
lein, wenn es vor der Schlangen Loch mit” a Schw 
wedelt, die Schlange heraus Iodet‘, und wenn fie bers ! 








Run, die, p, heduiliche· Kunf’Fönnen, die find Magl; " 
davon Fommt’sTäıd baß . r ſie⸗ üft · winderliche Dinge 
then ydaden Natur⸗ noxn denen nithta acſſſen 
Baydak, man — aueh che 
seinen Funk Buche Ser 
heißt, ‚Philosophps,. ur»deg, — 
— vn: Der, Bon en · me dx dymm ‚Dean 
— — ea 
Sunftırgsoß,grweitnn haben. I; viel Dr 
auch ofn, Benihe 
lg, „haben, fe wohl, gelpnat,, -wirh. augh;in dag; 
nggapgena wenn FR fübgat ont 
Te UTC OR Nr welehe. u) 


ȟ 

















— 


— 1977 = 
‚en 'affdere Dinge auf) wolleh thun, das nicht in ‚der 
tur iſt; daraus ſind Schmwärzfünftler und Zauberer 
rden, welche jenen nad) au wollten. weife und Aug 
n, und fehleten, find wie bie Afen, was fie feben, 
3 wollen” fie auch thun. “ 
Diefelbigen Magi haben nun einen Stern geſehen 
orgenlande, wie der Evangelift faget ; derfelbige 
ern bat’fie beweget, daß fie ſich "aufrtadheten und ihm 
hzogen‘: denn er geigete an, daß ein König im jiidis 
n Rande geboren wäre. Allhier haben etliche gefragt, 
das fey zugangen, was den Weiſen gefaget habe; 
' ‚der Stern anzeige, daß da ein neuer König gchos 
wäre? Hier will ich nicht viel Wunders machen. 
& {ft wahr“, daß die Hrabifhen ſind von dem “Ges 
te Abraham kommen: denn fo lejen wir, baf Abra⸗ 
ı zeugete von Ketura etliche "Söhne, Die ließ er zie⸗ 
in die Morgenländer. Welches mich zwinget, daß 
laubiid, ift, daß tie Arabiſchen gewefen ſind von dem 
imme Abrahams; denn daſſelbige ganze Land it vom, 
sael und feinen Vrudern kommen. So iſt nun gemiß, 
Abraham feine Kinder alle hat gelehret, was er 
— (1. Moſ. 25, 6.) wie ihm verfprochen wär 
aame_ von. Soft, (1. Moſ. 22, 18.) bat er ſie 
h gelehret vom 'Slauben, mie fie gute Werke thun 
ten, daß fie einen rechten Gottesdienſt führeten, 
‚ in einem rechtſchaffenen Leben mandelten. Das iſt 
: genug: denn "alfo fagt Gott felber zu Abraham: 
die fann idy Abraham verbergen, was ich thue? fins. 
ıal.er ein groß und mäctiged Volk foll werde, und 
Möller auf Erden in ihm. gejegnet werden offen: 
en ich weiß ‚er wird befeblen feinen Kindern und 
em Haufe nadı ihm, daß ſte des Herrn Wege bald 
‚ und thun, was, recht und redlich if, auf daß der 
& ef. Abraham “Tommen laffe, mas cr ihm verbeißen 
‚tr. Mof. 18, 17. 18.19: Dieweil es deun Gott 
geſagt, hat es Abraham freilich, auch gethan; und 
wird nicht allein Iſaak, fondern aud) Die andern Brüs 
unterweiſet haben, daß ſie es freilich gelernet und den 
rftand gefaſſet baten, ob fie wohl nicht ale den Sau 
gejaßet haben; wie auch jetzund geſchieht. 


Be 


RemyJuben:gmginer geringen —— 
4 eigen Volt, diefes ihres Königed Gohant zenfhlakre 
und feende Yeufe-fellen darnach fragen, und · beffer um feine 
es wiſſen, denn fe. Nun +8 :gebet; alfoz und nüht: 
anders. Wir wollen das Evangelium. kügzlich überhaufen 
+ Die Meijen., die gan ‚nun ; beißt: Die.dwei. Könige, 







Äud.gemefen.amd demand, Das:da beit; reich. Arabia ib- 
ein, da reich iſt pn. Golde, und di ein 
Relorer ſtlichen Nyorrben/⸗ Keget: gegen Dem Me, 






gen nk len Dieſe Weiſen aber. find; ni 
eur selshrte.-Raute gemefen ‚vielleicht Arie 
wohl, anac felbigen „Zeit. Könige und Ppieft 
wer· Der Eoangelift nennet fig. Magos, - 
ratwplündiger,_ Denn Magia.it eigentlichpie 
Sup, wenn jemand, veiẽ Die Art aud Rotur. der. rem 
Sven. ils doſ wir ein Epempel gehen; nenn: mem 
weiß: dag der Kalf die Natur ‚hat, mern man Maferi 
Brauf.geußt,. ihaß,-er anfähet zu brenuch, -upd;peiedenum 
om, Pe geloſchet wichi⸗ welches ſonſt das Fouer am; 
Ziem/ deß der Sirſch die Ngtur Watirdag ern 
fangen aus dem Loche zeucht mit ſeinem Athen 
et und. Friget. Desgleichen auch... a 
man 









lein, wenn es vor der Schlangen Loch mit dem 

webelt, die Schlange heraus locket', und wenn fie her⸗ 

wma PD. ſolaget das Wigfelöin a Abe Ar 
langen. in. ven, ‚Hal Rap 6 — Pf trif⸗ 


und erwürgef® re 
Run, die, Al beinikidie” Können, die find Magij 
davon kommtisd ad Z daB-"fie: vft · wimnderliche Dinge 
thyr aus· ger ‚PatynnMepudenen „.die ad: wühteadfffen, 
Wa,das, man .danfst „ned ‚gebe; mit. Mer warzen oden 
ernfelfhen Kunſt zu. Gohhe Veh Ton; _Die ma 
— he eo ae ap —* 8 
wen; wien ‚Die,, Bauten · medr drin, 
Diche mptüalichen ‚Meifter. ,.2n; Mocgenla; er Bi 
EL groB geweſen haben Fi viel drauf. gegeben ‚oil 
beribet,, At Dep beile. Sygrift ʒ Solaman ne 
Ua nie bel, ie.mohl, ‚gehonat., wirh. auch in daR} 
Sek. ff yangtapgena wenn . ie Gleichniß führer omg, 
aesjglichen :Fängen: bauch 8 — 
„a 









u 


— 197 = 
daben andere Dinge auf) wolleh thun, das nicht in der 
Natur iſt; daraus find Schwarzkünſtler und Zauberer 
worden, welche jenen nad) auch wollten. weife und tlug 
ſeyn, und fehleten, ſind wie die Affen, was fie ſehen, 
bas wollen fie auch thun. “ 
Dieſelbigen Magi haben’ nun einen Stern geſehen 
| orgenlande, ‘wie der Evangeliſt ſaget; derfelbige 
Stern hat ſie beweget, daß fle ſich aufrtadheten und ihm 
tachzogen: denn er yeigete an, daß ein König im jüdie 
n Sande geboren wäre. Allhier haben etliche gefragt, 
e das ſey zugangen, was den Weiſen gefaget habe; 
daß der Stern anjeige, daß da ein neuer König gchor 
ten wäre? Hier will ich nicht viel Wunders machen. 
dag iM wahr, daß die Arabiſchen ſind von der ‘Ges 
Wlechte Abrahams kommen: denn fo lejen wir, daß Abra⸗ 
hat zeugete voh Ketura etliche Söhne, Die ließ er zie⸗ 
en. in die Morgenländer. Welches mich zwinget, daß 
8 glaublich iſt, Daß die Arabijhen gewefen find von dem 
Atamme Abrahams; denn daſſelbige ganze Land if von, 
Hmael und feinen’Brüdern kommen. So iſt nun gewiß, 
ß Abraham feine Kinder alle hat gelehret, was ef 
gekonnt; (1. Mof. 25, 6.) wie ihm verſprochen voär 
ik aame.von. Gott, (1. Mof. 22, 18.) bat er ſte 
ch gelehret vom "Glauben, wie fie gute Werke thun 
ollten, daß fie einen rechten Gottesdienſt führeten, 
md in einen rechtſchaffenen Leben wandelten. Das iſt 
Har genug: denn "alfo fagt Gott felber zu Abraham > 
„Wie kann id) Abraham verbergen, was ch thue? fine. 
temal er cin. groß und maͤchtiges Voll ſoll werden, und, 
lei Mölker auf Erden in ihm. gejcgnet werden ſotlen 
Bern ich weiß „er wird befehlen feinen Kindern und 
feinem Haufe nah ihm, dag fle des Herrn Wege bald 
ten, und thun, was, recht und redlich ıft, auf daß der 
Herr auf. Abrapem- kommen laffe, was cr ihm verheißen 
hat,“ t. Mof. 18, 17. 18.19: Diemeil es deun Gott 
dat ° geſagt, hat es Abraham freilid auch gethan; und 
+ wird nicht allein Iſaak, fordern auch die andern Bruͤ⸗ 
yer unterweiſet haben, daß ſie es freilich gelernet und den 
Verſtand gefaſſet hahen, ob ſie wohl nicht alle den Glau⸗ 
sen gefaſet Haben; wie auch jetzund geſchiedt. 


i en. ı Bee 


. „80 find die Weiſen and, folhe Leute gemefkt, 
. Reed von Abraham yud feinen ‚Rindern gefaflet hat 

wviewobl folſcher Glaube und Werke immer ſind mit 
te. gelaufen. Daruni werden fie es auch daher gel 
hoben, Doß da würde ein neuer König von dem hidiı 
Bolt geboren werben... Da fie nun haben deu © 
geſehen im jüdiſchen Lande, da haben fie. -gedadt: 
maß er geboren feyn. Daraus Täuat ihr, haben, 
dieje W. fen nicht ferne. bin haben gehabt, es wird 
Aͤber vier Tagreiien jeyn genen. Dann. wie wollten ſie? 
feon gemejen. daß dee Stern follse eben geſtanden 
über Seruinfem, wenn es ſo ein feruer Weg wär 
weſen, wie man jonft davon jagt? ‚Darum wollen 
€8 ſd deuten, Daß fie am der Grenze gewesen, find, 
on Egypten, da es ſtößt an's jaͤdiſche Land. 
tönt. hötten ſe vicht mögen den Stern jo weit 
ſonderlich, weil er uiht fü hech iſt geſtanden, ce! 
andern einer. Denn der Evangehit ſagt, daß er 
her iſt gangen dis gen Bethlehem, und geſtanden 
dem Hauſe, da das Kind mar: Damik.er vicht dic 
alleine anzeiget, über der er geftgnuen iſt, ſondert 
dos Haus... Dazu iſt er von Mitternacht gegen X 
gangeun, fo dad) die andern Sterne yon Morgen 
den Übend gehen. Darum ift er nicht fo geftaudeı 
die andern; hat aud nicht einen ſolchen Kauf gehabt 
die andern? Denn er ift von Gott fonderlid) um des 
geihafen. .Dasreveid Darum, Daß wir aud den € 
bern begegnen, Die jo hinein plumpes, und made 
ıtteh des Gloubens, da feiner if. Denn e& iſt 
Noth zu glauben, daß es jo ein fern Weg fey gen 
und fle doch in wenig Tagen feyen hiufowmen, alı 
lagt in dreizehen Tagen, 


Uund alfe koͤnnt ihr auch niederlegen, was bie € 
aufer fügen, fo da hieraus wollen beweiſen, di 
ſprechen, Daß ein jeglicher. Menſch unter einem e 
Stern geboren werde, und ein folder Menſch werde 
deſſelbigen Sterns Einfluß it, und ſoll ihm alſe 
alſo geben; das ift eitel erdicht und närriſch 
2Benti He denn ſprechen: Ei hat. doc, Cheiſtus 


Eiem gehabt zu feiner Beburt ſollte denn nicht ein 
re Waller Menfdy feinen eigenen Stein haben? So ants 
F- werte olfo: Du Narr, ift doch der Stern nicht: geftanden, 
: 08 Die audern , fondern viel’ niedriger ; oder was haben 
: "Mean die Sterne über Chriſtum Gewalt? Wenn die 
n Exerne uns etwas deuten, fo hätien fie Chriſtum auch 
* ‚willen deuten; fo. hätte ihm auch, Goit nicht dürfen eis 
5 en fondeilichen Siern geben. Go wollen wir das wis 
7 Ser ſie führen: Hat denn der Stern Chriſti Geburt. nicht 
TE Nroffen„ ſo kaun er unfere Geburt auch nicht. ‚treffen. 
ar Be Sterne find nicht dazu geſetzet, daß fe meine oder 
- ine Geburt follen regieren; fondern daß fie leuchten, 
3 md Zeichen ſeyn, Daß. man weiß, wenn's Nacht oder 
* Sag: iſt, und daß ſſe Hitze herab geben; nicht. alſo, wer 
“du dieſem oder jenem. Geſtirn geboren wird, daß er ber 
"= gder dieſer wäre. Wir Chriften find Herren über Hims 
: ek und Erden, alfo auch freilich über die Sternen. 
De. nun’ die Weiſen gen Jerufalem kamen, und 
fragten, wo der neugeborne König der Juden ware, 
ppricht. der Evangeliſt, daß der König Herodes über die⸗ 
Er Frage erſchrocken ſey, und mit ihm das ganze Je⸗ 
ruſalem. Warum erſchrack hier Herodes und die Juden? 
Es hatten ſich die Juden vor langer Zeit, wohl drei⸗ 
kig Jahr, mit dem Herode gebrochen und gemartert, 
ehe ſie ihn wollten zum. Herrn aufnehmer; denn er war 
nicht von ihrem Geblüt, ſondern ein Fremdling, und 
son. Romern dahin. zum Könige über die Juden gejeßetz 
ſo hatten die Juden einen Spruch aus Moſe, daß ſie 
nicht ſollten einen Fürſten oder König haben, er wäre 
denn aus ihrem Gebluͤt und Brüdern, 5. Mof. ec. 17, 
35. und um. deäwillen legten fih die Juden: wider Hes 
endem. Da hub fi ein Schlagen, groß Sammer und 
Roth. Herodes hatte auf feiner Seiten den: Kaiſer zu 
Rom, und erſchlug ihrer viel. übertäubete und ‚gwang, 
fie hart, bag fie ihn mußten haben. Welches ein Zei⸗ 
hen. mar, wie: die Prophezeihung Jacobs lautet, daß die 
Zeit erfũllet war, da Chriſtus ſollte kommen. 1. Meſ. 
ec. 49.10: Darum erſchrack er jetzund, und dachte: 
Si habe nun das Regiment unter mich bracht, und wohl 
dreißiz Jahr Da geſeſſen, und das Reatnent urkaikeen 


—* 210: — 


—R »der leſedie offen, de Gaben "wir. 
ein Wenig weitläuftiger gebanvelt.. Wollen jebt Bot, | 
— et un 


el 


j Ein anderer Sermon am Tage ber Eifer Ä 
«©. mung’ ded Herrn Chriſti, 4 


über Daß vorige Evangelium, Matth. 2. 1—12.. 


x" Heute begehen ˖ wir drei Iäbliche, tröftlihe Feſte, 
ini welchen. fich ‚ber Herr Jeſus :offenbaret bat, allen 
denen zu "einem fonderlihen Troſt, die ihn mit ftarkem 
Glauben ſuchen. Zum .erften, den Weifen aus dem [. 
Morgenlande; zum: andern, Johanni dem Täufer, al. | 
er in dem dreißigften Jahr von ihm im Sordan getaufet 
ward, und: da ver heilige -Geift, dazu Die‘ väterlice 
Stimme von Ehrifto Gezeugniß gabe, daß er Gottd#’ 
Sohn wäre: Matth. 3, 17. Marc. 1, 11. Joh. 1,34) 
Jum dritten, ald er feine Herrlihfeit und Ehre beweis: | 
ſete mit dem Wunderzeihen, da er aus Waller. Wein 
wähete in der Hochzeit, Joh. 2, 7 — 11. darinne er 
bat wollen. ‘ven ehelichen "Stand ehren, welcher jetzt, 
leider, von dem Papft' und feinen Onabjunfern übel zer 
riſſen, verfchmähet und verworfen iſt, als Ein: elender \. 
strachter Stand. - Denn was Gott aufgefehet bat, dab 
ft und wird von der Welt. verſchmähet; davon wir zu 
feiner Zeit:mehr fagen- wollen ,..und bereits gnug Davon 
geſchrieben haben... Jatzt mollen wir von ber erften Er⸗ 
jheinung- ein wenig'.handeln. - : 

‚Die. Weifen aus Arabien, welches kunſtreiche Leute 
geweſn find, und ohne Zweifel NRegenten’ im Lande, 
Givie Dean zur felbigen Zeit bei den Morgenländern Ge 
wohnheit war), da ſte Ben Stern fahen :iim Aufgang, 
Pamen fiesohne Verzug gen Jeruſalem, und :fuchten mit 
Fleiß den neugebornen König der Juden. Dabei wir 

merken ſollen, daß fle dieſen König, den Herrn Chri⸗ 
Rum, ride haben weder ſuchen noch finden fünnen, .ohne 

Sen Stern, welder fie endüch dahin arführet Igor, inf 
fie aus: bem Wort Gottes ‚gewig And wirken, we % 








— 20r zen 


‘* beißt er die Weiſen. binsieben;: deß fie es recht 
we. denft alſo: Trifft s, 9 tete zn ſaget zu 
WM ihr daqs Kind gefunden, Habt, und sure Gade 

Früchten, ſo kommt wieder zu mir, id) will. guch. fomg 
» und ibn anbeten.“ Das thät er aber nur am 
altheit und Liſt, denn er furchte, ſie wurben font 
t wieder. zu ihm Eommen.. -. 

Und’ bier ſehet ihr auch, daß dieſe Magi oder Weig 
freilig, nid; gus Arabia Könige ‚find geweſen; denn, 
Yes war ein weifer und honicher Mann, daß. ih 
die Römer darum Te... halten, berohalbrar.. ohne 
fel, würde er fie, herrlicher, gehalten „haben „men. 
„ große Herren mären gemefeg, und fie, nicht, 
bin ‚gen Bethlehem. beißen, sieben, und ihm wieder. 

Was thun nun die Weijen?d Ad ſie nun den, 

"gehöret ‚haften, fpricht,.der.. Evangeliſt, zogen, ‚fig, 
und ‚glaubten dem Wort, das aſie aus dem ‚Pros. 
n gehörct, hatten, ‚und sogen. auf Bethlehem, pn. \ 
Hier gebet aun recht an die Lehre des. Epangeli, 
das ift bier Das befte, das zu: fallen iſt, damit: der, 
ıgelift anzeiget- die. rechte Art und Natur des: Claus 
‚ wie er ber. Art fen, daf, er .fich ſtracks beit. ‚nad; 
das man, hicht fiehet,, Hebr. „Il 1. ſtehet allein 
auf dem ort, das er. hat, und: ‚Khlägt alle andere, 
e aus den Augen. , Denn fische, wie ed ihnen, gchet Rn 
wollte fie nicht, laffen..aw: Chriftg fommen, fie_bäts 
jenn fein. Wort, darum ließ er ſie von ihrem Lande: 
Jerufalem ziehen, da Gottes Wort getrieben wurde, 
läßt fie von erſten dad Wort hoͤren, wo fie Chris. 
finden felten. Ehe. ‚fie. ‚aber dep gewiß ‚werden, 
m fie zuogr in Angft und Neth Fommen.. Derohalben, 
? gegen Serufalem fommen;, läßt er fie fehlfchlagen, 
macht ihre Gedanfen zunichte ; „denn ſie godachten 
Da wollen wir ihn in der Hauptſtadt Serufalem 
n;. wie denn.cin. König fol ‚gebpren und gehalten. 
en in, feiner. ‚beften Hauptitadt. | Da machet Gott, 
ihre Anſchlaͤge zunichte wurden, finden. das Kind 
‚und ift jebund Der Stern, den fie hatten gefchen,, 
pwunden; jo weiß, aud) niemand in der. „ Stadt. 


6 doppn Daß ein ‚neuer König, follte ws un. 


. — RN — 
Dzſtlichen Gaben und Geſchenken, "die 


⸗ 


* 


Keep a 


ihrem Lande, als die beſten, gebracht hatten. Aber: 


die Welt hätte ſolches nicht gethan, ſondern, nach ihrer 
Gewohnheit, hätte fie auf groß Gepräug geſehen, anſ 
ſammete Pulſter, auf viel Knechte und Mägde; ba. 
pfleget fie ihre Gefchenfe bin zu geben: nämlich, ‘we: 
vorhin gnug ift und alle Fülle: ja, fe ift wohl ber: 
Art, daß fie ed von den Armen und Efenden nimmt, 
seißet den Dungerigen. und Dürftigen das Brod am‘ 
dem Maul, weldhe doch fonft nichts haben, denn maß 
fe mit ihrem blutigen Schweiß erfrimmen: und erfragen. 

Darand wir nun lernen follen, wollen wir 31 
ſtum auch ehren mit dieſen Weiſen, ſo müſſen wir die 


Augen, zuthun vor allem, was da hübſch iſt, ſcheinet 


und gleißet vor der Welt, und and nicht ärgern noch 
davon fchreden laſſen, ob's gleich gering, verächtig und 
närtifh von der Welt wird angeſehen; laß die daran 
genügen; Daß dir weißeſt, es gefalle Gott im Himmel. 


Hüte dich vor dem, das da gleifet vor der Welt: übe: 


dich in den Werken, Die vor der Vernunft narriſch und. 
geringe angefeben werden, ald da ift, den Armen hel⸗ 
fen, die Betrübten tröften, und des Nächſten Notk 
fi) annehmen, Wenn du dich in diefen Stirden fleißig 
üben wirt, und weißt Dich durd den Glauben recht 
drein zu ſchicken, ſo werden die andern gleißenden Werke, 
als Meſſe ftiften, Vigilien und Jahrtag halten, Kirchen 
bauen; und was ded Narrenwerfd mehr ift, won’ ſich 
felbft bet dir fallen und untergehen; auf welche Werke 
fih jebt faft die ganze Welt giebt: denn fie 'gleißen: 
hübſch, fo fie doch vor Gott ein Greuel find, Aber 
was Gott geboten hat, nämlich unferm Nächften dienen, 
und ſich feined Elende® annehmen, ihm freundlich und 
hold feyn, und wie andere Gotted Gebote mehr laus 
ten, das bleihet dabinten, und tft vor der Welt ein 
gering Ding, ja für närrifh und fpöttifh anzuſehen. 


Darum will auch niemand binan; warum? darum, es 
>gleiget nicht: gleißet's nicht, fo gilt's nicht, ſpricht man 


gemeiniglich. 
Nun will doch Gott ehe feiner Ehre und Dienſte 
raubet feyn, denn dag wir den Dienft unferd Nächten 


N 


202 m 

alles recht, wie..Aud.niht betrogen 

er auch thun, daß wir. alein am KBarie: fe 
t, und.0b’8 ‚gleich —5 feQ „; und 3 zoiben 
mit, dag wir: dennoch Daber bleiben, und alle 
den Augen und auß dem Sinne ſchlagen, mad 
tes Wort iſt, und. ‚baffen, daß uns⸗Gott were 
„uud zuletze alſo ſeden, wie Gottes Werfe 
Natur gehen..-, ‚Daopn, haben wir oderewo 


geb 

ex faget, Matthäus), was fih begehenbat, da 

en Bethlehem Loumen, und. ſpricht . Haß: nn 
E Haus gangen, da „der. Stern; dher Kunde, 
ı das Kindlein gefunden. mit Maris, feiner · Mata 
fie nedergefalen haben, ed angebetetx: und . 
te . aufgetban „und ibm ‚Gefhenfe vorgelsapte 
eihrauch unb- yechen. teen ie u 

. Sommt’&, daß wir vehen,mäßen ‚Rem, Hrheten. 
t ihr gedeufen .; DaB fie, fo. — ge⸗ 
aß fie Chriſtum für Gott gehalten haben; denn 
yeit iſt im alten Teſtament. ag angegeben. 
en iſt Chriſli Gottheit gu der Zeit, da. gy-hier. 
leiblich war, wenig Menfıhen befanpt-geneftn; 
ererſt verkläret und der Welt öffentlich ‚perfüns | 
& den heil. Geift am. Pingfttages.- wie ‚St. 
un Römern.1,.2. 3. . 4. fagetsi. »Gott hat 
igelium verheißen, durch ſeine Propheten in der 
Schrift „ von feinem Sohn, der ihm- geboren iſt 
Saamen David, nach dem Fleiſch und fraſtig⸗ 
jet ein Sohn Gottes „nach dem Geiſt, der de. 
fint der Zeit er anfgrftanden ift van den Tod⸗ 
ee Geiſt Gottes iſt gegeben nach Ehriſti Aufs, 
n da an heiliget er die Chriſten und: verfläret 
in aller Welt, daß er Gottes Sohn fey, mit. 
cht in Worten, Wunder und Zeichen. 

ſoll man'k dafür. nicht halten, da dieſe * 
als einen Bott haben. augebetet. Es mar zu 
gnug, daß ſie ihn für den Ehriftum hielten, 
foflte fommet von: Kirabam, un. ber. ihnen 
F verfprohen war. _ 


u seiten Abtei, wie m rn ‚akt et, 


== 208 


Se ich Vorbin ehr" geſaget,, nämlich, ydaffm 
Geiſt “und der Mabrheit anbeten fol, Joh. 4 29 
Ber idder' dort, ſol daß es sicht. gebuhden fe9 an 
Iihe Statt; Webehrde-oder Wörter. : Aber von | 
Anbeten redet’ hier das Evangelium. nicht; foirde 
hie Weife, wie fonft die Schrift, anbeten. heißt, nieder 
niederfiteen und Ehre erzeigen. Die hebräffche Spr 
eine reiche Sprache/ ale; daß“'ste ‚oft zebe 
haben, wo. wir nur eind,, ſonderlich davon iu 
Bad gi“ Geitesdienſt gehoret; darum wollte ich, d 
Brennen. t bitten für das Mt Sinbeten; Ehrer 
oder Neigen; derohalben, daß wir's recht ver 
Airfei with den Unterſcheid folcher Wörter "anzeig 
Ze Bitten und Beten ſfehen in Morten. Bitt 
wenn mar unſerm Herrn Gott etwas vorlegt; 
den Pſalmen und, im Mater Unfer;, da ıft ein 
rd Bitte am” erften wenn ich ſpreche: „Vater 
der Dur biff im Himmel; das heißt Gebet, heiß 
noch nicht Biften. 

Den vas iſt⸗ Beten⸗ ap map die geiftfichen 
Dergähler; die" da im ‘Gebet ſtehen, ald die: 
Unfer;: welchez - Worte "de Geiſtes und des Of. 
Find;” Witten aber’ ftehet datinne, Daß man etwo 
Ostt begehret und die Noth vorträgt; ald da fi 
folgenden "sieben Bitten im "Mater Unfer: „Gel 

werde‘ dein Name, zufonime dein Reich, dein 
sefhehe ic.“ Flehen aber heißt, wenn ich die 
Dringe oder treibe, alfo, daß ich etwas anzeig 
weihed willen ich: bitte; als wenn ich zu einem 
Ich bitte dich um Gottes willen; wie Paulus oft 
ab fonderlid) gu den Röern 12, 1: Den Unte 
hält die: Schrift far; datum. wollte id), daß 

u faſſet.“ 

Wie aber ſelch Gebet‘. "ollenthalben fl g 
feyn;- und: was: zu eiiiem- rechtſchaffenen Gebet ge 
habe : ich au einem“ andern Det viel davon gejchr 
ober ſonderlich ſollt ihr-bas-merfen, daß ſolch ene 
bet nice: laßg ſeyn ſoll Avie unſere Pfaffen bete 
Zwo, drei oder vier Gezeiten auf einen Klump bei 


werfen Das Hft all wehl gederet;. Wederbe. 


rechiſchaffeg · beten, ſo bne ebe dft ud · vielmal Rode 
* * sid Geſchwaͤhes trehe deine Motkinif ſcleh ten⸗ 
Sorten por Gott, und ſtelle ‚eh ihmabein; 
fr: beifer; mo -Dirß fehlet und- wo dich. die ct 
Übiget, den‘ dir felbft. . m ı. ſpricht Ehriſtus in 
0:6, —* Ri bes ollſt. dꝛw vcht 
Ban wie che, Henchlerdia⸗ Manderaal ſtehen mar beide 
in den Schulen, und ian Deius&rken: auf ben Ballen 
we dafs. vnn Ben: Leutyn geſehen werden... Wahr« 
ih⸗ eßſac⸗⸗ruch, fie: ‚heben: ihren Lohn dahin: -- Aa 
D ber: beruft; fo Behr in dein Rämmerlein,. und hlaufe 
ie Thuͤr gun md bete zu Deinem Mater im Verhorgenens 
vd dein ·Voter, her ivr dat Werhorgene ſiehet, wird; 
8 vergelten :öffentlich.. Und wenn. ihr beteis pie 
icht wiel planpern⸗ wie DierHeiden; denn fie: mainen⸗ 
e werden erböret, wenn ſie wiel Worte. machen Mir 
0 Mr. win ihnen“. niht.bleichen.c: ‚Euer: Bader ueſt 


—— — wenn zdır: bitter. willſt,. —* 
errn / BGottt deine ˖ Notho vorbegen, — bingehra 
M. einenz: Winkeh, und glfo.fagensskicher. Bern.) 
men alleliebften Sohr Jaſuor Mhriſtim bitt vidy, "baßr. 
nir olhea. Daksobar A gohnan mans bolde tbue es 
ieder. Denn alſo kann mein Geiſt bei einandre leiben 
- einen, Andacht dab icad ick ih ſtrhe uoh Denke 
Denfrpe hin. ſondarnzauf Die Moth die: Bir⸗Aidiegt. 
enn ich ‚aber :anhebefanich Pſelmen ader Rüfentranges 
* — ‚ber ze brzaͤhtene ſoriſt bald Die Seele 
* ——e— ardere g umn-fadret meine Alndoqht 
J reg wAtıg] 
007 Da. alles mi * ‚geht. beht«s iſt ch⸗ 
u, Ynbeten ;n denne zu. Dem Anberen gehoret tete Woniu⸗ 
vera, Ambeten iſt etmahsi-Dabı-da-ı gefchichken beide 
ßorlich :wad: innerlich, Aeuſerlich ill, 883.028 ı qacojqn 
ibes YBepf, wenn. ich mic wat, Ott bücke. aden neige⸗ 
da ihn, erlenne für, einen. Hexro; wie - man ſich wor) 
ee Türken bücket: onen. Knie cbeuget, und jür ;sioens 
xxn — ſaricht Dawn im: Mal 99,56 
Exhehef:,hen Deren unfetn ‚Got hückst euch: zu ſeinemn 
ıBbaul Demg; Fri; ie: beilig$; Alla Nana 


N 





wie: Zudem ‘vor der Arqha "ober Laden Des Deten⸗ 
209: da: Tabemäfek,.: da binfeten . fie ‚Ach: und re 
Blsisiuled: Moſe fihreibet ‚um: andern B 83,10%. 
Yabeh Dazu uch wllda gebetei; Ddenn =B; fan alle 
witeihahber goſchehen z. alt, daß ihr. dem. Unten 
. duß dieß "Ynbeten. geſchehe mit dem " 
Nber: fükh anßerlich Unbeten iſt Heuchelei wo en 
—— Seiſt und Blauben gehet:: - .:.'i. 

Daß. andere Anbeten iſt —* und —* 
—** recht angebelket, werm man ‚mit den 
Wahrheit anbetet, wie. Chriſtus ſaget ME. 4,° 
das Ui; wenn du mit ganzem: Herzen. vufefl: vor“ 
und ſprichſt: Dur biſt :Mteim Gott und guäbiger: " 
Das: iſt in der Wahrheit anbeten,. daß ſich ein -E 
ale: herunter kl t, und bücket ſich vor ihm, umd 
Dar ıbiR mein. Bett und gnäbiger‘ Bater , Du mu‘ 

beiten ‚ae; mid fromm mdchen.:* Das innerlige: 
thut der Glaube, das äutzerliche that: er auth, odre -I 
wol raweilen nüht: denn ee weiß‘ dan Gott Hab 
uid Dem: Glauben/ nicht Dad. änkerliche Bückewienſ 
(1. Som. 16, 79 darmmı- Hanke «8 well. beides wei 
emder ‚göihehen, und. alsde nu ſo⸗ geb: Quib- und 
ruht zu ohne daß ikamanbtfe:, aber iſt das —8 
brten nichtẽ PR EE FL TOrEI ET | Br IT PER la da 

Daäs Anbetin Yatte:- Host: ver Zeiten yebun 
Siferlihe: Btätte;, wie wir lefen inf Daniek) nes 
biezen:'wwoliik , Rap er fell: Angefiht ;wendeteligen. : 

nnd dar VTempel, Daniel 6; 10.” Run 
fückät: Thriſtus im: Qohanne; 4, 21. Ida 
forthin weder zu Jeruſalem noch auf dieſem Berge -1 
aubetem fonder ir Bei und’ in der Wahiyett. m: ? 
diewrit das. Evangeliam iſt / aus gebrochen / in 'wile'"": 
ſo⸗ foll man nn überall. anbeten,·wo dabe avert (# 
geptedigt avird, und wu: der Glaube iſtirr Dem ip 
Toangelium geprediget wird, "und man hanget Mt 
Glaubemn und: Dergen dran, ſo iſt es wohl Werth 
da⸗dich do bũcteſt⸗/ und ihm allerlei Ehre rhuſt 
Gatt iR felbit darinnen. Wenn: aber das Horgiee 
bus: g aubeſ, und Halt’E für Gottes Mört: Me 
Den ſeſti de, und: höre gu deobeſ dict· nase 


— 217 — 
benedeien und ſprechen; „Ich bin nacket von meiner 
Mutter Leibe kommen, nacket werde ich wieder dahin 
fahren: Der Herr hat's gegeben, der Herr hat's genom⸗ 
men, der Name des Herrn ſey geſegnet““ Hiob 1, 24. 
Sollen alſo all unſer Unglück und Widerwärtigkeit ge⸗ 
duldiglich leiden, als hätte ſie uns Gott ſelbſt auf den 
Hals gelegt; wie denn wahrlich niemand uns ſchaden 
kann, es wolle es denn Chriſtus haben: auch nicht Ein 
Haar von eurem Haupte fol umkommen, fpricht er im 
Luca 21, 18. zu feinen Süngern. 

Darum in allen unfern Nötben follen wir feine 
andern Gott, noch keine andere Hülfe und Troft ſuchen, 
denn alleine bei Chriſto; der ift der, welcher und vom 
. Gott dem Water gemacht ift zur Weisheit und zur Ges 
zechtigfeit, und zur Heiligung, und zur Erlöfung. Als⸗ 
denn opfern wir Chriſto recht den guten arabiſchen 
Weihrauch, wenn wir in unſern Nöthen, Trübſal und 
Angſt, alleine zu ihm Zuflucht haben. Die aber anders⸗ 
"wo Hülfe und Troſt ſuchen, als bei den Hexen und 
Zauberinnen, die opfern Chriſto nicht Weihrauch, ſondern 
flinfenden Schwefel, darinnen fie ewiglid werden müflen 
brennen, darum, daß fie Ehrifto nicht haben geglaubet 
noch vertrauet. 

. Sn den Myrrhen haben fie einen fterblihen Mens 
fhen bedeutet; denn mit Myrrhen hat man die todten 
Körper gefalbet, daß fie in etliche viel Jabr ſind unver⸗ 
weſend blieben. Myrrhen aber iſt ein ſtarker bitterer 
Saft, der aus den Bäumen fleußt in Arabien, wie ein 
Gummi, oder wie bei und das Harz aus den Kiefern, 

- Fichten oder Tannen fleußt.. Denn aber opfern wir 
Ehrifto Myrrhen, jo wir fräftiglic glauben, daß Chriſtus 
durch feinen Tod, in feinem fterblihen Leibe, überwun⸗ 
den babe unfern Tod, Sünde, Teufel und Hölle. Und 
das ift der höchſte Glaube: denn wo wir daran zwei⸗ 
feln, ſo ſtehet unſere Sache nicht wohl; glauben wir 
aber von Herzen, daß der Tod, die Sünde, der Teufel 
und die Hölle, in und durch Ehrifti Tod verfchlungen 
ſind, fo werde ih mich vor ihm nicht fürdten;, der Io 
wird mich wohl unverzehret laſſen: denn ich habe ven 

—— das if, ben Tod des Deren Chrid, in wrvern 













ER») > lt SE ! 


un Veolget: nun weiter‘ Im: Ebangẽlis; wie‘ eet ycane 
Eos Aemng haben (dr Befgenfe geupfert,; und Tori [ 
Mr ihnen Gott befühleh babe im Schlaf, datz ſie if 
lim wiſdecain zu: Hersodes lenken das "Haben "fie ge’ 
PAR ;: nd! find" Durch "eineit ander Weg wieder beim &T 
"Wer Card gegogen. Mir. wollen jetzt laffen anftehen, muß 
WDR ſeyn, Se: o bracht yaberi, denn. ihr Davon J 
der Poftillen gnug findet; fondern wollen daB andat P 
ſebeg⸗ WAS: "ind: vas Evangelium lchrit) unde hiende 
ange! WEISEN TR IS 223 322 .334 
MWarum läpt fie der Herr nicht zu "Derodes keue 
men, ſondern giebt ihſen eben dm Schlaf ein, DaB Me 


glaubeſt und traueſt Darauf, da da Gottis Wort haflz: 
aber: wenn da nicht zlaudeſt, "wo du: Gotted Wort Ha,‘ 
Dir-verfucheft dir Gott. Als, daß ihr deß ein: Mar Erems’ 
pe: habt, Wort bat dir gegeben Korn - und 'Wetreide 
auf dem Felde, das follft du bauen ‚und bir lafen fauer 
werden. :. Wein du nun bingiengft and ſageſt: Ei, id 
will nicht. arbeiten „ci will Gott wertrauen, er wind 
meh wohl ‚ernähren, das heißt Gott verfuchszied. iſt 
ein Glaube sche das Wort, welcher nicht taugt. 1:98: 
wir eſen son jeinem-tollen Heiligen in der Wüſſen daß 
zueen, Brüder zur einer Zeit wandelten, und fie‘ hamger⸗ 
te: ehe‘, dor famen "fie. gu. einen Ort, da wärentböße: 
Lautg,cırada ſie eſſen ſollten, wullte beueire achten. 


— .219 — 


it Ihm gekrenziget tft, auf daß ba feire der ſuͤndliche 
‚Leib, Daß wir fort mehr der Sünde nicht dienen. 
‚Denn wer geftorben ift, der iſt geredhtfertiget- von dem 
‚Sünden. Sind wir aber mit Chrifto geftorben, fo 
glauben wir , daß wir auch mit ihm leben werden, ‚und 
wiſſen, daB Chriſtus, von den Todten erwecket, hinfort 
nicht ſtirbet, der Tod wird hinfort über ihn nicht herr⸗ 
ſchen. Denn daß er geſtorben iſt, das iſt er der Sünde 
geſtorben zu einemmal; daß er aber lebet, das lebet er 
Gott. Alſo auch ihr, haltet euch dafür, daß ihr der 
Sünde geſtorben ſeyd, und Gott lebet durch Jeſum 
Chriſt, unſern Herrn.“ 

Das ſey von der erſten Erſcheinung geſagt; nun 
wollen wir von der andern Erſcheinung, nämlich von 
der Taufe Chriſti, auch ein wenig handeln. 

In der Taufe Chriſti ſind drei Stück zu merken. 
Zum erſten, daß die Himmel ſind geöffnet, da Chriſtus 
getaufet ward. Zum andern, daß allda der heilige 

- Geift in einer Geſtalt der Tauben geſehen ſey. Zum 
dritten, daß man gehüret hat Die väterlide Stimme, 

. die da fagte: „Dieß ift mein lieber Sohn, an weldhem 
Ih Wohlgefallen habe.“ | 

Erſtlich ift hier zu merken, daß Chriſti Taufe nichts 
anders ift, denn daß er alle unfere Sünde auf fich ges 
nommen babe, und die abbezahlet, und daneben mit 
der Anrührung feines Leibes alle Waffer gereiniget habe, 
Daß, wer in feinem Namen getauft würde, auch follte 
der Sünden los feyn, und die Himmel follten ihm auch 
offen ſtehen. So ift nun Chriſtus nicht um feinetwillen 
‚getauft, „denn er hatte feine Sünde auf ihm,“ wie 
Petrus 1. Petr. am 2, 22. fagt, fondern „er bat all 
unſer Sünde und Bosheit auf fi, genommen,“ Zef. 53, 
4. und fie alle im Waſſer erfäuft, und Damit angezeis 
get, was wir thun follten. Hält fi) eben wie ein 
guter Arzt, der für den Kranken den bittern Syrup 
von erften trinfet, Daß ihn der Kranke darnach defto 
fröplichee und unerfchrodener trinfe. Wir trinken in 
- der- Taufe auch einen bittern Trank, nämlich Die Toͤd⸗ 
tung (und GSterbung) des alten Adams, welheds und 
gar ſauer und bitter ‚in Die Nofen, gehetz aa Teak 


— 210. —⸗ 


IRRE NEE HE tefe die of, de- abe wie u 
ein Wenig weitläuftiger dehandelt. Wollen jett En 
— fen! \ nn 


are 





dis anderer Sermon am Tage ber Etſas 
— „nung des Herrn. Chriſti, Kae 


— begehen: wie Mer * tröftliche Feſte 
ini’ welchen. Sich „der Herr Zefa: offenbaret hat, alleı 
denen zu einem fonderlihen Troſt, die ihn mit ftarfen 
Glaͤuben ſuchen. Zum erften, Den Weifen aus ben 
Morgenlande; zum: andern, ..-Sohannt dem Täufer ‚- alı 
er in dem dreißigften Idhr won ihm im Sordan getaufe 
ward, und. da Der. beige Geiſt, dazu Die‘ väterlid 
Stimme von Ehrifto Gezeugniß gabe, dag er Gottk 
Sohn wäre: (Matth. 3, 17. Matc. 1, 11. Joh. L, 34. 
Zum deitten;, old er feine Herrlichkeit und Ehre bewei 
ſete mit dem Wunderzeichen, da.er aus Waller Wei 
wachete in der Hochzeit; Joh. 2, 7 — 11. darinnee 
bat -wollen. ‘den ehelichen Stand ehren, welcher. jebi 
laider, von dem Papft und feinen Gnadjunkern übel zer 
riſſen, verihmähet und verworfen iſt, als ein: elende 
otrahter Stand. Denn was Gott aufgeſetzet bat, da 
iſt und wird. von der Welt. verſchmähet; davon wir $ 
feiner Zeit:mehr fagen. wollen „und bereits gnug Davo 
geſchrieben haben. - Seht wollen wir von der erſten Ei 
ſchein ug ‚ein wenig: handeln. 

Die Weiſen aus Arabien, welches kunſtreiche Let 
genen find, und ohne Zweifel Regenten im Landı 
(wie denn zur felbigen ‚Zeit. bei den Morgenländern & 
wohnbeit war), da fte: ben Stern fahen im Aufgang 
Pomen fle:ohne Verzug gen Jeruſalem, und :fuchten mi 
Fleiß den neugebornen König der Juden. Dabei wi 
merken ſollen, daß fle diefen König, den Herrn Ehri 
ſtum, nicht haben weder fuchen noch finden fönnen, ohn 
den. Stern, welder fle endlich dahin geführet Hat, bai 
Ac aus: bem Wort Sottes gewiß ſind worden, wo fi 


« Lo 


— 211. — 


dieſen König Anden ſollten. Alſo gehet's mit und auch 
Zu wir fönnen Chriſtum nicht finden ohne das Evans 
golium, ohne das Wort Gotteß; das muß und denn, 
eigen , und dahin führen, Daß wir ihn finden; denn 
a allererft,, wenn wir daffelbige Evangelium mit dem 
GHeauben faſſen: fonft wenn wir's glei haben, hören 
und wiflen, fp hilft ed uns dennoch nichts, wir werden 
Ton nicht finden;. fo wenig als. ihn die Schriftgelehrtem. 
funden , welche die Schrift hatten „ und wußten andere 
Seute bin zu weifen, aber fie famen nicht dahin, fons 
dern nahmen ſolches nit zu Herzen, verfchliefen den 
König, auf welchen fie doc mit ganzem Geufzen eine 
lange Zeit gewartet hatten. Darum ift ed nicht genug, 
daß man das Evangelium habe oder höre, fondern es 
muß geglanbet und mit dem Herzen gefaffet feyn, fonfk. 
‚werden wir Chriftum nicht finden... Und allhier feher. 
ihr auch, wie es nicht daran liegt, ob- einer gelehrt. 
"nder ungelehrt ift, ob.er viel Schrift weiß oder nichtz 
wem es Gott giebt, der bat ed: er fiehet nicht die, 
Perſon an, Apnftelgefd, 10, 34 fondern wen er zies 
het, der wird gezogen; und laßt Doch gleichwohl immer⸗ 
dar indes Dad Evangelium predigen. -- 

Da nun diefe Weifen durch Anzeigung der Schrift 
und Nachweiſung des Sterns Ehriftum, das Kindlein, 
den König der Juden, zu Bethlehem, mit Joſeph und 
Maris fanden, ließen fie fih Die geringe Geſtalt nichts 
anfechten ; fondern wie fie durchs Wort gelehret waren, 

„erkannten fie das Kindlein für den Meſſiam und jüdi⸗ 
fhen König, darauf die Juden warteten, und thäten 
vor ihm ihre Schäße auf, opferten ihm Gold, Weihrauch 
und Myrrhen. Dabei man aber die Art des Glaubens 
foren foll, wie derfelbige ſich nichts irren läßt, fondern 
banget allein an dem Wort, fraget nichts, wie es alles 
äußerlich ſcheine. Die Werfen ärgern fih nichts am 
dem, daß dieß Kindlein fammt feinen Eltern allda find 
ohn alles Gepränge, in Armuth und Elend, und nichts 
menigerd da ift noch fcheinet, denn daß dieß Kinblein 
folte ein König feyn; fondern fahren fort, halten ed 
gewiß für einen Ronig wie ihnen aus der Schrift _ 
werd angezeiget, und eweilen ihm fönigliche Eher wis 





v et / 
* .ıa 


Vſtlichen Gaben und Geſchenken, "die fie wie ſich ai6 
ihrem Lande, ale bie beften, gebracht hatten. Aber 
die Welt hätte ſolches nicht gethan, ſondern, nach Ihrer 
Gewohnheit „ hätte fie auf groß Beprärg geſehen, anf 
fammete Pulfter, auf viel Knechte und Mägde; de 
pfleget fie ihre Gefchenfe hin zu geben, nämlih, we 
vorhin gnug ift und alle Fülle: ja, fe ift wohl ber 
Art, Daß fie ed von den Armen und Efenden nimmt, 
seißet den Dungerigen und Dürftigen das Brod am 
dem Maul, welche doc fonft nichts haben, denn wa 
fe mit ihrem blutigen Schweiß erfrimmen und erfragen. 
Darand wir nun lernen ſollen, wollen wir Chri⸗ 
ſtum auch ehren mit diefen Weifen, ſo müffen wir bie 
Augen, ‚zuthun vor allem, was da hübſch iſt, ſcheinet 
und gleißet vor der Welt, und und nicht ärgern noch 
davon fehreden Inffen,, ob's gleich gering, verächtig uud 
närtifh von der Welt wird angefehen; laß Die daran 
* genügen; daß du weißeſt, es gefalle Gott im Himmel. 
“Hüte dich vor dem, das da gleißet vor der Welt: übe 
dic in den Werfen, die vor der Vernunft närriſch und 
geringe angefeben werden, ald da ift, den Armen hel⸗ 
fen, die Betrübten: tröften, und des Nächſten Noty 
fi annehmen. Wenn du Dich in dieſen Stücken fleißig 
üben wirt, 'und weißt dich durch den Glauben recht 
drein zu ſchicken, ſo werden die andern gleißenden Werte, 
als Meſſe ftiften, Vigilien und Jahrtag halten, Kirchen 
bauen ; und was des Rarrenwerks mehr ift, won’ fih 
felbft bei dir fallen und untergehen; auf welche Werke 
fih jest faft die ganze Welt giebt! denn fie gleißen 
hübſch, fo fie doch vor Gott ein Greuel find. Aber 
was Gott geboten hat, nämlich unferm Nächften dienen, 
und fich feines Elendeß annehmen, ihm freundlich umd 
dold feyn, und wie andere Gotted Gebote mehr law 
ten, das bleihet dahinten, und tft vor der. Welt ein 
gering Ding, ja für närrifh und ſpöttiſch anzuſehen. 
Darum will auch niemand hinan; warum? darum, eb 
»gleiget nicht: gleißet's nicht, fo gilt's nicht, ſpricht man 
‚gemeiniglih. 
Nun will doch Gott ehe feiner Ehre und-Dienfid 
fepn, denn dag wir den Dieuft unſers Nächſten 


x 


— ais — 


ahlaſen ſollen, wie Chriſtus im Mottdio c. —* 23. 
4. ſpricht; „Wenn bu deine Gabe auf dem Altar 
pferfi, und wirft allda eindenfen, daß dein Bruder 
was wider Dich ‚babe, fo laß allda vor dem Alter 
sine Gabe, und gehe zuvor hin, und verfühne dich 
tt deinem Bruder, und alddenn komm und opfere 
ine Gabe.“ Da fehet und höret ihr Dürr heraus, 
1ß Gott ihm nicht will gedienet haben, es fey denn, 
iß wir unferm Mächten zuvor dienen und ibm freunds 
h werden. 

Derohalben fo verwirft auch Gott die Opfer der 
uden im Propheten Jeſaia, dieweil fie das nüthigfte 
Ben anfteben, nämlid die Barmherzigkeit und. dem 
Hlauben , da er alfo faget: „Was foll mir die Menge 
wer Opfer? ih bin ihr all fatt, ich habe nicht wollt 
ben die Brandopfer der Widder, noch das "Fette der 
smäfteten Ihiere, noch das Blut der Ochſen, der 
immer und der Böcke. Wenn ihr vor mein Angefidht 
mmt, wer bat foldhed von euch gefordert, daß ihr im 
einen Vorhöfen wandelt Opfert mir nicht mehr 
peisopfer vergeblich, das Brandopfer iſt ein Greuel 
we mir. Ih will eure Neumonden und Sabbath und 
ıdere Feier nicht leiden, ich habe ein Verdruß drüber, . 
ad thut mir. faft wehe. Und wenn ihr eure Haͤnde 
sfredfet,, will ich meine Augen von euch) wenden, und 
enn ihr viel Betens werdet treiben, fo will ich's 
ht erbören: denn eure Hände find voll Blut. Was 
het euch und feyd rein, thut hinweg das DBöfe eurer. 
Jedanfen von meinen Augen, böret auf Mebeld zu 
un, lernet Gutes thun, ſuchet das Gericht, helfet 
m, der da Noth leidet, richtet recht für die Waifen, 
ſchützet und vertheidiget die Wittwen,“ und wie mehr 
iſelbſt im Jeſaia c. 1, 11- 17. ſtehet. 

Da ſehet «ihr aus diefen Worten Jefatä, was Gott 
ben will, das ihm angenehm ſey. So wir dieſe Werke 
werfen, damit wir den Armen dienen, und und ders 
lben Roth nit annehmen, will er und auch nidit 
nnen: denn wid wir unferm Nachſten thun, das thun 
ir Gott md Ehrißn ſelbſt, wie er am jüngften Gericht 
gen wird? Mas ihe Dem Beringiten aus deu Dirume- 

. 1 


N 


— 214 — F 


gethan Habt, das habt ihr mir gethan,““ Matth. 25, 40 
45. Du darfſt dich denn nicht viel. rühmen deine 
Kirchenbauens oder Meſſeſtiftens; ‘er wird fagen: Wei 
frage ich nad deinen Kirchen oder. Meffen * was hefims 
mere ic) mich über deinem Altar, über deinen Gloden? 
"meineft dir, daß ich Luft habe- zu Stein. oder Holz, zu 
läuten und deuten? „Iſt's nicht vorhin alled mein? 
Der Himmel ift mein Stuhl, .und die Erde ein Fuß 

chemel meiner Füße,“ ef. 66, 1... Wer hat bir 

efohlen Kirchen zu bauen? Sch habe“ dir lebendige 
Tempel vorgeftellet, die follteft du mir gebauet, ernähs 
ret und ihnen geholfen haben; fo bift du mit andern 
Narrenwerken, das ich nicht geboten babe , umgangen, 
Sch fenne deiner nicht, du magft binbauen mit deinen 
Kirhen und mit deinen Meſſen; ihr folltet auf mih 
allein vertrauet haben: fo ift all euer Troſt auf ſolchen 
Merken geftanden, als wolltet ihr mir den Himmel damit 
abdringen, und mich euch zum Freunde madhen. Und 
Summa Summarum, mad id geboten habe, Das habt 
ihr nicht gethan, und was ich ‚nicht begehre, Das habt 
“ihr mit allem Fleiß ausgerichtet. Wohlan, fo habt eh 
wiederum zu Danfe dafür, ich Fenne euer nicht, ihr 
möget Zuflucht haben zu dem Gott, der euch ſolches zu 
thun hat befohlen, ıc. 

Daraus follen wir nun lernen, wie fi die Wei⸗ 
ſen hier nichts haben laſſen anfechten die geringe und 
arme Geſtalt des Kindleins und: ſeiner Eltern, def 
wir uns auch nichts irren laſſen die geringe elende Ge⸗ 
ſtalt unſerer Nächſten; ſondern gewiß Dafür halten, daß 
wir Chriftum in ihnen ‚finden, und was wir ihnen thun, 
daß wir's Chriſto ſelbſt thun. Sein Reich ſtehet in 
verachteten, geringen Dingen, ja, im heiligen Kreuz, 
Verachtung, Verfolgung, in Jammer und Elend, wie 
St. Paulus aus dem Pſalm 44, 23. faget: „Um beis 
- netwillen merden wir. getöbtet ‘den ganzen Tag, mir 
find gerechnet fir Schlachtſchafe,“ Rüm. 8, 36. Und 
an einem andern Ort jpriht er: „Wir find als.cn 
Kehricht der Welt und cines jedermanns Schabab -wer: 
den,“ 1. Kor. 4, 13. : Darum foget: CEhriſtus zu: feigen 
ungeru,' da. ex fig andfandte zu vredigen im judiſcheu 


Zn .219 — 


it ihm gekreuziget iſt, auf daß da feire der ſundliche 
ib, Daß wir fort mehr der Sünde nicht dienen. 
ienn wer geftorben ift, der tft gerechtfertiget: von. dem 
ünden. Sind wir aber mit Chriſto geftorben, fo 
auben wir , Daß wir auch mit ihm leben werden, ‚und 
Men, daß Chriſtus, von den Todten erweder, hinfort 
cht ftirbet, der Tod wird binfort über ihn nicht herr⸗ 
ven. Denn daß er geftorben ift, daß tft er der Sünde 
ftorben zu einemmal; daß er aber lebet, das lebet er 
ott. Alſo auch ihre, haltet euc dafür, daß ihr der . 
unbe geftorben feyd, und Gott lebet durch Sefum 
hriſt, unfern Herrn.“ 

Das fey von der erften Erfheinung gefagt; nun 
offen wir von der andern Erfcheinung, nämlid von 
2 Taufe Ehrifti, auch ein wenig handeln. 

Sn der Taufe Chriſti find drei Stud zu merfen. 
um erften, daß die Himmel find geöffnet, da Chriſtus 
etaufet ward. Zum andern, Daß allda der heilige 
jeift in einer Geftalt der Tauben gefehen ſey. Zum 
ritten, daß man gehöret hat die vaterlihe Stimme, 
ie da fagte: „Dieß ift mein lieber Sohn, an welchem 
h Wohlgefallen habe.“ 

Erftlich ift hier zu merfen, daß Chriſti Taufe nichts 
nders ift, denn daß er alle unfere Sünde auf ſich ges 
ommen babe, und die abbezahlet, und daneben mit 
er Anrührung feines Leibes alle Waffer gereiniget habe, 
aß, wer in feinem Kamen getauft würde, auch follte 
er Sünden los feyn, und die Himmel follten ihm auch 
fen ſtehen. So ift nun Chriſtus nicht um feinetwillen 
etauft, „denn er hatte feine Sünde auf ihm,“ wie 
hetrus 1. Petr. am 2, 22. fagt, fondern „er bat all 
fer Sünde und Bosheit auf fi genommen,“ Gef. 53, 
k. und fie alle im Waſſer erſäuft, und damit angezei« 
et, was wir thun follten. Halt: fid) eben wie ein 
uter Arzt, der für den Kranken den bitteren Syrup 
on erften trinfet, daß ihn der Kranke darnad) deſto 
röhlicher und unerfchrodener trinke. Wir trinfen in 
er Taufe auch einen bittern Trank, nämlich die its 
ung (und ÖSterbung) des alten Adams, weded und 
w ſauer und bitter ‚im die Naſen gehet: Una Lak 


- 


110 — 


Alſo Dem Exempel nach, welches uns fonberlid ja 
 Kroft gefhrieben it, ſollen wir unfern Willen‘ Gott 
and feinem Ehrifto auch gar. beimgeben, und frei af 
ihn wagen, er wird ed wohl maden, wie der 37, Pfalm 
6. 7. fagt: „Befiehl dem Herrn deine Wege, und boffe 
auf ihn, er wird's wohl mahen;* und bald darnach? 
„Halt dem Herrn ftille, und laß ihn mit Die machen.“ 
Solche und dergleihen Sprüche follten und reizen, ges 
duldiglich Gottes Willen in uns zu leiden, er made. 
es füße pder fauer, es fey mit Liebe oder leide; denn 
er verderbet's gewißlih nicht, Selig iſt, ber foldes 
laubet yon ganzem Herzen. Denn pie fonn ein folder 
——* traurig ſeyn? Man gehe mit einem ſolchen 
um wie man wolle, man brenne ihn, oder erfäufe ihm, 
man werfe ihn in Kerfer, oder laffe ihn heraufer, -fo 
fraget er nicht® darnach; er weiß, daß es ihm gm 
beften geſchieht. Alſo opfern wir dad Gold mit * 
Weiſen, fo wir nicht unfern Willen laſſen in uns re⸗ 
gieren, fondern halten Chrifto ftill, und laſſen ihn mit 
und machen, wie er will. Darum feyn ‘Das Heuchler 
und Gleißner , die nicht Gottes Willen Teiden fünnen, 
fondern wie er's mit ihnen angreift, fp thut er nicht 
‘recht, meinen, es foll hinaus gehen, wie fie gedenfen, 
und werden zornig, wenn es nicht nad ihrem Willen 
gehet, wollen nicht verfolget noch verachtet ſeyn, mur⸗ 
meln und brummen, fchelten und heißen dawider, mis 
die böfen fehelligen Gäulez damit fie mehren, daß Chriſti 
Reich nicht in ihnen berrfche ; nehmen alfo Chriſto dag Gold, 
welches fie ihm doch follten opfern und reihen, Das if, 
fie mollen felbft regieren und Chriftum nicht für ihren 
König und Deren erfennen. Ä on 
Durch den Weihrauch haben fie bedeutet, die gött⸗ 
-Jihe Ehre, melde wir ihm opfern, ‚fo wir befennen, 
alles das, was wir haben, das baben wir von ihm, 
lauter umfonft, ohn al unfer Berdienftz darum follen 
wir es ihm wiederum zufchreiben, ald dem rechten Deren, 
and und gar nichts rühmen in den empfangenen. &uterm, 
fondern alein feine Ehre drinnen ſuchen, und wenn e 
€8. wieder von- ung nimmt, old fein. eigen. But, follen 
wird zufrieden ſeyn, aud ihn wit hem lieben Dieb ger 


Menedeien und ſprechen; „Ich bin nacket von deiner 
Mutter Leibe fommen, nadet werde ic) wieder dahin 
‚fahren: Der Herr hat's gegeben, der Herr hat's genom⸗ 
men, der Name des Herrn fey gefegnet‘“ Hiob 1, 21. 
Sollen aljo al unfer Unglüd und Widermwärtigfeit ges 
Duldiglich leiden 2 ale hätte fie und Gott felbit auf den 
Hals gelegt; wie denn wahrlich niemand uns ſchaden 
kann, es wolle ed denn Chriſtus haben: auch nicht ein 
Haar von eurem Haupte ſoll umkommen, ſpricht er im 
Luca 21, 18. zu feinen Jüngern. 
Darum in allen unſern Röthen ſollen wir feinen, 
- andern Gott, noch feine andere Hülde und Troft fuchen, 
denn alleine bei Chrifto; der ift der, welcher und von 
‚Gott dem Water gemaht ift zur Weisheit und zur Ges 
rechtigkeit, und zur Heiligung, und zur Erlöfung. Alds 
denn opfern wir Ehrifto recht den guten arabifchen 
Weihrauch, wenn wir in unfern Nöthen, Trübfal und 
‚Angft, alleine zu ihm Zuflucht haben. Die aber anderss 
wo Hülfe und Troſt fuhen, ald bei den Heren und 
Zauberinnen, die opfern Ehrifto nicht Weihrauch, fondern 
finfenden Schwefel, darinnen fie ewiglih werden müflen 
brennen, darum, daß fie Ehrifto nicht haben geglaubet 
noch vertrauet. 
In den Myrrhen haben fie einen fterblihen Mens 
- hen bedeutet; denn mit Myrrhen hat man die todten 
Körper gefalbet, daß fie in etliche viel Jahr ſind unver⸗ 
weſend blieben. Myrrhen aber iſt ein ſtarker bitterer 
Saft, der aus den Bäumen fleußt in Arabien, wie ein 
Gummi, oder wie bei und dad Harz aus den Kiefern, 
-Bichten oder Tannen fleußt.. Denn aber opfern wir 
Chriſto Morrben, fo wir kräftiglich glauben, daß Chriſtus 
durch feinen Tod, in feinem fterblihen Leibe, überwun⸗ 
den babe unfern Sp, Sünde, Teufel und Hölle. Und 
das ift der höchſte Glaube: denn wo wir daran zweis 
feln, fo ftehet unfere Sache nicht wohl; glauben wir 
‚aber von Herzen, daß der Tod, die Sünde, der Teufel 
und: die Hölle, in und durch Ehrifti Tod verfchlungen 
ſind, fo werde ich mid, vor ihm nicht fürchten; der Tod 
wird mich wohl unverzehret laffen: benn ich habe den 
Myrr ben, das if, den Tod des. Hersn Ehriki, in wrinkn 


— 248 u 


Lelhe und Seele, der läßt mic nicht untergehen 
"ein ſtark mächtig Ding iſt's um den Glauben, n 
“gu. alle Dinge möglid find, wie Ebriſtus im 
u 23. faget. 
2 ierbei follen wir. lernen, daß wir von 
* Rage mit dem Herrn Chriſto unfern alten Adam 
pfen, und feine Begierden fterben mit Kreuz ur 
fechtung; nit, die wir felbft erwählen, fonder 
uns Gott zufchidet, daß wir daffelbige geduldig und 
tragen, auf daß dDadurd der Leib gezähmet ‚werde 
ſey dem Geifte gehorfom. Daß mir alfo mit | 
. begraben und in ver Taufe erfäuft; wiederum anı 
’ Ehrifto auferftehen, und er in und alleine möge rı 
und leben. Dazu gehöret groß Seufzen und € 
welches der heilige Geift in und unferthalben oh 
terlaß thut, wie Paulus zu den Römern 8, 26. 
. “daß uns Chriftus helfen wolle, den gen, 
. "ftarrigen Schelm zwifhen die Sporne faflen, t 
nicht zu geil werde, und bie edle Seele in dei 
“ werfe. 
Daß zeiget unfere Taufe an, namlich, nich 
- derö, denn daß der alte Schelm, der ftinfende 
müffe fterben und begraben merden; at welche 
alfezeit gedenfen follen, Ddieweil in uns, fo lar 
J leben, noch immerdar Sünde bleiben: darum 
wir auch noch immerdar durch die Betrachtung der 
an uns, wie an einem alten böfen Haufe, flicke 
daß es bed Flickens nimmer kann leiden, das ff 
wir fterben. Davon fagt St. Paulus gar hübfche 
zu dert Römern 6, 3— 11. die man ſonderlich 
merken ſoll, und ſpricht alſo: 
„Wiſſet ihr nicht, daß alle, bie wir in 
; "Chrift getauft find, die find in feinem Tod ge 
“ &o find wir ja mit ihm begraben durch die Ta 
den Tod, auf daß, gleihmie Chriftus ‚tft anfer 
- son den Todten, durch die Herrlichkeit des N 
alfo follen auch wir in einem neue Leben wa 
So wir aber find ſammt ihm gepflanzet werd 
gleichem Tode fo werden wir aud der Auferi 
j 494 ſeynz biewelß>isie: wien‘, dag -anfer alter «2 


A 219 — | 
it ihm gefvenziget iſt, auf daß ba feirr der ſundliche 


eb, Daß wir fort mehr der Sünde. nit. dienen. 
Jenn wer geftorben ift, der tft gerechtfertiget: von. den 
sunden. Sind wir aber mit Chriſto geftorben, fo 
auben wir , Daß wir auch mit ihm leben. werden, ‚und 
fen, daB Ehriftus, von den Todten ermweder; hinfort 
ht ftirbet, der Tod wird binfort über ihn nicht herrs 
en. Denn daß er geftorben ift, dad ift er der Sünde 
ftorben zu einemmal; Daß er aber lebet, das lebet er 
ott. Alſo auch ihr, haltet euch dafür, Daß ihr der . 
ünde geftorben feyd, und Gott lebet durch Jeſum 
zriſt, unfern Herrn.“ 

Das ſey von der erſten Erſcheinung geſagt; nun 
len wir von der andern Erſcheinung, nämlich von 
er Taufe Chrifti, auch ein wenig handeln. 

Sn der Taufe Ehrifti find drei Stück zu merfen. 
mm erften, daß die Himmel find geöffnet, da Chriftus 
'aufet ward. Zum andern, daß allda der heilige 
ft in einer Geftalt der Tauben gefeben ſey. Zum 
tten, daß man gehöret hat die väterlihe Stimme, 

da fagte: „Dieß ift mein lieber Sohn, an welchem 
Wohlgefallen habe.“ 

Erſtlich ift bier zu merfen, daß Chriſti Taufe nichts 
vers ift, denn Daß er alle unfere Sünde auf ſich ge⸗ 
mmen babe, und die abbezahlet, und daneben mit 
° Hnrührung feines Leibes alle Waffer gereiniget babe, 
B, wer in feinem Namen getauft würde, auch follte 
: Sünden los feyn, und die Himmel follten ihm auch 
en ftehen. Sp ift nun Chriſtus nicht um feinetwillen 
tauft, „denn er hatte feine Sünde auf ihm,“ mie 
trus 1. Petr. am 2, 22. fagt, fondern „er bat all 
fer Sünde und Bosheit auf fih) genommen,“ Gef. 53, 
und fie alle im Waſſer erfäuft, und Damit angezei« 
t, wos wir thun follten. Hält fi eben wie ein 
ter Arzt, der für den Kranken den bittern Syrup 
n erften trinfet, daß ihn der Kranke darnach deſto 
öhlicher und unerfchrodener trinke. Wir trinfen in 
*.Zaufe aud einen bittern Trank, nämlich die Töd⸗ 
ng (und Gterbung) des alten Adams, weldes uns 
w fauer und bitter „in Die Naſen gehet:- Denen daX 


rn 220 up 


Kauchel in Dad Waſſer bedeutet nichts anden, ben 
daß der. alte Schelm muß untergehen und ſterben. Die 
geſchieht nun durch das Kreuz, fo und Gott nad) fen 
göttlihen Willen _auflegt, welches wir nicht von sh: 
werfen follen, fondern willig und gerne tragen, 5 5 
Daß uns aber deftd leichter anfüme, bat eb Ci 
ſtus auch gethban, hat fi Iaffen taufen und fein R 
auf fi genommen, daffelbige willig getragen, id 
„feinem Vater gehorfam geweſen bie in den Tod, jaf 
Tode des Kreuzes,“ wie Paulus zu den Philippern 
8. ſagt, auf daB er und von Sünden errettete, # 
feinem bimmlifhen Vater wiederum verfühnete; „ie 
aus lauter Gnade, ohn all unfer MWerdienfk, geſche 
iſt,“ deß wir zum Zeichen und Verſicherung die Tu 
haben, wie Paulus zum Tits 3,-4—7. fagt: „IM 
aber erfchien die Freundlichkeit und Leutſeligkeit Gott 
unſers Heilandes, nicht um der Werfe willen der Ge 
rechtigfeit, die wir gethan hatten, fondern nad fe 
Barmberzigfeit, machet er und felig, durch dad Bad 
- Wiedergeburt und Erneuerung des heiligen Geifted, m 
chen er ausgegofien hat über- und reichlich, duch Jar 
Ehrift unfern Heiland, auf daß wir durch deſſelbi 
Gnade gerechtfertiget, Erben ſeyn des ewigen Gebe 
nach der Hoffnung, das tft ja gewißlich wahr.“ 
Zum andern, erfcheinet: hier ber heilige Geiſt in 
Taufe Chriſti fichtiglih in der Geftalt einer Taubeaf 
damit angezeiget wird, daß wir in unferer Taufe © 
den heiligen Geift erlangen, der und regieret und fi 
nach göttlichem Willen, welcher bei uns ift, und 4 
und das heilige Kreuz tragen, vermahnet nd, halt = 
treibet - fort, und wo es und fehlet ‚da faͤhret erg 
und hilft uns tragen; fallen wir, fo richtet er 
wiederum auf, und ift bei und, ald ein getrener Ge 
-fährte auf dem Wege, Der macht auh, daß und | 
Bürde des Kreuzes leicht wird, welche wir fonft ı 
mermehr tragen könnten, wo er uns nicht hülfe. Jay 
left du num in Sünde, fo gedenke, daß du wieder 
zu der Taufe Zuflucht habeſt. Denn das ift das ei 
Schifflein, das und hinüber hilft. Darum hüte 
por denen, die Da zwuo Tafels machen, d 














— 229 — 
Befhleht, Stadt und Perſon. Das Land; denn im jů⸗ 
Bifhen Lande wollte er geboren werden, wie Chriſtus 
Felber fagt im Jobanne K. 4, 22: Aus den Juden iſt 
das Heil, und. aus feinem andern Volf. Der Stamm 
denn das jüdifhe Volk war getheilet in zwölf Stämme,) 
war der Stamm Juda, wie der Patriarch Jakob weiſ⸗ 
faget 1. Moſ. 49, 10. Das Geſchlecht; denn er fol 
aus dem Gefchleht David fommen, foll fein Fleiſch und 
Blut ſeyn. Er fondert auch Die Etadt aus, da er ges 
boren fell :;merden, nämlich zu Bethlehem, ald im Micha 
5, 1. ftchet, wie es Matthäus c. 2, 6. anzeucht, Da ep 
jagt: „Und du Bethlehem im jüdischen Lande bift mit 
nichten die lleinefte unter den Fürften. Juda; denn aus 
dir foll mir kommen der Herzog, der über meih Volk 
Iſrael ein Herr fen.“ Das ift je gewiß gefagt, und 
wohl verfihert, er will je nit, der gütige, gnadige 
Gott, daß wir irrey follen., 0 

So nun die Perſon vorhänten iſt, laßt er fie auch 
angezeiget werden, läßt mit Fingern auf ihn weifen, 
und fpredien: Der iſt's, da habt ihr ibn; laßt: Johan⸗ 
nem vor ihm hergeben, den großen Propheten, dee 
um ſolches Amts willen ein Engel des Herrn in dee 
Schrift genennet it, als im Malachia c. 3, 1: „Siehe, 
ich werde fenden meinen (Engel, und er wird den Weg 
bereiten vor meinem Angefiht ,“ wie es Chriftus felbft 
im Matthäo c. 11, 10. auf Johannem deutet, der auch 
um feiner Heiligkeit vom Volk für einen Propheten, ja, 
auch für Chriſtum gehalten ward. " Diefer große Mans 
mußte Chriſto vorlaufen, auf ihn weiſen, Daß wir je 
gewiß waren, wo unfer Heil fellte feyn. 

Denn, was gefhicht? Weil die Propheten habe 
ngezeiget dad Land, Stamm, Gefhleht und Stadt, 
ſo fonımt Johannes und macht es noch Flärer, zeigt uns 
zuch Die Perfon. Das Zeugnig. war trefflih groß, daß 
acht könnte größer und gewißer feyn. Denn Sohannes 
hatte ein groß Anſehen bei dem Volk; aber er weifet 
ie von fih, und zeiget mit Fingern auf den unbefannten 
Ehriftum und fpricht: „Das ift Das Lamm,“ Rod W 
er Dann, ber euch von Sünden kann helfen. Erik 
Det und einen hoben, trefflichen Mann wor, Der wod 
ps Werte, 15. 3b, 48 


/ 
- 223: — 


Babes Bienen‘ alle die Spruͤche tm Evangelis wi 
in nalen die und fo freundlich su Ehrifto locken za 
ſonderlich Diefer, da er ſelbſt ſpricht im Matth. 11,28 
20: „Kommt ber zu mir alle, die ihr mühfelig mn 
belsden ſeyd, ich will euch erquiden : nehmet auf & 
mein. Joh, und lernet von mir. denn ich. bin fan 
wirthig. und. von Herzen demüthig: So werdet ihr Ru 
finder für kure Geele; Denn mein Goch ift fanft, m 
meine. Laſt iſt Teiht. Und -diefer. Spruch St. Ya 
41. Sim. 1, 15: Das tft je gemißlih wahr und:« 
tbener. werthed Wort, daß Ehriftus Jeſus kommen 
in die Welt, die Sünder felig zu mahen.“ Und ie 
zum‘ Römern 4, 25: „Chriſtus tft um unfrer Gün 

willen dahin. gegeben, und üm unfet Gerechtigfeit will 
auferwedet.“ Der Sprüche ift daB ganze neue Tel 
ment voll, .mit welchen Sprüchen. füllen wir unfer | 
trübtes verzagtes Gemiffen troͤſten, wenn es in Au 
und Noth ſtecket der Sünde halben oder des zo 
und ımjern Glauben damit ftärfen und weiden; 
wenn's uns irgend. fehlet am Glauben, alfezeit zu 8 
fhreien: Herr, mehre und den Glauben! Herr, | 
unſerm Glauben, Herr ſtaͤrke unfere Schwachheit, 
wir Dir anhangen, und uns an bir laſſen genügen, 
gehe, wie e8 wolle. Das fen jeht auf vießmal ” 
wollen Gott um ſeine Gnade aurufen. 





Ein Sermon ı von der Taufe hei, in 
cher er in fein Amt getreten, König un 
Driefter vom Dater geweihet iſt; 


geprediget um Tage der Erſcheinung des Herrn Ch 

' Vorrede. 
Diefer heutige Tag iſt geweihet um dreier SI 
willen, die ſich auf den Tag begeben haben. Zum er! 
daß Chriſtus erſchienen iſt und bekannt worden den: 
ben im Aufgang der Sonnen, durch ein Wunderzeit 
das fie am Himmel geſchen hoben. Zom andern, 


— MT — 


zoren, fie: kannten ˖ſeine Mutter- nnd Vater, niemand 
achte, daß zu Nazareth ſollte Meſſias ſeyn, wie 
9 Nathangel fpräht zu Philippo, Joh. 1,46: „Was 
te Gutes aus Nazareth fommen ?“ Und an einem 
yern Orte verwundern ſich die Juden, und ſprechen: 
ft nicht dad Joſephs Sohn? Wir fennen feine Muts 
‚ Brüder und Schweſtern, ift er doch ein Zimmer⸗ 
nn, wie fommt er dazu?“ Marc. 6, 3. 


Da nun Johannes anfleng zu predigen, und in eis 
1 folhen Ruf fam, dag das Volk mit Haufen zulief, 
ineten, er wäre Chriſtus, fpricht er: Ihr meinet, 
ſey Chriſtus; ich bin es nicht; aber ich will wohl 
Liedlein von ihm fingen, wollt ihr wilfen, wo er 
Er ift unter euch geboren, lebet und ‚wandelt unse 
euch. Johannes wollte fie alfo von fich weiſen, und 
rifto ein Anfehen machen. Wenn man follte fagen, 
riſtus iſt zu Wittenberg, wurde ſich jedermann ver: 
mdern, und dad Maul auffperren, und fagen: Wo 
‚er? Alſo follten fie auch gethan haben ; aber fie lies 
„8 vorüber gehen, gieng ihnen nicht zu Derzen, fie. 
Ben’3 ihnen wohl fingen und fagen: Er tft mitten uns 
euch, das ift, er zimmert. Haufer, treibt fein Hands 
rk, kennet ihr ihn nicht? .ich kenne ihn auch nicht; 
weiß aber das wohl durch dem Geift, daß er Toms 
a iſt, und if unter eu, 0 


Das ift das Zeugniß Johannis; unter: der. Weile 
ibt Chriſtus zu Nazareth unbefannt, bei feiner Mut: 
, iſt nicht reich, führet ein-arm Wefen, und ift.gar 
ned Anfchens bei den Juden. Run, dad Zeugniß 
bannid hilft nicht, wie viel er ihnen von dem Zimmers 
ht ſaget; wie es gemeiniglih geſchieht, wenn ein 
ng nicht vorhanden tft, fo achtet man ed groß, faget 
ermann Davon; wenn es aber vor die Augen fommt, 
achtet man fein wenig. Es glaubte niemand, daß 
Zimmergeſell ſollte Chriftus feyn, von welchem 
banned der große Mann, ihnen fagte; fie gedachten, 
er unter uns, warum läuten fie nicht ale &luden? 
rum ſtreuet man nicht alle Gaſſen zu Ehren den 
gE 20 find feine Pferde, Wagen, Kevies WW 
’ 15 * 


_ — 228: —. 
Harniſch? Ja wohl, ja, follte Jeſus, ber Zimmerg⸗ 
fell, der Mann feyn ? -. 
+ Weil Johannis Zeugniß alſo gehet, und ihn nie⸗ 
mand kennet, auch Johannes nicht, denn allein aus dem 
Geift Gottes, fo kommt Jeſus von Nazareth zu Johan. 
om Sordam Bisher war er feiner Mutter unterthan 
und gehorfam; jetzund aber giebt er ihr das Vale 
und wird ihr Herr, gebet Hin zum Jordan, und komm 
sicht mehr beim, wie vor, nimmt Urlaub von ihr, md. 
tritt in fein Amt, dazu ihn fein Vater geſandt hatte, 
gehet bin, läßt fi taufen. Und wiewohl er Ma 
batte zu taufen, gebraudyte er doch der Gewalt nicht⸗ 
fondern. hält fh, wie die andern, wird von Johann 
getaufet. Siehe, wie alber und einfültig gehet er ‚daher? 
Wer wollte ihn doch für Meffiam angefehen habent: 
denn er ftellet fi nicht anders, denn ‚ein andrek: 
Menſch, der zu Johannis Taufe fam. Diemell er mh 
größer ift, denn Johannes, (wie Johannes faget,) folte, 
er zu Johanne gefaget haben, du ſollſt mid; nicht: tanfen, 
Das Amt iſt mein, ich fol dich kaufen; aber er thut 
es nicht, verbirget fich, ftellt ftch, als fey 'er nicht Erb 
ſtus, läßt ſich's mit feinem Worte merfen, and thut ſich 
ganz nichts und. Das iſt eine wunderbare Demuth, 
er läßt ſich nicht ausſchreien, verfläret fich nicht felber, 
bi8 ihn der Vater verfläret, wie St. Paulus faget, et 
bat Die Zeit erharret, bid. die Stimme vom Himmel 
Fam: „Das tft mein’ lieber Sohn!“ | 
Chriſtus war Gottes Sohn, er hatte alle Dingt 
in feiner Gewalt; noch wollte er fich nichts unterwinden: 
er predigte sicht, ließ fi mit keinem Worte hören vor 
den dreißig Jahren, dag er der geiftreihe Many wäre, 
der allen Menſchen ſollte helfen: thut nicht, wie wit 
Gefellen, wenn wir nur ein MWörtlein lefen, fo wird 
und der Bauch zu groß, Fünnen uns nicht ‚enthalten, 
müſſen heraus mit dem Stüdlein, ed muß alle Welt 
hören, nur Ohren ber, wo friegen wir fie, die es hören? 
Alfo befleißen ch unfere Rottengeifter, daß fie etwas 
neues auf die Bahn bringen, dod mon de Höre; vers 
gefen, daß Hier Ehrifiud hat mit (einem Sremgf 
leyret, dag man zum Yredigtamt nit mi voerie 


— DIL: — 


xiſtud > sein Fuͤrſterthum engenommier: und iſt ti fein 
mt getreten, iſt von Ivohanne getauft “worden” im Jobei 
in, und von ſeinem Vater beftätiget zu einem Prediger,“ 
ud hat angefangen zu regieren und predigen, iſt König 
md Priefter worden: Zum dritten, hat er aus. Waſſer⸗ 
Bein gemachet zu Cana in Ballläa. Zum erften, ift er: 
ben: Heiden erfchienen wie ein Herr. Zum ande, bewi 
U vom Vater zu einem Priefter und Lehrer. Zum’ 
Beitten, hat er fich felber Durch Zeichen befannt gemacht. 
DaB erfte haben: wir. heute. gehandelt :im Evangelio z. 
dez dritte richtet man aus auf den andern Sonntag,‘ 
Aqch der Erſcheinung Chriſti. Nun wollen wir daß an⸗ 
Stück, von der Taufe Chriſti, vor und nehmen, : 

md davon reden, ald viel und ‚Gott Gnade giebt, weis) 
jes bisher unter Die Bank geftedt .ift worden, und wol⸗ 
a dad Evangelium Matthäi leſen. E 
Evangelium Matthät am 3, 13—17. 
Diefe Predigt des Evangeliſten Matthäi tft bisher: 
ring geachtet worden; denn man hat viel: Fefte aufs 
rüchtet, und andere Predigten und vorgetragen, und. 
t Heiligen erheben fich gebleuet; dieß Stüd aber, von‘! 
r Taufe Chrifti, und von feinem Amt und Regiment, 
t müffen dahinten bleiben, hat niemand gewußt, wie 
oß ſolch Stück vor Gott gilt... - Denn im neuen. 
ıd alten Teftament gebet faft alle Schrift auf bie: 
aufe Chriftt, und Die Schrift macht nicht viel Weſens 
n der Geburt und Kindheit Chriſti; fie läßt es faft: 
‚bei bleiben, daß er aus David und feinem Saamen 
mmen foll, und Jeſaias thut eins hinzu, „daß auch 
ne Mutter foll eine Jungfrau ſeyn,“ Sef. 7, 14. 
arum auch die Evangeliften wenig ſchreiben von feiner 
indheit, fondern eilen zu dem dreißigften Jahr, zu bes 
reiben. fein Amt, Dazu er kommen tft: und darnach 
en fie niht mehr alſo, fondern beſchreiben darnach 
le feine Worte, Werk und Zeichen, mit großem Fleiß 
d Ernſt; daß man wohl kann fehen, daß im alten: 
d neuen Teftament am allermeiften gefehen wird auf: 
: Taufe Chriſti, ald auf das vornehmfte Stud der 

chrift. | 


4 


— ii — 


Un de gehet auch das nene Teſtament au, ak & 
—— au der Kindheit Chriſti; darum auch Marcus al) 
Johannes wenig gedenken feiner Kindheit· Petrus mil 
Yaulus ſchreiben gar nichts davon: nicht, daß fie weil 
achten, was Matthäus und Lucas davon ſchreiben; ſen⸗ 
dern ſie eilen zu dem vollkommenen Stück, darinuen 
das Amt angehet. Denn, wiewohl er ein Kind geboren‘ 
mar, wor doch noch das Amt nicht angefaugen, ‚bat Rh; | 
auch den nicht ımterwunden, bis er vom Vater berufe« 
dazn ward. Und Summa Sumaruni, in der Taufe geh: 
dad Amt an, da ‚wird. er unſer Chriſtus,  unfer * 
land, darum er tft fommen, wie Sefatad ſpricht 61, k 
und. Chriſtus zeucht's auf ſich im Luca 4, 18, 21. da 
er. alfo fager: „Der Herr hat mid gejandt zu verfim: 
digen dad Evangelium den Armen, zu heilen die zermal⸗ 
meten Herzen, zu predigen den Gefangenen die Erledo 
gung, und den Blinden dad Geſicht, los zu geben die 
Zerfchlagenen in die Erledigung, zu predigen das ange 
nehme "Fahr des Herrn“, Diefed Gnadenreich ju pres 
digen ift er kommen, und gehet mit Sohannis Prediger: 
au, wie Lucas in den Gefchichten. der Apofteln 1, 3% 
fagt, und Marcus fäher fein Evangelium mit Johaunit | 
Predigt und Ehrifti Taufe an, Marc. 1.1 . Zn 
. Warum aber das? Darum: Da fähet Sheiftub: 
an ein Chriſtus zu ſeyn, da wird er eingeweihet, tritt 
in fein Amt; dadurch bat der Vater: die Welt wollen: 
gewiß machen, Daß fie ganz nicht Zweifel rar ‚a 
Chriſto haben, darum, daß er ihn felber beitätiget, She: 
wiffet,, wie jämmerlich wir. verführet find worden durch 
die falfchen Propheten, Die das arme Volk durch eigene 
Träume betrügen, alfo, daß gar nahe die ganze Welt 
durch fie verführer ift. Darum ift Gott viel Daran ge: 
legen, hat fih auch Das viel laffen. foften, und feinen: 
allerliebften Schau darauf gewandt, daß er und gewiß 
machte, daß wir die rechte Lehre hatten: 
.Und iſt fürwahr eine große. und treffliche Gnade 
und Barmherzigkeit Gottes, daß ſich alſo die göttliche 
Majeſtät herniederlaͤßt, und mochet uns alſo gewiß von 
Chriſto, und verſichert die Sache auf das hoheſte durch 
die Propheten, er beſtimwt gewiſſe Zeit, Land, Stamum, 


‘ 





— 223 — 
ſchlecht, Stadt uud Perſon. Dos Land; denn im jüs 
hen Lande wollte er geboren werden, wie Chriſtuͤs 
er fagt im Johanne 8. 4, 22; Aus den Juden ift 
Heil, :und. aus feinem andern Doll. Der Stamm 
an das jüdifche Volk war getbeilet in zwölf Stämme,) 
e der Stamm Juda, wie der Patriarch Jakob weiſ⸗ 
et 1. Mof. 49, 10. Das Geflecht; denn er soll 
I dem GBefchleht David fommen, foll fein Fleifch und 
at fenm Er fondert auch die Stadf aus, da er ges 
en fol ;werden, nämlid zu Bethlehem, als im Micha 
1. ſtehet, wie ed Matthäus c. 2, 6. anzeucht, da ep 
t: „Und du Bethlehem im jüdiſchen Laude bift mit 
jten die kleineſte unter den Fürften. Juda; denn aus 
fol mir kommen der Herzog, der über meih "Volt 
:ael ein Herr fen.“ Das iſt je gewiß gefagt, und 
bl verſichert, er will je nicht, Der guͤtige, gnoͤdige 
tt, dag wir irren ſollen. 

Sp num die Werfen vorhänden iſt, läßt er fie auch 
zezeiget werden, laßt mit Fingern auf ihn. weifen, 


> fpredjen: Der iſt's, da habt ihr ihn; läßt Aohanz Ä 


n vor ihm hergeben, den arogen Propheten, dee 

ſolches Amts willen ein "Engel des Herrn in der 
hrift genennet iſt, als im Malachia c. 3, 1: „Siehe, 
werde ſenden meinen Engel, und er wird den Weg 
eiten vor meinem Angeſicht,“ mie es Chriſtus ſelbſt 
Matthäo c. 11, 10. auf Johannem deutet, der aud) 
feiner Heiligfeit vom Bolf für einen Propheten, ja, 
b fir Chriftum gehalten ward. Diefer große Mann 
Ste Chriſto vorlaufen, auf ihn werfen, Daß wir je 
sig wären, wo unfer Heil follte feyn. 

Denn, was gefhieht? Weil die Propheten haben 
jezeiget dad Land, Stamm, Gefhleht und Stadt, 
kommt Sohannes und macht es noch Flärer, zeigt und 
b die Perfon. Das Zeugniß. war trefflih groß, daB 
t koͤnnte größer und gewißer feyn. Denn Johannes 
te ein groß Unfehen bei dem Wolf; aber er weifer 

von fi, und zeiget mit Fingern auf den unbefannten 
riftum und fpriht: „Das ift das Lamm,“ das ift 

Mann, der euh von Sünden fann helfen. Gott 
[et uns einen hoben, trefflichen Mann vor, Der 00 
nrper’s Beste, 15. Bi 16 


- 







Tyriſtum vor die Augen ſtellet, -und wachet die Sch 
ſo gewiß, daß fte ja. nicht gewiſſer fönnte feyn. Dem 
ch koönnte ein Ding nicht gewiffer machen, denn def k 
mit Fingern darauf weiſe und fprehe: da ſtehet ©. 
Alſo macht Johannes die Juden gewiß, treibt viel Worte, 
und fpriht c. 1, 265 — 29: Das ift das Canım, der 
iſt's, davon ich euch gefagt babe, er iſt mitten untk 
euch, er tft größer, denn ich, und viel andere Works, 
wie fie Johannes der Evangeliſt beſchreibet. Denn wem 
er und nicht alfo verfihert hätte, wären wir bin uhkb 
her gewanfet , fonderlic die Juden hätten gedacht: & 
wird vieleicht in einem andern Rande, Ort, Stamm, 
Geſchlecht oder Stadt geboren. Nun fähret Gott " 
und bindet uns an bie Perfon, Chriſtum felbft, umd 
zum legten gibt er noch ein höher Zeugniß vom Has f 
mel, weifet nicht allein mit Fingern auf ihn durch einem 
Menſchen ſondern er ſelber mit ſeinem Geiſt, und be⸗ 
ſtätiget und verſichert das alles mit ſeinem Wort, und 
Jpricht ſelbſt vom Himmel herab: „Diet iſt mein lieber 
Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.“ 

Das alles iſt darum geſchehen, daß wir wiſen 
ſollen daß nicht eine geringe Sache ſey, ſondern viel 
daran gelegen, daß es alſo verſichert ſey durch heilige 
Leute, durch Gott ſelber und ſeinen ‚ alfo, daß 
alle Ereaturen befennen müffen, er ſey Chriftuß, und 
wir und aljo an Chriftum bangen, und von feinem 
‚andern nicht? halten, Wiewohl die Juden dad nicht. ha⸗ 
‚ben angenommen, wollten ihm nicht anhangen; wie c6 
denn jetzund bei uns auch gehet, achten das Wort Got⸗ 
es und des Evangelii wenig, laſſen es vorüber gehen. 

Das ſey zu einem Eingang geſagt, wollen num das 
Evangelium .von Wort zu Wort handeln. Matidaͤub 
ſpricht alfo: 

„In der Zeit kam Jeſus von Galilsa "an den Jordan 

zu Johanne, daß er fih von ihm taufen ließe.“ 

Bis auf dreißig Jahr war Chriſtus unbefannt, er 
war ein Handwerfögefelle, ein Zimmermann, niemand 
hielt ihn für Ehriftum, man bielt ihn fonft für "einen 

frommen Mann; denn’er wartete feiner Arbeit, bauete 
Däufer bis auf das dreigigke Johr er wor m Raqgereth 


— a7: in 


geboren ‚ fie: Iannten- feine Mutier- und Vater; niemand 
gedachte, daß zu Nazareth follte Meſſias gen, wie 
auch Natbanael fprüht zu Philippo, Joh. 1,46: „Was 
follte Gutes aus Nazareth kommen?“ Und an einem 
andern Orte verwundern fi die Juden, und fprehen: 
lt nicht das Joſephs Sohn? Wir fennen feine Muts 
ter, Brüder und Schweſtern, iſt er doc ein Zimmers 
mann, wie fommt er dazu? Marc. 6, 3. 


Da nun Johannes anfieng zu predigen, und in eis 
nen folden .Ruf kam, dag das Volf mit Haufen zulief, 
meineten, er wäre Chriſtus, ſpricht er: Ihr meinet, 
äh ſey Chriſtus; ich bin es nicht; aber ich will wohl 
ein Liedlein von ihm ſingen, wollt ihr wiſſen, wo er 
iſt? Er iſt unter euch geboren, lebet und wandelt un⸗ 

ter euch. Johannes wollte ſie alſo von ſich weiſen, und 
Chriſto ein Anſehen Wenn man ſollte ſagen, 
Chriſtus iſt zu Wittenberg, würde ſich jedermann ver⸗ 
wundern, und das Maul aufſperren, und ſagen: Wo 
iſt er ? Alfo ſollten ſie auch gethan haben; aber ſie lie⸗ 
hen's vorüber gehen, gieng ihnen nichts zu Herzen, fie- 
liegen’3 ihnen wohl fingen und fagen: Er ift mitten uns 
ter euch, das ift, er zimmert Haͤuſer, treibt fein Hands 
wert, kennet ihr ihn nicht? ich kenne ihm auch nicht; 
id) weiß aber das wohl durch dem Geift, daß er kom⸗ 
men iſt, und iſt unter euch. 


Das iſt das Zeugniß Johannis; unter dir. Meile 
bleibt Chriſtus zu Nazareth unbekannt, bei feiner Muts 
ter, iſt nicht reich, führer ein arm Wefen, und iſt gar 
feined Anfehend bei den Juden, Nun, dad Zeugniß 
Johannis bilft nicht, wie viel er ihnen von dem Zimmers 
knecht faget; wie es gemeiniglich gefchieht, wenn ein 
Ding nicht vorhanden tft, fo achtet man ed groß, ſaget 
jedermann davon; wenn ed aber vor die Augen fommt, 
fo achtet man fein wenig. Es glaubte niemand, daß 
der Zimmergefell follte Chriftus feyn, ‚von welchem 
Sobannes der große Mann, ihnen fagte; fie gedachten, 
iſt er unter uns, warum läuten fie nicht alle Gloden 
Warum -fireuet man nicht alle Gaffen zu Ehren dem 
König? Wo find feine Pferde, Wagen, Reuter u 

15 * 


— 228 — 


⸗ 


Haraiſch? Ja wohl, fa, fofte Sefuk, ber Zimmer h 


fell, der Mann ſeyn? 


Weil Johannis Zeugniß alſo gehet, und ihn wish: 
mand Fennet, auch Sohannes nicht, denn allein aus deu ſ 
Geift Gottes, fo kommt Jeſus von Nazareth zu Zohan E 
am Sordam Bisher war er feiner Mutter untertkas 
und gehorfam; jetzund aber giebt er ihr das Valets; }ı 
und wird ihr Derr, gehet Hin zum Jordan, und kommt 


nicht mehr heim, wie vor, nimmt Urlaub von ihr, und 


kritt in ſein Amt, dazu ihn fein Vater geſandt hatte, J 
gehet hin, läßt ſich taufen. Und wiewohl er Mai } 
hatte zu. taufen, gebrauchte er doch der Gewalt nicht — 
fondern. halt ſich, wie die andern, wird von Johanne 
getaufet. Siehe, wie alber und einfältig gehet er daher? 


Per wollte ihn doch für Meffiam  angefehen haben? 


denn er ftellet fi nicht anders, denn .ein andrer f 


Menſch, der zu Johannis Taufe kam. Diemeil er nım 
größer ift, denn Johannes, (wie Johannes ſaget,) follte 
er zu Johanne gefaget haben, du ſollſt mid; nicht tanfen, 
Das Amt ft mein, ich foll dich taufen; aber er thut 
es nicht, verbirget fih, ſtellt ſich, als fey er nicht Chri⸗ 
ſtus, läßt ſich's mit keinem Worte merken, und thut ſich 
ganz nichts and. Das iſt eine wunderbare Demuth, 
er laͤßt ſich nicht ausſchreien, verkläret ſich nicht felbe, 
bi8 ihn der Water verfläret, wie St. Paulus faget, et 
bat die Zeit erharret, bid. die Stimme vom: 

Fam: „Das- ift mein’ lieber Sohn!“ 





Chriftus war Gottes Sohn, er hatte alle Dinge " 


in feiner Gewalt; noch wollte er ſich nichts unterwinden: 
er predigte nicht, ließ ſich mit keinem Worte hören vor 
den dreißig Jahren, daß er der geiftreihe Mann wäre, 
‚ ver allen Menſchen ſollte helfen: thut nicht, wie wir 

Geſellen, wenn wir nur ein Wörtlein leſen, ſo wird 
und der Bauch zu groß, können und nicht ‚enthalten, 
müſſen heraus mit dem Stüdlein, ed muß alle Welt 
Yören, nur Ohren ber, wo friegen wir fie, die ed hören? 
Alſo befleißen ſich unfere Rottengeifter, Daß fie etwas 
neues auf Die Bahn bringen, daß man ſie hüre; ver» 
geßen, daß hier Chriſtus bat mit feinem Exempel ge 
Zeyret, daß man zum Prebigtamt wit WU unberuferf 


I . r. 


& 


‘ 
* 


. Sie haben dieſe Jahre gung angerichtet, daß 
ich wohl mag vor ihnen ſcheuen, ſie gedenken nicht 
Ü.binter fih, ob fie auch die Stimme und den 
lGottes haben. Sie fprechen wohl, wir haben den 
Sotted, der fagt’d und. Lieber Gefell, ich halte 
alfo viel von deinem Geiſt, ald von Deinem Fleiſch, 
m Ort; es gehöret mehr dazu, denn dein Geiſt. 
Henſch Chriftus war mehr denn ein Geift, nämlidy 
felber, und aller geiflihen.:Süter Sol, er ſteckt 
hwebt voll Geiftes: er fähret aber nicht zu, wie: 
tolle Seifter, fondern barret auf den Befehl de& 
3, bricht nicht heraus, bi& er höret vom Vater: 
ift mein lieber Sohn.“ ° ’ 
Jarum füllen wir nicht plötzlich zufallen und den 
:ı glauben, die nichts anders. fünnen, denn den 
rühmen; fprich zu ihnen: Ich fenne deinen Geiſt 
Willſt du aber, daß ich dir glaube, fo gieb ein 
ih Zeugniß von dir, dadurd fromme Leute dich 
‚ wie Sohanned von Chrifto, der die Stimme 
Himmel hörete; fonft glaube ich dir nicht. Wo 
dt gefhicht, fondern will etwas Neues auf den 
zringen, fo ſchleuß nur friſch hin, Daß er's aus des 
8 Geift thue. | ’ 
in der erſten Corinth. 2; 4. ftehet au) von dem 
er fpricht aber in Beweiſung des Geiſtes. Es 
ander Ding, den Geift haben, und den Beift 
n. Wenn ich nicht eine Beweiſung hätte des 


3, fo wollte ich nimmermehr predigen. Das tft , 


seine" Beweiſung, nicht, Daß ich Durch ein- Gefiht- 
; berufen. fey zum Predigtamt, fondern daß ich 
jezwungen werde durch andere Leute, und muß: 
, anderer Leute willen thun. Alfo habe ich die- 
ung des Geiſtes der Liebe, die nicht Bas Ihre 
fondern Heißiget’fich anderer Leuten Nutzens. Ich 
icht8 davon, denn Unruhe, ich wollte lieber das- 
feiben in meinem Gtüblein; aber ich bin es ſchul⸗ 
d verpflicht’ aus dem Geift der Liebe. Und ob. 
ich feinen andern Geift hätte und ein Bube im. 
st wäre, fol ich's Doch thun um der Liebe willen, 
nen helfen, die es bedürfen, und won wir ex 


— 


— 230: — 
gebren» Das iſt nun mein Trotz. Aber das iſt fe 


Eros, darauf ftolziren fie fo fehr, daß ſie der Geh Ti 


babe gelehret. Wer bat euch aber darum . gebeten, 
dag ihr uns lehren und ‚predigen follt ? 


Das möchteſt du aber wohl tun: wenn du einen 


Geiſt fühleft in dir, der dir etwas eingiebt, fo möchteſt 
du Dich von Ddemfelbigen mit einem andern unterreden, 
ob e8 recht ſey und unferm Glauben und der Schrift 
gemäß, wie Sohanneg. 1. Epiſt. 4, 1. fpriht: „Shr follt 
die Geiſter bewähren oder prüfen, ob fie aus Gott find.“ 


Und Sanct Paulus fpricht zu den Mömern 12, 7: ' 





„Hat jemand Weiffagung, fo jey fie dem Glauben aͤhn⸗ 


lich.“ Aber alfo herausplatzen, niemand Darum fragen, 
und ſich felber wollen vertheidigen,, fich felber erflären; 
niemand unterworfen feyn, ift gewiß der Teufel. Chris 
ftus iſt voller Geiſtes; noch redet er fein Wort, thut 
auch fein Werk, er fey denn vorhin von dem Mater 
verfläret: er will nicht von ſich felber in das Amt geben, 
fondern durch einen andern, nämlich durch den Water. 
Nach der Verflärung aber greift er die Sache an, treis 


bet fein Amt, lehret, prediget, thut Wunder, und de 


ging es auch von flatten. Folget im Tert: 

„Aber Johannes wehrete ihm, und fprad: n 
Ich bedarf wohl, dag ich von Dir getauft werde, und 
Du fommft zu mir.“ 

Das fchreibet Fein Evangelift, denn Matthäus, 
und lautet, ald ob Johannes Chriftum erfennet habe, 
ebe er ihn getaufet habe. Aber Johannes der Evans 
gelift fchreibet das Widerfpiel, daß Johannes Chriftum 
nicht erfennet babe; denn alfo ſpricht Sohannes ber 
Täufer im Johanne 1, 30 — 33: „Ic fannte ipn nicht; 
ih habe Zeugniß gegeben, daß id nicht Chriſtus fey, 
er wird nach mir kommen, der vor mir tft,“ ich weiß, 
Daß dieß mein Amt ift, daß er allen Menfchen fol durch 
mich befannt nerden; aber ich kenne ihn nicht: „Aber 
Der mich gefandt bat, daß ich predige, der hat mir ein 
Zeichen gegeben, und geſprochen: Auf melden du wirft 
fehen eine Taube herabiteigen und auf ihm bleiben, der 
iſt's, der da taufet mit Dem heiligen Geiſte.“ 

Rum fehet, das iſt le gengen, Johanncs hat 


gene. 


u — 1 


Ya nicht — er bat wohl gersußt, Daß er vor⸗ 
handen’ wäre, daß er unter dem Volke wäre, er fennete 
aber nod die Perſon nicht, fonnte noch nicht fprechen: 
Der iſt's. Doc hatte er dad Zeichen, und fabe auf 
die Taube. Er hatte ihrer nun viel getauft, und hatte 
auf fie alle infonderheit acht. Denn fein Herz ift alfo 


geilanben: Wenn wird er kommen? vielleicht wird e& , 


der feyn. Er bat freilich viel fromme Leute getauft; 
aber. das Zeihen war noch nicht vorhanden. Da Jeſus 
aber getauft war, da fam das Zeichen, der Himmel 
that fih auf, und der Geift fam auf ihn, wie eine 
Taube, und der Vater ſprach: „Dieß tft meih lieber 
Sohn, an welhem id einen Wohlgefallen habe.“ Denn 
das iſt nach der Taufe geichehen. 

Was wollen wir denn Dazu fagen, daß fih Chriſtus 
und Sobannes alfo frerren und ſich wegern? Sohannes 
wollte von Ehrifto getauft feyn, und Chriftus von Johanne. 
Dat er ihn erfennet oder nicht erfennet? Wie Matthät 
Rede lautet, fo bat er ihn erfannt; aber Johannis 


Evangelium tft dawider. Antwort: Wir fünnen nicht 


: anders dazu fagen, denn wie Johannis Worte klingen; 


ed ift wahr, er bat ihn nicht erfennet vor der Taufe, 
ed wird ihm aber geahndet haben, er fey nicht ein ſchlech⸗ 
ter Menſch ‚ ed werde etwas höhers hinter ihm ſeyn: 
denn er hat ihn auch in Mutterleib gerochen, da Maria 
zu Eliſabeth kam, Luc. 1, 41. Es dünft ihn wohl; 
aber er iſt der Sadıe nicht gewiß. Chriftus. war ihm 
sicht geftalt, wie andere Leute, es ging etwas fraftigers 
von ihm, denn von einem andern Menfhen. Darum 
bleibet er im Wahn, gedenfet, er wird es feyn, es if 
ein treffliher Mann, warum fommt er zu mir? Wies 
wohl er. nicht ganz beſchleußt bei ihm felber, daß er 
Chriſtus ſey, ſiehet ihn doch für einen großen, tapfern 
und. geiſtreichen Mann an: er reucht den Geiſt, denn 
es ging Saft und Kraft von ihm. 

Und ed ift auch) wahr, daß, mp ein fol geiſtrei⸗ 


her Mann iſt, fo bedünkt einen, der bei ihm it, es 


fey ihm beffer, denn bei andern Reuten, der Geiſt kann 
ſich nicht verbergen, es gehet eine ſonderliche Kraft von 
folchen Leuten. Wie wir ein recht fein Exemyel lefeu 


— 


— 232 — 


von einem frommen Vater, der wollte ein Mägdlein ab 
einem gemeinen Hauſe führen: da nun das Mägbleie 
bei ihm faß, wußte e8 nicht, wie ihm gefchabe, fie fühe 
lete, daß etwas fonderlihes hinter dem Manne ftedete, 
es gieng liebliher Geruch von ibm. Denn das ift die 
Natur und Art des Geiſtes, daß er fi fpuren und 
merfen läßt, er äugnet ſich mit Blicken und Geberden, 
gibt den Menfchen eine andere Art, Sinn und Schmad. 
Alfo ift es bier auch geſchehen: da Chriſtus kommt, und 
Johannes ſein gewahr wird, da ſiehet er ihn für einen 
beſondern und heiligen Mann an, fallt glei darauf, und 
denfet, e8 wird mwahrlih Chriftus feyn.. 

‚ Auf den Wahn lauten die Worte Matthät, als ob 


. er ihn erfennet babe; aber er weiß nod nicht gewiß; 


> 


denn das Zeihen war noch niht vorhanden, er hatte bie 
. " Zaube noch nicht gefehen. Darauf gehen nun Johan⸗ 


nis Wort, dag er ihn nicht erfannt habe. Alſo muß 
man dem zween Evangeliften zufammen helfen, fonft wäs 
sen fie wider einander. Go ftehet nun Johannes im 
Wahn, und verfucht ihn alfo, und fpriht: Sch fol 
von Dir getauft werden, und demüthiget ſich alfo os 
bannes , und will fi Chrifto als einem frommen Mann 
unterwerfen ; und wiederum Chriftus untermirft ſich Jo⸗ 
hanni: wie denn auch die frommen Chriſten thun, wie 
zu den Philippern 2. 3. 4. Paulus gar ſchön anzeiget, 
da er ſpricht: „Nichtes thut durch Zank oder eitele 
Ehre, ſondern durch die Demuth, achtet euch unter ein⸗ 
ander ſelbſt einer des andern Oberſter, und ein jeglis 
her ſehe nicht auf das Seine, fondern auf das des an⸗ 


. dern iſt.“ Und zu den Römern 12, 10: „Einer fomme 


dem: andern mit Ehrerbietung zuvor.“ 
Alſo haben fih tie zween Männer. gedemütbiget, 


. Chriftus unter Johannem, Johannes unter Ehriftum. 


Das Wefen Chriſti war noch verborgen; darum will ein 
jeglicher demuthiger fenn, denn der andere. Johannes 
ſaget, Chriftus ſey heiliger denn er; und Chriſtus ſtellt 

fih auch dergleichen, fahret niht beraus, um feines 
Vaters willen, dem er die Ehre giebt. Darum ant- 
wortet er ihm, und ſpricht: Es gebühret fi alſo. Er 
Jeugriet nicht, daß er Meſſios (ey, aber der Vater will 


/ 


mntd; als wollte Chriſtus ſprechen: Keber Jo⸗ 
du thuſt recht, daß du dich alſo demůtbigeſt 5 
z auch thun um meines Vaters willen. 
er Herr Gott, wie haben die frommen Leute 
uth können umgehen. Wir armen Leute, wenn 
Wort oder einen Spruch haben, müſſen wir da⸗ 
18, es will feiner dem andern weichen, ſondern 
ner .über den andern ſeyn, harren nicht bis 
t hervor zeugt. Sebet, wie ſich Chriſtus de⸗ 
hält ſich wie ein andrer Menſch, bis ihn ein 
Ya ift, der Vater, hervor zeucht. Die zween 
bücken ſich vor einander, weicht einer dem an⸗ 
id ſind doch beide große Leute, sol Geiſtes, 
> nicht unbillig angeſehen, daß feiner dem ans 
sichen hätte: denn ſie find beide von Gott: ges 
oll Gnaden und ihrer Sache gewiß. 
annes gab folhe Ehre ımd Demuth den. Pharie 
ht, ja, er ſchalt fie nod dazu, und nennete 
rgezüht;“ denn fte.führeten allein den Schein 
gkeit: aber die Sünder, die ihre Krankheit. ers 
nahm er demüthiglich auf. Alſo follte es jet 
: unter den Chriften, follten einander weichen, 
. alfo wollen mit dem Kopf hindurch fahren; 
loffen e8 nicht, was und vorfommt, das muß 
ı follte es ein Land koſten, bedenfen wenig dem 
der Daraus entſtehet. Darum müflen wir auch 
totten und Secten haben. Doc haben wir den 
davon, daß wir fo viel defto beffer evfennen. 
fel, der ſich nicht kann verbergen, und auch 
ie rechten Chriſten, die nicht leichtlich glauben 
tengeiſtera, ſondern ſie fliehen als den Teufel 
dv fie ihr innen werden. Wir aber ſollen har⸗ 
uns Gott dazu fordert, wie Chriftum und Jo—⸗ 
und dennoch Daffelbige mit Furcht angreifen. . 
ıber antwortete und fprah: Laß jetzt feyn, 
ebühret es und, alle Gerechtigkeit zu erfüllen; 
Rer's ihm zu.“ 
3 ift das, alle Gerechtigkeit zu erfüllen? Was 
Gerechtigkeit? Das ift alle Gerechtigkeit, ſich 
gerecht achten vor Gott, und von Deren be- 


— 434 — 


kennen, daß niemand kann beſtehen vor feinem Urtbei, kr 
ſondern müſſen ſich alle bücken vor ihm, ſie ſeyn ale }: 
heilig, old fie immer wollen, und ſich Sünder bekennen; 
wie auch David, der doch ein Mann war, wie ihn Gott E 
baben wollte, begehrte, daß ihn Gott nicht vor Ge 1. 
richte forderte ; denn da möchte weder er noch alle Mens 
fhen beftehen, Pf. 143, 2. Das heißt alfo alle Ges 
sechtigfeit erfüllen, fromm fenn, und nicht wollen fromm 
ſeyn; das ift, fih einen Sünder befennen, und ber 
Frömmigkeit nicht annehmen. Das ift Denn eine zwie 
fächtige Gerechtigkeit ; gerecht ift er aus dem Glauben 
an Chriftum, und zum andern fehreibet er ihm die Ge 
recdhtigfeit nicht zu, fondern eitel Sünde und Unflath: 
wie wir denn alle von Natur find; denn die Sünde han 
get unferm Fleiſche an, bis es zu Pulver wird. Alſo 
wiederum auch ift es eine zwiefältige Bosheit, fo einer 
ein Bube in der Haut tft, und will fein Bube fegn, 
wendet einen guten Schein vor, und ift nicht® dahinter; 
er ift von Natur ein Schalf, und darıber auch, daß 
er folche8 nicht befennen will. Alſo hier Die zween, Chris 
ſtus und Johannes, find vor Gott gerecht; darnady- bes 
weifen fie ihre Trömmigfeit mit Demuth. Alſo erfül 
len fie alle Gerechtigkeit mit dem Herzen durch den Glau⸗ 
ben, und mit äußerlicher Beweiſung, welche ein Zeuge 
iſt des innerlichen und rechten Glaubens. 

Alſo ſollen wir auch hernieder bleiben, nicht 
trotzig ſeyn, ſondern allewege in Furcht und Demuth 
ſtehen. Johannes nimmt ſich hier nichts an. Hinweg, 
(gedenket er), mit der Gerechtigkeit, es kommt ein Froͤm⸗ 
merer denn ich bin, rühmet ſich nicht vor Chriſto: alſo 
iſt erfüllet alle Gerechtigkeit. Es iſt aber der Natur 
ſchwer, daß einer ſoll fromm ſeyn, und ſich für einen 
Sünder achten, für einen Sünder austhun und ſchelten 
laſſen; es iſt eine hohe Tugend, viel Gnade haben, 
und ſich doc alfo ſtellen, als ſey eitel Sünde da; Weis⸗ 
heit des Geiſtes haben, und ſich alber und einfältig Dazu 
ftellen. Wer ed nun thut, der wird frei von Troß und 
Hofrart. Alſo ftellet fih Ehriſtus auch wie andere Leute, 
laft ſich auch taufen, und fpriht: Laß alfe feyn, aljo 
ſell alle Gerechtigkeit exfüllet werden; ald wollte er fpres 





- w 255 m 


hen: Alſo fol die ganze Melt innen werben, daf fe 

die frommen Kinder find. Er wollte noch nicht feyn, 

das er war, bis ihn der Vater verklärete. Folget weis 
ter im -Tert: _ 

„Und da Jeſus getauft ward, flieg er bald herauf auß 
dem Waſſer: und fiehe, da wurden uber ibm die Him⸗ 
mel aufgethan, und Johannes fahe den Geiſt Gottes 
gleich ald eine Taube herabfteigen, und über ihn fommen.* 

Da ftehet die Erflärung und das Zeugniß vom 
Himmel, des Vaters und des Geiſtes, da wird ein an⸗ 
drer Maun aus Chriſto: nicht ſeiner Perſon halben, 
ſondern des Amts halben: er wird verkläret vom Him⸗ 
mel herab vor dem Johanne, da hat er geſehen das 
Zeichen, das ihm der Vater verheißen hatte, den Geifk 
wie eine Taube, und über dad höret er die Stimme 
des Vaters, wie folget: 

„Und ſiehe, eine Stimme vom Himmel herab ſprach: 
Dieß iſt mein lieber Sohn, an welchem ich Wohlge⸗ 
fallen habe.“ 

Das iſt der Heiland, der und los macht von Sün⸗ 
den, Tod, Teufel und. Hoͤlle. Nun, bier ſollen wir 
lernen, wie wir zu Gott kommen; wer dad liebe Kind. 
will feyn vor dem Vater, der muß es durch Chriftum 
werden, durch den lieben Sohn allein, der dem Vater. 
in- dem Schoos figet, auf welchen der Vater allein fiehet, 
ohn weldyen er nichts annimmt, und was dem Vater 
wohlgefället, dad gefällt ihm wohl durch diefen Sohn. 
Darum wer zum Vater will, der muß fi an das liebe‘ 
Kind hängen, und ihm auf dem Rücken figen: denn mit 
der Stimme werden aufgehaben alle Titel: ed fcheine 
mit Frömmigkeit und Heiligfeit, wie ſchön ed wolle, es 
muß binweg, es gilt nichts vor dem Vater, denn allein 
ber liebe Sohn, dem ift er hold. Wer nun lieb und 
werth will feyn dem Vater, der foll dem Sohn in den 
Schoos laufen, fo fommt er au dem Vater, wie Paus 

8 fagt zu den Ephefern 1, 5. „Daß wir durch Chris 
ftum in die Kindſchaft verordnet find ;* ohne den Chris 
ſtum find wir Feinde Gottes. 

er ſich num durch den Blauben an Ehriftum hänget, 
der bleibet in der Freundſchaft Gottes, wird-auh lieb 


— 230— 


und werth, wie Ehriſtus, und eines mit dem Mater 
und dem Sohn: wo aber nicht, da ift eitel Zorn, da 
hilft Feine Frömmigkeit, feine Araft, fein freier Wille, 
weder Beten, Faften uch ander Werk, es ift alles 
verloren. Denn dieß ift ein gaw treffliher, gewaltiger, 
mächtiger Sprud: „Dieß ift mein lieber Schn,“ da es 
alles innen liegt und verfaffet ift, mad in der ganzen 
Schrift ſtehet; „gleichwie ale Dinge in Chriſti Hand 
gegeben, und alles zufammen gefaffet ift, daß es ihm 
unterthan ſey,“ wie St. Paulus fagt Eph. 1, 22. Kol, 
4, 16. 17. Denn da er fpriht: Dieg ift mein lieber 
Sohn, und zeiges allein auf Chriſtum, und weiß fonft 
niemand zu zeigen und zu nennen, giebt er guugfam zu 
serfteben, daß fonft niemand der liebe Sohn fey. Sind 
fie aber nicht die lieben Söhne, fo find fie gewißlich 
Kinder ded Zornd und der Ungnaden. Denn wo mehr 
kiebe Söhne wären, follte er diefen nicht alleine fo aus⸗ 
“ malen und anzeigen, und fagen: Dieß ift mein licher 
Sohn, und die Augen alleine auf diefen haben, und 
ſich dieſes allein rühmen, als wiffe er fonft feinen. 
Denn die Worte lauten ja, al& habe er ſich wohl ums 
gefeben, und findet doch feinen, ohn dieſen, und fpridt: 
Dieß ift er; als follte er fagen: Da iſt einmal einer, 
der mir gefällt und mein lieber Sohn tft, die andern: 
find allzumal nicht alfo. | 

Wir müffen aber die Worte nicht alleine fo vers 
fiehen, daß damit fen bemeifet, dag Chriſtus wahrhaf⸗ 
tiger Gott ift, wie die Epiftel zu den Ebräern 1, 5. 
fügt: Zu weldem Engel hat er jemals gefagt: Du bift: 
mein Sohn, heute hab ich dich gezeuget® Und abers 
mal: Sch werde ihm ein Vater feyn, und er wird mir 
ein Sohn feyn ꝛc. Denn gewißlid iſt's wahr, Daß 
Chriſtus mit dieſen Worten verfläret wird, daß er 
Gottes rechter, natürliher Sohn ift, weil folh Wort‘ 
zu feiner Kreatur je geredt worden ift: denn er. wäre 
gleichwohl Gottes Sohn gewefen, und geblieben ewigs 
lid), wie er gemwefen ift von Ewigkeit, ob's und fon. 
sicht gefagt würde vom Himmel, und gehet ihm davon 
nichtd zu, nod ab; fondern Darauf iſt und zu feben, 
daß ſolch herrlich Lob und Ehre wird von Ehrifto geiagt 


4 


am unfertwillen.. ‚Denn mie.er ſelbſt fagt im. Zohguag 
12, 30. „die Stimme vom Himmel gefchicht . nicht. ma 
feinetwillen, fondern um unfertwillen :“ er bedarf.ed nicht, 
daß man's ihm ſage, wie er Gottes Sohn ſey; er weiß 
es vorbin.wohl, und bat es ſchon bereit von: Natus 
ewiglich. Darum, weil folded in die Stimme und 
Wort gefaffet wird, fo gilts und, und nidt Chriſto. 
Ehriftus hat dad Wefen für fih ohne Wort; wir haben 
dad Mort davon, ohne Wefen. Darum müffen wir 
und der Worte annehmen, ohne Weſen gleihwie er ſich 
des Weſens annimmet ohne Wort. on 

Was thut nun dieß Wort? Da fiche auf und, 
höre zu, ed lchret und Chriftum kennen, in welchen 
Erfenntniß liegt unfer Heil ganz und gar, wie Jeſaias, 
Paulus und Petrus lehren. Wie lehret er und ihn er⸗ 
fennen? Alſo, dag er Gottes. Sohn fey, und gefalls 
Gott feinem Vater wohl. Mit den . Worten macht Gott 
aller Welt Herz lahend und froͤhlich, und durchgeußt 
alle Kreatur. mit eitel göttliher Süßigkeit und . Croft, 
Wie fo? .Ei, wenn ic dad weiß und gewiß bin, Mr 
der Mensch Chriſtus Gotted Sohn ft, und dem DVaten 
wohlgefället; wie ich denn muß, gewiß feyn, weil die 
göttliche Majeſtät felbit vom Himmel ſolches redet, dig 
nicht lügen kann: fo bin ich auch. gewiß, Daß alles, mad 
diefer Menſch redet und thut, Das ift eitel liebes Sohnes 
Wort und Werk, welches auf das allerbefte Gott muß 
gefallen. Wohlan, das merke ich und falle ed wohl. We 
ich denn nun binförter Chriftum höre reden, oder fehe 
etwas thun, daß er's mir zu gute thut; wie er denn 
allenthalben thut, da er fpriht: Er thue und leide alle® 
um meinehwillen, „er fey fommen zu dienen, nicht, daß 
er ihm dienen laſſe,“ Matth .c. 20, 28. So gedenfe ich 
an diefe Worte des Vaters, daß er der liebe Sohn ift; 
fo muß mir denn einfallen, daß folh Neden, Thun und 
Leiden Chrifti, fo für mich gefchieht, wie er fagt, müffe 
Gott herzlich wohlgefallen. 

Nun, wie könnte fih Gott mehr ausfhütten und 
liebreicher oder füßer dDargeben, denn daß er fprehe, es 
gefalle im von Herzen wohl, daß fein Sohn Chriſtus 
fo freundlih mit mir redet, fo herzlich, mic, meiner, v 


m 858 — 


mit großer Liebe fire mich leidet, ſtirbt und alles thnt, 

eineſt du niht, wo ein menfhlih Herz follte eh F 
fühlen folhen Wohlgefallen Gottes an Chriſto, wenn et 
uns fo dienet, e8 müßte vor Freuden in hundert taw 
fend Stüden zerfpringen; denn da würde es fehen is 
den Abgrund des väterlihen Herzens, ja, in die grund 
loſe und ewige Güte und Liebe Goited, die er zu um 
trägt und von Ewigkeit getragen bat. 
” Aber wir find zu kalt und zu hart, das Fleiſch if 
du ſchwer auf unferm Halfe, Daß mir fol Wort nik 
recht faffen, demfelbigen nicht wohl nachdenken, nod) zu 
Herzen nehmen, wie trefflihe und unausfprechliche Li 
and Luft darinnen fey; fonft würden wir ohne Zweifel 
barinnen fehen, daß Himmel und Erde voll, Feuers güfts 
licher Liebe, voll Lebens und Gerechtigkeit, voll Ehre 
and Lob wäre, daß Dagegen die Hölle mit ihrem feuer, 
mit Tod und Sünde nichts wäre, denn ein gemalet 
Ding, Aber wir find falte, faule, undankbare Schel⸗ 
men, laffen folhe Worte, ald geringe Dinge und gleich 
als wären’8 Menfhen Worte, vorüber geben, oder im 
Buche liegen, oder auf dem Papier ftehen gefchrieben, 
als wären fie tobt und längft aus, ja, als gingen fie 
Ehriftum alleine, und und nit an; und fehen nicht, 
Daß fie ChHriftum gar nichts angehen, fondern alleine und 
gelten, und um unfertiwillen da find. 
Alſo ſieheſt du, dag Gott mit diefen Worten Chri⸗ 
flum in fich zeucht, und ſich in Chriftem, mit dem, da 
fein Wohlgefallen fey in allem, was Chriſtus thut; und 

.groiederum, mit denfelbigen Worten, beide, ſich felbft und 

Ehriftum, in feinem lieben Sohn ausſchüttet über uns, 
und fih iu und geußt, und und in ſich zeucht, daß er 
ganz und gar vermenfthet wird, und wir ganz und- gar 
nergättet werden. Wie fo? Alfo: Weil Gott fpridt, 
es gefalle ihm mohl, dad Chriftus iſt und thut; fo fühs 
ren did) die Worte dahin , daß du Gottes Wohlgefal⸗ 
len und fein ganz Herz in Chrifto fieheft, in allen Wor⸗ 
ten und Werfen; und wiederum, Chriftum ſieheſt im 
Herzen und Wohlgefallen Gottes, und find Die beide 
in einander aufs allertiefefte und höhefte, und ann dir 
deß Teined fehlen, weil Gott nit lügen kon. 





Lo 


an REN - N J 
Weiter, weil denn Chriſtus, das lebe und ange 
nehme Kind in ſolchem Wohlgefallen und im Herzen Got⸗ 
tes gefaſſet, mit alle feinem Reden und Thun dein iſt, 
und Dir damit dienet, wie er felbft faget, fo.bift du 
gewißlich auch in demfelbigen Wohlgefallen, und cben Jo 
tief im Serzen Gottes, als Chriftus, und wiederum 
Gottes Wohlgefallen und. Herz eben fo tief in dir, als 
in Chriſto, dab nun du und Gott, fammt feinem. lie« 
ben Sohne in dir ganz und gar iſt, und du ganz und 
gar in ihm biſt, und alles mit einander Ein Ding iſt, 
Gott, Ehriftus und ın. - En 
j Siehe, daher gehen nun viel Sprüche im Evangello 
Johannis, ala K. 14, 23: „Wer mid; liebet, den wird 
mein Vater lieben und wir wollen zu ihn fommen und 
Wohnung bei- ihm machen. - Item c. 12, 26: Vatet, 
ich will, dab, wo ih bin, dafelbft auch mein Diener 
fey. Item c. 17, 21: Ich bitte, daß fle eins-feyn -in 
und, wie du und ich eins find, ih in Dir, und du 
in mir, und fie in mir.“ Mo ift ‚aber. Ehriftus ? 
Im Wohlgefallen Gottes, im Abgrund feines :Serjenß, 
da find auch wir, fo wir Chriſtum kennen und lieben; 
da find wir ja, meine ich, fiher genug, da ifl-anfefe 
Auflucht Hoch gemig geſetzet, daß fein Uebel dahin 
langen wird, ‚wie im 91. Pfalm v. 10 ftebet. 
- Über da fieheft du, Daß’ hier Glaube will zuge⸗ 
hören, und daß zu diefen Sachen Fein Geſetz hilft, kein 
Merk thut, Fein Verdienſt gilt. Darum bleiben auch 
diefe theuren Worfe vor der Vernunft fo verbörgeis und 
unbefannt: denn fie tft vom Teufel befeffen von Anfang 
der Welt her, da fie im Paradies wollte Gott werden, 
und griff nad der Ehre, die hier Gott Chriſto alleine 
zueignete, daß er fein Sohn fey; Darauf verharret-fie 
noch immer, und fiht wider dieſe Worte, und wiederum, 
diefe Worte wider fie. Denn weil Chriftus bier Gottes 
Sohn verfläret wird alleine, wird gar gewaltiglich niederge⸗ 
ftoffen, was ſich felbit zu Gott machet. Wer find Die 
aber ,. die ſich felbft zu Gott mahen? Der Teufel und 
der Menſch, die ihnen felbit wohlgefallen, haben auch 
an ihnen felbft Wohlgefollen, haben ſich felbft alleine 
lieb, fragen nach Gott nicht, fondern fireben Aoxcuokı, 


BP 3 e 







Daß fie feyn wie Gott. Was wird aber Gott zu denm J 
‚fagen? Ohne Zweifel das Widerfpiel def, das er vr fe 
Chriſto faget, alfo: Chriſtus ift mein lieber Sohn, der 
: mie - gefället, weil er ſich nicht felbft verfläret und gu, 
Gott machet, ob er wohl Gott if; ihr aber ſeyd .B% 
‚ben, an denen id) Mißgefallen habe, weil ihr. euch felbk 1: 
verfläret und zu Gott macet, fo ihr doch Kreatur E 
and Menſchen ſeyd, und nichts Goͤttliches am euch habt. 
Alſo demüthiget dieſer Spruch alle Welt, am J 
nimmt die Gottheit von allen, und giebt fie Chriſto & 
und das alles und zu gute, ſo wir anders wollen, ud | 
den Spruch annehmen; oder und zur Verdammuiß, ſo 
wir nicht ‚wollen, und den Spruch verachten. Dem 
kurzum, außer Chrifto ift fein Wohlgefallen, noch Ten 
‚lieber Sohn, fondern. eitel Zorn und eitel Gottes⸗ 
diebs Was mehr hiebei zur. ſagen wäre, als, von dem 
Himmel aufgetban, von der Tauben, wolle wir bib 
‚auf ein andermal fparen. on 
.. Etlihe Sprüche aus der Schrift von Chriſto, 
daß wir alleine durch ihn vom Vater geliebet, und 
‚ohne ihn gehaffet werden. Joh. 1, 16 17: „Bon 
feiner,’ (das ift Chriſti), Fülle Haben wir alle genom⸗ 
‚men Gnade um Gnade, Denn dad Geſetz ift duch ' 
Mofen gegeben; die Gnade und - Wahrheit iſt durch 
Jeſum Ehrift worden.“ Johannis am 3, 13:. „Nies 
mand fähret gen Himmel, denn der vom Himmel her⸗ 
nieder - fommen tft, namlid de8 Menſchen Sohn, der 
im Himmel it.“ Johannis am 3, 16. 17. 18: „Alf 
bat Gott die Welt geliebet, Daß er feinen einigen 
Sohn gab, auf daß alle, die an ihn glauben, nicht 
verloren werden, fondern das ewige. Leben haben. Denn 
Gott bat feinen Sohn nicht gefandt in die Welt, daß 
er die Welt richte, fondern, dag die Welt dur 
ibn felig würde, Wer an ihn glaubet, der ‚wird .nicht 
gerichtet; wer aber nicht glaubet, der. ift ſchon gerich⸗ 
tet; denn er glaubet nicht an den Namen des. einges 
bornen Sohnes Gottes. tem dafelbft am Ende. 35, 
36: Der Vater bat den Sohn lieb, und Hat ihm 
alles in feine Hand gegeben. Wer dem Sohn nicht 
glaubet, der wird das Leben nit \ehen, (andern. ber 


J 


— 241 — | “ 


en Gottes bleibet über ihm. Johannis am 6, 40% 
das ift aber der Wille deß, der mich geſandt hat, daß, 
r den Sohn ſiehet und glaubet an ihn, babe das 
ige Leben, und ich werde ihn auferwecken am jüngften 
‚ge. Johannis am 7, 37. 38: „Aber am letzten Tage 
3 Seftes, der am herrlichſten war, trat. Sefus. auf, 
rie und ſprach: „Wen da dürftet, der fomme zu mir, 
d trinke. Wer an mich glaubet, wie die Schrift fagt, 
n deß Leibe werden Flüffe des lebendigen Waſſers 
een.“ An Titum am 3, 4— 8: „Da aber erfdien 

Freundlichkeit und Leutfeligfeit Gottes ıunferd Hei⸗ 
dcs nicht um der Werke willen der Gerechtigkeit, 
wir gethan hatten, ſondern nach ſeiner Barmherzig⸗ 
t machet er uns ſelig, durch das Bad der Wiedergeburt 
d. Erneuerung des heiligen Geiſtes, welchen er aus⸗ 
goſſen hat üher uns reichlich, durch Jeſum Chriſtum 
jern Heiland, auf daß wir durch deffelben Gnade ges 
htfertiget, Erben ſeyn des ewigen Lebens, nad der 
offnung, Das ift gewißlich wahr.“ Und. viel. andere, 
prüche mehr, fonderlih in St. Pauli Epifteln,.. ‚Die 
m ein- jeglicher felbft ‚mag zufammen leſen. 


. 
* 





Am Tage St. Pauli Bekehrung. 
Evang. Matth. 19, 27 — 30. 
Stephanns Rodt dem —* 


Dieweil auf dieß Evangelium feine Predigt vorhau⸗ 
niſt, wie denn ſonſt über. viel andere. Enangelia von 
n Feſten mehr, will ich auch keine neue machen, ſinte⸗ 
il faſt in allen Evangelien Ein Ding’ gehandelt und 
merber getrieben wird, nämlih, Glauben, Liebe, und 

&- heilige Kreuz; Dazu alles, was durch und Durd in 
r Schrift geſchrieben iſt, allein dahin gehet, daß wir. 
fe einige Perſon, Chriſtum Jeſum, recht lernen er:. 
nen: Davon denn bin und wieder faſt in alen Büchern; 

. Martini Luthers genugfam nnd überfluͤſſig, ſonder⸗ 
aber in den Paſtillen geſchrieben Hz daR 5 ir, 
Iutperis Werte 15. Bd. 


‘ 
ı 
— 242 






Roth achte, ein jegliches Evangelium zu pofſtilliren, uh 
alſo die Melt mit vielen Büchern überſchütten. Ef 
zwar alle Mar gemig gemacht, wenn wir's nur leiei 
möchten, und sicht zu faul wären. Derohalben, ob, er 
liche Evangelia alihier ımaudgelegt bleiben, fo mag ci 
jeglicher, der da andern predigen foll, folder Evangelie T 
Yuslegung ſich in andern Büchern und ſonderlich in af 
Poſtillen erholen, und fih alfo felbft gewöhnen, uf 
Verftand der Evangelien zu ſuchen. Iſt aber einer h 
fo faul und nacläßig, der ihm nicht will der Weik 
nehmen, ferner darnach zu trachten; oder iſt ſo einfältig 
und unverftändig, will ihm auch nicht fo wiel vertranen, 
wie billig, der mag vor fich nehmen irgend eine Predigt 
aus den gemeinen Predigten, die wir nad) den Feſtpre⸗ 
digten hier in dieſem Büchlein und im Winterfheil her⸗ 
nachher, wo wir anderd Raum baben, hintenan ſetzen 
wollen, und mag diefelbigen feinem Wolf vorlefen. Wels 
ches ich bier auf einmal will erinnert haben, daß ſich 
niemand daran ärgere, oder gedenfe, ed ſey aus Der 
ſaäumniß nachgelaſſen. Kommt aber irgend ein Feſt, dei 
Hiftorie im Evangelio befhrieben ift, die wollen wir 
gerne bernacher in dieß Büchlein ſetzen, auf dag fie ein 
jeglicher zur Hand babe; wie denn tft die Hiftorie des 
heutigen Feſtes der Bekehrung St. Pauli, weiche Lucas 
in den Geſchichten der Apofteln c. 9, 1 — 22. befchreis 
bet. Folget die | . 
Hiftoria son der Belehrung Gt. Pauli. 
„Paulus aber ſchnaubete noch mit Dräuen und Mors , 
den wider Die Jünger des Herrn, und ging zum Hohen⸗ 
priefter, und bat ihn um Briefe gen Damafcon, an die 
Schulen, auf daß, fo er etliche dieſes Weges fünde, 
Männer und Weiber, daß er fie gebunden führete gen 
Jeruſalem. Und indem er binging, geſchah's, dag er. 
nahe bei Damafcon kam, und plötzlich umblidte ihn ein 
Eiht vom Himmel, und fiel auf die Erden , und’ Hörete 
eine Stinme, die ſprach zu ihm: Saul, Saul, was 
serfolgeft du mich? Er aber fprah: Herr, wer biſt 
du? Der Herr fprah: Ih bin Jeſus, den bu vers 
folgefk, e8 wird dir ſchwer werben, wider den Stachel 
Jeden. Und er ſprach mit Zittern mid Anni Adern,‘ 





willſt du, daß ih thun pi? Sprach der Herr 
'hm: Stehe auf, und gebe in die Stadt; da wird 
dir ſagen, was du thun ſollſt. 

Die Männer aber, die feine Gefährten waren, 
den und waren erftarretz denn ſie büreten eine 
mme, und fahen niemands. Saulus aber "richtete 
auf von der Erden, und ald er ſeine Augen aufs 
‚ fabe er niemand. Sie nahmen ihr bei der Hand, 
füßrten ihn gen Damaſcon, und war drei Tage 
t ſehend, und aß nicht, und tranf nicht. 

Es war aber ein Jünger zu Damaſcon, mit. Nomen: 
nias, zu dem fpräc der Herr im Geſichte: Anania! 
er ſprach: Hier bin ich; Herr. Der Herr ſprach 
ihm: Stehe auf, und gehe hin in die Gaſſe, die da 
et: die Richtige, und Fräge in dein Haufe Juda nach 
ılo, mit Namen von Tarſen: denn ſiehe, er. betet; 

bat gefehen im Gefihte einen Mann; mit Kamen 
mias, zu’ ihm hinein fomihen‘; und Die Haud auf 
legen; dan er wieder ſehend werde 

Ananias aber Antwortete: Herr, ich babe von wies 

gehöret von dieſem Manne, tote viel Uebeld er 
ıen Heiligen gethan bat zu Jeruſalen, iind er hat: 
ier Macht von den Hohenprieftern , zıt binden aͤlle, 

Deinen Namen anrufen. Der Herr ſprach zu ihm: 
je bin, ‚denn dieſer iſt mir ein. äußerwählter Rüftjeug, 

et meinen Namen träge vor beit Heiden, und vor, 

Königen , und vor den Kindern von Iſrael, ich will 

zeigen, wie viel er leiden muß um meines Namens 
en. 

Und. Ananias ging bin; und Fam in bag Haus, 

ı legefe die Hände auf ihn, und. ſprach: Lieber Brus 
Saul; der Here bat mich geſändt, der dir erfchienen 
auf beit Wege, da du herkaueſt, daß du wieder 
nd, und mit dem heiligen Geiſt erfuͤllet werdeſt. 
d alſobald fiel es von ſeinen Augen wie Schuppen, 
ward wieder ſehend, und ſtund auf, ließ ſich tau⸗ 
‚ und nahm Speiſe zu ſich, und ſtärkete ſich. 

Saulus aber war etliche Tage bei Den Jüngern zu 
maſco, und alsbald predigte er Chriſtum in den 
wien; Gap derſelbige Gotieh Sohn ſey. Er vis 


— 244 — 


ſatzten ſich aber alle, die es höreten, und fprachen: . 
At das nicht der zu Jeruſalem verſtoͤrete alle, die die 
fen Namen anruften, und bieher dazu fommen, daß e. 
fte gebunden führe zu den Hohenprieſtern? Walıd Br 
aber ward je mehr fräftiger, und trieb die Juden ew E-- 






ift der Chriſt.“ | + 
ESo viel liefet man von der Hiftorie des Keutiga t.:: 


ſehe die Gefchichte der Apofteln gar aus, dazu fie: 
Epifteln. BE Ä x 


⸗ 





Am Tage der Opferung Chriſti in dem 
Evang. Luc. am 2, 22 — 32... 
Dies Evangelium-ift leicht, und achte es dafür, ihr 
werftchet"e8 nun wohl felbft (Caus dem, das von Simeon 
nächft geſaget if); dieweil e8 aber wiederum kommt, 
fönnen und wollen wir nicht vorüber, wir. müfen .ed ' 
auch handeln. ee 
:* Sp diefem Evangelio wird Angezeiget die Demuth " 
Mariä, und Jeſu, ihres Kindes, daß fie fi bier ums 
ter dad Geſetz begeben ‚ob fie ed wohl nicht fchuldig. 
waren. Denn. mas Moſes gefihrieben hat, daß-: ein 
Weib, das: ein Maͤnnbein gelioren. hätte, follte. vierzig 
Tage ihrer Reinigung auswarten, und wenn es ein. 
Maͤgdlein wäre, noch fo-wiel Tage, nämlich achtzig; dafs 
ſelbe Geſetz betraf Mariam nicht, dieweil er - fpricht s 
Bern ein Weib ein Kind. gebieret, von einem Mann 
eftpfangen, denn alfo lauten die Worte im Text; „Wenn 
ein Weib befanmet wird und gebieret ein Knäblein,“ 
KMof. 12, 2. in welhen Worten Moſes Mariam 
deutlich ausgezogen bat vom Geſetz. Denn Chriſtus if. 
vom heiligen Geift empfangen ,; nicht non menfihlichen 
Saamen; was hätte fonft-Mofes nöthig gehabt zır fagen, ' 
wenn ein Weib befaamer wird, das iſt, von einem 
Dann empfähet? fo jedermann vwonhl weig, dag ein Weib 


— 7. ;- 200 zu 


n Trunk Weins nicht empfähet. Alſo Yat--der 
eift Moft die Zunge. fein gelenfet, daß er bei 
er fein hergegangen tft in dem, da er fagf:: 
, das befaamet wird. Aber Maria und Chris 
fih aus Liebe unter das Gefeh , wiewphl: fie 
edurften, fo fie den Gefeg nicht unterworfen 
Wo follen wir alle unfere Werfe aus freier 
m Nächten zu Gut und Dienft thun, ob wir 
sicht bedürfen, wie Maria dieſes Werk zu dor 
tes und Liebe des Nahften thut. Sie will . 
Freiheit nicht gebrauchen, fondern mit ihrem 
fet fie der andern Gehorfam, die da dem 
Bten unterworfen fegn, ‚um. der Unreinigfeit 


andere Gefeß, dad Mofes gegeben hat, 2. 
12. und c. 34, 19. 3. Mof. 12, 8. „daß 
ıe erfte Geburt von der Mutter foll Gott dem 
pfert werden,“ weiß ih nicht, ob ed Mariam 
ft. Ich achte, es betreffe. fie vor ander: 
hat Chriftus, der erftgeborne Sohn, gemachet, 
ie Mutter geworden tft, und bleibet eine Muts 
Gefeh gab Gott dieß Gebot, daß. eine jegliche 
rt, die den Leib feiner Mutter öffnete, follte 
gnet werden, zu einer Gedächtniß, daß er Die . 
ı Iſrael aus Egypten geführet hätte. Wenn 
Rannlein geboren ward, fo löfete man's wieder 
er um einen Ort eines Guüldens; war ed ein 
Vieh, fo blieb’8 den PBrieftern: denn aljo far ı 
m Geſetz: „Heilige mir alle erfte Geburt, bie 
stter bricht, bei den Kindern Sfeael, beide 
Menfchen und unter dem Vieh; denn fe find, 
Mof. 13, 2. und bald hernach faget er. v. 
es ein Männlein feyn fol.“ Das Gefeh bat 
ornehmlich getroffen: denn Chriftus tft die 
rt, die allein dem Herrn zugeeignet und bei 
hen auch die Schrift bedeutet. Wiewohl 
fagen möchte, diemeil Chriſtus der Mutter 
gebrochen hat; (wie das Geſetz inne Halt) 
nicht Darunter zu zählen? Antwortc du dar; 


jegt nichts dran, er tft gleihyeongl unter er 










ee 2450 — 
erſte Geburt gezaͤhlt; ob er wohl‘ von ſeiner Mitte 
hat mögen geboren werden ohne Verfehrung, dennch it 
er ein Erftgeborner, und hat eine leiblihe Mutter, 
Mit diefem äufferlihen Gefeb bat Gott etwas weh. 
len bedeuten, welches in Ehrifto follte onllendet werden, 
nämlich die wahrbaftige Erftgeburt, Darım "find zwei 
erlei Erftgeburt. Die erfte iſt, die wir von Adam breit 
haben ; diefelbe tft der Unglaube: ja, wir find es felbft, we 
. Epriftus im Johanne 3, 6. faget: „Was auf dem dleiſh 
geboren ift, das ift Fleifh: was aber aus dem Geif 
geboren tft, das tft Geiſt.“ Das ift fo viel gefaget: 
ein. natürliher Menſch, der den Geiſt Gottes nicht hal, 
der liebet, fuchet, gedenfet und begehret nichts ander), 
denn was dem Fleiſche, ihm felbit, wohlgefällt. Die 
erfte Geburt hat Chriſtus ertödtet, auf Daß er an um 
erlangete die rechte erfte Geburt. 
Die andere Erftgeburt ift der Glaube, welchen wir 
Gott geben, und ein Hauptftüd ift eined ganzen chriſt 
lihen Wefend, Diefer Glaube tüdtet den alten Men 
fhen, madet neue Kinder, die forthin gedenken und 
trachten den Dingen nah, die da Gottes find. Diet 
erfte Geburt ift Gott geheiliget und zugeeignet, und 
niemand fol fi ihrer annehmen, das iſt, Feiner fol 
fih unterftchen den Glauben aus feinen Kräften zu ha 
ben; wie ihrer viele thun, fo fie vom Glauben hören, . 
nehmen fie ihnen vor, denfelben aus ihrem WBermögen 


— 


Gottes Gabe iſt ed; nicht aus den Werlen, auf dei. 
ſich nicht jemand rühme.“ 

Sm alten Teſtament hatte Gott gar viel mit der 
erften Geburt zu fehaffen, darum gab er auch fo vi 
Gefege darauf; von Adam big auf Chriſtum bat allewege 
der eritgeborne Sohn. zwo Ehre vor den andern, nam 
lich das Priefterthum und die Herrfhaft: den andern 
Kindern wurden die väterlichen Güter gleich ausgetheilet; 
fle hatten aber ver wo Ehre teine. Muben, dem erb 


Pr u wo 

bornen Sobm, ward ſie genommen um der Einde oh 
n, und dem Geſchlecht Juda und Levi gegeben. ,- In 
efen allen bat ‚Gott fein abgemalet den Glauben und 
e Liebe, dag wir: dieſer äußerlichen Dinge gar nicht 
Dürfen, dem Geſetz gnug zu thun; fondern thun es 
les geiſtlich, daß wir nicht bedürfen die Kinder vom 
rieſter löfen, noch ſo viel- Wochen in dem Kindbette 
gen, als eine. Frau; dad ift, eine jegliche Seele, die 
ı ‚will gereiniget werben, fol befennen, daß fie Adams 
ochter iſt, und im Yleifh wandeln; und wenn Re ein 
lecht geringe Werke thut, fol fie befennen ihre Sünde 
id Unreinigkeit, und Gnade begehren, auf daß ſie rein 
rde. Denn ein gering gut Wert wird bedeutet Durch 
8 Mägbdlein; ein groß und flärfer Wer durch das 
ıäblein, Das weniger Unreinigfeit babe. Darum foll 
Gotte beichten, und alfo ſprechen: "Herr, dieß und dieß 
‚erf habe ich gethan, Die Frucht ift geboren, wenn du es 
ch der Strenge urtheilen wollteſt, jo möchte es nicht 
ſtehen: die Frucht lebt, ift aber noch unrein. Doch 
e unrein es immer iſt, fo wirft du es doch annehmen, 
eweil ich die Unreinigkeit bekenne und der Reinigung 
gehre. Denn das Bekenntniß im Derzen iſt die Dpfe 
ng und Erlöſung des erften Geburt. 

So ift nun die geiftlihe Deutung diefer erften Ges 
rt, daß ein jeglicher Ehriftenmenfh durch den Glauben 
t geiftlicher Priefter und König it; darum machet der 
laube, daß wir. das prieſterliche Amt üben mögen, als 
;edigen, Beten, und die Saframent reihen. Darum 
ben und die Pfaffen unbillig unterfihieden von Den « 
dern, daß die allein Priefter feyn follen, Die im Chor 
irren, und vorgeben, fte bitten für ung, fo Doch gar. 
n Unterfchied unter und und ihnen ift. Denn wir alle 
ich Ehriften find; wiemohl einem allein von der Ge: 
inde Das aufferlihe Amt befohlen fol werden; wie 
r anderöwo davon gefaget haben. Der Glaube machet 
: erfte Geburt, welche mit ihr, bringet die Herrſchaft 
d das Prieſterthum; aber geiſilich ſage ich: denn ich 
in für mich beten und fir die andern, und alſo ſagen: 
re, ſey dieſem oder Bien wuäbig, hilf im und 
zgleichen, | 


BI i. ‚vw! * .. ® u 


— 248 — 







Denn, daß die Prieſter im alten Teſtament für de Bi 
andern baten, ift eine Figur gewefen des neuen Te 
ments, indem ein jegliher Chrift Gewalt und Amt ht p 

u bitten. Denn eben darım bin ich ein Ehrift, daß ih 
für die andern bitten foll, und für die Sünde ber ai 
tern mich vor Gott einlegen. Die Figur des .alten 
TeftamentA bat im neuen’ aufgehöret (welches umfer 
Pfaffen wiederum aufgerichtet haben), dieweil ein jeols #- 
der, der daiglaubet, auch beten fol. Bittet er nun, fo 
maß ja folgen, daß er ein Priefter fey, welhes im alten 
Teftament nicht ſeyn konnte; fondern einem Prieſter 
allein ward zugegeben zu beten, um Gefundheit eines 
andern, die auferlich war, zu erlangen. 

Die andere Freiheit der erften Geburt iſt die dar E 
fhaft. Wie nun im alten Teftament den Erftgebornen 
die Herrfchaft gebühret ; alfo ift auch etır glaubiger Menſch J 
ein Herr geiftlih. Gleichwie nun Chriſto alle Kreaturen 
dienen müffen, auch mit ihrem Unwillen; alfo müffen fe 
auc einem Chriftenmenfchen dienen, aud der Tenfel felbft, 
in dem, daß er die Chriften anficht und verfolget,, das 
durch fie gezwungen werden zu beten und Widerftand 
g" thun, und je mehr und mehr ftärfer werden im Glan⸗ 

en: leiden fie Verfolgumg, oder werden auch gleich ges 
tödtet ; fo fommen fie defto ehe gen Himmel. Alfo foms 
men und denn alle Widermwärtigfeiten zum Guten, wie 
Paulus fagt zu den Römern 8, 28: „Wir wiffen, daß 
denen, die Gott lieben, alle Dinge müffen zum Beſten 
dienen ;“ fie nehmen immer zu an der Geelen, im Glaus 
ben, in ber Liebe, welches uͤberſchwenglich viel Föftficher 
und edlere Güter find, denn zeitlih- Gut. Darum ift 
ed ein geiftlih Königreich; nicht da man viel Gutes und 
Landes Hat und große Ehre, darinne die weltlichen Kös 
nigreiche fliehen, - Daher fpriht St. Petrus 1. Ep. 2,9. 
zu den Chriſten alfo: „Ihr feyd das ausermählte Ger 
fhleht, das königliche Priefterthum, das heilige Volk, 
das Volf des Eigenthums, daß ihr verfündigen follt die 
Tugend deß, der euch berufen bat von der‘ Finfterniß, 
gu feinem wunderbaren Licht.“ 

Was aber die Turteltauben bedeuten, it kürzlich 
das. Die zwo Turteltauben find nichts anders, dann 


Dad Belennen der Sünden ;. wenn ſich einer dargiebt für 
einen Sünder, und Gott dem Herrn Lob und Danf 
fagt, der bat zwo Turteltauben geopfert, davon wir zu 
feiner Zeit im Moſe mehr fagen wollen. Sept müffen 
wir auc den alten frommen Simeon befehen. Simeon 
‚wird bier gelobet, dag er ſey fromm und gottesfürchtig 
geweſen, und babe gewartet auf den Troft Iſrael. Die 
Propheten hatten zuvor gefchrieben, Daß der Tag des 
‚Derrn ganz heimlich fommen follte, daß ed gar wenig 
gewahr wurden; darum fprachen Die Juden zu Chriſto 
im Sobaune 7, 27. er wäre nicht Meſſias, fintemal fie 
"wußften, von wannen er war, nämlid Sofepb8 und Ma 
rien Sohn: Und die Propheten hätten gefaget: Wenn 
Ehriftus fommen würde, fo wüßte niemand, woher er 
kame; fo waren ihr Dody etliche, die da mußten, melde’ 
Zeit. Ehriftus fommen würde, ald die der Prophezeihung 
währnahmen und fie recht verfiunden, als dieſer Simeon 
einer war. Er war gewiß, daß die Zeit vorhanden war, 
die Schrift war erfullet, dad Reich der Juden hatte aufge- 
böret, nach der Prophezeihung Jakobs, daß der Scepter 
nicht follte von Zuda genommen werden, bis der Held 
fame, 1 Mof. 49, 10. darum wartete er auf den Heilant, 
auf den Troft Sfrael, und empfing derohalben eine Ant⸗ 
wort vor dem heil. Geift, er follte nicht flerben, er hätte 
denn zuvor gejehen den „Heiland des Herrn. Er wußte 
aber dennoch nicht, anf welchen Tag oder Etunde er 
fommen würde; gleichwie aud niemand weiß, auf welde 
Stunde der jüngffe Tag fommen wird. Zeichen hat und 
Gott zuvor wiſſen laffen, an denen wir merfen mögen, 
daß er nicht ferne iſt. 

Aljo gab der heil. Geift Simeon eine Andacht ein, 
daß er in Tempel gieng auf die Stunde; er mußte aber 
nichts Davon, Daß das Kindlein eben zu der Stunde kom⸗ 
men follte. Aber der heilige Geift vffenbarte es ihm, 
dag eben das Kindlein der Heiland war; denn von Nas 
tur konnte er’d nicht wiffen. Da er nun aus Eingebung 
des heiligen Geiſtes erfannte, daß dieß Kindlein der Hei: 
land Gottes und der Troft Sfrael wäre, darauf er wars 
tete, fieng er mit Freuden an zu’ fingen und weißagen, 
und fprad: | 


— 350 — 






„DHDerr, nun läſſeſt du deinen Diener in Frieden fahren, 
wie du gefaget haſt.“ 

Welches darauf klinget, daB er zuwor eine Antwort E 
empfangen hatte vom heiligen Geifte, er follte nicht fie 
ben, er hätte ihn denn zuvor gefehen. Da er ihn am 
in den Armen bielte, und ihm der heilige Geiſt wii 
Herz gejaget hatte, daß das Kindlein der Heiland wär, 
war er zufrieden, und bereit zu fterben, darum, daß er 
sun den Heiland gefeben hatte. So fharf find die Im 
gen des Glaubens, der ein foldy gering, arm. veraht | 
Kindlein anfichet, und dafür. halt, von welchem fo große 
Dinge geweiffaget waren; das freilich niemand von fels 
chem Kinde geglaubet hat, ed wäre denn Maria und Jos 
feph gewejen. Denn ed war wider alle Vernunft md 
Katar, was diefer alte Simeon alldier aus Eingebung 
des heil, Geiftes ſahe, nämlich, das Reich dieſes Kindes, 

"und alle Wurnderwerfe und Thaten, die das Kindlen 
thun würde; folhe Dinge waren der Vernunft alle m 
glaublich und unbegreiflich. 
Hier ſiehet man die Art des Glaubens, der ſich 
auf Dinge verläffet, die er nicht ſiehet noch begreift, 
wie die Epiftel zu den Hebräern fagt 11, 1: „Glaube 
ift eine gewiffe Zuverfiht dep, dad gu hoffen tft, und 
richtet fie nad) dem, Das nicht feheinet.* Alſo müffen wir 
auch glauben, 'daß die ewige Barmberzigfeis Gottes 
unfer jen, daß wir erlößt find, und .erlößt werden 
von Tode, Sünde, Teufel und Hölle, und daß wir 
ewiglich mit Gott leben werden. Solches glaubt die 
Natur oder Bernunft nit, Sie fagt wohl, e8 wäre 
fein, wenn ed wahr wäre; aber der Glaube thut und 
glaubt wider alled Empfinden der Natur und Dernunft. 
Es it mwunderli zu fagen, Daß ich fol glauben und 
halten, ich fey in Gotted Händen: wenn ich gleich ſchon 
dem Teufel im Nahen liege, fühle den Tod und bie 
Sünde, dennoch foll ic, fagen, Daß mir weder Sünde, 
nody Tod fhaden mag, wie Paulus fagt: „Wir find 
gleih als die da fterben and doc allemeg leben,“ 2. 
Cor. 6, 2. und zu den Römern 8, 35 — 39. faget er 
alfo: „Wer will und feheiden von der Kiebe Gottes? 
Triucbſal? oder Angſt? oder Verfolgung? oder Hunger? 


oder Bloͤße? oder Gefährlichkeit? vder Schwert? wie 
gefchrieben ftebet, (Pf. 44, 23.) um deinetwillen wer⸗ 
den wir getödtet den ganzen Tag, wir find gerechnet 
für Schlachtſchafe. Aber in dem allen überwinden wir. 
weit, um deß willen, der und geliebet hat. Denn ich 
bin es gewiß, daß weder Tod noch Reben, weder Engel 
noch Fürftenthbum, noch Gewalt, weder Gegenwärtiges 
noh Zufünftiged, weder Hohes noch Tiefes, noch Feine 
andere Kreatur mag und fcheiden von der Liebe Gottes, 
die in Chriſto Jeſu unferm Herrn ift.* | 

. Diefer Simeon, darum, Daß er einen rechten 
Glauben hatte, hielt er dieß elende, arme Kindlein für 
den König und Seligmacher der ganzen Welt, das fein 
noturliher Menfch nimmermehr gethan hatte. Nun ftehe, 
wie beberzt und muthig der Glaube mahet? Diefed 
Anfehen, dad Stmeon that am Kindlein, machet ihn fo 
herzenhaftig, daß er anfing zu fagen: „Herr, nun läfeft 
du deinen Diener in Frieden fahren; ald wollte er fpres 
hen; Ich fürchte binfort nicht mehr weder Sünde, Tod, 
noch Hölfe, ih bin im Glauben ganz ertrunfen. Warum 
bift du denn fo freudig, lieber Simenn? Darum: 

Denn meine Augen haben deinen Heiland geſohen.“ 

Aeußerlich fterbe ich; aber der innwendige Glaube 
verfchlinget den Ipod: Ich habe den Heiland in die 
Augen empfangen, der da hinnimmt Sünde, Tod und 
und Höfe, Darum, willft du felig und fröhlid) fterben, 
fo bilde dir diefen Vers ein, daß Chriftus, dein Heiland, 
hingenommen hat alle deine Noth und Unglück, welchen 
du Durch den Glauben in die Augen empfangen haft; 
welches Geſicht dich ficher machet vor aller Sünde und 
Tod, die durch Chriſtum hingenommen und übermuns 
den ift. Alfo fehen wir, daß alein der Glaube die 
Sünde und Tod überwindet. Barum bin ih fo frob, 
darum fterbe ich fo fröhlich, cfpriht Simeon,) daß ich 
deinen Heiland gefehen babe; das ift, ich erfenne Chris 
ftum, und daffelbige ift für mid) gnug, Die andern 
werden auch ihren Theil haben; wie hernach felget: 
„Welchen du bereitet haft vor allen Völkern.“ 
Das iſt, durch die Predigt, ift er,allen Völfern 

vorgefepet, er wird ein Richt werden allen Heilen, TE 


— 252 — — 
ganze Welt wird durch den Chriſtum erlenchtet werde; f 
deffelbigen freue ih mih. Simeon ift nun nicht neldikh, 
begehret von Herzen, und ift ihn eine Freude, daß die 
Heiden. befehret werden follen. Der Teufel hat ihnen |. 
einen Vorhang vor die Augen gezogen; denfelben bat 
Ehriftus hinweg’ gethan. tem, er wird auch feyn eine |: 
Ehre und Preis des Volks Ifrael. Denn diefe Ehre & 
haben die Juden, daß Chriftus von ihnen geboren ft, ; 
und die allerbeften Heiligen, ald die Patriarchen, Pros K 
pheten und Apofteln, die überflüffig .den heiligen Geiſt 
gehabt haben, find aus ihnen fommen. Darım fagt }. 
Chriſtus im Johanne 4, 22: „Das Heil fommt von 
den Juden,“ weldhes St.. Paulus zu den Römern 3, 2 
auch hoch anzeucht. Derohalben Simeon befchleußt: ' 
„Das Licht zu Erleuchtung der Heiden, und zum Preis’ 
deines Volks ‚Sfrael.“ 
In dieſen erſten Worten betrachtet er der Heiden J 
Blindheit, und wüuͤnſchet ihnen Erleuchtung und Be 1. 
kehrung. In den andern aber ſiehet er auf die Ehre 1: 
und Preis, fo dem jüdifhen Volfe von diefem Heiland 
wird entftehen. Alſo befchleußt biefer Gefang, den man 
nennet Nunc dimittis, die zwei Stück eines chriſtlichen 
Weſens in ſich: den Glauben, durch welchen wir Chri⸗ 
ſtum erkennen für unſern Seligmacher, der da hinnimmt 
Sünde und alles Uebel, und uns die Seligkeit giebt, 
davon wir für und genug haben. Darnach befchleuft- 
er auch in fi die Liebe, daß wir von Herzen bitten, 
wünfdhen und begehren, daß die andern auch alfo er: 
leuchtet werden, und Ehriftum erfennen, und alſo mit 
und ſelig werden. Wenn wir dieſe zwei Stüde. in die 
fem Gefang bedenken, alädenn ift dad Nunc dimittis 
recht gefungen, ' 





n anderer Sermon am Täge ber Opfer ’ 


rung Chrifti im Tempel, 
er dad vorige Evangelium, Luc. 2, 22 — ». 


Lieben Freunde, diefe Predigt will ich in zwei Stüd 
en. Zum erften will ich Die Hfftorie von dem heuti⸗ 


Feſt Handeln. Zum andern will ih auslegen den: . 


ng Simeonis, den man nenne das Nunc dimittis, 
Zum erften, laßt und anfehen die Hiftorie, fo wers 
br ſehen, wie der heilige Evangeliſt Lucas mit großem 
und Ernſt beſchreibet und anzeiget, wie Maria mit‘ 
n Sohn Jeſu in Tempel fommen und gereiniget iſt 
ven, und was zu der Reinigung gehöret hat, nach 
Geſetz Moſis, und ſpricht alſo: 
die Tage ihrer. Reinigung nach dem Geſetz Mops 
men, brachten fie ihn gen SIerufalem, auf daß fiel 
n Darftelleten dem Deren ; wie denn Sefchrieben ſtehet 
Geſetz des Herrn: allerei Mönnlein, Das zum er⸗ 
n die Mutter bricht, fol Gott geheiliget heißen; 
id Daß fie gaben das Opfer, nach dem gefaget iſt: 
Geſetz des Herrn, ein Paar Turteltauben, oder 
»o junge Tauben.“ 
Das ift, fie haben erwartet die Tage der Reini⸗ 
‚ die bei ung heißen die Sechswochentage, die eine 
inne liegt ‚nad ihrer .Geburt,. Das Gebot ſtehet 
witten Buch Mofis am 12. 8. 2 — 5. da Gott‘ 
t durch Mofen den Juden, dent und Chriſten 
die Heiden gehet dad und andere Geſetze Moſis 
an,) fo eine Frau befaamet wird, und: gebieret ein 
fein, fb mußte bie Frau vwiersig Tage unrein ſeyn: 
ward fte beifeit- gethan, abgeſchieden von andern ' 
ihen, mie bei uns Die Ausſätzigen, mit welchen man! 
Gemeinfhaft hätte. : Wenn fie aber ein Maͤgdlein 
‚ fo mußte fie achtzig Tage daheime bleiben, eben 
ſo lange, und ward geſcheuet unrein und unluſtig 
‚et von jedermann.“ 
Das war 'nun ein ſchwer Gebst, und wäre bei uns 
nicht träglich noch letdlih, wenn man es fo ſtrentze 
balten bei und, als bei ihnen, - Bei und iR are 


r 


ur 






ting,. die Frauen dürfen wenig Tage innen liegen, gu . 
ben aus, wenn fie wollen, und man fcheuet fie nid J. 
alfo hart, wie der Juden Frauen: denn bei ihnen wer 
ed ein verdammt Ding, und machete den Juden eim L 
große Unluft, niemand durfte mit den Frauen effen, trin J 
fen, ſchlafen, nicht bei ihnen ſitzen, liegen, und alleß, 
das fie anrühreten, war unrein, Bette, Stuhl, Tiſch 
Kleider, Schüffel, Trinkgeſchirr, Speis und Tran J 
Summa Sumimarum;, was fie angriffen, das mußte bes 
fudelt uud verworfen fenn. Und das mährete ſechs Wer 
chen: wenn fie ein Knäblein gebar; wenn fie aber ei. 
Magpdlein gebar, zwölf Wochen. Solcher Gebote were 
viel bei ihnen, und fehr ſchwer, Daß. dik fechE Moden: 
bei und nur ein Schatten gegen ihre ſechs Wochen. Del 
ift nun das erfte Gebot, daß ſie die ſechs Wochen mußte 1. 
inne. ſitzen, und geachtet ward wie ein ausſätzig und um. 
Iuftig Weib, un ern 

Das andere Geſetz. Wenn hun die vierzig Tage 
binym wären, fü mußte das Weib zum Prieſter gehen, 
ind ſich erzeigen und ein Opfer geben, nämlich; wenn 
es ein erfigeboren Kind war, wie im ändern Bud Mes 
ſis 34, 19. ftehet, da Bott alfo fpriht: „Alles, wah 
jeine Mutter am erfteri bricht; iſt mein, was Männ 
ein feyn wird, auch im Vieh, ded feine Mutter bricht; 
iſt des Herrn, Das ward Gott geheiliget.“ War eb: 
ein Thier⸗ Ziege; Pferd, Ochs oder Schaf; ſo gehoͤrett 
ed gar dem Prieſter, oder wollte er's behalten, f6 
inußte er's von Demi Priefter löfen ober käufen. War 
es ‚aber ein Menſch, und konnte fein nicht entbehren, 
endern mußte ihn haben für einen Erben, fo durfte er 
ihn nicht dem Priefter geben; er mußte ibn aber den 
Prieſter zuführen und anzeigen, ind von ihm löfen, und: 
für ihn geben einen filbern Sefel, das iſt, ein Ort eineb - 
Güldens, und ander Ding, wie im Geſetz gefchrieben 
ftehet. Alſo waren die Juden duch, das Geſetz gezwun⸗ 
gen, das erſtgeborne Kuäblein dem Priefter zii geben; 
und darnach wieder von ihn löfen; und wär. der Zu⸗ 
faß Dabei, daß alles, was im Haus erfigeboren war, 
bad war des Priefterd. nn | 

Alſp war, dB, Vol wohl aeglaaet. won dem Geſeh, 


: er — 
d Gott bat folh Geſetz bieſem Bolf aufgelegt, daß 


fie Damit wollte im Jaum halten, dringen, zwingen, 
gften und thätig , madhen. Denn ed war ein grob, 
piſch, rauh und wild Belf, fonnte e8 niemand regier 
ı, begwingen und im Zaum halten, e8 legte denn 
stt.felber ihm ein ſolch od und Bürde auf den Rüden, 
ıgte ſie mit ſolchen Gefegen, daß fie nicht ſtolzierten. 
enn es iſt allzumahr, daß fein ftolger, troßiger und bofs 
stiger Bolt ift unter der Sonnen, denn die Juden 
d geweſen; darum bat fie auch Gott wohl geplaget 
d gepanzerfeget, und alfo im Zaum geführet. 

Fun, im Gefeb durch und‘ durch ftebet es von den 
alten, die von den Männern Kinder empfangen: wentt 
8 Rind einen leiblihen Vater hat, und nad dem Fleifch 
boren ift, fo geböret es unter dad Geſetz, daß es mit 
e Mutter unrein ift eine Zeitlang. Alſo gehöret Ehrts 
8 nicht unter dad Gefeb, und gehet auh Mariam gang 
hts an; denn der Tert ftehet dürr und klar da, ein 
jeib,, wenn fie befaamet wird. Da wird Maria, duch 
8 Wort befaamet, ausgezogen; denn fie. hatte ja feinen 
tann erkennet, wie fie felber dem Engel im Luca bes 
net ſondern fie ift eine Jungfrau blieben, wie Jeſalas 
14. fagt, und bat wider den gemeinen Brauch andrer 
eiber, vom Himmel herab, von dem heiligen Geift 
ipfangen, ohne allen männlichen Saamen. . 

Alfo gehet Dad Geſetz allein über Die Weiber, die 
tütter werden nad) dem Fleiſch; diefe aber ward Mut- 
: nad) dem Geift. Alfo bat Mofed mit feinem ganzen 
efeß kein Recht über diefe Jungfrau nnd über ihr Kind; 
arum gefchieht ihnen unrecht, daß fie es müſſen halten, 
d darunter gefangen liegen, fo fie doch darüber geben. 

Lucas aber: bat es nicht ohne Urſach fo fleikig bes 
rieben;.denn ed gilt und, er will und lehren, wie uns 
‘Herz foll darinne getroft werden, Das zeucht auch 
e beil. Paulus fhön’an zu den Galat, 4, 4. 5. und 
iicht: „Da die Zeit erfüllet ward, fandte Gott feis 
n Sohn, der da geboren ift non einem Weibe, und 
fer das Geſetz gethan, auf daß er die, fo unter dem 
fe wären, erlöfete, daß wir die Kindfchaft einpfiengen. * 
ulus redet hier: vom Geſetz, ald vom Linea year, 


— 256 — 
Stockmeiſter oder Henker, als von einem’ feindſeligen 
unluſtigen Ding: nicht um ded Gefehes willen an-ike- 
felber ; denn das Geſetz tft gut und heilig : ſondern un - 
feines Amts willen, das es treibet in unfern Herzen. Def: 
sum, wenn Paulus alfo redet von dem Gefeg, fo fall mer Ii- 
es verftehen nach feinem Amt, welches es treibet, u 
nicht nach feinem Wefen. . ’ Eu 

Nun, was thut das Geſetz? Das thut es, BÄK- 
eine Urſach der Sünden. Sa, es iſt eine Kraft; ſpricht 
Daulus, der Sünde, ed richtet Hader an: es made 
nicht fromm, verftehet im Herzen, wie die Papifes 
plaudern, and die Weltweifen vorgeben. Ausweüdig # 
mwehret es wohl der Kauft, aber Daraus wird nichts dei 
‚eine Heuchelei vor Gott; im Herzen aber richtet es fob 

‚hen Jammer an, daß ed den Mienfchen nicht allein xich 
fromm madet, fondern viel ärger. denn zuvor; denn e E 
erreget die Sünde, nd rüget fie, macht Das Gewiſes E 
unruhig: denn Dadurd) erfennet ed die Sünde. DW 
nun eined Stockmeiſters Amt, der den Dieb in den Au & 
Fer ſteckt, zeucht ihn herüber, martert und fchlägt ihn at 
die Wag oder Leiter, fo lang bis er die Sünde befeunel, 
Da fommt denn der Henker, und führet den Web hervor; 
fo nun die Sünde befennet wird, fo folget Strafe, - 

Alfo ift es mit dem Geſetz auch. Wenn die Sünde 
gefchieht, und im Herzen offenbar wird, von Stund an # 
und der Zorn Gottes auf dem Hals, das Urtheil ftehet 
da, das Gewiffen erzittert, der Menſch ſteckt in der Sande, 
im Tode und im Zorn Gottes ; denn fein Herg fagt ihm, 
Gott fann die Sünde nicht leiden :.da ift das Geſetz vor⸗ 

handen , bleuet ihm das vor, und fagt: thuft du Das, ſ 
ftößt di) Gott in die Hölle. Da liegt denn das Ger 
wiſſen danieder, fühlet, daß es das Geſetz nicht kann 
thun, und muß alſo verzweifeln. Das iſt's denn, Dad 
Poulus fagt Rom. 3, 20: „Durch dad Geſetz wird 
die Sünde erfennet,“ das ift, durd das Geſetz wählt 
mir dad Gewiffen, und macht mix Zorn wider dus Ge⸗ 
ſetz, und wider Gott, der das Hefe gegeben hat, daß 
alfo die Sünde wird überaus fündig durchs Gebot, wie 
Dauluß fpriht Röm. 7, 13. das tft, ich meine und halte 

es Dafür, ich habe einen yorwägta @nkt;.dene „Se Ti 










— 222 ee 


Zünde durch das Geſetz nicht erkennete, fo hätte ich 
en Sammer nicht in meinem Herzen, befümmerte mid 
iichts, wäre ein guter Gefell, fragte nichts nach Gott. 
50 aber die Sünde erfennet wird, und weiß durd Das 
Beſetz, wie ich mit Gott dran ‚bin, fo ftehe ich allewe⸗ 
jen in Furcht, Sorgen und engften: ja, laſſe mid 
wie Miofes fagt 3. Mof. 26, 36.) ein raufhend Blatt 
rfchreden, fürchte einen Donnerfchlag, muß allezeit fors 
ven, Gott fomme mit einer Keulen hinter mir her, und - 
chlage mich an Kopf. 

Das alles wählt aus dem, daß mih das Gefeß 
ilſo gefangen nimmt, ftöckt und pflöckt mich; und darum, 
aß es alfo ſchreckt, und den Zorn Gottes zeiget, kann 
ch dem Gefe nicht hold feyn, fondern von Herzen feind: 
venn es bringt mich in allen Sammer, ftellt mir den 
Tod vor Augen, und flößet mich in die Hölle. Nun 
das habe ich von Natur, Laß ich mich fürchte und fliehe , 
»or dem Tod, Strafe, Hölle und Urtheil Gotted. Die 
Natur fann den Tod nicht anlahen, der aus dem Zorn 
Bottes fommt, und folget der Sünde; darım ift eitel 
Feindſchaft und Unluft an dem Geſetz. Und fo nun das, 
Geſetz gut ift und heilig, fo habe ich auch Keindfhaftin 
neinem Herzen wider dad Gute und Heilige. 

Diefer Sammer am Geſetz ift unter den Juden ge: 
weſen, welchen infonderheit das gefchriebene Geſetz ges 
eben ift, das wir und alle Heiden von Natur haben. 
Denn diefe Geſetze hier, davon dad Evangelium redet, 
son der Reinigung, vom Opfer und von allen andern, 
vie, im Moſe ftehet, hat nie Fein Jude recht im Herzen 
jehalten ; fie haben wohl auswendig die Werfe gethan nad) 
rer Larven; .aber ihr Herz ift weit Davon gewefen. Wenn 
nan fellte Die Frauen gefraget haben, die alfo nach ihrer 
Yeburt von den Menfchen abgefondert für unrein ges 
ıhtet waren, ob fie ed gerne und mit Willen thä- 
en, ob fie Luft und Liebe dazu hätten? Soll⸗ 
en fie recht aus Grund ihres Herzens geantwortet haben, 
o hätten ‚fie ohn Zweifel gefprochen: Lieber Moſes, ic) 
ieß dic ein gut Jahr haben mit deinem Gefeg, foll ich 
a fien um deinetwillen; wie eine Spittälerin, oder cin 
ufäpiger Meiſch? Wie komme id) dazu? if ed dad & 
£utger’s Mette 15. 8b. 17 


— 2688 — — — 


Gift, was ich anrühre, ich bin veracht' von jedermann, werde 
: gehalten wie ein unrein Vieh, und darf nicht zu den Leuten: 
sehen. Ich wollte du wäreft mit Deinem Geſetz am Galgen, 
Alfo auh, wenn fie das Kind follten ftellen, und 
ein. Opfer dafür thun, gefchahe es auch mit Unwillen F 
und Unluft, verdroß fie, daß fie etwas follten audges 
ben, und fprachen fonder „Zweifel: Soll: idy’8- den 
Pfaffen in die Hälfe fteden, und felbft entbehren? Wie 
ſie denn in allen Geboten unluftig waren, das Herz 
wollte nicht zufügen, fperrete und wegerte fich dep als 
wege, ja, es fonnte niht Ja dazu fagen; denn dab 
Gefe gab folhe Gnade nicht, daß fie ed mit Luft und 
Willen vollführeten. | | | 
Wie nun fie gethan haben, alfo thun wir auch? 
nach der ausmwendigen Larven halten wir wohl das Gefeß, 
führen einen guten Schein, greifen’8 mit der Fauft anz 
aber das Herz fcheuet ſich Davor, thut ed unwillig, hat 
feine Luft dazu von Natur, es fey denn, daß der hei⸗ 
lige Geift das Herz erleuchte mit feiner Gnade. Darum, 
wenn wir gleich a8 Geſetz mit Werfen halten, fo ges 
fhieht e8 doch nicht von Herzen lauter und rein: denn 
es gefchieht um eigened Nuten oder Vortheils willen, 
oder aus Furcht der Strafe, 

- Weil nun Gott das Geſetz alfo gegeben bat, und 
weiß, daß ed niemand halt, fo hat er auch darneben 
eingefegt Storfmeifter, Treiber und Anhalter, denn alſo 
nennet die Schrift die Obrigkeit durch ein Gleichniß; 
‚wie die Efelötreiber, welchen man dllezeit muß anf dem 
Hals liegen, und mit der Ruthen treiben, denn fie 
geben fonft nicht fort. Alfo muß die Öbrigfeit dem Pos 
bel, Herrn Omnes, treiben, ſchlagen, würgen, henken, 
brennen, füpfen und radebredhen, daß man fie fürdte, 
und dad Volk alfo in einem Zaum gehalten werde, 
Denn Gott will nicht, daß man das Geſetz dem Molf 
alleine vorhalte; fondern, daß man auch daffelbige treibe, 
bandhabe, und mit der Fauft in's Werk zwinge. Denn 
fo man es allein dem Volk vorhielte, und es nicht triebe, Ä 
fo würde nichts daraus ; denn das Herz kann nicht am 
dem Geſetze bangen, ift ihm ganz zuwider. Derohalben 

wenn feine Strafe folgete, ſo würde vo dee Welt nichts 


u nn 


⸗ 259. — 


ſeyn, denn Mord, Edhebrechen, Dieberei, Räuberei, 
Todtſchlag, und würden alle“ Laſter überhand nehmen, 
daß niemand. vor dem andern ſicher ware; aber fo die 
Dbrigfeit da ift, und ftraft die Sünde, folde grobe 
Knoten, fo muß der Pöhbel inhalten, darf nicht fo frech 
berauß fahren. Alſo ift es nöthig, daß die Treiber des 
Geſetzes über dem Volf halten, und den rauhen unges 
gogenen Herrn Omnes zwingen und treiben, wie man 
die Schweine und wilden Thiere treibet und zwinget. 
So wir denn nun das Gefeß müffen thun, und 
thun ed nicht- gerne, fo werden wir dem Geſetz feind; 
dern es wehret unferm Muthwillen. Gott bat es aber 
alles darum gethan, daß e8 und müde machete, und dag 
wir lerneten erfennen unfer -Bermügen, was wir können, 
und alfo-in uns felber giengen und ſprächen: Ich armer 
Menſch, ich muß das Geſetz halten, und thue es nicht 
gerne, ja, ic habe gar feine Luft dazu. Da verliere 
i$ denn gar den Lohn und allen Danf, den ich davon 
hätte, wenn ich das Gefeh recht, und mit Luſt bielte, 
Summa Summarum, alle, die unter dem Geſetz find, 
thun es mit Unwillen; alfo find wir dadurch geplaget, 
müſſen es halten, und können es nicht halten, haben 
dazu feinen Kohn Davon. | | 
Das iſt num, wie ich gefaget habe, dab Paulus Gal. 
I), 24. das Geſetze macht Zu einem Stockmeiſter, der 
nd vor Gott zu Sünden und Schanden madet. Diefe 
Slage gehet über alle Menfchen,: wo fie das Geſetz rüh⸗ 
et, und das Gewiſſen der Sünde gewahr wird. Chris 
us aber ift darum kommen fa die Welt, daß er daB 
zeſetz hielte für uns, und hat auch Luſt dazu gehabt, 
nd gerne, freiwillig, von Herzen, ungezwungen gehals 
en, und bat es nicht bedurft. Aber mit und iſt es das 
Biderfpiel, ich muß das Geſetz halten, bedarf es, und 
abe doch Feine Luft noch Willen dazu. Chriftus bedarf 
8 gar nichtd, und thut es mit Luſt; das Geſetz hat 
anz Fein Recht zu ihn: denn er hat mehr an feiner 
jerfor Gerechtigkeit, Frömmigkeit, Luſt und Liebe, denn 
a8 Geſetz kann und mag immer erfordern. Darum bat 
as Geſetz Feine Macht, ja, nicht das allerwenigfte wis 
er Chrifium, er gebet hoch über. dem Geiet her , vb, 
" 17 * 










— 200 — 


iſt ein Here des Geſetzes: denn er iſt unſchuldig — IQ. 
zen, von, einer Jungfrauen. Alfo kann das Geſeh mit gr 
zu ihm fprehen: Das thue, das laß. Er follte mM 
ſprechen: Ei Lieber, ich thue und laß, und hab's getan 
und bab’8 gelaffen, was zu thun und zu laſſen 8, % 
darf deines Forderns gar nichts dazu. Nun halte AP". 
zufammens Sch darf des Geſetzes und thue ed nik F 
EHriftus darf es niht, und thut ed, tft frei das, 
und freucht willig darunter, und hält es alles, was ie F 
Mofe ftehet, vom erften Buchftaben bis zum Ende ale J 
Geſetze, nicht aus Noth noch Zwang, fondern ab 
freiem Willen. 
Alſo gehet es hier zu mit der Juden Geſetz vos 
der Reinigung. Alsbald das Kind geboren wird, von 
Stund an ſtehet Moſes vorhanden, gebeut dem Kinde: 
Alſo und alſo ſoll man mit dir handeln, das halten, 
das laſſen, ſtecket das Kind von Stund an in den Ker⸗ 
fer des Geſetzes. Aber Chriſtus iſt unter dem Geſetz 
geboren, nicht, Daß er im Geſetz ſtecke, oder ihm mas 
fhuldig wäre; fondern bat fi felber frei und willig 
Darunter gethan. Das ift nun unfer Troft, den ‚wir 
aus dem Evangelio nehmen follen, daß wir wiſſen, & 
dag Chriſtus unter dem Geſetz ift gelegen. Warumt I 
Wozu hat er das bedurft? Nicht feiner Perfon halben; 
fondern, wie St. Paulus zu den Salatern 4, 5. fehrer 
bet, daß er die, fo unter dem Geſetz ſtecken, erledigte. k 
Er war nicht unter dem Gefeß; er gehet aber darunter, 
und wirft fich hinein, als in einen Kerfer und Gefäng 
niß, er ſetzte fih dem Moft zu Füßen, und ward fein 
Schüler. Da mag Mofe. wohl fpreden: Wenn ih de k 
Schüler, viel fol baden, fo will ich nicht Meiſter bleiben. | 
Diemweil es denn Chriſtus nicht bedarf, daß er unter. 
dem Gefeg ift, fo thut er eins und ſchenket uns dad, | 
und fpricht: Ich bin dem Geſetz nichts ſchuldig, aber 
du bit dem Geſetz fchuldig; ich will fehen, was es ver | 
mag, und an deine Statt treten, und das Geſetz ers | 
. füllen, da8 dich alfo plaget und martert, Alfo gehet 
er hinunter, und thut alled, was Mofes geboten bat. 
Das gehet nun alfo zu, ald wenn ein Stockmeiſter 
ſeines Heren, des Königed Sohn, eingeieget, und. müßte 


’ i \ 
, , 


— 261 — 


icht, daß feines Hern Sohn wäre, fondern hätte ihn 
„U einen andern angeſehen, ald wäre es ein anderer- 
lechtet Menſch. Was ſollte wohl der König dazu ſa⸗ 
en, wenn er es innen würde? Er würde freilich fagen: 
08 haft Dis -gemaht? Wer bat Dir das Recht gegeben‘ 
fider meinen Sohn? Du haft Recht und Gewalt ges- 
habt über Diebe und Schälfe, aber an meinem Sohn: 
haft dis Dich zu grob vergriffen. Diefer Herr hätte nun 
mei Recht wider den Storfmeifter: am erften, daß er- 
fin Herr ift; zum andern, daß er fi) vergriffen hat am 
inem Sohn. Wenn nun der Gtodmeifter noch einen 
fangenen Dieb hätte, und fein Herr wäre über ihn 
yrnig, Daß er ihm feinen Sohn gefangen, gepflöct und 
eſtöckt hatte, und wollte nun Die Schmadh an dem 
toefmeifter nicht ungerochen laffen, würde er ſprechen: 
'n haft dein Recht verloren; über den Dieb, den du, 
fangen baft, haft Du Recht gehabt, aber der Dieb fol 
8 feyn, und dir bein Recht nehmen, und will alfo ihm - 
enfen, daB mein Sohn unrecht von dir gelitten hat. 
a8 würde der ©efangene thun? Er würde ohne’ 
weifel froh werden, und vor die Fuße des Deren niea 
rfallen und mit Freuden ſprechen: Danf habe, mein 
ber Herr! Alſo wäre der Dieb ein Kerr worden des 
tockmeiſters, und müßte fi der Stodmeifter fhämen 
r dem Herrn, nicht um's Dieb willen, fondern um 
B jungen Herren willen, den er alſo unſchuldig gepflödt 
te. j er 
Alfo Hier auch. Chriſtus, ein Sohn des ewigen’ 
ıterö, Megt unter dem Gefeß; wir aber find: Diebe 
d Schälfe: denn wir halten nicht das Gefet. Darum 
ckt und pflöckt und Mofes, das tft, dad Geſetz nimmt 
8 gefangen, namlich das Geſetz, das Gott in unfern 
zen etöffnet: denn Mofis Gefeg gehet die Ehriften 
d Heiden niht an. Da. kommt nım Chriftus und 
ucht heimlich unter das Geſetz, alfo, daß es Das Ges 
y nicht gewahr wird. Da meinet nun Das Geſetz, es 
be einen ſchlechten Menſchen, wie einen andern Mers 
en, der in Günden von einem Mann gezeuget tt, 
# Tod verfchuldet habe (denn wie. St. Paulus fagt 
1.2, 7. Debr. 4, 15. er hat eine Geſtolt einrd Ira 


— 11 


668 und Sünders angenommen): da gehet bad’ Gef F 
und der Tod über das Gottesfind, ftödt und. ‚plödt. 
ſhn, ftraft, ihn, gebet mit ihm um, wie mit eine aus 
dern fündigen Menfhen. Was geſchieht denn? Mi 
dem Tod beweifet denn Chriſtus, daß. er der Herr ee 
Da fleuht denn das Geſetz und der Tod von Chriſto 
zum Teufel hinweg; da fommt denn Ehriftuß und ſpricht 
gu und: Du wareft unter dem Geſetz und konnteſt es 
sicht halten, ftedeteft im Tod und im Zorn Gottes; ich 
babe dich erlediget, Dad Geſetz berücket. Es meinete, 
id follte, wie ein andrer Sünder, fterben, Hat alſo 
feinen Muthwillen an mir begangen; da ſchenke ih nun 
Div das Recht wider das Gejeg, Sünde und Tod. 
Wenn wir nun dad glaubten, fo würden wir Ehrifte 
zu Füßen fallen, und ihm danfjagen mit großen Freuden. 
Lieber Gott, wenn wir den Trotz könnten erlan⸗ 
gen wider den Tod und Sünde, und fprehen: Wiſſet 
ihr nicht, was ihr gethan habt an meinem Deren, ihr 
habt ihm unrecht gethan; und unfhuldig. gefangen ges 
nommen; das ift nun mein, er bat es mir gefchenft. 
Was habt ihr nun wider mih? Da würde der Tod 
und Sünde wohl. verschwinden, wenn wir ſolches mit 
gläubigem Herzen könnten ſagen, und. ihnen. alfo trogen 
und fpotten: Ich bin wohl fhuldig des Todes; denn |: 
mein Herz hält nicht das Geſetz. Bin id nun fehuldig 
meiner Perfon halben des höllifhen Feuers, fo macht's 
mit mir, wie ihr wollt, fiedet oder bratet mich: aber | 
febet den Chriftum an, den freffet, ‚wenn ihr könnt. | 
Das ift der rechte Troß wider den Tod und Sünden, 
Wenn did nun die Sünden drüden; fo. halte Chriſtum 
gegen dad Geſetz. Will es dich ſchrecken mit dem Tode, 
daß Du dem. Gefeg nicht haft genug gethan; fo wende 
Deine Augen gleich von Kir auf Ehriftum, dev unterdem 
Geſetz ift. geweſen, und hat es erfüllet, uud ſprichz Lie⸗ 
ber Geſell, ob du mich ſchreckeſt, ſchreck mir auch den, 
ber dich überwunden bat, und matt gemacht hat, der 
mir dein Recht gegeben hat, trotz, thue dem etwas. 
Da muß denn das Geſetz weichen, und der. Tod fliehen, 
und kann nicht mehr ſchrecken: denn -ich.habe das Recht, 
das Ebriſtus hat: den Ted hab ih. erwürget, Die Sünde 








a 


— 265 — 


überwunden, den Teufel mit Füßen getreten; nicht durch 
mich, ſondern durch den jungen Herrn und König; ih 
geneuß nicht mein, fondern meines Deren. - 

Das iſt nun die Urfah, daß Lucas mit großem 
Sleiß beſchreibet, beide, die Mutter und den ‚Sohn, 
daß er recht abmale, wie fie unfchuldig unter dem Ges 
ſetz geweſen find, und Daß es und zu Gute geſchehen 
KH. Welcher ſolches alfo faffet, der danfe Gott; denn 
er kann fih fchiden zum Tode. Alſo iſt's wahr, daB , 
Jakobus 2, 13. fpriht: Misericordia exaltat iu- 
dicium, das ift, die Gnade hat den Troß wider das 
Beriht. Wenn nun die Gnade hinweg it, fo troßf 
dad Gericht wider und. Das ift aber die Gnade, daß 
der Sohn ‚Gottes unter dem Geſetz geweſen ift, und - 
bat. mir 'gefchenft, daß er erfrieget hat, giebt mir dem 
Iroß wider das Geſetz, Sünd und Tod. Das Gefeg 
ſtehet alfo wider mid, fpriht: Du bift in Sünden, 
des Todes würdig, und der Hölle wertb; fol Urtheil 
fället e8- über mich. . Nun, es ift wahr, id) fann es 
nicht leugnen; wie ſoll ich denn ihm entlaufen? Da 
muß ich den Trog hervor ziehen, und dem Geſetz uns 
ter die Augen halten und ſagen: Es ift wahr, ich bin 
ein Sünder, und der Höllen würdig ; wie gefällt. dir 
aber dad: Du haft Dich vergriffen an meinem Herrn, 
Ehrifto und ihn unfhuldig gemartet und in den Tod ges 
wprfen*), und eben damit all dein Recht und Macht 
verloren; darum bat er das Blatt umgemandt, und dich 
verdammt, dafür, daß du ihn wollteft verdammen, und 
mir fein Recht gefchenfet, nach dem, daß du mich vers 
dammt haft, Daß ich did) wieder ermanne. Wer num 
ſolches Fönnte fallen mit dem Glauben im Herzen, der 
wäre .ein Chrift und fönnte beftchen im Tode. Denn 
Diefen Trotz müffen wir haben, wenn unfer Herz zappelt, 
und fürchtet fih vor dem Zorn Gottes, dag wir dem 


*) C. Wo ift nun bein Zrog? Gr {ft unter dir geweſen, unb 
das hat er mir geſchenkt; er hat das Urtheil umgewandt: 
bu haft mid verdammet;, er hat dich verdammet 3 und iſt 
alſo das Blatt umgekehrt. Du willft mid verbammen ; fo 
habe ich das Recht von Chriſto, daß ich dich verdamme. Wer 
Das Könnte faffen mit dem Glauben x. 


4 
4 


ſſend Karthaufer, alle härene Hemder, Stride, Kappen 


— 264 — 


at Sünd und Tod ein Knipgen fchlagen, und ſpre⸗ 
en: Trotz, greife mir den jungen Herrn an. 


Wer nun alſo Chriſtum könnte faſſen, würde wohl 
hindurch dringen. Es iſt bald geprediget, aber nich 
bald gelernet; es will der dazu gehören, der ein ſolh 
Herz kann machen. Darum iſt es Narrenwerk und ver⸗ 
loren mit unſern lauſigen Werfen. Denn ſie werder 
ſolchen Trotz lang nicht anfbringen, wenn hundert taw 


und Platten, ale Jungfrauſchaft dazu auf einem Hars 
fen lägen , fo würden fie doch nicht beftehen mit ihrer Hei 
ligfeit vor dem Tode, fondern verjagt wie der Staub 
vom Winde, und fehmelzen wie Butter an der Sonnen, 
Den fie könnten je mid) nicht retten vor der Furcht ded 
Todes. Sie preifen ihre Werfe, wie fle wollen ; dennod, 
wenn fie zu dem Tode fommen, fo müffen fie verzagen: 





denn fein Menſch beftehet vor Gottes Urtheil, wie der 
Prophet David fpriht: „Herr, gehe nicht in’8 Geridte 


mit deinem Knechte, Denn vor dir wird fein. Lebendiger 


rechtfertig ſeyn.“ Palm 143, 2. 


Darum. nur alle Werke in die Schanze geföhlagen; 
denn allein der junge Herr erlanget den Preis und Troß 
wider alles, das und wider if. Das Gefeß hat die 


‚Singer an ihm verbrennet und ſich vergriffen , und fein 
‚Recht verloren: den Trotz bat er mir gegeben, daß id 


feine Unſchuld wider des Geſetz halte, und mic alfe 
mit dem Gefeb beige, uhd nicht mit meinen ‘Werfen und 
eigener SHeiligfeit, fondern mit dem Geſchenk meines Herrn, 
der dem Gefeß viel zu ſtark ift, und kann es mit Füſ—⸗ 
fen treten. Es kann keinen Sünder aus ihm machen, 
denn er iſt ein Herr des Geſetzes. 


Das iſt nun das erſte Theil im Evangelio, wie 


ſich Chriſtus um unſerntwillen unter das Geſetz gege⸗ 


ben hat, mit ſeiner Mutter Maria, und ſind doch dem 

Geſetz nichts ſchuldig geweſen. Das andere Theil iſt von 

dem Geſang Simeonis, das wird nun ein Exempel die⸗ 

fer zone ſeyn, das wollen wir auch befehen. Folget 
xt: 


„Und ſiehe, ein Menſch war zu Zeruſalem, mit Namen 


— 205 — — 


überwunden, den Teufel mit Füßen getreten; nicht durch 
mih, fondern durch den jungen Herrn und Sönig; ich 
geneuß nicht mein, fondern meines Herrn. 

Das iſt nun die Urfah, daß Lucas mit großem 
Fleiß befchreibet, beide, die Mutter und den Sohn, 
dafi er recht abmale, wie fie unfchuldig unter dem Ges 
feß gewefen find, und daß es und zu Gute gefcheben 
ſey. Welcher solches aljo faffet, der danfe Gott; denn 
er kann ſich fchiden zum Tode. Alſo iſt's wahr, daß , 
Fakobus 2, 13. ſpricht: Mlisericordia exaltat iu- 
dicium, das ift, die Gnade hat den Trotz wider das 
Beriht. Wenn nun die Gnade hinweg tft, jo trotzt 
dad Gericht wider und. Das iſt aber die Gnade, daß 
Ver Sohn Gottes unter dem Geſetz gewefen ift, und 
bot. mir 'gefchenft, daß er erfrieget hat, giebt mir den 
Iroß wider das Geſetz, Sünd und Tod. Das Geſetz 
ſtehet alſo wider mid, fpriht: Du bift in Sünden, 
dei Todes würdig, und der Hölle werth; foldy Urtheil 
fület es über mid. Nun, es ift wahr, ih kann es 
sicht leugnen ; wie ſoll ich denn ihm entlaufen? Da 
muß ich den Trotz hervor ziehen, und dem Befe uns 
ter die Augen halten und jagen: Es ift wahr, ich bin 
ein Sünder, und der Hüllen würdig; wie gefällt bir 
aber dad: Du haft dich vergriffen an meinem Herrn, 
Ehrifto und ihn unfchuldig gemartet und in den Tod ges 
worfen*), und eben damit all dein Recht und Macht 
verloren; darum bat er dad Blatt umgewandt, und Did) 
verdammt, Dafür, daß du ihn wollteft verdammen, und 
mir fein Recht gefchenfet, nad) dem, daß du mich vers 
dammt haft, daß id) Dich) wieder ermanne. Wer nun 
folhes könnte fallen mit dem Glauben im Herzen, der 
wäre .ein Chrift und könnte bejtchen im Tode. Denn 
diefen Trotz müffen wir haben, wenn unfer Herz zappelt, 
und fürchtet fih vor dem Zorn Gottes, daß wir dem 


*) C. Wo iſt nun dein Erog? Gr tft unter bir geweſen, unb 
das hat er mir geſchenkt; er hat das Urtheil umgewandt : 
bu Haft mid verdammet, er hat dich verdammet; und iſt 
alſo Das Blatt umgekehrt. Du willſt mid verbommen \0 
habe id} bas Redt von Chriſto, daß ich dih werbamme. Ware 
Das Fönnte faſſen mit dem GSiauben x. 


® 


ze me 


aber er ift der rechte Heiland, er ift der rechte Sin: 
den ich lang begehret habe. Diefen fähe weder Fürk; 
noch Kaiſer, noch König an; aber fein Herz, das ih 
recht .unnte, ward fo fröͤhlich, daß nicht Wunder wärs, 
er wäre für Freuden geftorben: denn feine Begierde war 
alfo reichlich erfullet , daß er ibm nicht allein zu feben 
ward, fondern faffete ihn auch im feine Arme, Darum: 
fpriht er aus ſolchen Freuden: J 
„Herr, nun läffeft dur deinen Diener-in Frieden fahren, 
wie dur geſaget haſt.“ | 
Als wollte er fprehen: *) Gott fey Lob und Deut, 
daß ich Diefen Tag erlebet babe, ich will num gerng' 
fterben, nun fol mir der Tod lieblich ſeyn; denn es ik: 
erfüllet, das mir verheißen war. Warum willſt du oder 
fo_gerne fterben, lieber frommer Simeon ? 
„Denn meine Augen haben deinen Heiland gefehen.* 
Dos iſt der Schatz, ber mid erfreuet, und mi 
den Tod lieblich macht. Das iſt, wie ich jetzt geſaget 
babe, fo wir den ſehen, der unter dem Geſetz geweſer, 
und fennen ihn als den, der uns hilft, ift es nicht möge 
lich, daß wir nicht fröhlich feyn follen, und unerfchrodes 
vor dem Tode und vor allem Unglüf. Gebet nur; we, 
der gufe alte Greis in feinem Herzen habe; er follte jep fi 
‚ und fterben, und fpricht, er wolle in Frieden. hinfahren 
Es ift ein groß, tröftlih und fein Wort, fröhlich um 
in Frieden fterben; woher hat er einen ſolchen lieblichen 
Tod? Allein von dem Kinde. Wer hat je einen fob 
hen Tod gefehen? Sehe man die an, Die. sich auf 
Werke verlaffen, fo fle fterben ſollen, ob fie auch mit fi 
Srieden fahren? Da fiehet man, wie ihr Herz pufſt, 
bidmet und fchläget, fie verbleiben ganz, die Vernunft | 
und alle Kräfte finfen dahin: denn der Tod ift zu ftark | 
und zu möshtig. Wenn alle Kaifer, Könige, Fürſten da 
ftünden mit ihren Hengſten, Büchfen, Küriß, und Hav 
niſch, und käme das Schrecken des Todes, ſo ftunden 
fie wie die Stöde vor dem Tode. Gebet, wie ift ed 
zugangen, da die Bauren aufftunden, da war noch nicht 
der Iod vorhanden, ſondern nur eine Furcht des Ver⸗ 









*) C. Run laß mid hinfahren; \& wu UN u ' 


— 967 — 


bed der Güter; wie war da ein Versagen und Er 
rren..aller Fürften? Hilf Gott! Hilf Gott! wie 
ed es zugeben, wenn dex Tod herein bricht, dieweil 
8 fo ein Zittern und Beben gemacht hat, daß weder 
pieß. noch Harniſch geführet möchte werden, und jedera 
Ing verzagt ward, 

Aber der fromme Simeon rühmet fih, daß er in 
tieden wolle fahren, ala wäre fein Tod vorhanden; je, 
nennet es feinen Tod, er will ihm die Ehre nicht‘ 
ben, fpricht: „Nun läffeft dus deinen Diener in Frieden 
hren;“ fpriht nicht: nun laß mich fterben. Er nennet 
‚ein Hinfahren und Ablaffen, einen ſüßen und faubers 
hen Schlaf. Wo fommt ihm die Kunft ber, daß er 
n Tod fo gar nicht fürchtet, darob die ganze Welt 
fhridt, darüber alle Thier auch bellen, reißen und 
ben, fondern halt es für einen ſüßen Schlaf? Es 
aß aus dem Herzen hinweg Gefeb, Sünde und Tod, 
len wir ohne Furcht ſeyn. Weil er nun fid) nicht ges 
rchtet bat vor tem Geſetz, darum war aud) das Schre⸗ 
ı des Todes nicht da. Denn wo das Gefeh iſt, da 
ein Gewiffen der Sünden: wo aber das Gefek ab 
„da iſt eitel Gerechtigkeit, und ift Mofes ab, und 
ſo gang aus den Augen getban, dag man auch fein 
wab nicht weiß, wo er befharret ſey. Wenn nun 
tofed weg tft, da ift aud die Sünde hin, und wird 
fo ein liebliher Schlaf aus dem Tode. 

— Woher bat aber Simeon a8? Er fpriht nicht: 
Yu läffeft mich in Frieden fahren, Darum, Daß ich ges. 
ıftet habe, Wunderzeihen gethan, Kirchen geitiftet, ein 
Nönch bin worden , eine graue Kappe angezogen habe, 
nd dergleichen; follten ed die Werke thun, fo müßte 
8 bier ftehen; aber er gedenket feiner Werfe, fpricht 
iht: das babe ich gethan; fondern fpriht: „Denn 
eine Augen haben gefehen den Heiland.“ Er faget 
icht, Daß er ed mit der Fauft gethan habe, fondern mit 
en Augen gefehen; es gilt bier das Geſicht, und nicht 
ie Fauſt. Und find zwei Stüdlein, Sehen, und den 
yelland, Das gehöret zu einem friedlihen Tod, daß 
vie Ehriftum fehen. Sehen wir ihn, fo fünnen wir 
röhlich fterben, fehen wir ihn aber nicht, {o ik er wers 


— 268 — 
gehend da. Im Tempel haben ihn viel gefehen, dt 
nicht recht: es haben ihn aber recht gefehen Marie, W 
ſeph, Simeon, und Hanna bie Prophetin. Die ande 
allzumal, die ihn nicht anfehen wie Maria und Simeen 
die haben nicht Chriftum noch den Heiland gejeben. 11" 
phas, Annas, Pilatus und Herodes haben ihn 
angeſehen; ſahen aber nicht, Daß er der Heiland wirt 
Woran fehlet ed denn, daß fie ihn nicht ſehen? Ya 
Augen des Herzend; die müſſen rein feyn, Daß fie den 
- jungen Deren feben, der für und in Stock gangen #, 
bat fir und unrecht gelitten, und uns los gemacht: nik 
um unferd DVerdienftes willen, fondeern um feiner Hub 
und Liebe willen. Wer ihn aljo anfiehet, der kann trotzen F 
“und fprehen: ich weiß nichts von dem Geſetz, Sünde 
. und Tod; und aljo feſt Darauf beftehet. 

Das rechte Geficht fichet nit in leiblichen Augen; J 
denn aljo haben ihn viel geſehen: es muß der Glaub im 
Herzen thun. Es ift möglih, daß fie ihm Teiblich ger 
fehen haben, haben aber nicht geglaubet, daß es der 
Heiland wäre; fondern alfo gedaht: Sollte das Kindlem 
der ſeyn, ift kaum ſechs Wochen alt, kann nod dab 
Haupt nicht aufrichten: Der rechte Heiland wird Fommen 
mit Neutern, mit großen hohen Hengften, mit Prangen 
und großer Gewalt ꝛc. Aber der gute Stmeon hat ihn 
anders gefehen; ihm ward ein Wort in’d Herz gegeben | 
und gefaget? der ift ed; davon friegt er ein ander Licht, 
ein ander Gefiht. Er hat ed nicht von bören fagen; 
ed was in feinem Herzen ein Ernft. Alfo müffen wi 
auch nicht allein von Chrifto hören, fondern durch den 
heiligen Geift erleuchtet werden, und von Herzen glauben, 
follen wir Chriftum, wie Simeon, für den rechten Heis 
land erfennen: denn von Natur tft unfer Herz verftodt, 
zu hart und zu finfter dazu, daß es ein fold Heil es 
kenne, und ein fol Licht ſehe. Es tft auch nicht genug, 
daß ihn Maria, Joſeph, Simeon und Hanna gefehen 
haben ; ih muß ihn auch ſehen, muß ihn auch kennen 
und wiſ en, daß es der rechte Meſſias ſey. 

Was iſt nun das Heil? Wer iſt der Heiland ? Der 
ift’8, den der gute fromme Simeon in feinen Armen das 
ber trägt, der fol die Welt erlöfen, die Sünde hin⸗ 






— 209 — 
n, den Tod erwürgen, lebendig machen, und folhe 
en fiften und ausrichten, Davon die Propheten 
erfündiget. haben. Das. Kind fol nun an "Tag 
en, und vor allen Völkern geprediget werben, wie 
zn meiter fpricht zu Gott: 
hen du bereitet haft vor allen Voͤlkern. “ 
Das Kind foll ausgebreitet werden in alle Bölfer, 
oll von ihm fingen und fagen, alle Welt foll von ihm 
Da rühmet der gute Mann, daß das Evanges 
oll gehen in die ganze Welt, und foll verfündiget 
n, daß er allein der Herr fey über Sund, Tod, 
‚ Teufel, und alles Unglück, auf daß ſich niemand’ 
berühme, denn des Kindes, welches Gott bereitet. 
or dem Angefiht aller Völker, und durch daß 
ten ſoll er feyn, wie folget: 
Licht - zu Erleuchtung der Heiden.“ 
Das ift, er foll ein Licht der Heiden fen, daß 
ihn erleuchtet werden die Ungläubigen, wie. Jo— 
8 fagt c. 1, 9. auf Daß fie ihn erfennen.. Und 
o ihn vor ht erkennen durch Das Geſetz Moſis, 
ie Juden, daß ſie durch dieß Licht herzu kommen 
lar ſehen, daß er es ſey. Das iſt ein klarer und 
° Zert wider unſere gute Werke und alle unfer 
enft., Es gehöret nur fehen und willen dazu im 
n; das auswendige Werf hilft und Dienet dazu gar 
Darum follen wir ed wohl faffen, und lernen, 

ieß Licht Chriſtus ſey, und nichts anders dazu 
denn das Sehen im Herzen, das iſt, recht an 
um glauben. Weiter ſpricht er: 

zum Preis deines Volks Iſrael.“ 
Er iſt den Juden verheißen worden, ſie ſind die 
‚ die ihn gehabt haben, er iſt bei ihnen geboten- 
rzogen, aus ihrem Fleiſch und Blut fommen, und 
yuch fie ift er zu den Heiden fommen: denn die 
find die erften, die ihm geglaubet haben, fein 
angenommen und geprediget haben’ in der ganze 
beide, den Juden und den Heiden. Gie find die 
ine und die Säulen; darum nennet bier Simeon 
um ihren Preis und Ehre. Das ft nun Cwie ich 
t babe), ein Erempel der Lehre vum Seien un. 


⸗ 


3 


— 270 — 









von Chriſto, wie wir das Geſetz durch Chriſtum 





ch 

len, und was dad Gefet Gutes ausrichte. Dabei wer: 
len wir es jest laffen bleiben, und -Gbtt um Ondgk=: 
anrufen, = 
. \ 2° 

Am Tage Matthiaͤ des heiligen Apofteld.:% = 

| N 


Matth. 11, 25. — 30, 


Erftlih wollen wir das Erangelium ein wenig dw 
deln, darnach die Hiftorie von dem heutigen Feſt, wE 
Matthias zu dem Apoftelamt berufen und ermählet il, 
bernacher feßen, wie fie Lucas in den Gefchichten dei f 
Apoflel 1, 15 — 26. befchreibet. 

Dieß Evangelium ift. eins aus den rechten ausbuͤn 
digen Evangelien; denn die andern Evangelia, darinnen F: 
allein die Wunderwerfe Chriſti befhrieben werden, find |: 
nicht fo. tröftlih, als die, in welchen begriffen find W.F 
Predigten Chrifti, da er uns fo freundlich lehret md $: 
zu ſich locket. Ich bin nit fo gewiß der Gnaden, die Fi 
ich fche in den Mirakeln, andern erzeiget, ald wenn id 
belle, flare Worte fir mich habe, Es iſt mir auch tröfb 
licher, zu hören ſolche freundlihe Crmahnungen und Lo 
Aungen, denn von den Mirakeln predigen; wiewohl 
fie mir meinen Glauben auch ftärfen, und Trempel find, 
daß, wie er diefen geholfen habe, alfp werde er mirand. 
helfen. Nun diefi Evangelium iſt nichts anders, denn 
eine Erkenntniß Gottes des Vaters, und Ehrifti, ſeines 
Sohnes, und zeiget Daneben an, von wannen dieß Em 
kenntniß herkomme; und ftehet die Kraft dieſes Evans 
gekii in diefen zweien Worten, Weifen und Unmüntigen. 

Daß wir aber nicht fagen, wenn wir ſolches hören: 
Das gehet und nicht an, es iſt zu andern gefagetz wit 
die Zuden ten Propheten thäten, die es alle® auf die 
* Heiden deuteten! fo geben’d die vorigen Worte Mar, zu 
welchen oder von welchen diefe Worte von Chrifto ges 
redet werden. Denn zuvor faget er von denen, die 
das Evangelium verachteten und nicht wollten annehmen, 
die fich Doch def follten am ollerweiten Angzwäimmmen:- has 


— 264 — 


men, ben Tod erwürgen, lebendig machen, und ſolche 
inden fliften und ausrichten, Davon die Propheten 
| verfündiget haben. Das Kind fol nun an Tag 
ımen, und vor allen Völkern geprediget werden, wie 
meon weiter fpricht zu Gott: ' 
zelchen du bereitet haft vor allen Völkern.“ 

Das Kind foll ausgebreitet werden in alle Völfer, 
n foll von ihm fingen und fagen, alle Welt foll von ihm 
fen. Da rühmet der gute Mann, daß das Evanges 
m foll gehen in die ganze Welt, und foll verfündiget 
rden, daß er allein der Herr fey über Sünd, Tod, 
le, Teufel, und alles Unglüd , auf daß ſich niemand 
hts berühme, denn des Kindes, welches Gott bereitet 
t vor dem Angefiht aller Völfer, und durch Das 
reiten foll er feyn, wie folget: | 
das Licht -zu Erleuchtung der Heiden.“ 

Das ift, er foll ein Licht der Heiden feyn, daß 
rch ihn erleuchtet werden die Ungläubigen, wie Jo— 
nmes fagt c. 1, 9. auf daß fie ihn erfennen. Und 
:, fo ihn vor nicht erfennen Durch Das Geſetz Moſis, 
e die Juden, daß fie durch die Licht herzu kommen 
d Mar ſehen, daß er ed fey. Das ift ein Flarer und 
rrer Tert wider unfere gute Werfe und alle unfer 
erdienft. Es gehöret nur fehen und wiffen dazu im 
zen; das auswendige Werf hilft und Dienet dazu gar 
hts. Darum follen wir e8 wohl fallen, und lernen, 
8 dieg Licht Chriſtus ſey, und nidtd anders dazu 
me, denn das Sehen im Herzen, das ift, recht ar 
yiftum glauben. Weiter fpriht er: 

Ind zum Preis deines Volks Iſrael.“ 

Er ift den Juden verheißen worden, fie find die 
ten, die ihn gehabt haben ,,.er ift bei ihnen geboren 
d erzogen, aus ihrem Fleiſch und Blut fommen, und 
jo durch fie ift er zu den Heiden Fommen: denn die 
poftel find die erften, die ihm geglaubet haben, fein 
ort angenommen und geprediget haben in der ganzen 
jelt, beide, den Juden und den Heiden. Gie find die 
dfteine und die Säulen; darum nennet bier Simeon 
hriftum ihren Preis und Ehre. Das ift nun Cwie ich 
faget habe), ein Exempel der Lehre vom Geier un 


mn. 












— 212 — 


wohlgefälft und gut bünfet, daB Hält fte für das Veikiyire! 
was ihr aber wider tft, das bält fie fir das Argfle, Mierer, 
fey auch fo gut, ald ed wolle. Darum fage ih, fiir. 
der Herr bier von den Weifen und MBerftändigen, Wie ar: 
fi) mit. ihrer Weisheit aufmwerfen wider Gotted Ball szit 
heit. Denn die weltlihe Weisheit ift fo gefchidt, leer, 
fie nicht allein zeitliche, weltlihe Dinge regieren wie ih 
fondern auch die Dinge, fo Gottes jind ; fie grübelt ie T 
erdenft immerdar was neue, auch im geiftlihen wi °-: 
göttlihen Sachen. Alfo hat fie Kappen und Plate I 
erfunden aus ihrer Weisheit, und faft alles, mad W- 
ganzen Papftthbum getrieben wird, da hat ihn ein Mr“ 
licher ein eigen Werf ermählet , der hat dieß, der c 
dere jenes erdacht, und wenn eines hat aufgehöret, oder i& 
nicht wollen gefallen, fo haben fie bald ein anders af 
geworfen; wie wir, leider, gefehen haben, und ef‘ 
heutige Tages fehen, und will des Dinges fein Et:- 
werden. Welches alled daher fommt, dag wir Geile 
Port, und die Wahrheit nicht wollen laffen Recht ie 
ben, fondern denfen nur immerdar auf etwas neues. 

Denn das ift gewiß, wenn wir einen neuen Ob 
teödienft anrichten , ohn und wider Gottes Wort, fir 
werden wir verblendet, und fallen immer von einem} 
Irrthum in den andern; welches denn die größte Plage 
und Strafe if. Darum fagt Paulus 2. Theſſ. 2, 11. 
12. alfo: „Darum wird ihnen Gott fräftige Irrthümet 
fenden, Laß fie glauben ver Mugen, auf daß 'gerichtel 
werden alle, die der Wahrheit nicht glauben, fontern } 
baben Luft an der Ungerechtigkeit.“ Sa, fie fommen } 
zuleßt dahin, daß fie von Gott nichts wiſſen, wie der }; 
14. Palm v. 1. fagt: „Die Rarren fprehen in ihrem fi 
Herzen: es ift fein Gott.“ Denn ed ift unmdglidy, daß | 
ein natürlicher Menfh, der Blut und Fleifh iſt, und 
nicht durch den Geift Gottes untermweifet iſt, Daß ders 
felbe folte richten und verfiehen die Dinge, fo Gott 
angehören, wie Paulus 1. Kor. 2, 14. fügt: „Der 
natürliche Menſch vernimmt nichts vom Geift Gottes, 
es iſt ihm eine Thorheit, und fann ed nicht erfennen, 
denn ed muß geiftliher Weife gerichtet ſeyn.“ 

Der davon mehr leien will, der turigehe das erſte 


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ð Siel St. Pauli zu den Roͤmern, Ya wird er wohl 
Enden, was da thut Blindheit, und was für eine Strafe. 
| et, wenn wir Gottes Wort fahren laffen, und fols 
en nufern Fimdlein und Gedaufen; weldes wie alles 
Rnſern Geiſtlichen, Mönchen, Nonnen und Pfaffen 
N: ns und leider, allzuwahr erfuhren, Gott: gebe, daß 
< fie fi) dermaleing erfennen, und Gott ſeine Ehre laſſen. 
SH, Paulus fügt dafelbft v. 23. von den Heiden, „daß 
„te die Herrlichfeit des unvergänglichen Gottes verwan⸗ 
Weit paben in ein Bild, gleich den vergänglichen Mens - 
„ und der Vögel, und ber vierfüßigen, und ber. 
> Miechenden Thiere.“ Alſo thun unſere Papiſten auch, 
- Bm noch viel närrifcher und thoͤrichter; die machen ihnen 
winen Gott, der mit Kappen und Platten, mit hänfen 
VDrtricken, mit Fleifheffen und Fifheffen umgehet.. Das, 
um bat fie Gott auch aljo dahin gegeben in ihrer Herzen. 
Belüfte und Unreinigfeit, wie die Heiden, fo fhandlic, 
Daß ſchier nicht davon zu fagen ift. Denn, bat ſolches 
elfo bei den Heiden zugangen, die doch viel Weiber 
und Huren hatten; wie follte es bei den Geiftlihen feh⸗ 
Yen, welche die Weiber. verbieten? . Summa, es gehet 
nicht anders zu, wo der ‚Teufel it, und wo Gotteß; 
Wort nicht regieret, deß mag man ſich gewißlid vers 
ſehen. Zwar, es ift fo gewiß alſo, daß Die Kinder 
auf der Gaffen Davon willen zu fingen und fagen. - 


Das iſt nun nicht allein von den Geiſtlichen zu 
verſtehen, fondern es gehet auch alfo zu unter dem ges: 
meinen Manne, wenn der das Wort Gottes nicht ans: 
nimmt; wie wir fehen, daß die Bürger mit. faljcher 
Baar umgehen, die Kaufleute mit Betrügerei, und find 
fo mancherlei Lifte und Täufcherei umter ihnen, fo viel 
Wuchers und Bervortheilend, daß man's ſchier nicht alles 
zählen kann, und gehen gleichwohl indeß immer alfo bin, 
laſſen Meſſe Halten, ſtecken Tichtlein auf, und Heinen, 
Gott laſſe fi Damit verfühnen, traten allein darauf, 

! Daß ibe gut Gerücht bei der Welt unverrüdet umd uns 
geihändet bleibe, es ſtehe mit Gott, wie es wolle, 
Bon diefen Weiſen und Verftändigen fagt hier der Sue 
Ehriftus im Evangelio, die dad Evangelium wohl yiren, 

Lutpes’d Bösıte 16. Ed 18 


< 


— 174 — 


ſehen auch die Wunderzeichen; aber es Hilft fe nicht: Ki 
denn es kommt ihnen nicht in's Herz, und ſpricht ei £ 
„Ich preife dich, Vater und Herr Himmeld und be 
Erden, daß du ſolches den Weifen und Merftändigen 
verborgen Haft, und haft es den Unmüunbigen offen 
baret; ja, Vater, denn es ift- alfe wohlgefällig ger F 
- wefen vor dir.“ i 
Unmündige beißt bier Chriftus albere, ſimpelt 
Menfhen, und redet nicht von rechten unmüundigen & 
Kindern, auch nicht von den tollen Reuten vor der Welt; 
es kann wohl ein großer Doctor feyn, den er bie um 
‚ mündig nennet; es kann auch wiederum wohl ein Baner 
feyn , den er bier weife and verftändig heißt. Im Pie 
8, 3. heißt fie David auch Unmiündige und Finder, da 
er ſpricht: „Aus dem Munde der jungen Kinder und F 
Säuglingen haft du eine Macht zugerihtet, um deiner 
Feinde willen.“ Das müflen wahrlich redjte unmiündige 
‚ . Kinder ſeyn, durd) die Gott eine Macht wider feine 
Feinde zugerichtet, die da follen feine Ehre preifen und 
rühmen über die ganze Welt. / 
So heißt "hier nun der Herr biefe Leute unmündig, 
bie von ihrem Thun nichts halten, fchreiben ihrer * 
Macht nichts zu, achten ſich ſelbſt auch gar nichts, ſon⸗ 
dern halten Gott alleine für weiſe und klug. Darum 
halten ſie auch ſtille, und unterwerfen ſich Gott ganz 
und gar, und laſſen ſich von ihm allein lehren. Die 
andern aber ſind zu klug, wollen von Gott nichts ler⸗ 
nen; ja, ſie unterſtehen ſich wohl Gottes Lehre und 
Werk zu meiſtern, Davon das orſte und andere Kapitel 
in der erſten Epiſtel St. Pauli zu den Korinthern redet. 
Derohalben ſpricht Chriſtus im Luca 16, 8: „Die 
Kinder dieſer Welt ſind klüger, denn die Kinder deB 
Lichts in ihrem Geſchlecht.“ Uber die albern Sinder 
des Lichtoͤ gelten vor Gott mehr, denn bie Fugen Kins 
der der Welt. Don denfelben Ummündigen fagt bier 
der Herr im Evangelio. Sp müfen nun Die Klugen 
unweiſe feyn, und die Albern Mug; denn es tft nichts‘ 
anders gefagt: „Vater, du haft ſolches den Weiſen und 
Perftändigen verborgen, aber den Unmündigen baſt Du 
2) C, Weisheit nihts ır. 





15 — 
enbaret:“ denn die Weifen und Werftändigen wife 
nicht; aber die Unmündigen und Albern wiſſens. 
e wiffen’8 jene niht? Du haſt's ihnen verborgen. 


e wifjen’8 aber diefe? Du haſt's ihnen ‚offenbaret. - 


Was er aber meinet mit diefem Wort, muß man 

em verftehen, das er zuvor gefagt bat, nämlich, 
r : a8 Evangelium von dem Neid) Gottes gepres 
bat in vielen Städten des jüdifhen Landes, als 


prozaim, Bethſaida, amd in feiner Stadt Caper⸗ 


‚ und fie haben's nicht angenommen. vor ihrer 
ı Weisheit , welche ffe verhindert hat, daß fie die 
te, närriſche Predigt des Evangelii nicht haben 
t faffen. 

Das Epangelium iſt eine gute, froͤhliche Botſchaft, 
ich lehret, wie ich Gott erkenne; durch welches 
ntniß ich erlange Vergeburg der Sünden und das 
Leben. Die Ehriftus im Johanne 17, 3. ſaget 


nem DBater:' „Das tft das ewige Leben, daß fie 


daß du allein ‚wahrer Gott bift, und den du ges 
baft, Jeſum Chriftum, erfennen.“* Alſo ſaget er 


bier in dieſem Evangelio: „Riemand kennet den 


‚ denn nur der Vater, und niemand kennet den 
', denn nur der Sohn, und wen ed der Sohn 
fenbaren.“ Da redet er von dem Erfenntniß, 
des Vaters und des Sohned. Wein es num wird 
aret, der erfennet’S, und derfelbige hat das ewige 

Solches bat nun der Vater verborgen vor den 
n und Verftändigen, daß fie nicht erfennen weder 
Sater noch den Sohn; und den Unmündigen offen- 
‚ daß die den ' Vater und Sohn erkennen, und 
a8 ewige Leben haben. 


IH nun foldhes wahr, wie es denn gewiß wahr. 


»o bleibet nun der. freie Wille! Wenn du fiehelt, 
auch ſolch läſterlich, ſchäändlich Ding an dem Leibe 
bt, wie zun Römern am erſten Kapitel ſtehet; fo 
bin,- und rihme dich deines freien Willens; ich 


auch, es fey ein feiner, freier Wille, im einem 


s gräßlihen, unmenſchlichen Weſen zu leben, weh 
ach inter -den unvernünftigen Thieren unbelount 


\ 


Man mag: ſich des freien Sillend wohl ruhen, 


18 * 


— na — 


eben auch die Wunderzeichen; aber es Hilfe fle nit: 
denn es Tommt ihnen nicht in's Herz, und ſpricht alſo: 
„Ich preife dih, Vater und Herr Himmels und ber 
Erden, daß du ſolches den Weifen und Verftändigen 
verborgen Haft, und haft e8 den Unmuͤndigen offen 
baret; ja, Vater, denn es ift- alfo wohlgefällig ges 
weſen vor dir. - 


Unmündige beißt bier Chriftus albere, ſimpele 
Menfhen, und redet nicht von rechten unmüundigen : 


Kindern, auch nicht von den tollen Leuten vor der Welt; 
ed kann wohl ein großer Doctor feyn, den er bie uns 
‚ mündig nennet; e8 kann auch wiederum wohl ein Bauer 


feyn , den er bier weife and verftändig heißt. Im Palm | 


8, 3. heißt fie David auch Ummündige und Kinder, da 

er ſpricht: „Aus dem Munde der jungen Kinder und 

Säuglingen haft dis eine Macht zugerichtet, um beiner 

Feinde willen.“ Das müffen wahrlich rechte unmündige 

‚. Kinder ſeyn, durd; die Gott eine Macht wider. feine 
- Feinde zugerichtet, die da follen feine Ehre preifen und 
rühmen über die ganze Welt. TR 


So heißt hier nun der Herr dieſe Leute unmündig, 


die von ihrem Thun nichts halten, fihreiben ihrer 9) 
Macht nichts gu, achten ſich felbft auch gar nichts, fons 
dern halten Gott alleine für weife und Aug. Darım 
halten fie auch ftille, und unterwerfen fih Gott ganz 
und gar, und laffen fih von ibm allein lehren. Die 
andern aber find zu Plug, wollen von Gott nichts ler⸗ 
nen; ja, Ste unterftehen ſich wohl Gottes Lehre und 
Verf zu. meiftern, Davon das orſte und andere Kapitel 
in der erften Epiftel St. Pauli zu den Korinthern rebet. 
Derohalben ſpricht Ehriftus im Luca 16, 8: „Die 
Kinder diefer Welt find klüger, denn die Kinder des 
Lichts in ihrem Geſchlecht.“ Uber die albern Kinder 
des Lichts gelten vor Gott mehr, denn die Fugen Kins 
der der Welt. Bon denfelben Ummüundigen fagt bier 
der Herr im Evangelio. Sp müfen nun die Klugen 


unweife ſeyn, und die Albern Flug; denn es tft nichts 


anders gefagt: „Vater, du haft folhed den Weifen und 
Perftändigen verborgen, ober den Unmündigen haft du 
2) C, Weisheit nichts ıc. | 


— — 


— 275 — 

offenbaret:“ denn die Weiſen und Verſtändigen wife 
8 nicht; aber Die Unmündigen und Albern wiffens. 
ober wiſſen's jene niht? Du haſt's ihnen verborgen. 
ober wiſſen's aber diefe? Du haſt's ihnen offenbaret. - 

Was er aber meinet mit diefem Wort, muß man 
8 dem verftehen, Das er zuvor gefagt bat, nämlich, 
ß er dad Evangelium von dem Neid Gottes gepres 
vet hat in vielen Städten des jüdifchen Landes, ale 
Chorozaim, Bethſaida, und in feiner Stadt Caper⸗ 
um, und fie baben’3 nicht angenommen vor ihrer 
ofen Weisheit , welche fle verhindert hat, daß fie bie 
zrichte, närrifhe Predigt des Evangelii nicht haben 
men faflen. Ä 

Dad Evangelium ift eine gute, fröhlihe Botſchaft, 
e mid) lehret, wie ich Gott erfenne; durch weldhes 
rfenntniß ich erlange Vergebung der Sünden und das 
sige Leben. Wie Chriftus im Johanne 17, 3. fagek 
: feinem Vater: „Das tft das ewige Leben, daß fie 
ch, daß du allein wahrer Gott bift, und. den dur ges 
ndt haft, Jeſum Chriftum, erfennen.“ Alfo faget er 
ıh bier in dieſem Evangelio: „Riemand fennet Den 
oh, denn nur der Vater, und niemand kennet den 
ter, denn nur der Sohn, und wem ed der Sohn 
ill nffenbaren.“ Da redet er von dem Erfenntniß, 
ide, Des Vaterd und des Sohnes. Wein es nun wird 
fenbaret , der erkennet's, und derfelbige hat das ewige 
ben. Solches hat num .der Vater verborgen vor den 
3eifen und Verftändigen, daß fie nicht erfennen weder 
m Bater noch den Sohn; und den Unmündigen offen- 
wet, daß die den Mater und Sohn erfennen, und 
fo das ewige Leben haben. 

SH nun ſolches wahr, wie es denn gewiß wahr 
', wo bleibet nun der freie Wille! Wenn du ficheft, 
iß auch ſolch Täfterlich,  fchandlih Ding an dem Leibe \ 
fhieht, wie zun Römern am erften Kapitel ftehet; fo 
be hin, und röhme dich deines freien Willens; ich 
eine auch, ed fey ein feiner, freier Wille, in einem 
lchen gräßligen, unmenſchlichen Weſen zu \eben , we 
9 au unter Den unvernünftiger Thieren vohetlount 

Dran mag: ſich des freien LWillend vos ruhen, 

Ä ' 158 *\ 


m 376 u y > 





man fichet wohl, was er außrichtet.: Nun es gehet niht 1 
anders, denn alfo, wo wir von Gott verlaffen werden I 
Henn wie von Gott verlaſſen ſind, fo ift alsbald de 
Zeufel in und mit feinem Ngiment; im deß Rei gu k 
het's olfo zu, Daß nichts anders gefchieht. denn Lafter 
und Schande, und kann's doch fo meifterlich. mit einem k 
folhen fhönen Schein und Gleißen decken, daß man? 
auch für das allerheiligfte, ja, für ein englifch Leben 
“anfiehet. Was vermögen hier die menſchlichen Kraͤfte, 
dadurch etlihe meinen, fie wollen viel ausrichten, ja 
den Himmel damit erwerben, wenn fie nur wollen. 
Aber bier höreſt du, daß Chriftus faget: der Bas 
ter offenbaret ed. Item, es gefalle dem Vater alfo; 
damit er. wahrlih alle menſchliche Verdienſte qufhebet; 
da helfen feine Gnugthuungen, feine Werke gelten hier: fi 
es gefchieht allein aus dem Willen und Wohlgefallen bed 
Vaters. Er fiehet nicht die Perfon an, wie ſie vor ber 
Welt ift, verfchmähet noch verwirft nicht den Sünder, 
er bringe fo viel Sünde, ald er immer wolle. Alſo 
füget Ehriftus quch im Luca 12, 32. zu feinen Züngern; 
„Fürchte Dich nicht, Du Pleine Heerde, denn es if 
euerd Vaters Wohlgefallen, euch das Reich gu geben.“ 
Solches können die Heuchler und Werkheiligen nicht leis 
den, ja, es machet fie rafend, toll und. thöricht, daB 
die Albern und Einfältigen, die Zöllner und öffentlichen 
Sünder, ihnen follen im Reich Gottes vorgehen, Matth. 
21, 31. und fie follen mit ihrer Heiligkeit und hübſchen, 
fhönen, gleifenden Werfen ausgefchloffen werden; es 
möchte einem noch wohl verdrießen und thöricht machen. 
Kun, wie fol man ihm thun? Es tft Gottes Wohl⸗ 
gefallen: wem er's offenbaret, der .bat’8; wem ers 
verbirget, dem iſt's verborgen, da wird nicht? andags aus. 
Und merfe bier ſonderlich, daß Chriſtus fpridt: 
„Ja, Mater, e8 ift alfo wohlgefällig geweſen vor Dir; 
sor dir, ja, ehe die Welt ift gefchaffen worden,“ wie 
St. Paulus Ephef. 1, 4 — 6. faget: „Gott hat und 
erwählet durch Chriftum, ehe der Welt Grund geleget 
war, daß wir follten jeyn heilig und unfträflic vor 
ihm in der Liebe, und bat und vergrdnet zur Kindfchaft 
gegen ihn felbit duch Jet Cerche, von ders Wotb 


N 


— m — 


ſeines Willens, zu Lob feiner berrlichen Gnade 
velche er und bat angenehme gemaht in dem Ges 
Da ift ausgeſchloſſen aller Verdienſt; darum 
nur nicht, daß du bier wolleft etwas verdienen, 
roß. pohen auf Deine Werfe, auf deine Weisheit, 
ne, Berdienfte. Hier ift alfer Ruhm hinweg. ges 
a, auf vaß, „wer fidy rühmen will, ber rähme 
8 Herrn,“ wie St. Paulus 1. Kor. 1, 31. fas 
jolget nun weiter im Evangelio : 
Dinge find mir übergebert von meinem Water, und 
and fennet den Sohn," denn nor der Pater, und 
and kennet den Vater, denn nur der Sohn, und 
e8 der Sohn will offenbaren.“ 
ier fiebeft du die Sicherheit, die da if: {im 
Chrifti, durch weldhen wir haben Erfenntniß und 
ht. Hat nun Chriftus alles unter feinen: Händen 
: aller Dinge fo mächtig, wie der Water. felbft, 
ı ihm niemand nichts aus den Händen reißen, 
felbft fagt im Joh. 10, 28, 29: „Sch 'gebe 
Schafen das ewige Geben, und fie werden nim⸗ 
r umkommen, und niemand kann ſie aus meiner 
reißen. Der Vater, der mir ſte gegeben hat, 
Ger denn alles, und niemand kann fie aus mei⸗ 
ters Hand reißen: Ich und der Water find eins.“ 
mag fi ein jegkiher Ehrift, wenn er das Evans 
angenommen bat, wohl freuen, Daß er unter 
Ehrifto iſt, ımd laſſe fich feine Sünde nicht ir⸗ 
Hat er da8 Evangelium ergriffen: Chriſtus, uns 
n er tft, wird es wohl fortführen. Der Teufel 
n noch wohl anfechten mit diefem und jenem Lafter, 
hebruch ; Hurerei, Diebſtahl, Todtſchlag, Neid, 
zorn, und wie die Sünden alle heißen; aber es hat 
doth, er hat einen ſtarken, mächtigen König, der 
n wohl vertheidigen. Schwer wird dich's ankom⸗ 
er wird dir's werden; Darum darf ed wohl Bits 
Es mögen wohl andere für dich bitten, auf daß 
n ſtarken Muth und keckes Herz bobeft, dem Tens 
"widerftehen; aber gewiß iſt e8, du- wirft nicht 
n, Chriftus wird. dich wohi erretten felle nar 
us feinem Reich. 


— 216 — 


man ſiehet wohl, was er ausrichtet. Nun es gehet niht 
anders, denn alſo, wo wir von Gott verlaſſen werden 
Wenn wie von Gott verlaſſen ſind, fo iſt alsbald der F 
Teufel in uns mit feinem Rgiment; in deß Reich gu P 
het's olfſo zu, Daß nichts anders geſchieht denn Laſter 
und Schande, und kann's doc. fo meiſterlich mit einem % 
‚ folhen ſchönen Schein und Gleißen deden, daß mans 
auch für das allerheiligfte, ja, für eim” englifch Leben k 
“anfiehet. Was vermögen bier die menſchlichen Kräfte, 
dadurch etlihe meinen, fie wollen viel außrichten, je 
den Himmel damit erwerben, wenn fie nur wollen. 
Aber hier höreſt du, daß Chriſtus faget: der Bas 
ter offenbaret ed. Item, ed gefalle dem Water alfo; 
Damit er wahrlih alle menſchliche Verdienfte aufhebet; 
da helfen feine Gnugthuungen, feine Werfe gelten bier‘ 
ed gefchieht allein aus dem Willen und Wohlgefallen bed 
Vaters. Er fiebet nicht bie Perfon an, wie-fie vor der 
Welt ift, verfchmahet noch verwirft nicht den Sünder, 
er bringe fo viel Sünde, ald er immer wolle. Alſo 
füget Ehriftus auch im Luca 12, 32. zu feinen Jüngern; 
„Fürchte dih nicht, du fleine Heerde, denn es if 
euerd Vaters Wohlgefallen, euch das Reid) 4u geben.“ 
Solches Fünnen die Heudler und Werkheiligen nicht leis 
den, ja, Es machet fie rafend, toll umd. thöricht, daB 
die Albern und Einfältigen, die Zöllner und öffentlichen 
Sünder, ihnen follen im Reich Gottes vorgehen, Matth. 
21, 31. und fie follen mit ihrer Heiligfeit und hübſchen, 
fhönen, gleißenden Werfen ausgefchloffen werden; es 
möchte einem noch wohl verdriegen und thöricht machen. 
Kun, wie fol man ihm thun? Es tft Gottes Wohl⸗ 
gefallen: wem er's offenbaret, der ‚hat’8; wem er’s 
verbirget, dem ift’8 verborgen, da wird nichts andars auß. 
Und merfe bier fonderlih , daß Chriſtus ſpricht: 
„Sa, Mater, es tft alfo mwohlgefällig geweſen vor Dir; 
vor dir, ja, ehe die Welt ift gefchaffen worden,“ wie 
St. Paulus Ephef. 1, 4— 6. faget: „Gott hat und 
erwäblet durch Chriftum, ehe der Welt Grund geleget 
war, daß wir follten feyn beilig und unfträflich vor 
ihm in der Liebe, und bat uns verprdnet zur Kindſchaft 
gegen ihm ſelbſt durch Jen Erik, uah.Tem Vohl⸗ 





r 


— 2117 — 


gefallen feines Willens, gu Lob feiner herrlichen Gnade 
Durd) welche er und bat angenehme gemaht in bem Ges 
Liebten. Da ift ausgefchlofen aller Verdienſt;“ darum 
Denfe nur nicht, daß du bier wolleft etwas verdienen, 
oder groß. pochen auf deine Werfe, auf deine Weisheit, 
‘auf deine, Verbienfte. Hier ift aller Ruhm binmeg. ges 
. apmmen, auf‘ Taß, „er ſich rühmen will, der rühme 
fid) des Herrn,“ wie St. Paulus 1. Kor. 1, 31. fas 
. get. Folget nun weiter im Evangelio: | 
„Ale Dinge find mir übergeber von meinem Vater, und 
niemand fennet den Sohn; denn nor der Pater, und 
niemand fennet den Water, denn nur der Sohn, und 
wem ed der Sohn will offenbaren.“ 

Hier ſieheſt du die Sicherheit, die da tft im 
Reich Chrifti, durch welchen wir haben Erkenntniß und 
das Licht. Hat num Chriftus alles unter feinen Händen 
und ift aller Dinge fo mächtig, wie der Vater felbft, 
fo, fann ihm niemand nichts aus den Händen reißen, 
wie er felbft jagt im Joh. 10, 28, 29: „Ich gebe 
meinen Schafen das ewige Leben, und fle werden nims 
mermehr umfommen, und niemand kann fie aus meiner 
Hand reißen. Der Vater, der mir fie gegeben hat, 
ift größer denn alled, und niemand kann fie aus meis 
nes Vaters Dand reißen: Ich und der Vater find eins.“ 
Darum mag ſich ein jegliher Ehrift, wenn er das Evans 
‘gelium angenommen hat, wohl freuen, daß er unter 
diefem Chrifto ift, ımd lafje fi feine Sünde nit ire 
ren. Dat er dad Evangelium ergriffen: Chriftus, uns 
ter dem er ift, wird es wohl fortführen. Der Teufel 
wird ihn noch wohl anfechten mit Diefem und jenem Laſter, 
mit Ehebrudy , Hurerei, Diebftahl, Todtſchlag, Neid, 
Haß, Zorn, und wie die Sünden alle heißen; aber es hat 
nicht Noth, er hat einen ſtarken, mächtigen König, der 
wird ihn wohl vertheidigen. Schwer wird dich's ankom⸗ 
men, ſauer wird dir's werden; Darum darf es wohl Bits 
tens. Es mögen wohl andere fir Dich bitten, auf daß 
du einen ftarfen Muth und keckes Herz habeſt, dem Teu⸗ 
fel zu. widerſtehen; aber gewiß iſt es, du wirft nicht 
verlaſſen, Chriſtus wird dich wohl erretten, falle nur 
nie aus ſeinem Reich. 


n 





— 273 — — 


Alſo ſieheſt du nun hier in dieſem Evangelio, db | 
Chriſtus Gott und Menfch ift. Menfch, in dem daß er Ott 
preifet nnd danfet. Gott, in dem, dag ihm .alle Dinge 
übergeben find vom Vater, welches uns ſehr Fröffih JE 
feyn foll in allerlei Anfechtungen. nn 
| Da er aber fpriht: „Niemand kennet den Sohn, 
denn der Vater, und niemand fennet den. Vater, denn 
der Sohn, und mem es der Sohn will offenbaren,“ it f 
alles wider den-freien Willen geredet, der will Gott T 
und Chriftum erfennen, werk und wie e8 ihm: gefallet. 
‚ Uber bier ftehet Far, von wannen das Erkenntniß Gots | 
tes und Chrifti herkomme. „Der Vater, (ſpricht er), 
Fennet den Sohn, und. der Sohn den Water... Wie 
fennen wir’8 denn? durch diefen oder. diefen Prediger? 
Nein, fie find nur Mittel Dazu; fondern wem es der 
Sohn will offenbaren. Nämlih zuvor. hat er gefagt, 
der Vater offenbare ed; jetzt faget er bier, der Sohn 
thue es: ja beide, der Vater und der Sohn, offenbaren’s; 


“= at Sn 


.. 


— 219 — 


und wiffe,. Daß mir das Evangelium auch angehöre. 
Sch bin ein Sünder, und vielleicht gehöret dad Evans 


1. gelium mic nicht an, ich bin feiner unwürdig; Darum fpricht 
nun Ehriftus, folche blöde, erſchrockene, betrübte Ges 


\ 


wiflen zu teöften: Kommt ber zu mir alle, die ihr 


- mühjfelig:undb beladen ſeyd, ich will euch erquiden. Da 


werden wir gerufen zu dieſem Troft, zu Dem Evangelio, 


: und gedenke bier ja nicht an deine Würbdigfeit; Denn. er 
ſpricht eben:. Die ihr mübjelig und beladen feyd, namlich 
mit dem Geſetz, ‚mit der. Sünde, mit Angft und Bes 
kümmerniß, und. womit ed inmermehr feyn kann, das 


ein Gewiſſen möchte beſchweren. Darım giebt er ihm 
auch keinen fonderlihen Namen; er faget nicht: ‚mit 
diefer nder jener Noth; fondern fpriht fchlehtd: Die 
ihr mühfelig und beladen ſeyd. Er will auch niemand 
andgefchloffen haben; denn er faget: Alle; welches gar 
ein trefflicher, mächtiger Trotfpruch iſt in der Anfech- 
tung, ed fey für. eine Anfechtung, wie fle wolle. Dero⸗ 


halben, welder nun feine Sünde fühlet, und fein Uns 


vermögen, Dad Geſetz Gottes zu erfüllen. erfennet; 
der mag bier berzu trete, der komme tedftlid und keck, 


"ihm wird gewiß geholfen werben. Ich : ill euch ergui- 


den, fpriht er, ald die da mit fohwerer Arbeit und 
Mühe unterdrüct und beladen find; fiehe alleine Darauf, 
Daß du diefe freundliche Lockung und Zufage glaubeft. 
Alſo fehrie auch Chriftus im Tempel an einem Feft 
gu Serufalem, ‚und ſprach: „Wen da dürftet, der komme 
zu mir, und trinfe. Wer an mid glaubet,. wie bie 
Schrift faget, von dep Leibe werben Fluffe des leben⸗ 
digen Waſſers fließen.“ Das fagete er aber, Chpricht Jo⸗ 
hannes 7, 36 — 39.), von dem Geiſte, welchen empfahen 
follten, die an ihn glaubten.“ Das gefchiehet nun alſo: 
Er läßt und erftlih das Evangelium predigen; fo bald 
aber als ich diefer Predigt glaube und zufalle, fo ift 
der Heilige Geift allda; wenn der heilige Geift da fft, 
fo werden mir meine Sünden vergeben. Denn aber 
fühleft du, Daß der Heilige Geiſt da ift, wenn du glaus 
beit und gewiß dafür hälteft, bag dir deine, Sünden 
vergeben find. Wahrlich, das heißt recht erquicken diejeni⸗ 
gen, fo Im Gewiſſen beſchwerot And, wenn ſie fühlen, 


— 2330 — 


daß ihnen ihre Sanden vergeben ſind, und daß fie Erbes 

j flırd wprden deg Himmelreiches. Er erquidet auch nicht F 
alleine in Angft und Anfechtung der Sünde, fondern in 

ı allen andern Röthen will er bei und feyn, in Hunger, 
Krieg, theurer Zeit, und was fonft für anliegende 

Trübſalen vorhanden ſeyn werden., da will er uns in | 
laffen; wie &ott.-ben lieben Patriarchen Joſeph nicht 
liege, auch in einem fremten Lande, fondern war alles 

zeit bet ihm, es gieng ihm wohl oder übel. Wun, es it 
eine ſchwere Laſt/ wenn einen die Sünden drücken: das 
von wird feiner erlöft, denn wen der Sohn Gotteb, 
Ehriftud Sefus, erlöfet durch den heiligen Geiſt, welchen er 
dem Vater und dat abgedienet; der wacht denn unfere 
Herzen froͤhlich, wacker und luſtig zu allem, das Gott 
yon uns haben will, 

Was ift aber das, daß er ſagt: RNehmet auf euch 
mein Joch.“ Heißt das erquicken, wenn ich einem eine 
Bürde vom Halſe nehme, und lege ihm eine andere 
Darauf? Das iſt's, das wir oft geſaget haben, das 

Evangelium erſchrecket von: erften, und iſt dem Fleiſch 
zuwider; denn es ſagt, daß alle unſere Dinge nichts 
ſeyen, unſere Heiligkeit und Froͤmmigkeit gilt nichts, es 
ſey alles verdammt, was an ums iſt, wir ſind Runder |; 
des Zorns und Ungnade, das iſt nun dem Fleiſch ſchwer ſ 
und eine untraͤgliche tal, Darum nennet ers eine Laſt 
oder Joch. 

Daß aber nicht jemand erſchreck⸗ * diefem Manne, 

und denke, er ſey groß, hoc und.- gewaltig; .er fünne I. 
“arme Sinder und geringe Leute nicht leiden, oder gebe | 
unfreundlich mit ihnen um, fo ſpricht er: „Lernet von 
min; denn ich bin ſanftmüthig, und von Herzen demüthig.“ 
Daß aber bier Auguſtinus ſaget, wir wolle .oon :Ehrifte 
Sanftnrüthigfeit und Demuth lernen, 'bevfelbigen nach⸗ 
zufolgen/ iſt wohl geredt; aber. ‚bieher. ‚reimet: es ſich 
wit wohl, Denn Chriſtus will und ber lieblich zu 
ftiner Lehre reizen; berin er: bat von Dem Erfenntniß 
des Vaters gefagts al& ‚wollte er fügen! Das, Fleiſch 
und Die blüde Natur fiehet mid) an, ald. fey ich graufam, 
ernft und ſtreng; aber: ich bin es nicht, ich bin fanfte 
umithig, und una Derzen venhthig, Ich erſchrecke nicht 





— 281 — 


die Lente, mie Moſes; ih predige nicht the dieß, 
thue jenes; ſondern ich. predige Vergebung der. Simde; 
ic) -predige, daß man nur nehmen fol, nicht, daß man 
fol etwas geben; ich bin nit, wie die Pharifäer:, die 
da viel wollen von ſich gehalten haben; fondern ich bin 
ganz: frenndlih und von Derzen demüthig, und bereit 
die Sünder anzunehmen; und ob fie giei) wiederum in 
Günde fallen, ſo werfe ich ſie doch nicht von mir, wo 
fie nur zu mir kommen, und verſehen ſich Troſtes und 
Hülfe. bei; mir. Ich thue die Leite nicht alfo in Bann, 
wie die Phariſäer, um ihrer Aufſätze und Menfchens 
fündlein willen, die da lieber wollten, daß alle Gottes 
‚Gebote übertreten würden „.denn Daß eined aus ihre 
Statuten und. Satzungen nicht ‚gehalten würde. Wie 
wir im Papſtthum gefeben haben, daß es viel größere 
Sünde tft gewefen, am Freitage. Fleiſch eſſen, oder ein 
Pfaff ehelich werden, denn zwanzig Ehebruch, oder auch 
wohl zehen Morde. Hier aber höreſt du, daß Gott 
auch Geſetz fallen laͤßt, daß er nur die Sünder zu 


ſich Io 

* ſagt ſonderlich hier Chriſtus, er ſey ſanft⸗ 
müthig; als wollte er ſprechen: Ich weiß, wie ich mit 
Sündern umgehen ſoll, ich habe es ſelbſt erfahren, was 
da iſt ein blödes, erſchrockenes Gewiſſen, (wie die Epiſtel 
zu den Hebräern c. 4, 15. ſagt, daß er verſucht ſey 
allenthalben nach der Gleihniß,, ehne Sünde ;) darum 
entfeße fich niemand vor mir, ih. will fein freundlich 
und fanftmütbig mit ihm umgehen, will ihn nicht anfahren 
noch erſchtecken, er komme nur freudig ber zu mir, bei 
mir ſoll er ſeiner Seelen Ruhe finden. Seiner Seele, 
fagt er; als wollte er ſprechen: Es kann wohl äußer⸗ 


⸗⸗ 


liche Trübſal und Verfolgung am Leibe Da feyn, und 


euch Widerwärtigfeit wiederfahren; aber das ſollt ihr 
alles leicht und geruhlich tragen, wie er auch im Jo— 
banne 16, 33. ſagt zu ſeinen Jüngern: „In mir habt 
ihr Friede, aber in der Welt habt ihr Angſt.“ Darum, 
ob's gleich von auswendig alles wider uns ſcheinet, 
als wolle er uns unterdrücken und freſſen, ſo hat's doch 
feine Roth; denn inwendig im Gewiſſen haben wir gute: 
ten Frieden. Und das iſt die erfie, und wächſte Trvcht 


x 






— 287 — 


des Glaubens, Friede im Gewiſſen, wie Paula. fat. 
zu den Römern 5, 1: „Run wie denn, find rechtfertig 
worden durch den Glauben, fo haben wir Friede wit 
Gott durch unfern Herrn Jeſum Chrif.“ Wo umk 
unfer Gewiſſen frei ftehet, und mit Gott Friede hat, 
fo kaun und nichts bewegen, auch nichts ſchaden, es fg 
fo böfe, als ed immermehr wolle. nt 
- Daß aber einer nicht alfo denfe, und fager Das}. 
mit ift der Sache nicht gerathen,, wenn ich einem eine 
Bürde vom Halfe nehme, und lege ihm eine andere dar | 
auf, wie droben gefagt, fo fpricht er alfo: Mein Jod 
iſt fanft, und meine Laft ift leiht; als wollte er fagen: 
Erſchrecke nicht vor meinem Joch; dad Joch des Ge 
ſetzes, darunter ihr vor gewandelt habt, tft: euch ſchwer 
gewefen; aber mein Soc ift nicht fo ſchwer, es iſt ein 
‚leiht .und fanfte® Joh, ihr könnet ed wohl tragen. 
Die Klüglinge fagen jetzt auch, daß Ehrifti Joch ſchwe⸗ 
rer fey, denn des Geſetzes Joch, und ziehen. Das fünfte 
Kapitel Matthäi an; aber. daſelbſt leget Chriſtus das 
Geſetz aus, wie ed zu verftehen fey, und giebt nidt 
Geſetz, fondern faget, daß Mord aus einem böfen Her 
gen fomme, und Ehebrudy aus einem .unreinen Herzen 
berfliege. Alfo deutet er nur dad Geſetz Moſis, und 
giebt fein Geſetz dafelbft. | | 
"Darum aber ift das Joh Ehr’fti fanft, und feine 
Laſt leicht, daB er nicht allein die Ceremonien und 
menfhlihen Saßungen hinweg nimmt, fondern auch das 
ganze Geſetz, die Vermaledeiung, die Sünde, den Tod, 
und alles, was und bed Geſetzes halben kann wieder: 
fahren, dad alled nimmt Chriſtus von mir. weg, und 
giebt mir den Geift, durch welchen ich Iuftig, „willig 
und gerne alles thue, was ich nur thun fol. Und heißt 
‚darum fanft, füße und leiht, daß er und bilft tragen, 
und wo es und zu ſchwer wird, fo leget er fich mit 
und unter die Buͤrde. Die Welt ſiehet's wohl dafür 
an, als fey ed ſchwer und unträglich; aber es iſt nicht: 
Denn ed bat einer einen guten Compan, der ihm hilft 
tragen, wie man fpriht: Mit einem gutem Compan 
iſt gut fingen. Ihr zween könnten leichtlich eine: Laft 
tragen, nbglei der eine wiht wohl trägt, Dad ſeh 


nn, — 283 — — 


on dem Evangelio gnug, wollen nun die Hiſtorie ſe⸗ 
„Ben des heutigen Feſtes, wie Matthias iſt zum Apoſtel⸗ 
amt ermwählet worden, Lucas befchreibet fie in den Ges 
chichten der Apofteln K. 1. und ſpricht V. 15 — 26. alfo: 
ikoris von der Erwählung Matthiä, des. 
Apoſtels. u 

„In den Tagen trat Petrus auf, mitten unter die 
Junger, und ſprach: (ed war aber die Schaar der Na⸗ 
men zu Hauf bei hundert und zwanzig:) Ihr Männer 
und Brüder, es mußte die Schrift erfüllet werden, welche 
zuvor gefaget hat der. heilige Geift durd den Mund 
David, von Juda, der ein Borgänger war, dever, Die 
Jeſum fiengen; denn er war mit und gezählet, und hatte 
überfommen den Anfall diefed Amts. Diefer hat zwar 
befeffen den Adfer um den Lohn der Ungerechtigkeit, und 
bat ſich erbenfet, und ift mitten entzwei geborftet, und 
bat fein Eingeweide ausgefchüttet; und es ift fund wor⸗ 
den allen, die zu Serujalem wohnen; a.fo, Daß derjels 
bige Adler genennet wird auf ihre Sprache, Akeldama, 
das iſt, ein Blutader, - 

Denn es ſtehet gefchsteben im Pſalmbuch: Ihre 
Behaufungen müſſen wüfte ‚werden, und fey niemand, 
der Drinnen wohne, und fein Bißthum empfahe ein an⸗ 
derer. So muß nun unter den Männern, die mit und 
serfammlet gewefen find, die ganze Zeit, welde Jeſus 
unter und ift aus und eingangen, anfänglich von der 
Zaufe Johannis, bis auf den Tag, da er von und ge: 
nommen tft, ein Zeuge feiner Auferftehung werden mit 
und, einer aus diefen. | “ 

Und fie ftelleten zween, Joſeph, genannt Barſa⸗ 
bad, mit dem Zunamen Zuft, und Matthiam, beteten 
und fprahen: Herr, aller Herzen Kiündiger, zeige an, 
welchen du ermwählet haft unter diefen zween, daß ei- 
ner empfahe den Anfall diefes Dienfted und Apoftelamts, 
davon Judas abgetreten tft, daß er hingienge an feinem 
Drt. Und fie gaben das Loos über fie, und das Loos 
fiel auf Matthiam, und er ward gugeordneh zu dem eilf 
Apoſteln.“ | 


msn  " 
⸗ 


#1 


u — 


Am Tage der Verkündigung Marid. 
Luc. am 1. v. 26 — 38. 


Diet ift ein fröhlich und keblih Evangelium, in 
welchem uns abermal der Glaube wird vorgehalten, wie 
in allen andern Evangelien: denn mir werden horen, 
wie Maria die Jungfrau einen ſolchen hohen Glauben 

hat, desgleichen wir nicht viel in der Schrift gefunden 
‘ haben; Dadurd) wir audh zum Glauben follen gereigef 
werden. Denn dieß Evangelium balt uns vor eine 4 
Lehre und Vermahnung. Und allhier werden wir ſehen, 
wie. ein groß Ding ed iſt um den Glauben, was feine 
Katur und Art ift, wie er auf fein Ding bauet noch 
fi) verläffet , denn anf das bloße Wort Gottes. Web 
ches wir alfo befinden werden, ſo wir die Umftände 
diefer Hiftorie recht 'anfehen. 

Zum erften höret bier Maria, und wird ihr vom 
Engel verfündiget, fie folle ein Kind gebären und Muts 
ter werden. Das war nun nihf ein groß Ding: dent 
das mag auch leihtlihh von .einer andern Jungfrauen, 
wo fie einem Manne vertrauet wird, geglaubet werden. 
Aber da laßt uns aufjehen, dag dieſe Jungfrau bier 
ſelbſt fpriht, und auf die Botfhaft des Engels alfo 
antwortet: Wie fol das zugehen? fintemal ich von Fels 
nem Manne weiß. Verwundert fih alfo fetbft, über 
dem, da8 ihr verfündiget ward, namlich, daß fie follte 
eine Mirtter werden, fb fie Doh von feinen Manrte 
weiß; noch glaubt fie der Worten des Engeld. Dad 
ift cin hoher, trefflier Glaube, Mutter werden und 
Jungfrau unverrüct bleiben, das übertrifft wahrlid, 
Sinn, Gedanken, dazu alle menfchliche Vernunft und 
Erfahrung. Allhier hat Marie Fein Erempel in aller 
Ereatur auf Erden, Daran fie. fi halten und ftärfen 
könnte, ja, fie find alle wider ihren Glauben; denn ste 
ift alleine Da, Die wider aller Menfhen Vernunft, Einn 
und Gedanken, ohne eines Mannes Zuthun, fol ges 
bären und Mutter werden. Meiner ihr nicht, daß ihr 
folder Puff des Glaubens ſey zu Herzen" gangen? 
Denn fie it ja auch Fleifh uud Blut gewefen, wie uns 

fer einer. Darum bat. fie let. würen. Isen fahren. 






such ſich ſelbſt, und allein hangen an dem Work, weis 
hes ihr der Engel von Gott verfündigte. 

Zum andern, ift allhier die Größe diefer Botſchaft, 
welche auch ihren Glauben hat angefochten: denn ihr 
ward verfündiget, fie follte-den Allerhöchſten und Got⸗ 
tes Sohn empfahen und -gebären, deß Reich fein Ende 
wäre. - Wie reimete fit) dad mit ihr? Sie war ein 
armes, geringes Mägdlein, vielleicht von dreizchen, viers 
gehen oder funfzehen Jahren; denn ed ift zu glauben, 
daß fie nicht ift groß angeſehen geweſen zu Nazareth, 
wie fie felbft von ihr fagt in ihrem Magnificat: „Er 
bat die Wiedrigfeit feiner Magd angefehen.“ Luc. 1, 48. 
ondern ihre Eltern find. eines niedrigen Wefend und 

andes gemefen , gemeine, einfältige Leute, ja, wer 
weis, ob ihr Vater und Mutter die Zeit gelebet haben? . 
Es ftehet wohl darauf, daß fie eine Waije fen gewefen, 
und ift nichts ald etliche fagen, dag Joachim und Anna, 
ihre Eltern, find reich gewefen, und haben ihre Güter 
in drei Theile getheilet,, in die Kirchen ein Theil, das 
andere den Armen, und das dritte Maria gelaffen, 
ed ift erlogen Ding; wie denn wohl. mehr Dinges ohne 
Schrift und Grund geredet wird. 

Wie ed nun Maria mit ihrem Glauben gangen ift, 
alfo gefchiebet ed und auch allen, daß wir glauben müfs 
fen, das da ift, wider unfer Vernehmen, Gedanfen, 
Erfahrung und Erempel. Denn dieß ift des Glaubens - 
Eigenfchaft und Natur, dag er nichts neben ihn leiden 
mag, darauf fih der Menfh fteure oder begebe, ohne 
das bloße Gottes Wort oder göttlihe Jufagung. Meis 
net ihr nidt, daß und der Teufel, fonderlid im Ster⸗ 
ben und Todesnöthen, werde vorhalten und ſprechen: 
Siehe, wit die ganze Welt von Gott verlaffen tft," 
und ihrer ‚gar wentg erhalten werden ; meineft du, er 
werde mit dir etwas fonderlihed vor allen andern ans 
fahen, und dich alfo ohne allen Verdienft felig machen? 
und was er nun wird für Worte gebrauchen, wie er es 
denn aufs fihredlichfte vorgeben kann. Alfo möchte Marta 
bier auch gedacht, und aus der Bernunft mit ihr felbft 
difputivt haben: Was will mit dir neues angefangen 
werden? Bean fie ber Vernunft gefolget hatte, wahre 









fie wohl ſchwer dazu geweſen; denn fie hatte niqht dangtsis 
fleine Bewegung Dazu, Dieweil ihr Die ganze. Natur mb ya \’ 
Creatur widerftund, Was thut fie aber? Sie glaubt. 
thut die Augen zu, obwohl Die Vernunft und alle Erw: 
turen dawider find, das Herz hänget allein am Berk. 
Darum kehret der Teufel allen Fleiß an, m 
bringet vor die natürlichen Dinge und Geſchichte, de 
wider das Wort des Glaubens find, auf daß er dem 
Menſchen dad Wort entführe, und er anfahe zu zappeln; 
fo hat der Teufel ſchon gewonnen. Wer mit dem 
Blauben ftreitet, dem werden fobald vorfallen Die Dinge, Yı 
fo dem Wort zuwider find; aber der Glaube läßt fahr fi 
ren alle Creaturen und fihtbare Dinge -in der Welt, }; 
auch ſich felbft, und hanget an Gotted Wort. Ja, alfb Yı 
muß es zugehen, lieber Gefell, der Glaube fußet nir⸗ 
gend auf, fappet nicht nach etwa, Daß er gemiß fen, I 
fo wird er auch behalten. Das meinet auch Chriftus im 
Sohanne 8, 51. da er alfo fpriht: „Wahrlich, wahr 
Ich ich fage euch, fo jemand mein Wort wird halten, 
der wird den Tod nicht ſehen ewiglich;“ das ift, wer 
da feit an meinem Zufagen banget mit dem Glauben, 
der wird nicht fterben. Denn der Herr faget hier 
niht von der Haltung der Gebote Gottes, wie eb 
Die Sophiften deuten, fondern von dem Wort des Glau⸗ 
bens und Evangelii. Denn im Tode wirft ‘dur wor die 
fehen die Hölle, den Teufel, die Sünde, deine eigene 
Katur; da mwollteft du den gerne länger bier bleiben, 
und, entfeßeft dich vor ſolchem Geſicht. Bleibeſt du nun 
in diefem Anfchauen, fo mußt du verberien; hangeſt 
dir aber im Wort Gotted und thuft die Augen zu, | | 
wirft du behalten. Wie fommt das? Alfo kommt's: 
Das Wort Gottes ift lebendig, welches der Tod nit 
verfchlingen mag; 'wo nun dad Wort bleibet, da‘ bleis 
beft du auch. Ä 
Darum iſt's wahrlih ein großer Glaube. geweſen 
in dem jungen Möägdlein Maria, dag es alle fichtbars 
liche, widerftreitende Dinge überwunden hat, und allein 
an dem Wort ded Engeld gehangen. Auch läßt ſie ſich 
das nicht bewegen, wie gefagt, daß ihr fo große Dinge 
verfiindiget werden , daB fie (WU Gatied - Eau und ei⸗ 


— DUT — 

n Konig empfahen und gebaͤren; da hätte ſie auch wohl 
Igen ſagen: Wer bin ich armes Würmlein, daß id) 
en ſolchen König fol gebären; und follte alfo daran 
jweifelt haben: aber fie ſchleußt die Augen zu, vers 
met Gott, daß derfelbe mächtig fey, diefe Dinge alles 
amt zu vollbringen , obwohl Vernunft und alle Ereas 
en dawider find. Diemweil fle num glaubet, fü ges 
iehet ihr auch alſo, wie der Engel gefagt hat. 

Alſo gefhiehet und nun auch, und fonderlid, ins 
terben wird’8 uns alfo gehen, da wird und unfere Natur 
d der Teufel vorlegen die Größe der überfihwengli- 
na Güter Gottes, damit er und überflüffig begnadet 
d überfchüttet bat, fo reichlich, daß fie fein menſch⸗ 
y Herz begreifen oder ermefien kann, viel weniger 
m. fie jemand mit Worten erlongen. Denn es ift 
e ein unausſprechlich Ding, Daß der, fo in Chriftum 
mbet, ein Herr fey ded Todes, der Sünde, des Teu⸗ 
8. und der Hölle, dazu auch ein Miterbe Chrifti. 
seuber muß ſich denn ein Menſch entfegen, und alfo 
denken: du bift ein armer und elender Menfch, wer - 
t dur, Daß du ewiglich im Himmel leben folleft, (du 
E gar ungefchidt dazu), folhe große Güter zu em⸗ 
ıben? da muß dad Herz fehlottern: Denn es fft gu 
ge, und die Güter find zu groß, es fann fie nicht 
jreifen. Darum muß man ‚bier weile feyn, und fi 
8 nicht befümmern laffen, nicht fehen auf unfere Würs 
jfeit und Unmürdigfeit „ fondern auf dad Wort und 
fage Gottes, daß ed nicht unfere Kräfte thun; fon= 
en ed ift Gottes MWohlgefallen, der und foldhes läßt 
rfündigen und zufagen. 

Alfo tröftet Chriftus im Luca 12, 32. feine Süns 
r, da er fpriht: „Fürchte Dich nicht, du kleine Heerde, 
nn es ift eures Vaters Wohlgefallen, euch das Reich 

geben.“ Als wollte er fprehen: Ihr hebt es nicht 
rdienet, ja, ihr habt die Hölle verdienet: fondern 
8 euch gefchiehet, das ift lauter Gnade, aus Wohl: 
fallen des Vaters euch verfprohen; darum glaubet es 
r, fo habt ihr’8 gewiß. Es ift ja ein Groded, oh 
r Kinder Gottes find und Chriſti Brüder, DoR wie 
valt.baben und Herren find über Tod, Ehwir, Trus 


— 288 — 


fel und Hölle: aber folhe Gewalt haben nigt af Ne⸗ 
fhen, fondern allein die da glauben. Denn umttt de 
glaubet, daß Gott unfer. Bater iſt, und. wir feirse fi 
der, der mag fih vor ‚niemand fürdten: den 

ift fein Beſchützer, in welches Gewalt alle Dinge 

und aller Menfchen Herzen in feiner Hand. Laß 

wer will mir etwas fihaden, fo ich das glaube, M 
folhe Zuverſicht zu Gott babe? Ja, einen fi 
Glauben muß id) bei mir im Herzen haben und fuplen: 
denn er will nicht allein auf’der Zunge fchweben , ned 
in den Obren kleben; fondern er gehet zu Grunde ii 
Herzens. 

Die. haben aber den Glauben nicht, vie fo ge 
find, fharren und fragen die Güter diefer Welt zur fd, 
auch mit der "andern Schaden: denn fo fle den Glaube‘ 
hätten, würden fie Gott wohl fo viel vertrauen, def 
er fie zeitlich hier ernähren würde. Diemeil fie ihm nm | 
nit trauen im zeitlihen Gütern, Dadurch ‚fie hier af“. 
Erden erhalten werden; wie wollen ſie ihm traum, 
daß fie ewiglich ernähret und erhalten werden? Dieſe 
Speife bier ift zeitlich und vergänglih; die «ber die 
Seele ‚hat, tft ewiglih: und ohne diefelbige Speife kam 
auch die Seele nicht leben; gleichwie der Leib ohne die 
Teibliche Speife nicht leben fann. Darum, wo der Gede 
die geiftlihe Speife entzogen wird, fo tft fie ſchon todt, 
und bat fein Leben in ihr, welches ihr allein dark: 
Ehriftum wird gegeben, wie er felbft im Johanne 11,3. 
26. faget: „Ich bin die Auferftehung und das Leben, 
wer an mid glaubet, der wird leben, ob ‚er gleih 
ftürbe; und wer da lebet und glaubet an mich, ber 
wird nimmermehr fterben.“ 

Alſo gehet's auch zu mit unfern Feinden. Wen 
ih Gott vertraue, daß er allmädhtig ift, und alle Dinge 
in feiner Gewalt babe; fo fürchte ich mic) vor meinen 
Feinden nicht: denn Bott hat meined Feindes Herz und 
Gedanfen fo wohl in feiner Hand ald meines; denn er 
ift ein Herr des Todes und des Lebens, geſchweige denn 
der Menfchen. Das meinet Salomon in den Sprüchen 
15, 11. da er alfo faget: „Hölle und Verderbniß iſt 
vor dem Herrn, wie wielmehe des Weoſchen Ders“ 


/ — 289 — 


TU denn Ton und Leben in feiner Hand ſchwebet, 
st mir thun ohne feinem Willen? Will er mich 
laſſen tödten, wohlan, er kann mich wohl wieder 
lebendig machen. Solches alles haben wir durch 
tum, wenn wir an ihn glauben. . Darum müffen 
das Wort des Engels- hier eben wahrnehmen, da: 
richt: Chriftus werde ein Reich haben, und. ewige 
regieren; denn fe größer wir diefen König. machen 
ien, je mehr unfer Glaube geftärfet wird, fo wir 
ben, daß er fo mächtig if, wie der Engel bon ibm 
t. Glauben wir ſolches, fo -hat e8 mit und Feine 
h, wir werden und nicht fürdhten, weder vor Tod 
vor Hölle, geſchweige denn vor einem Menfchen, 
Einen folhen Glauben hatten die drei Knaben im 
il 8. 3, 21. da fie ſich hießen binden , und in eis 
glühenden Backofen werfen: denn fie hatten die Zus 
ht zw Gott, er könnte fle auch mitten- aus dem: 
r erretten; es gefhab auch. Das meinet auch Pf. 
4. da er fpriht: „Ob id fhon wandere im finftern 
‚ fürchte ich fein Unglüd, denn du bift bei mir, 
Stecken und Stab tröften mid.“ Und Pſ. 3, 7 
get David alfo: „Ich fürchte mich nicht vor hun⸗ 
taufend Volks, die fih umher wider mich legen.“ 
jaget Urſach: „Auf Herr, und hilfmir mein Oott, denn 
Hägeft alle meine Feinde auf den Baden, und gerbrichft 
zottloſen Zahne.““ Und St. Paulus fpricht zun Römern 
„8: „Mnfer feiner.lebt ihm felber, unfer Feiner ftirbt ihm 
; leben wir, fo leben wir dem Herrn ; fterben wir, fo 
n wir dem Herren: Darum, wir leben oder fterben, 
id wir des Herrn.“ Thut mir num jemand etwas, , 
ut er mir’d nicht‘, fondern meinem Deren. Nun, 
tröftlihe Zuverſicht kann niemand haben, er habe 
einen ftarfen Slauben, welcher allein auf Gott 
fein Wort gerichtet iſt. Das menfhlihe Herz kann 
folhe hohe Güter ermeffen, ja es entſetzt fid) da⸗ 
wo nicht der Glaube ift. 
Derohalben ift uns in diefem Evangelio ein Exem⸗ 
ines großen Glaubens vorgeftelet, damit wir zu 
en ermahnet und, gereizet werden, und alfo immer 
Blauben zunehmen und geftärfet werden. Met 
ws Merle 15. Bb. . 19 


- N 


# E | m 200 ——— 


ihr, da: Marla keinen Puff in ihrem Herzen 

„bet? Sollte fie alsbald frei und friſch die hohen Dinge 
| geglaubet haben? Rein, fle bat wahrlich einen Steh 
des Unglaubend in ihre gefühlet; fonft hätte fie, nidk 
gefraget und gefprochen: „Wie foll- das zugehen? 'finten F 
mal ich von feinem Manne weiß.“ Darum bendelt:auk: f 

der Engel fein gelinde mit ihr, redet freundlich mad 
ftärfet: fie, und fpridt: | Ä | 
„Der heilige Geiſt wird. über dich kommen, und die 
Kraft des Höchften wird Dich überfchatten; Darm: 

auch das Heilige, das von Dir geboren: wird, wird 
Gottes Sohn genennet werden.“ - | 

Als wollte er fprechen: Es tft nicht Menfchenwerl,. 
davon ich mit Dir rede, Gott wird in Dir wirfen aber 
natürlich fein Werk, welches weder du noch ich verfier FE 
ben fünnen; darum glaube meinen Worten, und that 
Gott die Ehre: was dich unmöglich dunkt, ift bei. Gott 
alle möglih. Tröftet und ſtaͤrket fie weiter auch durch 
ein Exempel, und ſpricht: 0 
„Und fiehe, Eliſabeth, deine Gefreundte, gehet auch 

ſchwanger mit einem Sohn. in ihrem Alter, und gehet 

jetzt im fechften Mond, die im Gefchrei iſt, daß fit. 
unfruchtbar fey: denn bei Gott ift fein Ding uw 
möglich,“ 

Mit dieſem Erempel will der Engel anzeigen, daß 
auch unmdglihe Dinge vor der Natur, möglich bei 
Gott find. Denn Elifabeth,, fpricht er, wiewohl fie alt 
und unfruchtbar war, und in ein Gefchrei fommen, daf 
man fie hieße die Unfruchtbare, doch empfieng ſie von 
Zacharia, ihrem Manne, und zeugete noch ein Kind. 
Darum laß Dich. dieß Erempel bewegen, und glaube 
meinen Worten; es wird. dir gewiß gefcheben, wie id 
dir verfündiget: habe, 

Diefe Worte, da der Engel fpridt: Bet Gott iſt 
fein Ding unmöglich, ſollen uns auch tröften, wenn wir ' 
im Glauben wanfen und zappeln; ‚wie denn. Ehriftus 
auch faget im Marco 9, 23: „Alte Dinge find möglich 
Dem, der da glaubet.“ Denn Chxkod weis wohl, daß 

mir die überſchwenglichen Reidtyüraer \eurr Sur 
nicht begreifen fünnen; Denn W wberteeien ur 





— at — 


Zinn und Gedanken; darum reizet er uns ur um 

Slauben, welhem nichts zu ſchwer if. Alſo haben 

sir die Hauptſtücke dieſes Evangelii ſchlecht überhin,'. 
araus wir denn lernen, mie ein rechter, richtiger Glaube 

enaturt iſt, und was feine Art’ fen, Daß er an feinem 

uperlichen. Dinge, an feinem Werke, wie ed genannt 

ſt/ ſondern allein an Gottes Wort Flebet und Banget. 

Run wollen wir auch ein wenig Die geiftliche Deutung 
‚der heimliche usleguns beſehen, fo ferne wir Zeit 

jenug übrig baben. 

Heimlide Deutung. 

Zum erften werden wir erinnert, wie ein rechter 
Brediger ſoll gefchicdt feyn, wo er anderd das Wort 
Gottes. will fruchtbarlicy predigen, in Dem, daß Lucas 
Ihreibet, der Engel fey von Gott gefandt. Damit wird 
erftlich angezeiget, daß ein Prediger foll von Oott ges 
fandt feyn, und nicht fein, fondern Gottes. Wort pres 
digen; dag er nicht ein Here, fondern ein Bote und 
ein Diener ded Wottd ſey. Denn Angelus iſt ein 
griehifch Wort, und beißt auf Deutſch ein Bote, ımd 
ein folder Bote, der. die Botſchaft im Munde, nicht 
in Briefen, fondern tm Wort trägt. Alfo fpricht Pau⸗ 
lus 1. Kor. 4, 1: „Dafür halte und jedermann, namlich 
für Chriſti Diener und Haushalter über Gottes Ges 
heimniß.““ Alſo lefen wir Luc. 9, 52. daß der Herr, 
da er gen Jeruſalem reifete, vor ihm bin habe Boten 
gefandt m einen Markt der Samariter, die ihm Herz - 
berge beftelleten; da hat der lateinische und griechifche 
Text, Engel: das find gewiß nicht Engel, fondern feine 
Sünger gewefen; darum ich's Boten, und nicht Engel 
verdeutfchet habe, 

Hieraus follen wir nun lernen, daß niemand pres 
digen foll, er. ſey denn won Gott dazu gefandt, das ift, 
er babe denn ein gewiß Zeichen von Gott, oder fey 
durch ordentliche Gewalt dazu berufen, daB er ſich gegen 
den falfchen Apofteln mag ruhmen, Die der Feines ha⸗ 
ben. Und das iſt e8, daß Gt. Paulus fich feines 
Apoſtelamts fo bodh und oft, zwar in len — 
rũbmet, wenn er ſpricht Roͤm. I, 1: „Bald, Anett 
deſu Eon, ein berufener aipeftel, obgeſonden TU 


N 





— 208 — 


fel und Hölle: aber folhe Gewalt haben nicht alle Mew fx 
fihen, fondern allein die da glauben. Denn wer be 
glaubet, daß Bott unfer. Bater ift, und. wir feine Kin R: 
der, der mag fi vor .niemand fürdten: ‚Denn Gott 
it fein Beſchützer, in welches Gewalt alle Dinge fin, F 
und aller Menfhen Herzen in feiner Hand. Laß fehen, 
wer will mir etwas fihaden, fo ich das glaube, und F 
ſolche Zuverſrht zu Gett habe? Ga, einen folder |: 
Glauben muß ich beit mir im Herzen haben und fühlen: F: 
denn er will nicht allein auf’der Zunge ſchweben, nad 
in den Ohren ?leben; fondern er gehet zu Grunde bei 
Herzend. W 

Die. haben aber den Glauben nicht, die fo geizis 
find, fharren und fragen die Güter diefer Welt zur fi, 
auch mit der andern Schaden: denn fo ſie den Glauben 
hätten‘, würden fie Gott wohl fo viel vertrauen, daß 
er fie zeitlich) Hier ernähren würde. Diemeil fie ihm mm 
mit trauen in zeitlihen Gütern, dadurch ‚fie bier anf 
Erden erhalten werden; wie wollen fie ihm trauen, 
dag fie ewiglic ernähret und erhalten werden? Diele 
Speife bier ift zeitlich und vergänglih; die aber di 
Seele hat, iſt ewiglich: und ohne diefelbige Speife kann 
auch die Seele nicht leben; gleichwie der Leib ohne die 
Teiblihe Speife nicht leben fann. Darum, wo der Seele 
die geiftliche Speife entzogen wird, fo tft fie ſchon todt, 
und bat fein Leben in ihr, welches ihr allein durch 
Ehriftum wird gegeben, wie er felbft im Johanne 11, 25. 
26. faget: „Ich bin die Auferftehung und das Leben, 
wer an mid glaubet, der wird leben, ob ‚er glei 
ftürbe; und wer da lebet und glaubet an mich, ber 
wird nimmermehr fterben.“ 

- Alfo gehet's auch zw mit unfern Feinden. Wenn 
ich Gott wertrane, Daß er allmächtig ift, und alle Dinge 
in feiner Gewalt babe; fo fürchte ich mich vor meinen 
Feinden nicht: denn Bott hat meines Feindes Herz und 
Gedanken fo wohl in feiner Hand ald meines; denn er 
ift ein Herr des Todes und Des Lebens, gefchweige benn 
der Menden. Das meinet Salomon in den Sprüchen 
15, 11. da er alfo faget: „Hölle und Verderbniß tft 
vor dem Herrn, wie vielmehr des Mengen Geryt‘ 


— 289 — 


Dieweil denn Tod und Leben in feiner Hand ſchwebet, 
wer will mir thun ohne feinem Willen? Will er mid 
aber laſſen tödten, wohlan, er kann mich wohl wieder 
rum lebendig machen. Solches alles haben wir durch 
Ehriftum, wenn wir an ihn glauben. . Darum müſſen 
wir Das Work des Engels hier eben wahrnehmen , de: 
er fpriht: Chriftus werde ein Neid) haben, und ewige 
lich regieren: denn fe größer wir diefen König. machen 
können, je mehr unfer Glaube geftärfet wird, fo wir 
glauben, daß er fo mächtig ift, wie der Engel bon ihm 
faget: Glauben: mir folhes, fo hat e8 mit und Feine 
Noth, wir werden uns nicht fürchten, weder vor Tod 
nmoch vor Hölle, gefchweige denn vor einem Menfchen. 
Einen folhen Glauben hatten die drei Anaben im 
Daniel 8. 3, 21. da fie ſich ließen binden, und in eis 
nen glühenden Backofen werfen: denn fie hatten die Zus 
verfiht zu Gott, er Fünnte fie auch mitten aus Dem 
Teuer erretten; ed gefhah auch. Das meinet auch Pf. 
23, 4. da er fpriht: „Ob id ſchon wandere im finftern 
Thal, fürchte ich Fein Unglück, denn du bift hei mir, 
dein Steden und Stab tröften mih.“ Und Pf. 3, 7. 
8. faget David alſo: „Ich fürchte mich nicht vor hun⸗ 
dert taufend Volks, die ſich umher wider mich legen.“ 
Und faget Urſach: „Auf Herr, und hilf mir mein Gott, denn 
du fchlägeft alle meine Feinde auf den Barden, und zerbrichft 
der Gottloſen Zähne.“ Und St. Paulus foricht zun Römern 
14, 7.87 „Unſer feiner.lebt ihm felber, unjer feiner fticbt ihm 
felber ; leben wir, fo leben wir dem Herrn ; fterben wir, fo 
fierben wir dem Herrn: Darum, wir leben oder fterben, 
fo find wir des Herrn.“ Thut mir nun jemand etwas, 
fo thut er mir’d nicht, fondern meinem Deren. un, 
folche tröftliche Zuveriicht kann niemand huben, er habe 
denn einen ftarfen Glauben, welder allein auf Gott 
und fein Wort gerichtet iſt. Das menfhlihe Herz Tanır 
nicht foldhe hohe Güter ermeffen, ja es entſetzt ſich das 
vor, wo nicht der Glaube ift. 
Derohalben ift uns in diefem Evangelio ein Exem⸗ 
pel eines großen Glaubens vorgeftellet, damit wir zu 
glauben ermahnet und, gereizet werden, und alfo immer 
im Glauben zunehmen und geftärtet werden. Men 
£utpers Werle 15. Bb. 19 


. * —F 


ur 200 


ir, dat Marla feinen Puff in ihrem Herzen erlitue 
„bat? Sollte fie alsbald frei und friſch Die hohen Dinge 
 geglauibet haben? Nein, fie bat wahrlich einen Steh 
des’ Unglaubend im ihr gefühlet; fonft hatte fie nidk 
" gefraget und gefprodhen: „Wie foll- das zugehen?’ finter 
mal ih von feinem Manne weiß.“ Darum handelt au 
der Engel fein gelinde mit ihr, redet freundlich mad 
ftärfet fie, und fpridt: 
„Der heilige- @eift wird über dich kommen, und- die 
Kraft des Höchſten wird dich überſchatten; darum 
auch das Heilige, das von dir geboren wird, wird 
Gottes Sohn genennet werden.“ 
Als wollte er ſprechen: Es iſt nicht Menſchenwerk, 
davon ich mit dir rede, Gott wird in dir wirken über⸗ 


natürlich ſein Werk, welches weder du noch ich verſte⸗ 


ben konnen; darum glaube meinen Worten, und thme 


Gott die Ehre: was dich unmöglich dunkt, ift bei Gott 


alles möglih. Tröflet und ſtaͤrket fie weiter auch durch 


ein Erempel, und perst: 

„Und ſiehe, Eliſa 
ſchwanger mit einem Sohn in ihrem Alter, und gehet 
jetzt im ſechſten Mond, die im Geſchrei iſt, daß ſie 
unfruchtbar ſey: denn bei Gott iſt Fein Ding um 
möglich,“ 

Mit dieſem Erempel will der Engel anzeigen, daß 
auch unmdglihe Dinge vor der Natur, möglich bei 
Gott find. Denn Elifabeth , ſpricht er, wiewohl ſie alt 
und unfruchtbar war, und in ein Geſchrei kommen, daß 
man fie hieße die Unfruchtbare, Doc empfieng ſie von 
Zacharia, ihrem Manne, und zeugete noch ein Kind. 
Darım laß Dich- dieß Erempel bewegen, und glanbe 
meinen Worten; ed wird. dir gewiß gefcheben,, wie id 
dir verfündiget habe. 

Diefe Worte, da der Engel ſpricht: Bet Gott iſt 
fein Ding unmöglich, ſollen uns auch tröſten, wenn wir 
im Glauben wanfen und zappeln; -wie denn. Ehriftuß 
auch faget im Marco 9, 23: „Alle Dinge find möglich 
dem, der da glaubet.“ Denn Ehriftus werk wohl, daß 
wir die überjhmenglihen Neichthümer ſeiner Gnaden 
nicht begreifen können; denn W vbwtefen «U unter 


deine Gefreundte, gebet auch 


— 


— 201 — 


Zinn und Gedanfen; darum reiget & und aur zum 
Slauben, welchem nichts zu ſchwer if. Alfo haben 
vier die Hauptftüde — Evangelii ſchlecht überhin, 
raus wir denn lernen, wie ein rechter, richtiger Glaube 
jenaturt iſt, nnd was feine Art fen, Daß er an feinem’ 
iußerlichen Dinge, an feinem Werfe, wie ed genannt 
R, fondera allein an Gottes Wort Flebet und hanget. 
Run wollen wir auch ein wenig die geiftliche Deutung 
oder heimliche uslegung beſehen, fo ferne wir Zeit 
genug übrig. baben. 
Heimlihe Deutung. 

erften werden wir erinnert, wie ein rechter 
Prediger foll geſchickt ſeyn, wo er ander8 das Wort 
Gottes, will frinhtbarlidy predigen, in dem, daß Lucas 
fhreibet, der Engel fey von Bott gefandt. Damit wird 
erſtlich angezeiget, daß ein Prediger foll von Oott ges 
fandt ſeyn, und nicht fein, fondern Gottes. Wort pres 
digen ; dag er nicht ein Here, fondern ein Bote und 
ein Diener ded Worts ſey. Denn Angelus ift ein ' 
griechiſch Wort, und heißt auf Deutſch ein Bote, und 
ein ſolcher Bote, der. die Botſchaft im Munde, nicht 
in Briefen, fondern tm Wort trägt. Alfo fpriht Pau⸗ 
lus 1. Kor. 4, 1: „Dafür halte und jedermann, nämlich 
für Chriſti Diener und Hausbalter über Gotted Ges 
heimniß.““ Alſo lefen wir Luc. 9, 52. daß der Herr, 
da er gen Jeruſalem reifete, vor ihm bin babe Boten 
geſandt in einen Markt der Samariter, die ihm Her⸗ 
berge beitelleten; da bat der lateinifche und griechifche 
Tert, Engel: das find gewiß nicht Engel, fondern feine 
Jünger gewefen; Darum ich's Boten, und nicht Engel 
verdeutfchet habe, 

Hieraus follen wir nun lernen, daß niemand pres 
digen fol, er. fey denn non Gott dazu gefandt, das tft, 
er habe denn ein gewiß Zeichen von Gott, oder fey 
durch ordentliche Gcwalt dazu berufen, daß er fidy gegen 
den falfhen Apofteln mag rühmen, die der Feines ha= 
ben. Und das ift es, daß Gt. Paulus fich feines 
Apoſtelamts fo hoch und oft, zwar in ollen Ertrein 
rubmet, wenn er ſpricht Röm. 1,1: „Yaulud, in Kurt 
deſu eur, ein berufener eat, abgeirudert a8 


N 
* 


Evangelium Gottes ıc.“ Wenn ein weltweifer Mam 1: 
Darüber kommt, und wil’3 nach der Vernunft richten, 1. 
der ſoll wohl ſprechen Paulus fey ein hochmüthiger Menſch, 1 
der fih mir rühme; fo er doch in feinem Ruhm micdte 
anders ſucht, denn, daß er fein Wort bezeuge, daß ed 
Gottes Wort fey, wider die falfchen Apoſtel, derer gu 
feiner Zeit viel waren, welche fi ihrer Berufung ni 
rühmen fonnten,- nody bewähren, daß fie ungezweifelt | 
Gottes Wort hätten. . 4 

Darnach heift er, der Engel Gabriel, das it fh 
viel, ald-Getthart oder Gotted Stärfe, der von Gott 
geftärfet und gehärtet it. Denn wenn ein Prediger | 
feine Etärfe und Kraft: wicht von Gott hat, fo wird er 
nicht lange des Predigens treiben, noch die Wahrheit 
beftändiglih verfündigen, fordern wird zurück treten, 
wenn De Verfolgung und der Tod bergebet. Er Tann 
nicht beiteben; denn er bat nicht einen Nachdruck, er 
beißt nicht Gabriel oder Gotthart, Das it, er tft nicht 
von Gott geftärft. Darum müſſen alle Prediger Gabreel 
beißen, das ift, fie müfjen Gottes Gtärfe bei ſich bar 
ben und fühlen: alsdenn werten fie Gottes Wort 
fruchtbarlich und beftäntiglid, verfindigen; denn da muß 
gewiglih Frucht nachfolgen. Wo aber cin Prediger 
ſolche Etärfe von Gott nit fühlet, der ſchweige nur 
Hill, er wird wenig, ja gar nichts ausrichten. Gottes 
ort ift nicht fo ein gering Ding, daß es mit Furcht 
und Zittern hereingehe. Es legen ſich dawider Teufel, 
Wet, und alles, was in der Welt nur hoch, groß und 
beilig iſt; derohalben muß auch eine große Etärfe var 
banden feyn, die dawider fechte. Welches wahrlich nicht 
menſchliche Stärke thbun kann, Gottes Kraft und Madt 
muß ed thun, Da wird fonft nichts aus. 

Das ſey von dem Wort Gabriel gefagt, Reiter 
folget, dag dieſer Engel Gabriel gefandt fey in , die 
Stadt Nazareth zu Maria der Jungfrauen, die da ver 
trauet war einem Manne, mit Namen Joſeph. : Marin, 
. oder Mirjam, iſt ein hebräifcher Name, und heint bei 
den Hebräern alfe viel, als bei uns ein Tröpflein 
Waſſers, daB an einem Eimer oder Krug bebangen 
bleibt, welches Troͤpflein keine Wergleihung haty wenn 





— —* 


— 895 — — 


38 gu dem Meer ober gegen ehiem großen Waſſer wird” 
gerechnet. Hierbei ift Bedeutet dad judifche Volf, zu 
welchem Gottes Wort, das heilige Evangelium, gefandt 
war; aber nur dad geringfie Häuflein, welches bier 
Maria bedeutet, nimmt es am und glaubt ed; Denn, 
ansgenommen die Apoftel, fonft waren gar wenig Juden, 
bie das Evangelium annahmen. Was iſt zwei amd 
ſiebenzig Mann gegen fo ein groß, mächtig Volk ber 
Juden? | W | 

Run, daß dieſe Jungfrau Maria vertrauef war 
einem Manne, und bleibt doch Sungfrau, bedeutet, daß 
dad Evangelium nur geprediget wird denen, fo unter 
dem. Geſetz gedrädet und gemartert werden; denn unter 
dem Opfet ſeyn, in gleich ald unter dem Gehorfam des 
Mannes ſeyn. Weil der Dann febet, tft das Weib une 
ter dem Gehorſam des Mannes: alſo auch, weil das 
Geſetz da ift, fo Drücker ed und martert; flirbt aber der 
Maunn, ſo iſt Dad Weib frei, da wird dad Geſetz aufe 
gehoben, und kann nimmer drüden, treiben, fordern, 
marterı noch plagen. Das leget Sauct Paulus fein 
and, Da er Röm. 7, 1— 4. alja faget: „Wiffet ihr 
nicht, liebert Brüder, (denn ich rede mit denen, die das 
Geſetz wiffen), Daß das Geſetz herrfhet über Den Mens 
ſchen, fo lange er lebet? Denn ein Weib, das unter 
dem Deanne tft, dieweil der Mann leber, ift fie ver: 
bunden an das Geſetz; fo aber der Mann ftirbet, fo iſt 
fie 108 vom Gefeß, dad den Mann betrifft. Wo fie. 
nun bei einem andern Manne ift, weil der Mann lebet, 
wird fie eine Ehebrecherin geheißen; fo aber der Mann 
flirbet ,.ift fe frei vom Geſetz, daß jie nicht eine Che: 
brecherin ift; wo fte bei einem andern Manne it. Alſo 
auch ihre, meine Brüder, ſeyd getödtet dem Geſetz, durch 
den Leib Ehrifti, daß ihr bei einem andern jeyd, nämlich), 
bei dem, der von den Todten auferwedet iii, auf DaB 
wir Gott Frucht bringen.‘ 

Das Geſetz ift der Mann, und das Gewiffen iſt 
dag Weib. Run, das Weib foll einen Mann baden, 
und nicht. einen Mann haben; Das ıft, fie ſoll nuver⸗ 
rückt und Jungfrau bet ihm bleiben; das gehet alſo zu: 
Wir ſind unter dem Geſetz,y und doch nat wien em 


- 


Geſetz: das tft, wiewohl wir Ichen unter dem Gef, 
fo find wir doch dem Geſetz nicht unterworfen, fonbera * 
bleiben frei und unverrückt von ihm, wie hier Mark 
‚bet Sofepb Jungfrau bleibet. Das geſchiebet aber, wem 
ich unter dem Geſetz im Glauben lebe, "und wirle * ̃ 
Werke des Geſetzes frei und mit Luſt, nicht aus Zwang 
bes Gebots, oder, daß id vermeine durch die, Were * 
ſelig zu werden; ſondern ich hange allein im 
durch den habe ich genug, bin reich und ſelig; die Werft 
aber übe und thue ich, wenn auch fein Geſetz wir, 
mit luftigem, fröhlichen , willigem Herzen, alles, wad. 
nur dad Gefch von mir fordern kann; welches ich vors 
bin nicht thun konnte, da ih den Glauben nicht hatte, 
Aber darauf ſtehe ich nicht, verlaſſe mic auch nicht auf J 
Die Werke, fondern mein Leben ift allein aus dem Glauben. 

Alſo lebe ich mm unter dem Geſetz, und bin doch 
nicht unter dem Geſetz. denn die Werke thue ich nicht 
Darum, daß fie das Geſetz fordert: Nein; fondern bie’ 
frei von dem Geſetz durch den Glauben, welcher fih ax: 
fein Gefeg oder Werf läßt binden. Er iſt aber nidt 
müßig, fondern wirfet. allererft rechte grundgute Werle; It 
er bat aber feine Zuverſicht nicht auf die Werke geftelle, 
fondern allein auf*) Gotted Gnade. Alfo faget St. ſi 
Paulus zun Oalatern 2, 20: „Was ich lebe im Fleiſch, 
Daß lebe ich in Dem Glauben des Sohnes Gottes.“ A 
wollte er fügen: Die Werfe, die ih thue, dieweil ich 
tm Fleiſch lebe, find nicht mein Leben, darauf ich fiche 
‚oder baue; fondern Der Glaube ift Cmein Leben, das) 
mein Troit, Hoffnung und Zuverſicht; durch den alleine, 
und nicht durch meine Werke, welche ich im Fleiſch wirke; 
verhoffe ich ſelig zu werden. Darum ſaget er auch aus 
dem Propheten Habacuc 2, 4. zun Römern 1, 17: 
„Der Gerechte wird ſeines Glaubens leben.“ Und alſo 
erhält uns der Glaube in dem Geſetz ‚sein und .un: 
verrückt. 

Und auf daß ihr's beſſer verſtehen woͤget fo neh⸗ 

met ein Exempel und Gleichniß: Wenn ich dieſen heuti⸗ | 





gen Tag feire, als wäre er mir geboten, und im Dem, 


") C. ben Blauben. Atlo ıc,' ... 


205 — 

daß ich thn halte, meine, ich habe ein gut Werk ge 
than; halte ich ihn aber nicht feierlich, fo meine id, 
Eh ‘babe ihn gebrochen und daran gefündiget. "Wenn ic) 
‚fo gedenke, fo ift meine Jungfrauſchaft ſchon dahin, 

ben "Kranz ‚babe ich ſchon verloren; denn ih bin durch 

das Geſetz befleckt, und habe bei dem Manne gefchlafen: 

Aber, wern ich den Tag feire, und meine nicht, Daß ich 

in tem ein fonderlic gut Werf the, und wenn ich die 

Feier nachließe, dennoch nichts dadurch gebrochen hätte, 
und alfo nicht darauf falle, wenn ich's halte, ald hätte 
ich ein gut Werk gethan, dadurd ich wollte felig wer⸗ 

ben; fo bleibe ich rein und unbefledt von dem Manne: 

denn der richtige Glaube hält mic, in meiner Jungfrau⸗ 

ſchaft; der*) Mißbrauch aber, fo ich hielte, wenn ich 

nicht feirete, hätte ich eine Sinde gethan, macht mid) 

unrein. 

Da ſehet nun, was der richtige Glaube ſey, der 
da ſtracks auf kein Werk geſtellet iſt, ſondern allein auf 
die bloße unverdiente Barmherzigkeit Gottes; aber ſol⸗ 
chen Glauben haben wenig Leute. Darum beißt auch 
bier Maria ein Tröpflein Meers. Denn ald dad Meer 
Das Teopflein Waffers über alle Maaß : übertrifft; alfo 
find auch die rechten Chriften, die dieſen rechtſchaͤffenen 
Glauben haben zu dem andern ganzen Hanfen, wiewohl 
fie auch den Namen haben, in feiner Weiſe zu gleichen, 

Alfo habt ihr nun gehöret, wie das Geſetz der 
Mann ift, und das Gewiſſen dad Weib, Wenn das 
Gewiſſen am Geſetz hafget, fo, daß ed Sünde madıt, 
wo ed das Gefeh nicht halt, und thue ein gut Werf 
zur Geligfeit, wenn e8 das Geſetz haͤlt; ſo iſt die Jung⸗ 
fraufchaft fhon verloren. Denn das tft allein Die geift- 
lihe Sungfraufchaft, die fi) auf den Glauben in Ehri- 
ftum gründet, und das Geſetz frei, ungezwingen, mit 
Kiebe, Gott zu Gefallen thre. Wenn wir aber Das 
Geſetz oder Gebot Gottes halten nad Vermögen der 
Natur, dad iſt, ohn den Geiſt Gottes, fo wird lauter 
Heuchelei daraus, und ein Weib, das viel Kinder hat; 
denn wie ein: Weib Früchte hat von einem Manne; alfe 


*) C, Mißglaube aber 26, F 


1 — 


thut au) das Volk unter dem Geſetz, das matht od 
Früchte, Das tft, thut vieh Werke des Geſetzes. 
Das wird und nun auch angezeigt an den u: 
Weibern Elfana, im erften Theil Samuelis c. 1, 1.2: 
Die eine, Peninna, hatte viel Kinder; Die andere aber, 
* Hanna, hatte feine Kinder. Das find die zwei Völke 
des Geſetzes: eind thut viel Werke; aber ohne Glauben, # 
unluſtig und unwillig, und das find Die befledften Tener, 
Das andere thut. die Werfe des Geſetzes im Glauben,. 
frei, willig und Iuftig; das find reine Sungfrauem 
Alfo gehet’3 mit des Papfts Geboten auch zu, Wens 
ber Papft dieß oder jenes gebeut, und ich fage: Wohlen, 
ih will das Werf dem Papft zu: Gefallen thun, iſt mir 
doch night viel dran gelegen, ftehet Doch nicht meine Selig⸗ 
feit darinne, thue ich’8 Doch frei dahin, nicht als müßte 
ich's thun; da iſt die Braut noch rein und unverrüdk, 
Wenn id aber alfo gedenfe: Hälteſt du Des Papſts 
Gebot nicht, ſo thuſt du eine Todſünde; da wird die 
Braut zur Huren, und verläuft ihre JYungfrauſchaft; 
denn da hat fie, den Glauben verloren, und geglaubet, . 
die Werfe machen fic ſelig, oder verdammen fie, und 
nicht der bloße Glaube in Chriſtum. 

Dabei ſollt ihr auch merken, wie geſaget, daß daR 
Evangelium am vornehmften zu predigen ſey den Leuten, 
die unter dem Geſetz find, aber doch die Werfe des 
Gefeßes nicht üben ; das ift, die da empfinden die Schwere 
und Laſt des Geſetzes, daß es von ihnen erfordert die 
Dinge, die ſie aus ihren Kräften: nicht vermögen zu thun, 
fallen aber nicht drauf mit ihrem natürlichen Vermögen, 
daß fie es ‚eine hielten. mit äußerlihen Werken, fon 
dern in ihrer Angft und *) Vermögen erwarten fie 
einet größern, Hülfe, damit ſie es dus ganzem Herzen 
vollbringen mögen. Zu ſolchen geängſten Gewiſſen, die 
ihr Elend und Sünde erkennen, und durſtig ſind, wird 
der Engel, der Prediger des Worts Gottes, geſandt, 
der verkündiget ihnen das Wort, daß ſie follen Mütter 
Chrifti werden, in denen Gott wohnet durch Chriſtum, 
Bott und Menfhen. Das fey von dieſem Coangelis 


) C, Unvermögen erwarten %. 





\ 


— 207 0 —. 


ıget, wollen 3 num die‘ Auslegung be Engliſchen Gruß 

auch hernach ſetzen. 

slegung des engliſchen Grußes, Ave 
Maria. 

Hier iſt zu merken, daß ja niemand ſein Vertrauen 
Zuverſicht ſtelle auf die Mutter Gottes, oder ihre 
edienft; denn-folhe Zuverſicht gebühret alleine Gptt, 

der einige hohe Gottesdienſt; fondern dag man durch 
und durch die Gnade, fo ihr gegeben iſt, Gott preife 
> danke, und fie nicht anders lobe und liebe, denn 
die von Gott ſolche Güter aus lauter Gnaden, ohne 
rdienſt, erlanget hat, wie fie jelbft bekennet im 
agnificat. 

Gleich, als wenn ich aus Anfchen des Himmels, 

‘Sonnen, und aller Ereaturen, mid bewege, den 
höpfer derfelbigen zu loben ,.und fie in mein Gebet 
> Lob menge, und jprehe: Ah Gett, der du alſo 
ne, feine —S geſchaffen haſt, gieb mir ein 
ht Erkenntniß und einen ſtarken, feſten Glauben ꝛc. 
d auch hier, ſoll das Gebet die Mutter Gottes eins 
ugen und ſagen: Ah Gott, welch ein edel Menſch 
t du hier gefchaffen, gebenedeiet fey fie ıc. Und der 

fie fo hoch geehret haft, gieb mir auch dieß oder 
z cc. Bad du nun von Bott bitteft, daß ja alſo 
3 Herz nicht auf ihr beruhe, fondern durch fie Dringe 
Chriito und Gott felber. Darum lautet auch Das 
e Maria alfo, daß es alle Dinge Gott giebt, und 
icht: 
egrüßet ſeyſt du, Maria, voll Gnaden, der Herr 
iſt mit Div, gebenedeiet biſt du unter den Weibern, 
und gebenedeiet iſt die Frucht deines Leibes, Jeſus 
Chriſtus, Amen.“ 

Da ſieheſt du, daß hierinne kein Gebet, ſondern 
ꝛl Lob und Ehre begriffen iſt. Gleichwie in den er⸗ 
ı Worten ded Water Unſers auch fein Gebet tft, ſon⸗ 
n Lob und Ehre Gottes, daß er unſer Vater im. 
mel ſey. Darum fünnen wir aus dem Ave Maris 
der ein Gebet noch Anrufen ‚machen ; dem es mid 
ſt ziemet, die Worte weiter deuten, denn fle lauten, 


» der heilige Geiſt gefegt hat; doch mügen wir de 


EEE En En In ma 


handeln anf. zweierlei Weiſe. Zum erften, als eine Ye 
trachtung, daß wir darinne erzählen die Gnade, die 
Gott gegeben hat: Zum andern, daß wir einen Wunfl 
dazu tbun,.daß fie von jedermann dafür erfannt md 
‚gehalten werde. Ä 
Auf's erfte, ift fie voller Gnaden, damit fie ohn 
‘alle Sünde erfunnt wird. Das ift ein body, groß Ding; 
benn Gottes Gnade machet fie voll alles Guten, mi 
ledig alles’ Boͤſen. Auf's andere, ift Gott mit ihr, da 
ft, daß all ihr Thun und Laffer-ift göttlich, und gb 
fhiehet in ihr won Bott; dazu beſchützet er ſie, md 
bewahret fie vor allem, "das ihr ſchädlich feyn mag. 
Aufs Dritte, ift fie gebenedeiet vor allen. Weibern, 
nicht allein darum, daß fie ohne Wehe und Schmerza 
und ohne Verfehrung geboren hat, über Eva und al 
andere Weiber ; fondern daß fie auch fruchtbar ift wor 
den, und empfangen bat ohne Alle Sünde, von den 
heiligen Geift, eine leibliche Frucht, welches "feinem Weib 
gegeben iſt. Auf's vierte, Daß ihre Frucht gebenedeiel 
ift, nämlich, der MWermaledeiung enthalten, Die übe 
älle Kinder Eva gehet, daß fie in Sünden empfangen, 
des Todes und Verdammniß ſchuldig geboren werden; 
aber diefe Frucht ihres. Leibes allein gebenedeiet, mi 
wir alle durch diefelbige gebenedeiet werden. | 
Zum andern, tft nun bier ein Gebet oder Wımfl 
dazu zu feßen, dag man bitte für alle, die dieſe Fruch 
und Mutter vermaledeien. Wer 'vermaledeiet aba 
diefe Frucht? Ale, die fein Wort, das Eoangelims 
‚und den Glauben verfolgen und vermaledeien , als jegi 
than die Inden und Papiften. "Daraus denn folge, 
daß jest niemand diefe Matter und ihre Frucht fo faſl 
vermaledeiet, ald, die mit viel Roſenkränzen fte bem 
deien, und. das Ave Maria immer im: Maul haben; 
denn fie ſind's am meiften, die Chriſti Wort und Glanben 
am hüchften vermaledeien. 
Darum ſchaue drauf, ed wird dieſe Mutter um 
Frucht zweierlei Weife gebenedgjet, leiblih und. geiftlig. 
Leiblih mit dem Munde und mit den Worten des Are 
Maria, das find ihre aͤr gſten Loterer ud Bermaiaiet 
GSeiftlih mit dem Herzen ‚. DAR ih dar Kind , Sri 


“ 


bin 


allen feinen Morten, Werken und Leiden, lobe und, 
edeie. Das thut niemand, denn der da recht chrift: 

glaubet; denn ohne folhen Glauben ift fein Herz 
1; fondern e8 ſteckt natürlich) voll Fluchens und Läfterns 
der Bott und alle feine Heiligen. "Darum, wer nicht 
bet, dem ift zu rathen, er laffe das Ave- Maria 
d alle Gebete. anftehen; denn es tft von folhem ges 
rieben: Oratio eius fiat in peccatum: Gein Ges 
: werde zur Sünde, Palm 109, 7, davor und Gott 
Ne behüten. 





m Tage Philippi und Jacobi, der heili: 
gen Apoftel. 
Joh. 14,1— 14. 

Im Anfang dieſes Evangelii zeiget Chriſtus aber⸗ 
ils an, wozu er kommen ſey, und was ſein Amt iſt; 
[ches / eigentlich eine evangeliſche Predigt iſt; namlich 
ß er ſey, der die Wohnungen bei dem Vater zube⸗ 
te, und daß er und, wenn er wiederfomme, zu ibm 
hmen wolle, Deögleihen fagt er au, daß er fey 
er Weg, die Wahrheit und das Leben; welches er her⸗ 
ch flärer auslegt, da er fpriht: „Niemand kommt 
m Vater, denn Dur mich.“ Stem, da er fpricht: 
Benn ihr mich kennet, fo Fennet ihr auch meinen 
ter.“ Daher gehöret auch, dad er fagt zu Philippe: 
Ber mid gefeben bat, der bat den Water gefehen.‘* 
as iſt das Vornehmſte und Hauptſtück in diefem Evan: 
lio, dahin alles zu ziehen if. Daraus wir lernen 
len, dag wir nicht aus unfern Kräften reshtfertig, 
ch aus unferm Verdienſt felig werden; fondern, daß 
ir durch den Geift Chrifti geheiliget und aus Gnaden 
ig werden, und daß dieß der Weg ſey zur Geligfeit, 
n Ehriftud vorgegangen bat, nämlich der Tod; umd 
8 wir gud diefem Vorbild müffen gleich. werden. 

Wir wollen aber dieß Evangelium won Wurt a 
ort ein wenig handeln, fo viel Gott Gusde wid 
en. Dieſe Worte bat der Here . zu keinen Ahnartn 






pe 206. we. _ 


thut auch das Volk unter dem Geſetz, das ‚macht wi k 
Früchte, das fit, thut vieh Werke des Geſetzes. . 
Daß wird und nun auch angezeigt an dem zwei I: 
Weibern Elfana, im erften Theil Samuelis ec. 1, 1.?- 
Die eine, Perinna, hatte viel Kinder; die andere aber, 
“ Hanna, hatte feine Kinder. Das find die zwei Völke 
des Geſetzes: eind thut viel Werke; aber ohne lauten, 
anluftig und unmwillig, und das find die beflediten Weber. 
Dad andere thut die Werfe des Geſetzes im Glaxben;. 
frei, willig und Iuftig; das find reine Jungßauen. 
Alfo gehet’8 mit des Papſts Geboten auch zu. Wenn 
ber Papft dieß oder jenes gebeut, und ich fage: Wohlen, 
ih will das Werk dem Papft zu Gefallen thun. ift mir 
Doc nicht viel dran gelegen, ftehet Doch nicht meine Selig⸗ 
feit darinne, thue ich’8 Doc frei dahin, nicht als müßte 
ich's thun; da iſt die Braut nody rein und unverrüdt. 
Wenn ich aber aljo gedenfe: Haälteit du des Papſts 
Gebot nicht, ſo thuft dis eine Todſuͤnde; da wird bie | 
Braut zur Huren, und verläuft ihre Sungfraufchaft: " 
Denn da hat fie. den Glauben verloren, und geglaubet, . 
die Werfe machen fie felig, oder verdanmen fie, und 
nicht der bloße Glaube in Chriftum. . 
Dabei follt ihr auch merfen,.wie gefaget, daß das 
Evangelium am vornehmften zu predigen jey den Leuten, 
Die unter dem Geſetz find, aber doch die Werfe des 
Geſetzes nicht üben ; das ift, die da empfinden Die Schwere 
und Laft des Gefehed, Daß ed von ihnen erfordert Die 
Dinge, die ſie aus ihren Kräften: nicht vermögen zu thun, 
fallen aber nicht. drauf mit ihrem natürlichen Vermögen, 
daß fie e8 alleine hielten mit außerlihen Werfen, fon 
dern in ihrer Angft und *) Vermögen erwarten fie 
einet größern, Hülfe, Damit fie ed dus ganzem Herzen 
vollbringen mögen. Zu folhen geängften Gewiffen, Die 
ihr Elend und Sünde erkennen, und durftig find, wird 
der Engel, der Prediger des Worts Gottes, gefandt, 
der verfündiget ihnen Dad Wort, daß fie follen Mütter 
Chrifti werden, in denen Gott wohnet durch Chriftuin, 
Gott und Menſchen. Das ſey von diefem Evangelio 





) C. Unvermögen erwarten %. _ 


— — 30 — 


Die Wohnungen find von Ewigkelt bereitet, und 
darf nicht, daß er ſie bereite: Warım fpricht er 
in, er gehe hin, ſie zu bereiten? Das iſt nichts an⸗ 
s, denn er gehet hin, und wird ein Herr über alles, 
wit er ums bereite zu folhen Wohnungen: dehn fo 
ige wir nicht bereit find, find die Wohnungen und auch 
ht bereitet, ob fie wohl an fich felbft bereitet find. 
um will Chriſtus alſo fagen: Die Wohnung und 
Ort ift da, aber er ift noch nicht fertig, tft euch noch. 
ht, wie er feyn fol. Denn aber wird er fertig wer⸗ 
a, wenn ich des Todes Reich durch mein Sterben 
de aufheben, und nun hingangen bin zu regieren 
rch den heiligen Geift, der euh im Glauben zu ſole 
m Wohnungen auch fol bereit und geſchickt machen. 
aß alſo dieß der einfältige Verftand fey: Es find 
ohnungen, nämlich, Da der Vater verfläret; aber dies 
bigen Wohnungen find noch nicht zubereitet: denn des 
odes Reich ift noch nicht aufgehaben. Das meinet 
wiltus, da er ſpricht: 

Bp.aber das nicht wäre, fo wollte ich ſagen, daß ich Bingehe, 
euch Die Stätte zu bereiten. Und ob ich hingehe, euch die 
Stätte zu bereiten, will ich Doch wiederfommen, und euch 
gu mir nehmen, auf daß ihr fend, wo ich bin.“ 

Mit diefen Worten zeiget der Herr .an, wie diefe 
zohnungen zubereitet werden, nämlich, durch den Tod 
hriſti, wie gefagt, durch welchen er zur Herrlichkeit 
mmt, und regieret über alles, das da iſt im Himmel. 
id Eiden. Durch welchen Tod er und den heiligen 
eiſt erworben hat, der und, wie gehöret, zu ſolchen 
zohnungen auch bereite, der in nnd.dad gepredigte 
vangelium_ lebendig made, daß wir’8 glauben; durch 
eihen Glauben wir zu folhen Wohnungen gefchict 
erden. Welches nun nicht geſchehen fünnte, wenn 
riſtus nicht hingienge und ſtürbe, und nähme alſo das 
legiment ein über alles. So iſt nun das die Summa 
on dieſem Text: Sie ſind verſehen, die der Vater ver⸗ 
ären wird} aber fie mögen nicht verflaret werden denn 
ch, Chriſtum, der nehme denn den Tod und die Soxve 
nmeg, ſonſt wird nichts darand. Da KHeheſt du, U% 
alles dahin gebet, Ehriftus fey der, Dex ie Wins 


u 208 — 


Handeln auf zweierlei Weiſe. Zum erſten, als eine Mes 
tradhtung, daß wir darinne erzählen Die Gnade, die 
Gott gegeben hat: Zum andern, daß wir einen W 
‚ dazu tbun,..daß fie von jedermann dafür erfannt mb 
‚gehalten werde. Ä 
Auf's erfte, ift fie voller Gnaden, damit fie ehe 
‘alle Sünde erfunnt wird. Das ift ein body, groß Ding; 
denn Gottes Gnade machet fie voll alles Guten, mb 
ledig alles Böfen. Auf's andere, ift Gott mit ihr, da 
ft, daß all ihr Thun und Laſſem iſt göttlich, umd ges 
feriebet in ihr won Gott; dazu beſchützet er fte, md 
ewahret fie vor allem, "das ihr ſchädlich feyn mag.’ 
Auf's Dritte, ift ſie gebenedeiet vor allen _ Weibern, 
sticht allein darum, daß fie ohne Wehe und Schmerzen 
und ohne Verfehrung geboren bat, über Eva und alle 
andere Weiber ; fondern daß ſie auch fruchtbar ift wor⸗ 
den, und empfangen bat ohne Ale Sünde, von dem 
heiligen Geift, eine leibliche. Frucht, welches feinem Weibe 
gegeben ift. Auf's vierte, Daß ihre Frucht gebenedeiet 
ift, nämlich, der Vermaledeiung enthalten, Die über 
alle Kinder Eva gehet, daß fle in Sünden empfangen, 
des Todes und Merdammniß ſchuldig geboren werden; 
aber diefe Frucht ihres, Feibes allein gebenedeiet, mh 
wir alle durch diefelbige gebencdeiet werden. 
Zum andern, tft nun bier ein Gebet oder Wumſh 
dazu zu feßen, Daß man bitte für ale, die dieſe Frudt 
und Mutter vermaledeien. Wer "vermaledeiet aber 
dDiefe Frucht? Alle, die fein Wort, das Eyangelimm 
‚and den Glauben verfolgen und vermaledeien, als jegt 
thun die Inden und Papiſten. "Daraus denn folge, 
daß jest niemand diefe Matter und ihre Frucht ſo faſt 
vermaledeiet, ald, die mit viel Rofenfränzen fte bene 
Deien, und Dad Ave Maria immer im Maul Haben; 
denn fie find’8 am meiften, die Chriftt Wort und Glanben 
am höchſten vermaledeien. u 
Darum ſchaue drauf, ed wird diefe Mutter und 
Frucht zweierlei Weife gebenedgjet, leiblich und. geiftlid. 
Leiblih mit dem Munde und mit den Worten des Ave 
Maria, das find ihre argften Fäfterer und Vermalcdeier. 
Geiftlih mit dem Herzen „DIE ih ihr Rind, Chriſtum, 


L 2 


' hin 
das allen feinen Worten, Werken und Leiden, lobe und 


⸗qhenedeie. Das thut niemand, denn der da recht chriſt⸗ 


fi 


U glaubet: denn ohne folden Glauben ift fein Herz 
gut; fondern es ſteckt natürlich voll Fluchens und Laͤſterns 
wider Gott und alle feine Heiligen. Darum, wer nicht 
glaubet, dem ift zu rathen, er laffe das Ave Maria 
und ‚alle Gebete: anftehen; denn es ift won ſolchem ge⸗ 
iſchrieben: Oratio eius fiat in pectatum: Sein Ges 

werde zur Sünde, Palm 109, 7, davor uns Gott 
wolle behüten, f 





: Am Tage Philippi und Jacobi, der heili: 


gen Apoftel. 
. Joh. 14, 1 — 14. 
Im. Anfang dieſes Evangelü zeiget Chriſtus abers 


- mals an, wozu er fommen ſey, und was fein Amt ift; 


welches "eigentlich eine ewangelifche Predigt iſt; namlich 
Daß er fey, der die Wohnungen bei dem Vater zube⸗ 


. zeite, und Daß er und, wenn er wiederfomme, zu ihm 


nehmen wolle, Deögleihen fagt er auch, Daß er fey 
der Weg, die Wahrheit und das Leben; welches er her: 
nah Flärer auslegt, da er ſpricht: „Niemand fommt 
zum Vater, denn durch mid.“ Item, da er ſpricht: 
„Wenn ihre mich kennet, fo Fennet ihr auch meinen 
Vater.“ Daher geböret auch, dad er fagt zu Philippe: 
„Wer mic gefehen bat, der bat den Vater gefehen.“ 
Das ift Das Vornehmfte und Hauptſtück in diefem Evan: 
gelio, dahin alled zu ziehen tft. Daraus wir lernen 
follen, daß wir nicht aus unfern Kräften veshtfertig, 
noch aus unferm Verdienſt felg werden; fondern, dag 
wir durch den Geift Ehrifti gebeiliget und aus Gnaden 
felig werden, und daß dich der Weg fey zur Geligfeit, 
Den Chriſtus vorgegangen bat, nämlich der Tod; umd 
daß wir gud) diefem Vorbild müffen gleich. werden. 
Wir wollen aber dieß Evangelium von Wort zu 
Wort ein wenig handeln, fo viel Gott Gnade wird 
geben. Diefe Worte bat der Herr zu feinen Jüngeren 


PP m | 


. , \ “ 


⸗ 


— 298 — 


handeln auf zweierlei Weiſe. Zum erſten, als eine? 
trachtung, daß wir darinne erzählen die Gnade, die 
Gott gegeben hat. Zum andern, daß wir einen Wu 
dazu tbun. daß fie von jedermann dafür erkannt 
‚gehalten werde. 
Auf's erfte, ift fie voller Gnaden, damit fie ı 
‘alle Sünde erfunnt wird. Das ift ein body, groß D 
denn Gottes Gnade machet fie voll alles Guten, 
ledig alles Böfen. Auf's andere, ift Gott mit ihr, 
ft, Daß al ihr Thun und Laſſem iſt göttlich, umt 
[eriebet in ihr von Gott; dazu beſchützet er fte, 
ewahret fie vor allem, "das ihr ſchädlich feyn ı 
Auf's Dritte, ift ſie gebenedeiet vor allen. Weit 
nicht allein darum, daß fie ohne Wehe und Schme 
und ohne DVerfehrung geboren hat, über Eva und 
andere Weiber ; fondern daß fie auch fruchtbar tft ı 
den, und empfangen bat ohne Alle Sünde, von 
heiligen Geift, eine leibliche Frucht, welches keinem K 
gegeben ift. Auf's vierte, daß ihre Frucht gebenei 
ift, nämlich, der Vermaledeiung enthalten, die ı 
‘alle Kinder Eva gehet, daß fie in Sünden empfan 
des Todes und Verdammniß ſchuldig geboren wer 
aber diefe Frucht ihres, Leibed allein gebenedeiet, 
wir alle durch diefelbige gebenedriet werden. 

Zum andern, tft nun bier ein Gebet oder Wu 
dazu zu feßen, daß man bitte für alle, die Diefe Fr 
und Mutter 'vermaledeien. Wer "vermaledeiet ı 
dDiefe Frucht? Alle, die fein Wort, das Evangel 
‚and den Glauben verfolgen und vermaledeien, als 
thun die Juden und Papiſten. Daraus denn fol 
dag jest niemand dieſe Matter und ihre Frucht fo 
vermaledeiet, ald, die mit viel Rofenfränzen fie bi 
Deien, und dad Ave Maria immer im Maul hat 
denn fie find’8 am meiften, die Chriftt Wort und Glar 
am höchſten vermaledeien. 

Darum fhaue drauf, ed wird dDiefe Mutter 
Frucht zweierlei Weife gebenedgjet, leiblih und. geift 
Leiblih mit dem Munde und mit den Worten des 
Maria, das find ihre ärgſten Läfterer und Vermaled 
Geiftlih mit dem Herzen „ DAR ih iar Kind, Chriſt 


en 


' einen 
„a allen. feinen Morten, Werken und Leiden, Iobe und, 
Wenebeie. Das thut niemand, denn der da recht chrifts 
Ach glaubet: denn ohne folhen Glauben ift fein Herz 
"gt; fondern es ſteckt natürlic) voll Fluchens und Laͤſterns 
wider Gott und alle feine Heiligen. Darum, wer nicht 
glaubet, dem ift zu rathen, er laſſe das Ave Maria 
und alle Gebete: anftehen; denn es tft von folhem ges 
‚Mihrteben: Oratio eius fiat in peccatum: Sein Ges 
> werde zur Sünde, Palm 109, 7, Davor uns Gott 
wolle behüten. 





e Am Tage Philippi und Jacobi, der heili: 
= gen Apoftel. | 
: Joh. 14,1 — 14. 
. Im Anfang diefes Evangelii zeiget Ehriftuß abers 
- mäld an, wozu er fommen fey, und was fein Amt ift; 
welches "eigentlich eine evangelifhe Predigt iſt; nämlich 
daß er ſey, der die Wohnungen bei dem Vater zube- 
reite, und daß er und, wenn er wiederfomme, zu ihm 
nehmen wolle, Deögleihen fagt er auh, daß er fey 
der Weg, die Wahrheit und das Leben; welches er her⸗ 
nach klaͤrer auslegt, da er fpriht: „Niemand kommt 
zzum Vater, denn durch mich.“ Item, da er fpridt: 
„Wenn ihr mich fennet, fo Fennet ihr auch meinen 
Vater.“ Daher gebüret auch, dad er fagt zu Philippo: 
„Wer mic geſehen bat, der hat den Vater geſehen.“ 
Das jft das Vornehmfte und Hauptſtück in diefem Evans 
gelio, dahin alles zu ziehen iſt. Daraus wir lernen 
follen, daß wir nicht aus unfern Kräften rechtfertig, 
nody aus unferm Verdienſt jelig werden; fondern, daß 
wir durch den Geift Chrifti geheiliget und aus Gnaden 
felig werden, und Daß dieß der Weg fey zur Oeligfeit, 
Den Ehriftud vorgegangen bat, nänlid der Tod; umd 
Daß wir quch diefem Vorbild müffen gleich. werden. 
Wir wollen aber dieß Evangelium yon Wort zu 
Wort ein wenig handeln, fo viel Gott Gnade wird 
geben. Diefe Worte bat der Herr. zu feinen Jüngere 


Handeln auf zweierlei Weiſe. Hm erſten, als eine de af 
trachtung, daß wir darinne erzählen die Gnade, Dei, 

Gott gegeben hat. Zum andern, daß wir sinen Br 
. Dazu tbun. daß fie von jedermann dafür erkannt mm 
‚gehalten werde. _ e 

Auf's erfte, ift fie voller Gnaden, , damit fie 0 Ä 
‘alle Sünde erfunnt wird. Das ift ein hoch, groß Digjke 
Denn Gottes Gnade machet fie voll alles Guten, Bin“ 
ledig alle Böfen. Auf's andere, ift Gott mit ihr, ! 
iſt, daß al ihr Thun und Laſſem iſt göttlich, ud grkge 

hiehet in ihr von Gott; dazu beſchuͤtzet er fie, m 
ewahret fie vor allem, "das ihr ſchädlich ſeyn may 
Auf's Dritte, ift fie gebenedeiet vor allen. Weiber, 
nicht allein Darum, daß fie ohne Wehe und Schmeraikr 
und ohne Verfehrung geboren hat, über Eva und 

andere Weiber ; fondern daß fie auch fruchtbar tft wer 
den, und empfangen bat ohne Alle Sünde, von det 
heiligen Geiſt, eine leibliche Frucht, welches keinem Weibe 
gegeben iſt. Auf's vierte, Daß ihre Frucht gebenedeit fi 
ift, nämlich, der Vermaledeiung enthalten, die übe pi 
‘alle Kinder Eva gehet, daß fle in Simden empfangen, 
des Todes und Verdammnif ſchuldig geboren werden; 
aber dieſe Frucht ihres, Leibes allein gebenedeiet, . 
wir alle durch dieſelbige gebenedeiet werden. 

Zum andern, tft nun bier ein Gebet oder Wwiſh 
dazu zu feßen, Daß man bitte fir alle, die dieſe Fruch 
und Mutter 'vermaledeien. Wer vermaledeier abe I; 
dDiefe Frucht? Ale, die fein Wort, das Eyangelimm 
‚und den Glauben verfolgen und vermaledeien, als jet 
thun die Inden und Papiſten. "Daraus denn folge, 
daß jest niemand biefe Mutter und ihre Frucht fo fol 
vermaledeiet, ald, die mit viel Rofenfrängen ſie 
deien, und dad Ave Maria immer im Maul haben; I: 
denn fie find’8 am meiften, die Ehriftt Wort und Glanben 
am höchften vermaledeien. 

Darum ſchaue drauf, es wird dieſe Mutter und 
Frucht zweierlei Weife gebenedejet, leiblih und. geiftlid. 
Leiblih mit dem Munde und mit den Worten des Ave 
Maria, das find ihre ärgſten Läfterer und Vermaledeier. 
Geiftlih mit dem Herzen „daR ih Ike Kind, Chriſtum, | 










wv. 


hie 


n feinen Worten, Werken und Leiden, lobe und, 
ie. Das thut niemand, denn der da recht chriſt⸗ 
anbet; denn ohne folhen Glauben ift fein Herz 
ondern es ſteckt natürlich voll Fluchens und Laͤſterns 
Gott und alle feine Heiligen. "Darum, wer nicht 
t, dem ift zu rathen, er laffe dad Ave- Maria 
le Gebete: anftehen; denn es iſt von foldhem ges 
en: Oratio eius fiat in peccatum! Gein Ge⸗ 
erde zur Sünde, Pſalm 109, 7, davor und Gott 
bebüten, \ 





Tage Philippi und Jacobi, der heili— 
gen Apoftel. 
Zoh. 14,1— 14 
Im Anfang diefes Evangelii zeiget Chriſtus aber> 
an, wozu er fommen ſey, und was fein Amt ift; 
8 ’eigentlih eine ewangelifhe Predigt iſt; namlicd) 
x ſey, der die Wohnungen bet dem Vater zube- 
und Daß er und, wenn ex wiederfomme, zu ibm 
n wolle, Deögleihen fagt er auch, daß er fey 
Beg, die Wahrheit und das Reben; welches er her⸗ 
flärer auslegt, da er ſpricht: „Niemand kommt 
Bater, denn dur mich.“ Stem, da er fpridt: 
in the mich kennet, fo Fennet ihr auch meinen 
.“ Daher geböret auch, das er fagt zu Philippe: 
mich gefehen bat, der hat den Vater gefehen.* 
ift das Vornehmfte und Hauptſtück in dieſem Evans 
‚ dabin alles zu ziehen iſt. Daraus wir lernen 
‚ daß wir nicht aus unfern Kräften rehtfertig, 
aus unferm Verdienſt felig werden; fondern,: dag 
wurd den Geift Ehrifti geheiliget und aus Gnaden 
werden, und daß Dieß der Weg fey zur Beligfeit, 
Ehriftuß vorgegangen bat, nämlich der Tod; umd 
vir quch dieſem Vorbild müffen gleich. werden. 
Wir wollen aber dieß Evangelium von Wort zu 
ein wenig handeln, fo viel Gott Gnade wird 
Diefe Worte bat der Herr: gu feinen Jüngern 


x 


\ 


— — 50 — 










den ſollte. Denn dieweiher ihnen viel von feinem 

gehen und Leiden geſagt hatte, entſatzten ſich die Ji 
‚ger etlicher Maſſen faſt darüber und erſe racen; 
‚halben fähret der Herr zu, und tröſtet fie 


und ſpricht: 

„Euer Herz erſchrecke nicht.“ 
Als wollte er jagen: Ich merke, daß euch 

Weggehen wehe thut, und befummert- euch darüb 


es bat feine Kolb, ich werde wiederfommen: * 
ihr müßt noch vor viel Dinges an mir ſehen, das F= 
ihr euch werdet ärgern. Sie werden mich kreuzigen, um 
jaͤmmerlich mit mie umgeben; abet laßt's euch nicht abs 
fehten, erſchrecket nicht, ed wird bald beffer werde, E 
es it des Vaters Wille aljo. Aber das Fleiſch famı P- 
nicht Inffen, wenn cd ſiehet, Daß Chriſtus gefteugiget F 
wird, es ärgerf fih daran, es glaubet nicht an ihn, 
fällt von ihm ab, halt ihn nicht dafür, dag er der da Fi 
ligmacher fey. Wie es denn aud) thut: wenn ed fiebet, 
daß die heiligen Leute -verfolget, gemartert und gepeinks |. 
get werden, fo glaubt es auch nicht, Daß fie Gott lie 1: 
‘habe; wider diefe Aergerniß ftärket Chriſtus hier feir | 
Jünger und fpridt: 

„Glaubet ihr an Gott, fo glaubet auch an mich. . 

Das ift, glaubet ihr, daß euch Gott- verffäre 

wird, daß eud Gott lieb habe; fo glaubet, daß er in 
:der Geftalt verkläre, wie ihr mich verfläret ſehes; und 
"glaubet, daß diefer mein Tod der Weg fey zu dev Bew 
klärung, mein und alle meines Leibes, das ift, aller 
Ehriften, und Daß diefer Tod gnug thue fir der Welt 
Sünde; wie denn die Apoftel hernach davon reden in 
ihren Schriften. Alfo fpricht Sohannes: „Chriftus iſt die 
-Verföhnung für unfere Sünde, nicht allein aber für die 
aunfere ; fondern aud für der ganzen Welt,“ 1, Joh. 
2, 2. Darum fo ficheft du bier, dag Chriſtus will, 
daß die Herzen befeftiget müflen werden Durch Den Glau⸗ 
ber, und fonf durch kein ander äußerlich Ding. Und 
fagt ferner: 
In meines Vaters Bau Kud viel Boheungen.« 


0-30 — 


- Wohnungen find von Ewigkelt bereitet, und 

nicht, daß er fie bereite: Warum fpricht er 
: gebe bin, fie zu bereiten? Das tft nichts an⸗ 
enn er gebet bin, und wird ein Herr über alles, 
er ums bereite zu folhen Wohnungen: denn ſo 
sie nicht bereit find, find die Wohnungen und auch 
bereitet, ob ſie wohl an ſich felbft bereitet find. 

a will Chriſtus alſo fagen: Die Wohnung und 

Irt iſt da, aber er ift noch nicht fertig, tft euch noch 

wie er ſeyn fol. Denn aber wird er fertig wers 

wenn ich des Todes Reich durch mein Sterben 

e aufheben, und nun bingangen bin zu regieren 

dem heiligen Geift, der euh im Glauben zu folr 

Wohnungen auch foll bereit und geſchickt machen. 

3 aljo dieß der einfältige DVerftand fey: Es find 
hnungen, nämlich, da der Vater verfläret; aber die⸗ 
igen Wohnungen find noch nicht zubereitet: denn des 
des Reich ift noch nicht aufgehaben. Das meinet 
riſtus, Da er ſpricht: 
Bo aber das nicht wäre, ſo wollte ich ſagen, Daß ich Bingehe, 
euch Die Stätte zu bereiten, Und ob ich hingehe, euch die 
Stätte zu bereiten, will ich doch wiederkommen, und euch 
gu mir nehmen, auf daß ihr fend, wo ich bin.“ 

Mit diefen Worten zeiget der Herr .an, wie dieſe 
zohnungen zubereitet werden, nämlich, Durd den Tod 
brifti , wie geſagt, durch welchen er zur Herrlichkeit 
amt, und regieret über alles, das da iſt im Himmel. 
id Eiden. Durch welchen Tod er uns den heiligen 
jeiit erworben hat, der und, wie gehöret, zu ſolchen 
Zohnungen auch bereite, der in unsdas gepredigte 
vangelium. lebendig mache, daß wir’8 glauben; durch 
elhen Glauben wir zu folhen Wohnungen geſchickt 
erden. Welches nun nicht gefchehen Fünnte, wenn 
Geiftud nicht hingienge und ſtürbe, und naͤhme alfo das 
legiment ein über alles. Go ift nun das die Summa 
on diefem Tert: Ste find verfehen, die der Water vers 
aren wird, aber fie mögen nicht verfläret werden denn 
wech, Chriſtum, der nehme denn den Tod und die Sünde 
inweg, fonft wird nichtd daraus. Da fieheft Du, Daß 
B.alles dahin gehet, Ehriftus fen der, Der die Woh 











= 02 —. 


ungen bereite, und daß mir micht mögen dem ı N 
durch Chriffum verfläret werden. - 

Alfo fehet ihr, dag diefer Tert gar dahin Pringeh 
Daß wir nicht aus menſchlichen Kräften, noch aus unfer 

Derdienften gerechtfertiget werden, fondern durch Chr 
flum, darauf die ganze Epiftel zu den Römern gebe 
auch die zu den Galatern, und faft alles, was nur Pay 
lus in feinen Epifteln handelt. Yolget weiter: 
„Und wo id) bingehe, das wiffet ihr, und den Dei 

wiſſet ihr auch.“ n) 

Denn. ihr glaubet in mid, und habt in weinen 
Namen Wunderzeichen gethan, dabei ihr ja nun fole 
gewiß feyn, wer ich fey, mad mein Gefchäfte ift, u - 
wozu ich kommen bin; fo habt ihr aud den Vak, 
hören und gefchen zeugen von mir; ‚Darum wiſſet WE, 
nun wohl, daß mic der Vater verflären wi, N 
glaubet auch, Daß ich eines mit dem Vater bin; der J 
halben iſt's ohne Noth, dag ich mehr Davon ſage. Ar] 
ed war noch nichts bei den lieben Apofteln, ob Mi 
gleihwohl unterweifet: waren von dem Herrn: felbft, um | 
hatten feine Wunderwerke gefeben , ja hatten felbft dab 
Evangelium geprediget und Wunderwerfe gethan, nd 
dennoch half es nichts; fie wußten bier nicht, wovon e 
redete, und was es für ein Weg wäre, und mp de 
Herr hingehen würde. Darum führet auch Thomaß 
heraus, und befennet öffentlich, er wife nichts davon, 
und ſpricht alfo zum Herrn: ; 

„Herr, wir wiffen nicht, wo Du bingeheſt⸗ und wie für 
nen wir den Weg wiſſen?“ 

‚ Da höret ihr und ſehet, wiewohl in den Apoftel h 
der Glaube war, fo vernahmen fie doch noch nicht, daß 
Chriſtus mußte ‚gefreiziget werden, und daß Durch Ehrifi 
Tod fein Reich würde anfahen, nämlich, daß es follte eia 
geiſtlich wie Reich feyn, fie denn auch nach der Auferftehung 
des Herrn fagten: Herr, wilft Du auf dieſe Zeit, 
wieder aufrihten das Reich von Iſrael? Apgefch. I 
6. Die guten Leute ftunden noch auf dem Wahn, ed 
follte ein leibich, weltlid) Neid) ſeyn. Solcher gros 
ben Stücke findet man viel in dem Evangelio, daß die 
Apoſtel zu Zeiten grob augelouſen und genarret haben; 


Kr ar: ur * bi rl. f 


— 303, — ⸗ 


und alles zu Troft und Stärkung geſchrieben 
; wir nicht fo bald verzagen: follen‘, ob es uns 
en am Ölauben fehlet, und uns nicht fo bald kön⸗ 
Gottes. Werk und Wort ſchicken. Hat es den 
Renten, die da zufünftige Säulen. der Chriftens- 
yn follten, gefehlet, darf fih wahrlich niemand 
dern, ob es und zu Zeiten wicht will non flotten’ 
ja, es erfchrecfe niemand darüber. Es ift Got⸗ 
xt. und Sache, der kann es beffer machen, wenn 
wohlgefällt. 
un, von diefen Worten müſſen wir ein ‚wenig: 
gen. Nicht lang zuvor, als Ehriftuß feine Apo⸗ 
Glauben beftätigen wollte, verhieß er ihnen, fie 
verfläret werden. Hier thut er nun hinzu und 
vie und in welhem Weg fie follen verfläret: wer⸗ 
id fpricht, daß es durch fein Weggehen, das ift, 
sinen Tod gefchehen folle, und daß er. alfo werde 
ch annehmen; das hat. er ihnen nun oft gefaget, 
ed fchier wiffen und verſtehen follten; darum 
er: Wo ich hingehe, das wiſſet ihr, und den 
iffet ihr auch. Aber fie verftunden’8 ‚noch nicht, 
St. Thoma Worte ausweifen. Nun iſt ed gewiß 
daß in den Apofteln der Glaube gemwefen ift; 
eugen ja die Worte, die Petrus von wegen der 
Chrifto zur Antwort gabe: da er fie fragte, ob 
h von ihm wollten weggeben, fprach Petrus: 
wohin follen wir gehen, du haſt Worte des 
Lebens, und wir haben geglaubet und erfannt, 
bift Epriftus, der Sohn des lebendigen Gote 
Joh. 6, 68. 69. 
olches ift auch Flar aus den Worten des Herrn, 
dämlich zuvor im Abendmahl zu ihnen hatte ges 
„Shr feyd rein,“ Soh. 13, 10, welches er nicht 
hätte, wenn jie nicht geglanbet hätten Darum 
ie Chriftum gemwißlich erfannt, namlich, daß er 
g zum Water fey; desgleichen haben fie auch den 
srfannt, daher, daß fie gefehen haben die Wun⸗ 
en, Dadurd) er dem Sohne Zeugniß gegeben hat, 
: Stimme des Vaterd gehöret vom Himmel herab: 
ist mein lieber Sohn, an welchem ich Wobloe⸗ 


: um 304: ——— 


fallen babe, gehorchet ihm.“ Matth. 17, 5: 
Dinge alle haben den Glauben in der Apoftel $ 
gemehret; doch, wie dem allen, ſo verftehen 
richt, was ihnen zu thun iſt, und wie ed ein“ 
Chriſto haben werde. 
Deß nehmet ein Erempel an Abraham, wi 
im Glauben den Sohn empfangen hatte, fo ı 
doch nicht, Daß der Sohn zu opfern war ; fo offen 
auch der Glaube ned nicht, Da ihm der Sohn 
ward, Alfo ift’8 bier in den Apoftelm. auch; 
der Glaube gegenwärtig war, fo mangelte ihnen 
Bewährung des Glaubend. Den Glauben abe: 
ret nichts fo wohl ald das Kreuz und Me 
‚ Hätte Abraham feinen Sohn nicht follen opfern, 
er nicht gewußt, daß er einen folden Glaube 
hatte. Da es bier mit den Apofteln an eine 
gung gieng, da fahen fie, was fie für einen 
hatten. Weil wir unangefochten bleiben, fo ha 
einen ftarfen Glauben ; kommt aber irgend eine 
fung Daher, jo werden wir bald gewahr, wie 
Blaube gewefen iſt. | 
- Darum fpriht St. Paulus Röm. 5, 3. ⸗ 
rühmen und der Trübfalen, dieweil wir wiſſ 
Trübſal Geduld bringet, Geduld aber bringe 
rung, Erfahrung aber bringet Hoffnung, Hoffn 
löaßt-niht zu Schanden werten. Alſo ſagt am 
mon in Errühen 17, 3: „Wie Das Feuer Gill 
der Ofen Gold, alfo prüfet der Herr Die Herzen. 
hed Prüfen gefchieht durchs Kreuz und Mer 
näm'ich, Daß wir gefreuziget werden nach umfeı 
Adan. Das ift aber gefreuziget werden, daß der 
bewähret werde, und nach Bewährung des G 
das Fleiſch getödtet, und der Geiſt zunehme 
fenntnig Chrifti. Das heißt aber das Fleifch 
wenn wir Gotted Willen in und regieren laffer 
uns fein Wille woblgefällt, er made ed füße ode 
und entfigen ganz und gar unferm Willen, 
Dad meinet St. Paulus, da er zu den 
12,1. 2. alfo faget: „Ich ermahne euch lieben 
Durch Die Barmbergigleit Gotted , doh ihr wur 


u — 505 — 


Reber sum Opfer, daß da lebendig, heilig und Gott 
Ohlgefällig iſt, welches ift euer vernünftiger Gottes⸗ 
lenſt; und ftellet euch nicht diefer Welt gleih, fondern 
ffet euch verändern durch Verneuerung eured Sinnes, 
if daß ihr prüfen möget, welches da fey der gute, der 
Ohlgefällige, und der vollfommene Gottes Wille,“ 
Diemweil nun Ihomas befennet, er wife nicht, wo 
° Herr hingehet, dazu wiſſe er auch den Weg nicht; 
ift der Herr da, und fahret ihn nit graßlih an, 
ft ihn nicht fo bald hinweg, ftößt ihn nicht von. fich, 
zt ihn nicht einen groben Efel oder Ochſen; wie wir 
den Schwachen umgehen: fondern antwortet Ihm ganz 
indlich, und fpridt: 
ch bin der Weg, die Wahrheit und das Leben,“ 
Sch, fpriht der Herr, bin der Weg, dadurch mar 
ı DBater fommt; ob ich gleich getüdtet werde, ich 
ge die Gläubigen und meine Schäflein auf dem Rük⸗ 
zu meinem Vater; fonft ift fein anderer Weg gem 
nmel; wer diefen Weg nicht gehet, der fehlet des 
ters. So bin ih auch die Wahrheit; denn „ih bin 
) Licht, Das die Welt erleuchtet,“ Joh. 1, 9. und 
re rechtfchaffene Dinge, und made wahrhaftige Chris 
1. Dazu bin ih auch das Leben; denn ich made 
endig, wer in mich glaubet, der wird nicht ſterben 
ig. Daß ift, wie droben gefaget, eigentlid Dad Evans 
ium predigen, anzeigen den rechten Weg zum ewigen 
est. Denn da die Junger den Weg nicht mußten. 
zur Herrlihfeit führet, fahret der Herr gu, und 
et ihnen, daß eben er der Weg fey; als follte er 
eben: Wenn ihr wollet die Derrlichfeit erfennen, und 
ı Weg zur Verklärung Gottes gehen; fo fuchet nicht 
Kräfte, das Licht und die Gerechtigfeit der Creatu⸗ 
, foudern fehet auf mich; denn ich bin der Weg, die 
ıhrheit und das Leben: ich leide, wie ich wolle, ich 
fo gering anzufehen, wie ich wolle4 laßt euch das 
h nicht anfechten, daß die Meinen verfolget werden: 
mir findet man den rechten Weg zum Vater, Davon 
et euch nicht weifen. Darum faget er weiter: 
iemand kommt zum Vater, denn Durch mid.“ 
Als wollte er fagen: Riemand wag aus inen 
wtper’s erte 15. Bb. 20 


u . ee .. 






— 306 — 


Mräften oder Verdienſten zum Vater kommen. Das do 
fe ſchrecket die Gewiſſen ab, daß ſie nicht zum Bat ger 
kommen. Aber das Wort Chriſti, das uns rechfertigt gr 
durch die Gerechtigleit Chrifti, führet und: zum Daten Po 
Daraus folget nun, daß er hernach faget: u : 
„Wem ihr mich kennet, fo kennet ihr auch meine 
Pater.“ ' 
Denn, wie niemand zum Vater fommt, denn dırd 
den Sohn; alfo erfennet auch niemand den Vater, dem 
Durch Chriftum, den Sohn. Erſtlich, fo weiß man dei 
Vaters Willen nicht, nämlich, Daß er wolle felig machen, 
wir ſehen ihn denn in Chrifto, der hat's und offenbaret, 
der in dem Schooß des Vaters if. Darnach, fo glans 
bet man auh dem Mater nit; denn die Mernunf 
merfet von ihr felbft nicht, daß fle etwas von Gelt 
empfahe, darum muß uns der Sohn folhe feine Güte 
verfündigen. Ein zerftreuet Gemiffen fleuht den Be 1 
ter, vertrauet fih ihm nicht; die aber gerechtfertiget 
find durch das Wort Chrifti, die verachten nun den | 
Vater nicht, fliehen auch nicht vor ihm, mie die JIſrae⸗ 
Kten, fondern befteben vor ihm, wie Moſes, und werden 
erleuchtet vom göttlihen Lichte, daß ſie erkennen die 
Gewalt Gottes und die Barmberzigfeit des Waterd. 
Daher erwächſt denn ein Vertrauen zu ihm; fo mir 
merfen, daß mir alle Dinge aus feinen Händen empfas 
hen, und verhoffen von ihm alle geiftlihe und leibliche 
Dinge. | 
Solches alles richtet der Glaube ad die Vernunft 
kann es nicht thun. Denn fie ſuchet Gott aus ihren | 
Kräften und Verdienften zu erlangen; aber fie fehle 
feiner. Darum, dieweil fie aus ihren eigenen Kräften 
nicht fann zu Gottes Erkenntniß kommen, fo verleugnet 
fie Gott gänzlih, und faget: ed fey fein Gott. Dars | 
nad), biemeil fie Unreinigfeit in den Werfen fichet, fo 
verzaget fie, und iſt Jammer und Noth mit ihr. Aber 
fo wir durch bie thörichte Predigt des Evangelii gerecht⸗ 
fertiget find, fommen wir in Erfenntnig Gottes des 
Baters, fo wir glauben dem Worte Chriſti, und alſo 
die Gewalt ded Vaters erfahren in Trübfalen und Widers 
wärtigfeit, fie ſeyen uk, wie fe wolen Das it ! 






t 


tm 30T — 

bWentet worden In dem, daß das Volk Iſrael die Stimme 

utteß nicht hören Fonnte, fondern begehrte, dag Mo⸗ 
ſes mit ihm reden wollte. Da denn auch Chriſtus ver⸗ 

en wird, der fuͤr uns bitte bei dem Vater, und unſer 
Snadenſtuhi ſey. Roͤm. 3, 25. Denn unſere Natur iſt 
hu blöde und ſchwach mit Gott zu reden, darum hat er 
nd diefen feinen Sohn zu einem Mittler gegeben, in 
md durch welchen wir mit Gott ſollen handeln. 

Weil der Herr ſolche freundliche und klare Antwort 
em lieben Thoma giebt, und hat num angezeiget, wie 
nan zu dem Vater fommen foll, nämlich durd den Sohn, 
md Daß der. Vater in dem Sohn erfennet werde, begicht 
ich noch ein grob Stück mit dem lieben Philippo, der 
ähret heraud, und will nicht am Glauben genug haben, 
ondern der Sache gewiß feyn, will fühlen und feben, 
darum fpricht er zum Herrn: 

„Derr, zeige und den Vater, fo genüget uns.“ 

Als wollte er fagen: Wenn du und das Zeichen 
noch‘ giebeft, fo wollen wir glauben. Er läffet fih am 
Worte nicht genügen, fondern unterftehet fih, durch 
andere Weiſe, denn durch's Wort, den Vater zu er- 
forfhen. Denn fintemal die Vernunft nicht glauben 
kann, fo begehret fie Durch andere Weife und Wege 
vergewifjert zu werden. Darum wird in, diefer Frage 
angezeiget, Daß das Gewiffen durch nichts anders vers 
gewifjert und ficher gemachet werden Fünne, denn durch 
den Glauben, daß man dem bloßen Worte müffe ans 
bangen, und fein ander Zeichen zu gewarten fey. Phi⸗ 
lippus aber meinete hier, er wäre viel ficherer, fo er 
den Vater fühe, denn daß er dem fchlehten, bloßen 
orte glauben ſollte. Diefen Unglauben ftraft nun Chris 
ſtus ein wenig hart, und fpridt: 

„So lange bin ich bei euch, und du haft mich nicht ers 
fannt.“ 

Als wollte er fprechen: Ich lehre und wnige, noch 
erfennet ihr mich nicht; wifjet ihr nod nicht, daß der 
Vater will durch mich erfannt werden, Daß mein Wort 
des Vaters Wort tft, und feine Kraft, in welchem er 
allein will erfannt werden, und nichts anders. Denn 
alfo babet ipr vom Himmel gehoͤret des Vatırd Stimme“ 

20 * 


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g — 308 — 








„Dieß iſt mein lieber Sohn, an dem id Wohlgefalen 
habe, geborchet ihm.“ Matth. 17, 5. Verſtehet 
denn das noch nicht, wie man den DBater 
Man fiebet den Vater nicht mit leiblihen Augen. 
faget auch Johannes 1, 18: „Niemand bat -Gott je 
feben; der eingeborne Sohn, der in des Vaters 
it, der bat ed uns verfündiget.* Darum fpriht. 
weiter: W 
„Philippe, wer mich geſehen bat, der bat. den Valer 
gefehen.* 7F 
Das iſt gleich die vorige Nedez da er ſprach 
„Wenn ihr mich. Fennet, fo kennet ihr auch meinen 
Vater:“ Das ift, jintemal der Water will erfannt wer 
den durch mich, fo ſuche nicht einen andern Weg, ih 
zu erkennen, fondern glaube meinem Wort, daß id dei 
fey, der euch den Vater anzeige, und an mie gu er 
fennen gebe; glaube, daß du durch mich werbeft zum 
Vater Fommen, fo wirft du den Vater erfennen; dure 
den Glauben wirft du erfahren die Gewalt und Barm 
berzigfeit des Vaterd, und ihn einen Tröſter und He 
land empfinden. Der Vater will, dag meinem Wort 
geglaubet werde, und daß die, fo glauben, felig werde 
und das ewige Leben haben. Aber indeg wird das Fleifi 
gefreuziget , fo die Welt da8 Wort verfolget, und da 
Gott geftattet, daß die Heiligen angefochten werden 
es wird auch gefrenziget, darum, daß man in allen Ar 
fehtungen durch den Glauben beftehen muß, und nid 
anderswoher Tröftung gewarten. Wie denn allein dur 
den Glauben die Heiligen fich tröften,, fie werden getöl 
tet oder gemartert, oder fterben ſonſt, fo ift ihr Tro 
an dem Herrn, wie der Palm 16, 8. faget: „Ich hal 
den Herrn allezeit vor Augen, denn. er tft mir gı 
Rechten, darum werde ich wohl bleiben.“ Dieweil nu 
dem alfo iſt, daß wir den Vater nicht kennen können 
denn in dem Sohne, und wenn wir Den Sohn Fennei 
fo fennen wir auch den Water, fo fpriht der Herr. fe 
ner zu Philippo: 
„Wie fprichft dur denn: Zeige und den Vater? Glas 
beft du nicht, Daß ich im Vater, und ber Vater i 
wir iſt 7* 


03 — 

Als wollte er fprehen: Sintemal Fein andrer Weg 
⸗ den Water zu erfennen, dem der, ben ich anges 
get habe; warum glaubeft dir meinen Worten nicht? 
ich doch gelehret habe, ich fey der Weg, und bie 
ahrheit und das Leben. „Glaubeft dus nicht, daß ih - 
Bater fey, und der Vater in mir?* Glaubeft du 
bt, daß ed Eine Gottheit tft, des Vaters und meine, 
d daß der Water durch mich will erfannt werden? 
arum wird aber durch Erfenntniß des Sohnes der Va⸗ 
: erfannt? Darım, daß der Sohn im Vater tft, 
d der Bater im Sohne; denn das Wort, Daraus der 
Yun erfannt wird, tft die Kraft des Sohnes und des 
ster8; darum, fo der Sohn erfannt wird aus fetnem 
ort, fo muß vonnöthen folgen, daß der Vater daher 
h erfannt werde, Darım fagt der Herr ferner: 
ie Worte, die ich zu euch rede, die rede ich nicht 
von mir felbft, der Vater aber, der in mir wohnet, 
derfelbige thut die Werke.“ 

Als wollte er fagen: In den Worten erfenntet ihre 
ch, und in denfelbigen erfennet ihr auch den Mater, 
d thut eben diefe Worte hinzu, auf daß er die Jün⸗ 
: fehre, was das Erfenntniß ſey, dadurch er erfannt 
rde. Es ift aber nicht3 anders, denn der Glaube, 
durch wir im Worte Chriftum ergreifen. Darum fpriht 
: Sm Worte werdet ihe mich kennen. Dieweil aber 
5 Wort nicht menfchliche Kraft iſt; fo werdet ihr auch 
ne Zweifel den Vater darinne erfennen. Und diemeil 
: in meinem Wort erfennet, Daß ich das Leben bin, 
werdet ihr gewiß auch erfennen, daß ih im Vater 
1. Daß fie aber deß ja gewiß werden, fo faget er 
ner zu ihnen:  ° 
zlaubet mir, Daß ich im Vater, und der Vater in 
mir tft: wo nicht, fo glaubet mir doc um der Werke 
willen.“ 

Da rufet er die Werke dem Worte zu Gezeugniß; 
ſpraͤche er: So ihr ja dem Worte nicht glaubet, 
glaubet doch dem Zeichen, die vom Worte zeugen, 
d Damit der Water von mir -gezeuget hat; denn die 
erte und Zeichen find des Worted Zeugniſſe. Und 
t diefen Worten will Chriſtus nichts amiert , Venus 


/ 


— 510 — 


daß er die Gewiſſen feiner Juͤnger und unſret ala 

feftige, wider, dad Aergerniß des Kreuzes; dem 

wollen alle willen und nicht glauben, wollen nidt 

diefe Finſterniſſe trete, daß wir uns ſchlechts auf b 

Worte Gott befehlen; ſondern allezeit zweifeln 

und fagen: Wie, wenn Gott nicht achtung auf 

bätte? und andere dergleichen Gedanken; dazu w 

auch die Heiligen verlaffen, wie die verworfenen 

verachteſten Leute; fo, daß die Welt nach ihrem ' 
gefallen und Muthwillen mit ihnen wüthet und 

Hier ftehen fie in. Angſt und Gefahr des Gla 

und begehren Gottes Willen gegen ihnen zu 

Diefe tröftet Ehriftus , daß fle feinen andern Tr: 

hen follen, denn in ihm und in feinem Tode: | 

das Leben und babe das Reich empfangen; Er 

auch alfo wieder lebendig die Geftorbenen. T 

aber ja nicht zweifeln, fo machet er fie noch ; 

und faget: 

„Wahrlich, wahrlich, ich fage euch, wer an mich g 
ber wird die Werfe auch thun, die ich thue, ur 
größere denn diefe tun.“ Ä 

As wollte er fagen: Zweifelt nicht, daß ı 

Dater erkennen werdet durch mich, und daß meiı 

ſey Gottes Gewalt, und daß ihr Durch mein Wr 

erhalten werden, ob ich gleich jeßt gefreuziget 

Ihe werdet folhes an euch felbft erfahren. Di 

ihr an mich glaubet, werdet ihr nicht alleine folche 

und Wunderzeichen. thun, die ih thue, fonder 
tößere. Welches denn gefchehen ift nach der H 
ahrt Chrifti, da die Apoftel viel größere Zeichen, 
unter den Juden und Heiden, gethban haben, 

Ehriftus felbft. Was ift aber die Urfahe? De 

ſaget ‚fie bier felbft, und fpriht: 

„Denn ic gehe zum Vater.“ 
Das tft, ich will das Neich anfaben, Da I 

Dinge erfülle; denn id) bin im Water: darum fir 

Ehrifto - alle Dinge unterworfen, daß er der ©Sı 

Und bier feßet der Herr einen Beſchluß afler : 

Fragen und Tröſtungen. « Denn. neulich, zuvor hat 


‚And gelehret, der Water were duch ihn erfanut iz ı 


— 311 — 


: denn er fey im Vater, und derohalben werde: 
dem Worte angezeiget, damit der Vater angegeiget 
Auf dag er. aber ſolches befeftige, nämlich, daß fein. 
des Vaters Kraft ſey, bat er hinzu gethan und 
et: „Wer an mic glaubet, der. wird die Werke. 
‚thun, die ich thue,“ das tft, ihre werdet, durch 
Glauben an mich diefelbigen Werke au thun, und 
det erfennen, Daß mein Wort Gotted Kraft und. 
valt fey. 

Warum fpricht er aber denn: „Sch gehe sum Das 

:“ Antwort: Darum, dag Chriftus im Mater ift, 
thut er die Werte des Waters; aber nicht darum 
in wir auch diefelbigen Werfe, fondern dag Chriftuß, 
e im Vater ift, nun in uns ift. Denn zum Bater 
ben, ift alle Dinge erfüllen, und wie es St. Paulus 
phef. 1. 23. und K. 4, 8. ausleget, dem Pfalm 68, 
9. nad, den Menſchen Gaben fchenfen,, erleuchten 
nd heilig machen. Denn das ift Das Reich Ehrifti, das 
meh er auf Erden regieret in den Herzen der Gläu⸗ 
zigen, und fißet auf dem Stuhl Davids, feined Vaters. 

Es redet aud) der Herr diefe Worte ,: „ic gehe 
zum Dater,“ die Jünger Damit zu tröften: denn wie 
er oben angefangen hat, fie zu ſtärken, daß fie ſich 
nichts ſollten laſſen anfechten noch ärgern, ob er gleich 
ſtürbe, ſondern feſte an ihm hangen und an ihm glau⸗ 
ben; alſo verheißet er ihnen hier, ſie ſollen auch ver⸗ 
Märet werden; denn er gehe hin zum Vater, dq er 
ale Dinge in feine Hand nehmen werde, und gewals 
tiglih regieren über alles, wad da tft im Himmel und 
Erden; darum follen fie ſich nichts fürchten. Und trö⸗ 
ſtet ſie noch mehr und ſpricht: 

„Und ſo ihr etwas den Vater in meinem Namen bitten 
werdet, das will ich thun.“ 

Als wollte er ſagen: Komme ich zum Vater, ſo 
hat's mit euch keine Noth; denn was ihr nur haben 
wollt und bitten werdet, das ſoll euch wiederfahren, ich 
will's euch reichlich geben, denn ich habe das Reich inne. 
Und ſetzet ſonderlich hinzu: In meinem Namen; damit 
er ausſchleußt all unfer Berdienft: denn dur Chriftum 
werden wir erhöret, wie wir auch in Chrifto geliebet 


I 


— 312 — 
werden, „durch Welchen wir auch Priefter werden, wie 
St. Petrus faget 1. Epift. 2, 5. zu opfern geiftlice 
Dpfer, die Gott angenehm find.* Solches aber alet, 
ſpricht Chriſtus, will ich thun darum: 
„Auf daß der Water geehret werde in dan Sohn.“ 

Der Vater wird dann geehret oder gepreijet, fo - 
iihm die Ehre gegeben und zugeſchrieben wird, nicht uns; 
das iſt, ſo wir erkennen, daß wir nicht aus unſern 
Verdienſten, nicht aus unſrer Weisheit noch Gerechtigkeit 
felig werden, fondern ſetzen unfer Vertrauen auf feine. 
Barmberzigfeit; denn er bat den Sohn gegeben für un 
fere Sünde, und was wir von ihm haben wollen, daf 
wir's durch diefen Sohn bitten follen, fo wird ed und 
gegeben werden. Darum wiederholet er dieſe Worte 
noch eind und ſpricht: 

„So ihr etwas bittet in meinem Namen, Dad will ich 
thun.“ 

Welche Worte alle dahin gehen, daß er uns ja 
will gewiß maven ſeinen Worten zu glauben, und an 
ihm zu bangen. So ift nun dad die Summa dieſes 
Beſchluſſes: Er heißt Die Jünger und und darum glaus 
ben, denn er gehe bin zu regieren; und faget zuvor: | 
er wolle feinem Reihe Gezeugniß geben, und alfo res 
gieren, daß wir fein Regiment fühlen und merfen follen; 
nämlich, er wolle fo große Werke durch und thun, wie 
er jelbft gethan bat, ja noch wohl größere. Item, er 
wolle und erhören, wenn und was wir vom Mater in’ 
" feinem Namen bitten werden. Und mit diefen Merbeis 
Bungen ift das Herz zu befräftigen und mutbig zu mas 
hen wider die Pforten der Holen. Dein Chriftus res 
gieret im Wort; darum iſt's noth, Daß wir ‚erfahren 
die Kraft des Wortes: denn das Reich Ehrifti ift Got⸗ 
tes Macht und Gewalt. Das fey von Diefem Evanges 
lio gefaget; wollen Gott um Gnade anrufen, daß wir 
ſolches mögen fallen, und unfern ſchwachen Glaubent da⸗ 
Durch ſtärken. 





— 313 — 


Am Tage ber Erfindung des Kreuzes Chriſti. 
" Joh. am 3,1 —15. 
Randgı Vernunft, Ratur, freier Wille, weiß nichts von 


Gottes Gnaden und Werken, ja fie fheuet es, geſchweige 
daß fie es begehren follte, wie diefer Text tärie beweifet. 


Dieß ift ein ſchön Evangelium, Darinnen uns vors 
gehalten wird ein ſchön geiftlicd Spiel, wie die allerbefte 
Dernunft und fchönfte Frömmigkeit auf Erden anläuft 
mit Der rechten Wahrheit und geiftlihem Weſen: denn 
Diefer Nicodemus wird fehr gerübmet von dem Evange⸗ 
Liſten Johanne, daß er groß iſt geweſen, beide, äußerlich 
xor der Welt, und auch in einem fchönen geiftlichen Le⸗ 
Ken, Denn er it gewefen ein Oberfter der Juden, das 
at, ein Rathsherr, mit im Regiment, welches alleine . 
eine große Herrfhaft war. Dazu ein Pharifaer, Das 
üſt, der Gelehrteften einer; denn dieſe bieltg man für 
Die Klügeften: dazu auch unter den Frömmeſten einer; 
denn dieſe Gecte hielte man auch für Die heiligftez alfo, 
Daß Fein Mangel oder Tadel ift auf ihn zu bringen, 
und. man ihn nicht größer kann machen: nad) dem Regie 
ment ift er der Oberſte; nach der Kunft der Klügfte; 
nad) dem Leben der Heiligfte. Ueber das ift da noch 
ein Glück, daß er Luft zum Herrn Chrifto hat; dad war 
body über alle drei. Die andern Oberften und Pharifaer, 
Klügeften und Heiligften, verfolgten ihn, und gaben ihn 
dem Teufel. Denn e8 war ein Gebot ausgangen unter 
den Juden, daß niemand damwider durfte muden, oder 
er mußte aus dem Rath geftoßen, und in den Bann 
. gethban werden. Dennoch war Diefer fo fromm, hatte 
Chriftum lieb, und machete fich heimlich zu ihm, Daß er 
mit ihm reden, und feine Liebe gegen ihm erzeigen 
möchte. 

Saoo ſtehet nun da bei einander, wie man’ follte 
malen, Gewalt, allerhöchfte Frömmigkeit und Klugheit, 
dazu auch Liebe zu Chrifto; noch fiehe, wie er anläuft. 
Er gebet mit “diefen Gedanken zu ihn; er wird froh 
werden, daß ich zu ihm Fomme, ed wird ihm kützeln 
und wohlthun, daß ich, fo ein großer Mann, der Ober⸗ 
ſten und Beſten einer, alfo mich bemüthige uni wa N 


. 
2 


— 


ı 


— 2144 — 


cher geringen Perſon komme; gehet alſo allein, Fre 
ſchaft mit ihm zu ſuchen, meinet, er ſoll willkon 
ſeyn, und wohl empfangen werden, hatte deß keine 
ge, daß er von ihm geftrafet werden follte, und 
laffen meiftern, fondern denfet fi gegen ihm zu be 
fen, ald gegen einem guten: Freunde; will wiede 


daß er ſich zu ihm freundlich ftelle, und ihn ehrlich 


te; wie noch möchte ein fchlehter Chrifternmann 

betrogen werden, wenn der Geift nicht Flüger n 
Aber Chriftus iſt ihm zu Flug, fchlägt’8 alles zu 
womit er umgehet, nimmt feine Freundfhaft am, 
ſich nichts kützeln, wirft alles hinweg, was Nicode 
vermag, daß er ohne Zweifel ein fromm Mann 
geweſen feyn, weil er nicht darum zurnet, und eben 
rechten Kinder eines, die da follten gedemüthiget mer 
Sollte ed Chriſtus jegt einem folhen großen M 
thun, er follte bald Zorn und Ungunſt verdienen, 

Hieraus laßt und nun lernen, wie gar arme | 
und nichts wir find, wenn und Chriftus nicht regt 
Dem Nicodemus Fommt daher, weiß Feine fonder 
Zuverfiht, Denn, daß er Chriftum nur will grü 
und Freundfhaft mit ihm machen, nicht von thm le 
als ein Schuler: So fähret Ehriftuß zu, verdammt 
fo jämmerlih gar, daß er nichts an ihm ungetadelt | 
und ſpricht: | 
„Wahrlich, wahrlich, ich fage dir, es fey denn, daf 

mand von. nenem geboren werde, kann er Das 9 
Gottes nicht fehen.* 

Das war ja ein harter Tert und eine unfreunt 
Antwort: auf fo einen freundlichen Gruß. Er erba 
fih aber über ihn, und geiget ihm, wo es ibm fe 
Daß er noch fo weit vom Reid Gottes fey, Daß 
nie gejehen babe, und faget: „Du mußt anders geb 
werden.“ (Das ift je zu viel geredet). Daß er 
ſagte, Du mußt anders thun, und fchlüge ihm eine ' 
Lehre vor, was er thun follte; fo wäre er flugs 3 
fahren: D das habe ich alles gethan, ich fleißige 
viel guter Werke zu thun, und bin fromm. Uber 
hen Ruhm zu dämpfen, hebt er an, und wirft ihn 
iveg, beide, mit Werten und Rerion. 


N a mel 315 ze 


Denn was tft in den Worten anders gefaget, denn 

: fo viel: Dur thuft viel ſchöne Werfe, und meineft‘, dis 

biſt fromm und unfträflih; aber es ift alles verloren 

gnd verbammt, nicht allein beine Werke, fondern auch 

- da8 Herz, die Wurzel; alles, was du bift und vermagft, 

- 28 muß alles ab, der Baum mit den Früchten ausge⸗ 

wurzelt, bingeworfen, und gar verbrannt, und ein neuer 
Baum gemachet werden. | 

Das ift ja eine faure Antwort auf fo gute Meis 
nung; er lobet Chriftum ald einen Biedermann, fo faget 
Ehriftus: Du bift wiederum ein fchändliher Mann; 

. denn das du redeft, ift nicht recht, und ohne Geift, 
willſt fo bad) fommen, daß du von Gott willft reden, 
wie ich von Gott fommen bin, (und bift noch fo tief 
in deinem Dünfel und Blindheit erfoffen) , haft wohl 
hören läuten, aber nicht zufammen fchlagen. Eben wie 
jegt viel find, die dad Evangelium lieb haben, und 
fügen, e8 fey von Gott, find aber nod weit davon. 
Her nicht weiter fommt, denn daß er jagen kann: es 
ift von Gott fommen, muß dieſes Urtheil auch hören; 
wie Chriftus auch im Matthäo 7, 21. faget: „Es wers 
den nicht alle, die zu mir fagen: Herr, Herr, in das 
Himmelreich fommen, fondern die den Willen thun mei⸗ 
nes Vaters im Himmel. * O wie viel find unfer, die 
ed hören, lehren und predigen, laffen fi dünken und 
meinen, fie find am beften dran, beginnen Chriſtum auch 
mit Worten zu erheben und loben über alle Welt? 
Aber es ift noch Schaum auf der Jungen, nit im 
Herzen; denn fie find nicht anders geboren. 

So will nun Ehriftus fagen: Ja, du fageft wohl, 
daß ich von Gott fommen bin, und lobeft mid; wenn 
thuft du aber darnach, Daß das Wefen und Werf her⸗ 
nad) folge? Darum nimm dir's nicht vor, Daß du Das 
Reich Gottes ſieheſt; dis bift noch in der Blindheit und 
alten Haut: Du mußt gar anderd werden, nicht alfo, 
daß Du andere Worte und Werke führeft; fondern gar 
ein neugeborner Menſch werdeft , der da nichts wiſſe, 
nicht fromm noch flug ſey, fondern gar die alte Haut 
ausziehe. Das thut num gar wehe, daß einer alle feine 
Weisheit, Frömmigkeit, Leben, Kunſt, wit wie, und 


FR vn 


— 316 —— 5 


halte es für Thorheit und Sünde, ſchlage es nieder 

und ſage: ich will mich demüthigen, und nichts von me 

wiſſen, alſo, daß ed alles von Herzensgrund hinweg 
gefhlagen werde, und ber Menſch zu einem Kine 
werde.” 

Darum briht er nun heraus der Nicobemus; fe 
mehr Ehriftus davon faget, je weniger er verftebet, und 
ſpricht zum Herrn: 

„Wie kann ein Menſch geboren werden, wenn er 'alt 
it? kann er auch von neuem in feiner Mutter Leib 
gehen, und geboren werden ?“ 

Dabei man wohl ſehen kann, wie ſich die Vernunſt 
ſchicket in ein chriſtlich Leben. Er vernimmt nicht mehr 
davon, denn daß der alte Menſch nichts ſoll gelten, wie 
es denn wahr iſt; wie es aber ſoll zugehen, daß er neu⸗ 

| geboren werde, da weiß er nichts von, denfet nicht 

weiter, denn nad) einem Bater und Mutter, und einem 

Kinde, meinet, daß man müfle wieder zu einem nafürs 

lihen Sinde werden. Das ift nicht die Meinung; fon 

derit Da liegt's an, du mußt herunter fommen, daß dad 

Herz und Dünfel Fein, und demüthig, und neue werde, 

Wie nun dad Herz ift, fo regieret fich alled hiernach; 

iſt das flein, fo iſt's alles klein; ift das groß, fo iſt's 

alles groß. Alſo meinet nun der Herr, daß die leibliche 

Geburt zu nichts tauge; wie er ſich weiter erkläre 

und fpridt: 

„Wahrlich, wahrlih ich fage dir, ed fey denn, daß 

‚ jemand geboren werde aus dem Waller und Geiſt, 
der kann nicht in das Reich Gottes fommen‘“ 

Ad wollte er fprechen: Du mußt von neuem ges 
boren werden, (ſage ich,) nicht vom Weibe oder Fleiſch 
und Blut, fondern aus Waffer und Geiſt. Das tft ihm 
noch viel wunderliher, wird je länger je irrer und tols 
ler. Zuvor bhielte er nody mehr Davon, und meinete, 
daß er's befier verftünde, alfo, wenn man von Gebären 
redete, müßte ja ein Weib dazu kommen. Das fclägt 
ihm num Chriſtus aud nieder und faget, es ſoll nicht 
ein- Weib ſeyn, fondern Waffer und Geift. Wer hat 
dad je gehöret, daß aus Waſſer etwas fol geboren 

werden, jonderlid ein, Dieuiigt (ht voys doch gar 


m 


— 51T — 


ht, fol man ihn zu Pulver ſtoßen, und in daB Waſſer 
en, fo lange bis daß er wieder geboren werde? 
arum verfläret er nun, wie man muß aus dem 
affer und Geift geboren werden, faget Urfah und 
icht: 

Bas vom Fleiſch geboren wird, das tft Fleiſch, und 
was vom Geift geboren wird,. das tft Geiſt.“ 

Da ſtehet's nun, Nicodemus weiß nicht, wie er 
an ift, und ift gar zu einem Narren worden, darf 
wiftum nicht einen Narren fchelten, (denn er bat ihr 
x gelobet), darf auch nicht fagen, daß ed Lügen und 
ind feyn; denfet aber fo: der Meifter fommt von 
ott, wie redet er denn jetzt ſo, wie ein natürlicher 
ar? So ſtehet die Vernunft, daß fie nicht weiß, 

fie ihn für einen Lehrer halte oder für einen Nar⸗ 
35 es gilt aber alles das, fo ich gefaget babe, daß - 
ott feine Lehre und den Glauben fo ftellet, daß wir 
ıffen zu Narren werden, Nun will die Vernunft nicht 
ı Rare jeyn, und je größer fie ein Narr ift, je weni- 

e fie es ſeyn will: fo ift Gott auch fleif in feinem 
an, und will fie zu einem Narren haben, \auf daß er 

g bleibe; darum verbirget er feine Klugheit mit fo 
erifchen Worten und Stüden; wie St. Paulus 1. 
r. 1, 2. verfläaret, daß, wenn es Vernunft höret, 
iß es ihr lauter Thorheit feyn. Wer nun will felig 
rden, muß kurzum aud) zu einem Narren werden; 
z ift auch. eben die andere Geburt, daß man herab 
te von der Klugheit, dDarinnen wir gewachjen find, 
d fich herunter laffen, nicht wiffen noch fünnen wolle, 
d alles ausfchlage, was nicht Geift ift. 

Solches kann die Welt nicht lernen; darum gehet’3 
der Welt fo zu, daß jedermann will ein Chrift feyn, 
d vom Evangelio lehren und predigen, und weiß doch 
bt8 davon: Es fehlet aber daran, daß niemand will 
: Rare feyn, fondern wollen alle hohe, vernünftige, 
ge, heilige Leute feyn. Daher kommen denn fo viel 
scten und Notten, ald immer geweſen find, und ftrei= 
ı eben wider das Evangelium, wie bier Vieler uns 
nus, ohne daß er in dem noch beifer it, daR vr m 
a und fi lenken laͤſſetz das thun die Rottenmeitre 


WW sı8 — 


nicht. So lehret nun das ganze Evangelium in der 
Summa, daß wir ſollen Narren werden, und nicht wol⸗ 
len klug ſeyn; die Rotten aber wollen klug gehalten 
* O wie haben ſie ſich allewege, Die Ketzer, ges 

rochen, daß fie wollten Flug ſeyn, und mit der Ben 
nunft die Artikel des Glaubens ausſpitzen und meſſen; 
als, die Arianer von der Dreifaltigkeit, welche fie woll⸗ 
ten. mit. ihren Gedanken ergründen, die Worte ziehen 
und deuten, wie fie e8 dünkte, daß ſich's ſchickte. Das 
heißt in der Haut. bleiben, und nicht wollen ein Rare 
feyn: fo muß denn. Gott ein Narr ſeyn; denn es if 
fein Mittel, wir müſen Narren-feyn oder er. 

Daram:ift’8 eben fo viel, dag Chriſtus bier faget: 
„ed fen denn, Daß jemand von neuem geboren werde, 
kann er Das Reich Gottes nicht fehen,“ als Daß er ſagt 
im Matthäo 18, 3: „Es ſey dem; daß ihr euch umlkeh⸗ 
ret und werdet wie die Kinder, fo werdet ihr nicht in 
daB Himmelreich Fommen.“ So beißt nun wiedergebo⸗ 
ren werden, zu einem Kinde werden, und ein ſolch Kind 
werden, das aus dem Waſſer geboren werde, und ab 
dem Geift, der dabei ift im Waſſer, alfo, daß mir 
vor Bott fagen: All mein Vermögen ift nichts, alle 
meine Klugheit ift Blindheit und die größte Thorheit, 
alle meine Frömmigfeit und Leben tft zur Hölle vers 
dammt; darum befehle ich mid, deiner Gnade, regiere 
mich nach deinem Geifte; laß nur nihtd in mir, daß 
ich mich felbft regiere und flug fey; made nur „meihen 
Sinn und Vernunft gar zu einem Narren, und halte 
mich in deinem Schoos. Solche Worte aber reden wir 
alle wohl; aber wenn e8 an ein Treffen gehet, fo fies 
het man wohl, wo ed Ernft ift. 

Wenn du leiden Fannft, fo du was für gut anſie⸗ 
beft, daß man es alled verwirft, und kannſt dich da 
für einen Narren halten, und auch ein Narr feyn, und 
laffen binfadren, und fagen: Iſt es aus dem Geift, 
fo wird es beſtehen; iſt's nicht, fo fahre ed immer zum 
Teufel, fo. ftehet’8 um dich wohl. Alſo auch mit deis 
nen Werfen und Jrömmigfeit, wenn du höreſt, Daß ed 
nichts ſeyn foll, und wird angegriffen und verfprocen, 
und ſchweigeſt Dazu fill, und ſogeK ja, ww We redii ı 





ia 519 — 


ft du es aber nicht leiden, und willſt es verfechten, 
1’8 nichts. Wir reden ja alle, die Chriſten müſſen 
ren feyn; ‚aber es leidet’8 niemand gerne, jeder, 
m will's beſchoͤnen. Die Papiften fagen auch die 
rte: Man muß neugeboren werden; aber wenn man 
en faget: Euer Ding ift nichts; das Fönnen ſie nicht 
en. Wir fagen alle von der neuen. Geburt ;. aber 
u thun- fönnen wir nicht mehr, denn dag wir es dent 
igen Geiſte befehlen. 

Sp will nun Chriftus zu Nicodemo ſagen: Wenn 
a Verſtand ſollte gelten, Daß man mußte wiederge⸗ 
en werden vom Weibe, wäre es doch nichts ,. went 

gleih bundertmal aus Muterleibe geboren würdeſt; 
in ich ftrafe eben die Geburt; fo .vom Weibe kommt, 
weil alles, was vom Fleiſch und Blut kommt, wie 
ed fomme, bleibet ed Fleiſch und Blut; wie St, 
ulus faget 1. Kor. 15, 50: „Fleiſch und Blut füns 
ı daB Reich Gottes nicht ererben:* Darum meine 
nicht eine Wiedergeburt vom Weibe: denn es iſt kurz 
hloffen, was vom Fleiſch geboren ift, das ift Fleifch, 
; ftehet nun unfer Reim, den wir alle führen; das 
rt ſchleußt über alle Welt und über alle Heiligen, 
net feined Menfhen, und läffet gar niemand Geift 
n, wer vom Fleiſch geboren if. Sprichſt du aber: 
doch Chriſtus auch vom Fleiſch gebbren? Antwort: 
hat aber einen Zufaß, Daß er empfangen it vom. 
igen Beifte ; darum war er nicht lauter Fleifch. 

Das ift nun der Schluß und endliches Urtheil über 
3, daß wir allzumal Fleiſch find, und wäre gut, daß 
doch einmal etwas aus dem Evangelio lerneten. Wenn 
das Wort allein bedadhten, fo würden wir feben, 
8 wir wären, und würde und gehen wie dem Pfaue, 

die Federn niederfchläget, und feinen Stolz laffen 
ß, wenn er feine Füße fiebet. Denn was iſt's ges 
et, wenn einer von Herzen faget: Ich bin Fleiſch? 
ifch tft verdammt, Tod, eitel' Sünde, da fein Geift 
h Gott, noch güttlih Ding oder Leben if. Summa, 
ift des Teufeld, und ein emwiger Höllenbrand , es 
ß anders werden, oder kann nit in Himmel fommen, 

Derohalben ift djeſer Spruch fo ein ftarter Dovansts 








— 320 — 


ſchlag, daß er alles niederſchlägt, was Menſchen en 
benfen und aufrichten; iſt es Fleiſch, fo iſt es hen 
verdammt. Was iſt's deun, daß man rühmet: das ker 
ben die heiligen Concilia und Väter beſchloſſen und auf 
gefeßet, fol; Regiment geordnet, fo fein , heilig Leber k 
geitelt ? Was ift dad alles? Iſt ed nicht vom Flei 
und Menfhen? fo tft ed ja mit allem verdammt? Ad 
dem "mag ich nun .alfo ſchließen, daß der ganze Orda 
Franciſci, Bendicti und Carthaͤuſer ıc. ſehen Gott 
Reich nicht, kommen auch nicht hinein. Warum? don ki 
es ift Fleifh: denn der Geiſt iſt ja ein ander, Ding: 
das beweiſet die Erfahrung, daß viel Buben in Kappen 
und Platten gefunden werben: wenn g8 “aber Geil 
wäre, fo müßte fein Bube darunter feyn. Weil dei 
nicht ift, fo if befchloffen, daß es nicht: Die Kraft habe J 
fromm zu machen, ed muß etwad mehr Dazız gehören, 
es muß etwas ſolches feyn, das das ganze Weſen mad 
Perſon anders und neu mache ; welches fein Orden nimmer. 
mehr thun fann. Darum, weil niemand leugnen fan, 
daß es Fleiſch ift, fo gehöret’3 nicht ins Himmelreih; 
fommt’8 nicht in Himmel, fo fähret’3 zum Teufel. 
Henn fie Das könnten einmal glauben, wer wollte 

fo thöricht ſeyn, und im Klofierleben bleiben? Sie 
haben ja ihrem Stande fo viel Ehre gegeben, als dem 
Geiſt und Waffer; wenn fie es für Fleiſch hielten, 
würden ſie ja fagen: Soll ih nicht in Himmel fommen 
und zum Teufel fahren, was mad) ich denn im Kloftert 
da müßten fie ja abtreten, daß fie der Hölle entlies 
fen. Sollte ein Stand fromm machen, fo follten’3 freis 
li) die thun, die Gott eingejebt hat, ald der Juden 
Stand: Noch thut er's niht. Warum? Es ift noch 
alles Fleiſch. Item, die weltliche Obrigfeit ift auch ven 
Gott eingefeet und genrdnet; noch iſt's Fleiſch, muß 
auch zum Teufel fahren: fo auch der eheliche Stand, 
welhen,; wiemohl ihn Gott felbft eingefeget und geſeg—⸗ 
net bat, noch fähret er zum Teufel, wo nicht Geiſt iſt. 
So ift kurz befhloffen: was nicht Geift iſt, das 
führet zum Teufel, Damit find wir ja gedemüthiget, 
daß wir vor Gott gar nichts find. Vor der It ms Ir 
- gen wir wohl etwad ſeyn, wie dieſer Kiesdemus, der | — 





— 521 — 


sor ein FJude, wat auch din weltlichen and geiſtlichen 
Stande, dazu ein: ehelicher Mann, dad war alles gött⸗ 

3 über Bed auch ein Pharifäer, welches ein Mens 
bentand war upd. Heuchlerſtand, Cwiewohl für das 
sagte .angefehen), dazu das fünfte, daß er auch Chris 
kim lieb hatte: Noch hilft ber. femes; darum ‚konnte 
er ih nicht höher demüthigen, denn mit dem einigen 
Bort, daß er.faget: du bift Kleifh. Damit hebet er 
ar Die alte Geburt auf,*) auf daß er ihn und einen 
glichen jum Kinde mache. Wenn man ibm denn folget 
nd glaubet, fo wird, enan neu geboren; .alfo, daß wir 
gen :. Ich.weiß,. daß, alle meine Gedanfen, Werke und 
zornehmen, Fleiſch ift; denn es dienet alles auf mich, 
der Gott: dad’ Machet, daß ich aller Creaturen fleifch- 
ch brauche, zu meiner Luft und Ehre. ALS auch jest 
ir. neue ſchwülſtige Lehre aus der heiligen Schrift, ift 
Kos: Sleifhi;.:deun He. brauchen ihr zu ihrem Fleiſch, 
BB fie mögen: etwas ſeyn und gerühmet werden, fie 
aben etwas ſonderliches funden, ift alled auf ihr zeit 
ches Weſen gerichtet. Alfo ift mit dem Wort alle 
Belt durch ind Durch geurtbeilet vor Gott, einer wie 
er: andere, ade, dit je auf Erden find kommen, oder 
och. kommen, daß ſie Fleiſch find’, und gehören nicht 
en. Himmel. 

Darum laſet und das Urtheil m. ‚Herzen nehmen, 
Denn wir das: thaten,; würden wir unter einander nicht 
neind feyn, noch auf unferm Sinn fteif fteben, noch 
iel von und! felbft halten, fondern einer dem antern 
seichen ; angefehen,, Daß es feiner vor Gott beffer bat, 
enn Das geringite Kind, und der allerungelehrteite Laie, 
b du fhon vor ber Welt der befte ſeyſt. Alſo ift alles 
sleifch, Gott gebe ed werde ein König oder ein Bettler, 
tluger oder ein Narr daraus. Darum. hat ſolches der 
Prophet Sefaiad 58, 7. fein gefaget, da er vermahnet 
ven Armen zu helfen: „Wenn du den Nackenden fieheft, 
Do bedede ihn, Cund fehet dazu), und verachte dein 
Fleiſch nicht;“ ald wollte er fagen: Du bift eben des 
Tuchs und ber Wolle, der er tft. Siehe, Dad heut 
in fein Urtheil, das doc, fo weit gehet, ww ve Wox 
*).C,.und macht ihn gum Kinde ıc. 

Surpery BBerfe 15. Bd, 


— 3222 — 


iſt. Darum dark man nicht denken anf eine llei⸗⸗ 
Wiedergeburt, es tft noch zu viel, daß. wir eim — J 
Fleiſch geboren find; ſondern daß man mäfe vorm € 
geboren ‘werden, welcher nicht nach“ ſich fl ir 
ondern nach Gottes Reich und Ehre. Deropalbu zii 
et nun Chriftus ben Nicodemum, weil er fp ven 
{ft und zum Narren wird, und fpricht alfo zu ber | 
Laß dich's nicht wundern, daß ich dir gefaget Ha Fi 
müffet von neuem geboren werden. Der Wind gi 
- wo er well, und du böreft fein Hauchen wohl; 
du weißt nicht, von mwannen.er fommt, oder 
er fähret? Alſo ift ein jeglicher, "der aus dem ⸗ 
geboren iſt.“ . a e1j 
Als wollte er fagen: Laß dein Wundern anf ® gs 
weiche nur; laß mich Flug feyn, ich will dir. fagen, we? > 
ed lieget. Mit der Vernunft verſteheſt du der Dinge: 
nes: dur bift fromm und Hug, daß dich niemand 
Tann auf Erden; aber ih fage: Di. bit: Fleifh.. O , 
möchte er nun fagen: &8 ift ja ein göttlicher Ste” 
den ich führe, von Gott geprdnetz.gelobet und. gebete 3 
ſollte ed denn nichts vor ihm geten? "Antwort: SE 
ed gefällt ihm wohl, daß er vor der Welt. gehet nas 
gilt; der Stand gefället ihm wohl, aber nicht alle, 6 - 
Drinnen find. Darum gehet's nicht fo zu (will e FF __ 
gem), wie du Zebenfeft, daß du es gerne mit der’ Bes 
nunft ausmeſſen wollteſt, und vorbilden einen geiſtliche⸗ 
Menſchen, wie er ſehe, wo er wäre, was er thäte, de 
du ihm eine Außerlihe Geberde und Geſtalt fünnteft o 7 
gewinnen; die darfſt wicht fo um Dich guden, du fintfzF! 
ihn nicht. Ich will dir. aber fagen, wie ed. zugeJIE 
Es ift gleich wie ein Wind, der da. eine leiblihe Car 32 
tur ift, den höreſt du hauchen nnd blafen; aber daß 39 
ihn follteft in Regel faſſen, wo er anhebt oder auf 
wohin er gehet, Fannit du nicht thun. Wiewohl es &S 
fere hohen Schulen aud haben wollen ausmefen, — 
Ariftoteled gefaget bat, cd find hohle Löcher, da « 
der Wind komme, und wieder hinein gebe, S 
David hat's troffen im 135. Pfalm v. 7. da er ſa 
Qui produeit ventos de thesauris suis: „der =r = 
Minde Fommen läßt von feinen heimlichen Deten, “so ” 


— 
u 
( 


— 823 u 


B es niemand ſiehet noch weiß, daß man ihn nicht 
ehr denn hoͤret vorüber gehen; wie weit oder breit er 
ifet, weiß niemand. j 
Wie es nun zugehet in der leiblihen Ereatur; 
ft und Wind, fo ift es auch mit dem geiftlichen Men- 
en. Denfe nicht, was er für eine Nafe und Maul 
be; fo bald als du eine Nafe und Maul fieheft, fo fieheft 
: nicht den Geiſt, ſondern du böreft wohl was davon, 
8 tft, wo du dad Evangelium höreft hauchen und 
ufhen, da Fannft du fagen: Da ift Geiftz aber ſo 
ld du auf die Perfon fteheft, daß er fo ſiehet, bier 
er da wohnet, fo gefleidet iſt, fo geordnet, kannſt 
ihn nicht treffen. Darum verbirget Gott die Chriften 
vo, daß man fie nicht ſpüren kann, denn allein am 
yangelio. Er läffet fie zumeilen gute Werfe thım, die’ 
in fühlet, wie man den Wind fühlet; aber fle können 
!d wieder flraucheln, daß man fagen muß: dad tif 
ht Geiſt. Alfo, daß man auf die Werfe nicht kann 
viß fußen nder gründen, es kann wohl fehlen; denn! 
gehet wunderlih mit den Chriſten zu. Aber die- 
jre ift beftändig, und an ihr felbit rein: wo die iſt, 
gehet Gottes Geift, das fehlet nimmermehr, Bar 
"Das redet num Chriftus darum, daß er will die 
se Geburt anzeigen, Die alte Gedanfen und Bilder, 
n der alten Geburt ausziehen, fo an Stätte, Perſon 
d Werfen haftet, und will lehren, daß ein fol geifts 
er Menſch allein am Hauchen hanget. Da wird‘ 
n Nicodemus noch toller, verftehet das Gleichniß gat 
ht, und.denfet, welch eine neue ſeltſame Predigt iſt 
B, Daß ed alled aus den Augen muß gethan feyn, 
d man muß ihm vorbilden, das feine Perfon, Stätte, , 
eife noch Werf hat; darum fprtcht er auch zum Hetrn? 
ie mag folches zugehen? Als wollte er jagen: Willſt 
fo predigen, fo wird Moſis Lehre nichtd feyn; Die 
ja von Perfon, Stätten und Weifen. Willft du jo 
ven, fo wird man dich nicht leiden. Wir ſehen's ja, 
» e8 anhebt und bleibetz denn wir haben die Ber 
neidung, den Tempel, Dpfer und ſo monde Ste 
dieuſt, welches allzumal äußerlich Ding . SA 
t ihn und ſtößet ihn vor den Kovf dena TB MI 
„1 * 


te RE — 


wider einander, Die Vernunft mit der Klugheik ad dei 


Geſetz, wider Ehriftum und das Evangelium. Darm 


antwortet nun Chriſtus und ſpricht: J 


„Wahrlich, wahrlich ich ſage „dir, wir reden, das wir 


! 


wiſſen, und zeugen, Daß. wir, gefehen haben; und ihe 


nehmet unfer Zeugniß nicht an.“ . 

Als wollte er fagen: Ich kann's nicht weiter brins 
gen, denn ind Wort, bei dem Hauchen bleibt ed. Ihe 
wit aber euren Kopf breden, und den Dünkel laſſen 
fahren, und von mir lernen, Was follte der Schüler 
lernen, der zuvor will denfen, ob der Meifter recht 
Ichrete oder niht? Das thut man natürlich, in allem 
Regiment, ohne bier niht; da fibet man und denfet 


vor, ob es aud recht fey, wollen ehe Meifter ſeyn, 


‘ehe fie Schüler find. Wer es lernen will, der muß 
hören und an feiner Nede bangen, fo wird der heis 
ige Geift kommen und lehren. Darum fagt er: Wir 
reden, das wir wien. Ich weiß ed, und rede es, 
eiter kanu ich's nicht treiben; aber der heilige Geift 
Bänget in Herz. : Man muß ihn laffen reden, und 
ihn für klug und fromm halten; du aber höre zu, 
fhweig ftill, und laß ihn Meifter ſeyn; wie Maria fid 
zu den Füßen Chrifti feßte, und hörete feiner Rede zu, 
Luc. 10, 39. Aber ihr Cfaget er,) nehmet e8 nicht an. 
Ihr wollt es zuvor auseden und überflügeln; fo will 
Dad Wort euch meiftern,. daß ihr follt Narren werben, 
Und faget weiter: | 
„Glaubet ihre nicht, wenn ich euch von irdifhen Dingen 
füge ; wie ‚würdet ihr glauben, wenn ich euch von 
himmlischen Dingen fagen würde *“ 
3ch habe ein grob Gleihniß gegeben von der Ges 
burt, darnach vom Winde; das iſt ja irdifh Ding: 
noch glaubeft du nicht, Sch habe die Lehre gefaffet in 
Bilder und Erempel,. und ihr verſtehet's nicht; wie 
follte e8 werden, wenn ich bloß, ohne Bilde und mit 
Dunfeln Worten Davon redete? Denn mit Bilde und 
Gleichniß pfleget man ein Ding auf's gröbfte und Deuts 
Iihfte vorzulegen, wie Chriſtus gemeiniglid feine Lehre 
gefoffet bat, und das alte Teftament gar vorher hat 
Jafjen gehen, mit eitel Bildern und Tiquren gefaſſet. 


En. 


828 Mi 


So weit gehet nun diefe Diſputation, dadurch befchloffee 
iſt, Daß alles, was an uns: ift, und die ganze Welt, 
wo fie am Flügften, frömmften und höheſten ift, vers 
dammt ift zum ewigen Neuer. Ueber das tft noch das 
die größte Schande, Daß wir foldes nicht fehen noch 
wiffen, laffen und noch Flug, und. fromm Dünfen. Das. 
find die zwei größten Unglück; noch meinen wir, wir 
find wohl dran, und wollen's nicht glauben, was er. 
son Menfhen faget: wie fsllten wir glauben, wenn ee 
son Gott redet? Das ift da8 erfte Theil diefes Evans. 
gelii. Folget num das- andere, wie biefelbige geiftliche' _ 
Geburt zugehet, das ift, wie man in Geift kommt, 
wenn das Fleisch getödter tft, und in Gott bleibet, und 
foricht alſo: | u 
„Niemand fähret gen Himmel, denn der vom Himmel 
hernieder fommen ift, nämlih de8 Menfhen Sohn, 
der im Himmel ift.“ | 
Da fieheft du, daß er ed gar zu ſich geucht, auf 
Yie einige Perfon, was zuvor geredet ift von der neuer 
Seburt, und Gottes Neid feben, oder in Himmel 
pntmen, und fchleußt Furz, daß niemand Gottes Reich 
ebe, noch gen Himmel fomme, denn allein, der herab 
jefahren if. Das ift fo viel gefaget: wenn gleich ein 
Menſch fo vermeffen wäre, der gehöret hatte und - 
wußte, daß wir allzumal Fleiſch find, und wollte dahin 
ringen, daß er möchte geiftlih geboren werden und 
Sottes Reich fehen, ift auch vergeblich und verloren; 
die Thür iſt zu feſt zugefhloffen zum Himmel, daß 
niemand hinein fommt, denn der Menſch Chriftird. 
Niemand fiehet noch Fennet Gottes Reich, denn er, 
welcher darinnen. tft und bleibet noch heutige Tages, 
Denn gen Himmel fahren, kann man nicht anderd ver⸗ 
tehen, denn in Gottes Reich fahren und kommen. Wo 
vollen wir denn bin, die wir Fleiſch find, und nicht 
Innen hinein kommen? Das wird er bald hernach 
ſagen, wenn er vor ausgeſtrichen hat, wer der erfte tft, 
der Hauptmann, der die Bahn briht und den Weg 
nachet; das wollen wir durchjehen. | 
Iſt nun die Summa: Niemand weiß meder Wege 
ch Stege zum Himmelreich, niemand bat Macht kin 


— 320 — 
ein zu kommen. Alſo, baß hiermit gar abgefaget iſt 
eigen Vermögen, daß ed niemand hat, noch erlanget, 
denn wen er's mittheilen wil. Daß es ſchlecht alfe 
verftanden werde, mie die Worte lauten, daß niemand 
Macht habe, noch Fuge, Raum oder Weife wiſſe, dreis 
zu fommen und Darinnen zu bleiben, denn er. Damit 


abermal "verworfen ift allee Menſchen Tand und Fünde, 


Stände und Gottesdienft, dahin gerichtet, dag ‚man 
Dadurch dazu räumen und bindurd breden will. Es 
tft alles verloren, ohne Daß noch einer, ifl, Der es Tann, 
ber ift unſer einiger Troſt, iſt auch ein Menſch, der 


Sleifh und Blut hat, unſers Tuchs, und eben von Fr 
der Wolle gefponnen, das ift, von einem Weibe gebe . 
ren, ohne daß er nicht busch und vom Fleiſch gebe #; 
gen ift; denn dazu kam der heilige Geift, Daß di I 


Magd ſchwanger ward im Fleiſch, aber nicht vom Fleiſch, 
alfo, daß es nichtd dazu gethan hat, noch eine Kraft 
dem Fleifch eingepflanzet gewefen ift durch Gottes Wort 
und Ordnung, fondern übernatürlih und über Fleiſches 
Kraft. Denn, daB ein Weib ein Kind trägt, bat fe 
von dem Gegen, den Gott ſprach über den. Menfcen 


im erften Buch Moſis, da ihnen Gott einen golden }ı 


Wunſch und fol Gut gab, daß fie wachfen und. fih 


mebren follten, 1. Mof. 1, 28. In Kraft des World 


gehet's zu; wenn dad nicht wäre, fo ware feine Kraft 
da: alfo, daß das Mermögen alles kommt aus, dem 
Wort; fonft wenn alle Menfchen zufammen thäten, 
würden fie nimmermehr ein Kind zuwege bringen, Got⸗ 
tes Wort macht allein Kinder, 

Das beige ih nun Fleifhes Kraft, fo ihm Gott 
eingepflanzet bat, Durch das Wort, Befehl und Segen. 
Aber zu der Geburt Ehrifti Fam fein Mann, daß dieſe 
Kraft nichts Fonnte dazu thun; fondern wie der Engel 
gu der Jungfrauen fagte: „Der heilige Geift wird über 
Di fommen, und die Kraft ded Höchſten wird dich 
überſchatten,“ Luc. 1, 35. Das war eine neue Kraft, 
sicht ind Fleiſch gepflanzet, hoch und wunderbarlic, 
alfo, daß fle nichts mehr thate, denn ließ in ihr arbei⸗ 
ten, und ſie ftill ftunde. Darum ift er nicht aus Kraft 
bes Fleiſches, und bleibet doch Fleiſch und Blut, wie 





> 


ir; ohne daß es rein iſt vom Geiſt, der datei leuch⸗ 
t mit feinem Glanz, alſo, daß wir das Urtheil müſ⸗ 
n tragen „ daß wir Fleiſch find, gehören zum, Teufel, 
8 Reichs Gottes beraubet, ſo tief verdammt, Daß 
ir auch nicht erfennen, wie wir's beraubet find. Der 
denſch aber, Chriſtus, hat eine andere Kraft, bricht 
n Weg, kann den Himmel auffchliegen, das fonft 
emand thun Fönnte, ja, niemand weiß weder Weiſo 
ch Rath dazu, ift auch Darum herab gefahren, und - 
t menſchliche Natur angezogen: Darum, wie er Macht 
t berab zu fahren, bat er auch Macht, binauf zu 
wen So ift nun Die Meinung: Kein Menfch bat 
ewalt in Himmel zu fommen, müffen alle in die Hölle, 
en zum Teufel, er ift allein des Himmels mächtig 
f err. N 


Was iſt's aber, daß er faget: Des Menfchen - - 


ohn, der im Himmel it?! Wie?! Sft er nicht erft 
ch der Auferfiehung aufgefahren in den Wolfen, wie 
den Gefchichten der. Apoftel ſtehet? Warum faget 
denn bier; er fähret herab, bieibet droben und fäh 
t hinauf? er gieng ja dasmal auf Erden? Da fleheft 
» Daß das Ding geiftlih muß zugeben, ift nicht genug 
: Außerlihen Geberden, daß die Jünger haben gefes 
n ihn hinauf fahren, fondern tft nur ein Zeichen ges 
‚fen. Geiftlich..ift er im himmliſchen Weſen immerdar ; 
blich fähret er hinauf, fie zu regieren. Wie er aber 
vet, kann man nicht fehen. . 

Dovon hat auh St. Paulus gefagt zun Koloſſern 
1.2. 3: „Send ihr nun mit Chrifto 'auferftanden, 
ſuchet was droben tft, da Chriftus if, figend zu ber 
chten Hand Gottes: feyd deß gefinnet, was droben 
‚nicht def, dad auf Erden iſt. Denn ihr feyd ger 
wben, und euer Leben ift verborgen mit Chrifto ‘in 
ott.“ Ihr ſeyd geftorben Cfaget er), namlich von dem 
enſchlichen Satungen, wie er bald.zusor redet, daß 
re Herzen los find von allen Geſetzen, und fein Mo⸗ 
3 Darinne zu - fhaffen bat, fondern mit dem Herzen 


ohnet und lebet ihre in Gott, aber verborgen. Saget - . 


wre heraus, daß wir in Gott leben, doch alfo, daß 
an es wicht Siehet, Weil wir aber in Gott leben, 


= 2 - 


ſo leben wie sicht auf Erden, fonderk můſſen ſeyn, da | 


er iſt. 0 

ZItem, alſo ſaget et auch gu den Epheſerr 2, 4 
6: 6: „Gott der da reich ift von: Barmberzigfet, durch 
feine große Liebe, damit er und geliebet hat, Da mir 
todt waren in den Sünden, hat er und famnt Chriſto 


lebendig gemacht, und hat und fammt ihm cuferwedet, F 


und fammt ihm in das bimmlifhe Weſen gefeßet.“ Es 
tft aber alles verborgen im Geift. Ein Gläubiger lebet 
feined Glaubens, fo lebet er Gottes; Gott ift fein Ges 
ben und Nahrung, nicht von Effen, Trinfen,, Kleider, 
Geld, Davon der Leib lebet, die Seele aber wird nit 


fatt davon; denn was äußerlich ift, kann fie nichts beb f 


fen, Alfo lebet Chriftus in Gott verborgen und heim⸗ 
lich, darnach fuhr er auf fihtbarlih ; alfo wird: er au 
ſichtbarlich wiederfommen am jüngften Tage, und wir 
auch mit ihm, daß wir fehen werden, wie wir in ihm 
leben, und er in Gott. 

Das heißt, Daß er im Himmel ift, führer herab 
und aud hinauf, bleibet droben, und kommt berabz 


eines geiſtlich, das andere leiblih; geiſtlich bleibet er. 


ewig droben, und fähret doc leiblih hinauf.- Darım 
gehet feine Himmelfahrt und aller Chriften Fahrt, geiſt⸗ 
lich, nit Teiblih zu, alfo, daß fie an feinen Ort ges 
bunden if. Wenn ich glaube, ‚fo lebe. ih in Gott, 
bin über alle Ereaturen, Teufel und alle Gewalt: ed 
fiehet’8 aber niemand. Wenn man die Chriften nah 
dem Leibe anfiebet; fo fehlet's, und kann's niemand 
treffen, denn er bat feine Naſe: wie mit !dem Winde, 
denn ich weiß nicht, wo er herkommt. Alſo bin ich, wie 
Chriftus, unter allen nad dem Leibe; aber nach der 
Seele Trotz allen Teufeln, Engeln und Welt, daß. fie 
mir ein Leid thun; meiner Seele kann nichts ſchaden im Him⸗ 
mel und Erden. Wonn gleich der Teufel einem Ehriften Leib 
und Gut nimmt, was hat er ihm genommen? Er bat 
die Schalen und Hülfen ich behalte den Kern, bleibe 
gleichwohl über‘ dem Teufel, und trete ihn unter bie 
Süße. Alfo fieheft du, daß ein -CEhrift an feine Stätte 
noch äußerlidy Ding gebunden St, fondern ber . allem 
Ereaturen fihwebet.- Ich korame wur, wohin: ich- wolle; 





> 


— 329 — 


# ich ein Chriſt, ſo kann mie niemand ſchaden, wenn 
eich alle Kräfte im Himmel und Erden zufanmen:.thäs 
n, nach der. Seele und Leben, fo ih von und in. Gott 
be; Troß, daß fie mir einen Schert abbrechen ſie 
iſſen mich nur fördern. 

Frageft du nun: Wie fommen wir denn hinauf im 

mmel , weil dürr abgefchlagen ift, daß niemannd das 
t kommen fann, ohne der Chriſtus? Da ift Feine 
dere Weife, denn daB wir müffen uns hinauf fchleis 
t laffen durch Chriſtum, und fo hinein tragen; er. bat 
e Brüde binaufgemadt, Troß, Daß es ihm jemand, 
chthue. Wir müffen wohl herunter bleiben bei dem 
eufel, werden ihm micht nachgehen; wenn er uns aber 
if den Rüden faſſet und träget, fo mögen wir mit 
m hinauf fommen. Dad Wort, Ascendere hinauf 
bren, lautet auf eigene Gewalt. Nun hat er die Ges 
alt und Herrſchaft alleine über den Himmel, fo fahren 
ir nicht hinauf, fondern werden hinauf getragen, . Das 
m beſchleußt nun Chriſtus und ſpricht: 
Und wie Moſes in der Wüſten eine Schlange erhoͤhet: 
alſo muß des Menſchen Sohn erhöhet werden, auf 
daß alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, 
ſondern das ewige Leben haben.“ 

Daß er hinauf und herabfähret, und droben iſt, 
as iſt ſein, hilft uns nicht, er hat's Gewalt, und kann's 
m niemand nachthun noch rühmen, daß ihn fein Werd 
Himmel bringe, ſondern in die Hölle, Aber wenn 

: fo foriht: Sch babe für mid) alled, und bin droben 
" Himmel; aber ich will nicht fo alleine fahren, fons 
ern etliche mit mir hinauf ziehen und fchleifen, daß fie 
uch droben feyn, ob fie ſchon nicht fünnen ‚hinauf fah⸗ 
m. Das fol alſo sugehen, daß fie fih an mich follen 
ingen. Sch will mic, Iaffen kreuzigen und auferftehen > 
elche denn an mid glauben, daß ich für fie geftorben 
in, diefelbigen, ob fie aus ihrer Kraft niht in Hims 
el kommen, will ich fie dennoch mit mir ziehen. Alle 
äget er und, und bänget und am feinen Hald, wo er 
infähret, muß er uns mit ſchleifen. So iſt es nicht 
uſer, ſondern fremde Kraft, daß wir ſelig werben, da⸗ 
is alle wire Werke verworfen ſud... 


u 550 — 









Hier führet er nun eine feine, Tieblihe Figur # 


die und Chriftum aufs allerfeinefte abmalet, darım #Es:E 
auch wohl in's Herz zu bilden ift. Alſo leſen wie ap =" 
vierten Buch Moſis 21, 5. 6. „da bie Juden in dei D 
Wüſten zogen und murreten, daß der Weg fo langt’ 
und Fein Brod noch Waſſer hatten, wurden fehr wigt ' 
geduldig, da ſchickte Gott feurige Schlangen unter MA -* 
die fie .biffen ;“ denn ald in dem Lande Wüſten ip? ' 
fo groß ald ein. Land in Deutfchland, darinuen aP"> 


nichts zu effen noch zu trinfen findet, dag auch die mi- 
fien Könige, ald Herodes und die Römer , mußten if 
fen Speife mit fih führen; fo find auch trefflid wi 
böfe Würmer gegen der Sonnen; aber das mar ei 
fonderlihe böfe Art von Schlangen, ‘wenn fie cm J 
Menfchen biffen, daß fle große DHite und Feuer im Mu p 
fhen entzündeten, und fo großen unlöfchlidhen Durk, 
daß er mußte dran ſterben. Darum man fie heißt few 
rige Schlangen, ald man in griechiſcher Sprache nenne 
Dipfades; wiewohl man auc, liefet, daß etliche fo ke 
in den.Landen find, wenn fie blafen oder Odem geben, 
Daß es heraus gehet, als fey es Feuer. 
Da war nun ein jämmerlih Schreien über die vw 
menfhlihe Plage im Wolf, und riefen zu Moſe; der F 
wußte auch feinen Rath: aber ald er bat, erbarmete 
fih Gott über fie, und fpfad zu Mofe B. 8: „Made 
Dir eine eherne Schlange, bie jener ähnlich ſey, und |i 
richte fle gum Zeichen auf; wer gebiffen ift, und fiehe | 
fie an, der foll genefen.* | —4 
Nun ſiehe, wie Chriſtus in der Hiſtorie vorgebils 
det ift. Zum erften ift Das Hauptſtück darinne, daß 
die Juden, gebiffen von den Schlangen, Feine Hilfe 
noch Rath damider hatten. Was half's, daß fie ſich 
Damit fhlugen, und mit dem Gift umgiengen, fie zu 
löfhen; es ward Damit nur ärger? Damit aber war 
ihnen geholfen; daß fie Die eherne Schlange anfahen, 
das doch ein gering Ding war. Da fieheft du fein Werk, 
daß fie gebüßet, gebetet oder geräuchert hätten. Run, | 
die Schlange Hatte ein Anfchen, wie eine rechte Schlange, 
fie. war. aber. tpdt und ohne Gift, dazu auch. heilfam, 
daß fie helfen konnte; wit, Daß elches das Herz thun 


31 —. 


; aber das that es, Daß ein Wort Dabei ſtehet: 
gebiſſen iſt, und ſiehet ſie an, der ſoll geneſen. 
Wort klebete an der Schlange, und in Kraft des 
half die Schlange. Alſo deutet's nun Chriſtus 
d, und ſpricht: „Wie Moſes die Schlange erhö⸗ 
o muß des Menſchen Sohn’ erhöhet werden.“ 
das ift die rechte Auslegung und Deutung des 
I oder Figur. Wir find aud gebiffen von der 
ıgen , daß ift, von der Sünde, wie St. Paulus 
Die Sünde ift ein heißer, giftiger Biß, leget und 
Hagen an; wo fie ind Gewiffen fommt,' da. ift 
e feine Rube, fie jaget den Tod, der Tod jaget 
enfchen, daß nichts da ift, denn eine rechte Hölle. 
feine Hülfe noch Rath, denn ewiger Tod: thue 
> wie viel du willft,'fo bift du doch verdammt, 
8 Wunder und Gnade fommt, daß man eine ans 
Schlange made. Warum nimmt er aber nichts 
vor, denn die Schlange, die fie gebiffen hatte; 
er doc wohl etwas anderd mögen nehmen. 
a8 iſt's, das Gt. Paulus zun Römern 8, 3. 
De peccato damnarvit peccatum, er bot 
: mit.Süunde verdammet, Tod mit Tod verjaget, 
mit Geſetz überwunden. Wie dad? Er ward 
Lander am Kreuz, mit dem Titel,-mitten unter den 
als ein Erzböfewicht, leidet dad Gericht und 
*, bie ein Sünder leiden fol. Er war unſchuldig, 
wie feine Sünde gethan; noch waren die zwei über 
Der Name mit der That. Das beißt, daß er ein 
>r ift worden; bat Sünde aufgeladen, die doch 
ein war, und eben mit der Sünde, die er ſo auf 
D, und ließ fih rihten, und verdammen ald ein 
bäter, hat er die Sünde vertilget, Wenn man 
wfiehet am Krenz nad der Vernunft, fo iſt er ein 
Ehäter, Darum, Daß er von Gott fo geftrafet wird; 
de Juden fagten, er wäre von Gott verlaffen, da 
«el Sünde und Geftalt der Schlangen; noch iſt er 
aldig, wie auch die eherne Schlange unfhuldig war, 
zu heilſam. Ob er nun wohl heilſam und v GWig 
ſo iſt er doch einem Sünder glei Do& cn Te 
rg be 1; und mit ber Sinde vx x wor or“ 













— 50 en 
Hier führet er nun eine feine, liebliche Figur | 


. 8 
die uns Chriftum auf3 allerfeinefte abmalet, darım gi 
auch wohl in's Herz zu bilden iſt. Alſo leſen wir gi Be 
vierten Buch Moſis 21, 5. 6. „da die Juden in bien © 
Wüften zogen und murreten, daß der Weg fo ung, 
und fein Brod nod) Waller hatten, wurden fehr wg" 


geduldig, da ſchickte Gott fertige Schlangen unter ſe— 
die fie .biffen ;* denn als in dem Lande Wüſten 
fo groß als ein. Land in Deutfchland, darinnen mm 
nichts zu effen noch zu trinken findet, daß auch die gm 
fen Könige, ald Heroded und die Römer , mußten ui 
fen Speife mit fih führen; fo find auch treffich We” 
böfe Würmer gegen der Sonnen; aber das war wi - 
* fonderlihe böfe Art von Schlangen, wenn fie mE? 
Menfchen biffen, daß fle große Die und Feuer im Mes 
ſchen entzündeten, und fo großen unloͤſchlichen Duck, Je 
daß er mußte dran fterben. Darum man fie heißt few 
rige Schlangen, ald man in griechifher Sprache ned 
Dipfades; wiewohl man auch lieſet, Daß etliche fo be 
in den. Landen find, wenn fie biafen oder Odem geben, 
Daß es heraus gehet, ald fey ed Feuer. . 58 
| Da war nun ein jämmerlih Schreien über die mw Ix 
menfchlihe Plage im Wolf, und riefen zu Moſe; de Ir 
wußte auch feinen Rath: aber ald er bat, erbarme fh 
ſich Gott über fie, und fpfach zu Mofe V. 8: „Made I. 
Dir eine eherne Schlange, die jener ähnlich ſey, uud It 
richte ſie gum Zeichen auf; wer gebiffen ift, und ſiehet Ik 
fie an, der fol genefen.“* | 1e 

Nun fiehe, wie Chriſtus in der Hiftorie vorgebl⸗ 
det if. Zum erften ift das Hauptſtück Darinne, def 
die Juden, gebiffen von den. Schlangen, feine Hilfe 
noch, Rath dawider hatten. Was half, daß fie ſch 
Damit fehlugen, und mit dem Gift umiglengen, fie p 
Löfhen; es ward Damit nur ärger? Damit aber wer 
ihnen geholfen; Daß ſie die eherne Schlange anfahen, 
dos doch ein gering Ding war. Da fieheft du fein Werl, \ 
daß fie gebüßet, gebetet oder geräuchert hätten. Run, 
die Schlange hatte ein Anfchen, wie eine rechte Schlange, 
fie. war. :aber.. todt und ohne Gift, dazu auch. heilſam, 
daß fie helfen Fontez wicht, Daß Elches das Herz thun 


= mh a a Fer dh 


— 31 —. 


Dante; aber das that es, daß ein Wort dabei ftehet: 
er gebiffen if, und ſiehet fie an, der foll genefen. 
Die Wort Mebete an der Schlange, und in Kraft des 
Borts half die Schlange. Alfo deutet's nun Chriftus 
uf ſich, und fpricht: „Wie Moſes die Schlange erhö⸗ 
et; fo muß des Menfchen Sohn erhöhet werden.“ 

„ Daß ift die rechte Auslegung und Deutung des 
Sildes oder Figur. Wir find auch gebiffen von der 
Schlangen ‚ daß ift, von der Sünde, wie St. Paulus 
ige: Die Sünde ift ein heißer, giftiger Big, leget und . 
Me Plagen an; wo fie ind Gewiſſen kommt, da ift 
mer feine Ruhe, fie jaget den Tod, der Tod jaget 
en Menfchen, daß nichts da ift, Denn eine rechte Hölle, 
Da.ift feine Hülfe noch Rath, denn ewiger Tod: thue 
Werke, wie viel du willſt, fo bift du doch verdammt, 
8 das Wunder und Gnade fommt, dag man eine an⸗ 
yere Schlange mache. Warum nimmt er aber nit 
inders vor, denn die Schlange, die fie gebiffen hatte; 
yätte er doc wohl etwas anders mögen nehmen. 

Das iſt's, das St. Paulus zun Römern 8, 3. 
aget: De peccato damnavit peccatum, er hat 
Sünde mit Sünde verdammet, Tod mit Tod verjaget, 
Sefe mit Befeg überwunden. Wie das? Er ward 
in Sünder am Kreuz, mit dem Titel, -mitten unter den 
Buben, ald ein Erzböfewicht, leidet das Gericht und 
Strafe, die ein Sünder leiden fol, Er war unfchuldig, 
hatte nie feine Sünde gethan; noch waren die zwei über 
ihm, der Name mit der That. Das heißt, daß er ein 
Sünder ift worden; bat Sunde aufgeladen, die doch 
nicht fein war, und eben mit der Sünde, die er fo auf 
ſich lud, und ließ fih richten, und verdammen ald ein 
Uebelthäter, hat er die Sünde vertilget. Wenn man 
ihn anfiehet am Krenz nad der Vernunft, fo iſt er ein 
Mebelthäter, darum, Daß er von Gott fo geftrafet wird; 
daß die Juden fagten, er wäre von Gott verlaffen, da 
tft eitel Sünde und Geftalt der Schlangen; noch iſt er 
unfhuldig, wie auch Die eherne Schlange unfchuldig war, 
ja dazu heilſam. Db er nun wohl heilſam und unfchuldig 
it, fo ift er Doch einem Sünder gleich (daß allein, die 
Gefalt da if); und mit der Säude hilft er und von 


N 





— 332 — 


unſrer Gůnde. Alſo bat er am Kreuz verdammt de Ir 


Sünde, daß fie sun todt if. Sünde hat ihm unrehk 
gethan, daß er mußte fterben als ein Böſewicht, ui 
batte Fein Recht zu ihm: darum will er's ihr bezahled 
ind das Bad laffen ausgießen, gewinnet Recht über ce 
Sünde in der Welt, verdammt fie recht und billig, wei 
fie ihm hatte unrecht gethan. Alfo, daß num allen, die 


3 


da glauben, das Urtheil gegeben ift: Die Sünde ſel 


dir nicht fhaden, denn fie ift mir fchuldig und bußfällig; 
darum foll e8 feine Sünde ſeyn, oder je eine verdammte 
Sünde. Das ift mir denn eine feine Sünde, die unter 
mir liegt, daß ich fle mit Füßen trete, ald die da ver. 
dammt ift. 

Das ift nun, daß Chriftus befchleußt und faget: 
„Auf daß alle, die an ihn glauben, nicht verloren wer⸗ 
den, fondern das ewige Leben haben.“ Iſt eben das 
Wort, das gefaget ift von der Schlangen: Wer fie an 
fiehet, der fol genefen. Denn Chriftum am Kreme 


anfehen, tft an ihn glauben; Davon tft Die Sünde ver 


tilget , daß fle und Fein Leid thun kann, oder wenn fit 
fhon Leid thut, ſoll fie nichts ſchaden. So liegt es 
allein am Anfehen, und an feinem Werf, wie jene leibs 
lih, alfo wir mit dem Herzen, das tft, Daß wir glau⸗ 
ben, daß Chriftus mit feiner Unfhuld die Sünde hat 
zunihte gemaht. Nun bulfe und das auch noch nit, 
wenn er gleich taufendmal am Kreuz geftorben wäre; 
eben fo wenig als jene geholfen hätte, wenn fie von fih 
felbft taufend Schlangen hätten aufgerihtet, wo nicht 
das Wort da wäre, ald namlich, das hier ftehet, ein 


jeglicher, der an ihn glaubet, fol nicht verloren werden. | 
So fomme ih, daß ih mich an Chriftum hänge, der 


im Himmel ift, herab und binauf fähret, und werde 
von ihm getragen, und fomme auch hinauf; Gott gebe, 
es fey gefahren oder geführet, daß ich nur darinne bin. 

Siehe, das tft die Figur, darinne Chriftus fo fein 
abgemalet iſt, ohne alle Sünde; dod den Gündern 
glei, , als vol Sünde, trägt die Sünde, und find ihm 
doch. wicht ſchaͤdlich, fondern hilft allen Sündern, fü de 
glauben, dag fie haben das ewige Leben, daß fie nicht 
mehr Fleiſch find, ſondern wen günıen uud mit Eprifs 


| 


| 


\ 


— 355 — 


unt nirgend befohlen in der Schrift, daß wir das 
bliche Kreuz Chriſti ehren oder anbeten follen. Wenn 
Chriſtus hätte Haben wollen, fo groß Ding als wir 
ms machen, er hätte e8’wohrlich mit hellen, Maren 
orten ausgedrückt und "befohlen; aber::er hält uns 
“ander Kreuz vor, da er ſpricht im Mailnäs 16, 24: 
zill mir jemand nachfolgen, der verleugne ſich felbit, 
"nehme fein Kreuz auf’ fih und folge mir; de 
+ Chriſtus, daß ich mein Kreuz tragen ſoll: daß 
will Ehrifti Kreuz tragen, da fraget Er nichts nad. 
ſaget, ich foll mtein Kreuz, dad mir Gott auflegt, 
ven; und das heißt recht Dad Kreuz tragen: aber die 
fD “tragen, derer findet man wenig. Man findet 
Kreuz Ehrifti in Monftranzen und in Silber gefafs 
fügfet es, und thut ihm viel Ehre; aber was iſt's 
TS, denn eine abgöttifhe Andacht, dieweil fie ohne 
et und Befehl Ehrifti gefchieht. Willſt du mit dei⸗ 
Silber und Golde Gott oder dem Kreuze Chriſti 
er zeigen, fo gieb es deinem’ Nächften, der es be⸗ 
3 -Da ift ein Groſchen beffer angeleget ; denn dort 
ülden. J 
Das Evangelium ſaget von einem Kreuz, das iſt 
erlei Zum erſten beißt ein Kreuz Leiden, das 
Schmah und Schande zugehet, da eimer vor ber 
er Welt muß leiden und Unrecht haben; als wenn 
Waerfolgung leidet um des Evangelii und Glaubens 
It, weldhes ein recht Kreuz beißt. Das andere 
=: old wenn einer Krankheit, Wehetage, - Elend 
Scinmer leidet am Leibe oder an der Nahrung; 
heS uns denn Gott auch zuſchicket: das heißt eigent⸗ 
Wicht ein Kreuz, ſondern ein Leiden. Alle, die der 
als Ketzer verbrannt und umbtacht bet, als, 
Arınem Huf, und Hieronymum von Prage, und 
rer. viel mehr, hin und wieder, die haben recht 
drenz geträgen: denn ihr Ding wurde für Unrecht 
für Keberei gehalten von der ganzen Welt, da fie 
mußten zu Schanden, und MVerführer des Volks 
Ant werben, wie es dem Heren Chrite SAhR dena 
den heiligen Apofteln und allen Mirygrern AHUER 
d gegen wird, bis an's Ende ei Wein 









— 334 — 


St. Melaud, und andere mehr, da die Menſchen aliu 
Troſt und Hülfe ſuchen, und dahin ihre Juverſicht We 
ben, welches auch groß Irrthum amd Abgötterei iR} 
als ihr denn nun oft habet gehöret, daß wir fein Ben 
trauen: in heiligen Engeln, Menſchen oder in Te 
andern Ereatur fischen follen. — 
»Derohalben, wo ſolch Mißbrauch und Irrthum geB- 
ſchiehet in Anbetung der Bilder und der Kreuze, fell 
man die Kreuze oder Bilder abreißen und wertkm, I 
auch die Kirchen daſelbſt einreigen. Wiewohl ich De Pi 
Bilder nicht gänzlich verwerfe, und fonderlich die Flgm# 
des gekreuzigten Chriſti. Denn wir haben deß ei ii 
Figur ini alten Teftament, von der ehernen Schlange, } 
durch Mofen in der Wüften aufgerihtet, wie ihr m 
Evangeliv habt gehöret, auf daß alle, fo von den few 
rigen Schlangen gebiffen waren, mo fle Diefe chem. 
Schlange anſchaueten, follten durch dieß Anfehen geſund 
werden. Das ſollten wir auch thun, auf daß wir ge 
fund würden in unfrer Geelen, follten den gefrenzigten 
Ehriftum in folhem Bilde auch anfehen, und an ih 
glauben. Aber da die Juden die Schlange begunten 
anzubeten für einen Gott, und nicht mehr für ein Zei 
chen hielten, kam der fromme Ezechias und” riffe fe 
darnieder, 2. Kön. 18, 4. Alfo follten jetzt ach thun 
unfere Biſchöfe und Prälaten mit folhen Bildern :- da 
ein Zulauf ift, follten fie mit Kirchen. mmd allem, was 
da, ift, umreißen. Aber was thun fie? Sie Fommen: 
daher und’ weihen noch Kirchen und Bilder, und geben 
Ablaß dazu, daß fie ja dad Volk betrügen und ums 
Geld bringen, ja leder! um die Seele dazu. Was fol 
man fagen? Es find Wölfe und bleiben Wölfe, 
Der andere Mißbrauch. Es mag ſeyn, daß mar 
an etlichen Orten vom heiligen Kreuze ein Stücklein 
habe; aber es ſind der Stuͤcke fo viel überall, DaB and 
wohl möchte ſchier ein groß Haus davon gebauet wers 
den; welches man denn alled dafür half, daß es vom 
heiligen Kreuze Ehriftt ſey. Da denn auch nicht ein 
wenig Unehre dem heiligen Kreuze widerfähret, daß es 
beffer wäre, ed wäre nie erfunden, denn daß es eine 
Urſache gebe zur größten Siate, yur-"Shaktterel Es 


— 55 — 


muns nirgend befohlen in der Schrift, daB’ wir das 
übliche Kreuz Ehrifti ehren oder anbeten follen. Wenn 
8 Chriſtus hätte Haben wollen, fo groß Ding als wir 
raus machen, er’ hätte es wahrlich mit hellen, Maren 
Borten außgedrüdt und befohlen; aber::er hält uns 
In ander Kreuz: vor, da er ſpricht im Matchäo "16, 24: 
Will mir jemand nachfolgen, der verleugne ſich ſelbſt, 
nd: nehme fein Kreuz auf ſich und folge mir;“ de 
get Chriſtus, daß ich mein Kreuz tragen ſoll: daß 
hwill Ehrifti Kreuz tragen, da fraget er nichts nad). 
ie ſaget, ich foll mtein Kreuz, das mir Gott auflegt, 
ragen; und das heißt recht das Kreuz tragen: aber bie 
8 fo tragen, derer findet man wenig. Man findet 
as Kreuz Ehrifti in Monſtranzen und im Silber gefafs 
et, kuͤſſet ed, und thut ihm viel Ehre; aber’ was iſt's 
„ders, denn eine abgöttifhe Andacht, dieweil fie ohne 
Bort und Befehl Ehrifti geſchieht. Willſt du mit dei⸗ 
em Silber und Golde "Gott oder dem Kreuze Chrifti 
Ehr erzeigen, fo gieb- es Deinem’ Nächften, der es bes 
arf; da ift ein Grofchen beifer angeleget ; denn. dort 
in Gulden. J 

Das Evangelium ſaget von einem Kreuz, das tft 
weierlei. Zum erften beißt ein Kreuz Leiden, das 
nit Schmach und Schande zugehet, da emer vor der 
ſanzen Welt muß leiden und Unrecht haben; als wenn 
fuer Berfolgung leidet um des Evangeltt und Glaubens. 
willen, welches ein weht Kreuz beißt. Das andere 
kreuz, ald wenn einer Krankheit, Wehetage, - Elend 
ind Sainmer leidet am Leibe oder an der Nahrung; 
velches uns denn Gott auch zuſchicket: das heißt eigent⸗ 
ich nicht ein Kreuz, ſondern ein Leiden. Alle, die der 
papſt als Ketzer verbrannt und umbtacht het, als, 
Zohannem Huß, und Hieronymum von Prage, und 
est ihrer. viel mehr, hin und wieder, die haben recht 
a8 Kreuz getragen: denn ihr Ding wurde für Unrecht 
md für Keberei gehalten von der ganzen Welt, da fie 
yenn mußten zu Schanden, und Verfuͤhrer des Volks 
ſenannt werben, wie ed dem Herrn Chriſto felbft gieng, 
ind den Heiligen Apofteln und allen Märtyrern gangen 
fE und gehen wird, bid an's Ende der Melt, - N 


— 3 —* 


Mon ſolchem Streng muͤſſen alle Heillgen, die sen F 
folget und gemartert werden, diefen Spruch im * 
142, 5. jagen! „Schaue zur Rechten, und ftebe, 
kennet mich feiner; denn meine Flucht tft verloren, id 

_mand fraget nach meiner Setle.“ 21 
.  Dengmkerrläßt ſiche anfehen, wenn die Verfri 
gung Des‘ Spgngelii Daher ‚gehet:, als ſtehe niemand.af F} 
des Evongeli Seiten, md. Gott ſelbſt nicht; darn 
ſtehet: auch ein andrer »Spruch in Pſalm 88, 5M — 
Da.der Prophet in der-Perfpn eines ſolchen Menfchend; 
der um Gottes Willen leidet, alſo ſpricht; „Warum 
verſtößeſt: du, Herr, meine Seele, und verbirgeft bein 
Antlig vor mir? Ich bin elend und ohnmädhtig, def | 
ich fo verſtoßen ;bin, id, leide: Erfehreden. Dein Grimm 
gehet über, mich, bein Schrecken brüdet mid. Sie 
umgeben mid) täglich, wie Waſſer, und umringen mid 
mit einander- Du haft meine. Freunde und Liebhaber 
ferne von. mir gethban, und. meine Verwandten abge 
wendet.“ Pſalm 22,2: Aſſo fchrie auch Chriſtus in fein 
nem Eeiden: „Mein Gott, mein Gott, wie haft du mid " 
verlaſſen!“ Matth. 27, 46. Welches alles dahin 
gehet, daß wir im Kreuz elend und verläffen ſtehen, 
und niemand Mitleiden mit und hat; fondern alles von 
und abfällt, auch wie ſich?s anſehen läßt, Gott. ik: 
Das-, heißt. recht ein Kreuz. Selig iſt tenn der, ber 
fih allda nicht ‚ärgert und, feſt halt und denket, ſer 
ein Uebergang, Gott bleibet doch nicht außen. 
Wie wird aber ſolch Kreuz ‚erfunden ?-. Erſtlich 
findet man's im Evangelio verbergen liegen „De: uns 
geſaget wird, "wir werden viel um; Ehriſti Namen :leiden 
müffen, verfolget, gemartert und getödtet werden, Matth. 
5, 11, und &:10, 22. Darnadı . findet man's in: ſein 
ſelbſt Sreenntniß, nämlih, im Herzen, daß ich. meinem 
Millen ganz und gar entfage, nichts von mir halte, auch 
mid) gar verleugne, und laffe allein Gottes Willen in 
mir regieren: Das thut denn dem Fleiſche wehe, und 
gehet ihm ſauer in die Naſen; das heißt den alten Adam: 
tödten und freuzigen. Da wird das Kreuz recht; erfun⸗ 
den; Dans aber‘ erhebt man's, wenn man's groß achtet, 
snd if fröplich, dagu. Das. giäieket, wen-mein alter 





— — 357 — 


Schelm nun todt iſt und ich neu worden bin, durch den 
Heiligen Geiſt, den ich in mein Herz empfangen habe, 
Der mich denn luftig macht au tragen und dulden Gote 
Les Willen, er mahe es mit mir, wie er wolle, daß 
üch froͤhlich dazu ſey. 

Solche Froͤhlichkeit bleibet denn auch nicht außen 
‚Ip der außeruchen Verfolgung, wenn man und martert, 
werjaget oder tödtet. Daher lefen wir von den lieben 
Heiligen Maͤrtyrern, daß fie mit frößdlichem, unerfchrodenen 
Muth zum Tode find gegegangen, und gleich den Tod 

. and Marter, welhes wider die Natur ift, verachter 

Haben. Darum fpriht Lucas in den Gefhhichten der 
Apoftel c. 5, 41: „Sie giengen aber fröhlid) won des 
Raths Angeſichte, daß fie ‚würdig gemwefen waren um 
ſeines Namens willen Schmach zu leiden.“ Ob dich's 
wohl gleich fauer und bitter anfommt, fo gedenfe an 
den Herren Chriftum, der dir in Marter und Leiden 
vorgangen ift, dem es auch nicht füße iſt anfommeır, 
und ‚daß er unfhuldig gelitten babe um Deinetwillen, 
bih von Sünde, Tod, Teufel, Hölle zu erretten, und 

” ein Kind der .ewigen Geligfeit zu machen; alsdann wird 
dir das Kreuz und der Tod auch füße werden, 

Deß haben wir eine feine Figur im Mofe: „da Die 
Kinder Iſrael drei Tage in der Wüften wanderten, und 
Fein Waffer funden, famen fie gen Marath, da funden 
fie Waffer, aber fle fonnten des Wafferd nicht trinken 
vor Bitterfeit, denn ed war faft bitter. Da murrete 
das Vol wider Mofen; Moſes fehrie zum Herrn, der 
weifete ihm einen Baum, den that er ind Waſſer, da 
ward ed füße,* 2. Mof. 15. 22? — 25. Durch welde 
Hiftorie eigentlich bedeutet wird, Daß daß Leiden und 
Anfechtung oder Verfolung dann füße wird, wenn Das 
Kreuz und Leiden Chriſti drein gefenfet it. Richt, dag 
du gedenfeft, dein Leiden und Kreuz mache Dich felig, 
wenn du e8 geduldig und fröhlich trageft. Berleibe nicht, 
wie etliche närrifh und verführtfcd meinen; fondern ges: 
denfe alfo, daß du an dem Kreuz und Leiden Chriftt 
ein Erempel habeft, wie er, der doch unfchuldig war, 
geduldig iſt dazu geweſen, du auch aljo geduldig ſeyſt. 

amd dein Kreuz fröhlich trageſt. 
FE Eutbers Merle. 15. BB, 22 













— 558 —. 


Denn gleichwie und unfere Werke nicht ſelig maden 
alſo macht und auch unfer Kreuz noch Leiden nicht felig 
Chriſtus allein ift unfere Seligkeit, der hat es mit fe 
nem Sterben und Kreuz ausgerichtet. Bern du dab 
glaubeft, fo bift du felig, und haft: das ewige Leben, AL. 
welhem dis nun durch deinen Tod, als durch eine Thin, J 
fommen mußt. Auch follft du derohalben das Kg. 
geduldig leiden, auf daß dein Nächſter auch dazır gereist J 
werde, fein Kreuz geduldig zu tragen. Alſo feierten we 
recht die Erfindung des heiligen Kreuzes, und wäre mb ] 
auch diefe Feier tröftlich: in der Anfechtung; aber wit. 
feiren’8 jet, daß es beffer wäre, das Kreuz wäre meet, 
erfunden noch erhaben; wir geben damit um, wie dk 
Kinder mit einem Steden fpielen. Gott gebe, Daß wit. 
dermaleind unfern Irrthum erkennen, und uns recht ia 
die Sachen ſchicken. Das helf uns Ehriftus Jeſus, uw 
fer Heiland, Amen, z . 


Am Tage des heiligen Warleichnams Ehrifi. 
Evang. Johannis am 6, 55—58. 


Dieß Evangelium bat zween Verſtand. Einen bet 
Km gegeben Chriftus felbft; den andern der Papft; 
pder vielmehr der Teufel. Den erften, den, Chriftus 
felbft giebt, bringen die Worte mit fih im Anfang des 
Evangelib;; da der Herr fpriht: „Mein Fleiſch ift die 
rechte Speife, und mein Blut ift der rechte Trank! 
Wer von meinem Fleifch iffet, und trinfet von meinem 
Blut, der bleibet in mir, und ich in ihm.“ Das tff eine 
ftarfe Jufagung, daß, wer die Speiſe eſſe, müfle im 
Ehrifto bleiben und ewig leben. Den andern Verftand, 
den ihm ber Papft hat gegeben, iſt, daß er’8 auf das 
Sarrament des Altard gezogen bat; welches Verſtandes 
man doch mit Schanden brauchen muß. Und fo wir dieß 
Evangelium von dem Brod des Altars verftehen wollen, 
wie denn unfere Papiften gethan haben, und dieß Feſt 
damit eingefehet; fo geben wir dem, Böhmen das Schwert 
In bie Hände, daß fie und Duck, VE. Künke kawen. Deus 


f 


— 3399 — — 


ſchließen ftarf wider und aus diefem Evangelio und 
tizen Kapitel, daß wir beide Geftalt genießen und 
Suchen follen, wider des Papſts Ordnung und Eins 
sung. Denn alfo Flinget dee Tert vor diefem Evans 
lio: „Wahrlich, wahrlich ich fage euch, werdet ‚the 


ht effen vom Fleifch des Menſchen Sohns, und trin⸗ 


ı von feinem Blut, fo habt ihr Fein Leben in euch.“ 
Was wollen wir biezu fagen? Ich wollte gerne 
ven unfere Päpite, Bifhöfe und ihren Haufen, was 
-biegegen aufbringen wollten? Denn wir mögen nicht 
ignen, daß dieß Evangelium nad) ihrem Verſtande von 
m Sactament ded Altars zu verftehen ſey, dieweil 


r dieß Feft darum feren in der ganzen Welt; mod 


‚en wir die Böhmen Keber ſchelten, de dus. Su⸗ 
ment in beider Geftalt nehmen. Ridjte "er jeglicher 
inne ſelbſt, wie es ſich reime. Ich meine, das heißt 
gelaufen! alfo fol man ſich ſelbſt in die Ferſen hauen, 
9. gehet's, wenn man der Schrift einen andern ‘ges 
ungenen Verftand will machen. Darum, wiewohl bier 
ir ftehet, wer von diefem Brod tffet, der wird leben 
Ewigfeit; fo zwinget der Tert, Daß es von vinem' 
dern Effen müffe verftanden werden. Es muß eme 
dere Speiſe feyn, die der Herr giebt, denn daB Gas’ 
ament des Altar, davon es der Papft ausleget. 
enn des Sacraments kann man brauchen zu großem 
chaden. Man fann ja nicht St. Paulo das Maul 
rſtopfen, da er faget 1. Kor. 11, 27. 29. 30: „Wels 
er unwürdig non diefem Brod tffet, oder von dem 





(ch des Herrn krinket, der ift fhuldig an dem Leibe 
d Blute des Heren. Und bald hernach: „Welcher un: . 


irdig iffet und trinfet, der iffet und trinfet ihm felber 
8 Gericht, damit,-daß er nicht unterfcheidet den Leib 
8 Herrn. Darum find auch fo viele Kranke und Un 
funde unter euch, und ein gut Theil ſchlafen.“ Welche 
orte ale Dahin gehen, daß man das Sacrament un⸗ 
ırdig nehmen kann; aber die Speiſe, davon der Herr 
+ redet, kann man nimmermehr unwürdig empfähen. 

Darum mag fih dieß Evangelium nicht reimen auf 
8 Brod des Altar; denn es hat viel Flare Merheis 
ngen in ſih. Derohalben laffe mar's in Seinem teiken 

22 A 


?" 


340 - 











«kufältigen Berftande bleiben, and ziehe es micht uf 
heutige Felt, wie der Papft gethan hat; wie er 
auch mit allen andern Hiftorien thut. Es ſehe einer 
die heutigen Hiſtorien, fo wird er einen Greuel dar 
finden. Denn es find darinnen bie allerfchönften 
hübſcheſten Hiftorien und Sprüche , die billig ein bie 
Gewiſſen erquiden follten; die haben fie alle auf WM 
Feſt gezogen, und reimet ſich doch fein Buchſtabe day 
Man giebt die Schuld Thomas von Aquin, der habe. 
gethan. Ich weiß ed nicht; es üt fonft feinem. Oki 
und Schrift faft gleih. Alfo haben fie und den Iet; 
aus dem Maul genommen, und ihm eine andere farbe 
angeftrihen, Daß ja Feiner den rechten Verſtand faiks 
ſollte. 
In ſolche Blindheit ſind wir kommen, von wege 
unſerer Sünde. Vor Zeiten, da uns unſer Herr Gott 
barmberziger war, da ſuchte er und daheim, wenn wi 
gefündiget hatten, mit Peftilenz, Hunger, Krieg um 
andern Plagen, welches noch guädige Plagen waren and 
die Vatersruthe, wie er im Palm 89, 31 — 35. faget 
von Iſrael: „Sp feine Kinder mein Geſetze verlafen, 
und in meinen Rechten nicht wandeln, fo ſie meine Sits 
ten entheiligen, und mein Gebot nit halten: fo will | 
ich ihre Webertretung mit der Ruthe heimſuchen, und mit 
Plagen ihre Miſſethat. Aber meine Güte will ich nicht 
von ihm thun, und meinen Glauben nicht laſſen fehlen. 
Ich will meinen Bund nicht entheiligen, und nicht aͤn⸗ 
dern, was zu meinen Lippen iſt auögangen.“ Da- 
fehet ihr, wie gnädig und gütig ſich Gott erzeiget bat 
gegen die Uebertreter unter feinem Volke. Jetzt ſchlagt | 
er und mit Blindheit und rafender Unfinnigfeit; ; welches 
die größte und fchwerefte Plage ift, wie Moſes den 
Juden unter andern lagen, fo die Verächter und Ueber. 
treter Gottes Wortd übergehen würden, auch diefelbige 
verfündigt und fpriht: „Der Herr wird Dich fehlagen 
mit Wahnfinn, Blindheit und Raſen bed Herzens,“ 5. 
Moſ. 28, 28. 

Sn ſolcher Blindheit find wir unter dem Papſtthum 
gewefen, und der Papſt gehet mit nichts anderd um, | 
denn mit, folhen blinden Studlein, Rs er Die Schrift | 





ne Ä 


Algier, giebt ihr einen andern Verftand, ziehet fie anf 
Rarrenwert; wie er mit diefem Evangelio auch ges 
ar hat, welches er bier auf. dieß Feft ziehet, und wäre 
micht Ein Buchftabe darinne, der ſich auf dieß Feſt reis 
Nete. Darum bin ich keinem Feſte nie feinder geweſen, 
I diefem Yet, allein darum, Daß der Papft der 
rift Dazu fo mißbrauchte. Er hat vorgegeben, er habe 
"8 an dem grünen Donnerflage nicht mit feiner Würde 
-Önnen feiren und begehen, darum babe er's auf diefen 
Tag gefihoben; aber. das ‘tft nicht feine Meinung ges. 
weſen. Es ift darum angefangen, der Pärfte Meffen 
m beftättigen ; denn darauf ift des Papſts Regiment 
jegründet. Das wollen wir jept laffen fahren; es ift 
jenug getrieben und gefchrieben, wie wir. durch den Papſt 
verführet find; wer fi daran fehren will, der mag es 
Bun. Doc veill ich gerathen haben, man wolle Bieg 
Feft ganz und gar abthun: denn es iſt das allerfchäds 
ichfte Feſt, ald es durch das ganze Jahr tft. An feis 
em Feſte wird Gott und fein Chriftus fehrer geläftert, 
enn an diefem Tage, und fonderlicd mit der Proceffion, 
ie man vor allen Dingen foll abftellen. (Denn da 
but man alle Unehre und Schmadh dem heiligen Gas 
rament , daB man's nur zum Schaufpiel umträgt, und 
itel Abgötterei Damit treibet.) Daß wir aber nicht 
mfonft find zufammen fommen, will id" das Evange⸗ 
tum fürzlih überlaufen, und den rechten Verftand da—⸗ 
innen anzeigen. Chriftus fprach zu’ den Juden: 
Mein Fleifh ift die rechte Speife, und mein Blut iſt 
der rechte Trank.“ | 
Das Effen und Trinfen Ur nichts anders, denn 
lauben an den Herrn Chriftum, der fein Fleiſch und 
zlut unferthalben dargegeben hat, auf: daß er und von 
Sünde, Tod, Teufel, Hölle und allem Unglück erlöfete. 
5olher Glaube kann nimmermehr: ohne Leben zugehen; 
arum, der da glaubet, der muß leben und gerecht ſeyn, 
ie Habacuc 2, 4. faaet: „Der Gerechte wird feines 
zlaubens leben.“ Derohalben gefchieht das Eſſen im 
yerzen, und nicht mit dem Maul, Das. Effen im Herz 
en betreuget nicht, aber das Effen mit dem Maul das. 
etseuget; das Eſſen mit dem Maul Hüret out, WE 


> 340 — 











Anfaltigen Verſtande bleiben, and ziehe eB nicht wi 
heutige Feſt, wie der Papſt gethan hat; wie er Ta 
auch mit allen andern Hiftorien thut. Es ſehe einer m 
die heutigen Hiſtorien, fo wird er einen Greuel darin 
finden. Denn es find darinnen die allerfchönften 
hübſcheſten Hiftorien und Sprüche die billig ein bla 
Gewiſſen erquiden follten; die haben fie alle auf Dig 
Feſt gezogen, und reimet ſich doch fein Buchſtabe dazu! 
Man giebt die Schuld Thomas von Aquin, der habe, auge 
gethan. Ich weiß es nit; es iſt fonft feinem. Gelal- 
und Schrift faft gleih. Alfo haben fie und den Tel 
aus dem Maul genommen, und ihm eine andere Farke 
angeftrihen,, Daß ja Feiner den rechten Verſtand faſa T 
ollte. 
1 In folhe Blindheit find wir fommen, von weni, 
unſerer Sünde. Vor Zeiten, da und unſer Herr Gott 
barmberziger war, da fuchte er und daheim, wenn wi. 
gefündiget hatten, mit Peſtilenz, Hunger, Krieg um 
andern Plagen, welches noch gnädige Plagen waren, und 
die Vatersruthe, wie er im Palm 89, 31— 35. ſaget 
won Ifrael: „Sp feine Kinder mein Geſetze ‚verlafen, 
und in meinen Rechten sicht wandeln, fo fie meine Gits 
ten entheiligen, und mein Gebot nicht halten: jo will 
ich ihre Vebertretung mit der Ruthe heimſuchen, und mit 
Magen ihre Miffethat. Aber meine Güte will ich nidt 
von ihm. thun, und meinen Glauben nicht laffen fehlen. 
Ich will meinen Bund nicht entheiligen,, und nicht äns 
dern, was zu meinen Lippen ift ausgangen. Da. 
fehet ihr, wie gnädig und gütig fi Gott erzeiget hat 
gegen die Uebertreter unter feinem Volke. Jetzt fhlägt 
er und mit Blindheit und rafender Unfinnigfeit; welches 
die größte und jchwerefte Plage ift, wie Moſes den 
Suden unter andern Plagen, fo die Verächter und Ueber. 
treter Gotted Wortd übergehen würden, auch. diefelbige 
verfündigt und fpriht: „Der Derr wird Dich ſchlagen 
mit Wahnfinn, Blindheit und Rafen bed Herzens,“ 5. 
Miof. 28, 28. 
Sn folder Blindheit find wir unter dem Yapftthum | 
geweſen, und der Papft gehet mit nichts anders um, | 
denn mit folhen blinden Stüdlein, det er die Schrift || 


— 50 — 


Wihhet, giebt ihr einen andern Verſtand, ziehet ſie auf 
Fein Narrenwerk; mie er mit dieſem Evangelio auch ges 
Ian hat, welches er bier auf dieß Feft ziehet, und wäre 
Wice Ein Buchſtabe darinne, der fi auf dieß Feſt reis 
ee Darum bin ich feinem Feſte nie feinder gewefen, 
Deu diefem Feſt, allein darum, Daß der Papft der 
eift Dazu fo mißbrauchte. Er hat onrgegeben, er habe 
Es an dem grünen Donnerftage nicht mit feiner Würde 
Önnen feiren und begehen, darum habe er's auf diefen 
Sag gefhoben; aber das iſt nicht feine Meinung ges 
Wefen. Es ift darum angefangen, der Papfte Meffen 
zu beftättigen ; denn darauf iſt des Papſts Regiment 
gegründet. Das wollen wir jest laffen fahren; es ift 
genug getrieben und gefchrieben, wie wir durch den Papft 
‚verführet find; wer fi daran fehren will, der mag es 
hun. Doch will ich gerathen haben, man wolle dieß 
Feft ganz und gar abthun: denn ed iſt das allerſchäd⸗ 
lichfte Fer, ald es durch dad ganze Jahr if. An Feis 
nem Feſte wird Gott und fein Chriftus fehrer geläftert, 
denn an diefem Tage, und fonderlid mit der Proceffion, 
die man vor allen Dingen fol abftellen. (Denn da 
thut man alle Unehre und Schmach dem heiligen Gas 
erament , daB man’d nur zum Schaufpiel umträgt, und 
eitel Abgötterei damit treibet.) Daß wir aber nicht 
umfonft find zufammen fommen, will ich dad Evange⸗ 
lium kürzlich überlaufen , und den rechten Verftand Das 
rinnen anzeigen. Chriftus fprach zu den Juden: 
„Mein Fleiſch iſt die rechte Speife, und mein Blut iſt 
der rechte Trank.“ 

Das Eſſen und Trinken iſt nichts anders, denn 
glauben an den Herrn Chriſtum, der fein Fleiſch und 
Blut unferthalben dargegeben hat, auf daß er und von 
Sünde, Iod, Teufel, Hölle und allem Unglück erlöfete. 
Solcher Glaube kann nimmermehr: ohne Leben: zugehen ; 
darum, der da glaubet, der muß leben und gerecht ſeyn, 
wie Habacuc 2, 4. faaet: „Der Gerechte wird feines 
Glaubens leben.“ Derohalben geſchieht das Effen im 
Herzen, und nicht mit dem Maul, Das Effen im Her: 

en betreuget nicht, aber das Effen mit dem Maul das 
betveuget; das Eſſen mit dem Maul: höret auf, das 


u BR —. 


- andere aber währet ewig ohn Unterlaß. Denn da 
nähret und weidet fi, ftet8 in dem Glauben au 
ſtum. Daher fehet ihr Flar, Daß diefe Worte ı 
verſtehen find von dem Sacrament bed Altars. 

Was iſt's aber, daß er fo hart darauf 
faſt in dem ganzen Kapitel, und faget immerdar 
mein Fleifch iffet, und mein Blut trinfet, der ! 
ben und felig werden; wer mein Fleifh nicht if 
mein Blut nicht trinket, der wird flerben und vi 
werden.“ Das iſt's, daß man dieß Mittel, de 
Chriftum, nicht aus dem Wege thue; denn er c 
‚und zu einem Mittler und Gnadenftubl von G 
Vater vorgeftellet, auf daß, wer: da will felig 
. der, muß ed durch diefen Sohn thun, fonft dur 
anders. Wahr ift’8, dag der bloße Glaube fel 
und und nichts koſte; aber dennoch hat es Got 
gefoftet, und alfo viel, daß fein einiger Sohn 
‚fen Menſch werden und uns erlöfen: welche 
geſchehen äft durch die Vergießung des Blutes 
‚wie es Sanct Paulus gar hübſch erklärt zu den 
3, 23—26. da er alfo fpridt: 

„Es ift hier fein Unterfcheid, fie find allzum 
der, und mangeln ded Ruhms, den fie in Got 
. follten; und werden ohne Verdienft gerechtferti: 
feiner Gnade, dur die Erlöfung , fo durch 
geſchehen ift, welchen Gott hat. vorgeftellet 3 
Gnadenſtuhl, durch den Glauben in feinem Blu 
er die Gerechtigfeit, die vor ihm gilt, beweife, 
daß er vergiebf die Sünden, die zuvor find. 
unter göttlicher Geduld, die er trug, daß er ; 
Zeiten bemeifete Die Gerechtigkeit, die vor ihm 
Daß er alleine gerecht: ſey, und rechtfertige den. 
‚ft des Glaubend an Jeſum.“ Alfo muß id) 
‚ Ölauben richten, daß ich ja nicht dad Mittel 
. Meg ftoße und gedente nicht ohne folhe Koft x 
gu fommen. Denn es. ift befchloffen, daß Go 
‚ will annehmen, denn in dieſem Sohne; daher 
Worte im Johanne, fonderlic dag Chriftus fa 
ſoll den Vater in feinem Namen bitten, fo we 
erhöret. werben, Soh. 14, 13. 0% 15, 16. c. 


4‘ 


— H3 — 


Daß aber dieß der vechte Verſtand ſey des Evans 
ei, nämlih, daß es nom dem geiſtlichen Eſſen und 
‚rinfen zu verftehen fey, geben Die Worte, Die der 
ſerr am Ende des Kapitels faget; „Der Geiſt iſt's, 
r da lebendig machet, das Fleiſch tft fein nütz. Die 
zorte, Die ich reve, die find Beift und Leben.“ Job. 
. 63, Mit welden Worten Chriftus will, daß das 
blihe Eſſen des Fleifches fein nütz ſey, fondern glaus 
an, daß dieß Fleiſch Gottes Sohn fey, um unfert- 
Uen dom Himmel Ffommen, und fein Blut für ung 
rgoffen habe; das ift nik und ift das Leben. Da- 
m ift Gottes Sohns Fleiſch effen und fein Blut trin- 
1, wie gefaget, nicht3 anders, denn daß ich glaube, 
n Fleiſch fey für mich gegeben, und fein Blut fey 
e mid vergoffen, und daß er mir ‚uw gute überwuns. 
n babe Sünde, Tod, Teufel, Hölle und alles Un⸗ 
af. Aus folhem Glauben erwächft denn eine große . 
ichtige Zuverſicht zu ihm, und ein Troß und Feder 
uch wider alles Unglüf, fo, daß ich mich hinfort 
r nichtd fürhten darf, weder vor Sünde, Tod, Teu⸗ 
oder Hölle, dieweil ich weiß, Daß ſie mein Herr 
ter feine Füße geworfen bat, und mir zu gut übers 
inden. 

Das bringet das geiſtliche, und nicht das leibliche 
fen zuwege; das geiſtliche und inwendige Effen - im 
rzen thut's, nicht das auswendige, welches im Gas 
iment geſchieht, ohne Glauben empfangen. Und halte 

ja beileibe nicht dafür, daß es gnug ſey, wenn du 
3 Leibes und Blutes Chriſti geneußeſt äußerlich im 
crament;. gleich ald nicht gnug iſt, wenn man einem. 
erde Haber normalet, ald folte es Davon gefpeifet. 
rden, und für ten rechten Haber nehmen; ed wi 

hten Haber haben. Alſo gehet's auch bier zu: wies 
bl dad Sacrament eine rechte Speife tft, Doc wer 
nicht nimmt im Herzen durch den Glauben, den hilft's 
ts: denn ed machet niemand fromm noch glaubig, 
dern es erfordert, daß er zuvor fromm und glaubig 
. Darum, wenn id glaube, daß Ehriftus der wahre 
tte8 Sohn fen, vom Himmel fommen, und babe 
ı Blut vergofjen, Habe mic) felig, gerecht und Ieben- 


— — 


dig ‚gemachet,, fe bin ich fatt, und habe diefe Gpeife 

recht geffen; da verwandele ich mich in diefe Speiſe 

und die Speife verwandelt ſich wiederum in mid, mie 

es denn mit der natürlichen Speiſe zugehet. Das mei⸗ 

net der Herr, da er ſpricht: 

„Wer von meinem Fleiſch iſſet, und trinket von mes 
nem Blut, der bleibet in mir, und ich in ihm.“ 

*) Denn wie die leiblihe Speife, fo der Mund 
zu ſich nimmt, ſich verwandelt in des Menſchen Weſen; 
alſo, daß ſie ihre Geſtalt verleuret, und zu Blut und 
Fleiſch wird: alſo auch, wenn die Seele Gottes Wort 
von Chriſto, mit dem Herzen faſſet und zu ſich nimmt, 
ſo bleibet der Glaube nicht müßig, ſondern durcharbei⸗ | 
tet ımd verwandelt den Menſchen, daß er gar in Chris 
ftum eingeleibet wird, und Chriſtus in ihm. 

Wie gehet nun folhe DVerwandelung und Einleis 
bung zu® Zum erften, der Glaube, auf tiefe Predigt 
‚gegründet, halt fi nicht an einen geiftlichen Leib, fons 
dern an das natürliche Kleifh und Blut, und glaubet, 
dan es Gottes Sohnes Fleifh und Blut ſey, für uns 
bingegeben und vergoffen ; das heißt fen Fleiſch und 
Blur effen. Darnach folget denn der hofe, reiche Wech⸗ 
fel, Davon ich oft gefaget habe, daß er in und, und 
wir in ihm bleiben, und Ein Kuchen mit ihm‘ werten: 
er wird mit allen feinen Gütern mein, und ich mit als 
len Sünden und Unglüd werde fein Leib. Denn, bleis 
bet er in mir, fo muß ich alles haben, was er ift und 
hat, ewig Reben, Gerechtigkeit, Weisheit, Stärke, Ges 
walt, und die Güter allzumal, der fein Ende noch 
Zahl iſt, daß ich mich ihr unterziehen und anmaſſen mag 
als meiner eigen; darum bringet der Glaube mit ſich 

*) Statt dieſes, was von hier bis zu ben Worten: „Wer 
mich gelandet hate, eingeichloflen, hat die Editon von Anno 
1527 folgendes: Denn wenn ich fa Chriſtum glause, fo 
eſſe ich recht fein Fleiſch, und trinke recht fein Blut: da dleibe 
ich denn in ihm, und werde (Sin Kuden mit ihm. Was. 
heißt aber in Chriſto bleiben und Sin Kuchen mit ihm ſeyn? 
Nichts anders, denn daß ich alle fine Guüͤter habe, bie er 
bat; feine Seredrigkeit, Meishpeit, Leben upd alle Tugend, 
die find mein, dee mag ich mich unterziehen und anmaflen, 
wie meines eigenen Gutes. Das beiräftigen bie Worte, 
Jo hernad) folgen: Wie mid u 





N 


— 34—- 


Ueberwindung der Welt, Tod, Sünde, Teufel und 
alles Unglüds. Solch trefflid Ding haben’ die Worte 
in seh, ſo keines Menfhen Herz erreihen oder begreis 
fen kann. 


Wiederum, bleibe ii in ihm, ſo muß folgen,, wie 


gebrechlich ich bin, wie ich firauchele, fchnaube und fehle, 
kann mir's nicht ſchaden: denn ich werde mit meinen 
Sünden und Schwachheit von und in der ewigen Ges 
zechtigfeit und Stärke getragen. Darum weil ich in 
Ehrifto und Gott bin, faun ich Feine fo große Sünde 
haben, die mic fünnte verdammen, fein Tod kann mich 


freffen , fein Teufel noch Höllenpforten fann mid) übers ' 


‚wältigen. Denn wiewohl ic) voll Sünde bin, dod 
muß Gott fagen: Das find meined Sohnes Sünde, 
Und weil er deß fchonen muß und nicht zürnen fann, 
fo kann er audy über mic, nicht zürnen. Und wie Chris 
ſtus über das alles herrſchet und regieretz fo werde ich 
auch ein Herr, daß ih Sünde, Tod, Teufel und alle 


Gewalt mit Füßen treten Fann. Siehe, ſolche treffe 


lihe Dinge‘ haben diefe Worte in fi, fo fein Mens 
fhenherz ermeffen nod begreifen kann, darinnen unfere 
höchſte göttliche Weisheit und größefter Schatz ftebet, 
sor aller Welt verborgen. 


Daher gehöret auch, das ich oft geprebiget babe, - 


daß die böchfte Klugheit und Kunft fey unter den Chris 
fien, daß man ſich fünne ſchicken in den ſchwachen Chris 


{ 


ſtum, und fehen, wie er ein Sünder in uns ift, und 


ſich in und effen und- trinfen läffet. Da fünnen die 
Heuchler und Werfheiligen, und wir, die wir dad Evan⸗ 
gelium, (wie wir meinen), allzumohl können, nicht bins 
fommen. Wir meinen, eö folle alled unter und rein und 
lauter feyn und gehen; aber das Evangelium madel; 
und nicht fromm noch reine, wie das Geſetz, welches 
die. Leute nur will heilig haben; fondern läffet und Suün⸗ 
der bleiben, und nur mit Sünden umgehen, achtet's 
für die höchfte Tugend und Frömmigkeit, daß einer den 
andern trage, wie uud Chriftus getragen bat. Denn 
fo weit wird's nicht fommen, du wirft allezeit. ſehen, 
daß beide, an Dir und andern, Gebrechen und Yebl.iftz 


do müſſen bie weiſen Gefegleute und die lu Beruuns. 







— 346 nl “ 


ſchließen und fagen? Es fey nicht fein, es wohne Ida ” 

Chriftuß da, Das Evangelium aber faget: Du bit wel I” 

ſchwach und ein Sünder, aber ftarf und fromm in Chrifie; 

und lehret alfo: „Einer trage ded andern Bürde,“ Gil, 

6, 2... Darum darfniemand einen Chriften alfo anfehen, I’. 

als einen lauterm Spiegel der Frömmigfeit: denn Chr 17 

ſtus felbft verbirget und kleidet fih in eitel Sünden, 

Schwachheit, Armuth und Elend. * 

Derohalben wie unſer keiner iſt, der nicht viel auf 
ihm habe, das die andern tragen müſſen: dazu nicht 
leichte Dinge, ſondern Laſt, die da beſchweret und 
drücket; alſo müſſen wir wiederum auch den andern hel⸗ 
fen tragen, und zu gute halten, was ihnen fehlet am 

Reben, fo fern fie nicht dem Evangelio zumider find. 

Alfo gehet unter und auch derfetbige Wechfel, daß einer 

des andern Sünde, Schwachheit, Unehre, Armuth auf 

ſich nimmt, und feine Tugend, Stärfe, Ehre, Reid: 
thum daran feßet. Aber da müffen Leute feyn, die den 

‚Geift haben, und zuvor durch den Glauben in Chriſto 

find, den andern ift ed umfonft geprediget. Folget 

weiter: 

„Wie mic gefandt hat der lebendige Bater, und id 
Ichbe um des Vaters willen; alfo, der von mir ifet, 
derfelbige wird auch leben um meinetwillen. Dieß 
it dad Brod, das vom Himmel fommen tft. Nicht, 
wie enere Väter haben Himmelbrod gegeffen, und 
find geftorben. Wer von diefem Brod iſſer, der 
wird leben in Ewigfeit.“ oo 

Das find eitel Zufagungen, da gewiß das Lebe 
inne ftehet, und muß dad Herz fprehen: Ei, wenn dad 
denn Gotted Sohn ift, vom Himmel geftiegen, und 

Menfh worden um meinetwillen, iſt für mich geftorben, 

und hat den Tod erwürget; fo müflen ja meine Sünden 

hinweg ſeyn. Sind denn die Sünden weg, fo kann 
mir der Tod nichts anhaben, ſo werde ich gewißlich mit 
ihm leben ewiglid. Das ift denn eine rechte Speife, Tdavon 
fi die Seele mweidet, fett und ſtark wird;) Darum muß 

‘Das Effen nicht ein äußerlich Effen ſeyn, .fondern ein 

xwiges Efien , das da nimmermehr aufhöret. Das il 

denn nichts anderd, denn glauben, wir. ihr gehöret habet. 


t 


— 347 — 


Und eben das will auch der Spruch, den Chriſtus zu⸗ 
vor zu den Juden ſagt Joh. 6, 29: „Das iſt Gottes 
Werk, daß ihr am den glaubet, den er gefandt hat.“ 
Wenn wird nun gewiß dafür halten, dag Chriſtus 
Gottes Sohn ſey und für und dargegeben, ſo "haben 
wir das Leben in Chrifto. 2.“ N 

So ift nun das die Summa diefed ganzen Evans 
geli. Wenn du glaubeft von Herzen, daß Chriftus 
Menfh worden ift, und habe deine Sünde auf fih ges 
nommen, die Hölle überwunden, den Tod erwürget, 
alles, was dir fchaden mag, verſchlungen, und dich mit 
Gott dem Vater verfühnet, fo iffeft du fetn Fleiſch, und 
txinkeſt fein Blut, davon haft dur das ewige Leben. 

Das ift der rechte Verftand dieſes Evangelii; und 
bütet euch vor dem andern Verftande, den ihm die 
Papiſten gegeben haben. Laſſet Die Schrift :im rechten, 
einfältigen Verſtande bleiben, fonft werdet ihr ſchwerlich 
Damit befteben. 

Daher ſehet ihr auch, daß die gröblich irren und 
geirret haben, als die Böhmen, die aus dieſem Evan⸗ 
gelio haben erzwingen wollen, daß es recht ſey, den 
jungen Kindern das Sacrament geben, und geben's -ih« 
sen auch. Denn, wie ihr geböret habt, fo redet der 
Herr nicht? von dem Sacrament des Altars; auch nicht 
yon einem leiblihen, fondern von einem geiftlichen Eifen, 
welches allein durch den Glauben in Chriftum geſchiehet; 
Das heißt er bier eſſen fein Fleifh, und trinfen fein 
Blut, duch welhen Glauben der Menſch Chrifto ein- 
gebildet, und Yanz und gar mit ihm Ein Kuchen wird, 
Davon haben wir in etlihen Büchlein und Predigten 
mehr gefchrieben. Wollen's jet dabei laſſen bleiben, 
und Gott um Gnade anrufen. 


Am Tage Johannis des. Täufers, 

Luc. 1. 57— 80, | 
‚Diefer heilige Johannes. hat eige andeke Urfadye, daß 
man fein Feſt feiret, Denn die andern Heiligen ; drum ift 
auch feine. Legende ſo fein herrlich beichrieben in Viren 


— 348 — 


Evangelio, ald keines andern. Die andern feiret man 
als um ihres guten Lebens willen; und iſt dahin kom⸗ 
men, daß man fie höher hebet, denn man fol. Ih 
habe vorhin gefaget, daß ein ander Ding tft, die Lehre, 
und das eben; darum follt ihr's gar wohl fcheiden: 
denn Gott ift nicht fo-viel gelegen am Leben ald an der 
cehre. Darım läßt: er die Geinen oft firaucheln m 
Geben, wie wir deß viel Erempel in. der Schrift le 
fen; aber was die Lehre angehet, da hat er fie fein 
Haar breit fallen laffen: denn ein böfes Leben ift nirs 
gend fo ſchädlich, ald eine böfe Lehre. . Das böfe Les 
ben iſt niemand ſchädlicher denn dem, der ed führet; 
aber böfe Lehre verführet nft ein ganz Land. Daß 
der Papſt ein böſes Lehen führet mit Huren, mit Ge 
und ‚andern unzähligen Laftern mehr, das fünnen wir 
ibm wohl zu gute halten, nnd wohl den Mantel und 
Kappe darüber werfen, und helfen zudeden; aber daß 
er böfe Lehre in alle. Welt ſchwemmet und jedermann 
verführet, das ift der Tod, und in feinem Wege zu 
dulden. Darum find die Heiligen vielmehr zu ehren 
um der Lehre, denn um ihres Lebens willen. 

Das wendet nun die Vernunft, die kann es nicht 
alfo faſſen, als der heilige Geift; die fället Denn das 
bin, und ſiehet das Gleißen und äußerliche Reben an, 
und will dem nadjfolgen: da wird denn ein Affenfpiel 
draus: Da fommen ber die Orden. Gt. Auguſtin hat 
ein fein Leben geführet: dem haben fie wollen nach⸗ 
folgen, darum haben fie fein Leben in eine Negel ver: 
faſſet, und einen Drden geftiftet auf fein Leben. Alfe 
auch Francifcus, Dominicus und andere Heiligen mehr; fo 
ed Doch mit dem Leben mißlich ift; Denn man weiß niet, 
ob ihnen Gott in ibrem Leben verfhonet bat. Deros 
balben fol man nichts mit ihrem Leben bewähren; wie 
denn alle Klöfter, auf Heiligen Leben geftiftet,, thun: 
denn es ift Feines Heiligen Leben fo gut, Daß. wir uns 
fer Gemiffen drauf gründen und bauen follen. Denn fle 
find ja auch Sünder gewefen, und haben müffen beten 
wie wir: Herr, vergieb und unſere Schuld. Daraus 
ſchließen wir, daß zur Bellätigung der Lehre keines 
Heiligen Leben genugſam feyy dere inet Were il men 


— - 319 — — 
nehmen als die Lehre der Wahrheit, und darauf das 
ewiſſen bauen, damit, daß wir Auf feiner Creatur ſte⸗ 
'n, fondern ‚allein auf dem Worte Gottes, welches 
2 ewig bleibet, wie Jeſaias fagef K. 59, 21. 

Darum ift nun der erfte Mißbrauch, daß wir 
n8 der Heiligen Leben zu einem Exempel ‚sorbilden, 
nd Ahr Leben gefaßt haben mit Negeln; wie’ denn nun 
e Orden hergeben. Darnach, daß man fid auf der 
jeiligen Werke und Verdienft. tröftet: und tft dahin 
yumen, daß'ntan vielmehr auf Der Heiligen ‚Berdienft 
inet denn auf Chrifti Verdienft. Run tft Chriftus allein 
er, der für und redet und verfpricht; wie St. Paus 
18 zu den Römern 3, 23— 25. füget: „Sie find all- 
mal Sünder und mangeln des Ruhms, den fie in 
zott haben follten, und werden ohne Verdienft gerechte 
rtiget aus feiner Gnade, durch die Erlöfung, fo durch 
hriſtum geſchehen ift; welchen Gott hat vorgeſtellet zu 
nem Gnadenſtuhl, durch den Glauben in feinem Blut, 
amit er die Gerechtigkeit, die vor ihm gilt, beweife, 
nd hernach im 5. Kapitel V. 1. 2. fpriht er: „Nun 
ir denn find vechtfertig worden durch den Glauben, 
‚, haben wir Friede mit Gott durch unfern Herrn Je⸗ 
im Chriſt, durch welchen wir auch einen Zugang ha⸗ 
en im Glauben zu dieſer Gnade, darinnen wir ſtehey.“ 

Da ſehen und hören wir klar, daß uns Chriſtus 
ı einem Mittler geftellet iſt, Wenn ich nun das nicht 
zue, fondern ein ander Mittel ſuche, ſo thue ich Chriſto 
ne Unehre, und feinem Blute eine Schande auf, und 
oße dieß Mittel aus dem Wege, ohne welches ich nim⸗ 
iermehr kann ſelig werden. Wahr iſt's, wir ſollen 
iner den andern ehren und für Gottes Kinder halten; 
aſſelbe ſollen wir den Heiligen auch thun: aber daß 
h mich alſo demüthigen wollte, ‚und nicht zu Gott tre⸗ 
en, fondern einen Heiligen zu eiien Mittel ftellen, das 
oll ich nicht thun. Denn durd den Chriftum habe ich 
leich ſowohl einen fihern Zugang zum Water, als 
St. Petrus oder St. Paulus; ob fie gleich reicher im 
Slauben gewefen find, denn ich, da liegt nichts an, 
enn ich babe gleich als wohl den Chriftum, das Blut 
en Zugang/ die Koſt, als ſie. 


- 


N 


— 550 — 


Man hat Chriſtum gemacht mie einen ernſtlichen, 
grauſamen Richter; darum hat niemand wollen ohne 
Mittler hin zu ihm gehen, und iſt dahin kommen, daß 
man St. Petrum, St. Paulum und andere Heiligen 
mehr, zu Patronen erwäahlet hat, und alſo die Zuver⸗ 
fiht von Ehrifto abgewendet, auf die Heiligen gefjellet, 
und geforohen: Ich habe St. Petrum zu einem Patron, 
St. Paulus ift mein Apoftel, ih vermeine, felig zu 


° werden durch deß oder def Heiligen Fürbitte; wie wir, 


feier! bisher alle erfahren haben, und geſteckt in fols 
her Verführung. Alfo und auf die Weife iſt Chriftus 
aus dem Mittel geftellet. Wahr iſt's, wie fie fagen, 
daß mir nicht ohne Mittel zu Gott gehen follen; daB 
Mittel ift aber Ehriftus, wie St. Paulus faget. Das 
rum müſſen wir unfern Chriſtum ehren, von dem wit 
unfern Namen haben, und ed gewißlic dafür halten und 
glauben, daß id gleich fowohl durch Ehriſtum zu Gott 
dürfe gehen, wie St. Petrus und St. Paulus. Damit 
fällt nun dahin Die Zuverficht der Heiligen, dieweil wir 
allein durdy Chriftum einen Zugang zum Water haben. 
Darum iſt's wahrlid eine große Abgötterei worden, ohne 
Der Heiligen Schuld, daß wir Chriftum, daß einige 
Mittel, verlaffen haben, und unfer Herz auf fie gewendet, 
und unfere Hoffnungen zu ihnen gehabt, und an ihnen 
gehangen. 

Aber mit dem Yürbitten ‚hat e8 eine andere Ges 
ſtalt, nämlich, daß das Yürbitten eines jeglichen tft alfo, 
daß ich für Dich und du für mich bitteft im Leben; aber 
für die Todten zu bitten, pder die anzurufen, das tft 
ung nicht befohlen : denn wir haben davon nicht3 gewiß 
fe8, wie ich an einem andern Orte mehr davon geſa⸗ 
get habe. Wie mag man aber diefe Abgötterei fällen? 
Die Zuverfiht fol man ftellen allein auf Chriftum, fo 
fället denn dahin aller Heiligen Zuverfiht, und wird 
vergeſſen. Nicht, daß man ihre Bilder zerbreche oder 
gerfchmeiße. Denn, wenn man Die Herzen von der 
Abgötteret koönnte abreigen, ſo würden die Bilder mohl 
von fich felbft fallen. So mahet man nun diefe Abs 
götterei zunichte, wenn man dieſe zwei Stücke thut: 


Das erfte, daß man niht Ihr Leben annimmt An einem 





— 551 — 


higen Exempel; denn es fit mißlich und gefaͤhrlich. 
rnach, daß man die Zuverſicht davon thut; Denn da’ 
ımt "man denn alleine auf. Chriftum,; und verſenket 
in fein Blut. Und wo wir die Zuverficht auf Chris’ 
n haben, werden wir der Heiligen wohl vergeffen. 


Sp magft du nun forehen: Was follen wir denn 
den Heiligen anheben? Das follft du mit ihnen. 
in, Dad du mit deinem Nächften thuſt. Gleich als 
zu. Deinem Nächften fageft: Bitte Gott für .midy;'. 
o magft du bier auch fagen: Lieber St. Peter, bitte, 
mich. Dir fündigeft nicht, wenn du fie alfo anrufeſt; 
ch nicht, wenn du fie nicht anrufeſt. Wiewohl ich. 
then. wollte, du gäbeft dich allein auf Chriftum; fonft 
nmt immer eine Frage aus der andern, ob fie und auch 
ven, ob fie fchlafen, und was dergleichen Fragen mehr 
d. Und wenn man weit fommt, fo iſt und doch nichts - 
der Schrift davon geboten. Darım follen wir und 
ht befümmern, wie fie find, und wo fie find, und. 
18 fie machen; denn ed tft genug, daß wir wiffen, 
ß fie in Chrifto find,.und Chriftus in ihnen. Wie 
8 aber zugehet, das follen wir Gott befohlen laffen 
nn, und und mit dem lebendigen Heiligen befümmern, - 
e wir vor unfern Augen haben, daß wir denen helfen 
d rathen, und es gewiß dafür halten, was wir den- 
bigen thun, daß wir's Gott und feinem Chrifto felbft 
un, wie er am jingften Tage Davon zeugen wird und 
ven: „Wahrlich ich fage euch, was ihr gethan habt 
cm unter diefen meinem geringften Brüdern, Das 
bt ihr mir gethan,“ Mattb. 25, 40. _ 


Die andere Ehre, damit man die Heiliger mag eh⸗ 
1 ift der Lehre halben ;. die ift ganz und gar herrlich 
sreifet im Johanne: denn er ift der Vorläufer, und 
kündigt den Herrn; darum wird er fo hoch angezo- 
ı, feines Amts halben, welches denn das größte ift, 
durch und fommt die Seligfeit. Das gehet-nun alles 
bin, daß er foll ein Lehrer feyn, und den Leuten dem 
eg der Seligkeit und gum Himmelreich anzeigen. Das 
ben laffen wir fahren, wie er ein geftrenges Leben 
führet hat, beide, im Effen und Trinten, web Nee 


' 


— 352 — 


dung Chefhreiben faſt alle Evangeliſten)5 aber bie ea | 


wollen wir, ſehen. 


Die Schrift zeiget Johannem 'alſo an, daß er fick 


im Mittel des alten und neuen Teftaments, nämlid, 
Daß. er. ſey ein Mittler zwifhen Mofe und Ehrike, 
Das iſt ein groß Ding, und über alle Werke zu ziehen; 
wie auch Chriſtus das größte Werk gethan Kat mit 
feiner Lehre: denn die MWunderzeihen find nicht? gegen 
feiner Lehre. Daß aber dem alfo fey, daß Johan 
ein Mittler iſt des neuen und alten Teftaments, bejen⸗ 
get Chriftud. felbft. da er von ihm im Matthäo 11, 1%. 
13. alfo faget: „Von den Tagen Johannis des Täufers, 
bis hieher, leidet das Himmelreich Gewalt, und die Ge 
walt thun, reißen es zu fih. Denn alle Propheten 


und das Geſetz haben gemweiffaget bis auf Zohannem* # 


Denn Johannes erfläret dad Geſetz, auf dafjwir fehen, 
dag wir nichts find; und weifet und Chriſtum, unfere 
Geligfeit; um den reißet ſich denn die ganze Welt, gleich⸗ 
wie um einen Schab, der jedermann geöffnet tft. _ 
Und derohalben tft auch Johannes mitten zwiſchen 
das alte und neue Teftament gefet, daß er die Leute 
bringe in den Himmel, und die Hölle hinwegnehme. 


Denn feine Stimme bat den Buchftaben lebendig gemacht, | 


und hat den Geift bracht zu der Schrift, und das Ges 
fe und Evangelium mit einander geführet. Denn dab 
find die beiden Predigten Johannis: die erfte, die dars 
nieder leget; die andere, die aufhebet: die eine führet 
in die Hölle; die andere führet in den Himmel: Die eine 
tödtet; die andere machet lebendig: die eine verwundet; 
Die andere machet gefund. Denn er prediget beide, dab 
Geſetz und. Evangelium, Tod und Geligfeit, den Buch⸗ 
ftaben und den Geift, Sünde und Gerechtigfeit. 


Die erfte Predigt, die er thut, da fhlägt er daß 


Geſetz vor; die ift, wen man das Gefeb geiftlich aus⸗ 
legt, daß aller Menfhen Leben und Werfe fündlih 
find, und des ewigen Todes würdig. Darum ftrafet er 
auch fo hart die Gleisner, die da famen, und fich_wolls 
ten in den Himmel heben, um der Werfe willen, und 
je frömmer fie waren, je härter er fle angriff, und fagte: 
Ihr Otterngezüchte, wer hot denn euch (0 gewiß gemadt, 





u 355 — 


u ce dear gufünftigen Zorn eiitrinnen "Werder ?« Matth 
3, 7. "Damit leget er hin alle ihre Werke, und fehleußt, 
—F ſie des hoͤlliſchen Feuers werth find, und ride 
u. 8: „Sehet zu, thut rechtfchaffene: Früchte der Buße.“ 

Da find 'niedergefchlagen aller Heiligen Leben, alles; 
was da fiheimet, - gleißet, und vor der Welt groß nd 
bei geachtet wird; denn es trüget alles. Als, wer 
Mar jetzund auch fagte: ‚Aller Menfhen Werke find def 
Ipdes, und des höffifhen Feuers wuͤrdig; denn :dis 
Werke durchs Geſetz erzwungen, müffen aufhören 

Aber ſolche Stimme Johannis will niemand auf⸗ 
nehmen; darum kann er auch zu feinem: Amte ‚nicht foms 
men, nod das Volk dem Herrn bereiten, wie Ber Anz 
gel zu Zadar’a ſprach Luc. 1, 16. 17: „Er wird: der 
Rinder von Iſrael viel gu Gott, ihrem Herrn, beked⸗ 
ren, und er wird ver ſeirem Angeſicht hergehen im 
Geiſt und Kraft Elia, zu bekehren die Herzen. der Bäs 
fer zu den: Kindern, ımd die Ungläubigen zu der Kluge 
beit der Gerechten, zu bereiten dem Herrn ein seräftet 
Voll.“ Wen aber die Stimme Johannis trifft, 
ft, wen das Gefeh recht eröffnet wird, der — pi 
feinem Herzen: Sa, ed ift leider wahr, ich bin des 
Teufels, Ein Kind des Zorns und der ‚Höllen; da hebet Ä 
er denn an zu bidmen:und zu zittern. Da bat denn 
Johannes fein Umt gethan, und Das Volk dem Herem 

„ das ift denn St. Sohannid erſte Predigt. Als 
fo hat das Geſetz gewähret bis auf Johannem, und daB 
Bleißen der Pharifäer ift auch gegangen bis auf Io 
hannem, der hat es aufgehoben. 

Wenn nun diefe Lehre ift empor gehoben, daß ich 
nun geſchlagen bin in meinem Gewiſſen, daß alle meine 
Dinge nichts ſind, wo will ich denn hin? Da wird 
mir die Welt zu enge werden. So muß nun Johannes 
herkommen mit ſeiner andern Predigt, und das neue 
Teſtament anheben, und bie rechte Lehre ausgeben, 
nämlich, daß er ein rechter Mittler fey, und fagen: 
„Ich tauſe euch mit Waller zur Buße; der aber nad) 
mir kommt, ift, flärfer denn ie ‚dem ih auch nicht ges 
nugſam bin, feine Schuhe zu tragen: der wird euch mit 
dem heiligen Geift und mit Feuer taufen,“ Moatinal. 3, IL. 

Eutges’6 Werte. 15. Bd. \ 23 






— 362 — 


dung Chefhreiben faſt alle Evangeliſten) 5 aber bie Lake 
wollen wir, ſehen. | 

Die Schrift zeiget Johannem alfo an, daß er fie 1 
im Mittel .des.alten und neuen Teftamentd, nämlid, J 
Daß. er. feg ein. Mittler zwiſchen Mofe und Ehre & 
Das ift, ein groß Ding, und über alle.Werfe zu ziehen; 
wie auch Chriſtus das größte Werk gethan Kat mit’ 
feiner Lehre: "denn die Wunderzeichen find nichtd gegen 
feiner" Lehre. Daß aber dem alfo fey, daß Sohanned f 
ein Mittler iſt ded neuen und alten Teftaments, bezew 
get Chriſtus ſelbſt, da er von ihm im Matthäo 11, 12. 
13. alfo faget: „Bon den Tagen Johannis des Täufer, 
bis hieher, leidet das Himmelreih Gewalt, und die Ge 
walt thun, reißen es zu fih. Denn alle Propheten 
und dad Geſetz haben gemweiffaget bis auf Johannem.“ 
Denn Johannes erfläret dad Geſetz, auf daß wir fehen, 
dag wir nichts find; und weifet und Chriftum, unfere 
Geligfeit; um den reißet fi denn die ganze Melt, gleich⸗ 
wie um einen Schab, der jedermann geöffnet if. . 

Und derohalben ift auch Johannes mitten zwiſchen 
das alte und neue Teftament gefeht, Daß er die Leute 
. bringe in den Himmel, und die Hölle hinwegnehme, 
Denn feine Stimme hat den Buchftaben lebendig gemacht, 
und hat den Geift bradyt zu der Schrift, und das Ges 
feb und Evangelium mit einander geführet. Denn das 
find die beiden Predigten Johannis? Die erfte, die dar⸗ 
nieder leget; die andere, die aufhebet: die eine führet 
in die Hölle; die andere führet in den Himmel: die eine 
tödtet; Die andere machet lebendig: die eine vermundet; 
Die andere machet gefund. Denn er prediget beide, das 
Gefeg und. Evangelium, Tod und Geligfeit, den Buch⸗ 
ftaben und den Geift, Sünde und Gerechtigfeit, 

Die erfte Predigt, die er thut, da ſchlägt er dab: 
Gefeß vor; die ift, wenn man dad Geſetz geiftlich aus 
legt, daß aller Menfhen Leben und Werfe fündlih 
find, und des ewigen Todes würdig. Darum ftrafet er 
auch fo hart die Gleisner, die da famen, und ſich woll⸗ 
ten in den Himmel heben, um der Werfe willen, und 
je frömmer fle waren, je harter er fie angriff, und fagte: 
hr Diterngezüchte, wer hat denn euch Egewiß gemadıt, 


u. 


— 347 — 


Ind eben. das will auch der Spruch, den Chriſtus zu: 
or zu’ den Juden fagt Joh. 6, 29: „Das ift Gottes 
Berf, daß ihr am dem glaubet, den er gefandt hat.“ 
Benn wird nun gewiß dafür halten, dag Chriffus 
Sotted ‚Sohn fey und für uns dargegeben, ſo haben 
wir das Leben in Chriſto. 0“ AEG 

So ift nun dad die Summa diefe8 ganzen Evans 
gelii, Wenn du glaubeft von Herzen, daß Chriſtus 
Menfch worden ift, und habe deine Sünde auf fich ges 
nommen, die Hölle überwunden, den Tod erwürget, 
alles, was dir fchaden mag, verfchlungen, und Dich mit 
Gott dem DBater verfühnet, fo iſſeſt du fein Fleiſch, und 
trinfeft fein Blut, davon haft du das ewige Leben. 

Das ift der rechte Verftand diefed Evangelii; und 
bütet euch vor dem andern Verftande, den ihm Die 
Papiſten gegeben haben. Laſſet die Schrift :im rechten, 
einfältigen Verſtande bleiben, fonft werdet ihr ſchwerlich 
damit beftehen. 

Daher fehet ihr auch, daß die gröblid irren und 
geirret haben, als die Böhmen, die aus diefem Evans 
gelio haben erzwingen wollen, daß es recht fey, den 
jungen Kindern das Sacrament geben, und geben’s ihr 
nen auch. Denn, wie ihr gehöret habt, fo redet der 
Herr nichtd von dem Sacrament ded Altard; auch nicht 
yon einem leiblihen, fondern von einem geiftlichen Effen, 
welches allein durd den Glauben in Chriftum geſchiehet; 
Das beißt er bier effen fein Fleiih, und trinfen fein 
Blut, durch welden Glauben der Menſch Chriſto ein- 
gebildet, und Yanz und gar mit ihm Ein Kuchen wird, 
Davon haben wir in etlihen Büchlein und Predigten 
mehr gefchrieben. Wollen's jebt dabei laſſen bleiben, 
und Gott um Gnade anrufen. 


Am Tage Zohannis des. Täufers,. 
Cuc. 1. 57 - 80, 
Dieſer heilige Johaunes hat eige andede Urſache, daß 
man ſein Feſt feiret, denn die andern Heiligen; drum iſt 
auch feine. Legende fo fein herrlich beſchrieben in dien 


— 354 m. 


Medt feine Ginger aud, uud weiſet auf. dag. Suupa On 
tes, und foget: „Siehe, das tft Gnttes "Lamm, * 
ches der Welt Sünde auf ſich nimmt,“ Joh. 1, 
Als wollte er ſagen: Erkenne den als: ein Cini 
dem deine Sünden auf dem Halſe liegen, auf Daß de 
felig_feyeit, fo bift du es gewißlich. Da gehet, nun ker Ir 
Bie Lehre des neuen. Teſtaments, die. allein: auf Chris 
Aum den ‚Deiland weifet, daß der ben Sündern rathen 
Hönne, und ſonſt niemand: 

Alfo muß man vorhin das Herz tödten und ink 
Hölle floßen; darnach wieder heraus heben und lebendig |: 
machen, aus. dem geängfligten Gewiſſen fegen,, und fe 
gen: das Gefetz that nichts zur, Seligfeit, denn wer 
Honnen:nicht-thun. das das Geſetz fordert: -barum mußt | 
Re allein auf Das Lämmlein fallen‘. und auf. deß Halt 
biegen, Das nimmt Die. ‚Sünde allein hinweg, fonft-nihfe, 
weder im Himmel nod ayf Erden. Die Ehre: müllen 
wir allein Gott. ‚geben, baß.er und von Sünden, erlediget 
hat durch‘ das Blut. feines Sohnes, wie wir aus Et. 
Paulo, gehöret haben: . denn wir fünnen feine Sind 
nicht büfen, und. feine. Gnade erwerben, deß und 'tein | 
anders. ze | 

. Alfo iſt im Geſet der Tod: in⸗ &hrifto. daß Reben, 
Das Geſetz ſtoͤßet in: Die Hölle und tödtet,. Chriftuß ers 
heber in. ‚den Himmel: und machet lebendig; ‚dag Geſetz 
machet ein blöde Gewiſſen, Chriſtus ein afroöhliches, 
— Gewiſſen. Chriſtus giebt den Geiſt, das Sekt 

Buchſtaben; daB. Geſetz beſchweret Die Gewiſſen, md 
Rn die Sünde, Chriftye, erleuchtet die Gewiſſen amd 
giebt die Gerechtigfeit,, Das find. die am o · Predigten 
Johannis; Darum wird er der Lehre halben alſo groß 
geachtet gegen Gott, und ſo ſehr gepreiſet, daß er Gott 
ein geruͤſtet Volk machet. Denn wenn er mit dem Worte 
des Geſetzes dich. hat zerſchlagen, und gelehret, Daß bu du 
im. Herzen nichts ſeyſt, und preifeft Gottes Werk, das 
machet, daß Du an Dir verzageft, und ‚allein. auf Chris 
ftum baueft, fo kommt denn Gott in dich mit Geift und 
Teuer, und machet did fromm. Dieß alles wird und 
in der Hiſtorie des heutigen Feſts, bie Lucas. vorne 
anfäbet zu beichreiben, angrariget. 





— 3555. — 


Ahſo · anf ati den Verlaͤnfer haben, der da kommt 
dem: Geiſt und Kraft Elia, wie Malachias davon 
rkündiget· bat, c. 3,1. und Chriſtus ſelbſt auf Johan⸗ 
m gedeutet, da er im Matthäo 11, 14. alſo jagetz 
And fo ihr's wollt annehmen, .er iſt Elias, der da fol 
fünftig jeyn.“ Denn wie Elia den König Achab ftraft, 
ıD je mehr Deiligfeit er anfrichtet, je mehr der Elins 
nftteße, 1. Kön. 18, 18. alfo muß auch Sohanneß 
un, maß zu Trümmern ftoßen alles, was unſer— iſt, 
id ſagen: Hütet euch vor dem zukünftigen Zora, denn 
e ſeyd „verdammt in den Tod und Hölle; und predigen, 
iß wir allein auf Chriſtum Tommer müffen. Und daß 
ißt denn kommen in der Kraft und Geiſt Eliä.“ Ale 
rftebet ihr auch, was Das iſt, Da ver Tert ſaget; 
r wird die Herzen der Kinder befehren zu den Vätern, 
8 iſt, er ſiehet in die Schrift, und fiehet an dem 
lauben der Väter, und führet Die. Kinder auf denſel⸗ 
gen Glauben der Väter. Alfo that: St. Petrus auch 
den Geſchichten der Apoftel, da er alfo ſprach zu 
nen, die Die Beſchneidung den Heiden auflegen wollten; 
zas vwerfuchet ihr denn nun Gott mit Auflegen des 
yh8 auf der Jünger Hälſe, welches weder unfere Wäs 
e mach wir: haben. mögen tragen? Sondern wir glans 
n durch die Gnade des Herrn Jeſu Chrifti. jelig za 
den, gleicherweiſe wie and) fie, Apgeſch. 15, 10. 11. 
ad St. Paulus zeucht auch den’ Spruch von Abrahams 
lauben hoch an, da er zun Römern 4, 3. alfo ſagetd 
Kbrabam hat Gott geglaubet, und Dad iſt ihm zur Ge⸗ 
htigfeit gerechnet. Das beißt der. Kinder Herz zu 
n Batern befehren. 0 | 
Das ſey von dem Preis der Lehre. Sohannid jebt 
nug gefaget; und fehet ja zu, DaB: ihr die Lehre und 
ben der Heiligen wol unterſcheidet. Die Lehre if 
er Welt Seligfeit, und bilfet der Seelen, giebt ihe 
8 ewige Leben; aber der Heiligen Leben Lann trügen, 
d fehler gar manchmal. Nun follen wir und in dem 
ven und Gott danken, Daß er und einen ſolchen Mann 
geben bat, der und alſo gelehrei, und weifet, wie 
x follen felig werden, wie ſich die Nachbarn und 
senndjchaft Elifabety gefreuet haben über Tex GGRoera 
23 * 


u 354 m. 


Mer feine Finger aud, umd weiſet auf daf- d On 
tes, und faget: „Siehe, das ift Gottes Tanını , wer. 
ches der Welt Sünde auf fih nimmt,“ Sob. 1, W. 
Als wollte er ſagen: Erkenne den als. ein -Lämmlin, . 
dem deine Sünden auf dem Halfe legen, auf Daß de 
felig feyeft, fo bift du es gewiplih. Da. gehet, nun e 
die Lehre des neuen. Teftaments, die allein- auf Chris 
Aum den ‚Deiland weifet, daß der ben Suͤndern rathen 
fonne, und ſonſt niemand. 
Alſo muß man vorhin das Herz tödten und in die 
Hölle fiofen; darnach wieder heraus. beben und lebendig 
machen, aus dem geängftigten Gewiſſen ſetzen, und far 
gen: dad Geſetz thyt nichts zur. Seligkeit, denn wir 
Zonnen: nicht thun, das das Gefe fordert: darum mußt 
Re allein auf Das Lämmlein fallen. und auf. deß Halt 
biegen, dad. nimmt die. Sünde allein hinweg, ſonſt nichts, 
weder im Himmel nod quf Erden... -Die Ehre. müflen 
wir allein Gott. ‚geben, daß er und von Sünden erledige 
hat durch das Blut feines Sohnes, wie wir aus St. 
Bayio, gehöret haben: denn wir Fönnen feine Sind 
nicht wen und, feine - Gnade erwerben, deß und kein 


ib ift- im Gefetz der Tod: in ·Chtiſto das Leben. 
DaB Geſetz ‚ftößet: in die Hölle und tödtet, Chriftuß er 
hebet in .den Himmel und. machet lebendig ;. 093 Geſeh 
machet ein blödes Gewiſſen, Chriſtus ein froͤhliches, 
— Gewiſſen. Chriſtus giebt den Geiſt, das 

Buchſtaben; das Geſetz beſchweret die Gewiſſen, und 
F ebt die Sünde, Chriſtus erleuchtet die Gewiſſen und 
giebt die Oerechtigkeit. Das find. die zwo Predigten 
Johannis; Darum wird er der Lehre halben alſo grof 
geachtet gegen Gott, und ſo ſehr gepreifet „.baß.er Gott 
ein gerüftet Wolf machet. Denn wenn er. mit Dem Worte 
des Geſetzes Dich, hat serfhlogen,, und gelebret,, baf be du 
im Herzen nichts ſeyſt, und preifeft Gotte& Werk, das 
machet, daß du an bir verzageft, und ‚allein. auf Ehris 
ftum baueft, fo fommt denn Gott in dich mit Geift und 
euer, und mache Dich fromm, Dieß alles wird und 
in der Hiftorie des heutigen Felt, bie Lucas. vorm 

anfaͤhet zu beſchreiben, agnrgt. 






— 555, — 


Alſo anf akt. den Voelaͤnfer haben; der da kommt 
fa dem: Geiſt und Kraft Eliä, wie Malachias davon 
verkündiget bat, c. 3,1. und Chriſtus felbft auf Johan⸗ 
nem gedeutet, da er im Matthäo 11, 14. alfo jagetz 
„Und fo ihr's wollt annehmen, er iſt Elias, der da fol 
zufünftig jeyn.“ Denn wie Elia den König Achab ftraft, 
und je mehr Heiligfeit- er anfrichtet, je mehr der Elias 
umfließe, 1. Kön. 18, 18. alfo muß aud) Johannes 
tin, maß zu Trümmern ftoßen alles, was unſer— iſt, 
und ſagen: Hütet euch vor. dem zukünftigen Zorn, denn 
ihr ſeyd verdammt in den Tod und Hölle; und predigen, 
dab wir allein auf Chriftum Pommern müſſen. Und daß 
heißt denn kommen :In der Kraft und: Geiſt Clia,-. Ale 
verftebet ihr auch, was Das ift, Da der Tert ſaget; 
Er wird die Herzen der Kinder befehren zu den Vaͤtern, 
das ift, er ſiehet in Die Schrift, und ſiehet an dem 
Slauben der Väter, und führet die Kinder auf denſel⸗ 
bigen Glauben der Väter. Alfo that St. Petrus au 
in den Geſchichten der Apoftel, da er alfo ſprach zu 
. denen, die. Die Befchneidung den Heiden auflegen wollten 
Was verfuchet ihr denn nun Gott mit Auflegen des 
Jochs auf der Jünger Hälfe, weldyed weder unfere Väs 
ter ımdy wir; haben. mögen tragen? Sondern wir glau—⸗ 
ben durch Die Gnade des Herrn Jeſu Chriſti felig zu 
werden, gleicherweife wie auch fie, Apgeſch. 15, 10. 11. 
Und St. Paulas zeucht auch den Spruch von Abrahams 
Glauben body an, da er zun Römern 4, 3. alfo ſaget 
„Abraham bat Gott geglaubet, und das ift ihm zur Ge⸗ 
rechtigfeit gerechnet.* Das beißt der Kinder Herz zw 
den Vätern befehren. 0 
| Dos ſey von dem Preis der Lehre Johannis jetzt 
genug gefaget; und fehet ja zu, Daß: ihre die Lehre und 
Leben der Heiligen wohl unterfcheidet. Die Lehre: if 
aller Welt Seligfeit, und bilfet der Seelen, giebt ihe 
das ewige Leben; aber der Heiligen Leben kann trügen, 
und fehler gar manchmal. Nun follen wir und in dem 
freuen und Gott danken, dag er uns einen folden Mann 
. gegeben hat, der uns alſo gelehret, und weifet, wie 
wir follen felig werden, wie ſich die Nachbarn und 
Freundſchaft Eliſabeth gefreuet haben über Ver \ollliiem, 

23 * 


— 54 m 


Melt feine Ginger and, und weiſet auf dat. Lamm On 

tes, und faget: „Siehe, das ift Gottes "Paurıı, web 
ches .der Welt Sünde auf fi nimmt,“ Joh. 1, 2. 
Als wollte er fagen:: Exfenne den als. ein ——— 
dem deine Sünden auf dem Halſe liegen, auf daß da 
felig feyeft, fo bift du es gewißlih. Da. gehet nun je 
die Lehre des neuen. Teftaments, die. allein auf Ebrw 1. 
Bum den Deiland weifet, daß der deu Eündern voten N 
inne, und fonft niemand. 

Alſo muß man vorhin das Her töbten und in de 
Höfe fioßen; darnach wigber heraus heben ‚und lebendig 
machen, aus dem geängftigten Gewiſſen fegen, und fü 
gen: das Gefetz thut nichts zur. Seligkeit, Denn ww 
Tonnen: nicht thun, Das das Geſetz fordert: darum mußt |. 
do allein auf da Lämmlein fallen. und auf. deß Halh 
liegen, das nimmt Die ‚Sünde allein hinweg, fonft:nichtes 
weder im Hünmel nod auf Erden. -Die Ehre müe | 
wir allein Gott. geben, daß er und yon Sünden erledige 
Kat durch das Blut feines Sohnes, wie ‚wir aus St. 
vᷣaulo gehöret haben: denn wir konnen ‚feine Sit 
nicht büßen, und. feine. Guade erwerben, deß und "fein 
anderg. 

llſo iſt im Geſetz der Tod: in- Shrifte daß. Leben, 
Des Geſetz ſtoͤßet in Die Hölle und tödtet, Chriſtus en 
hebet, in ‚den Himmel: und machet lebendig; das Gef 
machet .ein blödes Gewiſſen, Chriſtus ein fröhliches, 
ſelijges Gewiſſen. Chriſtus giebt den Geiſt, das Sehe 
Ren Buchſtaben; z. das Geſetz beſchweret Die Gewiſſen, md 
giebt die Sünde, Chriſtus erleuchtet die Gewiſſen und 
giebt die Gerechtigkeit,, Das find. die gm o · Predigten 
Johannis; Darum wird er der Lehre halben alſo groß 
geachtet gegen Gott, und ſo ſehr gepreifet „.baß.er Gott 
eis gerüftet Wolf machet. Denn wenn er. mit dem Worte 
des Geſetzes Dich hat zerſchlagen, und gelehret, Daß be du 
im Herzen nichts feyfi, und preifeft Gotte& Werk, das 
machet, daß du an Dir verzageft, und allein. auf Ehris 
ftum baueft, fo fommt denn Gott in dich mit Geift und 
Teuer, und machet dich fromm. Dieß alles wird und 
in der Hiftorie de8 heutigen Feſts, bie Lucas vor 
anfaͤhet zu beſchreiben, angegiart. | 





— 555, — 


Alſo auf Oen den Voerlaͤnfer haben; der da kommt 
dem Geil und Kraft Eli, wie Malachias davon 
:fündiget- bat, c. 3, 1. und Chriſtus felbft auf Johan⸗ 
m gedeutet, Da er im Matthäaͤo 11, 14. alfo jagetz 
Ind fo ihr's wollt. annehmen, er ift Elia, der da ſoll 
"ünftig feyn.“ Dem wie Elias den König Achab ftraft, 
d je mehr Heiligkeit er anfrichtet, je mehr der Elias 
iſtieße, 1. Kön. 18, 18. alſo muß auch Johannes 
in, muß zu Trümmern ſtoßen alles, was unfer- tft 
d ſagen: Hütet euch vor dem zukünftigen Zorn, denn 
ſeyd „verdammt, in den Tod und Hölle; und predigen, 
6 wir allein auf Chriftum Tommer müffen. Und das 
ißt denn kommen in der Kraft und Gaft Elia. Ale 
eftebet ihr auch, was Dad ift, Da der Tert jagetz 
r wird die Herzen der Kinder befehren zu den Vätern, 
8 ft, er fiehet in die Schrift, und ſiehet an dem 
lauben der Väter, und führet die Kinder auf denjel- 
zen Glauben der Väter. Alfo that St. Petrus au 
den Geſchichten der Apoftel, da er alfo ſprach zu 
nen, Die die Beſchneidung den Heiden auflegen wollten; 
as verfuchet ihr denn nun Gott mit Auflegen des 
chB auf der Jünger Hälfe, welches weder unfere Vä—⸗ 
: dh wir. haben, mögen tragen? Sondern wir glau⸗ 
n durch Die Gnade des Herren Jeſu Chrifti felig 3a 
rden, gleichermetfe wie and) fie, Apgeſch. 15, 10. il. 
id St. Paulus zeucht auch den Spruch von Abrahams 
lauben body an, da er zun Römern 4, 3. alſo faget> 
Wbraham bat Gott geglaubet, und Daß iſt ihm zur Ge⸗ 
htigfeit gerechnet.* Das heißt der. Kinder Herz zu 
n DBatern befehren. Ä Ä 

Das fey von dem Preis der Lehre Johannis jebt 
nug gefaget; und ſehet ja zu, daß ihr die Lehre und 
ben der Heiligen wobl unterfcheidet. Die Lehre if 
er Welt Seligfeit, und bilfet Der Gerlen, giebt ihr 
8 ewige Leben; aber der Heiligen Leben kann trügen, 
d fehler gar mandhmal, Nun follen wir und in Dem 
sen und Gott danken, Daß er uns einen folhen Mann 
geben bat, der und aljo gelehret, und weifet, wie 
x follen felig werden, wie fich die Nachbarn und 
reundſchaft Elifabeth gefreuet haben über her \olliiem, 


= 36 — 


Seburt Johannis, als ihr im Evangello Jehöret habt. 
Was mehr allhier zu ſagen iſt, wollen wir auf ein 
andere Zeit handeln. Will euch jetzt Gott befehlen, der 
wolle und feine Gnade geben, unſer Leben zu beffern, 
and im angefangenen Glauben fortzufahren, ' 








Ein anderer Sermon am Tage Johannis, | 
mit Erklärung der Deiflegung, Zacarik, | 
die man nenne das Benedictus. 

Dieß Felt haben wir behalten: von dem yeifigen 
Täufer Johanne, nit um feinetwillen, fondern m 
feines Amts willen. Denn, (wie ihr‘ werdet busen Im 
Geſang feines Vaterd Zachariä), Johannes wird darım 
gepreifet, daß er auf Ehriftum und in Chriſtum gezogen 
wird, daß alfo diefer Felertag nicht fo viel Sohgnnem 
betrifft, als Chriſtum felbft ; und deropalben iſt auch fein 
Feft nichts wenigers, denn Ehrifti Feft zu loben und | 
zu preisen. 

Ihr wiffet aber, meine Freunde, wie wir bisjer 
mit der Heiligen Dienften verführet find: eimer hat dies 
fen Herligen,, der andere jenen angerufen, ſtracks zus 
wider Gottes Dienft, den er von und fordert im erften, 
andern und dritten feiner Gebote. Und no heutiges 
Tages etliche fo verbärtet -und verftodt find, Daß fle 
auch des Lichtes, welches uns jetzt aus Gnaden Gottes - 
soieder vorgetragen wird, nicht allein vergeſſen, fondern 
auch gedenken und darnach trachten, baffelbige zu düms 
pfen, und ganz und gar ausdzulöfhen, ſammt denen, bie 
es bervorbringen und anzünden. Jedoch die e3 würdig 
find, werden’s wohl behalten: Die andern, als der größie 
Haufe, ſchlagen's in Wind, laffen ihres Läftern® nicht, 
die werden ihren Richter auch finden. : Darum müflen 
wir aber ein wenig davon reden, bie -Unfern Damit zu 
tröften und zu erretten, die nod in folder Heiligen 
Dienfte verwicelt und gefangen liegen. | 

Etlihe Heiligen hat man gefeiret um ihres ſtren⸗ 

gen Lebens willen, daR He ein \eined, Teint , züde 


— 557 — 


Vges Leben gefuͤhret haben; imd dieß «2 faſt das ge⸗ 
meine Geſicht in der ganzen Welt geweſen, wie fie 
ſchein barlich gangen find, v.el Wunderzeichen gethan 
Waben, Als, Todten auferwecket, mit trockenen Füßen 
‚uber. die Elbe gangen, und was desgleichen mehr iſt. 
fo Gaben: fie dieſen Johannem auch gelobet, darum, 
Daß er.zine raube Kameelshaut angeiragen, einen leders 
nen Gürtel um feine Senden ‚gehabt, und wie Chriſtus 
»on ihm. faget im Matthäo 11, 8: „Wolltet ihr. einen 
Menſchen in weichen Kleidern fehen? Siehe, die da 
weiche. Kleider. tragen, find in der Könige Häuſer.“ 
Summa, baben ihn allein zu einem Exempel angezogen, 
alfo, daß wir nichts mehr von-ihm gewußt, denn wie 
er feinen Wein oder Bier, fondern ſchlecht Waſſer ges 
trın fen, Heuſchrecken und wild Honig geffen, und ſich 
der Kraͤuilein in. der Wüften bebolfen, Maith. 3, 4. 
Welches denn sicht böfe iſt, noch zu verwerſen, dieweil 
es auch Chriſtus alſo gebrauchet hat, etwan müfjen effen, 
was er gehabt, Hunger und Durſt gelitten, auch oſt 
mi: Hunger ſchlafen gangen; wie denn im Evangelio 
bin und wieder angezeiget wird. 
Aber doch Find dieß nicht die höchſten Werfe im 
Schanne. Denn von Elia fefer wir Desgleihen, w:e 
er geröftet Brod geilen, und Waſſer getrunfen, und 
darch Kraſe der Speife vierzig Tage- und vierzig Nächte 
in der Wüften gangen tft, 1. Kön. 19, 6. 8. Stem, 
wie Moſes vierzig Tage und vierzig Nächte bei dem 
Herrn auf dem Berge Sinai war, und aß kein Brob, 
und trank fein Waffer. ‚Uber dieß bat Gott fonderlih 
verwahret, daß St. Johannes Fein Zeichen gethau hat, 
wie and im Zohanne ſtehet; fondern das tft fein Werk 
geweſen, Daß er von Chrifto faget, und auf Ehriftum 
gezeiget. hat. Chriftus aber, ber nicht fo ein firenge Les 
ben geführet, hat siel Wunderzeichen gethan, und wie 
auc andere. Apoftel viel höher , find mit Wundergeichen, 
denn Johannes; ja, er hat auch wohl eiliche gehabt, 
die ihm des Lebens. halben gleich gewefen find. 
Warum wird er denn alſo gelobet, daß unter: allen, 
die non: Weibern geboren find, nicht ift auffommen, der 
größer fey, deun Sokınnes, der Täufer, wie ihn Chriſtus 


“‘ 


—— 360 — 


Zachar ias des. heiligen &e’ftes voll iſt geweſen, und 
zecht vesfichet das Reich Corſſti geiſt ich, und. zeucht fer 
nen Sohn hinein, dag Gost da ſey, be.mzufuwen und 
zu erlösen fein Voll. Derohalben kann dieß auf, Johaps 
‚sem nicht gezogen werden, jonderg auf ‚Cheiftun und 
"was in Ehrifto ift, darum wir auch dieß Feſt feiren. 
In Johanne finden wir allein, daß er Chriſti, um 
fe Herrn Vorläufer ſey. Wurzel effen uud Wehe 
trinken dienet ihm wohl Dazu, und machet ihn geſchickt, 
wiewohl er's ohne das hoͤtte können thun. Aber Cosi be 
nicht gewollt, er thut's auch nicht; ſondern Daß er ihm vor⸗ 
her foll Jaufen, das follte fein int feyn, Daß er alıo deb 
Reich Cheiſti anfienge. Alſo bat dieſer heilige Zacharias 
durch den heiligen Geiſt ſehr wohl verftanden, wie ſch 
das Reich unſers Herrn dar angefangen; darum woles 
wir diejen Gefang vor und nehmen, und von Woit im 
Wort handeln. = 
Das Benedictus oder Welffagung Zadarli 

ausgeleger. 

„Gebenedeiet ſey Gott der Herr von Iſrael, denn er 

hat beſuchet und erlöfet fein Volk.“. 

Hier redet der gute Mann von Sachen, a's ſey 
es bereitö gefchehen, da er fpriht: „Er ha: beſuchet 
und erlöfet fein Volk.“ Denn er iſt's fo gar gewiß; 
‚jo war aud das Kind Johannes vorhanden, weicher de 
Erlöjung folte anfayen, wie ihm der Engel in jeiser 
Legend verheißen hatte, „daß er würde vor Dem Hein 
herlaufen im Geift und Kraft Ellä, zu befehren- die 
Herzen der Väter zu den Kindern, und die Uugläubis 
gen zu der Klugheit der Gerechten, zu bereiten dem, 
Herren ein gerisftet Volk.“ Diefe Verhe ßung wußde er, 
daß ſie ihm nicht würde lügen. 

Aber worauf dieſe Erlöſung ſtehet, und wos fie 
mit ihr bringet, wißet ihr nun von Gottes Gr aden 
fat wohl, nämlih, daß er uns befuche: und erde 
"welches Erlöfen und Beſuchen geſchieyt nicht mic dem 
Schwert oder irgend einer Gewait, ſondern allein duch 
das Wort. Denn Johannes hat der Welt allein im 
Wort gedienet, da er auf dieß Lamm weijeie, weiches 
die Sünde der Welt hinweg vimmt; das iſt unſert Er',s 


u 


mg, und miſere Beſuchung, die Chriſtus bat mit feis 
em Bluse müffen erfaufen. Daß alfo mehr am Worte 
eget; denn an den Blus. und -G:ierben am Kieuz: denn 
m. feines Wortes willer bat ’ec feinen Leib an dad 
reuz gegeben, und fein Blut vergoffen. Jetzt kommt 
3 und wieder vor die Thür, wollte Gott, dag wirt 
nnähmen, und ihm darum harkien. ern 
Johannes ift der erfie Boie, der dad Evangelium 
eprediget hat. Darum, die wir vorhin das Evanges 
ums nicht gehöret haben, ift und gleich, als wenn und 
ſohannes felbft jet predigte: denn er läßt uns bier 
nbieten Erlöfung, eitel freundlich Zuſprechen, Tröſtung, 
krrettung von Sünden, Tod,. Teufel und allen. Unfall. 
Heimfuhen aber iſt nichis anders, Denn zu. umd 
ommen, uns vorlegen und portragen das Jeilfame Wort, 
adurch wir felig werden. Es iſt ein fen Ding, daß 
jacharias dieß Werk erfannt bat, welches ihm jo wohl 
n Herzen gefchmedet bat, Daß er fh nit enihalten 
Innte, er mußte herauffer brechen, nicyt alleın um des 
een Kindleind willen; wiewohl ihm auch das große 
iveude machte; jondern daß er von diefer Geburt und 
on diefem Kinde-fiehes viel in eine höhere Freude, nͤm⸗ 
ch, dan dieß Kiıd der Bote fey, Durch welchen Gott 
ie Welt bat angefeben, Die er mit feinem Worte bes 
ichte. Darum freuct er fih, Daß er dieß Wort full - . 
Ören, und nun forsbin der alte Mann ein Jünger wers 
en, bed Kindes in der Wiegen, und ihn einen Prophe⸗ 
en befennen, der da mehr wüßte denn er; ja was der 
Bater wüßte, daß er dad um des Kindes willen wiſſe. 
And iſt fih wohl zu verwundern, daß Goit bier den als 
en Mann ein Kind in den Schoos giebs zu einem Lehrs 
neifter. 
Hier iſt eine natürliche Freude, da dieß Kind durch 
in Wunder geboren foll werden; und eine geiftliche 
Freude, daß es foll dad Wort Gottes lehren. Ich 
alte ed auch dafür, daß fein Mater geweſen fey , der 
ine ſolche große Freude gehabt habe, ald biefer Za⸗ 
harias üb.r dem Kinde, das fo wundervarlich durch big 
Daud Gottes. geboren wird; und eben zu ben Zeiten 
ſeines Alters, da er. mu flerben foll, Teig x c.% 


einen ſolchen großen Heiligen, welcher der Welt MM 
feyn follte, daß ihm auch vor großer Wohlluſt md Ted san 
den die Augen gewäffert haben über feinem Rinde; Appkrie 
mit großen. Freuden ft er überfchirttet - gewefen.. M 
und - Doch eine Freude und Luft, wenn wir ein nn) kant 
Rind. haben, nder das ſchoͤn und gerade iſt; id ml y m 
gefchweigen, wenn es ein Apoſtel in der Welt ſollte RR" 
» Alſo, was er vorhin für Schmach hatte erlitia a8 
Daß er unfruchtbar gewefen tft, wie denn auch Eli 
feine Hausfrau, ift ihm ales reichlich vergolten WERT 
den; fo viel Benedeiung giebt ibm Gott dafır,' 
ed über die Maaße iſt. Wer allein könnte harren; WAL. 
wenn Gott fommt, fo kommt er gar reichlich, und gl 
mehr, denn ‚wir je verbofft oder gewünfder haitin 
Das iſts, bag er fein. Wolf befucht hat und erlöfet. WE. 
get weiter: a 33E 
„Und bat aufgerichtet ein Horn der Seligkeit in des 
Haus feined Dienerd Davids.“ 
Dad ift auch nit won Johanne gefaget; denn w 
iſt nicht das Horn, das aufgerichtet ift im Haufe Da ii 
vids: darüber auch ift er nicht won dem Haufe David; 
denn er ift von dem Etamme Levi geboren. Chriſtus 
aber , unfer Herr, der ift von dem Haufe David, von 
den Füniglihen Stamme und - Geblüte Davids. Null: 
frriht er bier, daß fein Sohn von dem Prieſterthun 
geboren ſey; und finget nicht, dag das Horn fm Hanf || 
Leni, fondern im Haufe David aufgerichtet: fey: - Alfı 
gebet er auf den, der geboren follte werden vom Hauf |: 
David; und bier ift Chriſtus noch nicht geboren, dew 
noch finget er, als fey es bereitö ‚gefchehen. Das He |! 
der Seligkeit ift auch noch nicht da, und hat's Doch ge || 
wußt: aber der heilige Geift hat’8 ihm gegeben. 
« Horn in der hebräiſchen Sprache, heißt Gewalt, 
Trotz, Herrfhaft, und worauf ſich einer verlaffen darf, 
wie ihr auch im Daniel 8, 3. 5. lefet, da der Prophet 
zuvor fiehet. die Reiche, und fiehet etliche Thiere ein 
börnig, etlihe zweihörnig ꝛc. Und er felbft leget es ud 
für ein Reich oder für Könige. Dieß tft die Weiſe und 
Brt in .diefer Spradhe zu reden Alſo iſt auch umfer 
Reich und, unſer König ein Dom. Una Ahriſtus heiſt 














"Tin derohalben ein. One za er damit. öfitz 
Rx an den unvernünftigen Thieren ſehet, bie vorn 
Topfe Hörner babenz-; wenig iſt ihrer, die. ſie ag 
Naſe haben. Es bedeutet aber, daß Chriſtus uns 
Yaypt, ja unſer Gott ſey, und, fein Reich ſey ſein 
13 md in der Summa iſt's Das Evangelium, wel⸗ 
won. Chrifto predigetz und Chriſtus im Evangelio, 
daB. Evangelium: in- Chrifte, daß Ein Ding fey, und 
n nicht von ‚einander abgefondert werden: denn im 
ganzen. Welt muß es bin und, wieder ftoßen, und 
infer Trotz, darauf wir und ftöhnen und verlaſſen. 
Er. feget aber hinzu, ein Hoxn des Held, oder 
igkeit. Andere Reiche haben ihre Namen und. Gutex. 
'n fie genannt. werden, Etliche Reiche find ‚weit, has 
groß Gut, viel WPolks, große Ehre, baben allem 
che Güter; aber dieß Reich wird ‚genannt ein felis 
Reich, ein Reich der Gnaden, ein Reich des .Les 
‚ ein Reich der Gerechtigkeit, ein Reich der Wabhr⸗ 
und was zur Geligfeit dienet. Damit wird: ed abs 
ieden ‚pon allen andern Reihen. Denn, wie groß 
wie reich und wie madtig ‚fie auch, find, ſo heißen's 
ye des Todes, denn ſie müſſen ſterben, vergeben 
verfallen, und müflen daB Gut. hinter ſich laiten, 
n es ift noch nie feiner kommen, der gefaget hätte, 
ein Reich des Lebens wäre, weldes hätte Leben, 
de und Geligfeit; fondern diefen Titel führet. dieß 
) allein, dab Gott ein Fürſtenthum und Neich hat 
erihtet,. in welchem eitel. Heil und Seligkeit iſt. 
Hier greife ich nichts, das vom. Leben oder Wer⸗ 
gefaget fey. Denn dieß Reich ftehet nicht in uns 
Leben, nod in. unferm, Thun, fondern in, dem 
a, in Chriſto und in feinem Evangelio. Dieß ift 
e Reich; dapan ihr habt .gebüret, daß es fey ein Reich 
Gnaden, ein Reich des Lebend, ein Neich.der Ges 
igkeit, des Heild und ‚der Barmberzigfeit, Daß, 
yer darinnen ift, ‚ob ex ſchon ſchwach und gebred= 
ft, nicht fo heilig. ald Johannes, nicht fo vollfomz 
als Chriſtus, dennoch iſt er im Neid, da nichts 
yerm eitel Heil und Seligmachung. Denn davon 
es ud ben Namen, and. Gott der leugt nicht. 







— 364 — 


daß er's ein Reich des Heils ennet , welches er Tu de 
Haufe Dav!os hat aufgerichhet. Wodurch und a 
durch den heil. Gelft und duch fein Word. 

Er fpricht auch: in dem Haufe David. Es. 
ein Rich auf der Erde feyn, und ein Reich des Heill 
bringe die zwei zuſammen? - Das Haus David HR 

Stamm ımd das Geſchlecht David, weldher ein: Mei . 
geweſen iſt, und die Unterthanen in feinem Reich kl. 
Menſchen. Auf daß du nicht moͤchteſt ſagen?er: del 
hier von einem Reich im Himmel, unter den Engelat 
Kein, ſondern von einem:-Reich, welches "unter DAL 
Menſchen lieget, bie Kleifh und Blut haben: dem be I. 
im Himmel droben haben vorhin genug, und find wohl T 
beriheidiget. David tft ein Menſch, und fein Reid) Ad K 
Menſchen, die da muͤſſen fterben; denn, wie die Schrik 
faget: „Was von einem Weibe geboren wird, Ichet ee | 
Heine Zeit, und ihm ift ein Ziel geftedt, darüber wo I 
mand fommen kann,“ Hiob 14, 1. 1 

Wie komm? aber bier beide, Ehre und Schande is 
das Heil, fo es ein Haus der Geligfeit ſeyn fol, md | 
Leute, die ſterblich find, ſollen nicht fterbenz vie dei 
Todes werth find, folien das Leben haben; die unfelig 
find „ follen felig feyn; die des Teufels find, follen Gots 
tes Kinder feyn Daß man muß in einander fnüpfen, | 
daß in diefem Haufe Davids follen fterbliche Leute feyn, | 
und fol doc eiri Reich jeyn, und Menfchen, die nicht 
fterben? Ihr feyd def genug berichtet, und fo vie, 
boffe ih, als ih: aber doch, dieweil es der. Tert giebt, 
müſſen wir’8 immerdar wieder ſagen. 

Alfo haben wir. gefaget, daß ein Chriſt, der in 
dieß Reich kommt, wird nimmermehr fterben: Er fann 
auch nicht fterben; denn Chriſtus ift darum geftorben, 
daß er den Tod überwinde, auf daß wir nicht ſtürben. 
Darum bat er unfere Sünde auf fi genommen, daß 
wir fie nicht tragen ‚Dürften ; und den Teufel unter fi 
geworfen, auf Daß mir ibm nicht unterlägen. Derobalben 
wird einem Chriften zugefchrieben, daß er nimmer.nicht fters 
ben fan, nimmer unter Die Sunde oder Teufel kommen fann ; 
denn Das muß wahr feyn, oder erlogen, da er faget: „Er 
bot angerichtet ein Horn der Seligfeit ud DHerls. Wo 





— bi — 


und unſere Beſuchung, die Chriſtus hat mit feis 
luce müſſen erkaufen. Daß alſo mehr am Worte 
denn an den Blas und Serben am Kreuz: denn 
ined Wortes willes bat ec feinen Leib an dad 
gegeben, und fein Blut. vergoffen. Jetzt kommt 
B wieder vor die Thür, wollte Gott, dag wire 
nen, und ihm darum Darfien. ern, 
ohannes ift der erfie Bose, der dad Evangelium 
iget bat. Darum, die wir vorhin das Evanges 
icht geböret haben, ift uns gleich, als wenn und 
ned felbft jegt predigte: denn er läßt uns bier 
n Erlöfung, eitel freundlid Zufprehen, Tröflung, 
ung von Sünden, Tod,. Teufel und allen. Unfall. 
yeimfuchen aber ift nichis anders, denn zu.und 
n, und vorlegen und portragen das yeilfame Wort, 
h wir felig werden. Es tft ein fen Ding, daß 
:ia8 dieß Werk erfannt dat, welches ihm jo wohl 
erzen gefchmedet bar, Daß er ſich nicht enihalten 
; ee mußte berauffer brechen, nicht alleın um des 
Kindleind willen; wiemohl ihm auch daß große 
e machte; fondern dag er von diefer Geburt und 
defem Kinde fiehes viel in eine höhere Freude, nͤm⸗ 
daß dieß Kiad der Bote fey, durch weihen Gott 
Belt bat angefehben, die er mit feinem Worte bes 
Darum freuet er fih, daß er dieß Wort foll - 
‚ und nun forshin Der alte Mann ein Jünger wer⸗ 
ed Kindes in der Wiegen, und ihn einen Prophes 
efennen, der da mehr wußte Denn er;. ja was der 
: wüßte, daß er dad um des Kindes willen wiſſe. 
iſt ſich wohl gu verwundern, daß Goit bier dem als 
Rann ein Kind in den Schoos giebs zu einem Lehr⸗ 


r. 
Hier iſt eine natürliche Freude, da dieß Kind durch 
Bunder geboren foll werden; und eine geiftliche 
ve, daß es foll dad Wort Gottes lehren. Ich 
ed auch dafür, Daß Fein Mater geweien ſey, der 
folhe große Freude gehabt habe, als biefer Za⸗ 
8 üher dem Kinde, dad ſo wundervarlich durch die 
Gottes geboren wird; und eben zu den Zeiten 
) Altes, da er nun fterben foll, kriegt w CR 


—3 







— 500 — 


das Daus Davidß) ein ſterblich Oaus, ein ſtudlih dah 
Dad dem Teufel unterworfen iſt; wie denn alles Fl 
amd Blut iſt: und dernoch iſt das Horn des Heli ie 
das Haus geleget, daß die Menſchen, die in dem Rei 
find, Heil und Seligkeit haben. 

Hieraus fehet ihr, daß dieß Haus oder Reid de E 
Mei des Glaubens fey, weldes man nicht 'greift nf; 
füblet, welches niemand dem andern zeigen. kann, oder 
anfehen, ſondern ein jeglicher Menſch muß bei ſich fe 
haben, auf daß, wenn die Züge hergeben, daß er die 
Sünde füblet, und. der Tod- unter die Augen ſtößt, def 
er alödenn. das Reich im Glauben fühle, und gedeäfe: 
Dir haft Vergebung der Sünde; fo tft Chriſtus darum 
geitorben, daß du im Neid) des Heils fenft: darum kann 
dir die Sünde nichts anhaben, der Tod. ift weg, Chris 
ſtus iſt mit die, wer will dir Schaden thun, wer will 
dir Leides thun? Hier beißen fi mit einander Tod 
und Leben, Hölle und Unfhuld, Chriftus und der Teu⸗ 
fel, und muß alfo Leben und Unjhuld bei Chriſto blei⸗ 
ben... Ed ift ein kurz Wort, wird bald geredt; wird 
aber richt gefühlet: ja.man füblet wohl allermege- dab 
Fiderfpiel. Derohalben, wenn du e8 nad) der Melt 
deuten: willft, fo haft du weit, weit gefehlet. 

.Die Welt heißt das’ ein gut Reich, und ein Reh 
des Friedens, wenn es ſtill ift, glückſelig und wohl zw 
gehet, äußerlich Heil, Friede und Unfhuld vorhanden if, 
Hier -aber ift ein Reich, des Heils und der. Gnaden, 
wiewohl allermege da8 Widerfpiel fheinet, Darum find 
dieſe Stücke alle geifilih, und wollen im Glauben ver 
ſtanden, und nicht nach dem äußerlihen Schein gerichtet 
werden. : Alfo flimmt es nun zufammen, daß Gott dieſe 
Kunft kann, Daß er mitten in der Sünde, mitten unter 
dem Teufel, mitten unter dem Tode ein ewiges, eis 
mächtiges, ein englifh Reich hat; davon dieſer Zacharias 
hier aus Grund feined Herzens finget, und begreifet's 
auch, wie es zugebet: denn er bat den Slauben und hei⸗ 
ligen Geiſt, der ihn ſolches alles lehret. 

Meineſt du aber nicht, daß es uns Freude ſollte 
bringen, wenn wir einen ſolchen könnten ſehen? ich habe 


ihr ſelbſt noch keinen geſehen, 86 \chlet allenthalben; 


m 507 — 


mvor dich, wen die willſt, fo ftedt Sünde‘ da; - Se; 
Ins, der allerheiligfte Apoftel, der rühmet Roͤm. 7/ 

19. alfo von fih, „dab er Sünde fühle in feinen 
dern. Wollen habe ich wohl «fpricht er), ‚aber volle 
jen das Gute, finde ih nicht: denn das Gute, das 
sit, thue ich nicht; fondern. das Böſe, das ich nicht 

Das thue ich.“ Diefer- wollte gerne nicht in Süm 
ſeyn, und muß darinnen ſeyn; ih und andre. mehb 
auch dazu geneigt, Daß wir der Sünden gerne ohne 

: aber es will nicht ſeyn. Wir dampfen wohl 
in Simde find wir gefallen, fteben wieder auf? 
ern und zerbleuen uns damit ; aber dieweil wir in 

n Fleiſch ſtecken, dieſen ſtinkenden Sack am Halfe 
1, wird’ nicht gar aus, werden's nicht gar taͤu⸗ 

Wir mögen wohl dran "arbeiten, daß. wir's täun 

aber der alte Adam will fein Leben auch haben, 
er. eing .in die Grube fommt. - 

In Summa, dad Neid. Fhriſti iſt ein fiudliq 
y,.ein jeder Heiligen wird, hier müſſen ſagen: O 
ächtiger Gott, ich bakenne mich einen armen Sünder, 
ve du der alten Schuld nit; ‚werten alle das Lied⸗ 
müſſen fingen: „Vater Unfes, Der Du bift im Himmel, 
ieb uns unfere Schuld, wie wir vergeben unſern 
uldigern.“, Die andern frommen Heiligen, die.ihreg 
igkeit fein Ende: wiſſen, verftehen hiervon gar. wicht; 
um iſt's ‚ihnen auch nicht geprediget, dieweil fie. mei⸗ 
es ſey mit dem Reich Ehrifti aljo gethan, daß gay 
e Sünde da fen, muß alles rein und fauber feynz 
hätten's die Tauben erlefen; wollen einen ſolchen 
iften, der gar ohne Sünde und heilig ift, ja „.wid 
iſtus ſelbſt iſt: noch lange nicht. Das iſt aber ein 
iſt, der .ein.. Sünder tft, und erkennet feine. Sünde, 
jreuft. ihn, und tft ihm von Derzen zumider, daß er 
nde nad fühle. Der ift fein Ehrift, der gar. feine 
nde bat noch fühlet.. Zindeft Du aber einen. folher; 
ift ein Widerchriſt, fein wahrer Chrift. 

Alfo lieget Ehrifti Reich in Sünden drinnen, da 
8, da er’d bingeleget bat, in dem Haus David. 
‚ nebmet den David .felbft vor euch, von dem er 
rühmen darf, Daß er ein Knecht (ey nad (inne 








— 308 — 


HDerzens Wohlgefallen, 1. Sammel. n,: Kar wi 
darf: füch bier fhämen zu beten: Herr, vergieb wit wie: 
fere Sünde. Iſt's denn ‚wahr? ‚Sa; es if. meet ii" 
derm wenn fie wollten lügen, fo wären fie des Ti! 
Kinder. Aber fromme Ehriften die haſſen dieß Leow 
wollten gerne in das andere Eeben;-dahin aber bring: 
fie es bier. nicht, daß fe ſprechen: Ich bin ohne MR 
Sünde. Kommen fie aber dahin, fo iſt's ‚der holliſte 
Zeufel, Kein Heiliger leugnet,, daß er in Sünden fr | 
fondern befennen’8 alle; und iſt ihnen herzlich leid, def, 
fie dieß elende Fleiſch tragen müffen, und ſchroen ni 
St. Paulo: „O ih elender Menſch, wer wird’ mich wi 
köfen von dem Leibe dieſes Todes.“ Röm. 7, 24. Da 
Brüllen und das Schreien thun ſie alle, um ber Un 
fach‘ willen, daß fte Sünde fühlen, und- begehren de 
son exrlöfet. zu werden, In diefen Fühlen und Erfennts 
nig der Sünde lieget das Reich Chriſti, alſo, dag in 
Ben Ghnden ſey feine Sünde; das ift, wieweohl ich bie 
Erde fühle und erfenne, dennoch iſt das Heil und de} 
Meich fo Mark da im Gewiſſen, daß es verdreußet, ud 
Gott fpriht: Ich will dies fchenfen; darum, daß du 
im Glauben bift, und: vertraueſt Chrifto, meinem eini⸗ 
gen, geliebten Sohn, der für dich gegeben:ift; beropalben 
fol es dir alles nicht ſchaden. 

‚ Die .andern aber, die ihre Sunde nicht Füblen, ud 

wollen mit Werfen umgehen, fchreien nicht über ik 
Sünden‘, find rein, die find. des Teufels, und. wicht 
im Reich. Eprifti. Denn Mühe und Herzeleid fol mas 
mit der Sünde haben: Alſo, gieb mir irgend einen Del 
ligen, den der Tod nicht anfiht: du wirft feinen finden, 
verbleihen alle und: erfhredten vor dem Tode. Aber 
bier ift. dad. Gewiffen da, und teöftet ſich mit. dem Pre⸗ 
pheten David, der da ſpricht Pſ. 118, 18: „Er güds 
tiget mich wohl, und läßt mich antaftenz; aber er giebt 

mid, dem Tod nicht heim; er ftarmet wohl, aber e 
übermwältiget nicht.“ Alſo ift ein Ehrift in Süuden, um 
ter den Sünden, und über den Sünden; aber doch muß 
er zuleßt gewinnen. Alſo auch if er unter dem Teufel, 
und muß fih mühen und bleuen mit dem Teufel; 

aber doch zulegt gewinnen, Win und er Eh and 


— 669 au 


en ımter der Welt, und dod endfih gewinnen 
dieweil es ein Reich des. Heils ift, daß es nicht 
oder ruhet, fondern auf ſich ladet alles, was in 
ölle iſt, Ind, Teufel, Sunde und alles Unglüd; .. 
emmoch ſpricht er: Hier will ich beſtehen. Sole 
läßt Gott bleiben, auf daß ſch der Glaube be⸗ 
und Statt haben möge. 


das iſt aber die Freude und thut dem Gewiſſen 
daß es ein Reich hat, und ſinget: Gebenedeiet 
ott der Herr, der uns beſucht und erlöfet, daß 
ı Reich aufrihte in dem Haufe David, das ifl, 
zu uns durch ſein Wort, und macet und une 
5 von den Sünden," behält und Herren mitten 
ber Gewalt des Teufels und des Todes. Alſo 
Hr’. beides, das Reich in dem Haufe David, und 
in Chriſt todt und lebendig fey, daß er mitten 
den Sünden unſchuldig ſey, daß er unter dem 
l ſey, und doch ein Herr des Teufels. Iſt beides 
‚ in dem, daß die Sünde, Tod und Teufel, daB, . 
antaſtet, aber dieß Reich und das Heil behalten 
Sieg. ' 


Darum heißt er's gar doffãrtie und gar trotziglich 
vorn, das tft, ein ſtreitbarliches, unruhig Reich, 
ruhet und feiret nicht; denn 88 wird von vielen 
en angegriffen, fo mehret ſich's auch Fed. Alſo 
ein Chriſt, der nimmt dieß Horn, und ftößt damit 
zoden, Tod, Sünde und Teufel. Ja, es ſtehet 
nicht in unfrer Macht, oder daß wir’d geinacht 
n; fondern Gott, der hat's gemacht, und aufges 
t durch das Predigtamt, dadurch. wir felig werden. 
alfe finger er, daß es nicht auf den Sohn gehet, 
en auf Chriftum. Ja, dieß Reich rühmet er ‚allein 
ie Juden, finget nicht? von und Heiden, wie wir 
fommen ‚. wie denn andere fingen, als Simeon im 
e dimittis gefungen bat, wie wir Heiden in Das 
‚ fommen find; bier aber, wie ihnen ein Meich ſey 
richtet, ein Reich des Heild, der Seligmachung: 
das in dem Haufe Davids, ſeines Dieners. Darum 
ter ferner: 

ber’s Werke 15. 8. 24 


— 368 — 


” Berzenb Wohlgefallen, 1. Sammel. 12, 14. 
darf ſich bier fhämen zu beten: Herr, ieh wi wi 
fere Sünde: IMs denn wahr? Ja, eb il 
‚dern wenn fle wollten lügen, fo wären fie‘ des ‘ 
Kinder. Aber fromme  Ehriften die haffen dieß 
wollten gerne in das andere Leben; -dahin aber 
fie :e8 hier nicht, daß fle forechen: Ich bin ol 
Sünde: Kommen fie aber dahin, fo iſt's der 
Teufel. Kein Heiliger leugnet, daß er in Sünt 
fendern befennen’8 alle; und tft ihnen herzlich lei 
* dien elenbe Fleiſch teagen müſſen, und ſchri 
St. Paulo: „O ich elender Menſch, wer wird ı 
föfen von dem Leibe dieſes Todes.“ Röm. 7, 24 
Brüllen. und das Schreien thun fie alle, um 
fach" willen, daß fie Sünde fühlen, und --beget 
von erlöfet zu werden, In diefem Fühlen und € 
niß der Sünde lieget das: Neid Ehrifti , alſo, 
Ber Sunden ſey keine Sünde; das iſt, wiewohl 
Einde fuͤhle und erfenne, dennoch ift Das Heft 
Reich fo ſtark da im Gewiſſen, daß ed verdreuf 
Gott fpriht: Ich will dir's fchenfen, darum, 
im Glauben bift, und vertraueft Chrifto, mein 
gen, geliebten Sohn, der für Dich gegeben -ift; bei 
ſoll es dir alles nicht ſchaden. 
Die andern aber, die ihre Sunde nicht fühl 
wollen mis Werfen umgeben, fchreien nicht ül 
Sünden‘, find rein, die find des Teufel, un 
im Reich. Eprifti. Denn Mühe und Hergeleid ſe 
mit der Suͤnde haben. Alſo, gieb mir irgend ein 
ligen, ben der Tod nicht anficht: dis wirft feinen 
serbleihen alle und- erfhredien vor dem Tode. 
bier iſt das Gemwiffen da, und tröftet fich. mit De 
pheten David, der da fpriht Pf. 118, 18: „E 
tiget mich wohl, und läßt mich antaften; aber « 
mic, dem Tod nicht heim; er flarmet wohl, < 
überwältiget nicht.“ Alſo ift ein Ehrift in Simd 
ter den Sünden, und über den Sünden; aber di 
er zuleßt gewinnen. Alfo auch iſt er unter dem 
zum muß fih mühen und bleuen mit dem 
aber doch zulegt gewinnen, in mug er € 


3 


— 609 = 






lüft oder rubet, fondern auf ſich ladet alles, was im 

Hölle tft, Tod, Teufel, Sünde und alles Unglüd; 
& demmoch fpricht er: Hier will ich beſtehen. Solche 
NQ 


hen unter der Welt, und doqh endlich gewinnen 
diewen es ein Neid des. Heil it, daß es nicht 
Er 

*— läßt Gott bleiben, auf Daß ſich der Glaube bes 
>.Beir und Statt haben möge. 


= 
nn 


Das ift aber die Freude und thut dem Gewiſſen 
7 


‚ daß es ein Reich bat, und finget: Gebenedeiet 


bey Gott der Herr, der uns beſucht und erlöfet, daß 


Sp ein Reich aufrihte in dem Haufe David, das if, 
Kommt gu und durch fein Wort, und mahet und une 
fchuldig von den Sünden,' behält und Herren mitten 
Inter der Gewalt des Teufel und des Todes. Alſo 
Habt ihr's ‚beides, das Reich in dem Haufe David, und 
Daß ein. Chrift todt und lebendig fey, daß er mitten 
unter den Sünden unfchuldig fey, daß er unter dem 
Teufel fey,. und doch ein Herr des Teufels. Iſt beides 
wahr, in dem, daß die Sunde, Tod und Teufel, daß, . 
Fleiſch :antaftet, aber dieß Reich und das Heil behalten: 
den Sieg. on 


Darum heißt er's gar hoffärtig und gar troßiglich 
ein Dorn, das ift, ein ftreitbarlihes, unruhig Neid, 
Bas ruhet und felret nicht; denn es wird von vielen 
Yeinden angegriffen, fo wehret ſich's auch keck. Alſo 
auch ein Chriſt, der nimmt dieß Horn, und ſtößt damit 
zu Boden, Tod, Sünde und Teufel, Ja, es ſtehqt 
aber nicht in 'unfrer Macht, vder daß wir’d gemacht 
hätten; fondern Gott, der hat's gemacht, und aufges 
richtet durch das Predigtamt, dadurch wir felig werden. 
Und alfo finget er, daß es nicht auf den Sohn gehet, 
fondern auf Chriſtum. Sa, dieß Reich rühmet er allein 
auf die Juden, finget nichts von und Heiden, wie wir 
dazu kommen, wie denn andere fingen, ald Simeon im 
Nunco dimittis gefungen hat, wie wir Heiden In das 
Reich Fommen find; bier aber, wie ihnen ein Reich ſey 
anfgerichtet,, ein Reich des Heild, der Seligmachung: 
und das in dem Haufe Davids, feines Dieners. Darum 
ſpricht er fernre: 

Eatper’s Werke 15.85, 24 

























— 570 — 


⸗„Als er vorzeiten geredet hat durch ben Mund- 
B heiligen: Propheten.“ 

Darum is gefchehen, ſpricht er, auf daß er 

Hätigte feine Verbeifung, wie er ließ fügen, er,m 

'ein Reid) aufeihten. Das ift jest die Zeit und 


* 
an, daß er's will halten. Alſo zeucht er das j, un 
‘des Heild, das Neich Chrifti, dahinter in das alte WE, rcı 
foment, auf dag er Zeugniß gebe von einem fol te 


ſtarken und gewaltigen Reich, welches nicht ül 
noch übermältiget kann werden. Denn die Pin 
nad | den Zeiten Davids, haben alle dahin gedrun 
und ben Stamm David: ausgeleget, daß es ein 
follte ſeyn Auf dieſer Erden, aber ein geiſtüches 
‚Und vor. andern allen Jeſaias und Setemias, 
ſonderlich hoch getrieben. habe, daß ein ſolch 
‚gufünftig wäre, namlich, welches durch den Geiſ 
durchs Wort ſollte beſtehen und regieret werden; 
weene er hier vornehmlich. meinet? die andern, 
ofend, Michtas ꝛc. treiben's auch wohl, aber 
o doch⸗ F 
Daß er uns errettete von unſeru delnten⸗ ind wi: 
der Hand aller, die und haſſen.“ y 
ZZisher hat der ‚Epangelift , gai 
‘begriffen init efitandet, waß dag & Re 
weldjem zuvor verfühbiger üt in den 
erzaͤhlet er's nun und ſtreichet's wi 
Stüd; was en In: en 


‚den; "und vor det 
fedet ihr, daß ha in 








‘den * und in el” Ba 
“find deine Pfeile, die Di In 
fen; mitten unter beit 


——— 
J 
F Sara ee 





m 3 24 . —— 


gu, unſer Herr Gott, daß fein Weich ‚elle - 
tten im Unfriebe, mitten unter den Beinen 
gehäſſig find. _ 
8 ift und gu Trofte "geigrichen, daß wir 
iffen au ſchicken, daß, welcher ein Chriſt. 
d in ‚digfem. Reich, der nehme ihm nichts anders 
in wie uns hier vorgemalet iſt, ſuche nicht, wie 
Welt bier günftig ſey, oder. wie er. der Welt 
nen, jedermann zu Freunde: haben; denn alſo 
» Schrift der Propheten, daß es gie; „erretten 
Feinden.“ Wenn's denn erretten gilt und reißen 
N, die und haſſen, fo if’s fein: Reid; des Friedens; 
ein ſolches Reich, Das ‚jedermagn haſſet, und 
Menfchen feind find. Wie ‚ihr ‚denn fehei,.. da 
r eins, Gott Lob, ein wenig Miles aufgangen 
ſie es haſſen und verfolgenun, I ſt doch kein 
auf Erden fo gehaſſet, alß ein ‚Chrift; jegt 
er Papfl an; jetzt die tollen Biihöfe mit ihegr 
pofteln; jet die unfinnigen, tollen Fürſten, die 
‚ tie Gelehrten, die Weifen alle. binan ab 
tterfte gebaffet: Ihnen iſt nicht genug daran, 
erwürget und ertöͤdtet werden, ſondern gar auge 
und alſo ertödtet, dag man ibr (wie fie vermei⸗ 
mmer gedenken ſolle. . 
:5 iſt die Art und Hoffarbe. der ẽhriſten, alte 
ugehen, wenn und der Teufel. durch die. Seinen 
daß er gedenfe, er wolle -fie gar ansrottom. 
(fo klinget der Vers, daß er unſer König feg, 
errette und- erlöfe- son denen,;. bie. und feind 
Ja thut Fr auch gar herrlich, und beiveifet feine 
mitten in der Welt, mitten unter dem Fleiſch, 
ter dem Teufel; dieweil _eiy ehrt gar feinen 
noch Friede hat, denn alleis in feinem Her 
E38. ift. wohl: ein kurzer Pers, ‚gebet bald 
ift bald geſaget, daß er uns. errette aus der 
ler, die und. haffen, wenn wir dabei merkte, 
damit zu verſtehen giebt, daß ihrer viel find, 
ver allein, die die Chriſten überfallen; jedoch 
ht Noth, „wir haben einen, der ſtaͤrker iſt 
Delt.uan der Fürſt ya Wolt,“ wie Jokoannes 
2 


— 572 3 












‘ 


füget c, 14,30. 1.05. 4,4. Und biewell ers m 
denn verheißt, ſo weiß er auch, wo er's nehmen 
Mir werden wohl fühlen das Antaftenz; er wird 
‚aber nicht laſſen ftedden, wer’d allein erwarten fi 
Folget weitert 
Und die Barmherzigkeit erzeigete unſern Vaͤtern, 
gedächte an feinen heiligen Bund; das iſt, an 
Eid, den er gefhworen bat unferm Vater Ab 
"und zu geben —: Ä 
Richt allein will‘ er ihn erretten von allem 
leiblich und geiſtlich, fondern auch von unfern Yet 
som Teufel und den Menfhen. Und gleichwie 
"Uebel auf einen Chriften foll fallen; alfo auch muß @ 
alles wieder voh ihm abfallen. Und diefe Gnade, die 
fen Segen, und dieß Gut, geiget er ihnen, daß 
‘Den Bätern verbeißen ſey. Alſo thun Die Apoftel 
wege, daß fie zurück laufen in das alte Teftament, mE! 
ich's droben auch anftah, daß Gott durch den Muh 
der Propheten geredet und. verheißen babe, alfo an 
De oe . . . 


r. 
Möchte nun einer ſagen: Ja, find fie doch tod, 
wie will er ihnen denn Barmherzigkeit erzeigen? Weil 
iſt's denn auch noth zu fagen, Daß er den Bateh 
Barmherzigkeit erzeiget bat, und wie ed in den Propk 
ten verfündiget ſey? Das gefchiehet derenthalben, d 
Wahrheit Goffes anzuzeigen, und und zu übermeife 
daß wir wiffen follen, wir baben’8 ihm nicht abverdi 
‚net. Im erften Buch Moſis 12,-3. habt ihr gehöre 
"wie Gott Abrahä verbeißen hat, „daß durch feinen Sa 
men follen gebenedeiet werden alle Völfer auf Erden; 
Das tft, Durch Chriſtum follte eine Predigt aufgehe 
"welche brächte Gnade, Friede und Gegen allen Me 
schen. Diefe Verheißung bat fi vergogen auf v 
Jahre, daß einen Schein hatte, es wäre num verlore 
Wie denn feine rt ift, wenn er ein ‘Ding: will vo 
«bringen, fo ftellet er fich fo närriſch zun Sachen, fühel 
fo wunderlid an, als wollte es alle zurücke gehe 
“aber doch, es babe ſich gewehret und geftellet, wie 
wolle, fo iſt's dennoch erfüllet, und hat Abrahä geh 
ten alles, was er ibm werisrohen kette, ‚nicht alle 


ni er fin von ſeinen Feinden errettete, fordern alleß⸗ 
Warte erzeigete, und fich felbft ibm gegeben, mit allem. 
N er hatte und vermochte; und alles darum, daß 
wer ftehet, daß folhe Barmberzigfeit und Güte zuvot 
geredet und ihnen gefchworen iſt, die vorlängft geftore 
ler find, da wir noch nicht waren. Derohalben, fo iſt 
we ‚gnädig und barmberzig, nicht aus unferm Verdienſt, 
Wer wir’ ihm abverdienet hätten; fondern ous lauter 
Bauten, Gunft und Barmherzigkeit, | 
<BR - Dieß find gewaltige Donnerfchläge wider unfere 
Serdienſt und Werke, auf daß wir uns nicht ruhmen 
WEiften, wir baben uns felbft errettet von Günden,. 











ar Daß und Darum feine Güte erzeiget, und dad Eva 
“ fi geprediget werde. Nicht, nicht, es gilt bier gar 
n RN ed Ruͤhmens 5 fondern, Herr, (ſpricht bier der Tert,y 
Wh du es yerbeißen haft, du wolleft ed thun, etlihe 
3 fend Jahr zuvor, ehe ich gewefen bin. Denn wer 
Me ihn daffelbemal darum gebeten, daß er mir’d gebe, 
U, er’ 3 befchloffen hatte, er wollte ed tbun® Hieraus 
Mengen die Propheten, und da trifft man recht die 
„WBüte, auf daß einem jeglihen das Maul verfiopfet 
erde, und „wer ſich rühmen will, der rühme fi des 
Bern,“ Ser. 9, 24. Denn, daß du (ſpricht er,) in 
meinem Reich bift, und meine Gnade haft, darfft du 
Idir nicht zufchreiben; ich hab's verheißen, ‚und babe . 
auch gedacht, ih wolle es thun, daß Du nichts drum 
- follft wiſſen, ſondern ich allein. Hier muͤſſen wir alle 
Stummen werden. 
” Gleichwie wir jeßt, Gott Lob, das Evangelium 
wieder haben, kann fi niemand rühmen, daß wir's 
durch unfern Fleiß, durch unfere Mühe und Arbeit, 
durch unfer Studiren, nder aufs wenigfte mit unſerm 
guten Weſen erlanget haben ; denn dasjenige, bad für 
Die beften guten Werke für das beſte Studiren gehal⸗ 
ten ward, iſt alles zurück geſtoßen, als da iſt, Meß-— 
leſen, in dieſen oder jenen Orden kommen, und andere 
> Dinge mehr desgleichen; item, bie Bücher auf dem: 
dohen Schulen. Da, da haben wir's geſuchet. Aber. 
das Licht fagt dir bier dag Widerfpiel, und lehret viel. 
1 ein anders, dena wir jetzt gehöret; mer Tann Ach. Deum, 







— 872 — 
faget ec, 14,30. 1. Joh. 4, 4. Und diewell ers 
denn verheißt, ſo weiß er auch, wo er's nehmen 
Wir werden wohl fühlen das Antaſten; er wird 
‚ober nicht laſſen ſtecken, wer's allein erwarten füı 
Folget weiter? | 
„Und die Barmherzigkeit erzeigete unfern Vätern, 
gedächte an feinen heiligen Bund; das iſt, an 
Eid, den er gefhworen hat unferm Water Abral 
uns zu geben.“ 0 
Richt allein will er ihn erretten von allem | 
leiblich und geiftlih, fondern aud von unfern Fein 
som Teufel und den Menfchen. Und gleichmwie 
"Uebel auf einen Chriften foll fallen; alfo auch mu 
alles wieder von ihm abfallen. Und diefe Gnade, 
fen Segen, und dieß Gut, zeiget er ihnen, da 
den Vätern verheißen fen. Alſo thun Die Apoftel 
wege, daß fie zurück laufen in das alte Teftament, 
!idy’8 droben auch anſtach, daß Gott durch den 
ver Propheten geredet und verheißen habe, alfo 
Her. oe .. . 


Möchte nun einer fagen: Ja, find fie doch 
wie will er ihnen denn Barmberzigfeit erzeigen ? 
iſt's denn auch noth zu fagen, Daß er den 1 

Barmberzigfeit erzeiget hat, und wie ed in den P 
‘ten verfüridiget fey® Das geſchiehet derenthalben 
Wahrheit Gottes anzuzeigen, und und zu übern 
Daß wir wiffen follen, wir haben's ihm nicht abı 
net. Im erften Buch Moſis 12, 3. habt ihr ge 
wie Gott Abrahä verbeißen hat, „DaB Durch feinen 
ten’ follen_gebeneteiet werden alle Völker auf Er 
Das ft, Durch Chriſtum follte eine Predigt auf 
welche brächte Gnade, Friede und Gegen allen 
sen. Diefe Verheißung bat fi) vergogen au 
Sabre, daß einen Schein bmtte, es wäre nun ve 
Wie denn ſeine Art ift, wenn er ein ‘Ding will 
«bringen, fo ftellet er fich fo närriſch zun Sachen, | 
fo wunderlih an, als wollte es alled zurücke 
"über doch, ed babe ſich gewehret und geftellet, ı 
"wolle, fo iſt's dennoch erfüllet, und Hat Abrahä 
sen alleö, was er ihm weripronen hatte, nicht 


er ihn von ſeinen Feinden erretteto fondern alleß⸗ 

erzeigete, und ſich ſelbſt ihm gegeben, mit allem, 
MB. er hatte und vermochte; und alles darum, daß 
Rex ftehet, daß folhe Barmherzigkeit und Güte zuvot 
feredet und ihnen geſchworen iſt, die vorlängft geitore 
Mer find, da wir noch nicht waren. Derohalben, fo iſt 
Ne «gnädig und barmberzig, nicht aus unferm Verdienſt, 
Wins mwir’d ihm abverdienet hätten; fondern ous lauter 

Sraden, Gunft und Barmherzigkeit, 
R > Dieß find gewaltige Donnerfhläge mider unfere 
ienft und Werfe, auf daß wir uns nicht rubmen 
Mgueften ‚ wir baben uns felbft errettet von Sünden, 
— daß und darum feine Güte erzeiget, und das Eva 
um geprediget werde. Nicht, nicht, es gilt bier gar 

Rühmens; fondern, Herr, Cfpricht hier der Text, 
ö F du es verheißen haft, du wolleſt es thun, etliche 

Sernſend Jahr zuvor, ehe ich geweſen bin. Denn mer 
Mr ibn Daffelbemal darum gebeten, daß er mir's gebe, 
u, er's befchloffen hatte, er wollte ed tbun® Hieraus 
Wrotzen die Propheten, und da trifft man recht die 
„Wüte, auf daß einem jeglichen das Maul verftopfet 
werde, und „wer fih ruͤhmen will, der rühme fich des 
VPerrn,“ er. 9, 24. Denn, daß du (fpriht er) in 
weinem Reich bift, und meine Gnade haft, darfft die. 
Dir nicht zufchreiben; ich hab's verheißen, und babe 
auch gedacht, ich wolle es thun, daß Du nichts, drum. 
- follft wiffen, fondern ic allein. Hier müſſen wir alle 
gu Stummen werden. 

Gleichwie wir jegt, Gott Lob, das Evangelium 
wieder haben, kann ſich niemand ruͤhmen, daß wir's 
durch unſern Fleiß, durch unſere Mühe und Arbeit, 
durch unſer Studiren, oder aufs wenigſte mit unſerm 

guten Weſen erlanget haben; denn dasjenige, das für 
die beſten guten Werke, für das beſte Studiren gehal⸗ 
ten ward, iſt alles zurück geſtoßen, als da iſt, Meß⸗ 
leſen, in dieſen oder jenen Orden kommen, und. andere 
= Dinge mehr desgleihen; item, Die Bücher auf den 
S Hohen Schulen. Da, da haben wir's gefuchet.. Aber- 
N das Licht fagt dir bier dag Widerfpiel, und lehret viel. 
| ein anders, denn wir jetzt gebüret; mer kann Eh Deum, 




















— 374 — 


Het ruhmen daß. ibirs erworben Haben? Ja, WM 
Evangelium verdammt und verwirft dieß alles, 
Tann ich denn Durch dad, Das es verdammt, a“ 
Evangelio fommen? - : 
Derohalben fo’ bleibet's fteben, daß alles, mhk: 
wir Baben, das haben wir aus lauter Gnade und Gite 
und müſſen ihm die Ehre und den Preis lafien, dh. 
wir das Miderfpiel verdienet haben, den Tod und dei’ 
bölifhe Feuer; giebt er und aber etwas, drüber, h. 
if’g feiner Onade und Güte Schuld. Das iſt's, 
er. faget, ed fen, zuvom durch die Propheten —8 | 
‚ und den Vätern verheißen und geſchworen, den. Bud; 
Abrabä wolle er und geben. Denn alſo fagt er wi 
Abraham: „Durch deinen Saamen’ follen alle Bölle 
auf Erden gefegnet werden,“ 1. Moſ. 22, 18. Dik-E 
Worte haben die, Propheten alfo. gefätfet,, getrieben un J 
Darauf getroßet, daß er hier einen Eid, thut und jmd 
ret, auf daß er und je gewiß machte, er wollte. feinen 
- Gegen Iafjen über und gehen, Sept ift die Zeit vor. 
banden, und das GStündlein ift fommen, daß er ge 
fhworen hat, das Heil foll und fommen. Das if de 
Eid, den er und geben wollte, und lauter umfonft is | 
die, Kapus dahin ſchenken; denn alſo lauten bie Worte: 
„Gehet hin in alle Welt, und prediget das Evangelium 
allen Creaturen? Wer da glaubet und getauft wi 
der. wird felig werden; wer‘ aber nicht. glaubet, ber: 
wird verdammet werben ‚4. Marc. 16, 15. 16. 
Die Menfchen haben's nicht verdienet, auch Abra⸗ 
bam nicht; denn er iſt's felbft nicht theilhaftig’ wörden, 
ift lang zuvor ‚geftorben , ehe. die Verheißung erfület 
ward.  Geiftlih im Glauben hatte er’s; aber Daß er es 
follte erlebet baben, daß das Evangelium. follte. erſchallen 
p weit die Welt ift, das ift. nicht geſchehen. Derohal⸗ 
en, ſo iſt ihm der Gegen. verheißen, ift ihm aber nicht 
worden; das ift, er. hat. nicht. erlebet, daß das Evan⸗ 
gelium in die ganze ‚Welt: würde erſchallen z wiewohl er's 
für ſich ſelbſt im Glauben kriegte. Darum ſo kann nicht 
geſaget werden, daß. er's verdient babe; ſonſt hätte er 
auch die Zeit erlebet, und märe ihm gegeben; num aber 
ſo iſt's nad) feinem Tode erjärenen, aut dad man jagen 









— 681 "ce 


P& um dich geſchehen. Derobalben, fo muß ımfer Hera 
fo fteben ; daß ich gedenfe: D Herr, wenn wir mit 
inander rechnet follten, wie ich lebender thue, fo würde: 
h nicht beftehen, und ob ic gleich Johannes der Täu— 
er wäre: denn es ift alles noch niht Gabe, Gefhen? 
nd Barmberzigfeit, fondern mein eigen Werf und Les 
en. Aber dadurch rühme ich mich fromm und deinen 
)iener,, daß dis mir giebeft ohn Unterkiß, und wie die 
(brahä verbeißen haft, daß du mir durch deinen Chris 
um wolleft barmherzig feyn. Bin ich nicht für mich 
romm; fo ift er aber fromm: bin ich nicht heilig; fo 
t er aber heilig: bin ich nicht Gottes Diener; fo iſt 
r do Gottes Diener: bin ich nicht ohne Sorge und 
furcht; fo it er aber aller Sorge 108 und ohne Furdtz 
aß ic mich alfo aus mir ſchwinge in ihn felbft, und mid) 
ühme, daß ih in Ehrifto und durch Chriftum fromm 
ev. Alfo will er, daß wir und fromm und heilig fols- 
en rühmen; aber nicht durdy und: denn durch und wer⸗ 
ven wir und müffen rühmen ald die verzweifelten Buben, 

Da es mahr fey, fehet unfer Leben m, unfern 
mien Wandel und Wefen: fehet an, wie man fi als 
enthalen-jett fo närrifch zu Dem Evangelio ftellet, daß 
ch ſchier nicht weiß, ob ich mehr predigen foll oder 
richt. Ich wollte längft haben aufgehöret, mo ich nicht 
vüßte, daß es Chrifto auch alfo ergangen wäre. Denn 
dv bald wenn man dad’ prediget, daß ed nicht in une 
erm Neben oder Werfen ftehe, fondern In Gottes Gas 
sen, fo will niemand. was Gutes thun, niemand will 
üchtig leben oder gehorſam ſeyn, fprechen, man -verbiete 
zute Werte. Wohlen, did muß man laffen gehen, das 
Evangelium bleibet doch eine Predigt in der Gemeinde, 
ver es faffet, der faffet ed. Gott will, daß wir Außers 
ich ein feines, züchtiges Leben führen, und welder es 
nicht führet,, der wird feine Strafe wohl finden. Ges 
chiehet es denn, daB man mußerlic fromm und ehrbars 
no lebet, alſobald will fih der Teufel auch dran 

en. 

Sch weiß mich noch heutiges Tages nicht drein zu 
ſchicken, nicht: meiner Perfon halben, ſondern des Lebens 
yeldem Dem wenn man prediget von viacis Yadıkıama 


— 320 — | 


‚ Yugen and Ohren gehören hiezu, daß nie bie Weichz 
seht anfehen und faffen. | 

Daß er ſpricht er wolle und erlöfen von alt 
unſern Feinden, wird abermals verftanden,. da 
Reich im Steit und unter den Feinden Liege; aber M. 
follen nicht gewinnen, fondern verlieren: und daß Deih: 
Erretten und Erlöfen Dazu biene, daß wir ibm ewiglid % 
ohne Furcht dienen. Diep ift ein chriftlich Wefer u R 
ein lieblich Reid, daß ein Epriftenmenfd ohne alle Furt | 
feyn fol, und iſt ja hoch und, viel. geredt, das es 
Sünder fol ohne alle Gorge und Furcht leben. Soldei I 
aber hat er und darum gegeben und gefchenfet, ad 
Daß wir binfort niemand, denn ihm alleine dienen : denk 
hier werden nicht etlihe der Welt und der Ohrigket 
- dienen. Das Wörtlein, ohne Furcht, befchleußt in ih, 
daß wir fiher find der Güter jenes und diefes Lebens, 
Denn ein Chriſt der tft ja fiher und gewiß, Daß ihm 
feine Sunden vergeben find, wiewobl er fie noch fühle, 
wie droben gefaget; ift auch fiber, dag ihm der Tod 
nicht [haben kann, der Teufel-mag ihn nicht übermältigen, 
die Welt kann ihm nichts anhaben. Ein folh Herz, if 
ja aller Gefahr und Schadens fiber. Nicht ſollſt du 
verftehen, daß es die Sünde nicht fühle; fondern es 
thut ihm webe, wenn es die Sünden drüden, wenn und 
der Tod unter die Augen ftößet, wenn wir yon ber 
Welt gefhändet und gefchmähet werden, und daß wir 
fo ganz bloß und nadend müſſen ſtehen, niemand auf 
Diefer Erden haben, denn alleine den einigen Gott. Es 
fühlet fih wohl; aber es fchafft nichts, es übermindet 
nicht, das Herz bleibt gleichwohl fiher in Gott. 

Alfo fühlet es fih auch, wenn Armuth vorhanden 
Ht, wenn dic der Hunger drüdet, wenn du nicht bafl, 
Samit du den Bauch erhalteft. damit du Weib und Kind 
ernäbreft, und feine gewilfe Stätte, da du wohneſt. 
Es hat aber nicht noth, Du mußt gnug haben und ohne 
Furcht leben, wie es hier klinget. Aber es liegt alleine 
Daran, daß wir nicht Chriften find, und daß wir nah 
dem Fühlen richten, wie ung die Welt drüdet, ſchändet 
‚and läftert, meinen, Daß mit und aus fey. 

Item, wenn tein Korn uf dem Boden, fein Geld 


h 






— 372 — 


in Beutel iſt, meinen wie, wir find gar verlaſſen. Hier 
hut ein Eprift Augen und Ohren zu, fpriht mit St. Paulo: 
Zelt, Tod, Sünde, du bift mir geftorben, und ich 
bin die wieder geftorben, und lebet nichts auf Erden, 
Denn id) und Gott: „die Welt tft mir gefreugiget, und 
ch ihr ;*“ Sal. 6, 14. das ift, die Welt achtet mein gar 
micht, und das ich predige oder lebe, ift ihr ein Ges 
Spött: aber wie du mir miffeft, mit folder Maaß meffe 
ich Dir wieder: verachteft du mich, fo verachte ich Dich 
wieder; du häfteft nicht viel von mir, ich halte au 
sticht viel von dir; was lieget mir dran, ob ich von 
Der Welt gehaffet werde, wenn ich dem droben allein 
gefalle , wenn es ſchon ewiglich währet. Laffet alfo die 
Sünde toben, die Welt wafcben und plaudern, bis fie 
müde wird, ich gebe dahin, ift mir eben, dld hörete- 

ich's nicht. 
Siche, das it der Welt abfterben und ohne Furt 
feyn , fih um nichts befümmern, denn was Gott haben 
will, nichts reden, denn was ihm gefällt, daß ich weiß, 
Daß feine Worte find ; alfo leben und diefe Werfe thun, 
Die ich weiß, Daß es feine Werfe find, daß ich in allem 
meinem Leben, was ich innerlich und äußerlich lebe, ficher 
bin, daß es fein ſey; alfo bin ich von der Welt abge 
ſchieden, und bin doch in der Welt, Niemand ift we— 
niger in der Welt, denn ein Chrift, und niemand iſt 
mehr weltlih, denn ein Chriſt; das ift, Die Welt ſiehet 
mehr auf ihn, und Dee Teufel fit mehr wider ihn, 
denn wider die Heiden ; der Chriſtus und Paulus müfe 
fen herhalten, da muß man fid mit zerreißen und beißen, 
die ganze Welt will mit ihm zu fchaffen haben. Wie⸗ 
derum ift er nicht in der Welt; wie graßlih fie immer 
‚ wider ihn wüthet und tobet, fo fprigt er: Here, ich bin 
bein, du wirft’d mit mie wohl mahen, du wirft fie 
auch wohl finden, es gehe mir, wie du willft, wenn du 
allein zufrieden bift. Und ſolches fol währen (ſpricht 
Zachaxias) unſer Lebenlang, in allem unferm Leben, da& 
it, ewiglid), das nimmer niht aufpüret. Dazu im 
Heiligkeit und Gerechtigkeit, die ihm gefällig ift, die 

vor ihm gilt. 

Hier unterſcheidet St. Lucas oder Zacharias zweier⸗ 


_ 


„> ZIG, — 

kei Gerechtigkett, oder ‚gweierlei Heiligkeit. Elne wird 
erfunden, die vor ihm dienen; die andere nicht. Und fi 
ift damit Bar ausgedrüdet, daß Gottes, Gerechtigkeit, 
Gottes Heiligkeit vor der Welt nicht angefehen ſey; wir 
denn die Welt Gottes nicht groß achtet, und er win 
derum von ihr. nichtd bilt. Denn was Gott recht if, I 
das heißet fle unrecht; und was fie recht heißet, dab || 
heißet er unrecht. find zween Herren, die wide Ii 
einander ftreiten: Was. Gott heilig tft, Dad muß. teufs 
liſch und unrecht ſeyn. Derohalben tröftet er und bier, 
daß zweierlei Gerechtigkeit und Heiligkeit ſeyn muß: eine, 
zu welcher wir und halten ſollen; die andere, zu wer 
her. wir und nicht follen halten, 

Es ift bisher die größte Heiligkeit geweſen, die 
man hat fönnen erdenfen, daß man ind Klofter iſt ge 
laufen, eine Kappe angezegen, eine Platte fcheeren If 
fen, einen Strick um ſich gebunden, viel gefaftet, viel 
gebetet, ein baren Hemd angetragen, in wüllen Kleidern 
gelegen, ein hartes, firenges Leben geführet ; und in der 
Summa, eine mönchiſche Heiligfeit an ſich genommen, 
Daß wir. in einem Schein gleigender Werke. find einher 
gangen; alfo, daß, wir. auch felbft. nicht anders gewußt 
haben, denn daß wir von der Scheitel an bis anf die 
Ferſen ganz heilig geweſen, haben allein die Werke und 
den Leib, nicht das Herze angeſehen, da wir voll Haß 
ſes, voller Furcht, voller Unglaubens geſtecket ſind, ei⸗ 
nes boͤſen Gewiſſens, und gar nichts von Gott. gemußt 
- haben. Da. bat die Welt gefaget: Das tft ein heiliger. 
Mann, dieg iſt eine beilige Frau, bat ſich laffen vers 
mauren, ift Tag und Naht auf ten Knien gelegen, bat 
täglich fo viel Rofenfränge gebetet ꝛc. O das. tft Heis 
ligfeit, da wohnet Gott, bier ift der heilige Geift leib⸗ 
haftig. Das rühmet die, Welt und. hält viel davon. 
Daß man aber daneben, fiehet, daß. fle gar nicht mit 
ernſtlichem Herzen beten, und niemand lehren noch uns 
terweifen, niemand nichts geben, fondern allein zu fih 
reisen und zuſammen ſcharren der Armen Blut und Schweiß 
und die rechtſchaffene Werke nachlaſſen, ba befiimmert 
fih die Welt nicht groß um. Nun, diefe Gerechtigkeit 
‚und Heiligfeit will die Welt: hoben, wii doch ſtinket 





d 


„ 519 — 


and ein Unflath iſt vor Gott, und Gott will, daß wir! 
ſie nicht. wiffen follen; fie aber will Feine andere haben, 
Da gehet nun die andere ber, die vor Gott eilt, 
Die wir follen anſehen; welche iſt die, daß unſere Hei⸗ 
ligkeit nicht ſtehet in einem grauen Rock, in einer ſchwar⸗ 
zen, oder weißen Kappen, ſondern in einem reinen 
Gewiſſen, nämlich, wenn ich weiß, daß Chriſtus meine 
Soligkeit iſt, und daß meine Werke nichts dazu thun, 
ſondern daß er's gar thue, was vor Gott gilt. Als⸗ 
denn find mir alle Dinge unheilig, und ich bin allein 
heilig, und tit bald befchloffen, Daß ich nicht mehr ſage: 
ein grau Rock iſt heilig, ein rother Rock iſt unheilig; 
fintemal ich weiß, daß ed nicht um einen grauen Rock 
au thun ift, fondern Chriftus, der iſt's gar. Denn das 
hin bringet’d. feiner, daß ihm ein grauer Rock das Herze 
wafche, oder daß ihm das Klofter jein Herz rein made; 
fordern Gott durd den Glauben und heiligen Geift. muß 
bad Herze reinigen, wie St. Petrus ſaget in den Ges 
fhichten der Apoftel 15, 9. Wenn denn das Herze rein 
iſt/ jo- it ihm ein Haus wie dad Feld, und das. Feld. 
wie ein Haus, und der Markt wie das Kiofter; iſt fein’ 
Werft, Stadt oder Kleid mehr, Das ich uubeilig pder. 
heilig heiße, iſt mir. eind wie dad andere; fintemal die 
Heiligfeit ganz binein gezogen ift in daß Herz. Daber, 
daß er zu mir ſpricht, du bift fromm, daß ic will dein 
Vater ſeyn, du ſollſt mein Kind ſeyn: darinnen ſollen 
wir. ſtehen, daß wir heilig find ohne Furcht, und feine. 
Diener. Das heißt er. preifen und auslegen den Gegen 
Abrahä, daß Gott die Welt fegnen will, und aus, der. 
Vermaledeiung in die. Benedeiung feßen. Hier hat ein 
Ehriit feinen Titel, und dieje Farbe führet er auch, daß 
er heilig iſt ohne Sorge und Furcht, und ein Diener. 
Gottes. 
Aber welcher Sünder iſt fo. kühne, der ſich des Ti⸗ 
tels darf annehmen Wenn id Gottes bin, fo. giebt. 
er mir, daß ich fein Diener. bin, daß ich. heilig und. 
fromm bin vor ihm, und muß gnug haben; welcher ift. 
nun fo, fühne? feiner. Darf fich, deß annehmen , daß er. 
fpräde: ich, weiß, daß ich fromm bin, daß, ich gerecht, 
heilig und ein Diener Gottes bin, und dat ih ua 






— BI —⸗ 


babe an. Leib und Seele. Hut, rühme fid einer! Web 
cher fich deß nicht rühmet, der ift Fein Chriſt; und vo 
foll dieß wahr. feygn. Aber wer wehret es, Daß. fi) nie 
mand dieſes Titeld Darf anmaſſen? Das blöde Ge 
willen, dag wir Die Sünde noch fühlen, und das Les 
ben immer ſchwach iſt, und unſere Augen nichts ſehen, 
denn nach einem züchtigen, ehrbaren Leben. Wiewohl er 
daſſelbige auch haben will; er will's aber nicht gnug bp Ki 
fen feyn, fondern es uf noch etwas höhers fegn ” 
dem Gut, daß ich darf fagen: O Herre Gott, ein Schi 

pfer Himmels und Erdreichs, vor dir bin ich ficher, dei 
a heilig bin und dein Diener, nicht durch mich, der ih 
noch Sünde in mir fühle, fondern durch Chriſtum, der 
mir meine Sünde gefchenfet bat, und für mic gnug ges 
than. Das folli ja rühmen, bin ich anders ein Chriſt. 
Nun wohlan, bierinne lieget der Streit; die Sünde 
laäͤßt's nicht zu, das blöde Gewiſſen wehret: Wie bin 
ich ſein Diener, ſo ich in mir fühle, daß ich dem Tem 


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fel diene, und nur Sünde in mir fühle, und feine Hei⸗ 
ligkeit. Ich rede hier nicht von gemeinen Chriſten, ald . 


ih) und meines gleichen find, fondern von den rechts 
fhaffenen, die ein gut Gewiſſen und den heiligen Geift 
haben, doch darneben ein blödes Gemiffen, und thre 
Sünde fühlen, und dennoch müffen fagen: Sünde hin, 
Sünde ber, id weiß von feiner Sünde nicht, von feis 
nem Tode nicht, von feiner Hölle nicht, und alfo. drob 
ſtreiten, auf daß fie das Weld- behalten‘, ob. fie au 
Drum ftürben, und alfo trogig ſagen: ob fie fhon noch 
mehr wider mich ſtreiten, dennoch bin ich heilig, und 


ein Diener Chriſti. Wie ſoll id) ihm aber thun? ich 


inde es viel anders, wenn ich mein Leben vor mid 
nehme. 

Hier mußt du Leben und Work weit von - einander 
fheiden. Wenn du das Leben willſt anfehen, fo will 
ich Dir auch geben Gt. Petri, St. Pauli oder Gt. 
Johannis Leben, und. dennoch wirft du Damit zu Gchans 
den werden. Willft du vor Gott heilig feyn, fo gründe 
nicht auf dein Leben anders, du bift verloren: Denn ed 
üft eitel Geſchenke, Barmherzigkeit und Gnade, und nicht 
Leben oder Werle ia Dior wernn 84 ober. iu Dir iſt, fo 


— 681 — 


8 um dich geſchehen. Derohalben, fo muß unſer Herz 
o fteben ; daß ich gedenfe: D Herr, wenn wir mit 
ander rechnet follten, wie ich lebe oder thue, fo würde 
nicht befteben, und ob ich gleich Johannes der Täu—⸗ 
wäre: denn e8 ift alled noch nicht Gabe, Geſchenk 
d Barmberzigfeit, fondern mein eigen Werf und Fer 
1. Aber dadurch ˖rühme ich mid fromm und deinen 
iener, Daß du mir giebeft ohn Unterlaß, und wie die 
wabä verheißen haft, dag du mir durch deinen Chris 
m wolleft barmberzig feyn. Bin ih nit für mic. 
mm; fo ift er aber fromm: bin ich nicht heilig; fo 
er aber heilig: bin ich nicht Gottes Diener; fo tft 
doch Gottes Diener: bin ich nicht ohne Sorge und 
archt; fo if er aber aller Sorge 108 und ohne Furchtz 
ß ich mich alfo aus mir ſchwinge in ihn felbft, und mid) 
bme, daß ih in Ehrifto und durch Ehriftum fromm 
). Alſo will er, daß wir und fromm und heilig fols- 
s rühmen; aber nicht durch und: denn Durch und wers 
n wir und müffen rühmen ald die verzweifelten Buben, 
Daß es mahr fey, fehet unfer Leben an, unſern 
ten Wandel und Wefen: fehet an, wie man fi als 
athalen jetzt fo närrifch zu Dem Evangelio ftellet, daß 
ſchier nicht weiß, ob ich mehr predigen foll oder 
ht. Ich wollte längft haben aufgehöret, mo ich nicht 
üßte, daß es Chrifto auch alfo ergangen wäre. Denn 
bald wenn man das prediget, daß ed nicht in une 
em Leben oder Werken tehe, fondern in Gottes Gas 
n, fo will niemand was Gutes thun, niemand will 
‚tig leben oder gehorſam ſeyn, forechen, man -verbiefe 
ıte Werfe. Wohlen, bas muß man laſſen gehen, das 
vangelium bleibet doch eine Predigt in der Gemeinde, 
er es faffet, der faffet ed. Gott will, daß wir äußers 
h ein feines, züchtiges Leben führen, und welder es 
ht führet, der wird feine Strafe wohl finden. Ges 
hiebet es denn, daß man aͤußerlich fromm und ehrbars 
* lebet, alſobald will ſich der Teufel auch dran 
en. 
Sch weiß mich noch heutiges Tages Nicht drein zu 
hicken, nicht: meiner Perfon halben, fondern- des Lebens 
Hben Dem wenn man prebiget von dlarıa Yaıana - 


— 388 — 


feyſt Elias; etliche, da ſeyſt Jeremias, oder der 
pheten einer.“ Das iſt noch nicht ein gewiß und 
ſchaffen Erkenntniß von Chriſto, es klebet allein aı 
äußerlihen Schein und Weſen, das Chriſtus da 
. geführet bat. Auf die Weife haben ihn viel Jude 
Tannt. Alle, wo nun Vernunft und Fleifh it, 
kann Ehriftum nicht weiter ergreifen, denn allein für 
heiligen , frommen Mamt, der ein feined Eremp: 
fi giebt, dem man nad) folle folgen. Ferner fa 
Vernunft ihn nicht erfennen, wenn er auch heute hi 
Erden gienge. Wer ihn nun alfo annimmt für 
‚heiligen Mann, für ein Erempel eined guten | 
dem ift der Himmel noch befchloffen, und hat Ehriftu 
nicht recht ergriffen und erfannt; fondern hält ihn 
für einen heiligen Mann, als Elias ift gewefen, E 
Jeremias, oder andere fromme Heiligen. Darın 
fet die Negel: Wo allein Vernunft ift, da iſt aud 
dor Verſtand, daß man Chriftum balt für einen 
und heiligen Mann; dad währet dieweil der him 
Vater nicht lehret im Herzen. 
Der andere Verftand von Chriſto ift der, dı 
Petrus bier hatte, da er fprah: „Du bift Ch 
des lebendigen Gottes Sohn ;“ ald wollte er fageı 
bift ein fonderliher Mann, nicht Eltad, nicht Joh 
- nicht Jeremias, nicht der andern Leuten vorgeht 
it noch viel höher mit dir: „Du bit Ehriftus 
lebendigen Gottes Sohn.“ Das kann feinem $ 
zugemefjen werden, weder Johanni, noch lic, 
Seremii. Denn, wenn man Chriftum allem für 
fronımen Mann balt.;-fo bleibet. die Vernunft ſte 
und für weben und ſchweben, faͤllt von einem. aı 
andern, von Elta auf Seremiam, : Aber: hier w 
ausgezogen, und etwa fonderlihes gehalten für 
Heiligen, und für Das, das er gewiß iſt. Denn, 
ich Chriftum -ungewiß babe, fo ift mein Gewiſſen 
mer ftill, e8 bat anch nimmer feine Ruhe. 
Darum ift hier ein Unterfcheid gefeßet zwiſch 
Glauben und Werfen. Da verfläret ib Chriſtu 
felbP,. veie man ihm nicht erwiſchen ſoll mit Mi 
Mon kommt mit Werten ht an ia; Der Die 


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= .. . \ 


389 — 


oaımen bintennah. Sch muß zu dem erften in feine 
üiter treten, daß er mein fey, und ich fein. Das 


ollen die Worte haben, da Petrus faget: Du bift 


. 
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PR 


Briſtus, des lebendigen Gottes Sohn. Nun felig ift 


. Der, der ſolch Erfenntniß von Chrifto hat; die Vers 


Nunft kommt aber nicht fo ferne. Das bekennet Chris 
ſtus ſelbſt, da er St. Petro antwortete und ſprach: 


* »Gelig bift du Simon, Jonas Sohn, Fleiſch und Blut 


Hot dir das nicht offenbaret, fondern mein Pater in 
Dimmel.“ Und faget weiter: „Du bift Petrus, (daS 


"te, ein Feld), und auf diefen Feld will ich kauen 


Meine Gemeinde, und die Pforten der Höllen follen fie 
micht übermältigen.“ 
Run lieget bier die Macht, dag man weh, was 
die Kicche oder. Gemeinde fey, mas der Feld, und was 
Bas Bauen ſey. Man muß bier einen Feld bleiben laf- 
fen, auf dem die Kirche ftehen foll, wie er denn ſaget: 
Es iſt ein Fels, Darauf ftehet meine Kirche, Das ift 
aber Chriſtus und fein Wort: denn Chriſtus wird nicht; 
denn alleirie durch's Wort erkannt; denn fonft hilft mir 
fein Fleiſch nichts, wenn er gleich heute käme. Aber 
die Worte, wenn man faget: Das iſt Chriſtus, Des 
‚lebendigen Gottes Sohn, die Worte, fage ich, ‚machen 
ibn mie befannt, und befchreiben ihn mir; darauf baue 
ich denn, die find mir denn fo gewiß, fo wahr, fo be= 
fefttget, daß fein Feld fo gewiß und ftarf gegrimdet und 
beftätiget mag ſeyn. Darum heißt bier Feld nichtd an⸗ 
Ders, denn die chriftliche, evangelifhe Wahrheit, Die mir 
Ehriftum Fund mad,et, Dadurd ich mein Gewiſſen auf 
Ehriftum gründe ; und wider den Felfen foll vermögen 
- feine Gewalt, auch nicht die Pforten der Höllen. Ohne 


den Feld und Grund kann man feinen ‚andern legen; 


- wie St. Paulus faget 1. Korinth. 3, 11: „Einen an⸗ 
bern Grund fann zwar niemand legen, außer dem, der 
geleget ift , welcher ift Jeſus Chriſtus.“ 

Das ift auch gefaget durch den Propheten Jeſaiam 
283, 16. welchen Chriftuß hieher wiederholet, da Gott 
alſo faget: Ich will einen Orundftein legen in Zien, 
einen bewährten Stein, der wohl gegründet fey, Daß, 
wer in den glaubet, fall nicht zu fanden werten. Den 


[| e — 















fen Elias; etliche, da fenft Jeremias, oder der 
pheten einer.“ Das ift noch nicht ein gewiß und rehbikr 
fhaffen Erfenntnig von Chriſto, e8 Flebet allein an bee: 
außerlihen Schein und Weſen, das Chriſtus dazu 
geführet bat. Auf die Weife haben ihn viel Zuben 
Tannt. Alle, wo mın, Vernunft und Fleiſch iſt, 
kann Ehriftum nicht weiter ergreifen, denn allein fir ei 
beiligen , frommen Mam, der ein feines Eremped m. 
fih giebt, dem man nad folle folgen. Ferner kam die 
Vernunft ihn nicht erkennen, wenn er auch heute bier 
Erden gienge, Wer ihn nm alfo annimmt für d 
heiligen Mann, für ein Erempel eined guten Lebrak 
dem ift der Himmel noch befchloffen, ımd bat Chriftum ned 
nicht recht ergriffen und erfannt; fonderm halt ihr allen 
fur einen heiligen Mann, ald Elias ift gewefen, Elifänl 
Jeremias, oder andere fromme Heiligen. Darum mes 
ket die Negel: Wo allein Vernunft iſt, da iſt auch allei 
dor Verſtand, daß man Chriſtum hält für einen Lehre‘ 
und heiligen Mann; das währet dieweil der himmliſch 
Vater nicht lehret im Herzen. 

Der andere Verſtand von Chrifto ift der, den & 
Petrus bier hatte, da er fprah: „Du bift Chriſtus, 
des lebendigen Gottes Sohn ;“ als wollte er fagen: Ds 
bit ein fonderliher Mann, nicht Elias, nicht Johannes, 
sicht Jeremias, nit der andern Leuten vorgehet; © 
it noch viel höher mit dir: „Du bit Ehriftus, dei 
lebendigen Gotted Sohn.“ Das. kann feinem Heilige 
zugemefjen werden, weder Sobannt, noch Elia, ned 
Jeremiä. Denn, wenn man Chriftum allem für eimeı 
fronımen Mann bält ; fo bleibet die Vernunft ftetd fr 
und für weben und ſchweben, fällt von einem auf be 
andern, von Elia auf Jeremiam. Aber bier wird € 
ausgezogen, und etwas ſonderliches gehalten für alle 
Heiligen, und für Dad, das er gewiß iſt. Denn, wen 

ih Chriſtum ungewiß babe, fo ift mein Gewiſſen mim 
mer ftill, ed bat and) nummer feine Ruhe. 

Darum ift hier ein Unterſcheid geſetzet ——— 
Glauben und Werfen. Da verfläret fi Chriſtus mm 
feib?,..veie man ihn nicht erwifchen foll mit ZBerlen 
Man kommt mit Werten wat on 3* Dann Die Berk 


— 268 — 


; Kreuz ſchlaͤget und vertilget. Davon ſpyricht er 
eiter: 

Erkenntniß der Seligkeit gebeſt ſeinem Volk, die 
iſt in Vergebung ihrer Sünden.“ 

)as iſt, du wirft anfahen die Predigt, darinnen 
rnet erkennen, wie man ſelig ſoll werden ewig⸗ 
elches Heil oder Seligkeit ſtehet darinnen, nicht, 
ir großen Reichthum, Ehre oder Gewalt hier auf 
überkommen; wie es die Juden bisher verſtehen: 
1, daß wir Vergebung der Sünden erlangen, und 
3 Gnade theilhaftig werden. Wo aber Vergebung 
ünde ift, da ift fein Verdienft noch Bezahlen oder 
hun; fonft hieß e8 nicht Vergebung der Sünden, 
fo dieß Erfenntnig muß ſeyn, wie und Gott 
Werke und Verdienft die Sünde -vergiebt und 
achet, aus lauter Gnade und Barmherzigkeit; wie 


h die herzliche Barmherzigkeit unſers Gottes, 
welche uns beſuchet hat der Aufgang aus der 


Belche nun daB Geſetz, Werfe und Verdienſt leh⸗ 
id halten, die fechten wider Gottes Barmherzig⸗ 
nd wider das Erkenntniß des Heils. Denn er 

nicht, Daß die Vergebung fey gefhehen durch 
| oder Wirken der Däter, oder irgend etlis 
yeiligen; fondern durch Gottes grumdlofe Barm⸗ 
teit, welche Lucas nennet herzliche Barmherzigkeit, 
Doch iſt diefe barmherzige Vergebung nicht geſche⸗ 
ine Derdienft, fondern es tft ein Mittler dazu 
n, Der e8 für und und an unfrer Statt verdienet 
Das iſt Chriſtus unfer ‚Herr. Denn Gott wollte 
oohl gnug gethan haben für die Sünde, und feine 
und Recht bezahlet haben. . Dad fonnten wir 

aber. Cbriſtus thät’s, welcher aus grundloſer 
herzigkeit des Vaters dazu geſandt, und zu uns 
en. iſt ſolches auszurichten. Darum ſpricht er: 
weilche zrundloſe Barmherzigkeit und befuchet bat 
Iufgang in der Höhe. Ohne . Zweifel war das 
verdienet, und eite] grundlofe Barmberzigfeit, daß 
us zu uns lommen follte, und beſuchen, ad und 
—* Wirk, 15. Sr. W 


mn. 








—— angezegen zun Römern c. 9. 33. und in & 
Detri eriten Epiſtel 2, 6. Da, babt ihr klärlich, dej 
Gott will einen Grundſtein, einen Hauptſtein legen, & 
nen bewährten Editein, und fonft niemand. Das ih 
nun Chriftus und fein Evangelium; wer darauf gegrün 
"det, wird, der fol nicht zu ſchanden werden, und fo fel 
ftchen, dag ihn nicht übermwältigen die Pforten der Hib 
len. Darum ift allein Chriftus der Feld; und wo ma 
einen andern- Felſen leget, da mache das Kreuz für dich 
denn ed tft gewiß der Teufel. Denn der Spruch may 
von feinem andern verftanden werden, denn allen vom 
Chriſto, wie St. Paulus faget. Das ift der: lauter 
Verſtand, den kann niemand leugnen. Die hoben Schw 
len leugnen dad aud nicht, geben zu, daß- Chriftuß de 
Fels ſey; wollen dennod da einen, Nebenſtein legen, 
und einen Holzweg neben der richtigen Straße maden. 
Das follen noch wollen wir nicht leiden. Denn je edv 
ler der Spruch ift, je ftärfer wir darüber halten ſollen. 
Denn es iſt aus Jeſaia und Paulo Klar ‚ wie gehöret, 
daß allein der Stein Chriſtus fey. 
Jun haben fie diefen Worten den Verſtand geger 
ben und gefaget: „Du bift Petrus, auf den Fels mil 
ich bauen meine Kirche.“ Petrus ift der Feld, und ale 
feine Nachkommen, die Päpfte. Alfo müßten denn zween 
Felſen ſeyn. Das kann aber und mag nicht ſeyn. Deni 
St. Petrus zeucht hier Chriſtum aus, und will ihn 
nicht, weder Johannem, noch Eliam, noch Jeremiam 
bleiben laſſen, will nicht, daß ihr einer hier der Fels 
ſey, darauf mar bauen ſoll, ob es gleich heilige, fromme 
Leute ſind. So iſt der Papſt manchmal ein böſer Bube, 
und nirgend ſo gut als Johannes oder Elias. Kann 
ich nun nicht bauen auf die heiligen Leute, auf Eliam 
oder Johannem; wie ſollte ich denn bauen auf einen 
Sünder, den der Teufel beſeſſen hat? Dazu reißt hier 
Chriſtus mit dieſem Spruch aus den Augen mit Ges 
walt alle Heiligen, auch feine eigene heilige Mutter; 
er will felbit der Feld ſeyn, Darauf feine Gemeinde fol 
gebauet ſeyn. Darum bleibet auf dem einfältigen Ber: 
Rande, fo könnet ihr wicht fehlen. Ehriftus will Einen 


N 
N 


” 
— 


391 em 


Fels Haben, und die andern wollen ihr zween haben. Nun 
müſſen fie, oder Chrifius lügen. Chriftus aber leuget 
micht; fo folget gewißlich, daß fie lügen müffen. 

Darand .[chliegen wir, Daß dad ganze-päpftlihe Mer 
giment gebauet ift auf eitel Lügen und Läſterworte Got⸗ 
tes, und der Papft «ft der Erzläfterer Gottes, in ‚dem, 
Daß er ihm den edlen Sprucdy“zuzeucht, der allein von 
Chriſto gefaget if. Er will der Feld feyn, und bie 
Kirche foll auf ihm ftehen; wie denn Chriſtus zuvor von 
ihn gefaget, hat im Matthäo 24, 5: „Es werden viel 
kommen unter meinem Namen, und fagen: Ich bin Chris 
ſtus, und werden viel verführen.“ Das thut gewiß 
der Papft, der giebt fih gewiß für Chriftum aus; wies 
wohl er den Namen nicht haben will. Denn er fpriht 
niht, ih bin Chriſtus; das wäre zu grob, man 
möchte ed merfen. Er will aber das Wefen, das Ant 
ihm zumeſſen, das allein Chrifto zuftandig iſt. Darum 
müflen wir darauf fehen, daß wir bei dem einfältigen, 

” reinen Berftande bleiben, nämlich, daß Chriftus der 
Grundftein ſey, auf dem die Kirche ſtehen fol, wider 
welhe Beine Gewalt etwas vermögen. leidywie ein 

Haus oder Schloß, das da gebauet ift auf einen Fels, 
Das verläßt fi allein auf den guten Fuß, Darauf es 
gegründet iſt; ald follte es fprehen: Sch habe einen ’ 
guten Grund, darauf verlaffe ih mih. Alfo thut auch 
das Herz, das auf Chrifto ftchet, das faget: Ich habe 

Chriſtum, den lebendigen Gottes Sohn, auf dem da 
ftebe ich , und verlaffe mich auf ihn, ald auf einen ges 
gründeten Feld; mir kann nichts ſchaden, dieweil ich 
auf diefem, Feld ftebe. 

Darum heißt bier bauen nicht anderd, denn in 
Chriſtum glauben, und tröftlih fih auf ihn verlaffen, 
daß er mein Heiland ſey, und mit allen feinen Gütern 
mein ift; denn ich ftehe auf allem, daß er hat und vers 
mag. Wenn ih nun auf dem ftehe, und weiß, Daß er 
Gottes Sohn ſey, daß fein Leben größer fey, denn alle 
Tode; feine Ehre größer, denn alle Schande; feine Ges 
ligfeit größer denn alle Trübfeligkeit; feine Gerechtigkeit 
größer, denn alle Sünde; da fann nichts wider mic 
vermögen, wenn gleich alle höllifhe Pforten auf einen 


— 


+ 


— 390 — 
ESpruch führen die e Aboſtel gar mãchtig ſtark, un 
ſonderlich angezegen zun Römern c. 9. 33. und 
Petri erſten Epiſtel 2, 6. Da. habt ihr klärli 
Gott will einen Grundſtein, einen Hauptftein le 
nen bewährten Edftein, und fonft niemand. 
nun Chriftus und fein Evangelium; wer darauf 
"det, wird, der fol nicht zu fhanden werden, und 
N fteben, dag ihn nicht überwältigen die Pforten d 
Ien. Darum tft allein Chriftus der Feld; und : 
einen andern. Felſen leget, da mache das Kreuz f 
denn es ift gewiß der Teufel. Denne der Spr 
von keinem andern verflanden werden, denn al 
Chriſto, wie St. Paulus faget. Das iſt dei 
Verſtand, den kann niemand leugnen. Die hohe 
len leugnen das auch nicht, geben zu, daß Chri 
Geld ſey; wollen dennoch da einen Nebeyſtei 
und einen Holzweg neben der richtigen Straße 
‚Dad follen noch wollen wir nicht leiden. Den 
ler der Spruch tft, je ftärfer wir daruber halte 
Denn es ift aus Jeſaia und Paulo klar, wie 
daß allein der Stein Epriftus ſey. 
> Nun haben fie diefen Worten den DBerfta 
ben und gefaget: „Du bift Petrus, auf den 5 
ich bauen meine Kirche.“ Petrus ift der Fels, 
feine Rachkommen, die Päpfte. Alfo müßten dei 
Selfen ſeyn. Das kann aber und mag nicht feyn. 
Et. Petrus zeucht bier Chriftum aus, und 
mt, weder Johannem, noch Eliam, noch 
bleiben laſſen, will nicht, Daß ihr einer bien 
fey, darauf man bauen foll, ob es gleid) heilige, 
Leute find. So ift der Papft mandymal ein böft 
und nirgend fo gut ald Sohannes oder Elia 
ich nun nicht bauen auf die heiligen Leute, a 
‚. ‚nder Sohannem; wie. follte, ich denn bauen « 
Eünter, den der Teufel befeffen hat? ‚Dazu ı 
CHriftus mit Diefem Spruch aud den Augen 
walt alle Heiligen, auch feine eigene heilige 
er will felbit der Fels feyn, Darauf feine Gem 
gebauet ſeyn. Darum bleibet auf dem einfälti, 
Rande, fo Fonuet ihr richt fehlen, Chriſtus w 


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Fels haben, und die andern wollen ihr gween haben. Nun 
müſſen fie, oder Chriſtus lügen. Chriftus aber leuget 
micht; fo folget gewißlich, daß fie lügen müffen. 
Daraus .‚fchliegen wir, daß das ganze päpftlice Re⸗ 
giment gebauet ift auf eitel Lügen und Läſterworte Got⸗ 
tes, und der Papſt iſt der Erzläfterer Gottes, in ‚dem, 
daß er ihm den edlen Sprudy"zuzeucht, der allein von 
Ehrifto gefaget if. Er will der Feld ſeyn, und die 
Kirche foll auf. ihm ſtehen; wie denn Ehriftus zuvor von 
ihm gefaget, hat im Matthäo 24, 5: „Es werden viel 
kommen unter meinem Namen, und fagen: Id bin Chris 


ſtus, und -werden viel verführen.“ Das thut gewiß 
der Papft, der giebt fih gewiß für Chriftum aus; wie 


wohl er den Namen nicht haben will. Denn er fpridt 
nicht, ih bin Ehriftus; das wäre zu grob, man 
möchte ed merfen. Er will aber dad Wefen, das Amt 
ihm zumeſſen, das allein Chrifto zuftändig if. , Darum 
müffen wir darauf fehen, daß wir bei dem einfältigen, 
"reinen Derftande bleiben, namlih, daß Chriftus der 
Srundftein ſey, auf dem die Kirche ſtehen foll, wider 
welche Beine Gewalt etwas vermögen. Gleichwie ein 
Haus oder Schloß, das da gebauet ift auf einem Fels, 
Das verläßt ſich allein auf den guten. Fuß, Darauf es 
gegründet iſt; ald folte es fprehen: Ich habe einen 


guten: Grund, darauf verlaffe ich mi. Alfo thut auch 


dad Herz, das auf Chrifto ſtehet, das faget: Ich habe 

Chriſtum, den lebendigen Gotted Sohn, auf dem da 
ftehe ih, und verlaffe mich auf ihn, ald auf einen ges 
gründeten Feld; mir kann nichts fehaden, dieweil ich 
auf dieſem Feld ftche. 

Darum heißt hier bauen nicht8 ander, denn. im 
Chriſtum glauben, und teöftlih ſich auf ihn verlaffen, 
daß er mein Heiland ſey, und mit allen feinen Gütern 
mein iſt; denn ich ftehe auf allem, Das er hat und vers 
mag. Wenn ic) nun auf dem ftehe, und weiß, Daß er 
Gottes Sohn fey, daß fein Leben größer fey, denn alle 
Tode; feine Ehre größer, denn alle Schande; feine Ges 
ligfeit größer denn alle Trübfeligteit; feine Gerechtigkeit 
größer, denn alle Sünde; da kann nichts wider mich 
vermögen, wenn gleich alle. hölliſche Pforten auf einen 

‚9 ” 


[j Be Te S — 


8 


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De eriten Spiftel‘ 2,6. Da Habt ihr al de 
Gott will einen Grundſtein, einen Hauptſtein legen, eü 
nen bewährten Eckſtein, und jonft niemand. Dad w 


“Det, ei, der fol nicht zu ſchanden werden, und fo ei se 
ftehen, daß ihn nicht uberwältigen die Pforten der Hlii- 
Ion. Darum ift allein Chriftuß der Feld; und wo mas 
einen andern: Selfen leget, da mache dad Kreuz für dih, 
denn es ift gewiß der Teufel, Denn der Spruch mag 


Ehrifte, wie St. Paulus faget. Das iſt der. lauter ſic 
Verſtand, den fann niemand leugnen. Die hoben She I. 
len leugnen das auch nicht, geben zu, daß- Chriftud der 
Geld ſey; wollen dennoch da einen Nebeuſtein legen, Ir 


‚Das follen noch wollen wir nicht leiden. Denn je ed⸗ 
ler der Spruch ift, je ftärfer wir darüber halten follen. 
Denn es ift aus Jeſaia und Paulo klar wie gehoͤret, 
daß allein der Stein Chriſtus ſey. 

Nun haben ſie dieſen Worten den Verſtand gege⸗ 
ben und geſaget: „Du biſt Petrus, auf den Fels will 
ich bauen meine Kirche.“ Petrus iſt der Fels, und alle 
ſeine Nachkommen, die Päpſte. Alſo müßten denn zween 
Felſen ſeyn. Das kann aber und mag nicht ſeyn. Denn 
Et. Petrus zeucht hier Chriſtum aus, und will ibn | 
nicht, weder Sohannem, noch Eliam, noch Jeremiam 
bleiben laſſen, will nicht, daß ihr einer hier der Fels 
ſey, darauf man bauen ſoll, ob es gleich heilige, fromme 
Leute ſind. So iſt der Papſt manchmal ein böſer Bube, 
und nirgend ſo gut als Johannes oder Elias. Kann 
ich nun nicht bauen auf die heiligen Leute, auf Eliam 
sder Jehannem; wie ſollte ich denn bauen auf einen 
Eünter, den der Teufel befeffen bat? Dazu reißt bier 
Ehriftus mit dieſem Sprud aus den Augen mit Ge 
walt alle Heiligen, auch feine eigene heilige Mutter; 
er will felbjt der Fels feyn, darauf feine Gemeinde fol 
gebauet feyn. Darum bleibet auf dem einfältigen' Ber: 
Rande, ſo könnet ihr .rict fehlen. Ehriltus will Einen 


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els haben, und die andern wollen ihr sween haben. Nun 
üflen fie, oder Chriſtus fügen. Chriftus aber leuget 
ct; fo folget gewißlich, daß fie lügen müffen. 
Daraus .fchließen wir, daß dad ganze-päpftlihe Re⸗ 
ment gebauet ift auf eitel Lügen und Läſterworte Got⸗ 
s, und der Papſt iſt der Erzlaͤſterer Gottes, in dem, 
iß er ihm den edlen Spruch zuzeucht, der allein von 
brifto gefaget if. Er will der Feld ſeyn, und die 
irche fol auf. ihm ftehen ; wie denn g brigus zuvor von 
m geſaget hat im Matthäo 24, 5: „Es werden viel 
mmen unter meinem Namen, und fagen: Ich bin Chris 


18, und werden viel verführen.“ Das thut gewiß 


r Papft, der giebt fi gewiß für Ehriftum aus; wies 
ohl er den Namen nicht haben will. Denn er fpricht 
ht, ih bin Chriſtus; das wäre zu grob, man 
schte ed merken. Er will aber das Wefen, das Amt 
m zumeffen , das allein Chriſto zuſtändig iſt. Darum 
iſſen wir darauf ſehen, daß wir bei dem einfältigen, 
inen DBerftande bleiben, nämlich, dag Chriftus der 
rundftein fey, auf dem die Kirche ſtehen fol, wider 
‚Ihe Beine Gewalt etwas vermögen. Gleichwie ein 
aus oder Schloß, dad da gebauet ift auf einen! Fels, 
8 verläßt fih allein auf den guten. Fuß, darauf es 


gründet ift; ald follte es fprehen: Ich habe einen 


ten Grund, darauf verlaffe ih mich. Alſo thut auch 
8 Herz, dad auf Chrifto ſtehet, das faget: Ich habe 
yriftum, den lebendigen Gotted Sohn, auf dem da 
be ich, und verlafle mic auf ihn, ald auf einen ges 
ündeten Feld; mir kann nichts fhaden, dieweil ich 
f diefem, Feld ſtehe. 

Darum beißt bier bauen nichts anderd, denn im 
zriſtum glauben, und tröſtlich fih auf ihn verlaffen, 
6 er mein Heiland ſey, und mit allen feinen Gütern 
in iſt; denn ich ftehe auf allem, daß er hat und vers 
9. Wenn ic) nun auf dem flehe, und weiß, daß er 
otte® Sohn ſey, dab fein Leben größer fey, denn alle 
de; feine Ehre größer, denn alle Schande; feine Ges 
feit größer denn alle Trübfeligkeit; feine Gerechtigkeit 
ößet, denn alle Sünde; da fann nicht wider mich 
rmoögen, wenn gleich, alle holiſche Pforten auf einen 


8 


1 


. fein entgangen. Denn gegen dem Ficht ift alles ſchwarz, 


— 302 — 
Haufen kãmen. Wiederum aber, wenn id; ſtehe auf es 


nem andern Dinge, denn auf dem Grundſtein, als, auf 
einem Werke, ja gleich auf aller Heiligen Werk, auch 
St. Peters, ohne dem Glauben; ſo bin ich dieſem Grund⸗ 


gegen der Weisheit iſt alles Thorheit, gegen der Ges 


rechtigfeit ift alles Sünde. “Wenn ih nun da fee, |: 
und mit ihm zu Haufen laufe durch das Gerichte, fo |! 
würde ich gewißlich verftoßen in Die ewige Merdammniß: |i 


denn vor ihm kann nichts beftehen, Pf. 130, 3. Aber 
wenn ich ihn erwifche,, und auf ihn baue, fü ergreife 


ich feine Gerechtigkeit, feine "Gütigfeit, und alles, was 


fein ift; das erhebet mich vor ihm, daß ich nicht zu 
Thanden werde. Warum fann ich nicht zu fehanden wer 
den? Denn ich bin gebauet auf Gottes Gerechtigkeit, 


welche Gott felber ift; diefelbige fann er nicht vermer 


fen, fonft müßte er fich 'felbft verwerfen. Das tft der 
einfältige, richtige Verftand ; "davon laßt euch nicht führen, 
fonft wirft du von dem Fels ıgeftoßen und verdammt 
werden. 

Sp mögen fie nun fagen: Spricht doch Chriftus 





bier: „Du bift Petrus, und auf den Feld will ich bauen 


meine Gemeinde.“ Ja, das mußt du alfo verftehen, 
daß hier Petrus ein Feld heißt, und Chriftus auch ein 
Fels. Denn Chrifius ift der ganze Feld, Petrus ein 
Stud des Felfen; gleichwie er Chriſtus heißt, und mir 


von ihm Chriſten heißen, der Gemeinfheft halben, in 


Dem, daß wir auch chriltliche Natur an und haben. Er 
iſt Fromm, alfo find wir auch fromm: er iſt geredt, 
wir auch: und alles, was er hat und vermag, def 
mögen wir und auch rühmen. Aber das iſt der Unter: 
fheid, daß Chriftus alle feine Güter habe aus - Pflicht 
und Recht, wir haben’d aus Gnaden und Barmberzigs 
feit. Alfo beißt er auch Petrum hier einen Yelfen, das 
rum, daß er. auf dem Felſen ſtehet, und Durch Den 
auch Felfen wird. Alſo follen wir aud billig alle Petri, 
Das ift, Felfen heißen. 
Wenn fie ja weiter dringen wollen, und fagen: 
Ei, es fey wie ed wolle mit deiner Auslegung, fo halte 
ich mich nad) dem Tert, der riht ip: Du bit Petrus, 


N 


— 366 — 


auf den Petrum will ich bauen meine Kirche; da 
»s der Text, daß Petrus der Feld ſey. So halte 
ı vor, das hernach folget, alfo: Und. wider den 

follen nichts vermögen ‚die Pforten der Höllen, 
iſt St. Petrus nicht befinden. Denn aldbald in 
nachfolgenden Tert ».'22. 23. ftehet, daß er ward 
dem Herrn Satan, ein Teufel, genannt. Als der 
r fagte, wie er gen Jeruſalem würde geben, da 
ch Petrus, und flrafte ihn: „Herr, ſchone dein felbft, 


wiederfahre Dir nur nicht. - Aber der Herr wandte 
um, und fprad) zu Petro: Hebe dih, Satan, von 


‚ du bift mir ärgerlich; denn du meineft nicht was 
lich, fondern was menſchlich iſt.“ Da wäre diefer 
‚ gefallen, und die Pforten der Hüllen hätten ihn 
wältiget , fo die Kirche auf Petrum geftanden und 
set wäre. u 

Eiche, Lieber, fiehe, da heißt der Herr Petrum⸗ 
n Eatan, einen Teufel, den er zuvor heilig und 

gefprochen hatte. . Warum? Das ift alles darum 
jehen, daß er den unnügen Schwäßern dad Maul 
fete, die die Kirche auf Petrum, und nicht auf Chris 
ı wollen gebauet haben; und auf daß er und gewiß 


te in unferm Derftande, damit wir willen, daß 


Kirche nicht auf eine Pfige oder Mifthaufen gegrün⸗ 
wäre, fondern auf Chriftum, welder ein Grund— 
Eckſtein tft, der wohl gegründet, und, wie Jeſaias 
t, wohl befeftiget ift. 
tem, da Petrum die Magd anfchrie, da verleug⸗ 
er Chriftum, Meatth. 26, 69. 70. Wenn er .nun 
:, und ih auf ihm ſtehe, wo will ich bleiben? 
an den Papſt der Teufel hinweg nahme, und ich‘ 


de auf ihm, wo würde -ich denn bleiben? Darum. 


auch Chriftus Petrum laffen fallen, daß wir 
sicht für den Felfen hielten, und auf ihn nicht. 


eten; denn wir müſſen auf den gegründet feyn, der 


er alle Teufel beftehet, das ift unfer Herr Jeſus 
iſtus. Darum halte feit über dieſem Derftande ; 
n er faget: wider den Feld follen nichts vermögen 
hölliihe Pforten. Wie gehet aber das zu? 

Der Glaube ift ein allmächtig Ding, wie.der ausigs 


| = 


— 394 — 


Gott ſelbſt iſtz darum will ihm’ Gott auch bewähren 
und prüfen, Darum muß fih auch Bawider fperren 


und legen alled dasjenige, was der fchalfhaftige Teufel 
vermag und kann. . Denn er faget bier nicht gar vers 
gebens und umfonft, ed werden ihn nicht überwältigen 
die Pforten ter Höllen. Die Pforten in der Schrift 
heißen, eine Stadt und ihr Regiment oder Gewalt: 
denn bei den Pforten oder Thoren haben fie ihre Ges 
richtshändel gehabt, wie ihnen in dem Geſetz gebaten 


ward, als Mofes. faget im fünften Buch o. 16, 18;' 


Richter und Amtleute follt du dir feten in allen deinen 
Thoren. Alfo heißen bier die Pforten alle Gewalt dei 
Teufeld mit ihrem Anhang, als da find, Könige und 
Fürſten mit den Weifen tiefer Welt, die müſſen fid 
alle witer den Fels und Glauben legen. Diefer Feld 
ftehet mitten im Meer, da gehen die Bülgen daher, 
flürmen, plagen, donnern und wüthen-Dagegen, al 
‚wollten fie den Feld umftogen; aber er beftehet mohl, 


denn er ift wohl gegründet. Darum muß-man fich def 


kecklich verſehen, daß der Teufel und alle feine Gewalt 
wird dawider laufen; aber er wird nichtd vermögen: 
gleihwie die unten auf dem Meer über den Feld dahin 


fallen und quetfchen fih daran ab. Wie ihr denn 


jetund fehet, daß unfere ungnädigſte Fürſten zürnen, 


auch zürnen die Hochgelehrten, mit fammt den gleißens - 


den Heiligen. Aber das follt ihr nicht achten, noch 

euch daran fehren: denn fie find die Pforten der Höls 

len und die Bülgen auf dem Waſſer, die wider dieſen 

Felfen ftürmen, aber nicht obzuliegen vermögen. Folget 

nun Dad andere Stüf in dieſem Evangelio, da der 

Herr zu Petro alfo ſpricht: 

„Und will dir des Himmelreichs Schlüffel geben: Alles, 
was dur auf Erden binden wirft, fol auch im Pins 
mel gebunden feyn; und alled, was du auf Erden 
löfen wirft, fol au im Himmel los ſeyn.“ 

Wie ihr vorhin feyd blieben -in dem einfältigen 
Verſtande, alfo bleibet aud jetzund. Die Sclüffel 
werden gegeben dem, der auf .tiefem Feld durch den 
Glauben ftehet, dem es der Vater gegeben bat. Run 


Fonn man keine Berfon aniehen, die da Gleihet ftehen 


) 


— 595 — N 


auf d dem- ges, denn der ee heute, der andere fällt 
morgen; wie St, Petrus gefallen iſt. Darum ift nie⸗ 


mand beſtimmt, dem die Schlüſſel gehören, denn der 


Kirche, däs iſt, Denen, die auf dem Felſen ftehen., Die 


chriſtliche Kirche hat allein die Schlüffel, fonft niemand; 


wiewohl fie der Biſchof und der Papſt Fünnen brauden, 


als die, welchen ed von der Gemeinde befohlen ift. Ein 


Pfarrer pflegt des Amts der Schlüſſel, taufet, predi⸗ 


get, reichet das Sacrament, und thut andere Aemter, 
damit er der Gemeinde dienet, nicht von feinetwegen, 
ſondern der Gemeinde wegen; denn er iſt ein Diener 


der ganzen Gemeinde, welchem der Schlüſſel gegeben 


iſt, ob er gleihwohl ein Bube ſey. Denn fo er's thut 
an Statt der Gemeinde, fo thut es die Kirche. Thut 
eö denn die Kirche, fo thut ed Gott; denn men muß 
einen Diener haben. Denn wenn die ganze Gemeinde 
wollte binfallen ımd taufen, fo möchten fie wohl daß 
Kind erfäufen; denn ed giengen wohl tauſend Hän⸗ 


de: darnach. Das tangte ‚ganz nichts. Darum muß | 


man einen Diener haben, ber ſolches pflege an Statt 
der Gemeinde. Ä 


- Nun, die Schlüſſel, zu binden und zu löfen, iſt 
die Gewalt, zu lehren, und nicht allein zu abſolviren. 


Denn die Schlüſſel werden gezogen auf alles Das. damit 
id) meinem Nächſten helfen kann, auf den Troft, den 
-einer dem andern geben kann, auf die üffentlihe und 
heimliche Beichte, auf die .Abfolution, und was des 


Dinges mehr ift; aber doc vornehmlich auf das Predigen. 
Denn wo man prediget: Wer da glaubet, der wird. 


felig,, das heißet, auffchliegen; wer nicht glaubet, der 
wird verdammt, das heißet zufhließen. Das Binden 
ftehet denn auf dDiefem , wenn ich predige: du bift des 


Teufels, wie du gebeft und ſteheſt; fo ift ihm der 


Himmel beſchloſſen. Wenn denn der hernieder fallt und 
erfennet feine Sunde, fo fage ih: Glaube in Chris 
ſtum, fo find dir deine Günden vergeben; das beißt 


denn ‚den Himmel aufſchließen. Alfo bat Petrus ver 


Schluſſel gebradhet in den Gefdichten der Apoſtel, da 
er mit feiner Predigt auf einen Tag drei taulend Mene 


+‘ 


ſchen befebrete, Apg. 2; 41. Alſo haben wir Chir 
alle die Gewalt zu binden und zu löfen. | 

Das haben die Papiften alles gezogen und gedeh⸗ 
net, des Papfts Regiment zu befräftigen, und fein 
Geſetz zu beftätigen, und fagen alſo: Binden heißt, 
Geſetze mahen; aber alſo fahren die blinden Leiter. 
Bleibet ihr bei dem rechten Verftande, wie ihr jegt 
geböret habt, und laßt euch davon nichts abwenden, 
wollt ihr anderd vor der Anfechtung der Sünde, bed 
Todes und tem Teufel befteben. Dabei wollen, wir's 
jegt laffen bleiben, und Gott um feine Gnade anrufen. 





Ein Sermon, geprediget zu Leipzig auf dem 
Schloß, am Tage St. Petri und Pauli, im 
1519. Jahr, zur ‚Zeit der Difputation gcehal: 
ten, mit Entfchuldigung letlicher Artikel, ſo ihm 
von feinen Abgünjtigen find zugemeffen. 


Es tft ohne Zweifel faſt jedermann bewußt, wie 
Daß ich, Martinus Luther, zur Zeit den Mißbrauch rös 
mifchen Ablaffed angefochten, dazu aus chriftlicher Treue 
und Wohlmeinung bemeget, Daß ich gefehen, wie durch 
folh fo viel unträglihen Vornehmens etliher Prediger 
Dad arme gemeine Volk umgeführet ward, und im feiner 
Einfältigfeit, unter dem Schein des Ablaffes, in gefähr- 
liche Irrthum, auch zu Echaden feiner nothdürftigen 
Nahrung fommen. Aus mweldher meiner guten Meinung 
and gemeinem Dienft habe ih viel Unluft und Gefähr⸗ 
lichfeit erlitten, Mühe und Koft gehabt, daneben ſchwer⸗ 
liche Schmach und Lafterung meiner chriftlichen Chre, 
von etlihen Weifen und Heiligen auf der Kanzel, in 
Winkeln, Gaffen und allen Drten dulden müffen, und 
Das num falt zwei Jahr lang ohne Aufhören währet. 

Och in tem allen mich am meiften betrirbet hat, 
daß durch ſolch Predigen und Läͤſterungen fo viel Chris 
ftenmenfchen bewogen und verurfacht find'zu Haß, Neid, 
Nachreden, Frevel, Urteil, und Veraleiken. (damerei 


— 3591 — 


Sünden; fo doch, wenn der verdammte Geiz nicht wöre, 
Ablaß an ihm felbft nit würdig iſt noch werden mag, 
dag um feinetwillen eis Herz foll vergiftet oder ein Ges 
bot Gottes gebrochen werden; fintemal Ablaß weder Gott 
noch Menfhen geboten hat, und ohne Ablaß die Ges 
ligkeit wohl und befier beftehet. Aber durch Gottes Gnas 
de und Hülfe die Wahrheit uud Grund des Ablaſſes nun 
Mar an Tag fommen if, daß nicht mehr noth iſt, meine 
Widerpart Fügen zu firafen. Denn das Licht ihrer fins 
ftern Werke fie felbft ftraft, dag man fehen und greifen 
may, wie fie ſolch Geplärte und Aufruhr mir zum Nach⸗ 
theil der Wahrheit und meinem Verdammmiß getrieben 
haben. Und wiewohl ich diefer ihrer Untugend Hauptz 
meiſter möchte mit Recht angreifen, und mid meiner 
Ehre an ihnen erholen, babe ich's doc nadhgelaffen, 
angejehen, daß Gott alfo geboten, der mir viel taufends 
mal mehr nachgelaſſen, und noch wird (als ich hoffe und 
glaube), naclaffen, da der rechte Ablaß herfleußt; mir 
auch daran genüget, daß ich erfahren habe, wie. der 
Neidhard mag die Wahrheit anfechten, aber er, mag 
nimmermehr obliegen. - 

Sp nun dad Wetter faft über ift, erhebet ſich ein 
neu Spiel, und aus der nächſten gehaltenen Difputation 
zu Leipzig man vornimmt zu deden und ſchmücken alle 
vorge Frevel und Untugend, bringen andere Stüdlein 
auf die Bohn, und geben mir Schuld, ich wollte der 
Boͤhmen Ketzerei verfechten. Und daß fie das ja recht 
verjiegela , wie folche Lügen verfiegelt follen ſeyn, fegen 
fie dazu viel andere leichtfertige, Findifhe Punkte: Die⸗ 
ſem halte ich feinen Papft, dem habe ich Paternofter- 
körnlein abgeriffen, dem habe ich güuldene Ringe getra- 
gen, dieſem einen Kranz, und dergleihen, Die nicht 
werth find, vor redlichen Leuten zu erzählen. Alfo, ber 
elente, dürftige Neidhard, dieweil er nicht Grund bat, 
wird's ihm viel faurer Lügen zu erdichten, denn mir 
zu leiden; wie denn vorhin im Ablaßgefhäfte auch ger 
fhehen fl. 

Das ift je einem jeglichen Biedermann leichtlich zu 
ermeffen, daß zu vermuthen fey, wie fie mich vormals 
mit, Unrecht beiogen haben, fo werden fe jekt ud 


L 





— 398 — 4 ur 
nicht die Wahrheit fagen: ſonderlich, fo Te ſich mit fo 1: 
den findiihen Fabeln merfen laffen, mie gerne fie wos 1. 
ten, wenn fie möchten. Und babe ich vormals chriſtlich 
gehandelt, und bin wider alle ihre Läfterung unſchuldig 
erfunden, tft zu beffen, ich werde auch jetzt n'cht anders. 
denn chriftlich handeln, ob ich fhon dem Neidhard eine. 
Zeit feined Mutbwillend weichen, und mich fröhlich er⸗ 
geben muß, die Läfterung meines chriftlichen Namens in 
fragen. Ä | | 

Es will mir aber ziemen, daß ich das Meine days 
thue, und ein jeglih fromm Chriftenmenfh warne und 
vermahne, feine Seele zu behüten vor den Fäfterungen, 
und fi mit frevel Urtheil oder Nachrede nicht gegen - 
Gott verfchulde; Darum will ich mit diefer meiner Schrift 
jedermann meine Unfchuld befündiget haben. Denn auf 
mein Gewiſſen zu fagen, weiß ich nicht anders, Denn alle, 
das ic) zu Leipzig gehalten babe, fen chriftlich „ alfo, 

daß ich auch darinnen fterben will mit Gottes Hülfe und 
Gnaden, ih traue, und will’8 auch zu feiner Zeit an 
Tag bringen, und wohl erhalten, "ja viel beffer, denn 
id) des Ablaſſes Gefhäfte erhalten mag. Es tft auf 
fein frommer Mann, der mir zufagen möge, Daß ich eis 
nes fegerifhen Punfts, er fen Böhmifh oder Welſch, 
überwunden fey, und will denfelben gerne fehen oder 
hören, er fey gelehrt oder ungelehrt, der das dürfte an 
dad Licht und auf den Plan bringen. Darum will id 
mich entfchuldiget haben; will jemand mir anders ads 
fügen, der wird mir nicht Schaden thun, er wird aber 
feinen Richter wohl finten. . 

‚ Auf daß ih mir nicht allein diene, fondern auch 
einen Nutz babe, der dieß liefet, will ich den Sermon 
dargeben, den ich zu Leipzig auf dem Schloß gethan 
babe, von” welchem faſt das Feuer aufgeblafen iſt, doch 

alſo, daß ich lindern will, wad mich bünfet zu nahe 
dem Verdrieß, und weiter in den gründlichen Verftand 
eben.: 
Auslegung des Evangelii Matthäi am 16. 
am Tage St. Petri und Pauli. 
Dieß Evangelium begreift alle Materien der gan⸗ 
gen Difputation: denn ‚ed von yweieı Sehen vor 


— 390 — 


nehmlich redet. Zum erfien, von der Gnade Gottes 
und unſerm freien Willen. Zum andern, von der Ges 
walt St. Peterd und der Schlüſſel. Das erfte greift 
an die Großen, Weiſen und Heiligen, will fie gar zus 
nichte machen, fo ſie Tod meinen Purd ihre Kunft und 
Werk alle Dinge audzuritten. Aber bier lehret der 
Herr, daß alles umfonft fen, was Fleiſch und Blut ift 
. Dder vermag. Denn Ehriftum ınag niemand erfennen 
Cgeſchweige tenn folgen), aus Fleifh und Blut, fondern 
Der Bater im Himmel muß ihn offenbareh, wie hier St, 
Petro ift gefheben. Das zeiget auch an, da er fraget, 
was bie Leute von ihm fagten, und feine gewiſſe bes 
Nändige Antwort gegeben ward, fondern mancherlei und 
svanfelbare Meinung und Wahn des Volks erzählet, 
Damit angezeiget wird, daß ohne Gotted Gnade man’ 
bin und her wanfe, und "unbeftändigen Wahn von Ehrifto 
bat ‚bis daß der Vater offenbaret; da erfennet der 
- Menfch erft, was Chriftus fey. 

Dorand folget, daß der freie Wille des Menfchen, 
man Iobe und erbebe ihn wie man will, gar nichts vers 
mag aus ihm felbft, und nicht in feiner Willführe frei 
ſtehet, Gutes zu erfennen oder thun, fondern allein in 
der Gnade Gotted, die ihn frei machet, ohne melde 
er in Sünden und Irrthum gefangen lieget, und nicht 
heraus von ihm felb& fommen mag. Wie au Chris 
ſtus ſagt im Johanne 8, 32. 34 — 36: „Die Wahr⸗ 
heit wird euch frei machen. Und bald hernach: „Wer 
Sünde thut, der iſt der Sünden Knecht; der Knecht 
aber bleibet nicht ewiglich im Hauſe, der Sohn bleibet 
ewiglich. Sp euh nun der Sohn frei machet, feyd ihr 
seht frei.“ Alfo faget auch St. Paulus zun Römern 
3,23: „EB ift fein Unterjcheid, fie find allzumal Süns 
‚ber, und mangeln des Ruhms, den fie in Gott haben 
foßten.“ Und zuvor faget er aud dem 14. Pſalm 
3, und 53, 4: „Da iſt nicht, der da rechtfertig ſey, 
ag nicht einer, da iſt nicht, der verſtändig ſey, da 
{ft richt, der nach Gott frage; ſie find alle abgewichen, 
und dllefamınf untüchtig worden; da Wt miht, Ver Go 
fes thue, auch nicht einer.“ Aus vo wir won und 

ſelbſt Gutes anfahen möchten, warum KURT und Vemn 


— 410 — 


Chriſtus bitten um Gnade, nnd lehret uns im Rater 
Unſer fagen: „Dein Wille geſchehe, als im Hinmel und 
auf Erden?“ Damit bewähret wird, dag wir Gottes 
Willen nicht mögen thun aus unferm freien Willen. 

Weiter folget, dag man den freien Willen nimmer 
scht .nennet oder veritchet, er fey denn mit Gotte 
Enaden gezieret, ohne weiche er mehr ein eigener, denn 
freier Wille heißen fol: Denn ohne Gnade thuf er nicht 
Gottes Willen, fondern feinen eigenen Willen, der nins 
mer gut iſt. Er iſt wohl frei gewefen in Adam, aber 
nun durch feinen Fall verterbet, und in Sünden gefüns 
gen: hat doch den Namen des freien Willens behalten, 
darum, daß er frei geweien, und durch Gnade wiedes 
sum frei werten fell. u 

Wenn man nun begehret zu wiffen, wie man fromm 
werden und wohl thun foll, welches denn Die gemeine 
Frage üt, habe ich gefaget, Daß das erfte und vornehmfte 
ſey, daß einer wiffe, wie er von ihm felbft nicht mag 
fromm werden oder wohl thun: darum er müffe an ihm 
felbft verzweifeln, Hande und Füße gehen laffen, ſich ald 
einen untüchtigen Menjhen vor Gottes Augen Flagen, 
und allda feine göttlihe Gnade anrufen, in welcher er 
feftiglih vertrauen fol. Wer einen andern Anfang 
Ichret oder fuchet, denn nad) dieſer Weiſe, der irret, 
und verführet fih und andere. Wie denn thun, die da 
fagen: Ei, dur haft einen freien Willen, thue, fo viel in 
dir ift, Gott wird das eine thun; und meinen, man 
fell die Leute nicht verzweifeln heißen. Ja freilich foll 
man fie nicht verzweifeln heißen; aber dad DVerzweifeln 
müßte man recht auöftreihen. An Gottes Gnade foll 
niemand verzweifeln, fondern wider alle Welt und alle 
Sünde feltiglih auf Gottes Hülfe ſich verlaffen: Aber . 
an ihm ſelbſt foll man gar verzagen, und in feinem Weg 
ſich verlaffen auf feinen freien Willen, auch das allers 
wenigfte Werklein zu thun. | 
Darum fpricht wohl Hieronymus über dieß Evan 
gelium, Daß zu merken fey, wie Chriftus feine Süns 
ger fraget: wad die Menfhen von ihm fagen, und dar 
nad, was fie von ihm fagten, ald fie nicht Menfchen 
wären. Denn wahr if ed, daß dex Mencch. mit Omas 





— 41. 


an den besoffen, mehr it, denn ein Menſch, ja die Gnade 
„= Wottes machet ihm gottfürmig und vergöttert ihn, Daß 
——— auch die Schrift Gott und Gottes Sohn heißt. 
Alſo muß der Menſch über Fleiſch und Blut ausgezogen 
„werden, und mehr denn Menjd) werden, foll er fromm 
"Werden. "Das gefchiehbt nun anfänglih, wenn ber 
" Menfch das erfennet als ihm felbft unmöglich, und des 
"Mütbiglih die Gnade Gottes dazu ſuchet, und an ihm 
— gar verzweifelt; darnach allererſt folgen die guten 
Werke. Wenn die Gnade alſo erlanget iſt, denn haſt 
A einen freien Willen, denn thue was in Dir tft. 
2.88 iR wicht möglich, dag Gott einem Menfchen 
. Peine Gnade verfage, der dermaſſen aus ganzem Herzen 
— Erkennet fein Unvermögen, und an ihm felbft lauter 
=. Serzaget. Das iſt die befte und nädhfte Bereitung gur 
N. &nade, wie die Mutter Gottes in ihrem Lobgefang 
* Nehret und faget: „Die Hungrigen füllet er mit Gütern, 
F ud laſſet die Reichen leer,“ Luc. 1, 53. Das ſollte 
Man predigen und die Leute zuvor ledig machen von 
rcchrem eignen falſchen Vertrauen, und denn füllen mit 
guten Werken. So lehren ſie uns viel gute Werke 
Thun, und gar wenig von dem Anfang gute Werke zu 
Thun; Da doc mehr an gelegen tft, denn an ben guten 
Merten: dent mo der Anfang nicht gut ift, wird felten 
er gut "Ende folgen; wo aber die Gnade Gottes er: 
get ift, werden Werfe genug von ihm felber folgen. 
Dieß Verzweifeln und Gnadeſuchen ſoll nicht eine 
j.Stunde oder eine Zeit währen, und denn aufhören; 
= Böndern alle unfere Werfe, Worte, Gedanken, dieweil 
wWir hier leben, nicht anders gerichtet feyn, denn dahin, 
— Daß man allezeit im ſich ſelbſt verzweifele, und in Got⸗ 
X Gnade, Begierde und Sehnung bleibe, wie der 
Ipoer ſaget Pſ. 42, 1. 2. Solches Verlangen nach 
Wott und fromm zu ſeyn hebet die Gnade an, und 
Wabret bis in den Tod, Darum, fo muß auch darneben 
N wyähren das Versagen an ihm felbft, und nachbleiben 
falſch eigen Vertrauen. 
Dadandere Theil, von der Bewalt Str, Nerri. 
Es ift dem gemeinen Mann wiht voh, WA WS 
" Sffputiren von St. Petri der PR SGewiht, Vs 
: Butper’s Werke. 15. Bd. _ 


*. —* 


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21 


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— 10 — 


Chriftus bitten um Gnade, nnd lehret uns im Kater 
Unjer fagen: „Dein Wille gefchebe, ald im Himmel FE 
auf Erden?“ Damit bewähret wird, daß wir Gott F- 
Willen nidyt mögen thun aus unferm freien Willen. ſe 
Weiter folget, daß man den freien Willen nimme F' 
recht nennet oder verjtchet, er fey denn mit Gotteb F' 
Enaden gezieret, ohne welche er mehr ein eigener, denk 
freier Wille beißen fol: Denn ohne Gnade thuf er nicht 
Gottes Willen, fondern feinen eigenen Willen, der nims F 
mer gut ut. ‚Er ift wohl frei geweien in Adam, aber 
nun Dusch feinen Fall verderbet, und in Eünden gefans F 
gen: bat doch den Namen des freien Willens behalten, f 
Darum, Daß er frei geweien, und durd Gnade wiedes | 
sum frei werden foll. " 
Wenn man nun begehret zu willen, wie man fromm | 
werden und wehl thun foll, welches denn Die gemeine 
Frage iſt, habe ich gefaget, Daß das erfte und vornehmſte 
fey, Daß einer wiffe, wie er von ihm felbit nicht mag 
fromm werden oder wohl thbun: darum er müffe an ihm 
felbft verzweifeln, Hände und Füße geben laffen, ſich ald 
einen untüchtigen Menjhen vor Gotted Augen Flagen, 
und allda feine göttlihe Gnade anrufen, in welder er 
feftiglih vertrauen fol. Wer einen andern Anfang 
lchret oder fuchet, denn nach Diefer Weiſe, der irret, 
und verführet fih und andere. Wie denn thun, die da 
fagen: Ei, du haft einen freien Willen, thue, fo viel in 
Dir tft, Gott wird dad Geine thun; und meinen, man 
foll die Leute nicht verzweifeln beißen. Sa freilich foll 
man fie nicht verzweifeln heißen; aber dad Verzweifeln 
müßte man recht auäftseihen. An Gottes Gnade foll 
niemand verzweifeln, fondern wider alle Welt und alle 
Sünde feltiglih auf Gottes Hülfe ſich verlaffen: Aber 
an ihm felbft foll man gar verzagen, und in feinem Weg 
ſich verlaffen auf feinen freien Willen, auch das allers 
wenigite Werklein zu thun. | 
Darum ſporicht wohl Hieronymus über dieß Evans 
gelium, Daß zu merken fey, wie Chriftus feine Juͤn⸗ 
ger fraget: was die Menfhen von ihm fagen, und dar 
nach, was fle von ihm fagten, ald fie nicht Menſchen 
wären. Denn wahr it ed, Tag dex Menl, mit Gua⸗ 







— 401. — 


n beholfen, mehr iſt, denn ein Menſch, ja die Gnade 
ottes machet ihn gottförmig und vergöttert ihn, daß 
ı auch die Schrift Gott und Gottes Sohn heißt. 
fo muß der Menſch über Fleiſch und Blut ausgezogen 
rden, und mehr denn Menſch werden, ſoll er fromm 
rden. “Das gefchieht nun anfänglich, wenn der 
enſch das erkennet als ihm felbft unmöglich, und des 
thiglich Die Gnade Gottes dazu ſuchet, und an ihm 
ft gar verzweifelt; darnach allererft folgen die guten 
erfe. Wenn die Gnade alfo erlanget ift, ‚denn haft 
einen freien Willen, denn thue was in dir iſt. 
Es if nicht möglih, daß Gott einem Menfchen 
se Gnade verfage, der dermaffen aus ganzem Herzen 
ennet fein Unvermögen , und an ihm felbft lauter 
'zaget. Das iſt die befte und nächfte Bereitung gur 
ade, wie die Mutter Gottes in ihrem Lobgefang 
vet und faget: „Die Hungrigen füllet er mit Gütern, 
D läſſet die Reichen leer,“ Luc, 1, 53. Das follte 
n predigen und die Leute zuvor Tedig mahen vom: 
em eignen falfhen Vertrauen, und denn füllen mit 
ten Werken, Go lehren fie uns viel gute Werfe 
in, und gar wenig von dem Anfang gute Werke zu ' 
in; da doch mehr an gelegen ift, denn an ben guten 
erfen; dent wo der Anfang nicht gut iſt, wird felten 
’. gut "Ende folgen; wo aber die Gnade Gottes er: 
get ift, werden Werfe genug von ihm felber folgen. 
-Dieß Verzweifeln und Gnadeſuchen fol nicht eine 
kunde oder eine Zeit währen, und denn aufhören; _ 
ıdern alle unfere Werke, Worte, Gedanken, dieweil 
e bier leben, nicht anders gerichtet feyn, denn dahin, 
5 man allezeit in fich felbft verzweifele, und in Gots 
? Gnade, Begierde und Sehnung bleibe, wie der 
ophet faget Pf. 42, 1. 2. Solches Verlangen nach 
stt und fromm gu ſeyn hebet bie Gnade an, und 
ihret bis in den Tod, Darum, fo muß auch Darneben . 
ihren das Verzagen an ihm felbft, und nachbleiben 
ſch eigen Vertrauen. 
as andere Theil, von der Gewalt Sr, Yerrü. . 
Es ift dem gemeinen Mann wicht neh, A WS 
sfiren von Gt. Petri oder Pe Senat; Rs 
ger’ s Werte, 15. Bd. - 





— 102° — 


lieget mehr an, daß man wiſſe, wie man derſelbigen Ir « 
feligtich gebrauchen fol. Es ift wahr, die Schuld ir 
find St. Petro gegeben; aber nicht ihm, als feine in 
Perfon, fondern in Perfon der hriftfichen Kirche, und 
find eben mir und dir gegeben, zu Troft unferer 
wiffen. Gt. Petrus oder ein Prieſter ift an Diem ih 
an den Schlüſſeln; die Kiche ift die_ Frau und Braut, 1i: 
der er foll dienen mit der Schlüffel Gewalt. Als wei: 
denn ſehen im täglichen Brauch, daB Die Gacramente |ı 
gereihet werben allen, die fie von dem SPrieftern be |: 
gehren. 
Nun, daß mar vernehme, wie man der Schlüfl 1: 
ſeliglich brauche, habe ich droben gefaget, wenn mar 
f:omm zu feyn begehret, und durch unſers MWermögend 
Verzeibung und der Gnaden empfähig gemachet, f 
lleget’8 num daran, dag man wie, ob man Gotte 
Gnade erlanget hat oder nicht. Denn man muß wir 
fen, wie man mit Gott dran ſey, foll anders das Ge 
wiſſen fröhlih feyn und beftehen. Denn fo jemand 
‚daran zweifelt, und nicht feit Dafür hält, er habe eine 
gnädigen Gott, der hat ihn auch nicht. Wie er glast, | 
ſo hat er. Darum, fo mag niemand wilfen, daß er in 
Gnaden fey, und Gott ihm günftig ſey, denn durch 
den Glauben. Glaubet er e8, fo ift er felig; glaube 
er es nicht, fo ift er verdammt. Denn eine folde 
Zuverfiht und gut Gewiſſen iſt der rechte, grundgute 
Glaube, den Gottes Gnade in und wirfet. 
Siehe, hierzu dienen dir die Schlüffel, dazu find 
Die Priefter eingefebet, wenn du fühleft Dein Herz, daß 
ed wanfet oder zweifelt, du feyft nicht in Gnaden vor 
Gottes Augen, da ift hohe Zeit, daß du zum Priefter 
geheſt, und begeheft eine Abfolution über deine Sünde, 
und fucheft aljo die Gewalt und Troſt der Schlüffel. 
Wenn nun der Priefter fchleußt ein Urtpeil, und abjel 
piret dich, fo tft es alfo viel gefaget: Deine Sünden 
find dir vergeben, du haft einen gnädigen Gott. Dad 
iſt eine trößlihe Nede, und find Worte Gotied, der 
fich dahin verbunden bat, er will's laſſen los feyn im 
Himmel, wenn der Prieſter (08 giebt. | 

So fiehe denn zu, doh un a SU aut, ed | 


—— .. 


#8 \ 
u \ 
y alfo, und follteft ehe, vielmal erben, ebe du ſollteſt 
seifeln an bes Prieſters Urtheil; denn es iſt Chriſti 
d Gottes Urtheil. 

Kannſt du das alſo glauben, ſo muß dein Her 

r Freuden lachen, und die Gewalt des Prieſters 
ben, und Gott loben und danken, daß er durch 
enſchen alſo dein Gewiſſen tröſtet. Kannſt du aber 
ht glauben, und meineſt, Du ſeyſt nicht würdig ſol⸗ 
»s Vergebens, fo haft du nicht gnug gethan: fo bitte .- 
ott-um denfelben Glauben. Denn den mußt du has 
rn, oder mußt ewiglich verderben; und iſt ein gewiß 
sichen, daß Du zu wenig unterrichtet bift im Glauben, 
D zu viel in den Werfen. Taufendmal mehr liegt 
ran, wie du feſtiglich glaubeft dem Urtheil des Pries 
78, denn wie du würdig fenft und gnug thuft. 
x, derfelbe Glaube macht dich würdig, und hilſe die 
ne rechte Gnugthuung machen. Alſo hilft die Gewalt 
7 Schlüſſel nicht die Prieſter, als Prieſter, ſondern 
lein die ſündliche und blöde Gewiſſen, die da Gnade 
irch den Glauben empfahen, und ihr Herz zufrieden 
id guter Zuverſicht gegen Gott geſetzet wird. Daraus 
lget denn, daß alles Leben und Leiden leichte wird, 
ıd der Menſch mit Freuden feinem gnädigen Gott 
enen fann, der fonft vor Unruhe feines Herzens nim- 
ermehr fein recht Werk thut. Das Heißt denn Die 
Be Bürde unferd Herrn Jeſu Ehrifii, Davon er faget 
ı Matthäo 11, 30: „Mein Joch ift fanft und meine 
aſt ift leicht.“ Das fey von diefem Evangelio, 





Am Tage, da Maria zu Eliſabeth gieng. 
(Mariaͤ Heimſuchung.) 


Evang. Luc. 1, 39— 56. 


Dieß Evangelium wollen wir fürzlich überlaufen. 
sca8 befhreibet bier eine Hiſtore, bie ſchlecht anzu⸗ 
ben iſt, aber fonft viel in ſich befchleußt. Sälcht - 

fie anzufeben, darum, dag nicht mehr denn er 

— Pe Ze 


= 


— 04 — 









Dienft Maria befihricben wird, daß ſte ſich habe 
gemachet und befuchet ihre Muhme Elifabeth, ! 
wenn man’d recht anſiehet, fo ſchleußt ſie eitel Wunlere 
werke, und Werke der Liebe in ſich. Das wollen wert: 
fehen, und erſtlich, wie ed mit Eliſabeth zugehet ir 
dieſer Hiftorie. 
Eliſabeth wußte vorher nicht, daß Maris, im 
Muhme, ſchwanger war; dennoch Da die Maria zu ie 
kommt, erfennet fie, daß fie ein Kind trägt. Dat 
eind, und ift groß. Aber das ift noch viel höher, da kr 
fie erfennet, daß Chriftud in dem Leibe der Zunp 
frauen lieget: denn fie hat's ja nicht können anfehes Ä 
am Leibe, denn Maria war noch gar eine kurze Ze: 
und wenig Tage fehwanger gemwefen, noch erfennet fe 
ed. Das muß fürwahr ein fharf Gefichte gemein In 
ſeyn. Damit ift angezeiget die Art und Natur ri fi 
lihen Glaubens, und daß die Natur nimmermehr faß ſe 
fen kann einen Artifel des Glaubens: der heilige Geil fi 
muß alleine thun, und in dem Herzen wirfen; wie Ii 
denn bier thut mit Elifabeth , die empfindet’3 im Her ii 
zen, daß Maria fey eine Mutter Gotted, und mens Ii 
gleich alle Welt anders gefaget hätte, fo wäre fie den 
noch darob blieben. Alſo muß ed mit und auch ſeyn, fi 
fo tief muß alles geleget feyn, und alfo verdecket, daß 
keine Vernunft faſſen kann; und dennoch Der Glaube 
fein heile ſehen. Das werden wir hintennach auch ſe⸗ 
hen im Magnificat durch und durch. 

Alſo ſehet ihr nun hier, wie ſtark der Glaube 
Eliſabeths ſtehet. Die Vernunft hat ſie ganz geblen⸗ 
det. Denn, hätte fie ſollen richten nach der Vernunft, 
fo hätte fie gefaget: Ei, fie fann fein Kind tragen, fie 
iſt noch zu jung. Item, ob ſie nun gleich dahin kom⸗ 
men wäre, daß ſie es geglaubet hätte, fie teüge ein 
Kind, fo hätte fie dennoc nimmer dahin foınmen für 
nen, daß fie hätte gefaget, das tft Gott, mein Herr. 
Noch dennoch fiehet’S der Glaube, wie fie fpradh: „Wos | 
ber fommt mir das, daß die Mutter meined Herrn zu 
mir fommt?* Da lernet man die Natur des —*— 
bens, daß er wohl mag heißen, Argumentum rerum 
non apparentium, doß man dad (dien WI, das mar 


Ban 


7 405 — 

et, das hoͤren, das man nicht höret. Summa 
im, alles anders verſtehen, denn es vor Au⸗ 
Ohren iſt, und denn ed die ‚Natur faſſet dder 
wie die Epiftel zun Hebräern den Glauben 
t, da fie fpriht: „Glaube ift eine gewiffe Zu⸗ 
eß, Dad zu hoffen it, und. richtet ſich nach 
nicht ſcheinet.“ Hebr. 11, 1. \ 
wird es auch gehen im Stetben, und. in allen. 
töthen, da wird die Natur tappen und fi 
ben; und wenn fie denn nimmer“ zu tappen 
nimmer fehen fann, wie e8 zugehet, fo wird 
fallen und verzmeifeln. Da muß ich denn fo 
eyn, daß ich fage: Ei, mitten in dem Tode 
Das Leben finden, ih will bier fterben, ich 
in Herr iſt bei mir; wie auch der Prophet im 
9. ſaget: „Ih will mich ganz mit Frieden 
fhlafen. Denn du,.Herr, allein läffeft mid 
men.“ Alſo kehret ſich denn das Liedlein um, 
inget: Mitten wir im Leben ſind, mit dem 
ingen. Und ſingen jetzt: Mitten in dem Tode 
mit dem Leben umfangen. 

gehet's auch zu mit allen andern Nothen. 
geſündiget habe, und fühle ein böſes, unruhig 
vor Gottes Gericht und Zorn, da muß ich 
nter der Sünde lieget Gerechtigkeit; unter 
Gewiſſen, Fried und Seligkeit; unter Got⸗ 
„Gottes Güte und Barmherzigkeit. Summa 
m, alles muß man anders anſehen, denn es 
inſehen. Sehet, das iſt die Art und Natur 
sens. 

m folget auch, daß Elifabeth voller Freuden 
1, alſo, daß ſie ganz durchgoſſen iſt mit Freu⸗ 

wird voll des heiligen Geiftes*): „Gebene⸗ 
: du unter den Weibern, und gebenedeiet iſt 
: beined Leibes. Siehe, da ich die Stimme 
uffes hörete, hüpfte mit Freuden. dad Kind 


Leibe. Und o felig, die da geglaubet hat; 


sird vollendet werden, was zu ihr gefaget iſt 


arum gehet von ihr eitel Lob und Preis, daB fie 
B bricht und fagt: cr 









— 606 — —— 


von tem Heren.“ Welches alles freudenreihe Work ji i 
find. Sehet, das find die Früchte des Glaubens, al Ir 
gehet’8 nad) dem Glauben, fo findet man fich gefhidt 
im Herzen, wenn man glaubet; welches gewiß nick 
außen bleibet, wo ander der Glaube rechifhafien it 
in Herzen. Darum tft die Elifabeth ein Exempel de 
Gläubigen: denn wie fie bier fühlet und thus, ale In: 
gehet’8 zu mit allen Släubigen. 

Nun weiter müffen wir auch von der Jung, m 
fügen. Lucas fpriht bier, fie fey aufgeſtanden, un |: 
mit Züchten gangen über das Gebürge, zu ihrer Mub Ir 
me Eliſabeth. Damit zeigt er an ein feines, ebrbard fı 
Geberde, das ſie geführet bat. Als follte er fagen || 
Die Liebe hat fie gezwungen, daß ſie Die Reife gechen 
bat, und bat fi dennoch fo fein eingezogen gehalten, 
und züchtig auf dem Wege mit dem Geberde, Daß man 
fein böfes Exempel von ihr nehmen möchte. Da fie 
nun heimkommt, und hat Elifabeth- gegrüßet „ und hir 
ret wiederum den großen Preis, da bebt fie an, um 
wirft alles von ihr, und lernet, wie fie will geehrei 
feyn, und fpridt: 
„Meine Seele erhebet den Herrn, und mein Geift freue 

fi) Gottes meines Heilandes.“ Ä 

Das tft der fröhlihe Gefang, der man nenne 
dad Magnificat, welchen wir nad) der Länge in einem 
fonderlihen Büchlein gehandelt haben; darum ‚wollen 
wir bier gar ein wenig davon reden, und mit kurzen 
Torten. uberlaufen. Sehet, die Jungfrau nimmt fih 
bier der Güter gar feines an, daß fie fey eine Mutter 
ded Herrn, gebenedeiet unter den Weibern, hält fi 
fo fein in dem Mittel, klebt niht an den Guten; 
alſo, daß fie auch bereit wäre, wenn-es wieder von 
{hr genommen würde; behält nichts mehr, denn ein 
fein fröhlich Herz gegen Gott. Darum bebet fie an 
demfelbigen an, und preifet Gott, und fällt nicht auf 
die Güter, chebt alfo an,) und fpriht: Meine Seele 
erhebet den Herrn; ald wollte fie ſprechen: Ei wie 
einen gütigen, gnädigen Gott babe ih, meine Geele 
brennet ganz im ihm; und Daß erfreuet mich, wicht 
die Güter. Alſo mug mon Mein an Gntt kleben, nicht 


’„. 


4 
pP; N 


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an ven’ Creaturen und Gutern; denn dafelbige heißt 
mit Gottes Creaturen buhlen. 


Sehet, wie einen reinen Geiſt die fromme Zunge ⸗⸗ 


f.au hat, daß fte fih der. hohen Ehren und Güter kei⸗ 
ned annimmt. Wie fünnte eine größere Ehre feyn, 
Denn daß ein Weib dahin fommen fol, daß fie ja fol 
eine Mutier Gottes feyn, und ſoll ſich deß nichts 
überheben? wie bier. Maria thut, die erhebe fih der 
Gaben und diefer Güter nicht, fr, fie wäre ed wohl 
zufrieden geneſen, wenn es gleich wieder von ihr wäre 
genommen worden. Und wir arme Leute bekümmern 
und fo heftig, wenn und etwa ein Gülden oder zweene, 
ja, noch wohl ein Heller genommen wird. Item, wir 
befümmern und, wenn und Gefundheit, Stärfe und 
‚dergleichen genommen wird. Was machts? Der un: 
faubere Geift, de: in uns ift, der ſich beſchmitzet und 
behänget mit den Treataren, und nicht bloß an Gottes 
Gnade und Barmherzigkeit Febet, der macht's, daß wir 
nicht fo, bloß und frei an Gott bangen. Darum fün- 
nen wir auch unſere Seele und Herz nicht fo erſchwin⸗ 
gen, daß wir und gunz und gar in Gott hinauf wer⸗ 
fen; wie bier Maria thut, die laßt folde.große Güter 
ſtehen ſiehet ſie nicht au, ſondern ſchwinget ſich ſrei 
dahin in Gott, und ſpricht mit’ Freuden: Meine Seele 
erhebet den Herrn, nämlih, der mir ſolche Gaben ge- 
geben hat. Das tft die rechte Neinigfeit oder Jungs ' 
fraufhaft Maria, daß fie allein auf den Herrn ftehet, 
und den allein preiſet. Daher gehöret + das Chriſtus 
foget: „Selig find, die voh Herzen rein find, denn fie 
werden Gott ſchauen,“ Math. 5, 8 Doh nimmt 
fie die Güter an, wie ein Zeihen göttlicher Gunft und 
Liebe; wie fie hernach fagen wird. Ei wie ein feiner ' 
Geift.iff das, der weiß recht von Gott und von ſeinen 
Gaben zu reden. Denn der da Gott erfennet bat, 
der kann hintennach auch recht erlennen und brauchen 
aller feiner Ereaturen. 

Nun hebet jie an ihrem Gut an, und breitet Got⸗ 
tes’ Gute aus burd ale Ereaturen, und malet uns 
ab, was Gott für ein Mann ſey, mt gie Sir 
nic und hebet alſo an: 


— 48 — 
r 2 J 
„Denn er hat die Niedrigkeit ſeiner Magd angeſchen.“ 
Es heißt hier nicht die Demuth, ſondern des nie⸗ 
drige, geringe Weſen; als wollte fie ſagen: Er Fat nicht 
angeſehen eine große, edle Dirne, als möcht: Caipha 
Tochter ſeyn, die mit einem großen ſchwerm Pracht 
mitten unter Dienſtmägden einher gieng; ſondern ein 
armes, niedrig, geringes Maͤgdlein, da riemand viel 
von hielte, von der auch niemand nichts wußte. 
Nun, bier iſt und fonderlicd abgemakt und anges ' 
geiget, was Gotted Art ift, nämlih, deß er herunter 
ſehe: Er kann nicht über fich fehen, dens er bat nichts 
uber ihm. Kann auch nicht neben fich jehen, denn er 
bat niemand, der ihm glei iſt; darum fiehet er allein 
unter fih. Derohalben, je tiefer du bift, und je ge⸗ 
ringer .du bift, je heller Gottes Augen auf dich fehen. 
Alſo rühmet die Schrift allenthalben von ihm, und 
- fonderlih im Pfalm 113, 5. 6. 7. ald, da er fpridtı 
„Wer ift wie der Herr unfer Gott, der jo hoch fitet? 
und der nieder fiehet im Himmel and Erden, der den 
Geringen aufgerihtet aus dem Gtaube, und erhebe 
den Armen aus dem Drecke?“ Und im 138. Pfalm v. 6. 
fpriht David: „Der Herr ift hoch und ſchauet das Ries 
drige, und fennet den Gtolzen von ferne.“ Darum, 
‚was ihm will über den Kopf fteigen, das flehet er fo 
bald. / Und das Lob giebt ihn die Schrift allenthalben, 
das ihm hier Maria giebt; denn er kann weder Kunſt 
noch Gewalt, noch nichts leiden, fo man darauf bauet; 
er ift feind allen Hoffärtigen. Darum faget bier Ma 
ria: Er bat meine Wicdrigkeit angefehen. Und fprict 
weiter: | \ 
„Ton Man an werden mich felig preifen alle Kindes 
Kind. 
Woher preifet fe ſich? Nicht von den Gütern 
pder der ‚großen, reihen Gaben Gottes halben; fondern 
darum, daß er angefegen habe ihre Niedrigfeit. Darum, 
fo rathe ich, wenn man fie preifen will, daß mar daß 
nicht mit viel Salve regina, oder dergleihen abgüttiz 
chen Bebetlein und ©efängen thue, fondern alfo fage: 
Sehet, wie ein nihtig, arm Mägdlein ift dad gemefen, 
sch bat Gott angeſehen tie Riririgfet, Denn da 


fi ” 








rer in to "Te 


\ PU 


ird fle ganz nadend ausgezogen, und Gott alleın ges 
eiſet. Alſo will fie. gepreifet ſeyn, das fie nichts 
ıbes fo wollen wir fie preifen, daß fie alles, habe, 
so wäre dad num die rechte Art zu ehren die Mutter 
nd alle Heiligen, daß man alfe jprehe: Er, wie ift- 
a8 fo große Gnade, daß Gott dad arme Maͤgdlein fo 
nädig bat angefehen, und fo viel gethan, daß er's zu 
iner Mutter gemachet bat; alfo auch. von St. Paulo: 
4, wie eine große Gnade ift dad, daß Gott den bös 
en Buben, Paulım, machte zu einem folhen Rüfts 
euge, der feinen Namen tragen follte vor Juden und 
yeiden;. alfo auch mit St. Johanne dem Täufer, und, 
Uen Heiligen. Gebet, dad ift denn Gott geehret in 
einen Creaturen; fo bleibet er ja alleine Gott, und 
vird Feine Abgötterei daraus. 
Wozu will nun dad Ehren gelangen und dienen? 
Dazu, daß ich auch Darinnen getröftet und geftärfet 
verde, daß ich fage: Siehe, die Mutter Gottes ift 
zar leer gewefen, und bat nichts gehabt, noch thut ihr 
Sott das; et ich hoffe, er werde mir armen Sünder 
uch Gnade thun. Da wählt denn num in mir eine 
feine. Zuverficht heraus, ‚Gott werde mir auch gnädig - 
ſeyn. Das fehren wir nun um, und ehren die Heiligen 
alſo, daß fie fih in ihr Herz fhämen möchten, läftern 
fie mehr, denn daß wir fie ehren, ja, daß wir felbft 
darüber zu fcheitern müffen gehen. Ach des elenden 
Ehrend, das wir bisher mit den Heiligen getrieben 
haben. Weiter fahret Maria zu, und erzählet, was 
Gott für Onade den Creaturen und aller Welt erzeiget 
bat, und hebet von ihr an, und fpridt: Ä 
„Denn er hat große Dinge un mir gethan, der da 
mächtig ift, und deß Namen heilig ut.“ 

Er thut's alleine, ich habe nichts gethan; er ift 
ber Thäter, und thut das Werk: darum fol ihm auch 
‚alleine: die Ehre gebühren. Solche Gnade und "Güte 
erzeiget er mir nicht alleine, fondern andern au. Das 
will der folgende Vers, da fie fpricht: 

„Und feine Barmherzigkeit währet immer für und für, 
bei denen, die ihn fürchten.“ . 
- Daß iſt, feine Gnade und Bormhexgteix IK AR 


— A410 — 


bei denen, die da fteh@h in dem Schrecken des Gerichts 
und Zornd Gottes, bei denfelbigen bleibet dennoch, 
mitten in der Furcht und Erſchreckniſt, Hoffnung in 
Goited Güte und Barmberzigfeit. Denn Die- zwei, 
Furcht und Hoffnung, müffen mit einander laufen, 
Denn fo tief ald Elifabeth verborgen war das Kind in 
Marien Leibe; aljo tief iſt's verborgen der Vernunſt, 
daß fie fih Gutes verſehen folle zu Gott mitten in der 
Furcht: noch dennoch thur's der Glaube. Weiter er: 
zählet Maria, was Gottes Werfe find, und fpridt: 
„Er übet Gewalt mit feinem Arm, und zerfirenet, bie 
da hoffärtig find in ihred Herzens Sinn. Er flößet 
die Gewaliigen von dem Stuhl, und erhebet die ' 
Kiedrigen.“ | 

Das iſt auch ein Werf des Glaubens. Denn man 
fiehet, dag die, fo fih wider das Evangelium Tegeh, 
die laffen fi anſehen, als ſind ſie ſtark und ſchweben 
empor; aber mitten in ihrer Hoffart ftößet ſie Gott zu 
Boden. Das fiehet ein Chriftenmenfh frei; Fleiſch 
und Blut aber und die Vernunft fehen’s nit, ja 
ſehen das Widerſpiel. Doch iſt's gewiß alſo, wie Mu 
ria bier finget; wiewohl es nicht bald geſchiehet. Denn 
Gott läßt fie ein wenig aufwachſen, ‚auf daß er die 
Geinen ein wenig übe, und läßt die alfo wüthen, daf 
ale Welt meinet, fie finds, alle Gewalt ftehe bei 
ihnen: aber ed. währet nicht; vor Gott find fie ſchon 
umgeftoßen. Das fiehet der Glaübe fein: wir würden’d 
auch mit leiblihen Augen fehen, wenn wir's erharren 
fünnten. Ferner faget Maria: 

„Die Hungerigen füllet er mit’ Gütern, und laͤſſet die 
eichen leer.“ 

Das thut er auch wahrlich, und man ſpuͤret's auch 
fein: wenn man alleine die Hiſtorie anſiehet, da ſehet 
ihr, wie wunderbarlich Gott in der Welt regieret. Alle, 
die empor kommen, die fallen bald dahin; die am mei⸗ 
ſten haben, denen gebricht am erſten: denn fie halten 
fih nicht an Gott, fondern an feine Güter and Crea⸗ 
turen (die muffen denn fallen). Das kann num. Gott 
nicht leiden; darum muß ihnen gebrehen. Aber. die 
Hungerigen müffen gnug heben, wenn e wir wichtd 


P — 411 — BE 
⸗ | b D | | 
. hätten; ja, wenn auch Fein Korn wüchſe; dennoch müfs 
fen fie nicht. Hungers ſterben, e8 müßte ehe Brod vom 
Himmel vegren, wo fie allein glauben. Aber unfer 
Unglaube ift fo groß, daß wir nıht ferner fehen, denn 
was vorhanden tft, und wenn fein. Brod da ift, fa 
wollen wir verzweifeln. Zuletzt fpuht Maria:. - 
„Er denfet der Barmherzigkeit, und His feinem Diener. 
Iſxrael. Wie er geredt hat unfern Vätern, Abraham 
und feinem Saamen ewiglich.“* | | 
Das ift das legte Gut. Als wollte fie fagen: 
Ich trage dad Kind, dad er verheißen bat, und trage 
das nicht aleire mir zu Nut, fondern auch dem Hauſe 
Sfreel. und dem Saamen Abrahä, das tft, allen Gläu= 
bigen. Gebet, wie ein feiner Gerang das iſt; ich habe 
ihn kürzlich überlaufen, wer e8 weiter will ausgeftrichen 
haben, der leſe es ſelbſt. 
Heimliche Deutung. « J 
Wir ſollten auchdie geiſtliche oder heimliche Deus 
tung handeln, aber es können's nicht alle begreifen: 
doch will ich die Summa davon ſagen, wer da will, der 
mag weiter darnach trachten. Maria bedeutet die Chri⸗ 
ſtenheit nach der Synagog. Eliſabeth bedeutet das Volk 
unter dem Geſetz, in der Synagog. lifabeih bleibet 
daheim, das iſt, das Volk des Geſetzes, wie fromm es 
war, fo war ed doc mit faſt vielen äußerlihen Satzun⸗ 
gen umgeben. Maria aber, die gehei über das Ges 
birge, und dennoch mit Zuchten: das tft, das Chriften- 
oolE gehet frei daher unter dem Himmel, mit feinem 
Säumen, und ift dennoch in der Freiheit fein eingezo⸗ 
gen, ihut gute Werke frei, willig und ungeswungen; 
läßt aber dicdFreiheit nicht dem Fleifhe ein Schande 
deckel feyn, ald die falfhen Chriften thun, und wäre 
fein, daß man’ in ein. Sprüchwort faffete: Maria ges. 
het fein frei, daher unter dem Himmel, aber dennoch fein. 
züchtig und eingezogen. Das ſey Fürzlih von Diefem , 
Evange'io, wollen Gott um Gnade anrufen. 





— 10 — 


bei denen, die da ſtehen in dem Schrecken des Gerichts 


und Zorns Gottes, bei denſelbigen bleibet dennoch, 
mitten in der Furcht und Erſchreckniß, Hoffnung in 
Gortes Güte und Barmberzigfeit. Denn die zwei, 
Furcht und Hoffnung, müſſen mit einander laufen. 
Denn fo tief als Elifabeth verborgen war das Kind in 
Marten Leibe; alſo tief ift’s verborgen der Bernunit, 
daß fie fih Gutes verſehen folle zu Gott mitten in der 
Furcht: noch dennoch thus der Glaube. Weiter er 
zählet Maria, was Gottes Werfe find, und fpridt: 
„Er übet Gewalt mit feinem Arm, und zerfirenet, dr 
da hoffärtig find in ihred Herzens Sinn, Er ftöße 


die Gewaltigen von dem Gtuhl, und erhebet dw 


Niedrigen.“ 
Das iſt auch ein Werk des Glaubens. Denn man 
ſiehet, dag die, ſo ſich wider das Evangelium Tegeh, 
die laffen fih anfehen, als find fte ftarf und fchmeben 


empor; aber mitten in ihrer Hoffart ftößet fie Gott iu. 


Boden. Dad fiehet ein Chriftenmenfch frei; Fleiſch 
und Blut aber und die Vernunft ſehen's nicht, ja 
fehen das Widerfptel, Doc iſt's gewiß alfo, wie Ma 
ria bier finget; wiewohl ed nicht bald gefchiehet. Denn 
Gott laßt fie ein wenig aufwachſen, ‚auf daß er die 
Seinen ein wenig übe, und läßt die alfo wüthen, daß 
ale Welt meinet, fie finds, alle Gewalt ftehe bei 
ihnen: aber es. währet nicht; vor Gott find fie fhon 
umgeftoßen. Das fiehet der Glaube fein: wir würden's 


auch mit leiblihen Augen ſehen, wenn wir’3 erharren - 


Fönnten. Ferner faget Maria: 
„Die Hungerigen füllet er mit Gütern, und läffet bie 
eichen leer.“ 

Das thut er auch wahrlich, und man fpiret’8 auch 
fein: wenn man alleine die Hiftorie anſiehet, da fehet 
ihr, wie wunderbarlich Gott in der Welt regieret. Alle, 
die empor fommen, die fallen bald dahin; Pie am mei 
- ften haben, denen gebriht am erften: denn ſie halten 
fih nicht an Gott, fondern an feine Guter und Ereas 
turen (die müffen denn fallen). Das kann nun. Gott 
sicht leiden; darum muß ihnen gebrechen. ber. die 


Hungerigen müfjen gnug haben, wenn it sw nichts 





a nn. 


. x 4 
„hätten; ja, wenn auch Fein Korn wüchſe; dennoch müfs 
fen fte nicht. Hungers ſterben, es müßte ehe Brod vom 
Himmel vegren, wo ſie allein glauben. Aber unfer 
Unglaube ift fo groß, daß wir nicht ferner fehen, "denn 
was vorhanden if, und wenn fein. Brod da tft, fo 
wollen wir verzweifeln. Zuletzt ſpricht Maria: - 
„Er denfet der Barmherzigkeit, und his feinem Diener 
Sfenel. Wie er geredt hat unfern Vätern, Abraham 
und ſeinen Saamen ewiglich.* | 
Das ift das legte Gut. Als wollte fie fagen: 
Sch.trage dad Kind, dad er verheigen bat, und trage 
Das nicht alleire mir zu Nub, fondern aud dem Hauſe 
Iſreel und dem Saamen Abraha, das iſt, allen Gläu⸗ 
bigen. Sehet, wie ein feiner Gesang das ift; ich habe 
ihn kürzlich überlaufen, wer es weiter will audgeftrichen 
haben, der leſe es ſelbſt. 
Heimlihe Deutung. « J 
Wir ſollten auch. die geiſtliche oder heimliche Deus 
tung handeln, aber es köoͤnnen's nicht alle begreifen; 
doch will ich die Summa davon fagen, wer da will, der 
mag weiier darnach traten. Maria bedeutet die Chri⸗ 
ftenheit nad der Synagog. lifabeth bedeutet das Volk 
unter dem Geſetz, in der Synagog. Eliſaberh bleibet 
Dayeim, das ift, das Volk ded Gefebes, wie fromm es 
wor, fo war ed doch mit faft vielen äußerlihen Sabuns 
gen umgeben. Maria aber, die gehet über das Ges 
birge, und dennoch mit Züchten: das tft, das Chriſten⸗ 
vol? gehet frei daher unter dem Himmel, mit feinem 
Säumen, und ift dennoch in der Freiheit fein eingezos 
gen, ihut gute Weife frei, willig und ungeswungen; 
laßt aber diMFreiheit nicht dem Fleifhe ein Schand: 
- dedel ſeyn, ald die falſchen Chriften thun, und wäre 
fein, daß man's in ein Sprüchwort faffete: Maria ge⸗ 
het fein frei Daher unter dem Himmel, aber dennoch fein. 
züchtig und eingezogen. Das fey Fürzlih von diefem 
Evangelio, wollen Gott um Gnade anrufen. 





— 42 — 


Ein andrer kurzer Sermon am Tage, da 
Maria zu Eliſabeth gieng. 


Evang. Luc. 1, 39 — 56. 


Dieß Evangelium iſt beſchrieben und zu einem 
Exempel und Lehre, nämlich, was da find Die Früchte 
des Glaubens; denn, wie ihr oft gehöret habt, ein 
chriſilich Weſen ftehet allein in Diefen zweien Stücken, 
im Glauben und in der Liebe. Diefe zwei werden und 
bier auch in den zweien Weibern, Maria und Elifabeth, 
angezeiget. Daß wollen wir fehen, ' 

Da Maria voll des heiligen Geifte® war, und 
hatte nun in ihrem Leibe den Sohn Gottes, fü, daß fie 
beide, an Leib und Geele ſchwanger war, und voll aller 
Güte Gottes, madhte fie fih auf, und gieng zu ihrer 
Muhme Eliſabeth, ihr zu dienen: denn fie hatte vom 
Engel gehüret, wie fie ſchwanger wäre, und rüge aud) 
noh ein Kind in ihren alten Tagen; fo, daß Maria 
sicht ihrenthalben ift zur Elifabeth gangen; auch nicht 
um einer andern Urfache willen, Denn nur, daß fte'ihr, 
ald einem fhwangern Weibe, dienen möchte. Damit find 
zurüde geftoßen alle Stände und Orden, die allein das 
bin gerichtet find, ihnen felbft und nicht andern zu hel⸗ 
fen, oder darum andern dienen und Gutes thun, daß fie 
davon wollen fromm werden. Wermaledeiet fey das 
"Geben, das ihm allein lebet und dienet. Wenn du Mas 
riom bier bhätteft gefraget, warum fie hingehe zu Eli: 
fabeth, hätte fie ungezweifelt gefaget: Nicht Darum, dag 
ih will fromm. werden; denn fie war vorhin fromm 
und voll aller Gitter Gottes; fondern darum, Daß ich 
meiner Muhmen Elifabeth dienen will, ihr helfen und fie 
tröften. . 
Da ſehen wir ein Erempel, daß, je höher Die Gabe 
it, je fehrer wir und herab werfen follen, uns demits 
thigen, und andern dienen. Darum ift das ein rechter 
Chrift, der federmann Dienet, wie Chriftus gethan bat, 
und der fich feiner Gaben, ihm von Gott gegeben, nicht 
ůberhebet, auch andere derohalben nicht verfchmähet. Es 
hätte Maria wohl mögen \agen: IH he \erueh quug, 


F [Lv 


— 413 


ich bin eine Mutter Gottes, und habe Gottes Sohn in 
meinem Leibe; ed wäre mir eine Schande, daß ich je⸗ 
mand dienete, es follte mir billig alle Welt dienen, ja . 
alle Eresturen fnliten auf mich fehen: ic, füllte auf ei⸗ 
nem Pulfter fißen, und eine Magd oder ferhfe um mich 
herhaben, die auf mich warteten, und dieneten mir. 
Aber das thut ſie nicht, ſie gehet dahin, und will an⸗ 
dern dienen. 
- Bir armen Madenſäcke, wenn wir kaum eines 
Hellers werth Güter von Gott haben, ſo blaſen wir 
uns auf, und wiſſen nicht, wie wir unſer ſollen warten 
laſſen; da muß uns jedermann dienen, und wir wollen 
niemand dienen. Darum iſt das eigentlich ein chriſtlich 
Weſen, andern dienen und helfen. Obgleich einer eines 
höhern und größern Standes iſt, denn die andern; ſo 
ſoll doch ſein Leben und Weſen allein dahin genöthiget ſeyn, 
daß er damit andern nützlich ſey; fo, daß je höher der Stand 
iſt, je ſehrer er dahin ſoll gerichtet ſeyn⸗ Daß es andern zu. 
Kup und Frommen fomme, und je tiefer. fich herunter 
laffe. Nicht, daß er den Stand von ſich werfe, oder 
ſich feined Amts entfeße, wo er allein gewiß ift, dag 
Diefer Stand Gott gefalle: fondern denfelbigen behalte, 
und fich gleihwohl alfo demuthigen, wie hier Maria 
tbut: ob fie wohl eine Mutter Gottes war, noch that 
fie den Stand nicht hinweg; ſondern eben mit der 
Frucht, mit dem Sohne Gottes, den fie im Leibe 
hatte, gehet fie hin und Ddienet ihrer Muhmen Elifabeth, 
Sehet, das ift gar ein "groß Erempel der Liebe, 
daß fich die, die aller Gnaden Gottes voll war, ja Gott 
felbft bei ihr hatte, fo folle hernieder. werfen, und alfo 
tief fih Demüthigen. Dem Erempel follen wir auch 
nadfolgen. Gott bat uns frei gemahet durch Jeſum 
Ehriftum, feinen Sohn, und uns errettet von Sünde, . 
Tod, Teufel, Hölle, und von allem Unglück, und uns: 
mit unansfpredhlihen Gnaden reichlih überfhuftet, fo, 
daß wir dem Geſetze nichts mehr ſchuldig find; die 
Sünde ift und vergeben, der Tod ift gefrefien, der Teus 
fel erwürget,, der Hüllen Rachen zugefperret, daß wir 
alled Unglü nun in unfrer Gtwalt haben, dazu Kinder 
Gottes find und Erben des ewigen Lebens. Am ler 


Reichthümer und Gnade willen wii Rott nichts meir 
von und haben, denn daß wir ımd nun auch affo gegen N 
unſerm Nächſten mit Dienft und Wohlthat "erzeigen, |: 
wie er ſich gegen und erziiget bat; Das ift fein Wille ſ 
and Wohlgefallen, davon wir ofi und viel mehr gefa- F} 
get haben. | E 

Lucas fchreibet ferner, daß Maria fey in dieſer Reife 1: 
süchtig geweſen, ohne Zweifel Daher gegangen als eine junge 
Frau, die neulich dad Zahr mit ihrem Manne Joſeph 
war zu Haufe geſeſſen, in allen Züchten und ehrbar⸗ 
Iihem Geberde. Welches der heilige Geift ſonder Zwer 
fel alſo hat fhreiben laffen, anzuzeigen, wie die Wer 
besperfonen auf der Gaffen und Straßen züchtig fen 
follen, und niemand Wergerniß geben mit ungüchtigen 
Geberden. Denn das tft der Weiber beftes Kleinod 
und Zierde, ein züchtiges Leben: und ehrbarliches Ges 
berde; wenn fie den Scha verlieren, fo ift es aus mit 
ihnen. Und wiewohl der Exangelift nicht mit Haren 
Worten ausdrüdet, daß jemand mit Marien über Land 
gangen ſey, fo ift es dod nicht unglaublich, Daß entwes 
der Joſeph, oder je eine Magd mit ihr. gangen if; 
denn ed wäre weiblicher Zucht ungemäß, alleine über 
Land zu reifen. Das fage ich alles darum, daß wir 
fehen, wie der heilige Geift immer damit anzeiget in der 
Schrift hin und wieder den ehrbaren und züdhrigen 
Wandel. der Heiligen, auch in dein äußerlichen Lehen; 
welche8 wider die tft, die da meinen, wenn fie Chriften 
worden find, dürfen fie nun frei dahin leben, ohne alle - 
Zucht und Ehrbarfeit; wie man jegt derfelbigen Gefeb 
len viel findet, die dem Evangelio und Worte Gottes 
merflihen Schaden und Abfall bringen. 

Allhie wäre es wohl vonnöthen, Daß man ad . 
fagte,; wie wir unfere Kinder fo übel jest. ziehen, daß 
es zu erbarmen tft, da ift Feine Ehre noch Zucht: Die 
Eltern laffen ihren Kindern den Willen, halten fie in 
feiner Furcht: die Mütter fehen nicht auf ihre Töchter, 
Iaffen ihnen alled nah), ftrafen fie nicht, lehren fte we 
der züchtig noch ehrbarlic chen. Daher kemmt's aud, 
Daß fo ungezogen und wid Volk unter und Deutfchen 
und Chriften ift, dergleihen man tom. in er Melt 


\ 





— 415 — 
ı 
findet. Das macht alles, dag wir in der Jugend nicht 
wohl werden auferzogen. Auf alle Dinge. iegen wir 
geößern Fleiß, denn alläne auf die Kinderzucht nicht. 
Da fehen Fürſten und Herren, Bürgermeifter und Obrigs 
feit nicht auf: denen gebühret.e8, ein äußerlich züch⸗ 
tiged. Regiment zu ordnen und anzuftellen; aber es feh⸗ 
let hinten und vorne: Gott der wolle es beſſern. Ich 
bafte, daß ſich Gott fo ungnädig gegen ung ftellet, ſey 
feine andere Urſach, denn daß Die Jugend fo verſäumet 
wird, und die Kinder nicht werden in Zucht und Chr: 
barfeit auferzogen ; denn wie man die Leute haben will, 
muß man ſie in der Jugend dazu ziehen. Daß die 
Chriſtenheit jeßt fo übel ftehet, Fommt alles daher, daß- 
fi) niemand der Jugend annimmt: und ſoll es wiederum 
in_einen guten Schwang fommen, fo muß ed wahrlid 
an den Findern angefangen feyn. Darum faget bier 
‚der heilige Geift nicht vergebens, Maria fey mit Züchten 
zu Elijabeth kommen. j 
Da nun Maria hinkommt zu ihrer. Muhme Eliſa⸗ 
beth, gefchiehet ein groß Wunder, nämlich, da Eliſa⸗ 
betb den Gruß Maris börete, hüpfete das Kindlein 
mit Freuden auf in ihrem Leibe, und „ward erfullet 
mit dem heiligen Geift, und erfannte, daß Maria eine ” 
Mutter Gottes wäre; welches gar ein fharf Erkenntniß 
wer. Allhie it und abgemalet, wie ed zugehen Muß, 
wenn wir fromm werden foller, nämlih, daß Der 
Glaube nicht aufgehen mag, denn durd den heiligen 
Geift, und daffelbige Doch nicht ohne das äußerliche 
Hort. Denn da Maria bier, weldhe in ihrem Reibe 
den Sohn Gottes hatte, mit ihrem Gruß an Eliſabeths 
Ohren ſtieße, und ihre Worte in Elifabetb Ohren ers 
Hungen, da entfpringet in ihr der Glaube, daß fie das 
- erfennet, welches feine Vernunft nimmermehr erkannt 
- : hätte. Alfo muß man vorhin dad Außerlihe Wort hö⸗ 
ren, und dafjelbige nicht verachten, wie etliche meinen, 
Denn Gott wird nit zu dir in dein Kämmerlein foms 
men, und mit Dir alleine reden. Es ift alfo befchlofs 
fen, das äußerlihe Wort muß geprediget werden, ud 
vorher geben; Darnah, wenn man dad Wurt in Ur 
Obren und zu Derzen gefoſſet hat, alötenn \p mut 


⁊ 






— 416 — 
der beilige Geiſt, ber rechte Schulmeifter, und giebt fi 
den Worte Kraft, Daß es befleibet. - 


geweſen, nach Gewohnheit der bebräifhen Sprade, F 
wie es eft in den Evangeliften angezogen wird: Friede 
fen mit dir! In welhem Gruß eigentlich das Evans 
gelium verfündiget wird, nämlid) Vergebung der Sünde, 
und Friede des Herzend. Wenn dad Wort einem vor 
. die Ohren fommt, ift anders ein fromm Herz da, und 
das da nad) Friede Dürftet, da gehet Der heilige Geiſt 
mit ein; der macht dieß Wort im Herzen Träftig,, md 
Iehret Chriftum recht erfennen; da muß denn zu Boden 
gehen alle menfhlihe Vernunft, Sinn, Wig und 
Verſtand. "Darum müffen wir dem Epangelin die Ehre 
geben, und ihm Ddiefen Preis laffen, daß es fey ein ! 
Mittel und Weg, und gleihwie eine Röhre, durd 
welche der heilige Geift einfleuft und in unfere Herzen 
fommt. Darum fpriht St. Paulus zun Galatern 3,2. 
daß fie den heil. Geift empfangen haben, nicht durd 
die Werfe des Geſetzes, fondern durd die Predigt des 
Glaubens. Und zun Römern 10, 17. ſchleußt er al: 
„Der Glaube fommt aus der Predigt, das Predigen 
aber durch das Wort Gottes.“ 
Aus dem folget,; daß die närrifh thun, fa, wider 
Gottes Ordnung und Einfegung, die dad äußerlice 
ort verachten und verwerfen, meinen, Der heilige 
Geift und der Glaube fol ohne Mittel zu ihnen kom⸗ 
‚men; dad wird noch lang nicht gefihehen. Geſchiehet 
es aber etlihen, fo ift ed was fonderliches; durch die 
gemeine Banf hin iſt's alfo, dag Gott feinen heiligen 
Geiſt ohne Das äufßerlihe Wort nicht geben.will. Das 
ber heißt auh St. Pauius Rom. 1,16. 1. Kor. 1, 24 
„das Evangelium eine Kraft Gottes, die da felig mas 
het alle, die daran glauben,“ da er ohne Zweifel von 
dem leiblichen, äußerlicen Worte redet. Wo das nicht 
zuvor geprediget wird, da vermuthe man fi nicht, 
daß der heilige Geiſt allda wire, oder irgend ein Glaube 
da fen. Gleichwie es mit der Sonnen zugehet, die hat 
zwo Arten an ihr, nämlich, den Schein und bie Hige, 
Wo nun der Schein vöer Slany hinakaet , Aa Luumat 


N 


— 7 ·— 


uch die Hitze bin; wo aber der Glanz nicht bingehet⸗ 
‚a bleibet die Hitze auch außen. Alſo gehet's hier mit 
em ‘äußerlihen Worte ‚und mit dem heil. Geift audy 


u. Der beilige Geift wirfet nirgend, wo, er nicht zus, 
vor durch das Wort, ald dırcd) eine Röhre, in das Herz 
ommt. Davon haben wir oft mehr gefaget und gefihrieben. 


Folget nun weiter in der Hiftorie, was für Worte 
kliſabeth gegen Maria gebrauchet bat, weldhe fie aus 
Eingebung des heiligen Geiſtes geredet hat, namlich, da 
je ſprach: 


‚Sebengdeiet fenft dir unter den Weibern, und gebenes _ 


Deiet fey die Frucht deines Reibed. Und woher kommt 
mir daß, daß die Mutter meines Herrn zu mir fommt 2 
Als follte fie jagen: Dergleihen Weiber, noch Frucht 

ſt Feine auf Erden kommen; denn von allen. Weiber 
nd von allen Früchten muß mus fagen , daß Die vers 
nalebeiet find. Allein du uno deine Frucht feyd gebes 
sedeiet. Das erfenne ich: denn die Frucht, die du 
wägeft, iſt nicht eine gemeine, ſchlechte Frucht; fo bifk 
du auch nicht eine gemeine, ſchlechte Mutter, denn du 
bift die Mutter meines Herrn. D wie groß demuͤthigeſt 


du Dich, daß dur zu ˖mir kommſt. Ich ſollte billig zu 


dir kommen, und dir nachlaufen, ja, ich ſollte dir die 


Füße und die Fußſtapfen deiner Füße küſſen, dep biſt 


'w:wobl werth; fo kommſt du her und willſk mie dienen. 


Da ſollen wir rechte Demuth lernen. Denn das 
t ein groß Ding bier, daß ſich Maris dieſer Worte 
nes läßt bewegen, laßt fid Die Ehre und den Preis 
icht kützeln, wird auch nicht aufgeblaſen, fondern' fallt 
abin, und will ihrer alten Muhmen dienen; Elifabeth 


irft ſich auch herunter, und bemithiget fich vor ihr. 
ya ſtehet ja ein fein recht chriſtlich Esempel; die Junge 


irft’8 auf die Alte, ‚die Alte..wieder auf die Zunge. 
tun, wo foll fie mit hin? Sie will die Ehre und den 
reis auch nicht behalten, no die Güter Gottes ihe 
sfchreiben; derohalben läuft. fle damit bin zu Gott, 


nd entblößet fih aller Güter, und zeucht ihre Seele 


adet aus, und träget alles frei und lauter auf Gott, 
nd finget ihm das Magnificat. Welcher Gefang alleine 


abin gehet, daß ein Menſch erlenne (ein — 
97 . 


Eutper’s Werte 16.85. 


— 418 — 


umd Richtigleit, und die Höhe des Herrn, day W 
Fülle feiner göttlihen Güter; nämlich, daß ein Menf 
wife, daß er nichts ſey, und Gott alle Diner fh 
von ſich nichts halte, und von Gott alles. Dad yı 
erkennen, ift der Natur ganz unmoͤglich; denn fie km 
nicht dahin kommen, Daß. fie gerne wollte nichts fen 
‚darum ft das ein hoch übernatürlich Ding, daß t 
Menſch feine Nichtigkeit erkenne, and die Fülle gift 
her Gnade. Das fehet ihr an allen Wenfchen; de 
es ift feiner fo gelehrt, Feiner fo heilig, Der du ger 
Sehe, dab man ihn ſchaͤnde und läftere , oder verfprt 
ihm fein Leben. Wir fehen auch, wie Die Leute } 
yeln und thun in Todeönöthen, daß fie alles ge 
Darum gäben, was Pr hätten, allein, daß fie leben 
blieben, ja, daß fle nur eine Stunde möchten lür 
leben. Es ift ja nicht in unfrer Natur, zunidte u 
den, es Tommt und zu faner an, cd verdreußt 
alten Adam, wenn er fol ein einiged Wort Tem 
DaB wider ihn iſt, gefchweige denn ‚Schande oder 
Tod willig zu leiden; ja, wenn ihm win Fuß 
kaum eine Behe dran wehe thut, fo tft er unlei 
und ungeduldig drüber. Darum, fo kann der Me 
das nicht von Grunde des Herzens ſagen, daß er ni 
ſey. Mit dem Maul fünnen wir wohl alle fagen, 
find Sünder, wir find ‚nichts; aber wenn es Gott 
fagen, und will und recht zunichte machen, da rim 
- und märgen wir und, und können's nicht leiden... D 
Halben fo iſt's vergebens, daß wir viel mit dem Mi 
fagen „ wir find nichtd, und Dod mit Dem Herzen ı 
Dazu verwilligen. 

So üt nun dad die Summe im Magreficat, 
find nichts, Gott ift alled, mächtig, barmberzig, fi 
fromm, gerecht, treue, und was nur Gutes mag 
faget werden; darsus denn‘ folget, olles, was 
haben, das haben wir von Gott, And ift alles 
Darum, wenn er fommt- md nimmt's von‘ uns him 
Dürfen wir nicht fauer fehen, oder derohalben zürı 
denn er nimmt das Seine, und nicht das Unfere. 
aber das Magnifitet son Wort gu Wort zu verft 
fen, babt ihr klaͤrlich genng in einem Inttetüten 2 


I 


0 — 


' außgedrüde. Wollen's jebt dabei laſſen bleiben, 
Gott um Gnade anrufen. 


‘ 





Am Tage Jacobi des Apoftels. 
Evang. Matthäi am 20, 20— 23. 


Diefer heilige Jacobus, deffen Feſt man heute bes 
yet, ift groß geachtet bei Gott, desgleichen auch Jo⸗ 
nes, fein Bruder, und Salome, ihrer beider Mutter, 
: unter dem Kreuz geftanden tft, da Chriftus litte. 
ın liefet man von St. Jacob nicht mehr, denn daß 
ı Herodes babe mit dem Schwert getödtet; ‚das ift 

alles, wie Lucas in den Gefchichten der Appftel 
veibet. Wie er aber in Hifpanien kommen tft, gen 
‚mpoftel, da die große Wallfahrt hin ift, da haben wir 
hts gewiſſes von. Etliche fagen, er lieget in Frank⸗ 
dh zu Tholoſa; aber fie find ihrer Sachen auch nicht 
wiß. Darum laffe man fie liegen, wie” fie. liegen, 
d laufe nicht dahin; denn man nicht wein, ob St. 
wcob, oder ein todter. Hund, nder ein todtes Roß da 
get. Und es geſchieht ihnen auch recht, die alfo bins 
fen. Denn dieweil man die guten, rechten Werfe, die 
ott gebeut, nadläßt, fo fallt mar dahin, und läuft 
St. Jacob, oder zu andern Woͤllfahrten, und ehe 
an gäbe oder hülfe einem armen Manne mit zehen 
ülden, ehe läuft man hin und verzehret vierzig oder 
ndert Gülden. Darum laß predigen, wer da will, 
6 Ablaß Ablaß ſeyn, laß reifen wer da will; bleibe dis 
ıheim und warte deiner Nahrung, verforge dein Hau, 
id hilf mit, demfelbigen Gelde, dad du alfo- unnügs 
h verzehreft, deinem Nächften, der es bedarf. | 

Aber Das ift nun das ärgfte, daß man das Herz 
if St. Jacob will feßen, und Chriftus fol daneben 
ngeben, und aus dem Mittel geworfen werden. Das 
it geſchiehet ©t. Jakob feine Ehre, ja, GoK itieut 
se große Unehre; denn er hat dos wicht —W 
DH auch nicht vonnöͤthen- Er ir wur en Br 

27 * 


— 








on HM vo 


der daB beftätiget,, und einen Mohlgefallen dariıms 
babe, daB er nicht geboten bat. Hat aber jemand mp>® 
Gelübde gethan, zu St. Jacob zu reifen, oder an uf 
dere Derter, der laffe es hinfahren: es ift ein Geh ſet 
wider deiner Seelen Geligfeit; denn Gott hat tip 
nen Gefallen in den Narrenwerken, nod in folder P' 
Gelübden: doch follft dir folhe deine närriſche, ungöttlo 
che Gelübde bereuen, und Gott um Gnade bitten, dak 
er dir folhe Unmiffenheit und Unglauben wolle verges Jt 
ben. Denn Gott will mit ihm nicht gehandelt haben mit 
Merken, fondern allein mit dem Glauben. 

Nun muß ih aber einen Block aud dem Wege fi 
ftoßen, ehe ic) zu dem Evangelio greife. Das Evans | 
gelium führen auch unfere Yeinde, und wollen's dahin 
ziehen, Daß fie und das Evangelium zufchließen, und 
fagen: Das Evangelium und Schrift fey finfter und 
Bunfel; derohalben foll man's liegen laſſen, und einen 
gemeinen Mann nicht laffen lefen, daß er nicht eine 
trrigen Verſtand heraus ziehe; fondern man foll ed als 
lein verfteben, wie es der Papft, Auguftinus, Hierony⸗ 
mus, Gregorius, Ambroſius und die heiligen Vaͤter 
audlegen. Alfo haben fte und ihren Geifer, Gift und 
Träume eingefchenfet, uns die Schrift unter die Banf 
geſchoben. 

Aber darauf ſollt ihr merken, wenn man euch fas 
get, die Schrift iſt finſter, und man müſſe der Vaͤter 
Sprüche haben, dieſelbige zu erleuchten, fo glaubet es 
nicht, ſondern kehret das Blatt um und ſaget: Der 
Vaͤter Sprüche find dunkel, und aller Menſchen Lehre 
iſt finſter, die bedürfen, daß ſie durch die Schrift ers 
leuchtet werden; der gebet auch allein das Licht, und 
ben Sprüchen der Väter die Finſterniß, und laſſet euch 
beileibe nicht beibringen ihren Gift. Denn alfo faget 
von ihnen Jeſaias 5, 20: „Wehe euch, die ihr heißet 
das Böſe gut, und finfter, Das da Licht ift, und ſauer, 
das da ſüße if.“ Alfo, die Schrift, die das Licht iſt, 
haben fie finfter genannt, und ihr Ding, das die Fin⸗ 
fterniß tft, das haben fie dad Licht genennet, damit fie 
alle 2Belt betrogen und werführet‘ haben. 
Alfe haben fie hier in diem Eaoufin su ye 


— da — 
Yan ‚und den Spruch gm Beltätigung ihres Geifers 
Rd Verführung genommen, da Chriftus fpriht: Das 
Then zu meiner Rechten und Linken ift nicht meiner 
aht, zu geben; fondern denen es bereitet ift von. 
keinem Vater. Siehe da, fprehen fie, wenn ein Kate 
Teſen Spruch handeln wollte, fo würde er bald in den 
Trrthum fallen, dag er meinete, Chriſtus ware nicht 
Bott, dieweil er faget, es fey nicht feiner Macht, -fols 
bed zu geben. Ei du grober Hempel, bift du doch 
röber denn ein Stock, willft du did den Spruch alfo 
art anfechten laſſen, gleich ald wäre allein diefer Ort, 
s er ein Menfchenwerf thut, oder wie ein Menfch res 
+, und der Spruch allein fpllte bewähren, daß. er 
ht. Gott wäre, und nicht viel mehr ‚andere Derter, 
rn und ber? ald, daß er von einer Jungfrauen gebos 
n iſt, und lieget der Jungfrayen in dem Schooß, und 
uget Milh. -Gleihwie nun dieſe Sprühe dein Ges 
iffen nicht irrig machen fünnen, und dahin bringen, 
iß du meineft, Chriftus fey nicht Gott; alfo mag es 
efer Spruch in dem heutigen Evangeliv auch nicht thun. 
Darım müßt ihr bier!das wohl merfen, Ehriftus 
ird und auf zweierlei Weiſe vorgehalten in ber Schrift, 
tenfh und Gott. Nun, die Schrift, wenn fle anzeis 
t, wie er geboren ſey, geſogen babe, der Mutter im _ 
m Schooß lieget, iſſet und trinfet, wandert, wird müs 
‚ und was Menfchenwerfe mehr find, da zeiget ſie an, 
ß er ein Menſch fey. An anderen Drten zeiget fie an, 
ß er Gott fey, ald fonderlih Joh. 10, 17. 18. da . 
fpriht: „Darum liebet mid mein Mater, Daß ich 
in Leben laffe, auf daß ich's wieder nehme; nies 
nd nimmt ed von mir, fondern ich felber laffe es 
in mir ſelber, ich babe ed Macht zu laflen, und habe, 
Macht wieder gu nehmen.“ Da redet er gewaltigs 
h als Gott. Denn die Schrift kann nicht an einem - 
rte zugleich anzeigen die Menfchheit Ehriftt und auch 
e Gottheit; darum muß fie an einem Ort von. der 
denſchheit, an dem andern von der Gottheit reden. 
18, wenn ih von Gt. Petro füge, fo kann ich von 
t. Paulo nicht fagen. Iſt der Spruch bier dunkel, 
» muß der viel Dunkler ſeyn im Luca, Da der Enanar: 


x 


ni | 5 


= MI — 










fift foget: Maria gebar ihrem erften Sohn, und. ber 
gleihen Sprüche viel hin und wieder, Die nad de 
Papiſten Verftand und Kopf viel dunkler anzufehen md, 
denn eben diejer. Darum an etlihen Orten , da ti 
Schrift faget, Chriftus fey geboren, habe gelitten, fe 
gefreuziget, und was der Menfchenwerfe und Handel 
mehr find, da ift niemand fo dumm , fo toll und tik 
richt, er weiß, daß ihn die Schrift allda ' für einen 
Menfhen anzeiget; denn Gott kann nicht leiden uud 
fterben. Item, wenn er die Gottheit anzeiget, nah 
thut Wunderzeihen, da ift niemand fo grob, er weih, 
daß er Gott ſey. Alfo auch bier redet er wie ein a 
Menfch, da er faget: Es iſt nicht meiner Macht, sl 
ſolches zu geben. | : 
Daß aber nun die Schrift dunkel ift, das follen 1° 
wir dem Papft danfen, der uns nit darinnen bet laſ⸗ 
fen lefen; wenn wir aber der Schrift wären angehan 
gen, fo wären wir deß wohl gewohnet, daß fie an er 
nem andern Drt von ihm redet, wie von einem Menſchen an 
dem andern, wie von Gott, fo wäre fie und wohl leidt. 
Miederum aber fprecht ihr, Daß der Väter Sprüche duns 
fel und finfter find, und man fommt viel leichter durd 
die Biblien, denn durch den Auguftinum oder durd ans 
dere Lehrer und Schreiber; noch haben fie gefaget, ber 
Väter Sprüche erläutern die Biblien; darum haben fie 
und vorgefihlagen des Papfted Decretal, das Schlamm 
-buch und des Teufeld Trug, das fol die Schrift au 
legen, in welchem doch Fein Spruch mit Dem anden 
ubereinftimmet. | 
Alfo haben ſie und umgeführet mit verworrenen un 
widerfpenfiigen Sprüchen und Lehren, damit haben fi 
und die Schrift zugethban, und ihren Geifer, Gift und 
Dunkelheit eingegeben, an Statt der heilfamen Lehre, ds} 
haben wir freffen müffen; fpeie aus, wer da fpeien kann! 
Darum, wenn fie fagen: die Väter, Auguftinus, Ams 
brofius, Hieronymus und andere haben die Schrift er 
leuchtet, da lügen fie an; denn fie haben fie nicht er 
leuchtet, fondern die Schrift mit ihrem eigenen Fichte 
klar gemadjet und einen Syruch zum andern gehalten, 
Daß einer den andern fein hei wat Ur geuniet hat. 


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— 423 — 


DWiſo iſt die Schrift ihr ſelbſt ein eigen Licht. Das Hit 
D en fein, wenn fih die Schrift felbft ausleget.. Darum 
ULaubet gicht des Papſtes Cügen, und haltet frei für finfter, 
Wwas nicht bewähret wird: mit flaren Sprüchen der Biblia, 
Alfo haben wir zuvor diefen Irrthum aus Dem 
Mege müffen thun; denn er faft tief eiugeriffen ift, Daß 
Die Schrift Dunkel fey, und müffe durch Menfchenlehre 
erleuchtet werden. Welches ein treffliher Irrthum ift 
and eine. Gottesläfterung, und heißet eigentlih den beis 
igen Geiſt zur Schule führen, oder ihn erft lehren res 
- ben. Daß uns aber Die Schrift dunkel dünfet, machet, 
daß wir nicht Achtung heben, wenn fie. von Chrifti Gott⸗ 
heit oder Menſchheit redet, und dag wir fie. auch nad 
unferm Kopfe wollen auslegen, das will ſich in feinem 
Wege veimen. Nun, das Evangelium hier xedet von 
Chriſto, ald von einem Menſchen, das. laßt uns wohl 
merken, fo. wird ed und in feinem Irrthum führen, Das 
vor: fi) die Papiſten närriſch fürdten. Wir wollen nun 
zu Den Hauptſtücken dieſes Evangelii greifen, und fie 
ein. wenig handeln. 
Die zwei Stüde habt ihr oft. gehöret, in allen 
Evangeliis gehandelt, nämlih, Glaube und. Fiebe; die 
find bier auch. Nun habt ihr davon aljo geFöret, da 
man. mit. dem Glauben gegen Gott handeln folle; mit 
der Liebe aber gegen unfern Nächſten. Deren fünnen 
soir zweierlei Weife dienen: erftlic mit. unfern Gütern, 
feiblihen und äußerlihen, daß wir ihnen geben, helfen, 
ratben „. und wie fie unfer gebrauchen können, daß wir 
ihnen beweit feyn. Und das ift das geringfte. Darnach 
follen ihnen auch. dienen unfere geiftlihen Güter, nämlich 
unſere Frömmigkeit: und Gerechtigkeit, fo, daß ich mid 
mit meiner &erechtigfeit berimter gebe, und laffe die 
einem Sünder dienen, ja. nehme mich derfelben feiner 
Sünden an, ald wären fie mein eigen, dere Die zu, 
helfe ihm davon, und bitte für ihn, ſtrafe ih, auf dag 
er der Sünden los werde, und Gerechtigkeit überfomme, 
wie ih. Da habe ich gefaget, daß eine Jungfrau einer 
Hure dienen müffe, ein fromm Weib einer Ehebrecherin, 
ein Gerechter einem Sünder und Ungerechten. Und das 
ift faft hoch, und die menfhlihe Vernunft kann es im 


5° 


— LAU — 
feinem Wege ergreifen. Denn das kann die Vernunft I 
richt laſſen, wenn fie irgend mit einer Gnade von Gott Ir 

- begabet ift, fie muß die Nafe ber einen ändern rumpfen, 1: : 
der fplhe Gnade nicht bat; wie wir ſehen, daß die ſt 
.Sünder vor den heiligen, geiftlihen Leuten ſo übel ftiy: “e 
Ten. Aber die Liebe Fehret das Spiel um, und nimmt fr 
ſich des Nächſten Eunde und Gebrehen an, als im 1a 
— hilft ihm und rettet ihn, und verachtet fie ndt 
fo balde. 

Das fehen wir fein in diefem Evangelio. De tritt 
hinzu das fromme Weib Ealome, die Mutter Jacobi 
und Johannis, und treibet ein grob Affenfpiei, und 
läßt fih die zwmeen Gühne überreden, die alfo meineten: 
Ei fie it feine Muhme oder Befreundin , und wir find 
feine Vettern, er wird uns gewißlich erhören. Sa, bald 
thut er's. Er fähret‘zu und firafet fie. um foldye- ihre 
Thorheit, wirft fie aber nicht weg, ftöft fie aber nidt 
von ſich; de ungeftraft läßt er fie nicht. Darnach mas 
chen ſich die andern zehen auf jener Seite auch unluftig, 
and werten über dieje zween unmwillig, wie nad) diefem 
Evangelio Dafelbit bald folget. Denen begegnet der Herr 
auch, frafet fie, und gehet Doch fein lieblich mit ihnen 
um, und verwirft fie nicht; gleichwie eine Mutter that, 
wenn fih dad Kind unrein machet, fo wäſchet fie bie 
Windeln wieder, erzeiget ihr mütterlih Herz, and wirft 
das Kind nicht hinweg. Alſo erzeiget fi auch Chriſtus 
hier gegen den Jüngern, da fie Doch grob ftrauchelten. 
Denn ihr fehet bier ein ſolch grob menſchlich Ding in 
den Apofteln, daß nicht grober fünnte ſeyn. Diefe wol 
Ion beffartig und hoch feyn; die andern find. zornig, uns 
Iuftig und unmillig. 

Kun hat fie Chriftus chne Zweifel alfo laffen ans 
Saufen, und fo grob ftraucheln, daß er in ihnen wirkte 
Bas Werk der Liebe, und zu einem Erempel, daß mir 
fpüren und erfennen möchten fein. väterlihed und müts 
terliches Herz und Liebe, die er gegen und traget; und 

- Daß er und anfrichte, Daß wir an ihm bangen und glaus 
ben, und wiſſen, was wir von ihm haben follen. Denn 
Das iſt die Natur des Glaubens, daß er fi vermiffet 
auf Gottes Gnade, und Ihdpiet Einen guten Kick und 






— 425 —. 


Zuverſicht gegen ihm, und denket ohne Zweifel, Gott 
Sird ihn anſehen und nicht verlaſſen; denn ber rechte 
Slaube zweifelt nicht am guten, gnädigen Willen Gottes. 
Siehe, ein folder guter Wahn oder freie Vermuthung 
zu Gott, oder wie du es immer nennen willt, das 
heißt ein chriſtlicher Glaube und gut Gewiſſen in der 
Schrift; Der Glaube fordert nicht Kundſchaft, Wiſſen⸗ 
beit oder‘ Sicherheit, ſondern frei‘ ergeben und fröhlich 
wagen auf Gottes unempfundene, unverfüchte und un 
erfannte Güte. Go gar. ergiebet, ewiget und erſchwin⸗ 
get fich ihnen die hochberühmte und ausdgerufte Güte, 
die freundliche Zuverfiht zu Gott, daß er ſo mütterz 
lich mit uns umgehet. Denn er Hält und, daß wir nicht 
verderben. Sonſt, wenn man Chriftum anfehen will 
wie einen geftrengen Richter, fo kann man nicht- beftehen; 
wenn man ihn aber‘ faffet, wie er bier wird befchrichen, 
als einen gnädigen Heiland, wie er fo lieblich und freund» 
lich Hier mit den Jüngern umgehet, fie ftrafet und’ Doc) 
nicht veriwirft, das erhält und tröftet in allerlei Ans 
fechtung. Und das ift das befte und vornehmfte Stüd, 
das wir. an Chrifto haben. | 

Weiter muß man” Chriftum faffen auch zu einem 
Erempel, daß wir und auch zu unferm Nächſten alfo 
halten, wie ſich Chriſtus zu und halt. Er hätte hier die 
Jünger wohl hinweg fünnen werfen, da fle fo grob waren, 
und: hätte wohl fagen können: Et, ich bin fromm, ihr 
feyd Buben, hebt euh von mir. Aber' er hat ſich der 
Gewalt enthalten, und Rechtes geäußert, nimmt fie 
fein freundlih auf, und hat mit ihnen Geduld, ob fie 
gleich etwas grobes ſtraucheln, hofſet ter Beſſerung, 
wie denn die Liebe pfleget. Alſo ſollen wir uns auch 
ſtellen zu unſerm Nächſten, und gegen unfere Feinde 
freundlich und glimpflic halten. Denn ed fann feiner 
ticht bald aus der Welt laufen, er wird heute einen, 
morgen den andern fallen ſehen. Da erzeige er fid- 
freundlidh:, und decke das zu mit feiner Gerechtigkeit, 
wie ich neulich geſaget habe. 

Kun, ihre habt vormals oft gehöret, daß, gleich⸗ 
wie zweierlei Regiment find, als geiftlih und weltlich; 
alje find auch zweierlei Sünde, als heinlicdge und Afeuie 


—* 426 — 


liche. Dos geiſtliche Regiment regieret mit dem Wort 
and mit der Schrift, wie h'er Chriſtus thut; die fh 
aber mit dem Wort nicht fuhren wollen laſſen, da die 
net denn bin das weltliche Schwert, weldes darum 
eingefeßt und von Gott verordnet .ift, daß man bamit 
den Böfen wehre, Röm. 13, 4. auf daß, fo. mar 
gleih dem Herzen nicht wehren kann, daß man dad 
allein die Hände enthalte. Won den beimlihen Sünden 
. aber folt ihr merken: fo du ſieheſt eine Sünde, die 
da heimlich gefchiehet, fo ſchweig und dede Rod und 
Mantel darauf; brihft du ed aber auf, fo fälle du 
Gott in fein Gericht: denn du offenbareft dad, das 
Gott allein weiß. Aber das follft du thun, dir folk 
ihn weidlich ſtrafen und fchelten, aber nicht verwerfen 
noch verachten. Sünde fol man nit geftatten, und 
dennoch Barmherzigkeit üben, (dean wir ſind alle aus 
dem Teige gebaden. da Hureg und Buben auf find). 
Denn’ wenn wir fteben, das ift allein Gnade, font 
ftehet unfere Frömmigkeit auf einem Strohhalm, und 
fällt bald hin. Darum, was geſchiehet, das nicht 





öffentlich ift, das decke; und nicht, als etliche. thun, die 


da wollen erzeigen, wie fromm fie find, wenn fie nur 
wohl ftinfen können über. die Sünder, und derfelbigen 
Sünde umher fpielen tragen, von einem Haufe. zu dem 
andern; wie die Kinder mit den Tocken umher fpielen 
geben. Welches Lafter jest fat gemein iſt, beide, unter 
Männern und Frauen. 

Das ift nun gefagt von den heimlichen Sünden, 
Wenn ed aber üffentlih iſt, und du haft ed. nicht auf 
gebrochen, fo erzeige auch da die Liebe, warge und 
ftrafe, und bringe ed wieder zurehte, und hilf, womit 
der Fannft, daß ee der Sünde und der Schande los 
werde. Sp er aber fih nicht beffern wollte, da gebis 
ret nicht mehr fürder zu ſchweigen nod zu fchonen, da 
muß man eine andere Weife gebraushen: darnach das 
Laſter ift, darnach muß man ed dämpfen; ed möchte 
alfo feyn, daß man es auch wit. dem Schwerte auss 
wurzeln müßte. So er fi aber ftrafen läßt, fo fey 
gnädig und freundlih,, wie bier Chriſtus den Apofteln 


thut. Gott will Barmbergiateit hoben, her die Sünde 


A 


mr. 


au ftärfen, will er in feinem Wege baden. Darum, 
erftlicd in beimlihen Sünden, da dede zu, und handele 
alfo, wie Gott zwifhen ihn und dir allein handelt. 
So es aber öffentlich, iſt, fo decke oder hilf wieder auf 
einmal odes zwei; wo aber feine Beſſerung da iſt, da 
laß mit dem Schwerte wehren, wem e8, befohlen ift. 
Du aber bitte für t&s, daß doch fein Geiſt errettet- 
werde, ob du ja dem Leibe nicht helfen kannſt. Das 
ſey fürzlih von dieſem Evangelio, wollen's jegt dabei 
bleiben laffen, und Gottes Gnade anrufen, daß wir ei⸗ 
nen rechten. Glauben gegen ihn, und. eine wahre Liebe 
gegen unfere Nächften erlangen. 


1 





Am Tage Annaͤ. 
Evang. Matthät am 1, L— 17. 


Dieweil Adam, unfer erfter Vater, höchlich ges 
fallen, des Todes allezeit ſammt allen feinen Kindern 
mußte gewarten, beide, des Leibes und der Seele, ward 
ihm dennoch, wiewohl dDunfel, verfprocken, daß er und 
feine Nachkommen follten von. dieſem Falle errettet wer⸗ 
den, in den Worten, die Gott zu der Schlange: fagte 
1. Mof. 3, 15: „Ich will Keindfchaft fegen zwifchen bie 
und dem Weibe, und zwifchen deinem Saamen und 
ihrem. Saamen derſelbe fol dir den Kopf zertreten.‘ 
Aus diefen Worten empfieng Adam. einen Traft, daß 
noch ein Weib follte geboren werden, aus welches 
Frucht folhe Lift und. Verführung der Schlange follte 
berwieder gebracht, und er mit feinen Kindern erlöfet 
werden. Der Troſt erhielte Adam ſammt feinen: Kınz 
dern bis auf Noah, da ward alsdenn die Zufagung 
verneuet, da Gott einen Bund machte ‚mit allen Rina . 
dern Noah, und febte den Regenbogen zum Zeichen 
des Bundes, 1.Mof, 9, 13. damit dem menſchlichen 
Geſchlecht eine Zuverfiht gegeben würde, daß und Gott 
noch günſtig wäre, und wollte und unverdorben haben; . 


dadurch abermal die Menfchheit erhalten wurde bis auf. 
Abraham. | 


W 


— 428 — 


Zu Abrahams Zeiten läͤuterte Gott feine Barm⸗ 
herzigkeit, und gab zu verfiehen. er wollte. einen Hei: 
land fenten, der und wieder. erlöfete vom Tode, beide, 
des Leibed und der Eeele; obgleich der Leib ftürbe, 
dennod nicht im Tode bliebe, ſondern mit dem Herrn 
Chriſto wiederum auferſtünde, wie St. Paulus ſaget 


Röm. 6, 4. Die Worte, fo Gett zu Abraham ſagte, 


lauten alſor „In deinem Saamen ſollen alle. Völler 


auf Erden geſegnet werten,“ 1. Moſ⸗- 22, 18. daher 


hatten wir armen Menjhen Urfach zu hoffen und zu 
gewarten des Heilandes, der und herwieder bradıte. 


Und von derfelben Zeit an haben alle Propheten mans ' 


nigfaltig gemeiffaget von dem überaus gnadenreichen 
Brunn aller Barmherzigkeit , von diefem Saamen, von 
dem Herrn Chriſto, wie er endlih follte geboren wers 
den; auf daß alle, fo in ihn glaubeten, Durch folde 
unwanfelbare Zufage felig würden: und fo allein der 
Menſch die Augen aufthäte, müßte er befennen und 
fügen, ed wäre hier mit und ein unerhört, unglaublid 
. Ding geſchehen, daß der Menſch, fo verdammet, vers 
maledeict und verdorben , follte durch Die Geburt eineß 
Menſchen berwieder gebradyt werden. Daher auch die 
lieben Propheten fo. begierig und mit unausfprechlichen 
Seufzen gefhrien haben, daß Gott wollte fenden ben 
Heiland, den er hätte verjprocden. 

Sn folhem. Glauben Abrahamd haben nachmals die 
Kinder Iſrael erlanget das Geſetz und die Ehre vor 
andern Völkern, daß ſie das auserwählte Volk geheißen 
ſeyn; durch welche Zuſagung, ſo Moſes aufgerichtet 
bat, jo klärlich figuriret und bedeutet iſt der Geſalbte, 
ben Das heutige Evangelium abmalet, wer er fey, und 
woher er fommen tft, und find durch den bemeldten 
Glauben alle felig werden, von Abrahant bie auf David, 
"fo viel ihr felig worden find. I: 

Ju Davids Zeiten bat Gott aber Flärer anzeigen 
Ioffen die Zufunft Meſſia, daß man gewiß wußte, aus 
welchem Geſchlecht er eigentlid) fommen folite, nämlich 
. au8 Davids Geflecht, ald da Gott forady zu David: 
„Wenn beine „Zeit bin tft, daß Du mit deinen Wätern 
Schlafen liegeſt, will ic Deinen Saamen wi in url 


\ 


— 129 — | 


Sen , der von deinem Leibe fommen fol, dem will ih 
fin Reich fertigen, der foll meinem Namen ein Haus 
auen, und ich will den Stuhl feined Königreichs fertigen | 
ewiglich: Sch will fein Water feyn, und er foll mein 
Sohn ſeyn,“ 2. Sam. 7, 12. 13. 14. Und noch klärer 
im 132. Pf. v. 11: „Der Herr bat David treulid) ges 
fhworen, davon wird er fich nicht wenden: Ich will dir 
auf deinen Stuhl ſetzen die Frucht deines Leibes.“ 
Hiemit wird Chrifius befhrieben, daß er ein König 
feyn fo, und ein emiger König, wie im 45. 9. 7.. 
son ihm ftehet: „Gott, dein Stuhl bleibet immer und 
ewiglich, das Zepter deines Reichs tft ein gerades Zep⸗ 
ter.“ Er foll aber ein geitiliher König feyn, der 
duch das Wort die Erde regiere. Und welcher fen 
Wort annimmt, der gehüret in fein Reih; wer aber 
unter diefem Zepter nicht ift, und fein Wort nicht hp⸗ 
tet, der ift nicht aus Gott, gehöret auch in das Neid) 
nicht, fondern er muß den Satan zum Könige haben, ' 
unter deß Gewalt wir alle find, fo lange und der 
Herr davon nicht errettet und, ſchützet Durch feinen 
Zepter; weldhes denn gefchiehet, fo wir in ihn glauben. 
Dieweil denn unfer Heil lauter aus der Zufage 
Gottes fleußt, fo muß fih ein jeglicher friſch erwegen, 
daß er nimmermehr Heil erlangen möge aurerhalb dieſer 
Zufage; ob wir gleich aller Heiligen Werf thäten, fo 
hilft es nichts; wiederum aber, fo wir ergreifen dieſes 
Königed Zepter, Gotted Jufagungen, mögen wir nicht 
verloren werden: nbgleih der ganzen Welt Sünden auf 
uns lägen, fo muß alles in ihm verfchlungen werden: 
nbgleich fein gut Werf von und gefhähe, müffen wir 
Dennoch felig werden; wie wir im Schächer feben, der. 
bei dem Herrn am Kreuze hieng, der ergriff Gottes 
Port und glaubete an Chriftum, darıım erlangte er 
auch das verfprochene Paradies, Luc. 23, 42. 43. Alfo 
mögen wir auch nicht gefähret werden: ſo wir allein 
glauben, es fey alfo, fo iſt es gewiß alfo, hintan ges 
feget alles, was und Menfchen gelehret, oder wir gethan ' 
haben, oder thun Fünnen, Hier muß ed alled unterges 
ben, in der Zufunft diefed neuen Königed, auf daß er 
allein in und regiere in feinem Reid, Das tt ir ungen 


u 1 Ze 


du bift mir ärgerlich; denn dis meineſt nicht, was 
lich, fondern was menſchlich it.“ Matth. 16, 22. 
Hier iſt klar, daß menſchliche Vernunft ſtracke 
der Gottes Willen ſtrebet. Gott will, dag wir di 
Kreuz und Verfolgung follen zur Herrlichkeit kom 
ſo ficht das Fleiſch dawider, betrübet fi über den 
den. Die aber Gottes Geiſt haben, die freuen ſich, 
ſie um Gottes willen leiden ſollen, wie von den 
ſteln geſchrieben ſtehet: -;Sie giengen fröhlich,“ f 
Lucas Apgeſch. 5, 41. „von des Raths Angefichte 
Tie'” würdig waren gemwefen, um feiried Namens ı 
Schnach zu leiden.“ 000 
“Darum fpriht Jacobus in feiner Epiftel c. ' 
3. 4: „Meine lieben Brüder, achtet es eitel Fr 
„wenn ihr in imanderlei Verſuchung fallet; und 
Dad, daß euer bewährter Glaube Geduld wirket 
Bedild aber "Läffet ein vollfommen Werk baben 
Daß ihr ſeyd vollfonimen und ‚gang, und -feinen 
habet.“ DO wie body vonnöthen it Die Geduld 
Chriftenmenfhen, fo, daß wir unjere Seelen -mi 
duld follen faſſen, wie Ehriftus im Luca c. 21 
ſpricht, ſonſt werden wir fie ewig verlieren. 7 
müffen wir in ein neu Leben treten, und nicht alı 
fluchen und unwillig ſeyn, wenn und irgend eu 
glüd überfället, fondern allezeit unfer Herz zu 
erheben, und Teinen Willen geduldig leiden, “er 
nnd wohl davon erlöfen zu ‚feiner Zeit, wenn 
gefället; und allezeit gedenken daß er's väterlid 
wohl meinet, wenn er und Verfolgung, Angſt, B 
niß und Widermöärtigfeit zuſchicket, wie die Epifte 
Hebräern faget c. 12, 5—'8: „Ihr habt vergeffe 
Troſts, der zu end redet als gu den Kindern:, 
"Sohn, achte nicht .geringe die Züchtigung Des $ 
und laß nicht ab, wenn du von ihm gefkrafet wi 
‚Denn, welden.der Herr lieb hat, den züchtiget ı 
geißelt aber einen jeglichen Sohn, den er aufn 
So ihr die Züchtigung erduldet,, fa erbeut fi 
Gott ald den Kindern. Wo Ü aber ein Sohn, 
der Vater nicht züchtiget? Seyd ihr aber ohne 
Eigung, welcher fe Ur Ad, taeligoitig, weten, ( 


— 


. 
[2 


ee, st — 


Veſtarte, und nicht Kinder.“ Sehe uns Gn feine 
etliche Gnade, daß wir die zwei und vierzig Staffeln 
hlich überwandern, und mit dem Herrn Chyiſto ges 
ven werden in’ein neued Leben, Amen. 

Bon St Annä Feler ' 

u follte au von St. Unna fagen, der eier 

an heute begehet; ſo finde ich keinen Buchſtaben in der 
chrift von ihr; 'Ich glaube, daß: Gott dieß darum 
t laſſen unbeſchrieben, dag wir nicht neue HVeilſtätte 
chen, wie wir jetzt thuͤn, laufen hin und her, und 
elieren damit den rechten Heiland, Jeſum Chriftum. 
jr ließet's zwar heute wohl. ungefelert, und wartetet 
er Arbeit- daheim ;- aber-der Teufek hat und fo gar ges 
endet, daß. wir mit höchſtem Fleiß thun, das wir 
dichtet haben, aber Gottes Satzung und Gebot laffen 
ie anfteben; wie fromm wir werden,. ſehen wir vor 
ugen. Wir feynd zu diefen letzten Zeiten in den Jam⸗ 
er fommen, daß wir auch unfere Hölle, Tod und 
erderben nicht Pennen mögen. Helfe und Gott aus 
m Spiel, daß wir doch dem Evangelio anhangen, und 
ffen ſolch Gefpenft: und Affenfpiel anftehen. Hüte fi 
er da fann, idy will männiglich hiemit gewarnet haben. 
zill man. die lieben Heiligen ehren, man kann wohl eine 
dere Weife finden, Daß Gott fammt ihnen geehret wird, 
ie ich. an andern Drten genug Davon gefaget und 
schrieben. habe. Dabei wollen wir’ jegt laffen bleiben, 





Am. Tage der Himmelfahrt, Mariä. 
Evang... Luc. am. 10,.38.— 42.. 


Man begehet heute‘ das Feſt unfer lieben Frauen, 
er Mutter Gottes, wie fie: ift geftorben und von bins 
en gefahren;. wie fic) abker dieß Eoangelium Darauf 
:imet, das ſiehet ein jegliher wohl, Darum kann 
an and. diefem: Evangelio nicht haben, wie Maria im 
yimmel fey; und es tt auch: nicht vonnöthen,, ob wird 
leich nicht alles ausfchärfen können, wie ed mit den 
yeiligen augee im Himmel; es tk aus. —8* I 


q 


— 448 — 






Gott leben; wie Chriſtus im. Matthäd 22, 32. ſchleuſtJ 

aus dieſem Spruch im andern Buch Moſis 3, 6. da 
Sott zu Mofe ſprach: „Ich bin der Gott deines Ba 
ters, der Gott Abraham, der Gott Iſack, und der 
Gott Jacob;“ dag Gott nicht der Todten Gott fer, 
fondern der Lebentigen. 

Darum follen und die Sprüche gnugſam ſeyn, daf 
wir wiffen, daß fie leben; wie aber Das zugehe, das 
follen wir nicht ausecken, dieweil es“ uns nicht vonnö—⸗ 
then iſt, auch zu erforjchen nicht befohlen; denn unjere 
Dernunft ift zu fhwad dazu, wiewohl fich die heben 

teifter unterftanden haben und doch nichts erlanget, 
Denn e8 ift Breierlei Leben: Erftlih, ein Kind, das in 
der Wiegen lieget, Tas lebet in Gott, wiemohl ed 
wenig Davon empfindet. Zum andern, wenn wir fchla 
fen, fo leben wir auch, und wiffen nit wie. . Zum 
‚dritten, Daß wir gewiß wien und fühlen, daß wir 
leben, und wiffen Doch aud nicht wie, . 

Dieweil nun Gott hier auf Erden in dem engen 
Kerker (das da kaum ein halb Leben ift,) mit uns hans 
delt, daß wir nicht empfinden, wie wir leben; viel⸗ 
‚mehr kann er's thun dort im Himmel, da es weit und 
breit it, und da das rechte Leben tft: alfo, daß wir 
sicht fünnen ein gewiß Ziel fteden und Negel fegen, 
Daß wir mögen wiffen, wie vie lieben Heiligen dert 
leben; dieweil die wahnfinnigen und tollen Menſchen 
auc leben, und wiffen niht wie. Darum, fo ift es 
gnug, daß wir willen, Daß fie leben; wie Das aber 
zugehe, das iſt und nicht vonnöthen zu willen. Und 

. das- habe ich darum gefaget, daß unſer Glaube allezeit 
auf dem Gewiffen ftehe, und machen und feine Artifel 
des Glaubens, Davon wir nicht gründlihe Schrift he 
ben; fonft fommen von Tag zu Tag neue Artikel des 
Glaubens auf. Derohalben machet einen großen Unter: 

. fheid unter den Dingen, die Da nöthig find zu glaus 
ben, und die nicht nöthig find; haltet euch aklezeit an - 
das, das die Schrift Flar anzeiget; denn, was die Schrift 
sicht klax ſchleußt, da iſt nicht aufzubauen, Dieweil 

/ denn hier die Schrift Elor faget, dag Abraham , "Saat, 
‚Sacob, und ale Gläubigen Irben, Darum N Ch nit 


Te, AG — 


daß ihr'd glaubet, daß die Mutter Gottes lebe; wie 
aber das zugehe, das befehle man dem lieben Gott. 
Das fey genug vom Fefte, und wollen etwas von dem 
Evangelio fagen. U i 
Aufs erſte wollen wir faſſen das Evangelium auf 
das allereinfältigſte hin, nach der Hiſtoͤrie und Geſchicht; 
denn das tft auch die größte Kunſt, im einfältigen 
Verſtande bleiben. Die Hiftorie ift die, daß Ehriftus 
gebet in einen Flecken; und wiewohl viel Leute darins 
nen find, fo nimmt ihn doc, niemand auf, denn allein 
Martha. Nun hatte Martha eine Schweſter, mit 
Damen Maria; dieſe zwo Schweftern hatten zertheilte 
Werke. Martha gehet bin und machet Effen, holet 
Waſſer, wäfchet die Schuffeln, und thut, was im 
Haufe zu thun iſt, und wie dad Evangelium faget, hat 
fie ihr viel zu fchaffen gemacht, dem Herrn zu dienen, 
Ehriftus.aber figet da, und hat ein ander Werf vor, 
prediget, und bat Mariam unter den Füßen, Das ift, 
zu einer Zahörerin, die wird nicht eines gewahr, was 
Martha thut. Da fahret auch Martha zu, dieweil fte 
fiehet, daß fie allein mit Arbeit und Mühe beladen iſt, 
und niemand hat, der ihr Dandreihung thut; dazu ihre 
eigene Schweſter ſitzet allda müflig: redet den Herrn 
en, und bittet, er wolle ihr Mariam helfen laffen, 
meinet alſo, fie hab es wohl ausgerichtet. ber 
Ehriftus flehet ihre gute Meinung bier nicht an, fons 
dern ftraft fie etlichermaffen,,. daß fie alfo forget und 
ſich befümmert,; und faget, Maria habe das gute und 
nöthigfte Theil erwählet, namlih, das Wort Gottes 
und das Evangelium zu hören. Das tft die Hiftprie, 
Die Evangelium lehret und einen Unterfcheid zu 
mechen unter. ten Dingen, die den Bauch antreffen, - 
und unter den Dingen, die die Geele antreffen. Hier 
fehet ihr, daß Chriſtus, wiewohl er gleich hungerig ift, 
noch ift er fo begierig auf der Seelen Geligfeit, daß 
er auch vergiffet der Speife, und prediget allein der 
Marien; und tft alfo forgfältig bei dem Wort, daß er 
auch Martham ftrafet um der Arbeit millen, mit der 
fie fi) bemühet und befunimert,, fo, Daß fle auch das 
Evongelium nachlaͤſſet. Darum er zu ihr eriht: „Mars 


-_ 


wor 440. ‘ 


tha, Martha, du forgeft und befümmerft bic mit viel 
Dingen; nur Eind ift noth.“ Als wollte er fagen: 
Martha, du haft: viel Sorge; ich babe aber bisher ges 
pretiget dad Evangelium, wie man nicht forgen fol: 
arbeiten fol man wohl, aber nit forgen. Und fon 
derlich fol man die Sorge fahren laffen, wenn dad 
. Wort bergehet, da foll man das Gefchäfte und Arbeit 
auch nachlaſſen; ja, nicht allein die Arbeit, fondern auf 
Weib und Kind, Vater und Mutter, Feind und Freund, 
Ehr und But verlaffen,, und allein dem Worte anhan⸗ 
gen. Da fehet ihr bier, daß Martha, wiewojl fie ein 
frommes Kind gewefen ift, und. hat's auch gut: gemels 
net, Denngh um ihren Dienft geftrafet wird, und der 
Herr tadelt beide, ihre gute Meinung, dazu auch das 
Be ’ | 
Dabei ihr merfen follt, daß unfere gute Meinung, 
wir wenden fie vor, wie wir wollen, fo ift fie falih; 
denn Martha bätte bier auch wohl mögen fogen: Ei, 
ich habe mich alfo gemühet, habe gelaufen. gewaſchen, 
und Eſſen zugerichtet, noch foll meine gute Meinung 
nichts ſeyn? Darum, man fihlage die Meinung ‚vor, 
wie man wolle, fo gilt ed doch nichts vor Gott. Denn 
alſo faget Gott im fünften Buch Moſis 12, 8: „Du 
ſollſt nicht thun, was dic gut dünket.“ Denn ihr fehet, 
daß hier Marthä Meinung gefirafet wird, die Doch am 
beften war; Doc firafet er vielmehr ihre Sorge, denn 
ihre Arbeit. Er ftrafet fie aber fein freundlich, ünd 
wirft fie nicht hinweg; und dieß iſt ft Das befte in 
diefem Evangelio. Denn. e8 malet und Chriftum alfo 
ab, daß er ein feiner, gelinder, freundlcher Mann fen, 
der da fein gelinde mit und uͤmgehe, ob wir, gleid 
zuzeiten ftraucheln, und nicht thun, was da redt if, 
daß er und dennoch folhes wohl zu cat: halten fann, 
Ein ſolch Bild zeiget uns die C hrift allenthalben 

an in Chriſto, zu dem man fich das allerbefte verſehen 
fol: dem ein ſolch Bild muß das Lerz haben, daraus 
es den Glauben fhöpfen könnte, wie ihr bier fehet. 
tartha hatte ohne Zweifel gejimdiget, dag fie forgete, 
und dazu die’ Schweiter hindern wollte von dem rechten 
guten Werke; noch ſtroſete Te Chritud on kn qulüne 






* 


— 4353 53— 
em Glauben aleichformig erfunden werten, and Ben 
Segen ; fo ihm verfprochen iſt, erlangen; alddenn mö⸗ 
en wir deſto fröhliher von einem Patriarchen zum 
ndern ziehen, das ift, immer eine Trübſal nach der 
ndern hinüber laſſen, ſo lange bis wir abgefordert wer⸗ 
en von dieſer Reiſe in unſere Ruhe. Denn der Menſch 
muß fo lange geängftiget werden, und fo oft feinen Wil⸗ 
en verfagen, daß er zuletzt mürbe wird‘, und fein 
leifch alfo überwinden, daß es Dem Geiſte unterthar 
serde, umd gehe gerne,im Willen und Gehorfam Gottes, 


Darum nehme ed ihm nur niemand vor, daß er 
it geruhigem Leben und guten Tagen wolle gen Him⸗ 
tel Fommen, wie Chriſtus im Luca 18, 24, 25. faget: 
Wie ſchwerlich werden die Reichen in das Reich Got⸗ 

3 fommen! Es ift leichter, dag ein Kameel gehe dur 
n Nadelohre, denn Daß ein Reicher in das Reich Got⸗ 
38 komme.“ Und in. den Gefchichten der Apoftel14, 22. 
hret St. Paulus, „daß wir dur viel Trübſal müffen 
ı das Reich Gottes gehen.“ Im Luca 16. 25. ſpricht 
lbraham zum reichen Mont: ‚„Gedenfe Sohn, daß du 
zutes empfangen haft in deisiem Reben, und Lazarus 
agegen bat Boͤſes empfangen: nun aber wird er getrös. 
et und du wirft gepeiniget.“ Alſo hat auch Chriſtus 
uͤſſen leiden, und durchs Kreuz im die Herrlichreit ein⸗ 
hei. Und St. Paulus. faget 2. Tim. 3, 12: „Alle, 
€ gottfelig leben wollen in Ehrifto Sefn, müffen Vers _ 
lguns leiden.“ Hieraus müſſen wir nun lernen, daß 
alles Gift iſt, was dem Leibe wohlgefället; darum 
get St. Paulus zun Römern 8, 13: „Wo ihr nach 
m Fleiſch lebet, fo werdet ihr fterben müffen; wo ihr 
ver durch den Geiſt des Fleiſches Gefhäfte tödtet, fo. 
erdet ihr leben.“ Der Geiſt, der von Gott kommt, 
begierig zu leiden, aber das Fleiſch iſt dawider. 
as beweiſet Chriſtus: da er zu ſeinen Jüngern ſagte, 
ie er müßte gen Jeruſalem gehen, und viel leiden von 
n Juden, und getödtet werden, führete ihn Petrus 
lein, und ſprach zu ihm: „Herr, Thnnenein KR, SC 
derfahre dir mit nihten. Aber Cyriſtas wandte AN 
⸗ uud ſprach zu Yern : ri ‚Sebe dis Sri, ESS TO 
RS * 


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⸗ 


-— — AM2 — 


Alſo müfen alle unfere Werke verworfen fen; 
denn fle find alle tadelih: und ob mir's gleich mein 
Gewiffen nichf faget, dag all mein Leben und Ihm 
vergeblih und verwerflih fen, fü thut es doc Gott 
Durch andere Leute; das foll ih nun freundlich aufneh 
men. Denn Gott flrafet und darum, daß er unfere 
Werfe zunichte mahe, und dab er uns dahin bringe, 
daß wir unftraflich feyn; wie denn Chriftus bier Mar: 
then haben will dahin, da Maria tft, und führen in 
das Werf, das man nicht fchelten kann, das iſt, ind 
Dort, Denn es ift fein föftliher Werf, Denn daß mar 
Gottes Wort empfange und höre. 

Da habt ihr nun fürzlic einen Unterſcheid der 
Werke und des Glaubens, nämlich, daß wir nicht fromm 
find mit äußerlichen Werfen, ſondern es iſt alles ſträf— 
lich vor Gott; aber das iſt allein gut, Chriſto zu den 
Füßen ſitzen und Gottes Wort hören. Denn das Wort iſt 
lauter und rein, rechtſchaffen, heilig und weiſe; darum die 
Seele, die dran hanget, wird auch der Art, Der dag Wort 
ift, lauter, rein, weiſe, vechtfibaffen. Denn stein 
eine Kohle, die ſchwarz ift, fo fie ind Feuer kommk, 
wird fie roth, und nimmt alle Eigenfhaft Des Feuers 
an fih. Alſo auch der Glaube madet die Seele, daf 
fie gang verciniget wird mit dem Wort, und durch— 


feuert fie, und Durchgättert ſie, daß fie ganz der Natur 


wird, der das Wort iſt. 

Und wie man dad Wort nit tateln kann; alſo 
kann man auch das Gewiffen nicht tadeln, denn es ift 
- Ein Kuchen worden aus dem Wort und Glauben. Run 
kann das Wort nicht tadeln weder Hölle noch Teufel, 
noch Feine Creatur, auch Gott felbft nicht; darum, wer 
daran hanget, der ift auch untadelih. Derohalben fo 
it es dad befte, an Gottes Wort bangen. Das Wort 
fann man aber mit feinem Dinge faben, weder mit 
‚Händen nod mit Füßen, noch mit dem ganzen Leibe, 
fontern allein mit dem Herzen, durh den Glauben. 
Darum iſt's auswendig alles tadelih, und muß gefreu- 
ziget, verläftert und verfhmähet werden; allein der 
Glaube ift unftrafidh), dem W allein Gott hold, und 
was Darein gehet und daraud enger, WU Gen ale 


— 5% — ‚ \ 
unſere Werke verworfen und getadelt. Solches muß 
Dir entweder Gott ind Herz fagen, oder auswendig 
durch -die: Leute vermerfen. 

Alfo ſtehet das chriftlihe Wefen tn keinem Werf, 
fondern allein in Der Seele, da dad Wort inne hanget; 
darum will und Gott herauf ziehen aus den äußerlichen 
‚ Werfen, dieweil wir Martha find, und will und dahin 
bringen, da Maria ift, das ift, in den Glauben, Das 

meinete der Herr, da er fprah: „Nur eins ift Noth. 
Maria hat ein gut Theil ermählet, das fol nit von 
ihr genommen werden;“ das ift der Glaube und das 
ort. Denn e8 kann nichts beftehen vor Gott mit 
Werken, fondern allein -mit dem Glauben. Darum lafz 
fet und nad) dem Theil traten, daß wir untadelich 
werden. Das gefchicht aber wenn wir glauben, und 
an dem Wort bangen. Marta wird bier gepreifet, und: 


wird fein Tadel in ihr gefunden. Martha aber mußte 
leiden, daß ihre Werfe getadelt werden, die doch wohl 


möchte gefaget haben; Thue ich Doch alles, was ich thun 
kann; dennoch ftrafet er fie, wie gefaget! Dod ganz 
finde und freundlich; ald wollte er fagen: Martha, dein 
" Mer muß geftrafet und nichts geachtet ſeyn; thuft du 
es nicht, fo will ich's felbft thun, oder ter Teufel ſoll's 
thun: denn ich will fein Werf haben, denn dad Werk 
. Mariä, das ift, den Glauben, daß dur glaubeft an das Wort. 

Aus dieſem allen könnt ihr nun verſtehen, was das 
iſt, daß Chriſtus ſpricht: Nur Ein Ding tft nnd noth, 
Zum andern, Maria hat ein gut Theil ermählet. Da⸗ 
yum merfet. num wohl, daß zum ewigen Leben zu erz 
werben nur das Eine Ding noth fey, das iſt, Gottes 
Wort und der Glaube, Damit find nun niedergeleget 
ale Werke, Wallfahrten, Vigilien, Seelmeſſen, und 
was Des Gewürmes und Geſchwärmes mehr tft. Denn 
Marthen Werke find viel beſſer geweſen, denn aller 
Mönche und Pfaffen Werf; dennoch werden fie verworfen. 
Thun ed denn nun Marthens Werfe nicht, fa wird's 
feines Mönches Werk thun. Darum, dad Gewiſſen 
fröplih zu machen, wird man niht erlangen, weder mit 
Neuen, noch mit Leide, nod) mit feinem Werke, fondern 
‚ed muß allein der Glaube thun, Dod wigen ul, un 


* 


* 


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- “ 
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nn 2 XXV 
4 


es erfahren haben: denn wenn der Neuling. fommt, da 
läuft man bin und ber; einer in's Kloſter, der- zu St. 
Jacob , diefer gen Rom, ein andrer gen Serufalem, ges 
Achen, zum heiligen Blut „ und was des Narrenwerii 
mehr iſt, und vermeinen ihnen mit den Werfen zu hei 
fen, fo, daß auch ihr eines Theils Kappen. haben ange 
zogen, wenn fie geftorben find, und baben fich- damit 
laffen begraben, und es dafür gehalten, fie: wollen dw 
Durch Gnade erlangen, und. ihr Gewiſſan ftillen, dal 
iſt (meine ich), genarret. ' 
Aber Alſo fol ung der Teufel narren, und al 
ol e8 zugehen, wenn wir von Der Wahrheit  abfallen 
Kenn wer nicht will die Wahrheit haben, der muß die 
Lügen haben; dep und Fein anders, da iſt gar fein 
‚ Mittel. Darum fpriht St. Paulus 2. Sheff. 2. 9,10. 
11. da er von dem Endechriſt redet, „dag feine Zukunft 
wird ſeyn nad der Wirfung des Teufeld, mit. alerld 
Ligenhaftigen Kräften. und Zeichen „ und Wundern, und 
mit allerlei Verführung zur Ungeredhtigfeit, unter-denen, 
bie verloren werden, Dafür, daß fie die Liebe der Wahrs 
beit nicht haben aufgenommen, daß fie felig würden. 
„Darum wird ihnen Gott (ſpricht Paulus),. fräftige Irr⸗ 
thum fenden, daß fle glauben. der. Tügen,, auf daß ge 
richtet werden Alle, die. dee Wahrbeit nit glauben, 
fondern. haben Luft an. der Ungerechtigkeit.“ 
Wie ſoll ihm aber ein befümmert., ängftiges Ge⸗ 
wiffen thun, welches alles annimmt, was man ihm nur 
faget, auch dus allernärrifchte Das meifet bier Chriſtus 
und. fpriht: Werfe thun’d nicht, da denfe nimmermehr 
auf: nur Eine ift noth, Gottes Wort hören, und dems 
felben glauben, das thut's, und fonft nichts, da falle 
bin, fo überfommft du ein fröhlich Gewiſſen; darnach 
thue, wad du faunft und magft, fo wird dir's alles 
feliglidy feyn und Gotte angenehme. Barum merfet das 
wohl, daß das Wort Gottes vor allen Dingen noth 
ſey zum ewigen Leben. | 
Und er faget eben, Noth. Effen und Trinken if 
"auch noth; fohlafen, wachen, befleidet geben ift auch 
noth; aber von der Woth redet er bier nicht, fondern 
von Der, Da alle Welt von xehet und Krantı Leber, 


# 





.. 


was iſt noth zur Sit Da lauft Marta bin und 
ber, und mühet ſich hart, durch dieß und das, zulegt 
fället fie dahin und verzweifelt, und bittet Ehriftum, er 
fol ihr Mariam helfen-laffen. Da faget Ehriftus: nein, 
laß fle fißen, das ift allein aöthig, fonft nichts auf dem 
Erdboden, nämlich der lautere, bloge Glaube an das 
Wort. Darnach, fo wenig als ich kann ohne Werke 
ſeyn äußerlich am Leibe; alſo wenig kann ich auch ohne 
gute Werke ſeyd, wenn ich geiſtlich bin. Denn ich muß 
ja leben, Weib und Kinder nähren, arbeiten, eſſen, trinz. 
Fen, bauen, Aderwerf treiben, und. was eines jeglichen 
Handthierung iſt. Alſo thue ich aud) , wenn ich geiftlich 
und ein Chriſt bin, da kann ich's nicht laſſen, ich muß 
meinem Nächſten Gutes thun, ihm helfen und vathen,. 
und alle meine Werke dahin richten, daß ſie andern 
nützlich find; und wie ich jene Werke mir, meinen 
Weibe und Kindern umfonft thue; alſo thue ich auch 
Diefe Werke lauter umfonft. 

- Darum feet euch vor, wer vor Gott ftehen will, und 
nicht will getadelt werden, der fey die Maria, das iſt, 
er glaube und hange an dem Wort, Das treibet: Jos 
hannes in ſeinem Evangelio durch und Durch, und fonders 
lich als er fpriht: „Wer da glaubet an Gottes Sohn. 
der wird nicht gerichtet werden,“ Joh. 3, 18. Denn 
Gottes Gericht wird niemand entlaufen, ınıd Feine Werfe 
werden vor Gottes Gerichte befteben. Aber wer da 
glaubet an den Sohn Gottes, der ift fhon durch's Ges 
richte gedrungen in das Leben. Denn dad Wort Fan 
Gott nicht tadeln, und wer damit dem Ein Kuchen oder . 
Ein Ding wird, der ift fromm und untadelich ; fonft, die : 
ſich viel mühen wollen, und ihnen viel gu fchaffen neh⸗ 
- men, die richten nichts aus: denn wahrlih, Werke gelten 

ganz nichts vor Gott. Davon habt ihr oft und viel 

geböret, wollen's dabei iegt Inffen bleiben, “ 


Ab — 
Am Tage der. Geburt Maria. 
Evang. Matth. am 1, 1— 16; 


Man begehet heute das Feſt der- heiligen Zungs 
- frauen Mariä, wie fie geboren ift, dazu bat manıges 
leſen den Anfang des Evangeiii Matthäi, welches erzähs 
let die Glieder der großen Altväter Jeſu Chrifti, wie 
ihr jet geböret habt. Ihr wiſſet aber, meine Kreunde 
Ehrifti, daß gar tief in die Herzen der Menfcen ges 
bildet it die Ehre, die man thut der Mutter Gottes; 
alfo tief auch, Daß man damider nit gerne höref 
reden, fondern allein mehret und größer machet. Run 


laffen wir's auch gejchehen, daß man ſie ehre, dieweil 


wir nad) St. Pauli Worten Rom: 12, 10; fchuldig 
find, einer dem andern mit Ehrerbietung zuvor zu foms 
men, um def willen, der in uns wohnet, Sefus Chris 
ſtus; Darum tft man Marien aud Ehre fhuldig. Aber 
da ſehe man zu, dag man fie recht ehre. Man tft 
leider, habe ih Sorge, allzu tief in die Ehre gerathen; 
daß man fie höher halt, denn man fol: 
Daraus ſind Denn nun zween Schaden konmen. 
Einer, daß Chriſtus dadurch verkleinert iſt, in dem, 
daß man mehr hat die Herzen auf Mariam geſtellet, 
denn auf Chriſtum ſelbſt, daß Chriſtus gleich hinten ins 
Finſtere geſtellet und ſeiner ganz vergeſſen iſt. 
- Der andere Schade, daß man der Armen vergef 
fer but, der Heiligen bier auf Erden. Ich laffe es 
gefhehen, daß du viel von Marien halteft, fie groß 
preijeit; aber alfo ferne, daß dein guter Wahn nicht 
heraus breche, und macheſt ein Gefeh Daraus, Tag mar 
fie müſſe alfo ehren, bei Verluft unfrer Seelen Selig: 
fett; Darum bat die Schrift auch gar nichts von ihrer 
Geburt noch Leben gefchrieben, daß man nicht die 
Herzen auf fie fielle, und fie höher aufwerfe, denn 
man ſolle. Solches aber alles haben die Mönche er⸗ 
dacht, die der Weiber Ehre haben preifen wollen, dazu 
fie Mariam gebrauchet haben, und fo ‚viel Lügen müffen 
erdenfen, damit daß fle ihren Tand beftätigen, haben 
die Schrift bei den Haaren gerpaen a Notum, uud 


— Mt. 


» dahin gezwungen, ba fle richt bingehöret. Denn 
is Evangelium, ſo man heute liefet, das zeucht ſich 
if Chriſti Geburt, und nicht auf Marien Geburt. 
ehet, alſo ſind Lügen herkommen; das iſt nun in 
inem Wege zu leiden. Ich laſſe wohl sit, daß man 
ehre; aber alfo, daß mas die Schrift nicht zu Lügen 
iche. 

Item, die heutige Epiſtel hat man auch auf ſie 
zogen, die doch allein auf die göttliche Weisheit ge⸗ 
t, welche Chriſtus iſt, der iſt vor der Welt geweſen, 
welchem alle Dinge geſchaffen find. Daß man num 
fe Sprüche zeucht auf die Mutter Gottes, das if 
gäanzlih Lügen und Läfterung Gottes; derohalben 
(te ich, daß man ihre Feſte liegen ließe: denn es 

nichts in der Schrift davon; es leidet fich nicht, 
? man die Schrift dahin ztehen will, da fie nicht hin 
öret *). 

So ift nun das ber erfte Abbruch und Schade, 
35 man mit der tiefen Ehre der Mutter Gottes 
riftt Ehre und Erfenntniß geſchwächet hat, fo wir 
h von Chrifto heißen Chriften, Daß wir an ihm 
sine bangen follen, und follen Gotted Kinder und 
ben feyn durch ihn. Denn durch fein Blut find wir 
‚umal gereiniget von Sünden, find geſetzet in die 
imlifhen Güter. Sft dem alfo, wie es denn gewiß . 
. fo find wir ja gleich fo heilig als Maria und aus - 
e Heiligen, wie groß fie find, mo wir alleine ar 
- Chriftum glauben ; denn diefer Glaube machet uns 
zu Schweltern und Brüdern, auch Mariam felbft. 
er daß fie eine große Gnade hat, das ift nicht aus 
m eigenen DVerdienft gefcheben, fondern aus Gottes 
rmberzigfeit. Denn wir können nicht alle Gottes 
ıtter ſeyn: ſonſt iſt ſie und gleih, bat cben ſowohl 
ch das Blut Chriftt müffen zu Gnaden kommen, als 
. Alſo könnet ihr nun felbit ermeffen, wie weit. 
ſtrecken follen die Ehre der Heiligen, nämlih, daß 
Ehrifto feinen Abbruch thun. Das gefchiehet denn, 
m. wir annehmen fein Blut und Leiden, und feßen 
r Herz allein darauf, und auf feinen andern Heiz 


C es iß nicht fein, J 






8 — 
figen. Darum ehre die Mutter Gottes alfo fern, dah 
du auf ihr nicht bleibeft, fondern zu Gott dringeft, und 
da dein Herz drauf fegeft, und Chriftum nicht - aus 
dem Mittel ftelleft; daß wir in dem allzumal Brüder 
md Schweftern find, dieweil er felbft faget, er fe- 
unfer Bruder. B | | 
Der andere Schade, der da folget aus der tiefen 
Ehre der Mutter Gotted, der geſchiehet Den Chriften, 
daß man die Augen aufhebet gen Himmel, und ein Ges 
plaͤrr machet, und vergiſſet dieweil der Heiligen, die 
bier find auf Erden. Ich verbiete dir nicht ‚die Heiligen 
im Himmel gu ehren; aber dennody wollte ich, dag allda 
ein Unterfhied wäre, Daß du’ wiffeft, welche dir -geboten 
fin zu ehren. Denn die Heiligen, die von dieſem Le 
ben genommen find, der ift dir gar feiner geboten zu 
ehren, aber die hier find, die find dir geboten zu 
ehren, die lebendigen Chriften bier auf Erden, die da 
die rechten Deiligen find, wie St. Paulus faget 1. Tim. 
5, 9. 10, „man fol eine Wittwe aufnehmen, die eines 
- Mannes Weib gewefen ift, und ein gut Gefchrei bat, 
und ihre Kinder wohl aufgezogen hat, die den Heiligen 
die Füße gemafchen habe ꝛc.“ Sehet, bier nennet St. 
Paulus Heilige, die fremme Ehriften, die auf Erden 
bier leben, denen 'will Gott, daß man foll Ehre thun, 
das will er auch anſehen; wie Chriſtus am jüngften 
Tage fagen wird: „Was ihr gethban habt einem unter 
dieſen meinen geringften Brüdern, das habt ihr mir ger 
than, Matth. 25, 40. Und das find auch die Freunde, 
die wir und. von dem ungerehten Mammon maden. 
follen, Luc. 16, 9. diefelbigen foll man ehren, den Ars 
men Steuer thun mit Gut, die Unmiffenden lehren die 
Wahrheit, und was fonft für Werfe mehr find, damit 
man ihnen helfen fünne; darum fpriht St. Paulud 
auch zun Nömern 12, 13: „Nehmet eu der Heiligen, 
Nothdurft an.“ _ 

Dieſe Ehre hat man aufgehaben mit dem Geplaͤrr 
und Ehre der Heiligen droben im Himmel: Daß man 
fo viel Kirhen und Altäre geftiftet bat, und fo vie 
Narrenwerk angerichtet, daß, wenn man ſie bei Lichte 
anfiehet, fo find ed eben die, do wihtb won iR geboten. 


[pn \ 


40 cvν 


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u 449 RER 
: hat man St. Petro eine Stiche gebauet, da Gt. Pauls; 
St. Katharinen, da unfer lieben Frauen, da St. Niclaus, 
St. Thomas, und ift endlih dahin fommen, daß 
er alle Winkel mit Kirchen befeget find. Was dür⸗ 
die Heiligen im Himmel unferer Kirchen? Gebet, 
: dem Gute hätte man arme Jungfrauen fünnen aus⸗ 
heirathen, und andere füftlihere, nöthige Werke ftifs 
Das tft nun alles nachblieben mit der Ehre und 
enft ter Heiligen. Derohalben habe ich gefaget, ih 
biete dir nicht, daß dis fie ehreft; aber Dennoch wollte _ 
‚ daß du den Unterfcheid macheft, und wiffelt, daß dur 
hr thuft am deinem Nächten, denn wenn du güldene 
hen baueft. Und nad) diefen Werfen wird Gott auch 
tert: wenn wir fommen, und haben den Armen nichts 
ıted gethan, und rühmen und: Ei, ich habe eine Kirche 
auet, ja, wie ein groß Loch habe ich in den Himmel 
nachet; da wird Gott fagen: Wer hat dich's geheißen? 
enn du denn ſprichſt“? Sch babe es gut gemeinet, und 
h dünkete, es ſollte dir gefallen: ſo wird Gott ante 
rten: So dünfet es mich nicht gut. So wird er vers 
en haben alle feine Koft, alle feine Mühe und Zuver⸗ 
-Sehet, darum fcheide man ja wohl die Ehre der 
iligen, die da leben, von denen, die da todt- find, 
ichwie die Edelgefteine und Holz, und lernet, Daß man _ 
hr verdienet, wenn man den Armen einen Gulden giebt, 
ın den Heiligen Hundert. Das dünfet und nun fremde 
n; dad machet, daß man zu tief in die Ehre der Hei⸗ 
eh gerathen iſt. Darum muß man lehren und treiben,‘ 
wird es wohl abfallen. 
a, ſprechen fie, find doch viel Heiligen erſchienen, 
e St. Laurentius mit dem Roſt, der bat den Teufel 
‚treten; wie man prediget zu Merfeburg von einem 
ſchof, welches Sünde, die der Teufel auf die Wage - 
leget hätte, feine gute Werke weit überwogen; da follte 
t. Laurentius mit einem Kelch, den ihm der Bifchof zu 
ren hatte machen laffen ; erichienen feyn, und den auf 
> Wage geworfen, Damit die guten Werfe. die böfen 
eeioogen haben. Solches Gedichte, Träume und Lü⸗ 
n müſſen .fie hören; die .die Wahrheit nicht baden wols 
ı hören; Ich halte, es fey viel —8 a Tee RI 
cher’s Werte, 15. Bt- 


Ban. 


— 450. — — 


denn St. Laurentiug. Darum ſehet euch vor, daß ſie 
euch nicht mit ſolchen Fabeln und Lugentheidingen bes 
trügen oder verführen. Da müßt ihr nun ſelbſt richten. 
Denn ihr habt kein Gebot, daß man ſoll Kirchen bauen; 
aber den Armen zu helfen, das iſt uns geboten. Und 
das iind die Freunde, wie Chriſtus im Luca 16, 9. 
faget, die und nehmen in die ewige Hütten. 
Allhier muß ich von dem Geſange fagen, den mat 
nennet da8 Salve Regina, weldes eine große Gottes⸗ 
läfterung ift; denn alfo lautet e8: Bis gegrüßet, du Ki: 
nigin der Barmherzigkeit, unfer Leben, unfere Süßigfeit 
und unfere Hoffnung. Iſt das nicht zuviel? Wer will 
das verantworten, daß fie unfer Leben, Süßigfeit und 
Barmherzigkeit ſeyn foll, fo fie ſich doch läßt genügen, 
daß fie ein arm Gefäß, und wie fle faget, eine Dienerin 
des Heren? Nun, dad Gebet finget man durch die 
ganze Welt, und läutet große Gloden dazu, und if, 
leider, dahin fommen, daß ſchier Feine Kirche, es ift dad 
Salve Regina darinnen zu fingen reichlich -geftiftet. 
-  Alfo ift ed auch mit dem Regina Coeli, das if 
“auch nicht viel beffer, da man fie eine Königin des Hims 
meld nennet. Sit dad nicht eine Unehre Chrifto gethan, 
daß man das einer Creatur zuleget, das doch alleine 
Gott zugehöret und gebühret? Darum laffe man von 
den ungöttlihen und undpriftlihen Worten. Gerne will id 
Mariam haben, daß fie für mich bitte; aber Daß fie fol 
mein Troft und mein Leben feyn, das will ich nicht. Auch 
{ft mir dein Gebet glei) fo lieb al ihres. Wie ſo? denn 
wenn du glaubeft, daß Chriftus gleich ſowohl in. dir als 
in ihr wohnet, fo Fannft du mir gleich ald wohl helfen 
als fie. 
Serum halte man die Ehre der lieben Heiligen, als 
wir einander fhuldig feyn zu ehren ald Gottes Kinder; 
doch daß mar fich bite vor den zweien Schaden, daß 
man Chriftum nicht verdunkele, ja laffe den unfer Leben 
und Troft feyn, md ehre fie alfo, daß du viel eher 
hundert Pfennige daher gebeft den Lebendigen, Denn 
dorthin einen. Denn du wirft nicht verdammt, wenn 
-. Du Marien gleich nimmermehr feine Ehre thuſt, ja, wen 
Dis gleich nimmermehr om Te -geüenieht, aber her, wen 


v 


| 


— 451 — 


Dir. die Heiligen bier auf Erden verſäumeſt, fo wirft dir 
verdammt. Denn bier haft du ein Gebot Gottes; dort 
baft du Feines. Da mußt da dich herunter werfen und 
fügen: Mein lieber Bruder, du bift mein Bruder, aber 
dennoch fol ich mid unter. dic, breiten, dieweil du mehr 
bift, denn ich, ' Alfo ſollte man die Heiligen auch im 
Himmel gehalten haben, ald nämlich für Gottes Kinder 
und unſere Schweftern und Brüder; fo wäre bie Schrift 
in ihren Winden blieben. 

Nun aber find die Teichtfertigen Geiſter zugefallen, 
und haben: über ſich geſehen, und die Heiligen ganz zu 
Göttern gemachet; wären ſie aber ihriftlihe Herzen ges 
wefen, die den Glauben gefhmedet und gefuhlet hätten, 
fo hätten fie alſo gefaget: „Siehe, ich habe Tine Taufe 
Mit dir, Einen Glauben, Einen Gott, Einen Chriftum,“ 
wie St. Paulus fagt zun Epheſern 4, 5. darum mußt ' 
Du mein Bruder ſeyn; fo will ich dich nun für Gottes 
Kind halten, "und mich dir unter die Füße legen. Und 
Das hätten. ſie wiederum gethan. Denn wenn fie noch 
heute nuf Erden giengen, fo würden fie nicht fo hoffärtig 
feyn, fie würden ſich mir und einem jedermann unter bie 
Füße legen, und für einen Herrn halten, darum, daß 
Chriſtus gleich fowohl in und, ald in ihnen wohneh 
Denn alfo bat Chriftus und befohlen: „So jemand will 
unter euch gewaltig feyn geachtet, Der fey euer Diener, 
und wer da will der Vornehmſte ſeyn, der fey euer 
Knecht.“ Und feer fich felbft zum Erempel, und ſpricht: 
„Bleichwie des Menſchen Sohn tft nit fommen , daß 
er ihm‘ dienen laffe, fondern‘ daß er diene, und gebe - 
fein Leben zu einer Erlöfung für viele,“ Matth. 20, 
26-28. Das bat er auch gethan, er ift- unter feinen 
Jüngern bergangen, ihnen zu Tiſche gedienet, einges 
fchenfet, Brod aufgeleget, die Füße gewafchen und fie 
für Herren gehalten, denn fie waren Gottes Kinder, 
Sa, er bat fih noch für den allergeringften geachtet, 
und ſich aufs allertieffte herunter gelaſſen, wie ed St. 
Paulus gun Philippern 2, 7. anzeucht. Wie er num 
uns allen zumal gedienet hat, und tft unfer Knecht ges 
weſen, bat fein Blut und Fleiſch für und gegeben, und 
unfere Sünde auf jich geleget, und uns beide, mit feinem 

J 29 x“. ı . IN 


nn — 452 — 
Feben und mit feinem Tode, gedienet; alſo ſollte es auh 
feyn, daß ein jeglicher Chriſt Dem andern dienete, und 
ihn für feinen Deren bielte, und ihn ehrete. 

Sehet, da habt ihr nun die Ehre der Mutter Öot: 
tes, daß fie fey ein fonderlid Gottes Kind, begabet 
oder begnadet vor allen Weibern, und wollen ſie auch 
heißen eine gnädige Frau, eine Mutter Gottes, und in 

„ die Ehre ſetzen, da fie Gott hingeſetzt bat. Uber daß 
wir fie wollen machen gu einer Abgöttin, das wollen 
noch ſollen wir nicht thun. Für eine Fürſprecherin 
wollen wir fie nicht haben, für eine Fürbitterin wollen 
wir fie gerne haben, wie die andern Heiligen auch. Dia 
bat fie aber geſetzet über alle die Chöre. der Engel, und 
haben ihrem lieben Kinde eine Unehre getban, und einen 
Abbruch; das ift unreht. Darum laffe man fie in ihrer 
billigen Ehre bleiben, und halte jle für Gottes Kind, 
und ſehe mehr auf die Heiligen, die da bier leben. Lauf 
nicht bin und ber wallen zum Grimmenthal-⸗ zu der Eiche, 
zum Birnbaum, zum Einfiedel, gen Sternberg, und wie 
die Oerter alle heißen; fondern lauf in Deines Nachbarn 
Hand, der deiner darf; und wad du dorthin geben 
wollteit, Dad gieb hieber: daran thuft du Gott und 
Ehrifio einen Wohlgefallen. Das fey davon genug, wir 
wollen von dem Evangelio auch ein wehig jagen. Alſo 
hebet Matthäus fein Evangelium an und jpridht: 

„Dieß it das Buch von der Geburt Jeſu Chriſti, der 
da ift ein Sohn Davids, des Sohnes Abrahams.“ 

Dieß iſt die Vorrede, dariunen beichleußt er, was 

. er im Sinn bat, nämlich, von Jeſu Chriſto zu fehreiben; 
und Erzäblet zwei und vierzig Glieder, von Abraham an 
bis auf Chriftum; und theilet Die in dreierlei Stück, als 
in Erzväter, Könige oder Fürſten, und in die, fo nod 
waren, da Davids Geſchlechte begunnte abzunehmen ;. füb: 
vet aljo die Linien und Glieder von Abraham an bie 
auf Joſephh. Da wendet er die Zunge, und füget nidt: 

Jaoͤſeph zeugete Chriſtum; fondern Jaceb zeugete Jofeph, 
den Mann Maria, von welcher ut geboren Jeſus, der 
da heißet Chriſius. 

Zum erſten, iſt das. an der Linie Chriſti zu mer- 

Fon, daß der Eoangeliit darinnen anyigt wer Kicker, 


— — 


— | — 453° — 


die da faſt berhähtiget find In der Schrift; als Thamar, 
Rahab, Ruth und Bathſeba. Aber der wohlberüchtigten 
Weiber, ald Sara, Rebecca , Lea und Rahel, der iſt 
»gefchwiegen. Darüber bat fih- num Hieronymus und 
andere befümmert, warum das gefchehen-fey. Ich halte, 
Daß ed darıım gefchehen ift, daß fle Sünderinnen gewe⸗ 
fen find, und daß Chriftud auch in dem großen Ges 
fchlechte hat wollen geboren werden, da Huren und: 
Buben innen find; damit er anzeiget, was Fiebe er zu 
den Sündern trägt. Denn rechte Heiligkeit, je beiliger 
fie iſt, je näher fie fih zu den Sündern machet. Das . 
iſt's nun, daß er fih ſchlägt und ftedlet mitten in das 
Beſchlecht der Sünder, und ſchämet ſich ihrer gar nichts, 
ja er läßt fie im feinem Regiſter, und laßt fie fingen 
auf dem Altare vor aller Welt. Wenn Chriftus ein 
Phariſäer wäre gemwefen . ſo hatte er ftch nicht faſt ge» 
rühmet, ja fie hätten vor ihm ftinfen mürffen, und er 
hatte die Naſe gerumpfet; aber dieweil er heilig war, 
mußten fie bier unter feine Großmüttern aud erzählet 
werden. Das ift num gefchehen, éwie gefaget), daß er 
erzeigete, Daß er den armen Sundern hold fen, auf daß 
fih das Gewiſſen auflehne an ih, und fage: Ach! Chris 
ſtus iſt ein ſolcher Mann, der ſich der Sünder nicht 
ſchaͤmet, ja er führet ge im ſeinem Regiſter. | 
Thut nun das der Herr bier, fo jollen wir auch 
niemand verachten: denn fonft hätte er wohl die "frome . 
men, ehrbaren Weiber fünnen anzeigen, ald Saram, 
Rebeccam, Leam.und Nabel. Nun, wenn einer hatte 
vorzeiten wollen diefe Weiber, hier erzählet, verachten, 
fo hätte Gott gefaget: Trotz, laß mir fie zufrieden , ich 
wilt fie bringen zu den Ehren, da die Frommen nicht 
hinkommen follen. Das tft auch gefchehen; deun- fie haben 
hintennach größe Patriarchen geboren, und kommen in 
die Linie Chrifti, und werden feine Großmütter, dab 
wir nun. fagen müſſen: Gnädige Frau Rahab, guädige 
Tran Ruth. Diefe Ruth war eine Hein, von dem 
Geſchlecht Moab; noch thät Gott ihr die Ehre, daß er 
fie in fein Gefhlehte nahm. Daran follen wir fehen 
Gottes Hulde und Gnade, tie er gegen bie Sünder 
trägt, daß ev fie nicht verachte; und darnach Achtung 


. ” , 
— 454 — 


haben, daß wir ihm auch nachfolgeten, und uns nicht 
ſchämeten, ſondern flechteten uns mitten unter die Sünt 
der, und hülfen ihnen, wie ihr's oft gehöret habet. 

Item, unter den Königen waren etliche fromm, als 
David, Joſias, Ezechias. Etlihe waren böſe Buben, 
md der mehrere Theil zwar, als Roboam und andere, 
Manaſſes war ein böfer König, der tödtete die Prophe⸗ 
ten, und ließ Jeſaiam mit einer Säge entzwei fchneiden, 
der auch die heilige Stadt Zerufalem erfüllete mit Blute 
bi8 an das Maul; noch ift er in die Linie Chriftd foms 
men. Was für böfe Buben Die Könige zum Theil find 
gewefen, findet man in den Büchern der Könige und in 
der Chronica, So ſehet ihr nun, wie Chriftuß alle die 
bat auf fih genommen, und ihre Sünde gedecket; und 
wie er ihnen thut, fo wird er ynfere Sünde auch dei 
fen. Daͤs tft nun ein _Erempel und Sacrament oder 
Geheimniß, daß fih Chriſtus der Sünder fo freundlich 
annimmt. - 

Es werden bier. erzählet wohl zwei und vierzig 
Glieder der Großväter Chrifti, welches auch feine heim 
lihe Deutung hats denn die zwei und vierzigfte Zahl 
ift mächtig gemein in der Schrift, und gehet darauf: 
Die Kinder Iſrael haben zwei und vierzig Tager oder 
Reifen gethan aus Egypten, wie fie Mofes befchreibet.- 
Mit dem zeiget ex an das Zunehmen eines chriftlichen 
Weſens. 

Darum ſetzet auch der Evangeliſt hier Chriſtum 
auf's Ende und Anfang, daß der Menſch zwei und 
vierzigmal geboren wird, ehe er kommt in Chriſtum. 
Der Anfang iſt in Abraham, die Zunehmung in JIſaak, 
und ‚fo fortan, fo lange bis man fommt in Ehriftum. 
So ift nun dad die Summa davon: Wer da will felig 
werden nnd zu Chrifto fommen, der muß noch wohl 
zwei und vierzig Sprünge thun; fo oft muß er gebros 
hen werden und neu geboren , bis er kommt an Chris 
ftum: und ald oft er einmal gebrochen ift, fo ift er ein 
Slied gegangen. Zuzeiten, wenn das Kreuz fo groß 
iſt, ald wenn der Tod herkommt, kann er wohl durch alle 
Glied reißen, fo, daß wir in einem Syrunge zu Chrifto 
fommen; und, darum fieket Cychos -Dohinten, Dem 


“ 


— 





— 435 — 
⸗ 
muß alles getötet and gebrochen pri, wad am 1 ale 
n Adam ift. 


Man follte auf allhier fagen von der Geburt, 


enn wir Zeit hätten, naͤmlich ‚ daß Chriſtus hier al⸗ 


in rein geboren iſt, wir aber alle in Sünden von 


kann und Weib, er allein one Mann, von einer 
ungfrauen; fb, daß allein feine Geburt rein bleibe, 
ıf daß wir alle durch ihn wiederum geboren und rein 
ürden, und feine reine Geburt alleine annehmen, Denn 
8 wenig als reine Jungfrauen Kinder tragen, fo wes 
g find auch veine Geburten unter den Menfchen auf 
vden. Nun ift nicht mehr, denn Eine Jungfrau, die- 
n Kind. getragen und geboren hat’ ohne Zuthun eines’ 
tanned; darum iſt aud allein Eine reine Geburt und 
iner Menſch, der’ iſt Jeſus Chriſtus: der machet un⸗ 
re Geburt auch reine;⸗ -den wollen wir annehmen und 
inen andern. Davon haben wir anderäwo in ber Pos 


le mehr geſaget. Wollen's jept dabei Sagen’ bleiben . 


id Gott um Gnade anrufen 





Y 


m Tage der Erhebung ded Krenzes Chriſti. 


Evang. Johannis am 12, 31 — 30 


Von dem Kreuze Ehrift‘ 
Wir müffen ein wenig handeln vom: heutigen Gert 
8 heiligen Kreuzes, um deßwillen, daß Davon ein gros. 


! 


vr Mißbrauch entfprungen iſt. Man heißt das Tet- 


N Erhebung des heiligen Kreuzes, und tft daher — * 
en, daß der Kaiſer Heraclius das Kreuz “in feinem 
anier führete, da er den König aus Perfinüberwand 
ıd mit großem Pracht anheim zog, und den Sieg dem 
ifigen Kreuze zuſchrieb; beropalben dad Feſt alfo iſt 
geſetzet worden. 


Nun, wie ihr wiſſet, daß in allen Stüden, bie 
Geift hat wollen nach⸗ 


ott angehen, immerzu. der böfe 
fen, und auch’alfo thun, fo, vaß nichts zu groß iſt 


m Teufel, er hat es auch wollen nachthun; und die 


ute alfo von dem rechten Wege veten, auf Miebrauch 


% 
% 


— 


— 156 — 
und Narrheit. Das ſehen wir hier an dem heiligen 
Kreuz, auch an Gottes lieben Heiligen, ja auch an fer 
nem heiligen Namen; wie ihr denn, wiſſet, und neulich 
auc geböret habt, daß uns Gott geboten bat die Hei⸗ 
ligen zu ehren: da bat und der Teufel ein Geplärr ges 
machet, und die Augen empor gehaben, daß wir auf 
die verftorbenen Heiligen gefallen find, und haben der 
Lebendigen vergeflen. Solches hat er uns bier wit dem 
heiligen Kreuz auch angerichtet. Darum wollen wir. zum 
erften anſehen die Mißbraäͤuche, die daraus erfolget find; 
darnach ein menig von dem redten Gebrauch fagen. 
Zum erften, Chriftus bat fein Kreuz getragen, dad 
iſt das Holz, darauf er geftorben ift für alle unfere Sunde, 
und für Die Sünde der ganzen Welt, wie Johannes faget, 
1. Job. 2, 2. Das Kreuz, dad nun Chriftus getragen 
bat, it und nicht befohlen zu tragen; es wird auch nidt 
große Belohnung haben, fo man's gleich träget , fon 
dern unfer Kreuz follen wir tragen, wie.der Herr. felbft 
faget im Matthäo 16. 24: „Will mir jemand nacdhfolgen, 
ber verleugne ſich felbit, und nehme fein Kreuz auf 
fh, und folgemir.* Darum tftdas der erfte Mißbrauch, 
dag man dem Holz, da Chriſtus dran gehangen hat, 
Kirchen ſtiftet, und andere äußerliche Chrerbietung er 
zeiget, mit Gold, Silber und edlen Gefteinen, auch 
zum Ueberfluß, wie denn allhie zn Wittenberg der Gtiff 
auf die Dornenfrone geftiftet Et, und viel Zins und 
Rent dahin gewendet; welches nicht der rechte Brauch 
noch. Ehrerbietung it. Nun, dag man auch Das beis 
lige Kreuz wollte mit Füßen treten, dad wäre nidt 
gut. Daß. man’d ehret, ift wohl fein; aber daß mar 
darauf fallen, will, darauf Kirchen fliften, der Seelen 
Seligfeit drein fegen, und das rechte Kreuz, und was 
nötbiger iſt, Daneben liegen. laſſen, das üt nicht red. 
| Da it aber. der Mißbrauch berfommen, daß, wo 
man hat ein Stüclein Fonnen überfommen von dem bei: 
ligen Kreuze, da iſt viel Silber und Gold zugefallen, 
da hat man ihm Kirchen geftiftet „ und Daneben die ars 
men Leute laſſen ſitzen. Dazı find die Ablaßgoͤtzen her⸗ 
kommen, die Biſchöfe, und haben Ablaß dazu, gegeben, 
euf daß ſie dem Volke das Maui ‚anlinerreten, daß fie 


@& 
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— 0 za 9280 Mm 0m 


— 457 — 
zuͤliefen; da kommen denn die Wallfahrten her. Da bei 
denn Gott feine Gnade auch zugegeben, daß man etwan 
yon einem Galgen einen Span gehauen bat, und für 
das heilige Kreuz angebetet; denn es find der Gtüde 
in der Welt fo viel, daß man ein Haus davon bauen 
fönnte, wenn man jle alle hätte: gleichwie mit St. 
Barbaren Haupt, ſo an viel Enden iſt, daß, wenn 
man's rechnet, hat fie ſchier wohl ſieben Häupter gehabt; 


da man denn mit Orgelg, Geigen, Leiren, Pfeifen, 


in ſolch Weſen angerichtet bat, daß da feine Maaß 
gebalten- iſt. 

So hat und Gott geblendet; denn wie wir ihn 
ſuchen, fo findet er und wieder: Narren wollen wir 


feyn, fo läft er und aud Narren bleiben. Alfo wird 


erfüllet der Epruh St. Pauli 2. Theff, 2, 10. 12: 
„Dieweil ſie die Liebe der Wahrheit nicht haben anges 
nommen, daß fie felig würden, darum wird Gott ihnen 
kräftige Irrthümer fenden, daß fie glauben ver Rügen; 
auf daß gerichtet werden alle, die der Wahrheit nicht glau⸗ 
ben, fondern haben Luſt an der Ungerechtigkeit.“ Das 
ift eben alfo ergangen. Denn, wenn man prediget, man 
foll den Armen helfen, das fit zu einem Ohr eingegan⸗ 
en, und zu dem andern aus. Alſo, da Gottes Ges 
—* hindringen, da Gottes Augen hinſehen, und ſeine 
Werke hinführen, das laſſen wir liegen, und folgen 
unſerm Gutdünken und Narrenwerk; darum plaget uns 
auch Gott, dag wir müſſen Rügen annehmen, Götzen 
dienen, Stein und Holz anbeten, dieweil wir jenes 
nicht achten, wie St. Paulus ſaget 2. Tim. 4,,3. 4: 

„Ed wird. eine Zeit feyn, da fie die heilſame Lehre 
nicht werden vertragen ; fondern nad) ihren eigenen Lus 
ften werden jie ihnen felbft Lehrer aufladen , nachdent 
ihnen die Ohren jucken; und werden die Ihren von 
der Wahrheit wenden, und ſich zu den Fabeln kehren,“ 


Darum merke das, daß dieß der erfte Mißbrauch 


* 


ſey, Daß man das. Holz alſo ſchmücket, und denke, daß 


du vielmehr thuſt, ſo du armen Leuten zehen Groſchen 
giebeſt, denn daß du hieher zwanzig Gulden giebeſt. 


Denn Gott, Lieger niht Macht dran, oh du es fhon 
nicht äußerlich fhmudel; ja, wenn, man, (hin Jah tiv 


— 458 — 


ned hätte, wäre eben fo viel, wenn dis es nur Im Ser 
zen träge. Darum wollte ih, daß feine Dornenkrone, 
ja fein beilig Kreuz je beroor fommen wäre, um dei 
leitigen Mißbrauchs willen, denn da fallen die Leute 
hin und fhmüden’d mit Gold und Silber, und laffen 
die armen Leute daneben fiben. Wenn mir ein Stüde 
von dem heiligen Kreuze geſchenket würde, und in mei 
ner Hand ftünde, ich wollte es bald dahin thin, daß 
ed die Sonne nicht viel beſcheinen follte, alleine darum, 
Lob der Menſch fo gar fchr geneigt iſt auf die Mik 
brauche, und alfo hineinplumpt,. Dazu giebt, und die Ar 
men neben fih verjüumet. 

Nun, was ich von dem heiligen Kreuze gefaget her 
be, das will ic; gefaget haben von allem Heiligthum, 
Denn Heiligtum ift nichts anders, denn eine Verfüh⸗ 
rung der Gläubigen, darum immer mit unter die Er 
den. Davon bat auch gefchrieben Vigilantius. Wide 
den bat fich hart geleget Hieronymus, daß ich wollt, 
er hätte es nachgelaffen. Und wenn Vigilantii Buch 
vorhanden wäre, wie Hieronymus, ich halte, er würde 
viel chriftlicher davon gefchrieben haben „ denn Hiereny 
mus. Es iſt wohl wahr, es ift heilig der Heiligen Ge 
bein; aber darauf zu fallen, und folh Narrenwerf, je, 
Gottesläfterung damit anrichten, und den Nächſten da 
durch verachten, Das ift ein undrifiliher Handel. Darım, 
daß die Mißbräuche dahinten blieben, und die Werfe der 
Liebe hervor giengen ; fo wollte ic, daß e8 unter der Erben 
läge. Ei, kann man nit und einmal die Blindheit aus 
den Augen nehmen, daß wir einen Unterfcheid machen 
fünnten , welches beſſer wäre oder niht?® Der Arme 
ift da, da lebet Gotted Wort inne, Leib und Seele if 
bei einander, das it lebendig Heiligthum; den verläßt 
man, und lauft dahin, und überguldet ein Todtenbein. 
Ach wie blind find mir und unfinnig, dag wir dad 
Heiligtbum des Evangelii alfo veradhten. Denn was 
kann St. Petrus, nachdem er ein Chrift ift, mehr ha 
ben, tenn ih nder du? Er mag wohl mehr Gaben 
und fräftigere Werfe gethan haben; aber der Glaube, 
den er hat, iſt gleih ale in Chriſtum gerichtet, ald 
unfer, hat eben den Ehritum und Cum den Schr, deu 


a EEE 


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N 4 
— 469 — 


wir haben, ſo wie anders glauben. Darum P merfe 
man daß, daß man alles Geplärr und Ehre der Todten 
achten wie Erz, und die Ehre, die man dem Nächften ' 
thut, ſchätze wie Gold und Edelgeſtein, dag du alfo 

eine vor Daß andere ſcheiden könnteſt. Alſo könnt ihr 
nun wohl merken, was ihr ſollt halten von Klöſtern, die 
da herkommen und machen das Geplärr, und ſperren den 
Leuten die Augen auf, in dem, daß der Francifcum, 
der andere Auguftinum, der britte Benedictum hoch 
aufwirft, Davon und doch nichts befohlen iſt. Das 1 
von dem erften Mißbrauch. 


Darnah iſt noch ein andret Mißbrauch Fommen 
durch Thomam von Aquin, dem man die Taube in's 
Ohr malet, Sa, ich meine, ed fey ein junger Teufel 
gewefen. Der hat große Klugheit vorgegeben mit Der 
Dulia, Hyperdulia, und was des Dinged mehr ift, 
und faget, man follte es anbeten, aber doch fo ‚fern, 
Daß man zufammen fnüpfe den, der im Himmel tft, und 
mit dem, das der Maler gemalet bat. Sa, knüpf's 
auch an den Teufel, und bete ihn auch an. Wörtlein 
ſind's, Damit man die Leute umführet. Denn . wie 
kann ein gemeiner Mann hinzu fommen, daß er alfo 

er relationes hinauf ziehe, und knüpfe Chriftum 
ran; es ift nicht möglih. Darum follte man die Aer⸗ 
gernifje alle aus’ dem Wege thun, und allein den bloßen 
Glauben lehren. Derohalben wollte ih, daß man alle 
Kreuze umftürzete, die alfo geſchwitzet und geblutet ha⸗ 
‚ben, damit denn die Wallfahrten und das Geplärg auf- 
fommen ift, das denn polen großen Irrthum und Miß⸗ 
brauch gemachet hat; immer wor den Teufel hinweg: 
denn es richtet nichts Gutes an, wie wir nun, Gott 
Lob erfahren haben. 


Nun wollen wir die rechte Empfindung und Er⸗ 
hebung des heiligen Kreuzes auch fuchen. Chriſtus hat 
befohlen, daß jeglicher fein eigen Kreuz fol! erfinden und 
erheben, wie er feined gefunden hat; das folljt dir hei⸗ 
figen, wie er feines geheiliget bat mit Fleiſch und Blut, 
Wo findeft du es aber? Du darfit niht ein Grab⸗ 
ſcheit in die Hand nchmen und tief Darnady eahen, 


— in — 


ned hätte, wäre eben fü viel, wenn du e8 n 
n träge, Darum wollte ih, daß feine D 
h fein ‚heilig Kreuz je hervor fommen wär 
leidigen Mißbrauchs willen; denn da fallen 
bin und ſchmũcken's mit Gold und Silber, 
"die. armen Leute daneben figen. Wenn mir 
von dem heiligen Kreuze gefiherifet würde, ı 
‚ner Hand ſtunde, ich wollte es bald dahin 
28. die Sonne nicht viel befcheinen follte, alte 
daß der. Menfh fo’ gar. fehr geneigt iſt on 
brãuche, und alfo hineinplumpt,. dazu giebt, ı 
‚men neben ſich verfäumet... 
Run, was ich von dem "heiligen Kreuze 
be, das will ich gefaget ‚haben von allem : 
Denn. Heiligthum iſt nichts anders, denn ei 
zung der Gläubigen, darum immer mit unt 
den, Davon hat auch gefchrieben Vigilanti 
ven bat fich hart geleget Hieronymus, daß 
er hätte es nachgelafien. Und wenn Vigil 
vorhanden wäre, wie Hieronymus, ich halte, 
viel chriftliher "davon gefchrieben haben , den: 
mus. Es iſt wohl wahr, es ift heilig der H 
bein; aber darauf zu fallen, und folh Narrı 
‚Gottesläfterung damit anrichten, und den N 
durch verachten, das tft ein unchriſtlicher Hande 
: daß die Mißbräuche dabinten blieben, und die 
‚Liebe hervor.giengen ; fo wollte ih, daß es unter 
läge. Ei, kann man nicht und einmal die Bl 
den Augen nehmen, daß wir einen Unterſch 
könnten, welches beffer wäre oder nicht? 
ift da, da lebet Gottes Wort inne, Leib unt 
bei einander, das ift lebendig Heiligthum; d 
man, und lauft‘ dahin; und überguldet ein 9 
Ad wie ‚blind find wir und unfinnig, daß 
Heiligthum des Evangelii alfo verachten. : 
kann St. Petrus, nachdem er ein Chrift iſt, 
ben, denn ich oder du? Er mag wohl mel 
und kraͤftigere Werke gethan haben; aber de 
den: er bat, iſt gleih ale in Chriſtum geri 
> unfer >. bat eben den Ehtikim und Kun den! 


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I} 


= 


N auch ap, Woͤrtlein 
umführet. Denn wie 





Ma erobalben wollte ih, daß Man alle 
Mirget > die alſo geſchwitzet und geblutet baz 
venn die Ballfaprecn und das Geplarr auf⸗ 
„as denn foldyen großen Irrthum und Mig 
vet ‚nt; Immer vor den Teufel hinweg: 
babe, ts Gutes am, wie wir nun, Gott 


li wir die rechte Empfindung und Gr, 
e 


t cm Grab. 
aber? n, darfſt nich graben, 
d ſchmen und tief barund 


— 460 — 


ned; gen Jerufalem reiten; fondern finden ift, erkennen: |; 
wenn Dir Gott ein Unglück zufchidet, ed fey Krankbei, E 
Schaten am Leib oder Gut, durch böfe Leute, da grob, 
daß du findet, das iſt, ſiehe zu, Daß du Laffelbige mh. 
Penneft. Wenn du das weißt, daß dir’d Gott hat jn- 
gefüget,, fo haſt du ed funten mit Dem Herzen; a |,, 
dem Erfinden lieget Gott mehr, denn wenn man’d dis 
ber trüge auf Adamanten oder Smaragden. “Das keit 
‘aber ein Kreuz, daß es zum eriten fey ein Leiden md |, 
thue wehe, darnach werde ed mit Schmach und Schande " 
getragen; wie denn Chrifti Leiden mar mit großer Schmiade I, 
beit. Denn es fonnte e8 niemand preifen, ja jedes |, 
mann fpottete fein und ſprach: „Andern hat er geholfen, }; 
er helfe ihm nun felbft.“ Matth. 27, 42. Das ift auf, 
ein Kreuz, wenn ih da flebe und leide, und nidt || 
babe, die mic, tröften: das aber ift noch ein ſchlechtes 
Kreuz; fondern wenn ich da ftehe und leide, und ale 
Leute Dazu fingen, fpringen und fagen.: Dem ift redt 
gefcheben, ja, er hätte noch wohl mehr verdienet; wie 
den Apofteln ift gefhehen. Das ift Das rechte wahre 
Rreuz, aljo verlaffen feyn, beide, von den ,Menſchen 
und von Gott. N 
Da gehen die rechten Stürme her. Als da Da 
vid fpriht im Pfalm 25, 16. 17: „Wende Dich zu mir 
und ſey mir gnädig, denn ich bin einfam und eleud. - 
Die Angft meined Herzend iſt groß, führe mid aus 
meinen Noͤthen.“ Und im Palm 142, 5. ſuricht erı 
„Schaue zur Rechten, und fiehe, da kennet mic, keiner, 
denn meine Flucht iſt verloren, niemand fragt nach meis 
ner Seelen.“ Des Jammerns und Schreiens find bie 
Palmen voll, voll. Und das ift dad rechte Kreu,. 
Darum find das andere ‚wohl Leiden, ald, in Arbeit 
liegen, und krank feyn; aber es ift niht das rechte 
Kreuz. Denn dad rechte Kreuz muß mit ihm einges 
fhloffen baben Schmach und Spott, mit dem Leiden. 
Das lieget nun tief vergraben; man gräbet es auch 
heraus, allein mit dem Herzen. Denn aber findet man’s, 
wenn man erfennet, daß ed Gott auferleget hat. Als, 
weun der Papſt zufähret, verdammet und verbrennet 
die recten Chriſten, ume er Tena Non getan. hat), 






— 47 — > 


uliefen; da fommen denn die Wallfahrten ber. Da bei 
enn Gott feine Gnade auch zugegeben, daß man etwan 
on einem Balgen einen Syan gehauen bat, und für 
a8 beilige Kreuz angebetet; denn es. find der Stücke 
ı der Welt fo viel, daß man ein Haus davon bauen 
snnte, wenn man jle alle hätte: gleihwie mit St. 
jarbaren Haupt, fp an viel Enden ift, daß, went 
tan’& rechnet, bat fie fhier wohl fieben Häupter gehabt ; 
a man denn mit Orgelg, Geigen, Leiren, Pfeifen, 
n folh Weſen angerichtet bat, daB da feine Maaß 
ebalten: tft, . 

Sp hat und Gott geblendet; denn wie wir ihn 
hen, fo findet er und wieder: Narren wollen wir 
pn, fo läft er und aud Narren bleiben. Alfo wird 
efüllet der Spruch St. Pauli 2. Theil, 2, 10. 12: 
Diemweil fie die Liebe der Wahrheit nicht haben ange⸗ 
ommen, daß fie felig würden, Darum wird Gott ihnen 
räftige Irrthümer fenden, daß fie glauben ter Lügen; 
uf daß gerichtet werden alle, Die der Wahrheitnicht glaus 
ven, fondern haben Luft an der Ungerectigfeit.“ Das 
ft eben alfo ergangen. Denn, wenn man prediget, man 
‚oil den Armen belfen, das iſt zu einem Ohr eingegaits 
en, und zu dem andern aus. Alſo, da Gottes Ger 
je, bindringen , da Gottes Augen binfehen, und feine 
Werke hinführen, das laffen wir liegen, und - folgen 
unferm Gutdünfen und Narrenwerf; darum plaget uns 
auch Gott, dag wir müffen Lügen annehmen, Gögen 
dienen, Stein und Holz anbeten, diemweil win jenes 
nicht adhten, wie St. Paulus ſaget ?. Tim. 4,,3. 4: 
„Ed wird eine Zeit feyn, da fie die heiljame Lehre 
nicht werden, vertragen ; fondern nad) ihren eigenen Lu⸗ 
fen werden jie ihnen felbft Lehrer aufladen, nachden 
ihnen die Ohren jucken; und werden die Ohren von“. 
ber Wabrheit wenden, und ſich zu Den Fabeln kehren.“ 

Darum merke das, daß dieß der erſte Mißbrauch 
ſey, daß man das Doz alfo ſchmücket, und denke, daß 
du vielmehr thuſt, ſo du armen Leuten zehen Groſchen 
giebeſt, denn Daß Dur hieher zreanzig Gulden, rückt. 
Denn Gott lieget nicht Macht dran, ah ur Ion 
icht außerlich jhmüdeit; ja, wenn man (hen JAH 











— 460 — 


ned; gen Jerufalem reiten; fondern finden ift, erkennen: |, 
wenn Dir Gott ein Unglück zufchidet, es fey Krankheit, 
Schaden am Leib oder Gut, durch böfe Leute, da grabe, 
daß du findeft, Das ift, ſiehe zu, daß du daffelbige m. 
Penneft. Wenn du Das weißt, daß dir's Gott hat pw. 
gefüget, fo halt du ed funten mit Dem Herzen; ui, 
dem Erfinden lieget Gott mehr, denn wenn man’ de 
ber trüge auf Adamanten nder Smaragden. "Das beit 
aber ein Kreuz, daß ed zum eriten ſey ein Leiden midi 
thue wehe, darnach werde ed mit Schmad und Schande J 
getragen; wie denn Thrifti Leiden war mit großer Schmath⸗ 
beit. Denn es fonnte ed niemand preifen, ja jeder I, 
mann fpottete fein und ſprach: „Andern hat er geholfen, I, 
er helfe ihm nun ſelbſt.“ Matth. 27, 42. Das iſt ug 
ein Kreuz, wenn ih da ftebe und leide, und nid 
babe, die mich tröften: das aber ift noch ein fhlehiel P 
Kreuz; fondern wenn id da ftehe uud leide, und ab 
Leute Dazu fingen, fpringen und ſagen: Dem it reit 
gefheben, ja, er hätte noch wohl mehr verdienet; ur |; 
den Apofteln ift geſchehen. Das ift Das rechte wahr 
Kreuz, aljo verlaffen feyn, beide, von den ‚Menjden 
und von Gott. \ 
Da gehen die rechten Stürme ber, Als da De 
vid fpricht im Pſalm 25, 16. 17: „Wende Dich zu m 
und fen mir gnädig, denn ich bin einfam und ck. 4; 
Die Angft meine Herzens ift groß, führe mich as }ı 
meinen Wötben.* Und im Palm 142, 5. fpriht at |: 
„Schaue zur Rechten, und fiehe, da kennet mid) keiner, 
denn meine Flucht iſt verloren, niemand fragt nach mei⸗ 
mer Seelen.“ Des Jammerns und Schreiens find W 
Pſalmen vol, voll. Und dad iſt das rechte Kreuj. 
‚Darum find das andere wohl Leiden, als, in Arbeit 
liegen, und krank feyn; aber es ift nicht das rede | 
Kreuz. Denn dad rechte Kreuz muß mit ihm einge 
fhloffen haben Schmah und Spott, mit dem Leiden. 
Das lieget nun tief vergraben; man gräbet es auh 
heraus, allein mit dem Herzen. Denn aber findet man’, 
wenn man erfennet, daß ed Gott auferleget hat. 8, 
weun der Papſt zufähret, verbammet und verbrenne 
die rechten Ehriften, wwie ex Vena (Ken eetharn. hat) 


m , \ 


| 
7 2469 — 


wir haben, ſo wir's anders glauben. Darum P merfe 
man daß, dag man alles Geplärr und Ehre der Todten 
achten wie Erz, und die Chre, die man dem Nächten 
thut, fhäge wie Gold und Edelgeftein, dag du alfo 
eined vor das andere fheiden könnteſt. Alfo Fönnt ihr 
nun wohl merfen, was ihr follt halten von Klöftern, die 
da berfommen und machen das Geplärr, und fperren- dep . 
Leuten die Augen auf, in dem, daß der Francifcum, 
der andere Auguftinum, der dritte Benedictum hoch 
aufwirft, davon und doch nichtd befohlen iſt. Dos fey 
son dem erften Mißbrauch. 


Darnach iſt noch ein andrer Mißbrauch Fommen 
durch Thomam von Aquin, dem man die Taube in's 
Ohr malet. Ja, ich meine, es ſey ein junger Teufel 
geweſen. Der hat große Klugheit vorgegeben mit der 
Dulia, Hyperdulia, und was des Dinges mehr iſt, 
und ſaget, man ſollte es anbeten, aber doch ſo fern, 
daß man zuſammen knuͤpfe den, der im Himmel iſt, und 
mit dem, das der Maler gemalet bat. Sa, knüpf's 
auch an den’ Teufel, und bete ihn auch an. Wörtlein 
ſind's, damit man die Leute umführet. Denn wie 
kann ein gemeiner Mann hinzu kommen, daß er alſo 

er / relationes hinauf ziehe, und knůpfe Chriſtum 

ran; es iſt nicht moͤglichh. Darum ſollte man die Aer⸗ 
gerniſſe alle aus dem Wege thun, und allein den bloßen 
Glauben lehren. Derohalben wollte ich, daß man alle 
Kreuze umſtürzete, die alſo geſchwitzet und geblutet ha⸗ 
‚ben, damit denn die Wallfahrten und das Geplärr aufs 
fommen ift, da8 denn ſolchen großen Irrthum und Miß⸗ 
brauch gemachet hat; immer vor den Teufel hinweg: 
denn es richtet nichts Gutes an, wie wir nun, Gott 
Lob erfahren haben. Ä 


Rum wollen wir die rechte Empfindung und Eis 
hebung des heiligen Kreuzes auch fuchen. Chriftus hat. 
befohlen, daß jeglicher fein eigen Kreuz joll erfinden und 
erheben, wie er feines gefunden hat; das follit du hei= 
ligen, wie er feines geheiliget hat wit Kein wu But, 
250 findeft du e8 ober? Du vox mit cm Gras 

ſcheit ia die Hand nehmen und til Vamaı NU 


— — 


— 4623 _ 


Wr eingerftten; das iſt nichts: fondern wenn bu e& allen 
buft vor Öott, Daß ed niemand fiehet, wie St. Paulub 
Apg. 16, 25. der da Gott Iobete und preifete im er 
fer mit Sila; und die Appftel, die da Gott danfeten 


und preifeten, daß fie waren mürdig worden um Chr 1 


Namen zu leiden. Das gehet nun nicht äußerlich zu, 
fondern innerlich: das Außerlihe giebt Geld; das inner 
Iihe preifet Gott und fhmirdet den Himmel. Darum 
tft dad rechte heilige Kreuz erfunden und erhaben, went 
du es feuneft, und bift im Glauben, und danfeft Gott, 
Daß er dir's bat aufgeleget, fo’ heiligeft dur es mit dem 
Herzen, wie Chriftus ſeines geheiliget bat. Chriſt 
Blut und Leiden hat dich geheiliget; fü fähreft du zu, 


du das willig und freundlid annimmft, was dir Got 
zufüget. 

Da geſchiehet!s denn, daß, was vor der Welt du 

verächtigfte war, wird denn vor Gott ehrlich, groß wm 

ängenehm, ja auch zulekt vor der Welt gelobet m 

gepreifet; wie Chrifti Kreuz auch war. Das war ad 

niht in Ehren von erfien, ald jekund: es gieng zu, 


nn Pr 5 4 


gleihwie man einen an den lichten Galgen benfet wel 


radebrecht. Doc ift es jekund dahin Fommen, daß es 
eitel Ehre iſt, und alle Schande vergeffen. Alſd and 
unfer Kreuz, weil wir noch Drinnen ſtecken, iſt es weil 
fhändlicher, denn das Rad und Galgen; aber went 
man’8 alfo im Glauben getragen bat, fo wird es alid 
köſtlich, wie jetzund Chrifit Kreuz tft! und wie ſeines 
jetund offenbar ift, fo wird unſers auch offenbar 
werden. 

Kun iſt noch eined vorhanden: wenn dad Freu 
alfo gefunden it, erhaben und geheiliget, fo muß mat 
in dem Chriſto nachfolgen; gleichwie Chriftus fein Lei 
ben bat getragen ganz und gar umfonft, nicht ihm, 
fondern und. Alſo mußt du auch thun, und ihm mad: 
folgen, ganz und gar umfonft leiden, und nicht ein ſchalk⸗ 
baftig Auge haben, dag ich meine Heiligfeit und Ruhm 
darinnen ſuche; fendern dem Nächſten zu gut, auf daf 
das Evangelium auffomne, dag man dir auch nad 
folge, wie du Chriſto nahilart, vod ein aus Exempel 


und heiligeft mit deinem Herzen dein Kreuz alſo, went 


nn Pu 


| 


—.665 — 


"yon: dir nehme 3 fo» daß es alles in der Liebe das 


her gebe. 
Das fey von dem heiligen Kreuz geſaget. Ich 


wollte auch etwas von dem Evangelio geprediget haben, . 


To ift die Zeit zu kurz worden; doc) laß ich mich dün— 
Ten, das fey auch vonnöthen geweſen. Wollen Gott 
‚din Gnade anrufen. 





Am Tage Michaelis, 
Evang, Matthät am 18, 1 — 10, , 


Aergerniß zweierlei. 
- Nergerniß iſt ein Anſtoß, darinne des Glaubens und 
der Liebe gemißbrauchet wird. Der Glaube wird ver: 
letzet, wenn jemand etwas anders lehret, denn in der 
heiligen Schrift geſchrieben ſtehet; denn damit wird der 
Glaube des Naͤchſten umgeführet. Von dieſer Aerger⸗ 
niß ſaget hier der Herr Chriſtus in dem Evangelio: 

„Wer da ärgert dieſer Geringften einen, die an mic 
Alauben, dem wäre beffer,, daß ein Mühlſtein an feinen 
Hals gehänget würde, und erfäuft würde im Meer, da 
es am tiefften iſt. 

. Die Liebe wird mißbrauchet, fo dur deinem Nächiten 
nicht hilfeſt, und dieneft ihm nicht in dem, daran ihm 
nöthig oder fonft Ruß gelegen ift. Item, der den Frie⸗ 
den bricht, und reizet andere Leute zum Uebel; davon 


l 


faget Chriſtus im Matthäo 17, 27. da er Metro befahl. 


den Zoll zu geben, Bon diefem Aergerniß redet auch 
St: Paulus gun Römern 14, 13, und 1. Kor. 10, 32 *), 


*) C. Wer davon mehr Haben will, der beſehe daſelbſt hie Anno- 


tationes und Locos ‚communes Philippi Malanchthonis,) 


/ 


— 444 — 
Am Tage aller Heiligen, .. 


Evang. Matth. am 5, 1 — 12. 


Auslegung des Evangelii, ſammt einkt 
Vorrede von der Heiligen Ehre. 

Vor und ehe wir zu dem Evangelio greifen, müſ⸗ 
fen wir ein wenig von dem heutigen Feſte ſagen, das 
da heiget aller Heiligen Felt; welches denn in der gan 
gen Belt eingeriffen bat, daß man's überall begangen 
bat, und noch "heute bei Tage begebet, und als morgen | 
aller Seelen Tag. Ich wollte, Daß dieje beide Feſte 
in allen Landen wären aufzChaben , allein um des Miß— 
brauchs willen, der darinnen gefchiehet. Denn obgleiqh 
etlihe find, die es göttlich wiſſen zu gebrauchen, fo find 
doch ihrer viel, und faft der meifte Haufe, die es mif 
brauhen. Denn man fanı den gemeinen Mair nid 
: von dem Wahn behalten, daß er-nicht Denfe, er thue 

etwad Gutes. Man würde nicht lange Kirchen ftiften, 
Altar bauen, Bilder aufrichten, Teftament ftiften, wo 
man nicht meinete, man thate Gott einen Dienft damit, 
Wie man nun die Heiligen ehren fol, babe ich vor⸗ 
bin oft gefagt, nämlih, dad man ja einen Unterſcheid 
mache unter den Heiligen, die da todt ſind, und unter 
denen, die da lebendig find ; und was man den Heiligen. 
thun will, dag man's abwende von den todten, 'und 
legd auf die lebendigen Heiligen. Die lebendigen Heiligen 
find deine Nächſten, die nadenden, die hungrigen, die 
durftigen, armen Leute, die Weib und Sindlein. haben, 
die Schande leiden, die in Sünden liegen; da wende 
deine Hülfe bin, da lege deine Werfe an, da braud 
eine Zunge bin, Daß tu fie befchigeft, ernähreft, ratheſt, 
deinen Mantel auf fie dedfeft 7 und. ihnen zu Ehren bel 
feß. Das haben nun unfere Papiſten umgensendet, und 
haben's auf die todten Heiligen geleget, Kirchen geftiftet, 
Altar gebauet, und mit anderm Narrenwerk umgangen. 
Da tft denn alled hingeſchwommmen mit großen Strömen 
und Sündflüſſen; damit tft des armen Haufen vergeffen, 
“und die elenden Nothturftigen verſäumet. - 
_ Dershatben, iv fehret ihr's wieder um, und wendet 
eure Wohlthat auf die, lebendigen Deligen, aan cud | 





— 465 — 


ten iſt. Von jenen iſt kein Gebot; wo aber nun 
Gebot von iſt, da kann man nicht gewiß ſeyn, 
Gott gefalle oder nicht. Von den todten Heiligen 
iſt kein Gebot, daß man ſie ehren ſoll; darum 
man nicht gewiß ſeyn, ob's Gott gefällig ſey, 
man alſo mit ihnen handelt. Darum laß man davon, 
thue es denen, da man gewiß weiß, daß Gott einen 
‚gefallen dran habe. Haben wir doch in Gottes Nas 
gnug zu Schaffen mit den Dingen, die uns geboten find, 
wollen wir und viel mit andern Dingen beladen. | 
So fagen fie denn: Ei, ic thue ed in einer gu⸗ 
Meinung. Ja, da ſchlage Glück zu, du thuſt gleich 
die Juden mit deiner guten Meinung, die ſchlugen 
ſtum, Gottes, Sohn, zu tode, ſagten auch, fie 
eten's gut. Gott will deine gute Meinung nicht 
n, ja nicht anſehen; da ſollſt dich nach feinen 
ren und Geboten halten, und nicht thun, was dich 
dünket. Doch, wie wir oft geſaget haben, ſo iſt 
kürzlich die Weiſe und Form, wie man die ver⸗ 
enen Heiligen fol ehren. Ge man fie ja ehren 
‚ und fein anders, fo wollen fie es jelbft haben, ' 
mau ſie anziehe zu einem Exempel, folge ihnen 
nach, und beitätige die Lehre mit ihren Werken, 
Sanct Paulus thut zun Römern 4, 3. 4. 23. 24 
da er das Erempel Abrabams einführete, und das 
beweifete, Daß allein der Glaube felig made und. 
fertige, und ſpricht: Abraham hat Gott geglaubet,' 
Das ift ihm zur Geredhtigfeit gerechnet; und bes 
ußt mit diefem Sprich: Dad ift aber nicht gefchrieben 
n um feinetwillen, Daß ihm zugerechnet iſt; ſondern 
um unfertwillen, welchen es ſoll yugerehnet werden, 
sie glauben an dem, der unſern Herrn Jeſum Chriſt 
vwedet bat von den Todten, welder iſt um zmferer - 
we willen dahin gegeben, und um unferer Gerech⸗ 
it willen auferwecket. Da, da KLeget der rechte 
nd, der thut's allein. - Welches allein von St. 
U .gefcheieben ift. um unfertwillen, daß wir und alſo 
in ehren follen, und. die Lehre des Glaubens damit 
den, dag die Heiligen auch alſo gelebret aud gele⸗ 
haben, und Gott darum danken feiner gvötiqes 
ther’s Werke 15. Bi sv. 


— fl 


— 464 — 


Am Tage aller Heiligen, 
Evang. Matth. am 5, 1 — 12. 


Auslegung ded Evangelii, fammt eine 
Borrede von der Heiligen Ehre, 

Por und ehe wir zudem Evangelid greifen, müſ⸗ 
fen wir ein wenig von dem heutigen Feſte fagen, das 
da heißet aller Heiligen Felt; welches denn in der gan 
gen Welt eingeriffen bat, daß man's überall begangen 
bat, und noch ‘heute bei Tage begebet, und ald morgen 
aller Seelen Tag. Ich wollte, daß Diefe beide Feſte 
in allen Landen wären aufzkhaben, allein um des Miß⸗ 
brauchs willen, der darinnen gefhiehet. Denn obgleich 
etlihe find, die es göttlich wiſſen zu gebrauchen, fo find 
doch ihrer viel, und faft der meifte Haufe, die es miß 
braudhen. Denn man fanı den gemeinen Mar nicht 

: von dem Wahn behalten, daß er nicht denfe, er thue 
etwad Quted. Man wirrde nicht lange Kirchen ftiften, 
Altar bauen, Bilder aufrichten ,“ Teftament ſtiften, wo 
man nicht meinete, man thäte Gott einen Dienft damit, 

Wie man nun die Heiligen ehren fol, habe ich vor: 
bin oft gefagt, nämlich, dad man ja einen Unterſcheid 
mache unter den Heiligen, die da todt ſind, und unter 
denen, die da lebendig find ; und was man den Heiligen, 
thun will, daß man's abwende von den todten,, 'und 
legs auf die lebendigen Heiligen. Die lebendigen Heiligen 
find deine Nächſten, die nadenden, die hungrigen, die 
durfttgen, armen Leute, die Weib und Sindlein. haben, 
die Schande leiden, die in Sünden liegen; da wende 
deine Hülfe bin, da lege deine Werfe an, da braud 
teine Zunge bin, daß du fie beſchützeſt, ernähreft, ratheſt, 
deinen Mantel auf fie dedeft, und. ihnen zu Ehren bel 
feſt. Das haben nun unfere Papiften umgewendet, und | 
haben's auf die todten Heiligen geleget, Kirchen geftiftet, 
Altar gebauet, und mit anderm Narrenwerk umgangen 
Da tft denn alled hingefhwonmmen mit großen Strömen 
und Sündflüſſen; damit it des armen Haufen vergeffen, 

"und die elendin Nothtüritigen verkonmer, 

Dershatben, ſo tehret iye'® wider un, ud wurd 

eure Wohlthat auf die, \ebendigen gern: dꝛoodeo N 


Ly 





ir — 


biel beſer, Daß fie Moth 
27 %“ Sn u die ne 
a ET ‚erden und ver. 
m er on * in der ganzen 


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Ep —— —8 o gründen könnten/ 

Az * — « follte % denn allein 
* .3. da Judas ſchickete 

* ang ta N ‚int Silbers, dad man 

BIRD 


* welches Buch, wiewobl 
— — 12 it dennoch fein Gebot 
c ae big, Ei das nicht auß einem Gebot, 
2 —7 * ‚nten. Es duͤnkete ihn gut, 
2 denke, und für ſie bitte, dieweil 
2 einung von der Auferſtehung; 
—* Alige, heilſame Gedanke, für die 
"2. wie der Tert Mar dafelbft lautet. 
F fe aber fein Gutdünfen an? Soll ih 
ns * bot darauf ſchlagen laſſen, das ihn gut 
Fi} «Darum gehe man bed Dinge müflig, 
25 * e Koſt dieweil an die Armen, davon und 
uf Das ſey von den beiden Feften gefaget. 
' hun auf dad Evangelium fommen, . 


> Evangelium iſt, wie. eure Liebe oft, gehöret 
gib anders, denn ein gut Gefchtei, eine gute 
* x von Chriſto, wie der Here Chriſtus von Gott 
* Vater hergethan ſey, daß er allen Leuten helfe 
Deil thue) un Leib und Seele, zeitlich und ewige 
1» Alf, daß es viel eine andere Predigt iſt, denn 
ed Gefetzes Predigt. Denn das Gefeg gebeut, dräuet 
und dringet; das Evangelium uber dräuet nicht, drin⸗ 
Br nicht/ ſondern locket fein freundlich und lieblich auf 
Gpeiftum, mit ber allerlieblichiten Werheigung. Moſes 
der gebeut, du ſollſt fanftmäthig fepn, bei Verluſt der 
Seelen Seligkeit; über dad Evangelium kommt fanfte 
ber, und beut und Gottes Gnade, Huld ind Barm⸗ 
herzigkelt an, und weifet uns auf Chriftum, dadurch 
wir empfaden ſollen, daß wir bein Geſetz gnug thun. 
Alſo, daß das ganze Eoangeliam allein ein freundliches, 
gutes Geſchrei it von Chriſto, ver len Lenin SUR 
30 


— 466 — 


Wohlthat, daß er ſie alſo begnadet bat, und une gu 
Troft aljo zu einem Exempel geftellet hat, daß wir 
und defto tröftliher auf ihm errnägen- fönnen. | 

Alſo follen wir ehren auch feine liebe Mutter, daß. 
wir anfehen ihre Demuth und Nichtigfeit oder Niedrige 
feit, und darinnen lernen, wie Gott die Verworfenen 
und Armen erhöbet, und die großen Hoffärtigen ernies 
driget, und und damit tröftet im Elend, in Schande, 
in Niedrigfeit, und Gott danffagen um feiner Güte 
willen, daß er und feine liebe Mutter und bie lieben 
Heiligen bat alfo zum Erempel geftellet, darinnen wir 
und tröften, und und auf feine Barmherzigfeit defto 
fröhlicher erwägen. Das ift die rechte Ehre, und feine 
andere; fonft laffe man fie in Gottes Gerichte liegen; 
fie ſchlafen und leben in Ehrifto. 

Zum andern, von der Seelen, da wollte ich auch 
Deffelbengleichen , ‚daß man fie Gott heimftellete. ' Denn 
du thuft feine Sünde daran, fo_du gleich nimmermehr 
an fie gedenfeft; denn es ift Dir nichts davon geboten: 
und made ihnen nicht nach Seelenmeffen und Bigilien; 
denn es ift nicht gewiß, ob ed Gott gefalle, du haft 
fein Gebot davon. Wilft du für deines Waters Seele, 
für deiner Mutter Seele bitten, fo magft du es thun 
daheime in Deiner Kammer, und das einmal oder zwei, 
und laß darnach gut ſeyn. Sprich: Lieber Gott, ſo 
die Seele in einem ſolchen Stande wäre, daß ihr zu 
helfen ſtünde, mein Herr, ſo erbarme dich ihrer, und 
hilf ihr. Und fahre nicht zu, und halte ewige Begängs 
niß, wie die Narren thun, die ftete Vigilien halten, 
und ftete Jahrszeiten; gleih als wollten fie mit dem 
Löhren Gott zwingen und dringen, daß er ihnen müßte 
die Seelen geben; ja, er wird's laffen: 

Darum, fo du ja für ſie bitten willſt, fo bitte in 
ber vorgemeldten Weiſe, und laß es damit gethan feyn, 

und laß fie in Gott fchlafen: denn, bitteft du etwaß, 
und glaubeft,, fo iſt's gewiß, daß du erhöret biſt, wie 
uns Chriſtus zuſaget im Marco 11, 24: „Alles, was 
ihr bittet in eurem Gebet; glaubet nur, daß ihr's 
empfaben werdet, ſo wird's s end werden.“ Ja, das 
wird aber den Piofen wenig in Ve — — 


— 462 — 


Da liegt nichts an; es iſt viel beſſer, daß ſie Noth 
leiden und verderben, denn daß die armen Seelen 
ſollen alſo ins Narrenſpiel gebunden werden und ver, 
derben. 
Dazu haben fie feinen Spruch” in der ganzen 
. Schrift, damit fie ed bewähren und gründen fünnten, 
daß man etwas für die Seele thun follte, denn‘ allein 
den Sprud im 2. Macc. 12, 43. da Judas ſchickete 
gen Zerufalem zwölf taufend Duint Silbers, dad man 
folte für die Todten opfern; welches Buch,‘ wiewohl 
 e8 an ihm felbft nicht gilt, fo iſt dennoch fein Gebot 
Drinnen: dern Judas thut das nicht aus einem Gebot, . 
sondern aus einem Gutdünfen. Es dünfete ihn gut, 
Daß man der Todten gedenfe, und für fie bitte, dicweil 
er babe eine gute Meinung von der Auferftehung ; 
darum ſey es eine heilige, heilfame Gedanfe, für die 
&odten zu bitten, wie der Tert Mar dafelbft lautet. 
Mas gehet mich aber fein Gutdünfen an? Soll ich 
mir bald ein Gebot darauf fchlagen laffen, daB ihn gut 
dünket? Nein. Darum gebe man des Dinges müffig, 
und wende die Kot dieweil an die Armen, davon und 
geboten iſt. Das fey von den beiden Feſten gefaget. 
ir wollen nun auf das Evangelium formen. . 

Das Evangelium tft, wie. eure Liebe oft gehoͤret 
hat, nichts anders, denn ein gut Geſchrei, eine gute 
Mredigt von Chriſto, wie der Herr Chriftus von Gott 
dem Mater hergethan ſey, daß er allen Leuten helfe 
Cumd Heil thue) an Leib und Seele, zeitlich und ewig⸗ 
lich, alſo, DaB «8 viel eine andere Predigt tft, denn 
bes Geſetzes Predigt. Denn das Geſetz gebeut, dräuet 
und Dringet; das Evangelium uber Drauet nicht, Drins 
get nicht, fordern locket fein Freundlich und lieblich auf 
Thriſtum, mit der allerlieblichiten Verheißung. Moſes 
der gebeut, du ſollſt fanftmüthig ſeyn, bei Verluſt der 
Seelen Seligkeit; aber das Evangelium kommt ſanfte 
ber, und beut und Gottes Gnade, Huld und Barm⸗ 
herzigkeit an, und weiſet uns auf Chriftum, dadurch 
wir empfahen füllen, daß wir dein Geirg Amen, Au 
Alfo, daß dad ganze Eranaeliam ale cin Teutiiut 

sites Geſchrei iſt won Ühtife,; ver den Taken DS 
309 * 


— 466 — 


und Rath anbeut, und fordert nichts mehr; ſondern 
allein freundlich zu ſich locket. 

Daraus folget nun eine Frage: warum das Evan⸗ 
gelium bier ſolches auch nicht thue, dieweil es ſich ans 
ſehen läßt, als gebe es Gebote, nämlich, wie man ſoll 
arm ſeyn im Geiſt, ſanftmüthig, barmherzig, und ſo 
fortan. Item, es verheißt einen Lohn, denen, die es 
thun, in dem daß er ſpricht: Das Himmelreich iſt ihr. 
Item, die ſollen die Erden beſitzen, und was er mehr 
ſaget; dieweil wir doch nicht ſollen lohnſüchtig ſeyn, 
ſondern lauter umſonſt fromm ſeyn; nicht unſern Nutz, 
ſondern allein Gott drinnen ſuchen; nicht aus Furcht der 
Pein noch der ˖ Hoͤllen, ſondern allein zu Gottes Ehre, 
und dem Nächſten zu Nutze thun alles, was wir thun. 

Dieſe zwo Fragen habe ich darum beweget, daß 
ihr deſto beſſer in dem Evangelio geſtärket werdet, und 
defto befier wiſſet euch Daraus zu gründen, welches nichts 
denn ein Gefchrei und Predigt ift von Chriſto. Und 
zum erften ift zu merfen, daß dieß Evangelium bie, nichts 
gebeut; fondern, wie an allen Enden, allein von Chrifto 
fhreibet: und wie es allenthalben feine Wohlthat und 
Hülfe abmalet, alfp thut ed hier auch: nämlich, wie er 
die Blinden ſehend gemachet hat, die Todten erwedet, 
die Lahmen gefund gemachet, Matth. 11, 5. aljo halt 
es und bier auch vor die Wohlthat, daß er uns das 
Geſetz ausgeleget hat, und den rechten Merftand habe 
darinnen gegeben; welches faft die größte Wohlthat ift, 
Die er und bat erzeiget. Denn, ift Das eine Wohlthat, 
dag er den Blinden leiblich ſehend machet, den Rahmen 
gebend, den Tauben hörend, und dergleichen; fo ift das 
viel eine größere Wohltbat, dag er hier der blinden 
Seelen die Augen auftbut, und ‚lebret fie das Gebot 
Gottes erfenuen, daß fie defto beffer felig werde. Alfo 
leget er aus das fünfte Gebot Mofis, in eben. diefem 
Kapitel, da er fpriht: „Ihr habt gehöret, daß zu dem 
Alten gefaget ift: Du ſollſt nicht tödten ; wer aber tödtet, 
der ſoll des Gerichts fhuldig ſeyn. Ich aber fage euch: 
Per mit feinem Bruder zürnet, der ift des Gerichts 
ſchuldig. Wer aber zu feinem Bruder faget: Radya, der 

it. des Raths fchuldig ; wer ober faget, Du. Race, der 


' — 400 — 


iſt des hoöͤlliſchen Feuers ſchuldig,“ Matth8, 21. 22. 
das iſt, ihr ſollt nicht zürnen-im Herzen, ihr ſollt ein 
fanft. Herz haben, Fein zornig, unfreundlid Werk, Wort \- 
oder Geberde gegen eurem Näaäͤchſten führen, noch tragen. 
Alfo zeiget das Evangelium allein hier Gottes Gute und 
Wohlthat nm. — 

Wie aber nun mit der andern Frage, daß es gleich 
einen Lohn verheißet den Frommen, die alſo thun? Das 
rauf habe ich gnugfam geantwortet in der Sermon von 
dem ungerechten Mammon, daß nicht die Verheißungen 
hinzu gethan ſind als Verheißungen des Lohns, den wir 
verdienen ſollen; ſondern als feine, liebliche Reizungen 
und Lockungen, damit und Gott luſtig machet, fromm 
zu ſeyn, und das von ihm ſelbſt folgen muß, und wir's 
sicht dürfen ſuchen; ſondern, daß es fen eine gewiſſe 

olge des guten Lebens, wie die Hölle eine Folge iſt des 

dfen Lebens, (die muß dem böſen nachfolgen), unge: 
ſuchet und unbegeltet, gleihwie der Geſchmack dem Wein 
folgen muß. Alſo ift das ewige Leben bier au ver⸗ 
heißen, nicht, daß wir darum follen fromm ſeyn, als 
um tine Belohnung; fondern daß es fey eine Lodung 
und Reizung, die uns luftig mache zur Fömmigkeit, Gott 
zu dienen und zu loben: ſo muß es denn von ihm ſelbſt 
folgen. Das bildet und vor den freundlihen, väterlichen 
Pillen Gottes, und Chriſti Holdfeligfeit, dag er und 
fo freundlidy lodet. 

Das ſey vor den zweien Fragen, Daß ihr wilfet, 
daß das Evangelium bier, wie an allen Orten, Chriſti 
Gnade und Wohlthat und vorbildet, und daß er une 
bier den rechten Verftand des Gefetsed giebet und dem 
Mofen vecht ausleget. Und daran bangen die allerlieb- 
lichſten Verbeißungen, Die mit Honig gefchmieret find, 
daß er und ja herzu Iode, daß wir Luft und Liebe has 
ben zu Sanftmüthigfeit, Barmherzigkeit, Gütigfeit gegen 
unfere Nächſten. Nun wollen wir feben, wie fi die 
acht Seligfeiten in die zeben Gebote ziehen, und fie _ 
auslegen und leichte madhen. — 

Ihr wiſſet, wie fie die aht Seciatetten in ie 
Beichte gezogen haben, über die Keben Ivulnten MU. 
die fünf Sinnen, wie andy die (eben Gaben ded wÜS 


m 


7 * 
⸗ — 


\ — An 


Geiſtes, und was des Dinges mehr iſt, und haben dar 
mit viel Bücher befchmieret, gleich, ala ob nicht die acht 
Geligfeiten, die fieben Todfünden, in den zehen Ges 
boten verfaffet wären; fo Doch alle Sünden, wie fie ger 
nannt mögen werden, in die zehen Gebote Fünnen ger 
gogen, und wiederum Die zeben Gebot .in die adıt: 
Beligfeiten gefhloffen werden. Denn die acht Seligfeiten 
find allein eine Auslegung der geben Gebote, daß fie 
nur leichter verftanden mögen werden, 

Zum erften, in weldhes Gebot Moſis fchleußt ſich 
die erite Geligfeit, da er faget: „Selig find, die geifts 
lich arm find?“ oder welche Gebot leget ed aus? Das 
erfie, als nämlich: „Du follft nicht fremde Götter har 
ben ;* daß leget Chriftuß bier aus, Da er fagt: „Selig 
find, die da geiſtlich arm find,“ Als fpräche er: Wahr⸗ 
fh, das Gebot, dad euch Moſes gegeben bat, das ift 
nit alleine fo zu verftehen, wie ihr's verſtehet, und 
die Worte lauten; wie denn auch die Juden und Heis 
den meineten, daß man feine Götzen, fein Bild zu ei: 
nem Abgott haben foll oder anbeten, fondern, daß man 
arm foll feyn im Geift, das tft, im. Herzen, an feinem 
Dinge, an feiner Creatur auf dem Erdboden Fleben, 
fondern bloß feyn und mit freiem Herzen auf ihn allein 
halten, Und felig find die, denn fie haben Gott und 
den Himmel, und alled, was Drinnen iſt. 

Zum andern, wo zeucht fi) das hin, da er faget: 
„Selig find die Sanftmüthigen, denn fie werden dad 
Erdreich befigen?* Das zeucht fih in's fünfte Gebet: 
„Du ſollſt nicht tödten.“ Als follte er fprehen: € 
- war nicht Moſis Meinung, daß ihr allein nicht ſollt 
tödten; fondern Sanftmuth will er haben: fo ihr gleich 
die Hände vom Außerlihen Todſchlag ftill halter, item, 
die Zunge yon böfen Worten, fp fünnt ihr's dennoch 
wohl im Herzen thun. Darum will das Gebot das 
Herze haben, das fol unverbittert feyn, Denn es tft 
sicht alleine gnug, daß du niemand tödteft, fondern mußt 
ihm aud wohl thun, freundlich feyn, und alle Liebe er: 
zeigen, Es ift nicht negauve, fondern affırmatıve 

gefaget, daß man's umtehre, und (che, wie es auf der 
“andern Seiten folge, alſo, wie ve er wihtt SA m 


— 11 — . 
J 
die Sanftmüthigen, denn ſie werden das Erdreich be⸗ 
ſitzen. Item, wo gehet das hin: Selig ſind die Barm⸗ 
herzigen? Auch in's fünfte Gebot: Du ſollſt nicht toͤd⸗ 
ten: das iſt, du ſollſt barmherzig und gütig mit deinem 
Naͤchſten handeln, und ſo fortan mit allen Seligkeiten; 
die wollen wir im Evangelio nach einander ſehen. Erſt⸗ 
lichen ſpricht der Herr: | 
„Selig find, die da geiftlih arm find, denn das Him⸗ 
melreich iff ihr.“ | 
Damit wir nicht hoch im Geift fahren, fo heißt geifts 
lich arm feyn, nicht mit dem Muth an dem Gut bangen, 
‚Gott gebe, du haft Gut, oder haft nichts. Und wieberum, 
reich im Geift heißt, mit dem Herzen am Gut bangen, 
Gott gebe, du haft Gut oder haft nichts. Das meinet 
and) der Prophet David, da er fagt: „Fällteuch Reich⸗ 
thum zu, fo hanget dad Herz nicht dran,“ Pſ. 62, 11. 
Als follte er fprechen: Es kann ja nicht alfo zugehen, es 
müſſen ja etwa Regenten feyn:und Könige, die müſſen 
ja etwas mehr haben denn andere Leute ; ed kann ſich ja 
‚nicht mit. bem Gut gleich zutragen; darum, ed komme 
oder fomme nicht, fo hänge allein das Herz nicht daran. 
Darum beißt arm im Geift. feyn, den Muth nicht 
"auf das Gut oder Gaben legen;. fih nicht preifen, noch 
kützeln und über den Nächften erheben, Gott gebe, man 
habe viel oder wenig. Alfo find gewefen, Abraham, 
Iſaak, Jacob, Hiob und andere Väter mehr, die waren 
mächtig reich, aber’ fie legten das Herz nicht auf die 
Reichthümer. Sie kunden alfo, hielten allein Gott für 
das höchſte Gut, und wenn gleich das Gut dahin ges 
fallen wäre, fo hätten fie fih nicht Darüber befümmert. 
Alfo war auch David arm, wiewohl er ein märhtiges 
Königreih unter ihm hatte. Alfo auh Salomon. Die 
ftunden alfo befeftiget und befräftiget in Gott, daB-fie 
ed nicht geachtet hätten, ed wäre ihnen zu = oder abges 
fallen. Alfo beißt eigentlih arın im Geift, den Muth 
nicht dazu haben, Gott gebe man habe viel oder wenig. . 
Denn die den Muth darauf legen; die haben einen Abs 
gott, und den rechten Gott verlaffen fie. Das müſſen 
benn bald geſchwülſtige, aufgebloiene Hergn wetten, ir 
ven Näcften verachten, und id, ergehen, wir WA“ 
— — 


x 


— i2 — 

denn' faget im Gprühwort: Gut . macht Muth; md 
wiederum auch: Muth macht Armuth. 

Alfo find auch die ärmſten Bettler reich, die doch 
gar nichts haben; denn fie ſtehen mit ihrem ganzen 
Muth nah Gut und Geld, fteden im Herzen fo voll - 
Geized und Hungers, daß fie die allergeizigften Men 
fhen werden, wo fie ein wenig Guts überfommen; die 
thun denn niemand fein gut, erzeigen niemand feine 
Liebe, feine Barmherzigkeit, Feine Wohlthat, find die 
allerunfreundlichften Menfhen, die auf Erden find ; wie 
jener Poet faget: Asperius nıhil est humilı dum 
surgit in altum: wenn ein Armer Gut und Ehre 
krieget, fo kann man ſich feiner nicht erwehren, er richtet 
Unglück und Hader an, und flürget manden frommen 
Mann. Die alfo arm find, gelten vor Gott niht‘ 
mehr, denn ein Reicher: denn „wor Gott iſt fein Uns 
terfcheid der Perfon,“ Apgeſch. 10, 34. Es gilt ein 
Weiſer gleich ſo viel als ein Unweiſer, ein Reicher als 
ein Armer, ein Junger als ein Alter, eine Magd als 
ein Knecht; wiewohl ‚vor der Welt haät's einen Uttey⸗ 
fheid. Das Evangelium aber fiebet daß Herz an, 
gebet zu Grund und Boden, ſiehet in's Herz hinein, 
tiefer denn du felbft, und bat mit den Außerlichen Diss 
gen nimmer nichts zu fchiden. 
| Alfo könnt ihr nun wohl richten und achten, melde 
arm find oder nit, nämlich, die den Muth niht auf 
das Gut legen. Aber fehet, wie fie die Armnth haben 
heraus gezogen in das äußerlihe Weſen: als Franciſcus 
gethan hat, das doch ein frommer Mann gewefen iſt, 
fo, daß mid wundert, wie er fo naͤrriſch und grob bier 
geſtolpert hat, der ſich hier hat in Armuth gegeben, 
und ſeine Brüder in eine Regel verfaſſet, nicht mehr 
zu haben, denn von der ‚Hand in Mund, über Nacht 
nichts zu behalten, und wie es dafelbft lautet; bat das 
Evangelium alfo heraus in zeitlich Armuth gezogen, wis 
der Ehrifti Meinung. Denn die Armuth muß im Geilte 
geben: das geiftliche Regiment, dad Evangelium , laͤßt 
ſich in feinem Weg heraus ind Licht ziehen, und in das 
Außerlihe Regiment; ed gehet im Herzen daher. Alfo 
iſt auch Chriſtus am Sn rm gemeien , vod Deunad 






— 43 — 


ı8 wendig nicht blos ohne Geld gangen. Denn da fe 
if den ‚Berg giengen, da hatte er fünf Gerftenbrod 
ad zwei hundert Pfennige. Item, Judas trug den 
zeutel, und nahm ein, wad man dem Herrn gab,.daß 
e wohl möchte bei einen Gulden oder dreißig in Bes 
eitfchaft gehabt haben. Alfo waren die frommen Hei⸗ 
gen auch, David, Jacob, Iſaak, Abraham und andere, 
od) bat es Francifcus herausgezogen in Die leibliche 
lemuth. Da müßt ihr num felbft richten, Daß er ges 
ehlet hat und geftrauchelt: das. hat dennoch hintennach 
er. Papſt beftätiget. 

Darum , fo man euch wird vorwerfen, St. Frans 
feus habe alfo gelebet, und ſey dennod ein heiliger 
Rann gewefen; fo werfet ihr wiederum Chriftum auf, 
er bet anders gelebet -und.ift auch ein beiliger Mann 
ewefen und heiliger denn Franciſcus. Wenn fie fagen: 
> bat gelehrert St. Franciſcus; fo faget ihr: fo hat 
elehret Chriſtus. Nun wem fol man folgen? Da 
rüſſen fie denn felbft befennen, daß Ehrifto mehr zu 
olgen. tft, denn: der andern. Alſo beſchließt ihr fie 
Benn fie berfommen, und rühmen der Heiligen Leben 
nd alte Gewohnheit; fo rühmet ihr Chriftum, der hat 
inders gelehret, hat aud wohl länger gelebet, denn fie 


illzumal. „Alfo werfet ihr denn immerzu einen Heiligen 


uf, nämlich Ehriftum , wenn fie mit den ihren daher 
fahren, werden fie euch dieſen nicht umſtoßen. Go 
ſt's num fo viel gefaget: Selig find die Armen, vers 
‚eibet euch des zeitlihen Guts, ftehet nicht mit dem. 
Dergen darauf, fo ift der Himmel euer. 

Und thut dazu die ‚allerfeineften Verheißungen, 
und fpridt: das Himmelreich iſt ihr. Da ſiehet man 
bald, welches des heiligen Geiſtes Predigten ſind, oder 
des Teufels. Da ſiehet man auch, wie verſtockt wir 
ſind, daß uns die Verheißungen nicht zu Herzen gehen. 
Denn die hohe Majeſtät hat's verheißen, die nicht lügen 
kann, daß die, ſo geiſtlich arm ſind, ſollen das Himmel⸗ 
reich haben. Das iſt ſo viel geſaget: Siehe, dem Men⸗ 
ſchen ſoll der Tod, Sünde, Hölle, und alles Unglüd 
hinweg ſeyn, ſoll Gott zum Freunde haben, ein froͤhli⸗ 
ches Gewigen⸗ und van das ewige Lehen, Sat u 


’ 


— 4244 — 






wegen ſolche reihe Verheißungen von einer ſolchen hohen 
Majeſtät und gar nichts. Wo ſonſt ein Lügner etwan 
auftritt, oder ein Papft ſagte: Laß fo viel Meſſen hal⸗ 
ten, fo wirft &u felig; oder fpriht: Das Jahr fafte fs 
viel St. Barbara, St. Nicola, und was der Narren 
theidungen mehr find, da fällt man bin, und laufen gu, I 
ald brenneten uns die Köpfe. Wie fommt denn dad, 
daß es des Teufeld Pretigten find, und doch angensms | 
men werden? Wie, daß die hier nicht auch alfo eiw, 
geben, fo es des heiligen. Geiftes Predigten find? Antı 
„wort: „Was nicht von Gott ift, das höret Gottes 
Wort nicht,“ 1. Joh. 4, 6. Wer nicht will die Wahr⸗ 
heit hören, der muß Lügen hören. Zum andern ſpricht 
der Herr: 

„Selig find. die Sanftmüthigen, denn fie werden dab 

Erdreich befigen.* 

Das ift, die da fanftmüthig find von Herzen, und 
nicht rachſüchtig, fondern ftellen’d Gott beim, fahren | 
freundlid) mit den Feinden, und vergeben ihnen, die 
follen beftgen das Erdreih, das tft, fie follen bleiben, 
niht daß fie follen Herren werden und regieren di 
Belt; fondern dag fie follen bleiben vor denen, diem | 
rachſüchtig find, und wollen mit dem Kopfe bindurd, 
Gott gebe, es ftoße hinten oder vorne an. Das gieht 
auch die Erfahrung, dag niemand ehe von den Geinm 
kommt, denn die da rahfüchtig find; und niemand ck 
entlaufen muß, denn dieſelben flörrigen, unfanften 
Menſchen, die viel Rechtens führen wollen. Denn man 
muß ſchier allezeit zchenmal fo viel verzehren, als die 
Sache werth ift. Item, wir fehen, daß große König 
reiche , große Kaijerthum , große Land und Städte alfe 
perderben und umfommen. Aber die da vergebens Gott 
allein die Rache zujtellen, die bleiben. Nun fehet, wie 
feine Verheißungen das find; eine geiftlihe, Da fie fob 
len den Himmel haben; dazu auch eine zeitliche, dag fe 
follen aud nad dem Leibe gnug haben, Zum dritten 
ſpricht er; | 
„Selig find, Die da Seide tragen, Denn ſie follen ges 

tröftet werden.“ . . 
Da feher ide, daß Ken wären case Kaben; 


— 415 — 


PB- wird nicht in eitel Wohltagen, Singen und Sprin⸗ 
gen zugehen, die Chriften müffen auch’ Trübfal haben 
und Dual, daß der alte Adam zahm werde; aber im 
dem Trübfal werden fie getröftet werden, und werden 
mitten in der Angft und Betrübnig Freude fühlen, 
Die da aber ftetd voll find, und im Sauſe liegen, 
Die Fünnen nicht wiffen, wie fie mit Gott ftehen, 
Darum, wiewohl fie freffen, faufen und laden. mit 
Dem Munde, ſo erfähret’3 doch das Herz nicht; denn 
e8 weiß nicht, ob es einen gnädigeh Gott "hat oder 
micht, darım kann es auch nicht fröhlich feyn, und iſt 
wiel mehr Galle denn Honig da. Aber die da Trübfal 
Beiden, die werden inmendig von Gott getröftet. Die 
Find inmendig im Herzen voll Wonne und Freude, wies 
wohl es audwendig feinen Schein hat: aber jene frefs 
fen, faufen und lachen, und find doch mit eitel Gall 
und Trübſal im Herzen überfhüttet und begoflen. Zum 
gierten: | 

„Selig find die da hungert und dürftet nad) der Ge⸗ 

rechtigfeit, denn ſie follen fatt werden.“ 

Das ift, die da hungert und dürſtet nad) der 
Frömmigkeit, die dahin mit alle ihrem Thun gefliffen 
find, daß fie fromm mögen werden, und andere Leute 
auch zur Frömmigkeit bringen. Und das ift denn 
fhwer. Denn wenn fie das thun wollen, fo müffen 
fie das Wort predigen, vermahnen und ftrafen. Da⸗ 

mit laden fie den Teufel auf fih, Zorn und Neid der 
Welt, und alles, was nur in der Welt iſt, das erres 
gen fie wider fih. Darnach bleibet das heilige Kreu 
nicht lange außen; aber daß laffen fie fi nicht in: 
anfechten. Wo diefer Hunger ift, das Dürften und 

Seufzen nach der Gerechtigfeit und Frömmigkeit, beide, 
feiner und der andern, da läßt fih das Herz nicht 
ftillen nod hindern, bis es den Schatz ergreife. Zum 
fünften: 
„Selig find die Barmherzigen, denn fie werden Barm⸗ 

berzigfeit erlangen.“ 

Das find je, die da geneigt And zu neragken hau 
andern ihre Fehle und Gebrehen, Ami AR DARUM 

find, Da wird geftärft der Soruch in Worer ler, 


"u _ 


— 420 — 


„Vergieb uns unſere Schuld, wie wir snfern Schule or« 
Digern vergeben.“ Zum fechften : ine 
„Selig find, die reines Herzens find, denn fte werben {im 

Gott ſchauen.“ U 

Sehet, darum haben fih alle Welt gemühet, def Ir 
ste Gott fehen möchten; ober da babet ihr, wie mar 
ihn feben muß. Gott fhauet man zweierlei Weile: P 
einmal nach feiner hoben, allmächtigen Gewalt, und dei 
hilft wenig, ja dad Anfchauen kann die Natur nid || 
leiden. Zum andern, fhauet man ihn für einen Gott, 
für einen allmädhtigen, gütigen, für einen gnädigen 
Vater; denn Gott ift nichts anders, Denn die ewige, 
allmächtige Gütigfeit und Barmherzigfeit. Und ten 
fhauen die allein, die da find eines reinen Herzent, 
‚das ift, die da glauben. Denn die da nicht. glauben, 
die ‚haben fein rein Herze, erfennen ihn nicht; fondern fi 
balten Ihn für einen geftrengen Richter, und fliehen vor 
ibm: wie Adam that im Paradied. Warum? Dem 
fie ſehen in ihr Gewiffen, das ift unrein; darum fihenen fr 
fi) davor, und fürdten id, wie Salomon fagt in des 
Sprüden c. 28, 1: „Der Gottloſe fleuht, und niemand 
jagt ihn.“ Denn er denfet immerzu, Gott fey ibm um 
gnädig, ungütig, unbarmberzig, datum Läuft er vor 
ibm; dad macht allein da8 böfe Gewiffen, welches Got: 
tes Güte nicht fehen kann. Zum flebenten: 

„Selig find die Friedfertigen, denn fie werden Gottes 
Kinder heißen.“ 

Dad ift, die nicht allein friedfam find, fondern 
auch Friede.machen, da ein gut Wort verleihen, dort 
ein gut Wort darlegen, allenthalben fiillen und fchweis 
gen, wo fle irgend Unfriede und Aufruhr, oder Zwie⸗ 
trat wiffen. Und das find die rechten Gottes Kinder, 
wie Chriftuß iſt, der hat es frei erzeiget; denn er if 
herab vom Himmel geftiegen, und bat und von Gott 
alled Gutes, alles Süßes, alle Barmherzigkeit gefaget, 
namlih, Daß und der Vater unfere, Sünde vergeben . 
babe, und zu Kindern aufgenommen, fey nun unfer 
guadiger Water, babe Friede mit und, mit dem wir 
zuvor im Unfrieden flunden. Und darnad) ift er wieder 
aufgeftiegen zu Gott, und kat Gott wiederum alles 






* 


— 427 — 

utes von uns geſagt, nämlich alſo: Vater, fie haben 
ne Sünde mehr, ich habe ſie auf mich geladen, und 
aweg genommen; ſo, daß er zwiſchen uns und Gott, 
zu zwifchen allen Greaturen Friede gemadht hat, wie 
e Epiftel zu den Epheſern c. 2, 15. fagt. Alfo that 
ch Monica, St. Auguftini Mutter: was fie Böfes 
‚wte von den Weibern, das ſchwieg fie; was fle aber 
utes hörte, das da verfühnete, das fagte fie. Alſo 
Üen wir auch thun. Zum achten: 
Selig find, die um der Geredtigfeit willen verfolget 
werden, denn das Himmelreich ift ihr. Selig feyd 
ihr, wenn euch die Menfchen um meinetwillen ſchmä⸗ 
hen und verfolgen, und reden allerlei Uebels wider 
euch, fo fie daran lügen.“ - 

Das tft, die da verfolget werden außer dem Ges 
kht, allein um der Geredhtigfeit willen. Die Verfol⸗ 
ang muß man. leiden von dem gemeinen Pöbel, Ver: 
schung und Verlierung im Gericht und vor den Her⸗ 
a, denn da wird man verlogen und angeflaget, daß 
38 die Herren ungnädig werden. Aber laßt fie immer: 
wre verfolgen, Wir haben einen guten Troft, und 
ꝛwiſſe Verheißung, wie folget: 
Habt Freude und Wonne, es wird euch im Himmel | 

ed. belohnet werden: denn alfo haben fie verfolget 
die Propheten, die vor euch geweſen find.“ 

Solcher Verheißung und Troſtes haben wir bin 
nd wieder viel in dem Evangelio; als ſonderlich im 

uca-21, 12— 19. da der Herr zu feinen Jüngern 
fügt: „Bor diefem aller werden fle die Hände am 
uch legen und verfolgen, und werden euch überante 
wrten in ihren Schulen und Gefängniffen, und vor 
tönige und Fürften ziehen, um meines Namend willen. 
a8 wird euch aber wieberfahren gu einem Zeugniß. 
So nehmt nun zu Herzen, daß ihr nicht forget, wie 
br. euch verantworten follt; denn ich will euh Mund 
nd Weisheit geben, welcher nicht follen widerfprechen 
nögen noch widerftehen, alle eure Widerwärtigen. Ihr 
werdet aber überantwortet werden om ben Eltern, 
Brüdern, Gefreundten und Freunden, und fie werden 
ner etlichen zum Tode helfen, und ihr werdet getager 


— 428 — 


fenn von jedermann, um meines Namens willen, ı 
ein Haar von eurem Haupte foll nicht umkonn 
Faffet eure: Seelen mit Geduld.“ Das fey guug 
fagt auf dießmal bei diefem Evangelio, wollen € 
um feine Gnade anrufen. 





Am Tage Katharind. 
Evang. Matth. 25, 1 — 13. 


Sch babe dieß Evangelium nicht für mid 
kommen, zu beftätigen die Legenden St. Kathari 
welche, wenn man fie recht anfiehet, mehr Rügen } 
Wahrheit in fi bat. Es fey wie ihm molle, fo la 
wir die Legenden fahren, dieweil fie ungewiß find, 
wollen .dad Evangelium vor und nehmen, das kann 
ja nicht trugen nod verführen. Ihr habet gehöre 
der Gleichniß, wie daß zehen Jungfrauen mit ihren ® 
pen find entgegen fommen dem Bräntigam; fünf 
ihnen waren Flug; die andern aber waren. thörict, 
welhem und zweierlet Chriften ‚werden -angezeiget, n 
lich, rechtſchaffene Ehriften und erdichtete, "die fih 
Chriſten laffen anfehen: " 

Aber bier wollen wir- eben gar nichts reden, 
auch im diefe zweierlei Gefchleht gemenget haben, 
fo das Evangelium verfprehen und verfolgen ; denn 
find nicht würdig, daß fie auch die thörichten Zungfr 
follen genernet werben, Das ift aber die - Natur 
Art des Evangelii, daß es muß verfolget werden, 
Teufel kann es nicht leiden; darum erreget er dan 
alles, was er nur kann aufbriigen. Darum muß 
ſich dad nicht irren laſſen, daß es alfo zugehet, ı 
dad Evangelio geprediget wird; "denn Chriftus fi: 
„Wenn ein ftarfer, Gemappneter feinen Pallaſt bemwa 
fo bleibet das Seine mit Frieden. Wenn aber ein € 
kerer über ihn kommt, und überwindet ihn, fo nn 
er ihm feinen Harniſch, darauf er ſich verlieh, und 
let den Raub aus,“ Luc. 11, 21. 22. 

Da Ehritub, der Grörtere ; tom in Seiner ı 


- ⸗ 
— a479 — 

ukunft, denn, vorhin hatte der Teufel das Regiment 
ver die ganze Welt), da iſt er, als ein falſcher Fürſt, 
ſchwächt worden; alſo iſt ed auch jegund vor der an⸗ 
en Zufunft. Der Teufel bat lange vegieret in den 
hen Schulen, da tft es alles im Frieden geweſen 

yer nun das heilige Evangelium aus Gottes Onaden 
‚mmen tft, und greifet unfern Doctoribus in die Wolle, 
ıppet fie an, und decket ihre Schalfheit auf, fo zürnen 
e, toben, wüthen umd zappeln, wie ſie toll und thoͤ⸗ 
icht, raſend und unſinnig wären; da iſt kein Friede 
ehr. Sa, ſprechen fie, wir find Doctores' und Ma- 
Astri nostri, und ift befohlen vom. Papſt, die Schrift 
uszulegen. Freilich ja, wenn es mit ihren Träumen, 
Sloffen, und was des Teufeld Unflaths mehr ift, wäre 
wögerichret; wenn fie mit ihren Quäften die Hölle möch> 
en ‚auslöfhen, und mit ihren Diftinsten den Himmel 
usſchließen; fo wär's wohl etwas. Es gilt hier nicht 
jöße Titel führen, es gilt bier nicht Artftoteles, Plato, 
Averrois, mit denen ſie umgehen; wir haben von einem 
mdern zu reden, daran und mehr gelegen, das if, von 
ven heiligen Evangelio. Des lehret nicht, wie du Ehre, 
Bunft, Gold, Silber, Freud und Muth in diefer Welt 
rlangen mögeſt, wie dtefe thun, die fle führen; ſondern 
»8 iſt ein -folh groß, würdig, trefflich, gewaltig Ding, 
daß es dich unterrichtet und lehret, wie du die Sünde, 
den Tod, Teufel und die Hölle mögeſt überwinden. 
Hiewider zu fechten will nicht ſchimpfen gelten; es muß 
jar ein klar, ſcharf und ſtark Schwert ſeyn wider ſolche 
Bewalt. Darum ift es nichtd mit diefen ſchwachen, ars 
nen Sophiften; wir haben nicht zu fümpfen mit Fleiſch 
and Blut, fpriht Paulus zu den Ephefern 6, 12. fons 
dern mit Fürften und Gewaltigen, init der Welt Res 
jenten. der Finſterniß in diefer Welt, mit den Geiftern 
Ser Bosheit unter dem - Himmel, 

Derobhalben muß das Evangelium fo viel Anftöße 
leiten, und wird noch fein Ende feyn. Welcher es aber 
zecht begreift, der läßt fih folhe Sturmwinde und 
Waſſergüſſe nichts anfechten; ſondern bleibt beftändig, 
Und obſchon heute einer hie Aufftehet und predigt alfo, 
jer andere morgen ind predigt anders; fo fällt doch 


\ 


n 


/ * 


— 480 — 7 


ein evangeliſcher Menſch nicht dort und dahin, ſonder 
er verharret bis in das Ende. Darum iſt er mahrlih 
ſelig, wie Chriſtus ſagt: „Wer beharret bis an da 
Ende, der wird felig,“ Matth. 24, 13. Es gehet che I 
bier zu wie in einem Streit, da zwei Heere wider ein 
ander liegen, die erwägen fih da auf beider Parki, 
jeglicher bewahret ſich auf das allerbefte, fo er Kam, 
und waget's dahin, weicht nicht von dem Haufen, fire, 
tet beftig wider die Feinde, die er für Unrecht und 
für Todfeinde achtet. 
Alſo fol ſich ein frommer Chriſt wohl bewahren |: 
mit dem heiligen Evangelio, wider feine Feinde, deal: 
Zeufel und allen feinen Anhang, und fol das Evange | 
lium lauter und klar predigen, und Gott treulid) bitten, 
daß er und dieß laffe einher gehen nad, feiner Ratır 
und Art; wahrlich, fo wird ed nicht ohne Frucht un 
Reichthum wiederfehren zu dem, der ed bat ausgeſandt; 
wie St. Paulus vermahnet zu den Ephefern 6, i3- 
20: „Um defwillen, (ſpricht er), fo ergreifet den Har⸗ 
nifch Gotteg, auf Daß ihr widerfichen Lönnt an dem 
böfen Tage, und in alle eurem Thun beftehen möget. 
So ftebet nun, umgürtet eure Lenden mit der Wahrheit, 
und angezogen mit dem Krebs der Gerechtigkeit, un 
geftiefelt an Füßen mit dem Evangelio des Friedens, 
damit ihr bereit feyd. Vor allen Dingen aber ergreifet 
den Schild des Glaubens, mit welchen ihr auslöfcen 
könnt alle fenrigen Pfeile des Böſewichts, und nehmer 
den Helm des Heild, und das Schwert. des Geiſtes, 
welches ift dad Wort Gotted. Und betet ftets in allem 
Anliegen, mit Bitten und Flehen im Geift, und wachet 
dazu mit allem Anpalten und Flehen, für alle Heiligen 
und für mich: auf daß mir gegeben werde das Wort, 
mit freudigem Aufthun meines Mundes, daß ich möge 
fund machen dad Geheimniß des vangelit, welches 
Bote ich bin in der Ketten, auf daB ich darinne freudig 
handeln möge, und reden, wie ſich's gebühret.“ ) 
Derohalben müllen wir adt haben, daß, fo wir 
das Evangelium ni.ht mit feiner eigenen Gewalt, fondern 
mit unfern Kräften wollen erhalten, fo tft es gar vers 
foren; denn wenn wan eb am beken will vertheidigen 





— 481 — 


jo fällt es danieder. Laßt uns der Seege ganz abſte⸗ 
"ben; das Evangelium darf unſerer Hülfe nicht, es iſt 
fire ſich ſelbſt Fräftig genugfam: befehlet e8 Gott allein, 
IdeB es ift, der wird’s wohl ſchützen und handhaben. 
Alfo the ich ihm, wiewohl viel und große Anftöße uns ; 
entgegen find; aber dieß alles befümmert mich gar 
nichtd um ded Evangelii willen, trage auch feine Sorge. 
‚dafür; wie id ed wolle vertheidigen. Ich und wir 
alle find zu schwach, dazu, ſolches Wort zu vertheidis 
gen; ich habe es dem lieben Gott befohlen, es ift ja 
fein Wort; er iſt Mannes genug dazu, daß er's vers 
fechten wird und befhügen, wenn fie noch fo fehr wü⸗ 
theten und tobeten. 
Derohalben ift das ein gering fehleht Ding, dag 
ſich dieſer arme Haufe der Sophiſten dawider legt. 
Mad wollten dieſe Fledermaͤuſe mit ihren Federwiſchen 
ausrichten? Laßt fie fahren, es ift von Gottes Gna⸗ 
"pen ein ungelehrt Boll, Das tft noch nichts, das find 
noch gnädige Feinde; ed muß noch viel anderd werden, 
alſo, daß fi die ganze Welt wird dawider legen, und 
Dieß Wort verfprehen und verdammen. Aber den Troft 
haben wir, und find es aud gewiß, daß die Pforten 
und alle Gewalt der Höllen nicht mögen - obfiegen und 
suberwältigen, Matth. 16, 18. In dieſem allen ift 
fein beffer Rath, denn predigen das Evangelium fchlecht 
und lauter fortan, und Gott bitten, daß er es und 
feite und führe Ich weiß ihm auch nicht anders zu 
- hun, und thue auch alfo, und bin gleich fröhlich dabei 
im Namen Gottes. 

Alfo ſpreche ich nun, daß diefe Widerfaher und 
Verfolger des Evangelii find nicht würdig, gezählt zu 
werden unter die thörichten Jungfrauen. Denn der 
Herr redet bier von denen, die dad Evangelium gerne 
hören, nämlih, von der Chriſtenheit; die gleihet er 
zehen Jungfrauen, unter welchen fünfe Mug find, fünf 
aber thöricht. Hier nennet der Herr alle Chriſten 
Zungfrauen. Die thörihten Jungfrauen find die Chris 
ſten, die fih für Chriften laffen Anfehen, und hören 
Das Evangelium, wollen gut Evangelifh feyn, und 
Fönnen viel ‚non Diefen Dingen fagen, Te Inten Ass 

auer⸗ Berte 15. Be 31 


a 


— 480 — — 


ein evangeliſcher Menſch nicht Dort und dahin, ſonden 
er verharret bis in das Ende. Darum ift er mahrlid 
felig, wie Chriſtus fagt: „Wer beharret bis an da 
Ende, der wird felig,“ Matth. 24, 13. Es gebeten | 
bier zu wie in einem Streit, da zwei Heere wider rin 
ander liegen, die erwägen fih da auf beider Partei, 
jeglicher bewahret ſich auf das allerbeſte, fo er fam, 
und waget's dahin, weicht nicht von dem Haufen, fires 
tet heftig wider die Feinde, die er für Unrecht und 
für Todfeinde achtet. 
Alſo fol fih ein frommer Chrift wohl bewahres 
mit dean heiligen Evangelio, wider feine Feinde, den 
Zeufel und allen feinen Anhang, und fol das Evanger 
lium lauter und klar predigen, und Gott treulid, bitten, 
daß er uns dieß laffe einher gehen nad, feiner Natur 
und Art; wahrlih, fo wird es nicht ohne Frucht und 
Neichthum wiederfehren zu dem, der es bat ausgefandt; 
wie St. Paulus vermahnet zu den Ephefern 6, i3 — 
20: „Un defwillen, (fpriht er), fo ergreifet den Har⸗ 
niſch Gotteg, auf Daß ihr widerftehen Fönnt an dem 
böfen Tage, und in alle eurem Thun beftehen möget. 
So ftehet nun, umgürtet eure Lenden mit der Wahrpeit, 
und angezogen mit dem Krebs der Gerechtigfeit, und 
geftiefelt an Füßen mit dem Evangeliv des Friedens, 
damit ihr bereit feyd. Vor allen Dingen aber ergreifet 
den Schild des Glaubens, mit welhen ihr auslöfcen 
Fonnt alle feurigen Pfeile des Böfewichts, und nehme 
den Helm des Heild, und das Schwert. des Geiftel, 
welches ift das Wort Gottes. Und betet ſtets in allem 
Anliegen, mit Bitten und Flehen im Geift, und wachet 
dazu mit allem Anhalten und Flehen, für alle Heiligen 
und für mih: auf daß mir gegeben werde das Wort, 
mit freudigem Aufthun meined Mundes, Daß äch möge 
Fund mahen dad Geheimniß des vangelii, welches 
Bote ich bin in der Ketten, auf daB ich darinne freudig 
handeln möge, und reden, wie fih’8 gebühret.“ 
Deropalben müſſen wir act haben, daß, fo mir 
das Evangelium ni.yt mit feiner eigenen Gewalt, fondern 
mit unfern Kräften wollen erhalten, fo tft es gar ver 
foren; denn wenn wan Cd am been will vertheidigen, | 


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u I . — 481, — 


0 fällt e8 danieder. Laßt und der Sorge ganz abſte⸗ 
yen; das Evangelium darf unferer. Hülfe nicht, es ift 
für ſich jelbft Fräftig genugfam: befehlet e8 Gott allein, 
deß es ift, der wird’8 wohl ſchützen und handhaben. 
Alſo the ich ihm, wiewohl viel und große Anftöße und 
entgegen find; aber dieß alled befümmert mich gar 
nicht8 um des Evangelit willen, trage auch feine Sorge 
Dafür, ‚wie ich ed wolle vertheidigen. Sch und wie 
alle find zu. ſchwach dazu, folhed Wort zu vertheidis 
gen; ich habe ed dem lieben Gott befohlen, es iſt ja 
fein Wort; er iſt Mannes gehug dazu, daß er's ver» 
fechten wird und befhügen, wenn fie noch fo fehr wü⸗ 
theten und tobeten. 

.. . Derohalben ift das ein gering ſchlecht Ding, dag 
ſich dieſer arme Haufe der Sophiften dawider legt. 
Was wollten diefe Fledermäuſe mit ihren Federwiſchen 
ausrichten? Laßt fte fahren, es tft von Gottes Gna⸗ 
den ein ungelehrt Voll, Das ift noch nichts, das find 
noch gnädige Feinde; ed muß noch viel anderd werden, 
alfo, dag fi die ganze Welt wird dawider legen, und 
Dieb Wort verfpreden und verdammen. Aber den Troft 
haben wir, und find ed auch gewiß, daß die Pforten 
und alle Gewalt der Höllen nicht mögen- obflegen und 
überwältigen, Matth. 16, 18. Ja diefem allen tft 
fein befier Rath, denn predigen dad Evangelium fchleht 
und lauter fortan, und Gott bitten, daß er es und 
feite und führe Ich weiß ihm auch nicht anderd zu 
thun, und thue auch alfo, und bin gleich fröhlich dabei 
im Namen Gottes. | j 

Alfo fpreche ich nun, daß diefe Widerfacher und 

Verfolger des Evangelit find nicht würdig, gezahlt zu 
werden unter die thörichten Jungfrauen. Denn der 
Herr redet bier von denen , die dad Evangelium gerne 
hören, nämlih, von der Chriftenheit; die gleichet er 
zehen Jungfrauen, unter weldhen fünfe Flug find, fünf 
aber thöriht. Hier nennet der Herr alle Chriften 
Sungfrauen. Die thörichten Sungfrauen find. die Ehris 
fen, die fih für Chriften laffen Anfehen, und hören 
Das Evangelium, wollen gut Evangeliih feyn, und 
Können viel von Diefen Dingen ſagen, Ge Isken 1% 

Bufpers Werke 15.8 st 


< 


— 12 — 
Wort und ſprechen: Ei, ein fein Ding ift das, dem 
ift alfo, fp muß man es verfteben, es kann und maz 
sicht anders feyn nach der Schrift; und wie fie mehr 
mit bübjchen, geſchmückten Worten wiffen Davon zu re⸗ 
den. Zudem fpriht Sanct Paulus 1. Kor 4, 20: 
„Das Reich Gottes ſtehet niht in Worten, fondern 
in der Kraft.“ Es gehet nicht mit Reden, fondern 
mit Leben zu; nicht mit Worten, fondern mit Werken, 
Dieweil fie aber nun viel von den Dingen können fe 
gen, und mit den Werfen und Thaten nicht hernach 
wollen, find fie wahrlih. thörihte Jungfrauen, die 
‚ allein die Lampen haben, das ıft, den auswendigen 
Schein und Prangen, und thun nach ihrer Art, mie 
Ehriftud von ihnen ſagt im Matthäo 7, 21. „daß je 
immer fagen: Herr, Herr.* Der Mund ift wohl da, 
aber das Herz ift weit von ihnen, das Del ift nicht 
in der Lampen, daB ift, der Glaube tft sticht im Her 


zen. Das gedenfen fie aber nicht, ja, fie wiſſen ed’ 


niht, und balten’8 dafür, ihre Lampen find gleichwohl 
bereit. Ihre Art ift, daß fie gerne vom Glauben pres 
digen und hören, und fo fle das Wort gehöret haben, ma⸗ 
. hen fie ihnem felbft und erdichten einen Gedanken, 
einen Wahn im Herzen; den halten fie für das Del: 
und verhärten doch gleich in ihrer Gewohnseit als vor, 
find nad ihrer alten Weiſe gleich fo zornig als vor, 
gleich fo geizig, gleih fo unbarmherzig ten Armen, 
gleih ohne Kunft und Wiffenfchaft, wie zuvor. Diefer 
Blaube oder Wahn, den fie ihnen felbit machen, ift 
eine Creatur des Menfhen; darım ift er gleich "wie 
der Schaum auf dem Wafler, oder der Gefch auf dem 
böfen Bier, der vergehet bald, und hat feinen Beſtand. 
Die andern Jungfrauen, die fingen, tragen nidt 
allein in den Händen die Lampen; fondern haben zu 
glei) mit der Lampen das Del, das iſt, den rechten 
Glauben, den Gott gefhaffen und gemachet bat in id 
ren Herzen, Damit ſie ſich vertheidigen fünıen: denn 
fie haben Gottes Werf bei fih, und nicht einen ges 
dichteten gemachten menfhlihen Wahn, der den Stich 
nicht halten mag, fü ter Tod ihnen unter die Augen 
blaͤſt. Dieſe find erhartes in gutklier Ysfnaung, und 


\ 


— 483 — 


der Geiſt Gottes wirket große Dinge durch ſie, wollten 
auch jetzund lieber ſterben, denn leben. Nun ſchauet 
drauf, dieß Gleichniß wird hart ſeyn vor dem letzten 
Gerichte Gottes, und wird alſo gehandelt werden mit 
allen Chriſten: denn ihrer viel werden ſich wenden, und 
das mehrer Theil, etliche zu dem gedichteten, die andern 
zu dem rechten Glauben. Darum iſt zu bedenken, 
nachdem nun das Wort Gottes alſo angefangen iſt und 
wirket ungleich, daß der jüngſte Tag nicht fern ſey. 
So merfet nun bei diefem Evangelio, daß durch 
die Lampen ohne Del'uns bedeutet wird: ein auswendig 
Ding und eine leiblihe Uebung ohne Glauben im Here 
zen; aber die. Lampen mit dem Del, find die inwendis 
gen Reichthümer, auch die äußerlichen Werke, mit dem 
wahren Glauben. Denn fo der Glaube der Art iſt, 
Daß ihn Gott fhaffet und erwecket im Herzen, fo vers 
traͤuet der Menſch in Ehriftum; ja, er ift auch alfo 
Fröftig auf. Chriftum ‚gegründet, Daß er der Sünde, 
dem Tode, der Hölle, dem Teufel und .allen Widers 
fachern Gottes den Troß beut, fürchtet ſich vor feinem 
Unglück, wie bart und graufam ed immermehr daher 
gebe. Das ift die Art des rechten Glaubens, welcher 
gar ungleich ift dem Glauben der Sophiſten, Juden 
und Türken, der allein. mit menſchlichen Gedanfen auf 
ein Ding fällt, nimmt ihn vor und Hlaubet, dag dem 
dder diefem alfo ſey. Aber Gott hat mit folhem Wahn 
nichts zu ſchaffen; es tft Menſchenwerk, Cund ein folder 
Wahn) fommt von Natur, von dem freien Willen des 
Menfchen,; daß fie darnach fprechen fünnen, und andern 
nachſagen: Ich glaube, daß ein Gott fey, daß Chriſtus 
"mir geboren, geftorben und auferftanden fey; aber was 
“ed iſt, und wie Fräftig folder Glaube ift, da willen 
Ye nicht8 won. Und obſchon folhen Glauben einer von 
Bott hätte, fo ift er Doch nichts, fo lange fein Del 
da iſt, und dieweil Gott nicht das rechte Del eingeußt, . 
‚ und giebt dem Herzen feinen Sohn, Jeſum EChriftum, 
gar und ganz gu eigen, und alles, was derfelbige hate: 
Aus folhem rechtihaffenen wohten Blonlıen tut 
"denn der wunderbarlidie Wechſel her, Dog Cucitumd > 
ſus fih und. feine Güter dem Gläubigen gebt, PB 
31 * —— 


— 44 — 


ahnt an’ ſich wiederim daB Herz des "Gläubigen; md |! 
was es auf ihm Yat, zu eigen. Was 'iſt aber um]! 
Chriſto? Unſchuld, Frömmigkeit, Gerechtigkeit, ‚Se |" 
digkeit und alles Gut. Item, Chriſtus hat übernumdm | * 
die Sünde, den Tod, Die Hölle und den Teufel Afı | 
geichieht das alles in dem, der ſolches begreift, fefe 
glaubet und vertramet, daß er wird "in Ehrifto Jan |! 
ein Ueberwinder der Sünde, des Todes, der Die? 
und des Teufels. Auch die Unſchuld „Zefa Chriſti wird 
| 


feine Unſchuld; dergleichen Chriſti Frönmigkeit, Heikg 
keit, Seligteit, und was in Chriſto iſt, iſt «led: 
einem glaubigen Herzen mit Chriſto. 

Daher fommt denn, daß unſere Lämpen wicht ab 
gelöfhet werden. Denn wo wir mit unſern eigenen 
Werken zu Gott dem Heren wollen geben, "wie ſchoͤn 

ſlie auch möchten gleißen amd ſcheinen vor ber Welt, :fh 
iſt ed alles umfonft und verdammt. Denn, fo De 
‚Augen Sungfrauen allein die Lampen - hätten gehabt, 
wäre es ihnen gar nichts nützlich geweſen, gleich ſowohl 
als ihren Gefpielen; dem Das-ewige Leben Tann nicht 
erlanget "werden durch -unfere gute Werke, ‘wie gut ſie 
auch. find, fondern allein durch den Glauben, "alfo, ‘daß 
dur denn von Herzen ſprecheſt: D Herr, -wiewohl ich 
nicht würdig bin einen Augenblid zu fehen den Himmel 
sermag auch nicht mit meinen Werfen ‚mich zu erlöfen 
son der Sande, Tod, Teufel :und Hölles jedoch haft 
Du mir ‚gegeben deinen Sohn Jeſum Chriftum , der if 
viel föftliher und theurer, dem der Himmel, er iſ 
auch viel ftärfer ‚Denn Die Sünde, der Tod, der Te 
und die Hölle, j | 

Solchen Glauben aber erwedet Gott in ma; ab 
dem folgen and) die rechten hriftlihen Werke, mit web 
hen wir unferm Naͤchſten zu Hülfe kommen und ihm 
dienen. So aber einer wollte in ſolche Werke hoffen, 
und fein Vertrauen darein feben, wurde er verdammt, 
denn er gabe die Ehre nicht Gott, und dem Glauben, 
den er erwect und ſchafft, fondern der Creatur und 
den Werfen, welches eine große Gottesläfterung if. 
Als ich denn beforge, ſo find zu unfern Zeiten folder 

Werkheiligen gar viel, die ah KH WAR und ander 


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Leute verführen mit. den guten ZBerlen-Cals:fle fle neu⸗ 
nen). Sie fprechen auch gleihwohl, unfere- Werfe find 
nichts; und doch daneben wirken fte ‘auf. dem: freien: 
Willen > aber was Gnade ſey und Glaube, da. reifen 
ſie weniger. um, denn eine-Gand um den ‚Pfalten 
Darum hutet ench vor dem gemachten und gedichs 
teten Glauben; denn der rechte: Glaube: iſt nicht ein 
Berk des Menschen; -und derohalben mag-aid der erdichs 
tete und gemachte Glaube im. Tode: den Stich nicht 
halten, er wird von der Sünde, von dem Teufel, und von 
den · hoͤlliſchen Schmerzen überwunden und gar umgeſtürzet. 
Der: rechte Glaube aber iſt ein.ganz Vertrauen im Ders ' 
gen. zw Chrifto ,. welches; allein Gott in uns erweckt. 
Wer den bat, der ift-felig.; wer ˖ ihn nicht. hat, der iſt 
werdammt, Marc. 16, 16. Solcher Glaube wied auch 
micht gegeben. auß, eigener Bereitung; fondern fo: man 
Bas. Wort: Gottes ‚öffentlich und-:flar ‚prediget, denn her 
bet. fih an. aufzufteigen: ein- folder Glaub und Heffnung, 
und ˖ eine ſolche ſtarke Zuverſicht in Chriſtum. on 
‚ Aber. in. Klöftern uuh- Uniaerfitäten haben wir bis⸗ 
her müſſen hören und: lehren, wie Chriſtus ein. harter, 
ſcharfer Richter. ſey, ſo er doc) allein. ein Mittler zwiſchen 
Sott. und den Menfhen.ift; haben alſo aufgerichtet Mar 
riam, aid. viel. andere Heiligen, die, für und. bitten 
foltten ; -daber find kommen fo viel Stiften, fa. viel: Wall 
fahrten und fo.niel Narrenwerf, dag ſie nichtalle wohl zu er⸗ 
zählen find. Sehet, bier im Evangelio nennet Chriftus alle 
Shriften zufommen,eine Braut, und ewiſt Der. Bräutigam; 
bier. fol fein Mittel feun,. Was: ware Das für eine Ehe, 
£o eine: Mittelperfon fi müßte zwiſchen die: Ehe.ftellen, * 
nd der Braut bei ihrem Bräutigam: etwas; erwerben. 
Eine ſchlechte Liebe, und eine baufällige Ehe’ iſt 
Das, ſo der. Bräutigam feiner Braut. mit die, Schlüſſel 
and Gewalt ber. Wein, Brod, und mas im Haufe ifl, 
gäbe. Alſo follen wir bier wiſſen, dag Chriſtus, unjer 
lieber, freundlicher: Bräutigam. ift,. und wir. find Die 
Braut: da ift fein Mittel-oonnöthen ; fondern wir follen 
felbft mit folder Yanzer Zuverficht. zu. ihm treten, als je 
eine geliebte Braut zu ihrem holdfeligen,, freundlichen, 
ehelihen Gemahl immer getreten if. Denn der chriſt⸗ 


ba 


— 480 — 


liche Glaube bringet zuwege, daß Chriſtus mein. Bröw 
tigam iſt, und ic feine Braut; es iſt fein Reichthum, 
Krömmigfeit, Gerechtigkeit, Reinigfeit, Weisheit, De | 
muth, Geduld, und dergleihen alle Tugend von ter 
Gnade Gotted. So nun diefe Dinge meines Braut 
gams find, wahrlich fo find fle auch mein, wie St. Par 
Ind fpriht zum Römern 8,32: „So für und aber Gott 
feinen Sohn dahin gegeben hat, wie follte er uns mit 
ihm nicht alles fchenfen ?* \ | 

. Darum muß es ja ein groß, gewaltig Ding um den 
Glauben feyn, daß folhe unausſprechliche Güter mein 
eigen follen feyn. Drum fo in Todeöndthen meine 
Sünden berquellen, fo habe ich dawider Die Frömmig⸗ 
feit und Gerechtigfeit meined Bräutigamä: Der ftehet bei 
mir wider den Teufel; der ſich denn.-nicht ſäumet zu 
derfelbigen Stunde, fondern alle Lift und‘ Betrug vor 
wendet, daß er mich möge behalten. Wider die Hölle 
babe ich den Himmel, wider Den Tod das Leben, wider 
die Verdammniß habe ich die Seligfeit, und werde ww 
Ehrifto und durch Ehriftum ein Heberwinder der Sünde, 
der Hölle und ded Teufels. Und mein natürlicher Ted 
wird auch überwunden; denn jetzund fahre ich von dieſem 
tödtlihen Leben in die ewige Ruhe. 

Darum hütet euch, daß ihr feinen andern Weg 
machet gen Himmel, nicht hereinbrehet durch , andere 
Straßen. Es ift fen anderer Weg, denn diefer Wei 
des Glaubens, welher gewiefen wird durch. das lautere 
Wort Gottes, wie St. Paulus priht Röm. 10, 17: 

»Der Glaube kommt aus der Predigt, das Predigen 

“aber durch das Wort Gottes.“ Derohalben lieget und 
verſchwindet der freie Wille, und alle menſchliche Weis⸗ 

heit, gleich ald der Schaum auf dem Waſſer, und der 
Geſch auf dem böfen Biere; aber der Glaube, von 

Goſtt eingegoffen, ift Das rechte Del, Dad währet ewig 
und verliſcht nimmermehr. 

Aus dieſem folget weiter, daß wir mögen hier wils 
fen, was da ſey die hriftlihe Kirche. Man bat uns 
dad Schwert aus der Hand genommen, wie wir alle 
wiffen, und was der Papft und die Bifhöfe in ihren 
Eoncilien haben beijlofen und ausgerichtet, Dat ale 


— 417 — 


müffen das Evangelium feyn; deß find alle Bücher vol, 
Decret, Decretal, Extravagant, und wie Bed Papfts 
Rücher mehr heißen. D es hat dem. Teufel viel Mühe 
gefojtet, ehe er dieſen geiftlihen‘ Stand hat aufgertchtet, - 
und ihnen allein diefe zwei Schwerter zugeeignet. Solchen 
Irrthum müffen wir nicht allein berühren, fondern auch mit 
Füßen treten nnd gar verdammen. Ach! wie eine arme‘ 
Kirche ift das, Die auf folhen .ungelehrten, unverftäns "- 
digen, glaublofen Leuten ſtünde, auf dieſen Oelgötzen, 
bie nichts fünnen denn die Leute fehmieren, Die Wände 
waſchen, und die Glocken taufen. | 

Hier ‚fpriht Chriſtus im Evangelio, er ſey der 
Bräutigam; die Braut der chriftgläubige Menſch. Das 
muß ‚wahrhaftig alfo feyn, und nicht anderd. Wenn num 
der gläaubige Menſch ein Gemahl und Braut Chrifti iſt 
in der Wahrheit, fo ift er auch ein Derrfcher über den 
Papſt, Teufel, und über alle diefe Gewalt, ja, auch 
ein Nichter dieſes Gefpenfied, alle mit einander, wie 
Paulus faget 1. Kor. 2, 15: „Der Geiftlie richtet als 
led.“ Du bift getauft und mit dem rechten Ölauben bes 
gabet; darum bift dir auch geiftlih, und ſollſt alle Dinge 
richten durch dieß Wort des Evangelii, und folit auch 
von niemanden geurtheilet werden. 

Sp nun der Papft mit feinem Schwert komm 
und ſpricht: Sch will, daß du mir glaubeft: ich und meine 
Brüder, ja, auch das Concilium haben folhed surges 
feßt; wie willft du ihm da thun? Alſo ſprich: Mein 
Glaube ift alleiw auf Ehriftum und fein Wort gegründet, 

. wicht auf den Papft, nocd auf dad Concilium, darum, 
fol ich auch auf dem Evangelio feftiglich halten, unans 
gefehen aller Menfchen Gebote. Denn mein Glaube ift 
‚bier ein Richter, daß ich fol ſprechen: Diefe Lehre if . 

. gut und wahrhaftig; diefe aber iſt bös und falfh. Und 
folhem Urtheil ift audy unterworfen der Papſt und alle 
jein Anhang, ja, alle Menfhen auf dem Erdreih. Das 
rum- lügen alle, die da fprehen, das Urtheil oder Deus 
tung der Schrift ftehet bei den heiligen Vätern, dem 

- Bapft und bei feinen Coneilien. Gnad Junker Papft! 
Ich fage bier alfo: Der den Slauben dor, Ver N Em 

geiftlih Menfh, und urtkeilet ale Ding, UNE WIE 


ä 


— 4188 — 


von niemand geurtheilet. Und ob e8 eined ſchlechten Mit: 
lerd Magd wäre, ja ein Kind von neun Jahren, dei 


den Glauben hätte, und urtheilte nach dem. Evangelir, - 


Dem ift der Papſt fchuldig, gehorfam zu ſeyn, und unter 
die Füße fich zu legen, iſt er anders ein wahrer Chriſt. 
Solches find auch fhuldig alle hohe Schulen und Ge 
lehrten, und ale fpigige Sophiſten dazu. Sa, fpreden 
fie, wiewohl du heilig bift,, fo verfteheft du doch die 
Schrift nicht; wir haben Macht die Schrift auszulegen. 
Was ift das anders gefagt, denn: ja, Du haft den Glau⸗ 
ben nicht? Solches Dürfen die verzweifelten Sophiften 
reden; darum werden fie auch bei dem Teufel am tiefe: 
fen fißen: fie wollen hie Junkherren ſeyn, und alleine 
die Schrift und den Glauben wiffen; aber egs fehlet ih⸗ 
nen ferne, | _ 

Kun möcht? einer ſprechen: Wie deum, fo der Papft 
auch ein Ehrift wäre? Einer flehet gegen ihm auf und 
fpriht: Sch bin eis Ehrift, darum, lieber Bruder, folk 
Bu mid) hören, fo fpriht der Papft auch dergleichen 
diefer Worte: Höre mich, ich bin auch ein. Chriſt; wer 
wird und diefen Krieg richten? die heilige Schrift; hier 
gehet man denn recht zu Markt. Da fiopft man denn 
den Sophiſten ihr Maul zu, Papa, Papa, Goneilium 
Coneilium, Patres, Patres, Hohe Schul, Hohe Schul, 
Hohe Schul. Was gehet und dad an? Ein Wort 
Gottes ift mehr, denn diefer Hauf mit aller ‚feiner Ge 
walt. Aber bier hebt fi denn erft der größte Zanf 
und Hader in der Chriſtenheit, gleich ald in dem Leibe 
Rebecca Efau fih wider Jacob erhub, 1. Mof. 25, 22. 
Da fpreden fie, man foll die Lehrer hören, und was 


der Papft und die Concilia befhliegen. Ste lügen ald 


Buben und Schälfe, der Teufel jagt dag. Gott fpricht vom 
Himmel herab: „Dieß ift mein lieber Sohn, an welchen 
ih Wohlgefallen habe, den follt ihr hören „“ Matth. 17, 
5. und Ehriftus fpricht felbft im Sohanne 10, 16: „Meine 
Schafe hören meine Stimme.“ Darum müffen wir und 
täglih üben in der heil. Schrift, damit wir folche Wiens 
fhengefeg überwinden mögen, und mit dem Evangelie 
diefen Saamen, des Teufeld Haupt, zerfnirfhen. _ 
Alfo fallt dem Poyſt feine Dreifpigige Kron bernies 





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u — A” 


‚- Darum, wenn nım der Papft und die Biſchöfe 
men, und“ halten mir das Wort Gotted vor: Bin 
ein Schäflein Chriſti, fo ſprech ich alsbald: Bene 
neritis: Gelobet fey, der da kommt im dem Namen 
) Herrn. Bringen fie aber mit ihnen ihre Bullen 
en Seifer und Menfhengefhwäß; fo fpreche ich: Hebe 
7. Teufel, es ftehet gefehriebem: du. follit altern Gott 
nen Herrn anbeten, und ihm. allein. dienen, Matth. 
10; der hat mir feinen Sohn: gegeben, ih darf fonft 
hts mehr; ich bin gewißlich feine Braut, und er ik 
in Bräutigam. Hier tft die chriftliche Kirche gegrün⸗ 
: auf das. Evangelium, dem auch die Pforten der 
Men nicht obliegen. Sch habe meinen Ehriftum. gleich 
3 wohl bier, ald fie ihn haben, die zu Rom oder Zeh 
falem wohnen. Ich mag  vielleiht einen geringen 
lauben haben, der andere einen größern; doch iſt es 
Glaube, durch den ich Chriſtum halte; gleich als ei⸗ 
r läßt aus einem Faß köſtlichen Wein im ein: Glas, 
e andere in einen filbernen,, großen Becher, einer in 
ı hölzern. Gefäß, ja. auch zugeiten in. einen Krug. Der 
jein tft wohl gleich; einer aber hat mehr, Denn der 
dere, und ihn beffer verwahret, denn der andere. 
Alſo ſehet ihr nun, wie wir alle gleich find durch 
n einigen Glauben, der und. Chriſtum gar zu, einen 
raäutigam giebt,. in welchem wir alle Eine Braut find, 
ine chriftlihe Kirche dieſes Bräutigams Jeſu Chrifti. 
Inher kommen. nun unfre heilige Väter. und würdige 
erren, die da haben das geiftfihe Schwert, und das 
eltliche dazu in ihrer Gewalt, wollen unfere Fürſten 
id Herren ſeyn? Es ift öffentlich, daß flo das geifts 
he Schwert niht haben; fo. bat ihnen. Gott das 
eltlihe auch nie gegeben. Alſo geſchieht ihnen jetzt 
ht: darum, daß fie ihr Regiment fo hoch erheben, 
- wird ed. ermiedriget, und fihen gleich zwiſchen zweien 
tüblen nieder. So treten fie denn hervor mit ihren 
ftigen Spießen: Ei, ſprechen fie, wie find die alten 
rauen Köpfe, unfere Univerfität zu Cölln tft fo lange 
fanden, die löblihe Univerſität zu Paris bat fid ſo 
nge mit den Ketzern gefchlagen; follten wir fo lange 
rret haben, das kann nimmermehr fen? Ja, wollen 


— 40 — 


fie vom Alter difputiren, fo iſt unfer Chriſtus und fein 
Evangelium älter,» denn die hohe Schule zu Paris. 
Dazu reden fie ſelbſt viel daven, und fagen: Chriſtus 
bat alle Engel und Gläubigen in feinen Gnaden, er ik 
auch Die Weisheit, wider den aller Menſchen Rath und 
Anfhlage müſſen Drehen; wollen alfo mit diefen fügen, 
freundlichen, chrifilihen Worten. herein fahren und. und 
von dem rechten Glauben abreißen. 

Laßt euch das alles nicht irren, meine lieben Fremde; 

fo Gott für und ift (als ich dep gewiß bin), wer will 
und Schatten tbun® Der Glaube ift ftärfer denn alle 
Feinde. Unfere Lampen kann niemand auslöfchen. Dars 
um febe ein —3 — vor ſich, daß er dieſe zwei zuſam⸗ 
men habe: das Oel, das iſt, das rechte Vertrauen und 
Glauben in Chriſtum, und die Lampen oder das Gefäß, 
das iſt die auswendigen Dienſt gegen dem Naädhſten. 
In dieſen zweien ſtehet dad ganze chriſtliche Leben, 
Glaube an Gott und Chriſtum feinen Sohn; hilf dei⸗ 
nem Nächſten: das lehret das ganze Evangelium. Das 
follen. die Eltern ihren Kindern fagen im Haufe ımd als 
lentpalben, aud die Kinder untereinander follen. folde 
Worte ftet& treiben, . 
Sch folte auch jagen von dem Schlaf. der Jungs 
frauen, und von dem Aufbrehen des Bräutigams zu 
der Hochzeit; wird aber zu lang, jeßt ift es gnug. Gott 
fey und allen gnädig, Amen, 





Am Tage der Kirchweihung. 
Evang. Lucäã 19, 1 — 10, 


In diefem Evangelio wird und abermal vorgehal⸗ 
ten, als in einem Spiegel, die göttliche Gütigfeit, näms 
lich alfo, dag er müffe anfehen, aufnehmen und tröften, 
alle, die da betrübt find im Geift, und .die ihn ſuchen; 
und fo verächtliher fie find vor den Menfchen, fo ans 
genehmer find fle vor Gottes Augen. Denn der Name 
- Zöllner war bei den Juden ein berüchtigter und vers 
Achtliher Name. So war nun dieer Zachäus der Vom 


— 


nehmſte und Dberite unter den Zöllnern, und alfo der 
allerverachteſte. Ueber das war er auch reich, Dem. du 
billig hätte .follen das Reich Gottes entzogen werden, 
nach dieſem Spruch Chriſti im Luca 18, 25: „Es iſt 
leichter, daß ein Kameel gehe durch ein Nadelöhr, denn 
daß ein Reicher in das Reich Gottes komme.“ Denn. 
die Reichen pflegen ſich gemeiniglich in die Liebe und Luſt 
der Reichthümer ſo ſehr zu verwickeln, daß ſie Chriſtum 
nicht ſuchen koͤnnen; ja, ſie begehren ihn auch nicht. zu 
ſehen. Denn all ihr Troſt ſtehet auf Geld und Gut: 
je mehr ſie deß bekommen, je größere Begierde fie dazu 
. gewinnen, Wenn fid aber das Glüc wendet, und nehmen 
irgend einen Schaden an Geld uud But, da hebt ſich 
ein folh Schreien und Klagen, daß ale Welt davor 
‚weiß zu fagen, geben die Schuld böfen Feuten, wiffen 
» noch erfennen nicht, daß ed von Gott herfomme, Mit 
: folgen ‚Reichen bat Chriftus feine Gemeinſchaft: ſie fra⸗ 
gen nichts nach ihm, ſo fraget er wiederum nichts nach 
ihnen; fie ſuchen ihn nicht, fo läßt er fie auch fahren, 
Darum ift die Hiflorie von Zachäo bier erzählet 
old für ein Wunderwerf, daß er reich ift geweſen, und 
Doc begehret hat Chriftum zu ſehen. Was er aber für 
ein Mann ift, und wie er reich tft, lernen wir flär; 
lid) aus dem Evangeliv. Wollte Gott, daß unfere reis 
chen Leute auch alfo wären, fo würden fie fonder Zwei⸗ 
fel Chriſtum auch ſehen. Derohalben wollen wir erſtlich 
anſehen dieſen Zachäum, was er von ſich ſelbſt, und 
was er von Chriſto gehalten habe. 

Aus dem Evangelio erſcheinet klar, daß er vor 
ihm ſelbſt geſtunken und ganz nichts vor ſeinen Augen 
gedãucht habe, der ſich auch unwürdig geſchätzet hat, 
daß ein ſolcher großer, mächtiger Prophet ſollte bei ihm 
zur Herberg einziehen; die Hohenprieſter zu Jeruſalem, 
und viel andere mehr, hielt er für würdig eines ſolchen 
Gaſtes. Und wenn du ihn gefraget hätteſt, ob er auch 
Sefum wollte in. feine Behaufung aufnehmen , hätte er 
ohn Zweifel alfo geantwortet: Ach! wer ſoll ich armer 
Menſch ſeyn, der ich eine ſolchen trefflichen Mann 
ſollte zum Gaſt haben; ich will mir noch gerne daran 
laſſen genügen, daß ich ihr fehen möge. Derohalben - 


— 492 — 


ſe ſteiget er auch auf. einen Maulbeerbaum, daß er den 
Herrn ſehen möchte, wenn er vorüber gienge. Wenn 
du ihn aber ferner hätteſt gefraget: ob er ihn gerne 
möchte bei: fih haben, wenn e8 gefchehen Fünnte ? hatte 
er wuhrlich geantwortet: O wollte Gott, Daß üb ein 
folhe große Gnade wor ihm erlanget hätte, daß er nur 
wollte; aber ih bin deß nicht würdig: Er fucht wohl 
andere Leute, die viel mehr find denn ich. Gofihe feine 
Demuth und fein felbft- Verachtung: gtebt der Evangeliſt 
hernach klärlich zu verftehen, da er fagt, wie er den 
Heren mit Freuden habe in fein Haus angenonmen. - 
: Es ftebet- geichrieben im Propheten Seremia 17, 
9. 10. da. faget Gott alfe:. „Des Menfhen Herz if 
böfe und unerforſchlich, wer will’8 erfennen? Sch, der 
Herr, erforfihe dad Herz md prüfe es.“ Zachäus bier 
erfannte nicht, daß ſein Herz rvechtfhaffen wäre vor 
Gott; Chriftus- aber kannte es wohl, und: offenbarte 
friched au) der ganzen Welt. „Wo iſt nım ein Gott, 
der da. ift wie umfer Gott, der da fie hoch im Him⸗ 
‚mel und ſtehet in die: Tiefe,“ Pfalm 113, 5. Mag fih 
nun billig der Menſch freuen, den. fein Gewiſſen ſelbſt 
verdammt und firefet, den die ganze- Welt verachtet; 
denn Gott ift ein folder Mann, der der Allerhöchſte 
ft, und erforfchet doch die altertiefften Abgründe dei 
Derzend, der. aud die. allerheimlichiten- Gedanken und 
Begierden erfennet im Menfchen; mie- wie bier ar 
Zachäo fehen- mögen. j 
Wir müffen bier auch fleipig act. haben, was da 
find die göttlihen Gedanken, und Wohlgefallen über 
diefen menſchlichen und äußerlichen, fcheinenden und groß 
gehaltenen Dingen; denn wenn Gott: acht hatte auf diefe 
Außerliche ımd- gletßende Dinge, welche der Menſch für 
gut und göttlich haft und verwundert, fo- hätte Chriftus 
wahrlich feine Gemeinfhaft mit dem Züllner gehabt, 
und mit fo einem verachteten Menfhen. Er wäre viel 
. eher gegangen zu den bochberühmten Biſchöfen zu Jeru⸗ 
falem, die da Gottes Statthalter waren, Die da vers 
ordnet und vorgezogen waren, daß fie dem Wolf das 
Geſetz Gottes predigten nnd lehreten, die auch Gewalt 
hatten, beide, göttlih) und weltlih Nedt u ändern nad 


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ihrem Gefallen Ei, Chriſte, du biſt wahrlich ir Ketzer, 
und ein Berächter der bifhöflihen Wirrde und Gewalt, 
darum, daß du mit diefem Zöllner die bochgelahrten 
Doctores des Geſetzes erbitterſt und erzurneſt, Dazu . 
‚auch, verächtig macheſt vor dem Volk Haben ſte dich 
wicht billig verdammt und gum Tode verurtheilt? Aber 
Das ſey ferne; fondern viehnehr, web allen denen, die 
unter dem Schein und Dedel-der Gewalt; Gottes Wahr: _ 
heit verachten. Denn bie heutiged Tages fich groß rüh⸗ 
men über den bifhöflihen Titel, and wie fie Gottes 
Statthalter find," die find viel ärger, oder je glei) dem 
Caiphä und Hanna, und der ganzen phartfäifchen Rotte. 
Denn Gott fiehet nicht Die Perfon an, richtet auch. nicht 
nach Außerliem Schein und Weſen. 
er glaubt nicht, daß Ehriftus hier, nach ihm habe» 
folgend gehabt eine große Menge des Volkes, ja wohl 
bei etliche taufend Menfhen? Welhen aber unter fo 
vielen nimmt ex fo freundlih an? Vielleicht den, der 
Da ſehr Schreiit? oder denA der in einer güldenen und 
ſammeten Chorkappe daher gehet? oder den, der eine 
große Monftranze voll Heiligthums trägt? oder die, fo 
geofe ‚Kerzen und brennende Fackeln tragen? Rein, der 
feinen fiehet er an; fondern den verachteſten Zachäum, 
der da Feinen Rofenfranz anf dem Daupt Hatte, war 
auch mit Feiner bifhöflihen Würde oder Gewalt gezieret, - 
fondeen begehrete heftiglich und emflg, mit einem ans 
daͤchtigen, demüthigen Herzen, Chriſtum nur zu fehen. 
Pos war fein Heiligthum, Dad wor fein, fchneeweißer 
Schmuck vor Gottes Augen; welhen Schmuck Chriſtus 
feinen Jüngern fonderlic befahl, da er ſprach: „Send . 
vhne Falſch, wie die Tauben,“ Matth. 10, 16. 
Wiederum fehen wir, daß Chriftus ganz und gar 
beide, mit Exempel und Lehre, ein Efel und Greuel der 
habt bat an dem äußerlichen Fäftlihen Gepräng, damit 
jegt die Welt unter dem Papſtthum umgehet und body 
Iobet; wie .da find die Proceffionen und Kirchmeihungen, 
da man großen und unmäßigen Pracht treibet, dazu 
die Bischöfe Ablaß geben, und die Prediger hu cihuen_ - 
und ausbläfeniren. Dorum, wollt iur Breitget, We & 
ipr den Geift Gottes nicht habet, Dad \eiren u U 


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— 44 — 


digen, was vor Gott ein Greuel iſt? Chriſtus fest Im im 


Luca 16, 15: „Was hoch iſt unter den Menſchen, dad 
iſt ein Greuel vor Gott.“ Es fey denn, daß ihr bie 
Herzen der Menfchen von diefem Gepränge und äußers 
lihen Larven errettet und frei gemadht, wird Chriftuß 
feinen Raum noch Statt in-ihnen finden. Es muß alle 
binweg, wenn ander Chriftnd in dir wohnen fell. Er 
frricht felbft : „Es fey denn, daß ihr euch umfehret, und 
werdet wie die Kinder, fo werdet ihr nicht in das Hims 
melreich fommen,* Mattb. 18, 3. Denn es ift uns 
möglih, daß die Menfchen erfennen ‚ was Chriftum 
angebüret, es fey denn, daß zuvor diefe äußerlichen Dinge 
aus dem Herzen geriffen und auögetilget werden. Chris 
ſtus bat feinen Glanz nod feinen Schein vor der Welt; 
denn der Prophet Jeſaias 53, 3, faget, er fey der Aller 
verachtefte unter allen Männern; fondern er fchauet und 
forjchet die Herzen, und machet diefelbigen zu Frieden. 
„Das Reich Gottes, fpriht Ehriftuf Luc. 17, 20. 21. 
kommt nicht mit äußerlichen Geberden. Mean wird auch 
nicht fagen! Siehe, bier oder da ift ed. Denn febet, 
das Reich Gottes iſt inwendig in euch; das iſt, Gottes 
Reich“ ſtehet nicht in Werken, die an Stätte, Speiſe, 
Kleider, Zeit und Perſon gebunden ſind, ſondern im 
Glauben und Liebe frei. Darum iſt's gewiß, daß dieß 
Klrchenmeßgepränge nit Chriſto ſich gar nichts reimet. 
Zachäus begehrte nur Chriſtum zu ſehen, wer er wäre, 
und feiner Unwurdigkeit halben durfte er ferner nichts 


mehr fordern. Derohalben find wir alle thöricht,, die : 


wir uns unterftehen, einen gnädigen, gütigen Gott zu 
machen, mit äußerlichem Gepränge, und ſonderlich mit 
den menfchlihen, erdichteten, ſcheinenden, gleißenden 
Werken und Satzungen. 
Es haben alle Worte dieſes Evangelii eine ſonder⸗ 
liche Kraft und Eigenſchaft in ſich, und bedeuten was 
heimliches, wenn wir nur Bott um Gnade bäten, daß 


wir's verſtünden. Jericho, wie die Hebraer ſagen, 


heißt Mond. Nun ſaget das Evangelium, der Herr 
ſey durch Jericho gegangen; und das reimet ſich eben 
hieher faſt wohl. Denn gleicher Weiſe wie der Mond 
umbeftändig iſt, und viwgwaet nor in arier Groͤte 


— a ——— 


| . 
son und gefeher wird, jest nimmt er zu, bald nimmt 
er ab, und ift fein Belland da; alſo ift der Menſch 
auch in ſeinem Gewiſſen, er fann auf feinem Dinge 
fefte verharren; jetzt fällt er, jegt fteher er; bald drückt 
ihn Das Gewiffen bie, bald dort, und ift ganz -unbes 
ftändig, und müßte alfo in folder Unftätigfeit bleiben, 
wenn Chriſtus, der rechte. Arzt, nicht allda wäre, und 
machte ihn gefund. Denn wenn dieß Gefchrei ausgehet: 
Das Neid, der Himmel ift nahe herbei fommen, befs 
fert euch,“ Matth, 4, 17. da hat der Menſch in ‚sols 
‚her feiner Unbeftändigfeit eine Zuflucht zu feinen Wer⸗ 
fen, und will fih damit ſchmücken. Aber er richtet 
nichts damit aus, er bleibet unftete, wankelmüthig und 
wetterwendifch, wie vor. Denn Werke ftillen das Ges . 
wiſſen nicht, machen auch feinen Frieden im Herzen; 
and je mehr man fich ‚damit bleuet, je unfteter und 
angewiſſer man wird. Wenn aber nun Chriftus, der 
Bote des Friedens, einher gehet, da höret die Unbes 
ſtändigkeit auf; denn da bleibet das Gewiſſen an ihm 
bangen, als an einem feften, ftarfen, unbeweglichen 
"elfen, welchen die Pforten der Höllen nicht mögen 
übermältigen, Matth. 16, 18. ö 

Dorum, wenn Chriftus alſo durch Jericho zeucht, 
fo begehret ihn Zachäus aus Kinfältigfeit zu feben. 
Denn ein jchlechter, einfältiger Tate, wenn der höret, 
daß die Seligfeit allein in Chriſto ftehet, lauft er vor den 
Betrügern. und Verführern der Herzen vorüber, wie 
bier Zachäus thut, und fteiget auf den Maulbeerbaum 
pder milden Yeigenbaum: derfelbige wilde Feigenbaum 
bat ſchöne grüne Blätter, Iuftige Zweige und liebliche 

Hefte, und iſt allenthalben ſchön anzufehen von jeder> 
mann: aber wenn du Früchte fucheft unter den Bläts 
tern, findeft Du gar feine nirgend nicht; darum er auch 
billig ein wilder oder toller Feigenbaum heißt, darum, 
daß er dad vorgiebt, nämlich den Schein und feinen 
Nutz; derohalben er auch nicht unbillig von Chriſto, da 
er zum Leiden gieng, verfluht ward, Mare. 11, 13, 14, 

Diefer wilde Feigenbaum bedeutet den, der zum 
Schein äußerlihe und menfchlihe Dinge lehret, machet 
den Leuten eine Naſe, fperret ihnen Die Augen una 


— 40 — 


den Mund auf, nähret aber gar nichts, denn er brin⸗h 


get feing Frucht. Wenn nun eine Durftige, bungerige 
Seele d% iſt, die lauft herzu, und fleiget darauf , daß 
fie möge den Herrn feben; Die höret und lernet demn 
alles, was man ige vorgiebt: denn es duünket fie alle 
fhön und grün zu jegn, wie die Blätter find am wil⸗ 
ten Reigenbanm. Aber wonn Ehriftus Tommi, ber 
fihreiet fie flugs an, and, fpriht: fie ſoll herunter ſiei⸗ 
gen, es feyen Feine Friacte droben, und ſaget: Er 
fey das lebendige Brod, das da allezeit die Seinen 
fättige; Ich, ſpricht er bier zu Zachäo (nicht menſch⸗ 
tihe Sakungen,) muß in deinem Haufe bleiben; denn 
felig find, die da dürſtet nach Chriſto. 

Wie thut aber die arme, durſtige, verſchmachtete 
Seele? Sie ſteiget eilends herunter, und nimmt de 
Herrn Jeſum an mit Freuden, auf daß ſte ſey ein geheiligter 
Tempel des Herrn in Ewigkeit, wie St. Paulus 1. Kur. 
6, 19. 20. faget: „Wiffet ihr nicht, daß euer Leib an 
Tempel des heiligen Geiſtes ift, der im euch tft, we 
hen ihr habt von Gott, und feyd nicht emer felhkt 
Denn ihr feyd theuer erfauft; darum fo preiſet Gett 
an euren Leibe, und in eurem Geift, welche fin 
Gotted.* - Wenn in diefem Tempel Kirhmweibhung il, 
da klinget man nicht mit Gloden noch Cymbeln, da 
pfeift man niht auf der Orgel, da hört man feine 
Schollmeyen, da ftedet man feine Fahnen zum Thurn 
aus; fondern das ift ein verborgener Tempel, der dem 
heiligen Geift allein befannt ift, davon weher Menſch 
noch Teufel etwas wiſſen; allein Gott fiehet auf diefen 


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Tempel, der da alles fichet in dem Verborgenen, Denn ! 


Gott will der Welt nicht laffen wiffen, wenn er bei 
feiner Braut fchlaft. 

Darum richten die Prediger nichtd damit aus, die 
da ald heute an der Kirchweihung in ihren Predigten 
verfündigen und ausfchreien diejenigen, fo ihr Teftament 
zu der Kirchen, zu Holz und Steinen gemadt, oder 
ein Jahrgedächtniß geftiftet haben, daß jedermann wilfe, 
Daß es der oder der gethan hat. Davon faget Ehrißus 
im Matthäo 6, 1— 4. alio: „Habt aht auf eure Almofen, 
daß ihr die miht gebet one den Neuien . af, Ihe wpt 


— Wi — 


ihnen gefehen werdet; ihr habt anders feinen Lohn bei 


eurem Vater im Himmel. Wenn du nun Almofen gie 
beit, ſollſt die nicht laſſen vor dir pofaunen, wie die 
Heuchler thun, in ihren Schulen und auf deu Gaffen, 
auf daß fle non den Leuten gepreifet werden. Wahre 
lich, ich fage euch, fie haben ihren Lohn dahin. Wenn 


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du aber Almoſen giebeft, fo laß deine linfe Hand niht 


‚wiffen, was die rechte thut, auf daß deine Almpfen ver 


-borgen feyn, und dein Vater, der in das Verborgene 
feRt, wird dir's vergelten- öffentlih.“ Daram dienet 

gar nichts zu Chriſto, auch gar nichtd zum Evans 
gelio, daB man ſolch Affenfptel mit den Kirchmeſſen ans 


richtet, Der änßerlihe Tempel bat fein äußerlich Lob; 


aber der innerlihe und geiſtliche Tempel ſpricht: „Wohl 
dem Doll, deß der Herr ein Gott ift,“ Pfalm 144, 15. 
Diefer. geiftlihe Tempel aber wird dem Herrn ges 


weihet in der Taufe, da er feinen Namen dem Haupt⸗ 


mann Chriſto gegeben, und das Wort göttliher Ders 
heißung empfangen bat. Und dieſer Tempel wird ges 
heiliget feyn Gott ewiglich, fo er anders bleibet im Glau⸗ 
ben und in der Liebe, und im der Heiligkeit, ja, alfo 


"eilig, Daß, mer diefen Tempel verlegen und entweihen . 
wird, den wird der Herr felbft verderben und (trafen; _ 


wie Sanct Paulus fagt: „Wiſſet ihr nicht, Daß ihr 
Gottes Tempel feyd, und daß der Geift Gottes in 


euch wohnet? So jemand den Tempel Gottes verderbet, 


Den wird Gott verderben; denn der Tempel Gottes ift 
Heilig, der feyd ihr,“ 1. Kor. 3, 16. 17. Chriftus 
Hat fich felbit für diefen feinen Tempel dahin gegeben, 
auf daß er ihm ein geheiligter Tempel wäre, in dem er 
gelbft wohnen wollte, wie abermal St, Paulus 2. Kor. 
6, 16: „Ihr feyd der Tempel des lebendigen Gottes. 
Wie denn Gott fpriht: Ich will in ihnen wohnen und 
in ihnen wandeln, und will ihr Gott ſeyn, und fie 
follen mein Volk ſeyn.“ Wer wollte doch nun einen 
folhen gütigen, freundlichen Helfer nit loben, Der da 
gu einem Sünder einfehret, wo wir ihn allein wollen 
aufnehmen? „Denn wie viel ihn aufnahmen, Denen gab 
er Macht Gottes Kinder zu werden,“ Joh. 1, 1% 
benn „je halten fein Wort, und lieben tu. Darum 
Yutper’s Wade 15. 8. " 22 


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th und der Vater, fpriht Ehriftus, werden zu ihnen 
fommen-und Wohnung bei ihnen machen,“ Joh. 1%, 23. 
Wenn aber der Herr diefen feinen Tempel heiliget 
und wohnet darinnen , ſo muß bie Welt Darum murren, 
und fauer darüber fehen, daß der Herr zu einem Gum 
der einfebret und nicht viel lieber zu den großen Hanſen, 
zu den Ecriftgelehrten und Pharifüern, zu den Werl: 
heiligen , die fich eben erg wider Gott um 
feinen Chriflum, daß ihr erechtigfeit und Heiligfet 
durch einen Sünder fol veradht werden. Da gehen dem 
dieſe Worte daher: Wer bift dis denn? Willſt du un 
lehren? Sagſt du, daß unfere Ceremonien und Kirchen 
gepräng nichts ſey? Hebe dich, du Ketzer, bälteft ds 
nichts von unferm Kirchenſchmuck? Hat nicht Chriſtu 
felbit gefagt: „Mein Haus if ein Bethaus?“ Luc. 19, 
46. Alſo gebet’d daber, dad müſſen wir gewarten, und 
fo wird es geben, und nicht anders. Aber mein Ehre 
ſtus fraget nicht darnach, er läßt fie darüber zanfen, 
zürnen und murren, bis daß ſie aufhören; er wohnet 
gleichwohl indeß in ſeinen heiligen Tempeln, und weiß, 
Daß fie nichts wiſſen noch verftchen. 
as können jle dazu jagen unfere Widerſacher, 
dag Chriſtus fpriht, daß die äußerlihen Gepränge der 
Tempel und Kirchen haben nun aufgeböret, fo, „Daß 
jet die Zeit vorhanden fey zu beten, nicht zu Jerufalem, 
auc nicht auf der Bergen, fondern im Geiſt und is 
der Wahrheif?* Joh. 4, 21. 23. Aber die Zuden, die 
Ehrifto nicht glauben wollten, und die derbalben nod 
dem Geſetz zugethan nud unterworfen waren, ftrafet er 
mit ernften Worten, Daß fie den Tempel Gottes fchändes 
ten mit ihrer Kretzſchmerei, der zu dem Gebet verordnet 
und geeignet wäre. Das Wolf aber, das Chrifto glaubet, 
find alle fromm, und feinem Geſetz, Cfonderlich was die 
Ktichengepräng angehöret), unterworfen. ˖ Därum if 
der Tempel oder Kirche jet bei ihnen nicht zum Gebet 
verordnet. Denn fie werden nicht fprechen: hier iſt's, 
da iſt's. Ba, ed werden falfhe Propheten aufftehen 
und fagen: „Siehe, hier iſt Chriſtus,“ man findet ihn um 
Tempel mit Händen ebauet. Glaubet's nicht; „Denn 
Gott wohnet nihr in- Tempeln, \ ve it Hinten wwact 





— 499 — 


id,“ wie Stephanus ſagt Apg. 7, 48. und c. 17, 24 
d St. Paulus 1. Kor. 3, 16. Ä 

Diemweil denn nun der Herr in feinem Tempel woh 
t, fo lebt num nicht der Menſch, ſondern Chriftus 
et in ihm, welder fein Herz und feinen Geift mit 
naden fo Durchgoffen hat, daß er nun bingehe,. wohin 
r Herr nur will; denn ihr feyd nicht euer felbft, ſpricht 
t. Paulus 1. Kor. 6. 19. Wir werden von dem Geift 
ottes gezogen, wo er bi@@Will, dem folgen wir auch 
‚ch willig und gerne. oa | | 

Da müffen denn balde andere Früchte hernach fols 
n, da wird der Menſch gar anders, fühet auch ein an⸗ 
r Leben an; wie bier Zachäus thut: der ift ein Zöllner 
weſen und ein Wucherer,, fo er nun den Herrn zu ſich 
ieget, wird ed gar anderd mit ihm, und ift bereit, alles 
jederzugeben, wo er einen betrogen hat; auch giebt er 
e Hälfte feiner Güter den Armen. Denn er meine, 
: feyn ihm alle gleih und Chriſti Glieder; welches er 
vor, ehe Ehriftus zu ihm kam, das Widerfpiel thate, 
ihm es von den Armen ‚ fchindete und fehabete, wo er 
ir wußte zu finden und zu ſchaben. Alfobald fehrete 
h's mit ihm um, fraget nun nach nichts mehr, die Reichs 
ümer find nicht mehr fein Schatz, fondern Chriſtus; er 
drauchet der Güter nun ohn Unterfhrid, fo, daß er 
fein Hülle und Fülle habe, und auch den Armen Nah⸗ 
ng und Handreichung thuez er. hält ſich des Spruchs 
ı Palm 62, 11: „Fället euch Reichthum zu ; fo haͤn⸗ 
t dad Herze nicht ‚dran. Gebrauchet der Güter, 
8 hätte er fie nicht; denn der Herr ift fein Erbtheil. 
immt fie Gott wiederum binweg, fo dankt er Gott 
wum, und finget ihm Das Liedlein, wie Hiob: „Der 
err hat's gegeben, der Herr hgt's genommen, der 
ame des Herrn fen gelobet,“ Hiob 1, 21. 

Merum gefchiehet Das alles? - Darum, „Daß dies 
m Hand Heil ift wiederfahren; darım, daß er auf 
n Sohn Abraha ift. Abraham glaubte Gott, ſpricht 
e Schrift, und es iſt ihm zur Gerechtigkeit gerechnet; 
ad durch dieſen Glauben hat ex die Verkeigong vom 
errn erlanget, daß er ein Water aller SGlanhtarn wire," 
m. 4, 3. 18. Darum, fo viel Ab iyr ud Tea So 

sr * 


\ 


— 500 — 


beu find, die werden gefcgnet mit dem glaubigen Abra⸗ 
ham. Denn er redet micht von ber leiblihen oder ileiſch⸗ 
lihen Geburt, wie es Paulus gar meifterlih den 
Kömern außftreihet. Darum fpriht Johannes der Täu: 
fer im Matthäo 3, 9. zu den Pharifüern: Deunket nur 
sicht, daß ihr bei euch wollt fagen: wir haben Abraham 
zum Bater. Ich fage euch, Gott vermag dem Abraham 
aus diefen Steinen Kinder zu erwecken.““ Kin folder 
ft Zachäus geweſen, den Wott aus einem ſehr harten 
Stein Fleiſch machte, wie er im Propheten Ezechiel ſagt 
11, 19. 20: „Ich will ihnen ein fleiſchern Herz ges 
ben, fie follen mein Bolt ſeyn, fo will ich ihr Gott 
ſeyn.“ So ift nun Jachäus ein rechter Sohn Abrahi 
gewejen: denn er ‚bat Ehriftum aufgenommen in den 
Tempel feines Herzens , und Chriftus erfannte ihn für 
den Seinen; bat aljo den nicht betrogen, der am ihn 
glaubet. Sa, Ehriftus kann keinen betrügen noch ges 
führen, der an ihm banget; darum wohl dem, der af 
ihn boffet. | 

Ih halte, daß es aus fonderliher Gottes Ber: 
fehung gefchehen ſey, daß die lieben Wäter dieg Evan 
gelium auf dieſen Tag zu lefen und zu predigen ver: 
ordnet haben, da fie die Larsen und Gepräug der äufer: 
lichen Kirchweihung eingefeßet. haben ; wiewohl fie mit 
einem durftigen Frevel das wienſchliche Herz, fo mit 
äußerlihen Dingen gefangen ift, merflich ſehr verhin⸗ 
dern, daß es nichts Tieferd inden bedenken fan. Dod 
zeiget dad Evangelium, welches Geift und Leben üt, 
on, daß der Tempel folle Gott gebeiliget feyn: nicht 
der Tempel, der von Steinen oder Holz gebauet ift, 
und mit Schiefer bededet; fondern es fagt, daß dem 
Haufe ſey Beil wicderfahren,. weldes da ift ein Sohn 
Abrahä. Und fo fehr als die menfhlihe Fürwitzigkeit 
zu äußerlichen, leiblihen Gebäucn verführet würde, fo 
ſehr follte wiederum dad Evangelium, den wahrbafti: 
gen. Tempel Gottes zu erkennen, dringen, auf daß alle 
wege die, fo Chriftum angchüren, Die Stimme ihres 
Hirten böreten, und nicht auf die Außerlihen mannid: 
faltigen. Larven der Kirchweihung, für Die rechtſchaffene 
Belligung Gottes, adtung geben. 


— ,501 = 


Aber es iſt in diefen legten Zeiten zu dieſer Thor⸗ 
heit geratben, "daß wir die öffentliche Wahrheit des 
Evangelii in die alten Figuren zu fchließen und unters 
ftanden haben; welches zu dem alten Teftament bat 'ges, 
höret, da der mohlgebauete Tempel Salomonid bedeutet 
bat unfere Leider, daß fie folten rechte Wohnungen feyn 
dem heiligen Geifte. Welcher Teufel hat und denn’ fb 
bezaubert und verblendef, daß wir die Wahrheit und 
das Ding an ihm felbft wiederum auf die Zeichen wens 
den? Sollte man nicht den billig für toll und thöricht 
halten, der aus einem fremden Lande beim Fame, und’ 
wollte erft wieder umkehren, und auf die Zeichen oder 
Martern merfen, die ihm den Weg hätten beim gewie⸗ 
fen ? Oder that der nicht närriſch, der bezahlt Geld 
in Händen hätte, und wollte doch lieber, er hätte für 
das bereitefte Geld Schuldzettel? So rafend und un» 
finnig find wir, Daß wir auch alled, was Menfdien- 
föpfe erdenken, lieber wollen haben, denn Gottes Güte’ 
und Barmberzigfeit, Die er und umfonft erzeiget und’ 
anbeut. Wie denn mit diefem heutigen Tage auch ift 
gefhehen, daraus wir ein lauter Affenfpiel und außer: 
li) Sepränge, daß da niemanden viel nuß ift, gema⸗ 
het haben. 


Ueber das, fo ift noch eind dahinten: auf daß ja 
der Schwarm Fliegen defto leichter zu dem todten Aas 
zujammen flögen, hat man ein wenig Honig oder Bluts 
daran gefprenget. Die gottlofen Biſchöfe, dag fie uns 
ja unſinnig und unahtfam in diefen Irrthum führeten, 
haben fie das mit ihrem Ablag befhmiget, auf daß die 
Seelen der Einfältigen mit folhem Schein betrogen 
wurden, und gedachten nicht auf ihre Seligfeit. Mit 
folhen Griffen und Behendigkeiten mußten wir fpielen. 
Denn da die ai aufhöreten Bifchöfe zu feyn, mußte 
man andere bifchöflihe Aemter erdenten, daß fie die 
Ehre ihres Amts erhielten, auf dag fie ja nicht müßig 
wären und Gt. Paulo ungeborfam, der da faget: „So 
jemand: ein Biſchofsamt begehret, den gelüftet. eines gu’ 
ten Werks,“ 1. Tim. 3, 1. Er fpriht „ein Werk,“ und 
nicht ein Müſſiggang. Das Wert aber ift, das Evanı 


\ 


— 502 — _ 
gelium predigen, wie St. Paulus faget: „Wehe mir, 
wo ich nicht predige,” 1. Kor. 9. 16 

Pie wollen unfere müßige und” unnüße Bifchöfe 
dem Web entgehen, die ſich rühmen, daß fie an der Apos 
ftel Statt gefommen find? Aber es ift ein verworfen 

Amt, ein Prediger feyn; denn ed bringet nicht viel in 
die Kuchen, wenn man daB Evangelium prediget, es ift 
ein Keiner Gewinnſt dabei. Wenn man aber einmal eine 
Kirche weihet, das füllet viel Beutel und machet die 
Küchen feiſt. Es wäre billig, daß wir weineten, daß 
wir in ſolchen Irrthum gerathen ſind, daß heutiges Ta⸗ 
ges niemand darf die Wahrheit ſagen: wir fürchten uns 
alle, alle heuchlen wir, daß wir nicht um unfere Pfrün- 
den und Leben fommen, wenn wir dawider predigten, 
und wollen nit vielmehr den fürdten, der da fpridt: 
„Wer mein verleugnet vor den Menfchen, deß wird ver: 
leugnet werden vor den Engeln Gottes,“ Luc. 12,9. 
Kirchen und Tempel muß man haben, daß wir Gottes 
Wort darinnen hören und die Sacrament handeln; aber 
das ift ein närrifh Werf, daß wir meinen, wir haben 
Gott ein Haus gebauet , daß er und hören wolle eben 
in dem Tempel und nicht an andern Orten auch. Wir 
folen Gott danfen, daß er und Erhörung äugefaget bat 
an allen Enden; aber wir wollen den weiten Tempel 
Gottes in einen "engen Ort dringen, und Gott mit eis 
nem kurzen Ende fahen, den Himmel und Erde nicht 
Tann begreifen. Wehe dir, du fhändliher Ungkaube ! 

Aber was ift fih. deß zu verwundern, Daß bie 
weltlihen Dinge, und was Menfhen erdacht haben, alfo 
vor der Welt fcheinen, und was rechtfchaffen und chrift- 
lich iſt, fo ungeftalt und unangenehm find in unfern 

Augen, dieweil die ganze Schrift Das bezeuget, Daß „die 
göttlihe Weisheit der Welt eine Thorheit iſt,“ 1. Cor, 
1. 18, und Chriſtus. Jeſus mit feinem Worte müffen 
ein verwpoifen und veracht Ding ſeyn vor der Welt? 
„Derhalben follt ihr nicht richten noch urteilen nad) dem 
Aufßerlihen Anfehen’ der Dinge, fondern richtet mit einem 
rechten Gerichte,“ Joh. 7, 

Ev wir nun feiren die außerlihe Kirchweihung, 
warum ſollen wir wicht auch (erg eine \naertüte Kick 


ER 


— 503 — 


weihung, den Tag der Taufe? Aber es muß alles 
umgekehrt ſeyn. Da bat ein ſchlechter Prieſter oder Kaps 
lan: den rechten Tempel Gottes geweihet und gehei⸗ 
liget; den andern Tempel, Holz und Steine, hat der 
Biſchof geweihet: dieſe Kirchweihung feiret man, jene 

aber nicht. Denn es iſt Gottes Werk, das muß vor 
der Welt nichts ſeyn und gering angeſehen werden; was 
aber die Welt erdenket, das iſt koͤſtlich und herrlich vor 

ihr. Aber vor Gott gilt es wiederum auch nichts. 

Alſo es hat Gott gefallen, daß die müßigen, 

unnuͤtzen Biſchoͤfe je nichts Gutes noch Nützes thäͤten, 
und die Göoͤtzen der Welt ihre Abgötterei behielten; doch 
mit dieſer Beſcheidigkeit, daß fie die Geldmärfte kheuer 
genug verkauften, und dem Gelde vor allen Kirchthüren 
nachſtelleten, auf daß man ja nichts ohne Geld von ih⸗ 
nen bekäme: daher hat der. Schweiß des armen Völk⸗ 
leins müſſen fommen. Wo denn num irgend einer in - 
feinem Zeftament Geld zur Kirche beſchieden bat, den 
bat man vom Predigtftuhl ausgeſchrieen, und dem Volke 
in ihr andächtiges Gebet befohlen, Damit fie andere aud) 
hinanbraͤchten. Solches Geld follte man dem lebendigen 
Tempel Gottes mitgetheilet haben; aber ſie haben felbft 
nicht genug, die Bauchdiener, Daß fie Davon freffen und 
ſaufen. Zu. dem Teſtament, dad den todten Tempelr - 
angehet, vermahnet man alle Welt, daß fie dep nicht - 
‚ wollten vergeffen, daß ja Stein und Holz feinen Schmuck 
behielten, und je feine gemalte Bilder hätte; aber des leben- 
digen Tempeld Gottes wird nicht mit einem Worte gedacht ; 
da macht niemand: den Armen ein Teflament, die vers 
fäumen wir, und laflen ſie Noth leiden; denn es iſt 
Gottes Gebot da und Gotted Thun, auch bat es kei⸗ 
nen Schein vor der Welt: mad aber Menfchen erden⸗ 
fen, das hält und treibet man mit Ernft, da ift mon 
willig zu, und giebet, weil man geben fan, 

Zahäus wollte viel lieber fein Teſtament, die 
Hälfte feiner Güter, zu dem rechten und wahrbaftigen 
Tempel Gottes befheiden; denn er war auch der les 
bendige Tempel Gottes, dem Heil war wiederfahren, 
in dem die Gnade Ehrifti wohnete, Aber wir, die wir 
tobt find, ‚forgen and) auf todte Dinge , beſcheiden unler- 


— 504 — 


Geld Steinen und Holz: denn wir ind härter denn Steine, 
Es wäre Feit, daß wir und umkehreten; hernach werden 
wir feine Zeit gu büßen haben. Wenn wir Tempel bar 
ben, darinnen wir und Gottes Gaben nehmen fünnen, und 
nicht Gott etwas darinnen geben, fo laßt uns genügen. 
Laßt und den Abgott und den Göhen , mit Menfchenhäns 
den gemacht, nicht fo hoch erheben; Gott darf unfrer 
&üter nody unſres Geſchmucks nichts. Aber wir kehren's 
gerade um, was wir den lebendigen Tempeln than follten, 
das legen wir an die todten Tempel. Darum iſi's fein 
Wunder, wenn gleich der Donner mehr in die Kirchen, 
denn in die Frauenhäufer ſchlägt; ja, felten höret man, 
daß der Donner in bdenfelbigen Häufern Schaden thut. 
Denn Gott will gewiß damit anzeigen, Daß ihm ſolcher abs 
göttifhe Dienft trefflich fehr mißfalle.. Hurerei aber und 
Ehebruch find grobe Sünden, daß fie auch eine Saue mit 
der Rafe riechen möchte: wie greulich und erſchrecklich aber 
Diefe Abgötterei ſey, die alfo unter dem Schein eines rech⸗ 
ten Gottesdienſtes einher gehet, weiß , noch erfennet nie 
mand, denn der den Geiſt Gottes ‚hat. 

Hieher gehören audy die Feldkirchen, da man hin wals 
Set, welche niemand nüß find, denn den Geldnarren, und 
daß des Teufeld Heer dadurch gemehret werde; denn es 
Sind die allerfchändlichften Hurhäufer, darinnen alle Bräute, 
alle gläubige Seelen, von Chriſto, ihrem Bräutigam, abs 
fallen und die Ehe brechen, darum, daß fie allda ihre Ges 


ligkeit firhen. Es weiß der Teufel fehr wohl, daß wirfo . 


meifterlich betrogen werden, und daß man unfere Herzen 
fein anfuͤhret mit den verführerifchen Zeichen, welche Gott 

efchehen läßt zu merflihem Schaden derer, die nicht in 
* hoffen, und „die Liebe der Wahrheit nicht haben ange⸗ 


nommen, daß ſie möchten ſelig werden,“ wie St. Paulus 


ſagt 2 Theſſ. 2, 10: „Die Augen aber des Herrn ſehen 
auf die Gerechten, und ſeine Ohren auf ihr Schreien.“ 
Pſalm 34, 16. Das ſey von dieſem Evangelio geſagt; 

wollen Gott um rechten Glauben bitten und ihn anrufen. 


Ende des fünfzehnten Bandes. 





E eds anne a ..-. 





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